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Es ist 11 Uhr

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27.05.2007
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Es ist 11 Uhr

Es ist 11 Uhr, die Spätschicht ist vorbei. Schweren Herzens zücken die Arbeiter ihre Chipkarten und ziehen sie durch die Stechuhr. Es piept. Noch einmal dreht man sich um, in Richtung Fabrikhalle. Da ist das hoffnungspendende Licht an den Decken, die vertrauten Geräusche der Maschinen, die langen blitzblanken Gänge, mit so viel Liebe gereinigt von netten Putzfrauen. Da war die freundliche Bedienung der Kantine. Alle werden sie vermissen. Man sieht den einen oder anderen noch einmal zärtlich seine Maschine küssen oder die Leute der Nachtschicht ermahnen, ja sorgsam mit dem guten Stück umzugehen. Treu und fleißig produzierte Emma heute wieder 1480 Stück Heizkörper für BMW strich soundso. Morgen wird sie das wieder tun und übermorgen und überübermorgen und nach allen Überübermorgens, bis ans Ende aller Tage.
Sie traben stumm und traurig hinaus in die kalte Dunkelheit. Die warme Luft der Halle umwabert sie nicht mehr. Nein, ein fast eisiger Wind ist es, der sie draußen umtobt. Der Wind einer wolkigen Julinacht. Da stehen sie. Fassungslos. Wie jedes Mal. Die ersten haben es gewagt in ihre Autos zu steigen und die Heimfahrt anzutreten. Die grellen Lichter ihrer Scheinwerfer blenden die noch Verharrenden. Sie rauchen noch eine Zigarette um den schweren Schritt etwas hinauszuzögern. Hier draußen wartet das Chaos. Unendlich viele Menschen mit unendlich vielen, undurchschaubaren Absichten und Zielen. Versicherungen, Banken, Ärzte, geifernde Ehefrauen, kreischende Kinder, Elternversammlungen, Vogelgrippe und Schweinepest. Hier wartet alles Mögliche an Gefahren und sie lassen sich nicht so einfach durch das Einhalten der Betriebsordnung verhüten. Hier gibt es Drogen und Krankheiten, Kriege und Seuchen, grimmige Nachbarn, Staubsaugervertreter mit heimtückischen Verkaufsstrategien, religiöse Fanatiker die sich in der U-Bahn direkt neben einem selber in die Luft sprengen wollen.
Wann erhört die Werksleitung endlich die innigsten Wünsche ihrer Akkord-Belegschaft?! Wann gibt es endlich Werkseigene Unterkünfte, einen Werkskindergarten und eine Werksschule? Warum kann die Welt nicht überall so freundlich sein, in einfachen, geregelten Bahnen ablaufen? So wie in der guten alten Fabrik. Sie kommen, wissen was sie zu tun haben und führen ihre Aufgabe ordentlich und ohne Beanstandung aus. Keine lästigen Diskussionen, Emotionen, Neuigkeiten von der untergehenden Welt. Keine Kriege in Nah-Ost, Müllberge im Pazifik, kein verschwindender Amazonas, keine Töchter mit Liebeskummer oder Aids, schwanger, mit Abtreibung oder gleich alles auf einmal. Keine drogenabhängigen Söhne die Rockmusiker werden wollen oder den ganzen Tag Ballerspiele im Internet spielen. Keine babylonische Sprachverwirrung. Nun spricht schon die halbe Stadt türkisch oder russisch, jetzt sollen die Kinder auch noch Spanisch lernen, Französisch und Englisch und wohlmöglich noch nen Jahr nach Timbuktu zum kulturellen Austausch.
An ihrer Maschine müssen sie nichts sagen. Sie gehorcht einfachen Befehlen, die ihr jedermann über eine Schaltkonsole erteilen kann. Na gut, manchmal stockt sie, aber dafür gibt es ja die Mechaniker. Die lösen dann das Problem. Dann kann die reibungsfreie Fertigung von Autokühlern aller Typen weitergehen.
16 Stunden im Wirrwarr dieser Welt, bis für sie Morgen endlich wieder ihre Schicht beginnt. Ihre 8 Stunden Ruhe und Frieden, Ordnung und Sauberkeit.

 

Hallo terence hill
und willkommen auf kg.de

zu deinem Erstling kommt zunächst ein tiefes hmmm aus meinem Brustkorb. Bin etwas zwigespalten.
Die Idee finde ich ganz gut, an der Umsetzung muss noch ein wenig geshcliffen werden.
Das Erste, was mir als störend aufgefallen ist, ist die Generalisierung deines Gedankens. Spannender und vor allem glaubwürdiger wäre es in meinen Augen, wenn du hier vom Innenleben einer Person ausgegangen wärest. Das hätte unter anderem auch den Vorteil, dass du einen Handlungsträger in deiner Geshcichte hättest. So erzählst du nur etwas, machst es aber nicht lebendig.
Dann ist da die Sache mit den werkeigenen Institutionen wie Kindergarten und so fort. An diesen Plätzen würden sich doch die gleichen Probleme der Außenwelt wiederfinden, die du hier so zahlreich auflistest ;)
Überhaupt könnte man jetzt anführen, dass einige deiner Sorgen ja auch durchaus im Werk vorkommen (wie zB Krankheit)

Dennoch liest sich dein Einstieg ganz gut. Es sind zwar ein paar Komma-fehler drin und Sätz wie dieser stolpern aus dem Rhthmus

Na gut, manchmal stockt sie, aber dafür gibt es ja die Mechaniker
aber unterhaltsam war deine Idee schon.

hoffentlich kannst du etwas mit meinen Anregungen anfangen...

grüßlichst
Bud Spencer... äh weltenläufer

 

hallo weltenläufer
danke für deinen kommentar. ist das erste mal, dass ich eine geschichte "veröffentliche". interessant mal ne meinung dazu zu hören.

 

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