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Es will töten!

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04.07.2005
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Es will töten!

„Sie dir das an!“, rief Chelsea und ihre blauen Augen strahlten. „Hier werden wir drei wundervolle Nächte verbringen!“
Ich sah mich misstrauisch um. Noch nie hatte ich Abenteuer gemocht und dies war auf alle Fälle eins. Zusammen mit John, Craig und Debbie wollten wir dieses Wochenende mitten in der Natur verbringen.
Wir standen am Rand eines Waldes, am Ufer eines dunklen Sees. Er machte einen sehr tiefen Eindruck und ich wollte freiwillig nicht in das schwarz-blaue Wasser, das in sanften Wellen an das Ufer schwappte.
Craig legte seinen Arm um meine Schultern. „Hast du etwa Angst, Shelley?“
„Nein“, sagte ich leise, aber ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals festsetzte. Ich seufzte.
„Shelley, soll ich dir deine Karten legen?“, fragte Debbie. „Vielleicht lenkt dich das ein bisschen ab!“
Wohl kaum, schoss es mir durch den Kopf, aber ich setzte mich zu Debbie in den Autobus, während die Jungs mit Chelsea die Zelte aufbauten.
Chelsea war eines der Mädchen, die ich beneidete. Blondes Haar und blaue Augen – die hübscheste Freundin, die man haben konnte. Sie war Cheerleaderin und saß im Schülerrat. John war ihr fester Freund und die beiden konnte nichts auseinanderbringen. Auch jetzt schäkerten sie lieber herum, als Craig beim Zeltaufbau zu helfen.
Ich machte es mir bei Debbie gemütlich. Sie war das krasse Gegenteil von Chelsea. Ganz kurzes, schwarzgefärbtes Haar, dunkle, fast graue Augen und total auf Satanistin gestylt. Sie trug hauptsächlich dunkle Klamotten und hatte schwarz umrandete Augen. Auf den ersten Blick wirkte sie bedrohlich, aber wer sie kannte, wusste wie sie normalerweise war.
Unumstritten war ihre Leidenschaft für mystisches Zeug. Sie legte gerne Tarotkarten und pendelte. Bei ihr zuhause roch es ständig nach Duftölen, alles war abgedunkelt und mit dunklen Tüchern verhangen. Man kam sich wie in einer Höhle vor und das war sicher auch Debbies Absicht.
Ich lehnte mich gegen den Vordersitz und atmete tief durch. Es war schwül und ich befürchtete, das Wetter würde uns einen Strich durch die Rechnung machen. Es durfte nicht gewittern!
Debbie hielt mir einen Stapel Karten hin und ich zog eine. Der Tod! Ich sah Debbie erschrocken an.
Auf den ersten Blick schien sie verzweifelt, als hätte die Karte dieselbe Aussage, wie die Überschrift. Aber dann lächelte Debbie, wenn auch etwas unsicher.
„Das muss nichts heißen! Es könnte auch für eine schwerwiegende Veränderung stehen...“
Ich sah ihr misstrauisch ins Gesicht und versuchte, den Ausdruck ihrer Augen zu deuten. Sprach sie die Wahrheit? Ich war mir wirklich nicht sicher...

Am Abend saßen wir alle an einem Lagerfeuer zusammen und grillten Würstchen an langen Holzstücken, welche die Jungs im Wald beim Holzsammeln gefunden hatten.
Craig spielte auf seiner Gitarre und lächelte mir immer wieder zu. Ich spürte, wie ich rot wurde. Aber ich hoffte, dass er es nicht sehen würde. Schließlich war es schon ziemlich dunkel.
Schließlich krochen wir – ich und Chelsea – in unser Zelt und hüllten uns in unsere Schlafsäcke. Ich war so müde durch die lange Autofahrt bis hierhin, dass ich sofort einschlief.

Es war mitten in der Nacht, als ich aufschreckte. Chelsea hatte sich ängstlich meinen Arm gegriffen. Und was ich nun hörte, ließ auch mir das Blut in den Adern gefrieren.
Schreie!
Laute Schreie!
Die Jungs konnten das nicht sein. Da waren Chelsea und ich uns sicher. Wir lugten vorsichtig aus dem Zelt heraus und sahen die Jungs, die ebenfalls aus ihrem Zelt krochen. Der Bus, in dem Debbie schlafen wollte, stand still am Waldrand geparkt.
Durch die Nähe der Jungs ermutigt kletterte ich ganz aus dem Zelt und sah mich um. Wieder waren die Schreie deutlich zu hören. Sie kamen aus dem Wald!
John lief an mir vorbei und eilte zum Bus. Craig erschien hinter mir und legte seinen Arm beschützend um meine Hüften. Chelsea traute sich noch nicht aus dem Zelt heraus.
„Sie ist weg!“, rief John uns zu.
Chelsea war blitzschnell aus dem Zelt gekrochen und stellte sich neben mich. „Das ist doch nicht Debbie, die da schreit, oder?“, fragte sie.
Ich dachte an die Tarotkarte. Der Tod! Debbie konnte mit der Karte gemeint gewesen sein.
„Wir müssen sie suchen!“, schluchzte ich hilflos, weil mir bewusst wurde, was es heißen würde, wenn Debbies Tod vorrausgesagt worden war.
Craig strich mir durch das Haar. „Ihr ist nichts passiert!“, erklärte er mir. „Debbie ist doch stark...“
Seine Worte machten mir nicht viel Mut.
John griff nach seiner Taschenlampe und wir gingen los. Es war sehr dunkel im Wald und ich hatte ängstlich nach Craigs Hand gegriffen. Ich wurde mir nicht mal bewusst, dass ich mit ihm Hand in Hand ging. Dazu sorgte ich mich zu sehr um Debbie und war panisch vor Angst.

Nach einer Weile erreichten wir eine Lichtung, in dessen Mitte eine Art Altar aufgebaut war. Darum standen Kerzen. Schwarze, brennende Kerzen, die mysteriöse Schatten warfen. Das Etwas auf dem Altar konnte ich anfangs nicht erkennen
Wir näherten und langsam und vorsichtig und plötzlich entfuhr Chelsea ein spitzer Schrei. Sie war in etwas Feuchtes getreten.
John leuchtete mit seiner Taschenlampe auf ihren nackten Fuß. Etwas dunkelrotes lief an ihrem Fuß hinab.
„Blut!“, schrie Chelsea und warf sich schluchzend in Johns Arme.
Ihm fiel die Taschenlampe aus der Hand und sie leuchtete genau in die Richtung des Altars. Im Lichtkegel der Lampe konnte ich das Wesen auf dem Altar erkennen. Und ich schrie.
Ich rannte auf den Altar zu, schrie und schluchzte gleichzeitig. Das Wesen auf dem Altar war niemand anderes als Debbie. Meine Freundin Debbie!
Ihr Körper war entstellt und kaum noch zu erkennen. Ich konnte nicht mehr aufhören zu heulen. Ich bekam eine Gänsehaut bei Debbies Anblick. Wie übel sie doch zugerichtet worden war!
Ihre Augen blickten starr in den wolkenverhangenen Himmel. Durch die Wolken konnte man den Mond gerade noch erkennen.
Dann hörten wir von der anderen Seite der Lichtung her ein lautes Knacken. Wir bezweifelten, dass es ein Tier war und rannten zum Zeltplatz zurück.
Meine Füße taten mir weh, weil sich jeder Stein auf dem Waldweg durch die abgelatschte Sohlen meiner Turnschuhe drückte. Doch Chelsea kam noch langsamer vorwärts. Sie trug ja gar keine Schuhe.
Ich sah über meine Schulter zurück und sah nicht nur Chelsea, sondern auch jemand anderes. Allerdings sah ich nur seine Umrisse. Wie ein Mann von der Statur, aber größer, und die Geräusche waren abartig. Ein Keuchen und Stöhnen, wie ich es noch nie gehört hatte. Der Körper wirkte im schwachen Licht des Mondes schleimig und die Augen schienen rot zu leuchten. Dieses Wesen jagte mir mehr als einen eiskalten Schauer über den Rücken.
Wir erreichten den Zeltplatz kurz nachdem der Sturm begonnen hatte, den ich vorausgesehen hatte. Alle meine Sachen waren nass und klebten an meinem Körper. Der starke Regen und die Dunkelheit nahmen mir die Sicht. Ich spürte nur noch, wie ich plötzlich in ein nasses Loch fiel.
Irgendetwas zog mich nach unten. Bald wurde mir klar, was passiert war. Ich war geradewegs in den See gelaufen! Ich schrie, sobald ich mich an die Oberfläche gekämpft hatte und wurde wenige Augenblicke später von Craig aus dem Wasser gezogen.
Dann hörten wir Chelseas Schreie. Nur ein langer Schrei, der aus dem Nichts zu kommen schien. Wir konnten Chelsea nirgends sehen. Und als wir dann wieder so ein Knacken im Wald hörten, stürmten die Jungs und ich zum Bus und fuhren eilig davon.
Die Tränen rannen mir über das Gesicht. Ich weinte bitterlich, weil ich meine beiden Freundinnen verloren hatte. Ich konnte einfach nicht aufhören zu heulen. Auch am nächsten Tag, als wir mit der Polizei zum See zurückkehrten, konnten ich nur heulen.
Debbies Leiche lag immer noch auf dem Altar auf der Lichtung. Allerdings durften wir sie nicht mehr sehen. Und Chelseas Leiche fand man ähnlich zugerichtet im See. Taucher hatten ihn nach ihr abgesucht.
Seit diesem Geschehen ist nichts mehr wie es war. Ich gehe nachts nicht mehr alleine aus dem Haus. Auch wenn ich und Craig nun ein Paar sind, hilft es mir nicht über den Verlust meiner Freundinnen hinweg. Nachts träume ich von diesem Wesen. Und ich weiß, dass es irgendwo noch wartet. Vielleicht wartet es auf ein anderes Opfer, oder es wartet auf mich. Aber ich weiß was es will: Es will töten!​

 

Hallo, petit

Im Wesentlichen schließe ich mich SHs meinung an. Der Plot ist ein bisschen sehr 08/15 Teenie-Horror-Film-mäßig, aber Stil und Spannungsaufbau sind gar nicht schlecht. Nur finde ich, dass die Flucht gegen Ende ein bisschen zu glatt abgehandelt ist. Damit meine ich gar nicht, dass noch etwas passieren müsste, aber es ist sicher eine äußerst schwierige Situation, einerseits eine heidenangst zu haben und flüchten zu wollen, andrerseits damit aber eine Freundin zurücklassen zu müssen, von der man nicht mal weiß, ob sie nicht vielleicht noch lebt. Diesen inneren Konflikt würde ich ncoh deutlicher darstellen.

Sprach sie die Wahrheit?
Hier würd ich einfach "sagte" schreiben. Ich glaube, kaum ein Teenager würde sich so gewählt ausdrücken, und hier "spricht" eindeutig die Figur und nicht der Autor.
Gruß, Woodwose

 

Hallo,
ich wollte mich mal für eure Kritik bedanken. Ich will demnächst versuchen, einige meiner Fehler direkt zu beheben. Da ich erst 15 Jahre alt bin :shy: , werdet ihr verstehen, warum ich noch nicht so tolle Geschichten schreiben kann. Dazu braucht man viel mehr Erfahrung, glaube ich. Na ja, mein Alter wird wohl auch der Grund sein, warum meine Geschichte so in die Richtung Teenager-Grusel geht. Zudem ist Horror nicht wirklich mein Gebiet. Dennoch danke für eire Offenheit :)

 

Ey! Das Alter ist keine Entschuldigung! :) Obwohl, wenn ich daran denke, was ich mit 15 so geschrieben habe, das könnte ich getrost unter "Horror" posten, allerdings nicht, weil der Inhalt so gruselig wäre, sondern weil die Form einfach grausam ist.

Ich weiß nicht, ob es Dir hilft, aber ich fange erst an zu Schreiben, wenn ich mir über die Story im Klaren bin. Ich denke mir also nicht: "Ich will jetzt mal eine Werwolf-Geschichte schreiben!" und fange dann einfach an, sondern ich überlege sie mir bis zum Ende möglichst genau im Kopf, bevor ich überhaupt die erste Zeile schreibe. Ich will Dir aber keine Schreibblockade anhängen, deshalb sieh das einfach als eine Möglichkeit.

 

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