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Erretter

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02.09.2001
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Erretter

In der Fußgängerzone einer großen Stadt:

Ein kleines Mädchen fragte frech:
„Wer bist du ?“
„Ich bin der Erretter“ antwortete der große Mann teilnahmslos.
Dann richtete er seinen schwarzen Anzug und begutachtete die große schwarze Tasche die rechts von ihm am Boden lag.
„Was tust du ?“ das kleine Mädchen ließ sich scheinbar nicht abschrecken.
Der Mann sah nun dem Mädchen in die Augen.
Es war wirklich noch sehr klein, hatte rote Haare und Sommersprossen, die Augen des Mädchens funkelten vor Neugierde.
„Du wirst sehen.“
Der Mann drehte sich wieder vom Mädchen weg und fokussierte Dinge die ihm wichtiger zu sein schienen.
„Kind. Geh jetzt zu deinen Eltern“
Seine Stimme hatte etwas an sich was man als Aufforderung deuten könnte, auch wenn sie noch immer teilnahmslos klang.
„Nein. Ich bin gerade von ihnen weggelaufen. Ich hab mit ihnen gestritten. Sie wollen mir nicht mein Puppenhaus kaufen. Ich mag sie nicht mehr, sie sind dumm....“
Das Mädchen klang aufgeregt und sprach schnell, wurde jedoch von dem Mann unterbrochen:
„Die Meisten sind dumm.“
Die Kleine kicherte, der Mann im Anzug verzog jedoch keine Miene.
Seine Gesichtszüge erschienen überhaupt sehr hart und starr.
Haare hatte er keine, er war völlig kahlgeschoren.
Aus irgendeinem Grund nahm der Mann nun doch wieder das Gespräch auf:
“Und wer bist du ?“
„Ich bin Theresa, ich gehe in die 4. Klasse Volkschule...“
Theresa schien erfreut über die Wiederaufnahme des Gesprächs.
„...aber du hast meine Frage von vorhin nicht ganz beantwortet, wer bist du, was macht ein Retter ? Bist du bei der Rettung oder so?“
Der Mann schwieg einige Minuten lang, das Mädchen wartete, sah nur den eigenen Atem in der Luft kondensieren.
„Ich bin mir nicht gänzlich im Klaren darüber, ich weiß es nicht, vielleicht bin ich was ich glaube zu sein, mein Geist ist erfüllt von Vorstellungen denen ich mich hingebe, von Vorstellungen denen ich mich hingebe weil ich nicht weiß wohin sonst, weil ich keinen Weg mehr finde, das Suchen wird zu hart, ich ertrinke, nein, hatte Angst zu ertrinken.... ich wurde gerettet, von Vorstellungen die mein Rettungsboot darstellen auf diesem sinkendem Schiff, die mein Ertrinken verhindert hatten und mich hinaustrieben, so weit hinaus.... jetzt bin ich der Retter, ich rette... errette, erlöse, bin der Ernannte, durch meinen Geist gefundene und Ernannte, der gerettete Erlöser.“
Der Kahlrasierte sprach mit seiner tiefen Stimme diese Worte, mehr zu sich selbst als zu Theresa, welche die Worte im Einzelnen nicht erfassen konnte sich jedoch überwältigt sah von der Überzeugung die man aus ihnen heraushörte.
Dann, wieder nur Schweigen.
Der Mann sah sich die Umgebung an und die vielen Vorbeigehenden die hastig durch die Gegend rannten.
Das Mädchen versuchte die Worte zu verstehen und beobachtete den Mann, den sie für den Rest ihres Lebens in Erinnerung behalten würde.
Dann fragte sie: „Aber, was, was genau tust du ?“
„Hier, wo das Leben keinen Wert besitzt, bringe ich den Tod.“ Der Mann blickte das Mädchen durchdringend an, wartete jedoch nicht auf eine Antwort.
Er drehte sich um und sah sich die Menschen hier an.
Das Mädchen verschwand lautlos.
Der Mann wendete sich wieder dorthin wo das Mädchen gestanden war.
„Du sollst noch eine Chance haben.“
Dann öffnete er die schwarze Sporttasche.
Ein Granatwerfer kam zum Vorschein.
Dann brachte der Mann den Tod.

 

Heftig, heftig.
Gut geschrieben, gefällt mir.
Atmosphäre und die beiden Menschen sind gut beschrieben, man kann sich die Szene gut vorstellen; die Dialoge klingen nicht zu aufgesetzt (auch wenn der Mann, als er versucht, seine Absicht zu erläutern, etwa konfus wird - aber das lag ja wohl in Deiner Absicht.)

Was dem Ganzen noch gut getan hätte, wären vielleicht so Zwischenszenen gewesen, in denen der Mann kurz etwas sieht, was ihn bestärkt, den Granatwerfer zu zücken. Irgendwas, wodurch man auf das schließen könnte, was ihn so ankotzt.

 

Danke für die Kritik.

Das mit den Zwischenszenen ist übrigens eine super Idee, ich glaub darüber sollte ich wirklich nochmals nachdenken.

 

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