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Essen?

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03.09.2001
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Essen?

Ziellos wandere ich durch das Haus, im Bademantel, Turnschuhen und fettigen Haaren. Eigentlich sollte ich mich schon mal duschen und ein bißchen schön machen für die Party heute Abend und vielleicht sollte ich auch mein Zimmer aufräumen, aber irgendwie habe ich dazu keine Lust. Ich habe zu nichts Lust, was aber eventuell daran liegen könnte, dass meine Schwester eben erst duschen war und sich unsere Fußmatten anfühlen wie nasse Hunde.

Ich bin in der Küche gelandet. Lustlos durchwühle ich alle Schränke. Schließlich entscheide ich mich für ein Himbeerjogurt. Das ist zwar keineswegs das was ich gesucht habe, aber bei weitem besser, als alles andere, was sonst noch so da ist.
Langsam gehe ich mit meinem Jogurt in den Garten. Unsere Gartenstühle sind mit einer gelblichen Schicht überzogen, wahrscheinlich Blütenstaub. Ich setze mich trotzdem. Der Jogurt ist seit drei Tagen abgelaufen. Irgendwie ist er aber trotzdem lecker. Ich lasse Löffel für Löffel auf der Zunge zergehen. Himbeer ist eigentlich nicht meine Lieblingssorte.

Plötzlich surrt irgendwas in mein Ohr. Ich zucke erschrocken mit dem Kopf. Zack,ist es auch schon wieder verschwunden.
In Gedanken versunken esse ich meinen Jogurt. Auf einmal fliegt das Tier, was eben noch meine Ohrmuschel näher erkunden wollte, direkt in meinen Jogurt. Woher ich weiß, dass es dasselbe ist? Ich weiß es nicht, aber irgendwie ist das doch logisch, oder?
Ich nehme den Löffel, fische das Tierchen aus dem Becher und schleudere es auf die Terrasse. Hoffentlich hat es den Aufprall überlebt. Sonst wäre meine Rettungsaktion ganz umsonst gewesen. Wenn nicht, auch egal. Gibt ja echt genug von den Viechern. Ich stehe auf und gehe wieder in die Küche um mir einen neuen Löffel zu holen. Danach setze ich mich lieber in den Wintergarten. Dort brauche ich wenigstens keine Angst zu haben, dass eine Drossel in mein Essen fliegt.
Irgendwie schmeckt der Jogurt nach Insekten. Nicht dass ich schon mal welche probiert hätte...

Als ich wieder in der Küche bin, habe ich Lust was zu machen, was mir schon lange durch den Kopf geht, was total spannendes. Ich vermische Mehl und Wasser in einer Schüssel zu einem klebrigen Brei. Schmeckt abscheulich. Vielleicht wird's besser, wenn ich etwas Schokoladensauce dazu tue? Hmm, nein. Ganz eindeutig.
Traurig kippe ich das Ganze ins Klo. Schade, das hätte ein billiger Schokoladenpudding werden können.
Igitt, sieht das ekelig aus. Bevor ich mich über die Kloschüssel hänge und meinen Jogurt mit dem vermeintlichen Schokopudding vereine, ziehe ich schnell ab.

Die Schokosauce hat mich auf eine Idee gebracht. Früher hab ich mal 'ne Zeit lang immer Banane mit besagter Schokoladensauce gegessen. Auf dem Obstteller liegen noch drei Bananen. Alle mehr braun, als gelb. Versuchen kann man's ja trotzdem.

Ich sitze wieder im Wintergarten. Die Banane ist nicht mehr als eine solche identifizierbar. Ich weiß schon warum ich irgendwann aufgehört habe, so was zu essen.
Offenbar habe ich heute kein Glück mit dem Essen. Was mache ich denn jetzt bitte mit der Banane?
Im Moment schwimmt sie noch auf meinem Teller in einem braunen Schokosee.
In den Mülleimer werfen will ich sie nicht. Meine Mutter würde zwar nicht schimpfen, aber ich müßte mir garantiert einen sarkastischen Spruch anhören.
Ich könnte sie auch im Garten verbuddeln. Also, die Banane, nicht meine Mutter. Aber vielleicht würde unser Hund die Schokolade riechen und sie wieder ausbuddeln. Im Klo runterspülen will ich sie auch nicht. Mein Magen weigert sich entschieden gegen diese Möglichkeit. Bleibt nur noch die Alternative: Mülltonne. Ich nehme den Teller und begebe mich in Richtung Garten.
Vorsichtig klappe ich den Deckel der Mülltonne zurück. Hm, meine Mutter ist manchmal Gold wert. Sie hat den Rasen gemäht. Ohne es zu wissen, hat sie das perfekte Grab für meine Banane geschaffen. Schnell vergrabe ich sie in dem noch feuchten Gras.

Meine Nahrungsversorgung scheint heute nicht so ganz zu klappen!
Vielleicht koche ich mir gleich noch Spaghetti, vielleicht fange ich aber auch an zu fasten.
Obwohl Spaghetti mit Tomatensauce sich gar nicht so schlecht anhören. Hoffentlich ist in der Mülltonne noch genügend Platz...

 

Die Geschichte ist so richtig schön sinnlos. Also ich hätte sie eher in "Seltsam" gesetzt, wenn ich Du wäre... :D Aber irgendwie hat sie was... ;)

Griasle
stephy

 

Hoffentlich ist in der Mülltonne noch genügend Platz

Wenn ich sarkastisch wäre würde ich jetzt schreiben: Anscheinend nicht, sonst stünde diese Geschichte nicht hier...

Ich muss aber zugeben, dass diese Geschichte was an sich hat - so daneben, dass es schon wieder lustig ist.
Deine Beschreibung "lustiger" Essens-Reinfälle hat mich doch einigermaßen amüsiert und weist sogar einen drastischen Spannungshöhepunkt auf:

Als ich wieder in der Küche bin, habe ich Lust was zu machen, was mir schon lange durch den Kopf geht, was total spannendes. Ich vermische Mehl und Wasser in einer Schüssel zu einem klebrigen Brei.

Tja, wer hat nicht schon von solchen Ausschweifungen geträumt?

Schade, das hätte ein billiger Schokoladenpudding werden können.

Ja, damit hättest du die ganze Lebensmittelindustrie revolutioniert und Dr. Oetker wäre pleite gegangen.

Allerdings war ich doch etwas enttäuscht, dass du eine kulinarische Delikatesse ausgelassen hast, die in die Geschichte gut reingepasst hätte:

Unsere Gartenstühle sind mit einer gelblichen Schicht überzogen, wahrscheinlich Blütenstaub.

Blütenstaub kann man nämlich auch essen. Dürfte auch nicht geschmackloser als dein Wasser-Mehl-Teig sein.

Bevor ich mich über die Kloschüssel hänge

Na, na, das ist doch kein Grund für Selbstmord!

Ich könnte sie auch im Garten verbuddeln. Also, die Banane, nicht meine Mutter. Aber vielleicht würde unser Hund die Schokolade riechen und sie wieder ausbuddeln.

Wenn du so einen klugen Hund hast, hätte er im Fall des Falles sicher auch deine Mutter ausgebuddelt.


So, genug der Kalauer. Es tut mir leid, auch deine zweite Story nicht gerade mit Lob zu überschütten, aber ich finde das nur fair, nachdem du mir für heute den Appetit verdorben hast! :D

Immerhin weiß ich jetzt, bei wem ich niemals eine Essenseinladung annehmen werde...

 

Also ich fands lustig, vor allem dürften dein Kühlschrank und mein Kühlschrank sich inhaltlich auf demselben Niveau befinden. Jetzt hab ich Hunger ;)

 

Ich kann mir nicht helfen, aber deinen Namen mit dieser Geschichte irgendwie in Verbindung zu bringen fällt mir wahnsinnig schwer.
Wie auch immer. Ich find diese Geschichte auch gar nicht so schlecht, zumal ich dieses Gefühl nur allzu gut kenne. Manchmal, wenn ich frühs aufstehe gehts mir echt dreckig und dann gehe ich runter in die Küche und frühstücke ein kaltes Stüch Pizza vom Vorabend, obwohl ich ja weiß, dass ich etwas nahhaftes vertilgen könnte, was aller Wahrscheinlichkeit viel klüger wär. Vielleicht kommt hier meine masochistische Ader zum Vorschein, was das Essen angeht. Zumindest kann ich nachvollziehen, worum es geht.
Tut mir leid, aber alles in mir sträubt sich dagegen, dein Werk :confused: eine Kurzgeschichte zu nennen. Ich weiß auch nicht.

 

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