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Erwartungen

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21.08.2002
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Erwartungen

Ich erwarte, äh, wir erwarten. Was?
Alles im Kopf, alles im Kopf!

Wo? Wo der Sinn?
Kopf! Im Kopf!

Akzeptieren!

Nicht so oder so!
Gleich, alles gleich!

Egal was?
Egal was!


Im Kopf?
Sinn?


Wir warten!

 

hey linjus,

im moment steh ich total auf dem schlauch.
ich erwarte, dass ich, egal was für einen, sinnn in den kopf kriege, den ich dann akzeptieren soll? soll ich meine kritische haltung aufgeben? alles vorurteilsfrei, wertungsfrei hinnehmen? und dann stelle ich fest, dass es anderen genauso geht? ist es eine allgemein gültige aussage, die du treffen willst?
musst dem leser schon n bissl weiterhelfen

aber warte, in verbindung mit der überschrift... du hast den begriff erwartung auf das warten reduziert, warten auf etwas bestimmtes, man wartet auf die eine oder andere möglichkeit, im kopf vordefiniert, statt es auf sich zukommen zu lassen und es einfach zu akzeptieren, da es ja, wenn es eintritt, bereits geschehen ist. so ähnlich zumindest verstehe ich deinen text.
richtig? dann vergiß ´meinen ersten absatz :D
allerdings stimme ich dann nicht so pauschal mit deiner aussage überein. wäre nicht meine mentalität alles einfach passieren zu lassen, will wenn möglich vorbereitet sein auf dinge die geschehen können. dazu muss ich vorher darüber nachdenken, wobei sich erwartungen entwickeln...

so interpretiert jedenfalls gefällt es mir dann doch, ist interessant im frage/antwort-stil, an ein gedicht erinnernd. gut.
cu bigmica

 

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"aber warte, in verbindung mit der überschrift... du hast den begriff erwartung auf das warten reduziert, warten auf etwas bestimmtes, man wartet auf die eine oder andere möglichkeit, im kopf vordefiniert, statt es auf sich zukommen zu lassen und es einfach zu akzeptieren, da es ja, wenn es eintritt, bereits geschehen ist. so ähnlich zumindest verstehe ich deinen text."
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du hast den nagel auf den kopf getroffen!
eigentlich ist der titel paradox, denn gerade er impliziert beim leser, was - und das ist eben eine meinung, vor allem etwa bei camus oder aber auch im zen anzutreffen - man vermeiden sollte: erwartungen!

 

Dieser Beitrag erinnert nicht nur an ein gedicht. Er ist sogar eins. Hmmm....

 

Nun, eine mögliche Löschung wurde schon mit Leif diskutiert - und schließlich wurde zugunsten des Textes entschieden.

 

Auf das uns dieses Forum noch viele viele viele tolle Gedichte bringen wird... arghh

 

Ein experimenteller Grenzfall, siehe linjus' Erklärung. Trotzdem: in Zukunft werde ich strenger sein. Der Prosa-Anteil muss höher sein.

 

Man kann den Text auf zweierlei Arten lesen:
a) als Gedicht
b) als abstrahiertes Prosafragment

ich hätte eher Lesart b) -absichtigt!

 

abstrahiertes Prosafragment *hä*
willst du uns verarschen?
auf so nen mist kann ich aber verzichten.

 

hat du dich jetzt mit zaza zusammengeschlossen? :-O
Naja, vielleicht kannst Du ja mal begründen (in normaler Sprache) worin denn nun Dein Experiment liegt und wieso es so wichtig für uns ist, das Du es gemacht hast.

 
Zuletzt bearbeitet:

hui, das kann lang werden - zum aufwärmen ein selbstzitat:

"erwartungen ist eigentlich ein paradoxer titel, denn er erweckt beim leser gerade das, und das ist ein viel zietierte lehrmeinung, was beim genuss, vor allem ästhetischer art, vermieden werden sollte: erwartungen!

gerade aus derartigen ansatzpunkten entwickelte sich etwa in den sechziger jahren der stil der aleatorik, mit dem ziel, vollkommen frei von vorurteilen zu genießen, egal was kommen mag!

man denke nur an mersault, dem tragischen held in der fremde - auch er erreicht seine befreiung nur durch aufgabe der hoffnung (erwartungen).

und gerade das, in verbindung mit der spielerischen kommunikation mit dem leser, macht den text interessant."

OK - dann mal ran an den Text:

"Ich erwarte, äh, wir erwarten. Was?
Alles im Kopf, alles im Kopf!

Wo? Wo der Sinn?
Kopf! Im Kopf!"

das wiederholte "im Kopf" weist schon darauf hin:
das denken als wohl größtes übel der menschheit - es hindert uns an der wahrnehmung. wir registrieren, filtrieren, katalogisieren und sehen so, wie es so schön heißt, den wald vor lauter bäumen nicht, erkennen nicht das kosmische unbewußte, das uns umgibt, ein meer des nichts, in dem gegensätze sich vereien und als insel drauf das dürftige bewußtsein des menschen. was also tun?

"Akzeptieren!"

akzeptieren, egal was kommen mag. in der antike galt als wahres heldentum nicht etwa tapferkeit, stärke, mut, etc ... sondern zu akzeptieren, was immer auch kommen mag, sich abfinden, auch mit gröbsten schicksalsschlägen - ödipus stürtzte sich nicht in den tod, er trägt die konsequenzen (sticht sich die augen aus) und lebt sein leben weiter.
oder akzeptiere, gleich einem josef k., der die sinnlosigkeit seines unterfangens den prozess zu gewinnen erkennt und sich dem lauf der dinge hingibt - ohne wenn und aber. vorurteilslos annehmen, allerdings dazu bedarf es der gewissheit unserer verklärenden vernunft.

"Nicht so oder so!
Gleich, alles gleich!

Egal was?
Egal was!"

diese gilt es nämlich, will man akzeptieren und vorbehaltslos annehemen, auszuschalten, in ihr entstanden und entstehen wertungen, meist derart ausgeprägt, dass wir uns gar nicht bewußt sind, dass es sich um eine wertung handelt. man muß sich lösen von allen seinen vorstellungen und alles als gleichwertig betrachten: seinen Geist läutern um für göttliche Einflüsse empfänglich zu werden.

Wir warten!


also keine erwartungen, akzeptieren - in diesem sinne kann das warten eine lehrreiche angelegenheit werden (man beachte freiraum nach warten), ähnlich wie die stillesequenz von cage´s 4'33'' für eingeweihte sich zu einem ohrenschmaus entwickeln kann.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi linjus!

Also den Sinn Deines Textes habe ich schon beim Lesen erkannt, Deine Ausführung war dafür nicht notwendig. Allerdings glaube ich, ist es mehr ein Text ausschließlich für Leute, die sich mit den umgesetzten Gedanken schon ausführlich auseinandergesetzt haben und daher ihre eigenen Gedanken in dem Text wiederfinden.
Liest den Text ein Mensch, der darüber noch nicht intensiv nachgedacht hat, wird er auch Deine Aussage nicht darin finden können und Dein Experiment als Schwachsinn abtun. Für ihn ist es dann auch tatsächlich Schwachsinn, weil der Sinn ja nicht wirklich daraus hervorgeht, sondern erst hineininterpretiert werden muß, was Du ihm nicht leicht machst.

Schlußfolgerung daraus sollte meiner Meinung nach sein, daß Du den Text ausbauen und etwas leichter durchschaubar machen solltest. Indem Du das tust, und zum Beispiel noch einige Gedanken einfügst usw., entwickelt sich Dein Text auch vom scheinbaren Gedicht weg zu einem weniger grenzfälligen Werk... :)

Du verstehst ja sicher auch, daß wir nicht wollen, daß Kurzgeschichten.de jetzt mit Gedichten zugeschüttet wird und deshalb werfen viele ihre kritischsten Blicke in diese Rubrik. Also bitte nicht böse sein, wenn einige ihrem Unmut freien Lauf lassen: Woran das Herz hängt (und das hängt bei vielen von uns u.a. an kg.de), das verteidigt man auch... ;)

Alles liebe
Susi

 

Oha. Danke für das ausführliche Statement

"Schlußfolgerung daraus sollte meiner Meinung nach sein, daß Du den Text ausbauen und etwas leichter durchschaubar machen solltest. Indem Du das tust, und zum Beispiel noch einige Gedanken einfügst usw., entwickelt sich Dein Text auch vom scheinbaren Gedicht weg zu einem weniger grenzfälligen Werk... "

hmmm... Muss ich mir noch gründlich überlegen - immerhin ist die Knappheit des Textes und der Sprache Teil des Konzeptes, somit wird der angesprochene Inhalt gleich direkt beim Lesen quasi zu einer Probe für den Leser - daher nicht zu viel ausbauen.

Die Frage stellt sich für mich viel mehr, wie kommt man bei der verwendeten Sparsamkeit der Mittel weg vom scheinbaren Gedichtimage - und diese Frage ist nicht leicht zu beantworten.

Hat irgendjemand noch Ratschläge?

 

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