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Es ist, was es ist
Es ist, was es ist, es ist Liebe.
Es ist, was es ist, es ist Leidenschaft.
Es ist, was es ist: Ein Fick.
Es ist, was es ist, es ist die Liebe zu dir, die einmal war, aber nicht mehr ist.
Es ist, was es ist, es ist Zuneigung.
Es ist, was es ist, es ist deine Zuneigung zu mir.
Es ist, was es ist, es ist ein Gefühl.
Es ist, was es ist, es ist ein Gefühl zu dir, ganz unbestimmt.
Es ist, was es ist, es ist doch nicht etwa Liebe?
Es ist, was es ist, es ist keine Liebe, es ist nichts.
Es war Liebe, jetzt ist es nichts, oder doch?
Irgendwie, irgendwo, irgendwann fing es an. Mit einem „kommst du mit zu mir?“ in meinem und einem gehauchten „ja“ in deinem Ohr. Warum ich mitgekommen bin? Man, wenn ich das wüsste. Aber ich weiß es eben nicht. Okay, an dem Abend war es der Alkohol, aber an dem Wochenende danach? Da war ich so nüchtern wie lange nicht mehr.
Egal, wir treiben's halt regelmäßig, na und? Gefühle sind da jedenfalls nicht im Spiel. Dafür, dass ich dich mal geliebt habe, man, da bin ich echt stolz auf mich. Ich kann dir ganz zart durch die Haare streichen, ich kann dir dein T-Shirt langsam über den Kopf ziehen, deine Brust berühren, dir die Knöpfe deiner Jeans öffnen und dir einen Blasen, dass es dir nur so kommt, ich kann dich danach reiten und dabei laut schreien. Ich kann mehr, als ich jemals zuvor konnte. Ich kann dich so gierig machen, dass du mich schon auf der Treppe ausziehst, ich kann dich aber auch einfach stehen lassen. Ich kann machen, was ich will. Wenn ich keinen Sonntagmorgen mit dir verbringen möchte, dann gehe ich eben schon um sieben Uhr morgens. Schiebe deinen Arm, der mich umfasst beiseite, befreie mich aus deiner liebevollen Umklammerung. Raffe meine Sachen vom Boden auf, schleiche mich nach nebenan ins Bad. Putze mir die Zähne, binde meine Haare zu einem lockeren Knoten zusammen. Sage meinem Spiegelbild „lach mal!“ und, ach da ist es wieder, mein Spiegelbild zwinkert mir zu!
Ich tapse noch einmal in dein Zimmer. Da liegst du auf dem großen Bett, ohne Kopfkissen, aber immerhin drei Decken, wieso auch nicht? Der Lichtstrahl, der durch die offene Tür fällt, bescheint deinen Rücken und lässt den Staub in dem stickigen Zimmer tanzen. Dein Rücken. Dein Rücken mit den vielen Muttermalen. Dein Rücken mit den vielen schönen braunen Punkten, die ich einmal gezählt habe. Damals. Damals, vor drei Jahren, als wir unsere Freundschaft auf die Probe gestellt haben. Damals, als wir unsere Jugend zusammen verbrachten. Damals, als wir das erste Mal miteinander geschlafen haben. Damals, als du mich verlassen hast. Und nichts mehr war, keine Freundschaft, nichts.
Dieses Nichts gebe ich dir jetzt wieder zurück. Oder nein, ich gebe es dir nicht zurück. Ich bin für mich Selbst ein Nichts. Ich empfinde nichts, ich bin eiskalt, wenn es um dich geht. Wenn wir uns sehen, irgendwo, auf einer Party und unsere Freunde dabei sind, ich kann Eiswürfel pinkeln, das sieht man sofort. Wenn du zu mir kommst, mich zu dir ziehst, eng mit mir tanzen willst, so eng, wie du es nie getan hast, früher, als ich dich in die Tanzschule schleifen musste. Jetzt bist du alles das, was du früher nicht warst, offen, kontaktfreudig und leidenschaftlich.
Und ich? Ich bin ich. Immer noch, oder nein! Ich habe mich auch weiterentwickelt. Hab gelernt, verletzt zu werden, verlassen zu werden, hauptsächlich durch dich. Hab mich durchgevögelt, habe Männer verarscht und habe nicht geliebt. Trotzdem ich weiß, ich gebe Liebe und Wärme, an dich, an den davor und die anderen auch. Aber ich gebe nur das Gefühl von Liebe und Wärme, ich gebe es, aber lasse mir gleichzeitig nichts geben, nichts und niemanden und das schützt. Mich schützt das!
Und jetzt bin ich so kalt, so gefühlskalt und abgestumpft geworden, dass ich mit dir ins Bett steigen kann, in deine hellblauen Augen schauen kann, und nichts mehr empfinde, weder Liebe noch Freundschaft, noch irgendwas. Und du spürst es nicht. Du bist dumm. Denkst du, ich vögel mit dir, weil meine letzte „Beziehung“, oh Gott, wie ich dieses verlogene Wort hasse, unbedingt sechs Monate im Ausland verbringen muss? Ja, das denkst du. Da liegst du falsch.
Ich steige mit dir in die Kiste, weil ich dich von vorne bis hinten verarschen, durchvögeln und fallen lassen will. Ich will Macht über dich. Ich will über dich herrschen, so wie ich es tue, wenn ich auf dir sitze und mich mal schnell, mal langsam bewege. Ich will deinen schnellen Atem hören, an meinem Ohr ganz deutlich und ich will ihn abbrechen hören. Keinen Mucks mehr, keine Bewegung, nur ein Zittern, dein Zittern.
Und ich komme meinem Ziel näher, du verfällst mir langsam. Betrachtest mich wieder als dein Eigentum. Letztens, bei dir, auf der Party, die letzten Betrunkenen saßen noch auf der Coach, standen an der Bar. Du setzt dich neben mich, küsst mich, vor allen. Haben wir nicht abgemacht, keiner erfährt etwas davon? Hm? Was sollen unsere Freunde denken? Die nichts wissen, von dir und mir. Die nicht wissen, dass wir wieder zusammen ins Bett steigen, aber nur ins Bett!
Ja, man, auch egal, die sind mir alle egal. Die Blicke: Was läuft zwischen Maike und Daniel? Hey, sind die wieder zusammen? NEIN! Yeah, ich ficke ihn nur.
Ich ficke dich, ficke dich, ficke dich. Lass es mir von dir besorgen, lass mich morgens von dir verwöhnen, lass mich massieren, lass mich lecken. Lasse es mir gut gehen und entspann mich dabei. Hey, seit wann ist es dir wichtig, dass ich komme? Seit wann bist du so lieb und verwöhnst mich, bringst mir das Frühstück ans Bett? Seit wann, verdammt?
Ich schaue dich an. Du liegst da so friedlich, schläfst, ich höre deinen Atem... . Mein Blick ist klar, ich stehe regungslos in der Tür. Lehne meinen Kopf an den Rahmen und sehe dir beim Schlafen zu. Verdammt, wo ist die Liebe, die ich für dich empfunden habe? Wo ist sie hin? Ich dachte, sie würde für immer bleiben? Würde nie von mir gehen. Aber sie ist gegangen, sie ist fort, und das ist doch auch gut so, oder etwa nicht? Das schützt mich, verdammt, oder nicht?
Ich gehe runter, in das Büro deines Vater, weiter durch in den Wintergarten. Meine nackten Füße lassen das Parkett knirschen. Ich trage meine Lieblingsjeans, die Helle, habe sie hochgekrempelt, bis zum Knie. Oben im Bad habe ich mir das dünne, braune Top übergestreift. Den Reißverschluss am Rücken hast du mir gestern Nacht ganz langsam geöffnet, und mich dabei zärtlich auf den Nacken geküsst.
Ich schaue hinaus in den Morgen, der Himmel wird langsam hell. Die Sonne geht auf. Hier in dem Garten, da haben wir gegrillt, in der Sonne gelegen, mit den anderen gelacht, eines nachts im Regen gestanden und uns geliebt. Tja, geliebt. Geliebt, habe ich dich, du verdammtes Schwein! GELIEBT. Weißt du, was das ist, Liebe?
Ich setze mich in den Korbsessel, auf dem Tisch stehen noch ein paar Bierflaschen von gestern abend. Ich habe keine Lust, sie wegzuräumen. Als die Sonne so hoch steht, dass sie mich blendet, stehe ich auf und gehe zu dir nach oben. In der Tür bleibe ich erneut stehen, die dünnen Sonnenstrahlen, die durch die Jalousien dringen, berühren deine Brust. Ich öffne meinen Gürtel und ziehe mir die Jeans aus. Krieche zurück zu dir unter die Decke und schmiege mich an deinen warmen Körper. Mein Kopf liegt auf deiner Brust.
Plötzlich regst du dich verschlafen, streichelst meinen Rücken, fährst mir durch die Haare. Wo warst du, willst du wissen.
Nirgendwo war ich, nirgendwo, nur unten, unten in einer anderen Welt, der Welt der Vergangenheit.
Du holst mich ganz schnell wieder in die Gegenwart, indem du nämlich mit deinem Kopf unter der Decke verschwindest, dich zwischen meine Beine pflanzt und zärtlich beginnst, deine Zunge kreisen zu lassen. Oh lieber Gott, oh oh oh, verdammt, mach weiter!
Später, als du aus der Dusche kommst, und dich zu mir auf die Terrasse setzt, an den Tisch, an dem wir schon damals gefrühstückt haben, bist du komisch. Ich habe meine Beine angewinkelt auf den Stuhlrand gestellt und trinke in Ruhe meinen Kaffee und lasse die Sonne mein Gesicht bescheinen.
Du bekommst wieder ganz viele Sommersprossen, sagst du.
Ja, ich weiß verdammt... .
Ich liebe sie.
Was?
Ich liebe sie, ich liebe dich, ich liebe dich, verdammt noch mal!
Es dauert nur kurz, aber dann habe ich meine Eiseskälte wieder zurück. Wir haben eine Abmachung, Daniel, nicht mehr und nicht weniger. Wir vögeln, ja und?
Ist stehe auf, gehe ins Haus, nach oben. Hole meinen Kulturbeutel aus dem Badezimmer, sehe kurz mein Gesicht im Spiegel, es zwinkert mir nicht zu, verdammt wieso nicht? Jetzt hast du das, was du haben wolltest, oder etwa nicht?
Als ich sein Zimmer betrete um mein Handy, das auf dem Nachtisch liegt, zu holen, liegt er auf dem Bett. Ich bleibe unvermittelt stehen und schaue ihn an. Dann greife ich neben seinen Kopf, aber meine Hand kommt nicht soweit, um das Handy zu nehmen.
Maike, ich liebe dich, verdammt, merkst du das nicht? Seine blauen Augen strahlen ein Gefühl von Ruhe, Gelassenheit und Wärme aus. Aber sie erreichen nichts. Nicht bei mir. Ich setze mich an die Bettkante und du hälst immer noch meine Hand und dann küsst du mich. Küsst mich auf den Mund und deine Hände halten meinen Kopf und du küsst mich und küsst mich und küsst mich.
Und ich vögel dich, vögel dich, vögel dich. Nicht mehr und nicht weniger.