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Erziehungsmaßnahme
"Tante Isolde, du bist ganz schön spießig!" Das kleine, dreizehnjährige Monster, welches diese Worte gesprochen hatte, grinste mich halb aufmüpfig, halb triumphierend an. Tante nannte sie mich eigentlich nur, wenn sie mich ärgern wollte. Dabei hätte ich gedacht, dass man mittlerweile ganz vernünftig mit ihr reden könne. Und das alles nur, weil ich ihr ein T-Shirt geschenkt hatte, das zu lang war und deshalb zu wenig Niere nach außen sehen ließ! Ich griff im nächsten unbeobachteten Moment zum Handy: "Harry, ich muss mit dir reden. Ja, heute noch. Hast du Zeit? In unserem Restaurant ... hmm, 19:30, schaffe ich. Bis denn, bist ein Schatz".
Harry war der einzige, der aus der Clique meiner Jugendzeit noch übrig war. Der Teddybär zum kuscheln oder der Typ zum Pferde stehlen, je nach Stimmungslage. Am meisten schätze ich an ihm, dass wir es über all die Jahre hinweg geschafft hatten, uns nie zu nahe zu kommen, von punktuellen Intermezzi abgesehen, welche aber ohne Spätfolgen geblieben waren, ein echtes Kunststück bei langjährigen Mann-Frau-Freundschaften. Wir trafen uns in unserem Stammrestaurant, ein neutral in der Mitte unserer Behausungen gelegener Ort der gemeinsamen Gespräche.
"Isy, gut siehst du aus. Schön dich zu sehen!" Er war ein unverbesserlicher Charmeur und es war mein Ritual, seine Komplimente zu ignorieren.
"Hast du dich liften lassen", fragte ich spitz. Er konterte, dass er nun regelmäßig ins Fitnessstudio gehe, um sein Kraft-Gewichtsverhältnis zu optimieren. Wir setzten uns.
"Also, was ist los? Du hast gestresst geklungen heute Nachmittag."
"Midlife Crisis", meinte ich trocken. Harry schlug die Hände zusammen: "Nun hör aber auf Isy! Du bist gerade mal 35. Denk mal an deine Lebenserwartung. Frau, keine zehn Kinder zur Welt gesetzt ... die spritzen dich hin, bis du 97 bist. Ich habe da einen Schwager, der arbeitet in der Pathologie und kennt sich aus mit sowas!"
"Überweist du mir einen monatlichen Zuschuss für die Pflegeversicherung? Nee, Quatsch beiseite, mir geht es echt schlecht. Christina, du weißt schon meine Nichte, hat gemeint ich bin spießig." Ein Ober kam an unseren Tisch, räusperte sich diskret und unterbrach unsere Unterhaltung:
"Was darf ich den Herrschaften bringen?"
"Ein Viertel Chianti für die Dame und für mich den Riesling", antwortete Harry in routinierter Selbstverständlichkeit. Der Ober übergab uns die Speisekarten und entschwand. Harry nahm den Faden wieder auf: "Spießig. Na und?"
"Ich fühle mich so alt, Harry. Verstehst du nicht ... auf einmal ist alles so weit weg, denk doch mal an unsere Jugendjahre ..."
"Die Zweiliterflaschen Rotwein von Aldi, die Grillfeiern ..."
"Die Orgien während der Studentenzeit, die Partys im Wohnheim und weißt du noch, die Sache mit Piffmann?"
Harry nickte und begann zu grinsen. "Piffmann und seine Gartenzwerge. Piffmann der Spießer, Staatsfeind Nummer eins." Wir versanken in seliger Erinnerung.
"Wessen Idee war das eigentlich gewesen mit der Entführung", fragte ich.
"Entweder Karl oder Felix, ist ja egal. Eine geniale Aktion jedenfalls."
"Das beste war, als wir den Erpresserbrief zusammengeklebt haben, aus Zeitungsschnipseln ..."
"Eine Kiste Wein, oder du siehst deine Zwerge nie wieder!" Ob er noch lebte? Na ja, vielleicht bestenfalls im Pflegeheim, er war damals schon Rentner gewesen, mit unendlich viel Zeit, um vom Garten oder dem Fenster aus zu beäugen, was in der Nachbarschaft vorging, sein Auto zu waschen oder seine Zwerge abzustauben. Wir hatten ein Feindbild aufgebaut, kultiviert. Die Kiste Wein hatten wir dann doch bekommen, nach einer spektakulären Lösegeldübergabe, bei welcher beinahe die Hälfte der Zwerge zu Bruch gegangen wäre. "Mann war der spießig", meinte ich zu Harry und wurde mir erst danach die Zweideutigkeit des Ausspruchs bewusst, da auch ich mittlerweile die Fronten gewechselt hatte, wenn auch nur in Christinas Augen.
Unsere Getränke kamen und wir bestellten das Essen. Schließlich breitete ich mein eigentliches Anliegen vor Harry aus: "Ich will ihr einen Denkzettel erteilen. Ich will ihr zeigen, dass ... Was ist eigentlich das Gegenteil von spießig?"
Harry grübelte einen Augenblick, um dann zu meinen: "Cool?"
Das war es. Cool! Ich würde ihr zeigen, dass ich cool bin. Jetzt musste nur noch ein wasserdichter Plan her, dafür war aber Harry genau der Richtige, im Planen von schrägen Aktionen war er Fachmann. Christina kannte ihn nicht und ich konnte mich nicht erinnern, schon einmal von ihm erzählt zu haben. Sieben Riesling und fünf Chianti später waren wir fertig und schwankten sichtlich erheitert ins jeweilige Zuhause. Die Umsetzung würde am kommenden Wochenende erfolgen.
*
Wir hatten das Haus meiner Schwester verlassen und schlenderten zur Bushaltestelle. "Isy, wo fahren wir eigentlich hin", fragte Christina.
"Ich dachte, wir gehen in den Zoo", sagte ich und schaffte es tatsächlich, mir das Grinsen zu verbergen. Christina sah mich mit einem Ausdruck des Entsetzens an, als hätte ich ihr eröffnet, einen zweiwöchigen Handarbeitskurs für sie gebucht zu haben.
"In den Zoo", wiederholte sie fassungslos. Bevor sie zu weiteren Nörgeleien ansetzen konnte, briet ich ihr die einstudierte Moralpredigt über:
"Nun fang bitte nicht an zu nörgeln. Du meinst wohl: Zoo, das ist stinklangweilig. Wie kann man nur mit solchen Vorurteilen an die Sachen herangehen? Da gibt es Affen, Eisbären, Pinguine ... lauter Tiere die du sonst nicht zu Gesicht bekommst. Außerdem weiß man nie, wie sich die Dinge entwickeln. Leben heißt, offen zu sein für Überraschungen, nicht alles a priori abzulehnen." Sie trabte schmollend neben mir her, verbiss sich aber eine Bemerkung über ihre Wunsch-Alternative, das Kaufen von Klamotten auf Tantes Kosten, den Besuch eines Großhändlers für Unterhaltungselektronik und natürlich das Suchen nach CD-Neuheiten. Wir waren an der Bushaltestelle angekommen, Christina schaute demonstrativ von mir weg, als das Cabriolet um die Ecke bog und neben uns anhielt.
"Kann ich euch beiden Süßen irgendwohin mitnehmen", meinte Harry einladend grinsend.
"Ja, warum nicht. Wie wollen in den Zoo. Fährst du in die Richtung", fragte ich, als sei es eine Selbstverständlichkeit eine derartige Alternative zum Bus zu haben. Wir stiegen ein, das heißt ich stieg ein, Christina schaute noch leicht belämmert drein, nahm aber schließlich doch auf einem der hinteren Sitze Platz.
"Darf ich mich vorstellen, Harald mein Name, aber meine Freunde nennen mich Harry."
"Isolde."
"Tina.
"Na super. Und ihr beiden wollt wirklich in den Zoo? Ich könnte mir denken, dass die junge Lady da doch ganz andere Vorstellungen hat."
Ein Leuchten glitt über Christinas Gesicht, doch befanden wir uns im Auto eines fremden Mannes und sie war alt genug, um die Situation als seltsam zu empfinden, also schwieg sie. Ich übernahm die Antwort: "Was würdest du uns denn als Alternative vorschlagen?"
Harry grinste und meinte: "Na ja, wir fahren in die Stadt, bummeln etwas 'rum, kaufen gemütlich ein, Essen 'was und am späten Nachmittag setze ich euch genau wieder dort ab. Ist das ein Plan?"
"Klingt gut. Abgemacht", meinte ich und sah mich zu Christina um, die immer noch nicht wusste, was sie sagen sollte. Wir waren ungefähr fünf Minuten unterwegs, die ich mit gepflegtem Smalltalk mit Harry verbracht hatte, als eine weitere Bushaltestelle auf unserem Weg lag. An dieser stand ein einzelner Skinhead, Harry zwinkerte mir zu. Ich hatte verstanden, auch dieses Detail war arrangiert.
"Wollen wir den jungen Mann dort mitnehmen? Ist das o.k.", fragte ich nach hinten gewandt zu Tina, welche sich mit der Situation anzufreunden begann, wohl vor allem aufgrund der Aussicht, dem Handarbeitskurs entgangen zu sein.
"Klar, warum nicht?"
Harry steuerte den Wagen an die Seite, dann kam mein Auftritt: "Hey Kleiner! Willste ein Stück bei uns mitfahren, wir fahren in Richtung Zentrum!"
Der Angesprochene zögerte einen Moment, um dann doch zu uns einzusteigen, rechts hinten, neben Christina. Wir starteten eine weitere Vorstellungsrunde und erfuhren, dass unser Gast Herrmann hieß. Ausgezeichnet, dachte ich mir. "Sag mal Herrmann, das mit deinem Haarschnitt, hat das eigentlich ideologische Gründe?"
"Na ja, also die Kameraden die laufen auch alle so rum. Das ist irgendwie, also, na ja, man drückt so irgendwie seine rechte Gesinnung aus."
Rechte Gesinnung. Ich war mir nicht so ganz sicher, ob man das Thema jetzt schon auf Christinas Lehrplan setzen könne, aber andererseits musste sie sich ja irgendwann damit auseinandersetzen, also warum nicht jetzt, wenn Anschauungsmaterial vorhanden war. "Na, dann wollen wir doch mal den theoretischen Unterbau deines kranken Weltbildes untersuchen", dachte ich mir und durchwühlte mein Gedächtnis nach einer passenden Prüfungsaufgabe.
"Herrmann, ich würde dich gerne etwas fragen: Was hältst du eigentlich von Richard Wagner?" Herrmanns Antwort ließ nicht lange auf sich warten: "Wagner? Ist das der Reifendiscounter?"
"Nee, ich meine den Komponisten, den manche als Wegbereiter des Nationalsozialismus bezeichnen."
"National ist cool. Aber ist das schlimm, wenn ich den nicht kenne? Was hat der denn komponiert?"
Eins zu Null für die Stimme von der Basis von rechts hinten. Ich war erst einmal sprachlos. Sollte ich nun etwas über den "Ring" erzählen, die verquere ständige Inzucht aller Beteiligten, die kriminellen Heldengestalten und das kranke Frauenbild? Ich verwarf den Gedanken als in zweifacher Hinsicht pädagogisch schlecht.
"Ach ist nicht so wichtig, war nur so eine Idee", ruderte ich zurück. Vielleicht ist er ja unter schwierigen Verhältnissen aufgewachsen und hat keinen Bezug zu klassischer Musik, aber lesen wird er doch wohl können: "Und Nietzsche? Was hältst du von dem?"
"Nih-Tsche? Klingt irgendwie ausländisch. Wer ist das?"
Der grinsende Harry kam mir zu Hilfe: "Friedrich N-I-E-T-Z-S-C-H-E. Kein Slowake sondern, guter deutscher Philosoph, Pastorensohn. Von dem hast du sicher schon gehört. Denk mal an den Übermensch!"
Herrmann fing an zu grinsen: "Aber klar doch. Übermensch und Untermensch. Die Übermenschen sind wir und die anderen ..."
Übermensch und Untermensch, aha, so funktioniert das also. Es war eine Zeit her, dass ich den Zarathustra gelesen hatte, konnte mich aber nicht an irgendwelche Untermenschen erinnern die darin vorgekommen wären. Mir kam eine neckische Idee, welche natürlich zu schön war, um realisierbar zu sein: "Herrmann, du willst bestimmt deinen Kameraden mal so richtig imponieren. Es gibt da ein Buch: 'Also sprach Zarathustra' Ist nicht so teuer, Taschenbuch. Ein echter Klassiker der deutschen Literatur. Kann ich dir wirklich empfehlen."
"Ist das von Nie-tzsche?"
"Der Junge ist prima, hat echt Grips", rief ich in die Runde.
"Ja denkt ihr denn, braun ist gleich blöde?"
Harry und ich warfen uns einen verunsicherten Blick zu. Was sollte man darauf antworten?
"Und was spricht der Zarathustra", fragte Hermann mit offensichtlichem Interesse. Das ganze begann peinlich zu werden. Eine kurze, prägnante Inhaltsangabe? Oh je. Auch Harry war keine echte Hilfe in diesem Punkt. Die Erlösung kam schließlich von Christina:
"Da ist ein Polizeiauto hinter uns!" Harry warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel und meinte lapidar: "Na, dann werden wir uns mal besser an die Verkehrsregeln halten. Aber das Kennzeichen können sie noch auf der Liste haben, der Wagen ist ganz frisch geknackt. Ich kenne mich da aus, mein Schwager arbeitet bei der Kripo." Eine Fußgängerampel schaltete auf Rot um und Harry stieg auf die Bremse. Im Kofferraum hörte man ein dumpfes Rumpeln.
"Was war das", fragte Hermann und deutete nach hinten.
"Ach ja, hatte ich fast vergessen. Der Tresor, den müssen wir nachher noch abkippen. Super, dass wir dich dabei haben, Herrmann. Ich hoffe, du hast keinen Bandscheibenschaden."
Ich drehte mich kurz zu Herrmann um und bildete mir ein, eine leichte Blässe in seinem Gesicht zu erkennen. Die Ampel schaltete um und wir fuhren weiter, das Polizeiauto blieb hinter uns.
"Mir ist da etwas eingefallen. Ich muss heute noch zu einem Kameradschaftsabend. Könnte ihr mich bitte rauslassen?"
Ich warf einen Blick auf die Uhr und meinte: "Es ist gerade erst halb zehn." Doch Herrmann ließ sich nicht beirren: "Da drüben ist eine Buchhandlung, halt doch mal an bitte. Ich wollte doch noch das Buch kaufen, das was du mir empfohlen hast, das von Nietzsche." Harry blinkte und fuhr rechts an die Seite.
"Nachdem es wohl dein Ernst ist, dann bitte. Auf jeden Fall ziemliches Ghetto hier, Ausländeranteil um die 87%. Wenn du dir sicher bist, den Heimweg zu überleben ..." Noch bevor der Wagen vollständig stand, war Herrmann aufgesprungen und unterwegs. Ich sah im Augenwinkel das Polizeiauto vorbeiziehen. "Der hatte es aber eilig", kommentierte Christina das Geschehen und ein missmutiger Harry meinte nur: "Und mein Tresor, wie kriegen wir den nun ausgeladen?"
Wir fuhren weiter, wieder das dumpfe Rumpeln im Kofferraum. "Wie meinst du das eigentlich mit dem Abkippen", fragte Christina nach.
"Nun, ich kenne da eine prima Stelle am Fluss. Alles kein Problem, wenn Hermann noch da wäre. Übers Geländer heben und schwupps Problem gelöst." Christina protestierte prompt: "Das kannst du nicht bringen. Das ist voll die Umweltsauerei."
"Wo sie recht hat, hat sie recht", ergänzte ich und warf ihr einen zustimmenden Blick nach hinten. Also arbeiteten wir einen Alternativplan aus.
Stunden später im städtischen Wertstoffhof: Um mit den männlichen Angestellten dort besser klarzukommen, war Harry zwei Querstraßen vor der Ankunft am Einsatzort entsorgt worden. Außerdem hatten wir uns neu eingekleidet. Ich war nicht der Meinung, dass mir das hautenge T-Shirt wirklich stehen würde. Ob das, was da unter seinem Rand hervorschaute, seine Wirkung entfalten würde, hielt ich für ebenso zweifelhaft. Außerdem saß ich im Auto war also nur halb zu sehen, das mit dem Minirock hätte ich mir folglich sparen können, auch wenn Christina neben mir anderer Ansicht war. Wir rollten langsam heran, auf der Suche nach männlicher Hilfe. Einer der Angestellten musterte zunächst das Auto, dann mich und schließlich Christina.
"Kann man irgendwie helfen?" Sein Grinsen hatte etwas Widerliches, aber darum ging es jetzt nicht. Ich nahm die Sonnenbrille ab, zückte Harrys Portmonee und zog einen Schein hervor.
"Wir haben da ein Teil im Kofferraum, das wir alleine nicht ausgeladen bekommen. Aber ihr seid doch starke Jungs hier, oder?" Das Grinsen wurde noch dreckiger und breiter, er winkte seinem Kollegen. "Achim, komm doch mal rüber. Die beiden Ladys brauchen Hilfe." Ich zog das Hebelchen, das den Kofferraum öffnete. Die beiden standen vor dem geöffneten Kofferraum und ich sah im Rückspiegel, wie ihnen die Klappe herunterfiel. "Der ist fürs Altmetall", meinte Christina und wedelte mit dem Geldschein. Unter Fluchen wuchteten die beiden den Tresor heraus und ließen ihn auf den Boden fallen. Als Achim nach vorne ging, wohl in der Absicht nachzufragen, wie denn das ausgefranste Loch in seiner Türe zustande gekommen sei, drückte ihm Christina wortlos den Schein in die Hand und ich gab Gas. Im Rückspiegel sah ich eine Staubwolke, die beiden ratlos neben dem Tresor stehen, welcher nun in der Mitte der Anfahrt stand, ein Bild für Götter.
*
"Und wie war's im Zoo", fragte Silke. Durch die Türe stürmte eine sprudelnde Christina. "Ja, war voll super. Wir waren bei den Affen, haben die Eisbären angeschaut und die Pinguine waren vielleicht süß. Ich dachte erst, es wird total langweilig. War aber voll cool. Und dann hat Isy noch diesen total netten Bankräuber aufgerissen, wir haben einen Neonazi resozialisiert und eine super Verfolgungsjagd mit der Polizei gehabt ..."
Ich zwinkerte meiner Schwester zu und verabschiedete mich. Christina würde nun wohl die anderen Highlights des Tages erzählen wollen. Harry wartete vorne an der Straße auf mich. Ich wollte den ereignisreichen Tag ruhig ausklingen lassen und fragte ihn: "Und noch Zeit für einen Riesling?" Er schüttelte den Kopf.
"Nein, Isy tut mir Leid, hab noch was zu erledigen." Er deutete mit der Hand nach hinten. "Muss noch den Wagen abkippen." Ich hatte verstanden, aber noch etwas auf dem Herzen: "Verstehe. Aber eines musst du mir noch beantworten. Dein Freund, Herrmann, der falsche Skinhead, meinst du der ist heil nach Hause gekommen?"
Harry hob die Schultern, um zu erwidern: "Welcher Freund? Den Skin meinst du. Hmm. Ich tippe mal drauf, der hat sich in der Buchhandlung im Philosophieeck versteckt und per Handy einen Stoßtrupp seiner Kameraden angefordert. Und wenn wir Glück haben, in der Zwischenzeit etwas im Zarathustra gelesen."