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Es ist soweit
In der Frühstückspause sah er aus dem Fenster seines Büros. Stand auf und ging näher zum Fenster heran. Sah das andere Gebäude. Und fasste einen Entschluss.
„Es ist soweit.“, sagte er und sah seine beiden Kollegen an. Sie schauten auf. Fragende Blicke.
„Kommt!“, sagte er und zog sich sein Jackett über.
„Wir müssen los.“
Sie rührten sich nicht. Tauschten Blicke aus. Er ging zum Nachbartisch, sah seinen Kollegen an. Lächelte.
„Los.“, er stupste ihn an der Schulter. Sein Kollege schüttelte den Kopf.
„Los!“, forderte er ihn auf. Griff nach Arbeitsblättern auf dem Tisch und warf sie in die Luft. Lachte.
„Kommt schon.“ Er griff sich einen ganzen Stapel aus der Ablage und schmiss ihn mit beiden Händen hoch. Die Blätter stoben auseinander und segelten durch das Büro. Der andere Kollege blickte verlegen seinen Arbeitsplatz an. Wollte mit der Idee nichts zu tun haben. Das bemerkte er und ging zu ihm rüber.
„Na, komm schon.“ Der Kollege zeigte ihm abwehrend die Handinnenflächen.
„Los jetzt!“ Wieder griff er nach Blättern, Akten, alles was auf dem Tisch lag. Der Kollege sammelte alles ein und schützte das Ergriffene, indem er sich mit seinem Oberkörper darauf legte und es mit seinen Armen umfasste.
Das war ihm egal. Alle sollten mitkommen. Jetzt oder nie. Er nahm die Ablagen und schmiss sie einzeln auf den Boden. Lachte. Griff nach Blättern, die ungeschützt herumlagen und warf sie in die Luft. Kippte den Monitor um, riss das Telefon von seinen Kabeln und warf es gegen die Bürotür.
Der andere Kollege lachte auch. Nahm seinen Stiftehalter und schüttete ihn aus. Stand auf und zog sich sein Jackett über.
„Komm schon. Los jetzt!“ forderten sie den Dritten auf. Der ergab sich. Mit zwei Fingern zog er ein Blatt bis zur Tischkante und schob es darüber hinweg. Stand auf und zog sich sein Jackett über.
Sie gingen mit der Idee in das große Büro. Überall standen Tische mit Kollegen, die daran saßen.
Er sprang auf einen Tisch.
„Es ist soweit.“, rief er. Alle sahen zu ihm. Seine beiden Kollegen standen bei ihm und sahen ebenfalls hoch.
„Los jetzt! Kommt!“, forderte er sie auf und breitete seine Arme aus. Mit den Füßen schubste er Akten, Ablagen, Stiftehalter vom Tisch. Kippte den Monitor runter. Die Kollegen sahen sich an. Tauschten Blicke.
„Wir müssen los!“, rief er und sprang auf den gegenüberliegenden Tisch. Der Kollege erschrak und zuckte zurück.
„Komm.“, sah er ihn an. Bückte sich, knüllte die Zettel zusammen, die der Kollege bearbeitete und warf sie hinter sich. Der Kollege sah zu der Stelle, wo eben seine Arbeit lag, sah auf. Stand auf und zog sich sein Jackett über.
„Los jetzt! Es ist soweit“, rief er allen zu. Die ersten erhoben sich. Zogen ihr Jackett an. Andere blickten sich unsicher um. Waren nicht bereit.
„Es geht los!“, rief er und sprang vom Tisch runter. Schritt durch das Büro auf das Treppenhaus zu. Kippte einen ganzen! Tisch um. Seine Kollegen folgten ihm. Die meisten. Einige blieben sitzen und sahen ihnen nach.
Sie warteten auf den Fahrstuhl, der von oben kam. Die Fahrstuhltür öffnete sich und der Boss trat vor sie.
„Was ist hier los?“
„Es ist soweit.“, sagte er. „Es geht los.“ Er breitete die Arme aus. Der Boss schaute sie alle an. Jeden einzelnen.
„Gibt es Risiken, die gemeistert werden müssen? Sind welche unsicher und brauchen eine starke Hand, die sie hält. Wird Wagemut belohnt?“, fragte der Boss.
„Es ist soweit!“, antwortete er und lachte. „Kommen sie mit!“ Er drängte sich an dem Boss vorbei in den Fahrstuhl. Seine Kollegen folgten ihm. Und der Boss.
Sie fuhren runter zum Empfang. Die breiten Glastüren waren verschlossen.
„Was ist?“, rief ein Kollege.
„Die Türen sind zu. Wir kommen nicht raus.“, antwortete ein anderer Kollege.
„Nein!“, widersprach er und stellte sich in die Mitte.
Schüttelte den Kopf.
„Es ist soweit!“, rief er und ging auf die breiten Glastüren zu und stemmte sich dagegen.
„Es ist soweit.“, riefen die Kollegen und folgten ihm. Der Boss rollte seine Jackettärmel hoch und stemmte als letzter.
Das Glas bekam Risse. Es knirschte. Es brach und sie stolperten auf die Straße.
Einige Kollegen hatten sich überanstrengt. Sie setzten sich hin und atmeten schwer.
„Weiter!“, rief er und ging die Treppen runter. Die, die noch konnten, folgten ihm. Die anderen verbrannte der Fortschritt.
„Wir müssen über die Straße“, mahnte der Boss.
„Ja!“, sagte er und lachte.
„Los jetzt!“ Er ging los und die, die noch konnten, folgten ihm. Andere blieben zurück.
Auf der anderen Seite stand er vor den Treppen. Er konnte das Gebäude sehen. Es ragte in den Himmel.
„Gleich!“, sagte er den beiden Kollegen und dem Boss, die noch bei ihm standen.
„Gleich ist es soweit!“ Er ging die Treppen hoch. Die anderen blieben zurück. Legten sich in den Staub der Zivilisation und wurden zu Asche.
Er stand vor dem Eingang des Hauses. Öffnete die Tür und trat ein.