hui, das kann lang werden - zum aufwärmen ein selbstzitat:
"erwartungen ist eigentlich ein paradoxer titel, denn er erweckt beim leser gerade das, und das ist ein viel zietierte lehrmeinung, was beim genuss, vor allem ästhetischer art, vermieden werden sollte: erwartungen!
gerade aus derartigen ansatzpunkten entwickelte sich etwa in den sechziger jahren der stil der aleatorik, mit dem ziel, vollkommen frei von vorurteilen zu genießen, egal was kommen mag!
man denke nur an mersault, dem tragischen held in der fremde - auch er erreicht seine befreiung nur durch aufgabe der hoffnung (erwartungen).
und gerade das, in verbindung mit der spielerischen kommunikation mit dem leser, macht den text interessant."
OK - dann mal ran an den Text:
"Ich erwarte, äh, wir erwarten. Was?
Alles im Kopf, alles im Kopf!
Wo? Wo der Sinn?
Kopf! Im Kopf!"
das wiederholte "im Kopf" weist schon darauf hin:
das denken als wohl größtes übel der menschheit - es hindert uns an der wahrnehmung. wir registrieren, filtrieren, katalogisieren und sehen so, wie es so schön heißt, den wald vor lauter bäumen nicht, erkennen nicht das kosmische unbewußte, das uns umgibt, ein meer des nichts, in dem gegensätze sich vereien und als insel drauf das dürftige bewußtsein des menschen. was also tun?
"Akzeptieren!"
akzeptieren, egal was kommen mag. in der antike galt als wahres heldentum nicht etwa tapferkeit, stärke, mut, etc ... sondern zu akzeptieren, was immer auch kommen mag, sich abfinden, auch mit gröbsten schicksalsschlägen - ödipus stürtzte sich nicht in den tod, er trägt die konsequenzen (sticht sich die augen aus) und lebt sein leben weiter.
oder akzeptiere, gleich einem josef k., der die sinnlosigkeit seines unterfangens den prozess zu gewinnen erkennt und sich dem lauf der dinge hingibt - ohne wenn und aber. vorurteilslos annehmen, allerdings dazu bedarf es der gewissheit unserer verklärenden vernunft.
"Nicht so oder so!
Gleich, alles gleich!
Egal was?
Egal was!"
diese gilt es nämlich, will man akzeptieren und vorbehaltslos annehemen, auszuschalten, in ihr entstanden und entstehen wertungen, meist derart ausgeprägt, dass wir uns gar nicht bewußt sind, dass es sich um eine wertung handelt. man muß sich lösen von allen seinen vorstellungen und alles als gleichwertig betrachten: seinen Geist läutern um für göttliche Einflüsse empfänglich zu werden.
Wir warten!
also keine erwartungen, akzeptieren - in diesem sinne kann das warten eine lehrreiche angelegenheit werden (man beachte freiraum nach warten), ähnlich wie die stillesequenz von cage´s 4'33'' für eingeweihte sich zu einem ohrenschmaus entwickeln kann.