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Es ist etwas passiert

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02.04.2008
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Es ist etwas passiert

Es war meine Mutter, die mich in der Dusche fand.
Ich hatte mich etwa zwei Stunden zuvor in unserem Badezimmer eingeschlossen. Ich begann damit, mich zu rasieren. Ich trug den Rasierschaum meines Vaters sorgfältig auf mein Gesicht auf und ließ die Rasierklinge vorsichtig meine Bartstoppeln abschneiden. Danach benutzte ich das Rasierwasser, das sich mein Vater immer zu Weihnachten von mir hatte schenken lassen und das für besondere Anlässe gedacht war. Ich spürte die kleinen Schnittwunden, die durch den Alkohol anfingen zu brennen. Ich warf einen Blick in den Spiegel und untersuchte mein Gesicht. Aber ich fand nichts. Außer einer Stelle am Hals, die ich beim Rasieren übersehen hatte. Ich seifte sie erneut ein. Auch dort schnitt ich mich.
Ich nahm mein Duschgel, mein Shampoo und die altmodische Rasierklinge, die ich mir tags zuvor gekauft hatte, und legte es in das Duschbecken. Ich zog mich aus, entriegelte die Tür wieder – leise - und stieg in die Dusche. Der Dampf, der von dem heißen Wasser aufstieg, ließ den Duschvorhang sofort beschlagen. Ich konnte nicht mehr sehen, was außerhalb der Dusche war.
Ich shampoonierte mein Haar, ließ den Schaum kurz einwirken und spülte es dann kräftig aus. Mir fiel auf, dass sich zwischen meinen Fingern einige Haare verfangen hatten. Ich dachte, ich werde alt.
Ich wusch mich gründlich. Ich ließ das Duschgel langsam in meine Hand fließen und rieb es dann so lange, bis sich Schaum bildete. Ich schäumte meinen ganzen Körper ein. Ich versuchte jede Stelle zu erreichen, auch die am Rücken, die so schwer zugänglich sind. Ich wusch meinen Bauchnabel aus und sah den Fusseln zu, wie sie im Abfluss verschwanden. Ich wusch meine Füße, meine Ohren, meinen Hals. Das Wasser blieb konstant heiß. Es machte Spaß, sich so ausgiebig zu waschen. Ich merkte, dass ich schwitzte.
Ich ließ das Wasser weiterlaufen, obwohl ich mit dem Waschen fertig war. Ich stellte die Halterung des Duschkopfes so ein, dass ich ihn auch im Sitzen noch erreichen konnte. Ich setzte mich hin, schloss die Augen und ließ das Wasser über meinen Kopf laufen. Ich konnte nichts mehr hören. Das Wasser war überall um meinen Kopf herum.
Ich nahm die Rasierklinge und hielt sie eine ganze Weile in meiner Hand. Ich sah sie an und wusste nicht so recht, was ich damit nun machen musste. Sie war längst vom Wasserdampf beschlagen. Sie glänzte nicht, sie war irgendwie matt, irgendwie harmlos.
Ich setzte sie auf mein linkes Handgelenk, ohne dabei Druck auszuüben. Ich spürte sie fast gar nicht. Das Wasser hatte sie auf Körpertemperatur erwärmt. Ich atmete ein und zog eine gerade Linie von meiner Handwurzel bis kurz vor meinen Ellbogen. Das Blut schoss aus der Öffnung. Nachdem ich die Linie gezogen hatte ließ ich die Klinge fallen. Mein Blut klebte an den Kacheln und ich sah ihm zu, wie es langsam herunterlief. Ich beruhigte mich.
Ich hob die Rasierklinge wieder auf. Mit meiner blutenden, linken Hand setzte ich sie an meinem rechten Handgelenk an. Meine Finger konnten die Klinge nicht mehr richtig halten. Sie zitterten. Dann versuchte ich auch rechts eine gerade Linie von meinem Handgelenk zu meinem Ellbogen zu ziehen. Aber meine linke Hand schmerzte und so rutschte ich einige Male ab. Erneut spritzte Blut an die Kacheln, aber nicht mehr so viel wie bei meinem linken Arm. Ich hatte meinen rechten Arm eigentlich nur angeritzt. Aber ich entschied, dass die Öffnungen groß genug waren. Für mehr fehlte mir der Mut. Ich saß da und sah dem Blut zu, wie es in den Abfluss sickerte. Es sah gar nicht rot aus, eher rosa. Blut und Wasser. Und beides kreiste um den schwarzen Abfluss.
Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis das Wasser kälter wurde. Seine Temperatur ging langsam, aber stetig zurück. Ich fühlte mich wohl, außer dass mir langsam kalt wurde. Ich hörte meine Mutter an die Badezimmertür klopfen und etwas sagen. Ich konnte sie nicht verstehen, wusste aber, dass ich sicher nicht so viel Wasser verschwenden sollte. Ich antwortete nicht. Ich drehte nur das Wasser ab.
Aus meinen Handgelenken trat kaum noch Blut aus. War es am Anfang in konstanten Schüben herausgequollen, so tröpfelte es jetzt nur noch. Es war bemerkenswert: es tat nicht weh und es sah wunderschön aus. Mein Blut. So rot. Ich schloss die Augen.

Später klopfte meine Mutter erneut an die Tür. Sie musste mal und wir hatten kein Gäste-WC in unserer Wohnung. Sie bekam keine Antwort. Nach ein paar Minuten versuchte sie es nochmals, aber wieder ohne Antwort. Beim dritten Mal drückte sie die Türklinke herunter und stellte fest, dass die Tür nicht verschlossen war. Sie öffnete die Tür langsam, wobei sie die ganze Zeit mit mir sprach. Sie drehte den Kopf zu der Wand, die der Dusche gegenüber lag, zog ihre Hose herunter und setzte sich auf die Kloschüssel. Sie betätigte die Spülung und hielt den Kopf immer noch von der Dusche abgewandt. Sie zögerte, ging dann aber doch zum Waschbecken, um sich die Hände zu waschen. Da sah sie das Blut von meinem rechten Handgelenk. Ein paar Tropfen waren am Vorhang vorbei nach draußen gedrungen.
Sie schob den Vorhang zurück und sah mich an. Sie legte mir ihre Hand auf die Stirn und setzte sich auf den nassen Rand der Dusche. Sie nahm meine Hände, betrachtete die Öffnungen und presste sie gegen ihr Gesicht. Es kam kein Blut mehr.
Sie wusch sich das Gesicht. Dann ging sie zu meinen Sachen, die ich vor dem Duschen in die Ecke des Badezimmers geworfen hatte und nahm meine Unterhose. Sie legte meine Beine über den Rand der Dusche und zog mir die Unterhose an. Dann schob sie meine Beine in ihre ursprüngliche Position zurück. So wie sie mich gefunden hatte.
Sie ging aus dem Badezimmer und holte ihre Putzsachen. Sie ließ warmes Wasser in den Eimer laufen, gab etwas Reinigungsmittel hinein und zog ihre Handschuhe an. Sie tauchte das Tuch in den Eimer und begann die Kacheln zu reinigen. Das Wasser in dem Eimer wurde rot.
Sie schüttete das Wasser in die Toilette und betätigte die Spülung. Sie zog die Handschuhe aus und sah mich an. Ich glaube, sie wollte mir in die Augen sehen. Ihre Hand strich mir die Haare aus der Stirn. Sie sah verwundert aus; vielleicht, weil sie nicht weinte.

Sie ging aus dem Badezimmer und zum Telefon im Wohnzimmer. Sie suchte in dem Haufen Notizzettel neben dem Telefon nach der Nummer meines Vaters. Sie rief meinen Vater auf der Arbeit an. Sie fragte am Telefon nach meinem Vater und ließ ihn aus der Halle holen. Sie wartete und sah dabei auf den Fernseher, der stumm eine Talkshow zeigte. Mein Vater kam an den Apparat. Sie sagte ihm, er solle nach Hause kommen. Sie sagte, es sei etwas passiert. Mein Vater legte auf. Er fragte nicht, was.

Sie legte den Hörer hin und ging ins Schlafzimmer. Sie zog sich um. Bald würde sie die Ambulanz rufen müssen. Sie zog frische Sachen an und dann begann sie zu weinen.

 

Hallo someone_else,

der Stil, in dem Du schreibst, macht kein Geheimnis daraus, worum es in der Geschichte geht. Trotzdem war’s nicht langweilig, weil die Reaktion der Mutter am Schluß auf dieselbe stoische Art beschrieben wird, wie die Aktionen des Erzählers. Das fand ich ein wenig seltsam und auch nicht richtig nachvollziehbar. Es wirkt, als hätte sie damit gerechnet — trotzdem hat sie erst so spät nachgesehen. Aber vielleicht ist das auch eine ganz normale Schockreaktion, da kenn ich mich nicht aus.
Jedenfalls soll das nicht als Kritik verstanden werden. Mir gefällt der kalt-nackte Stil, und der darf sich ruhig durch die ganze Geschichte ziehen. Für meinen Geschmack ein bißchen zu viel Suizidromantik, aber Geschmack ist ja immer eine Geschmacksfrage.

Ich hätte die ganze Geschichte allerdings in der Gegenwartsform geschrieben. Vielleicht, weil der Erzähler am Schluß tot ist und nicht mehr erzählen kann. Aber eigentlich weiß ich es nicht und es ist nur so ein Gefühl.


Hier noch ein paar Unstimmigkeiten, die mir aufgefallen sind:

Der Dampf, der von dem heißen Wasser aufstieg, ließ den Duschvorhang sofort beschlagen.
Ich kann mir unter Aufbringung meines besten Willens keinen beschlagenen Duschvorhang vorstellen. Dazu muß aber gesagt sein, daß ich über die aktellen Fortschritte in der Duschvorhangforschung überhaupt nicht informiert bin. Aber vielleicht hast Du ja auch Glastüren gemeint? Vielleicht würden die auch besser zu der Atmosphäre in Geschichte passen?


Ich wusch meinen Bauchnabel aus und sah den Fusseln zu, wie sie im Abfluss verschwanden.
Das muß ja ein ganzes Fusselmonster gewesen sein, wenn es sich nicht einfach im Schaum auflöst und unsichtbar im Abfluß verschwindet.


Ich ließ das Wasser weiterlaufen, obwohl ich mit dem Waschen fertig war. Ich stellte die Halterung des Duschkopfes so ein, dass ich ihn auch im Sitzen noch erreichen konnte. Ich setzte mich hin, schloss die Augen und ließ das Wasser über meinen Kopf laufen.
Auf dem Bild, das mein Gehirn zu dieser Passage erzeugt, sieht man den Erzähler in der Dusche sitzen, das Wasser prasselt auf ihn nieder. (Kennt man aus Film und Fernsehn.) Ich verstehe aber nicht, warum er dazu die Halterung des Duschkopfes so einstellt, daß er ihn auch im Sitzen erreichen kann. Oder stellt der den Duschkopf so ein, daß ihn das Wasser auch im Sitzen erreicht?


Ich konnte nichts mehr hören. Das Wasser war überall um meinen Kopf herum.
Ich nahm die Rasierklinge und hielt sie eine ganze Weile in meiner Hand. [...] Sie war längst vom Wasserdampf beschlagen.
Meine Duscherfahrung sagt mir hier, daß die Rasierklinge nicht beschlagen wäre, sondern höchstens mit wenigen Wassertropfen benetzt. Normalerweise beschlagen auch nur kalte Oberflächen, und die Rasierklinge hat ja inzwischen schon Körpertemperatur angenommen.


Ich hatte meinen rechten Arm eigentlich nur angeritzt. Aber ich entschied, dass die Öffnungen groß genug waren. Für mehr fehlte mir der Mut.
Das ist seltsam: Obwohl das Schneiden beruhigt, wird es hier vermieden, obwohl es beim anderen Arm gar kein Problem war. Könnte man aber problemlos mit der Ausnahmesituation erklären. (Find ich.)


Das reicht erst mal an Bemängelung, und ich find grade auch nix weiter.

Glückwunsch zum ersten Beitrag und schönes Wochenende,
Skraave

 

Hallo someone

Herzlich willkommen auf kg.de

Das gehört wohl zu den guten Selbstmordgeschichten, weil der Selbstmord nicht vordergründig ist und du es nicht wie die meisten - da muss ich Skraave widersprechen - den Suizid romantisierst und deinen Erzähler erst mal über die Ungerechtigkeiten, was so auf der Welt passiert, berichten lässt.
Es ist eher in einem nüchternen Stil geschrieben, was mir sehr zugesagt hat. Die Reaktion von der Mutter hat mich bisschen an die Anfangsszene von "Harold und Maud" erinnnert.

Es passt alles sehr schön zusammen, und auch wenn ich hier null Erfahrung habe - fand ich alles sehr nachvollziehbar - sogar die Reaktion der Mutter.

Auch ich wollte erst die Zeitform bemängeln, weil der Prot. ja schon tot ist - aber das macht auch einen gewissen Reiz der Geschichte aus. Ich hatte eh die ganze Zeit das Gefühl, dass der Leser durch eine Überwachungskamera das Geschehen verfolgt, man ist also trotz der Perspektive sehr weit entfernt vom Prot. Aber auch er scheint seinen Körper schon längst verlassen zu haben, z.B beschreibt er nicht die Schmerzen, dier er beim Schlitzen empfindet. Aber er scheint nicht der einzige Tote in der Familie zu sein, seelisch sind die Eltern auch auf ihre Weise tot - nur leere Hüllen, die ihre Rollen spielen. Die Mutter macht den Haushalt - der Vater ist auf der Arbeit - der Sohn kümmert sie nicht wirklich. Und der Titel ist im Nachhinein einfach nur bitter.


Also, eine sehr gute Geschichte, wie ich finde, freue mich auf weitere Geschichten von dir und wünsche dir noch viel Spaß auf dieser Seite.


JoBlack

 

Hallo JoBlack,

mit Suizidromantik mein ich vor allem diese Blutbeschreibungen. Mich erinnern die an das Klischee vom 14jährigen, der Suizidgedanken hat und darüber Gedichte schreibt. Von solchen Auswüchsen hält sich die Geschichte weit entfernt, aber ich kam um die Assoziation nicht herum. Was freilich auch am Thema liegen könnte.

Das nur nebenbei,
Skraave

 

Hallo JoBlack,

mit Suizidromantik mein ich vor allem diese Blutbeschreibungen. Mich erinnern die an das Klischee vom 14jährigen, der Suizidgedanken hat und darüber Gedichte schreibt. Von solchen Auswüchsen hält sich die Geschichte weit entfernt, aber ich kam um die Assoziation nicht herum. Was freilich auch am Thema liegen könnte.

Ja, klar, aber man kommt nicht drum herum bei diesem Thema. Und wenn du mal andere Selbstmordgeschichten hier liest, dann wirst du den Unterschied sehr deutlich erkennen. Someone hat sich schon sehr viel Blut gespart, finde ich. :)

 

hallo,

Herzlich Willkommen bei uns!

Ich kann mich dem wohlwollenden Urteil eigentlich nicht anschließen. Da bringt sich also wieder mal jemand um und es ist die erste Geschichte eines neuen Mitglieds. Das trifft schonmal das Klischee mitten ins Gesicht.
Dann erfolgt eine lange Aufzählung vollkommen banaler und unwichtiger Dinge, die langweilige Beschreibung zweier langweiliger Tätigkeiten: rasieren und duschen. Man könnte inden Sprachstil vielleicht als lakonisch betrachten, als kühl distanziert, aber so wie ich das auffasse, ist es gerade mal mehr oder weniger uninspiriert herunter erzählt, fast geleiert.

Sie ging aus dem Badezimmer und zum Telefon im Wohnzimmer. Sie suchte in dem Haufen Notizzettel neben dem Telefon nach der Nummer meines Vaters. Sie rief meinen Vater auf der Arbeit an. Sie fragte am Telefon nach meinem Vater und ließ ihn aus der Halle holen. Sie wartete und sah dabei auf den Fernseher, der stumm eine Talkshow zeigte. Mein Vater kam an den Apparat. Sie sagte ihm, er solle nach Hause kommen. Sie sagte, es sei etwas passiert.
das ist einfach nur Geleier, jedenfalls nach meiner Meinung.

Die Wahl der Perspektive finde ich ungünstig. Wie soll ein Toter sowas noch erzählen? Andererseits legst du ja nicht definitiv fest, was mit dem Jungen passiert, insofern könnte man es noch gelten lassen.
letzten Endes ist es mir aber vollkommen egal, dass sich der Junge umgebracht hat/umbringen will. Ich kenne seine Gedanken nicht, seine Gefühle, seine Probleme enthältst du mir vor. Zurück bleibt dann mein Kopfschütteln: was soll denn das jetzt wieder gewesen sein? Da fühlt sich jemand ganz düster und melancholisch und tiefgründig, weil er das so schlimme Leben nicht mehr aushalten kann, die bösen Lehrer und alle anderen Bösen um ihn herum. Dann zieht er sich zurück, hört Tokio-Hotel, Evanescence oder Opeth, vielleicht noch Eminem und suhlt sich in einem schummrigen Einzelgängertum. Na ja, das kommt dabei raus.

Trotzdem, ich finde nicht alles an der Geschichte schlecht. Für gelungen halte ich die Putzaktion der Mutter, auch, dass sie dem Jungen die Unterhose anzieht um unwürdige Szenen zu vermeiden. Jetzt noch ein bisschen Hintergrund und nicht nur Anleitung zum duschen und die Geschichte könnte vor dem totalen absaufen gerettet werden.

Tut mir leid, aber ich fand das insgesamt nicht gut.

Georg

 

Vielleicht hast Du, JoBlack, recht, und man kann sich gar nicht ohne Suizidromantik umbringen. Oder die Suizidromantik hier gibt’s nur in meinem Kopf. Das ist auch eigentlich völlig egal, weil ich daran gar nichts zu verändern verlange, es fiel mir nur auf.

Wie Du, Georg Schreibär, (hallo) auf die Idee kommst, daß das Geleier hier nichts zu suchen hat, versteh ich überhaupt gar nicht. Ich sehe das so, daß der Erzählstil möglichst geleiert daherkommen will, um die Lebensmüdigkeit zu unterstreichen. Die exakten Beschreibungen der mechanisch ablaufenden Vorgänge zeigen dem Leser doch angenehm unterschwellig, wie sich der Protagonist fühlt. Klar kann man sowas auch witzig-spritzig erzählen, dann ist die Wirkung aber eine völlig andere.

Außerdem fehlen Dir Gedanken, Gefühle, Probleme. Erstens denke ich, daß die bewußt weggelassen wurden, weil das der Geschichte sonst ihre Sterilität genommen hätte. Und zweitens —

Schrei Bär schrieb:
Da fühlt sich jemand ganz düster und melancholisch und tiefgründig, weil er das so schlimme Leben nicht mehr aushalten kann, die bösen Lehrer und alle anderen Bösen um ihn herum. Dann zieht er sich zurück, hört Tokio-Hotel, Evanescence oder Opeth, vielleicht noch Eminem und suhlt sich in einem schummrigen Einzelgängertum.
— Da hast Du doch die angeblich fehlenden Probleme und Gefühle. Die Gedanken würdest Du bestimmt auch noch hinkriegen, da bin ich mir sicher.

Schöneres Wetter wünschend,
Skraave

 

Da hast Du doch die angeblich fehlenden Probleme und Gefühle. Die Gedanken würdest Du bestimmt auch noch hinkriegen, da bin ich mir sicher.

Genau und wenn Michael Ende ein Blatt herausgegeben hätte, auf dem steht »Bastian liest ein Buch und ist plötzlich in der Welt von dem Buch und da sind viele Böse und da sind ein paar Gute und es geht um die Zerstörung der Fantasie. Dann kommt noch ein Drache und einer, der Steine isst und Bastian rettet die Welt. Ende.« hättest du es jetzt auch noch als großartigen Roman in Erinnerung, oder? Wenn jemand Geschichten schreiben möchte, erwarte ich auch eine Geschichte und keine theoretische Abhandlung. Soviel dazu.
Georg

 

Hallo zusammen,

zunächst einmal an alle ein Danke für die Anmerkungen und die Kritik. Man wartet ja doch ein wenig auf das, was andere von der Geschichte halten.

Ich will auch gar nicht zu lange über meine Intentionen schreiben; wenn die Geschichte diese nicht verrät, dann habe ich ja offensichtlich etwas falsch gemacht.

Die Sprache habe ich bewußt einfach gehalten; dies schien mir ein probates Mittel, um dem Leser möglichst viel Projektionsfläche zu bieten. Das berühmte "Zwischen den Zeilen lesen". Dies birgt natürlich die Gefahr, dass der Text zu simpel ist oder zumindest wirkt. Trotzdem habe ich ihn mit dieser Vorgabe mehrfach überarbeitet und alles in allem um etwa die Hälfte gekürzt.

@ Skraave: Danke für die dezidierten Hinweise. Ich werde mir die Geschichte auf deren Grundlage nochmal vornehmen, auch wenn ich nicht alles übernehmen kann. Aber es sind alles hervorragende Denkanstöße und das ist ja genau das, warum man eine Geschichte in ein solches Forum stellt. Ich vertraue da auf Deine Duscherfahrung. :)

@ JoBlack: Danke für Dein wohlwollendes Urteil. Es freut mich, dass die Geschichte bei Dir scheinbar genau so angekommen ist, wie sie gedacht war. Neben der Einfachheit der Sprache war für mich einfach die psychologische Komponente in dieser Familie herausfordernd. Die Distanz zwischen Eltern und Sohn, die Erwartung, dass eben so etwas passieren würde und die erlebte Hilflosigkeit, die ja auch nur wieder aus der Distanz resultiert. Deswegen auch die Erzählperspektive und die Wahl der Vergangenheitsform: auch der Leser soll die Distanz zur Geschichte und den Figuren einnehmen. Also Danke nochmal für Deine Ermutigung.

@ Schrei Bär: Danke auch für Deine Kritik. Auch wenn man natürlich lieber etwas Positives liest. Ich habe über Deine Vorschläge und Änderungswünsche nachgedacht und bin zu dem Schluß gekommen, dass ich - würde ich sie umsetzen - genau die Geschichte schreiben würde, die ich eben nicht schreiben wollte. Denn es ging mir nicht darum zu beschreiben, wie es zu dieser Situation gekommen ist, sondern wie sich diese einfach nur darstellt und was das über die Beziehung der Charaktere untereinander verrät. Ohne dass es offen ausgesprochen wird.

Und jetzt hat auch Skraave nochmal geschrieben; ich muss einfach schneller werden. :) Wow, das ist ziemlich genau das, was ich weiter oben versucht habe zu sagen.

Auf jeden Fall an alle nochmal Danke für die "Anteilnahme" an meiner Geschichte!

Mich dem Wunsch nach besserem Wetter anschließend,
someone_else

 

jetzt muss ich dann doch nochmal klarstellen, dass ich keineswegs verlange, die Geschichte witzig-spritzig zu schreiben, was ist denn das für eine dämliche Unterstellung?
Ich weiß nicht, ob ich mich vorhin klar genug ausgedrückt habe. Ich finde halt, die Langeweile eines Lebens über eine langweilige Seite hin darzustellen ... langweilig, genau.
die Distanz kommt schon herüber, dem stimme ich zu und ich habe auch nichts dagegen, dass du dem Leser viele Gedankengänge überlässt, das ist schon legitim, aber wie gesagt, das war mir hier zu wenig.

 

Abgesehen davon, Schrei Bär, daß »Die Unendliche Geschichte« ein dickes Buch und »Es ist etwas passiert« eine eher kurze Kurzgeschichte ist, hatte der Herr Ende ganz offensichtlich umfassend abweichende Absichten als er das Ding geschrieben hat. Du vergleichst hier Äpfel mit Würsten. Nur, weil Goethe nicht im Stil von Michael Ende geschrieben hat, machste den ja auch nich’ nieder. (Oder?)

Danke für die Huldigung, someone_else. Ich bin gespannt, welche meiner Denkanstöße Du umsetzen wirst und welche nicht und jeweils warum.
Und mach Dir keine Hektik mit dem Antworten, Du kannst ja durchaus mehrmals reagieren und sogar nachträglich bearbeiten.

 

das ist natürlich richtig, aber du hast anscheinend nicht ganz verstanden - willst es vielleicht auch nicht - was ich damit sagen wollte: wer eine Geschichte erzählen will, soll eine Geschichte erzählen und nicht einen groben Handlungsablauf, aber das ist jetzt ein albernes hin und her, finde ich. Du hast deinen Standpunkt, ich meinen und fertig. Lassen wir es dabei bewenden, dass die Geschichte mir nicht, dir aber schon gefallen hat, Skraave.

Nur, weil Goethe nicht im Stil von Michael Ende geschrieben hat, machste den ja auch nich’ nieder. (Oder?)
dieses herablassende »oder?« wäre trotzdem nicht nötig gewesen.

 

Daß mein Oder herablassend rüberkam, tut mir leid, eigentlich sollte es eher humorvoll sein.

Ansonsten nix für ungut,
Skraave

 

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