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Euphron der Entdecker

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07.02.2005
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Euphron der Entdecker

Der Sultan der Silberstadt verabschiedete uns mit einer großen Parade am Ufer des Stromes Lai, der hoch oben in den Zacken der Blausteinberge entsprang und in den unbekannten Dschungel im Süden hinausfloss.
Wir hatten uns in der Silberstadt von den Strapazen der Überquerung der Blausteinberge erholt und den Sultan mit unseren Erlebnissen ergötzt. Der Sultan erzählte uns im Gegenzug, dass schon viele dem Strom hinab in die grüne Hölle gefolgt waren. Aber von keinem hätten sie in der Silberstadt jemals wieder gehört. Damit war der weitere Verlauf unserer Reise entschieden.
Der Sultan gab uns ein prächtiges Schiff aus hellem Zedernholz mit hohen Borden und Reihen von Ruderluken zu beiden Seiten des Rumpfes. Der Mast stach in die Höhe stark wie ein Festungsturm. An ihm bauschte sich das größte Segel, das ihr je gesehen habt, meine Freunde. Ein wogendes Rechteck aus weißen und goldenen Streifen streckte sich entlang der ganzen Höhe des Masts und reckte seine Rahe an den Seiten weit über den Schiffsrumpf hinaus. Die beiden Taue, die seine unteren Ecken an die Reling zurrten, konnten es nur mühsam bändigen.
Wir standen in einer Reihe vor dem Schiff, jeder einen doppelmannshohen Speer in der Faust, den Schaft in den Boden gerammt, die Spitze glitzernd in der Morgensonne. Unsere Körper glänzten von Olivenöl, waren geschürzt mit geschmeidigem Stierleder.
Der Sultan schritt an meinen zwei Dutzend Gefährten entlang.
Da war Giliad. Dürr wie ein Ziegenbock. Aber er hatte das schärfste Paar Augen, mit dem zusammen ich je von einem Berggipfel Ausschau gehalten habe.
An den Brustkörben der Brüder Arktos und Bektos schaute der Sultan ehrfürchtig empor. Bären erbleichten bei ihrem Anblick. Das könnt ihr mir glauben, meine Freunde.
Als der Sultan zu Diopher kam, musste er grinsen. Der Dichter hatte ein Tuch über seinen Kopf geknotet. Die Zipfel standen ab wie die Hörner eines Fauns.
Schließlich hielt der Sultan vor mir. „Männer wie euch haben wir schon lange gesucht, Euphron.“ Er legte seine Hand auf meine Schulter. „Wenn ihr zurückkehrt, werdet ihr alle Helden sein.“
„Vielleicht werden wir nicht zurückkehren.“ Ich drückte den Unterarm des Sultans. „Aber ganz bestimmt werden wir irgendwo ankommen.“
Der Sultan warf seinen Kopf in den Nacken und lachte.
Dann gingen wir an Bord und setzten beim Schallen von Trompeten das Segel in den Wind.

Drei Tage lang glitten wir den Fluss hinab wie ein Wasserläufer, mitgerissen von der Strömung, getrieben vor dem Wind mit zum Bersten gefülltem Segel. An den Ufern wucherte der Urwald. Bäume, verschlungen wie Hydras, hingen weit über die Wasserfläche. Geschuppte Bestien lugten mit starren Augen darunter heraus.
Dann stießen Felsen durch die grüne Macht. Zuerst nur Riffe und Grate. Danach Blöcke und Platten. Schließlich erhoben sich durchgehende Steinwände an den Ufern, wuchsen hoch über unsere Köpfe, trieben den Strom in die Enge.

Wir fuhren wie hinein in einen Hohlweg. Dämmerung fiel über uns her, obwohl die Sonne hoch am Himmel stand. Die felsenen Steilhänge rückten so dicht an uns heran, dass wir fürchteten, die Rahe des Segels würde daran zerbrechen. Weiter unten, über dem Wasserspiegel, war die Schlucht noch enger. Beinahe konnten wir mit den Spitzen unserer Speere an den Steinschichten entlangkratzen.
Ein Zischen und Brausen füllte den Raum zwischen den Felsmassen. Zuerst war es leise wie eine Schlange, doch bald dröhnte es wie Brandung an einem Kliff. Manche dachten, es sei der Wind, und blickten hoch zur Segelrahe. Aber das Segel hing müde in einer flauen Brise. Andere meinten, es wäre die Strömung des Flusses entlang von Algen, die sich unter unserem Kiel angesammelt hätten. Sie schabten mit ihren Speeren an der Bordwand hinab. In dem klaren Wasser kamen jedoch keine grünen Schlieren zum Vorschein.
Da reckte sich Giliad im Bug. „Seht mal, dort vorne!“ Er streckte einen Arm aus. „Schäumt dort das Wasser?“
„Sind das Stromschnellen?“ Sein Nebenmann hielt eine Hand als Schutzschild über die Augen. „Die kippen unser Schiff nicht um.“
„Das sind keine Stromschnellen.“ Giliad warf die Hände in die Luft. „Das ist ein Wasserfall!“
Nun konnte ich das Glitzern des aufgewühlten Stroms weit vor uns auch erkennen. Die Felswände wichen dort ein wenig zurück. Natürlich, ein Wasserfall! Das war das Tosen, das die Schlucht erfüllte. Dem dröhnenden Geräusch nach musste das Wasser tausend Schritte in die Tiefe stürzen.
Bald erkannte jeder einzelne, was diese Wendung für uns bedeutete. Eine ungestüme Suche nach einem Ausweg begann. An den senkrechten Steinwänden konnten wir nicht anlegen. Zum Beidrehen war die Schlucht zu schmal. Gegen den Strom zurückzurudern war auch nicht möglich. Die Bordwände hatten zwar Ruderluken, aber auf dem ganzen Schiff ließen sich keine Ruder finden. Sollten wir das Schiff aufgeben und zurückschwimmen? Gegen die starke Strömung? Oder würde sie uns noch vor dem Schiff über die Felskante reißen und in den Abgrund stürzen?
„Heh, schaut euch das an!“ Giliad zeigte an der Schluchtwand hinauf.
Kurz vor uns, knapp über der Höhe unserer Mastspitze, kam hinter einem Vorsprung eine riesige Öffnung im Fels zum Vorschein. Sie war so groß, dass unser Schiff mitsamt gesetztem Segel hindurchgepasst hätte. Ihre gewölbte Decke reichte weit in den Stein hinein, wie der Eingang zu einer Höhle.
„Warum klettern wir nicht am Mast hoch?“ Arktos rieb sich den Nacken. „Und dann hangeln wir an der Rahe entlang und schwingen uns in dieses Loch hinein.“
„Natürlich.“ Diopher klatschte in die Hände. „Dich möchte ich sehen, wie du an der Rahe schwingst, und mit ihrem abgebrochenen Ende ins Wasser segelst.“
Die Männer lachten. Für einen Augenblick wurden sie aus ihrer Anspannung gerissen.
„Während du Reden hälst, Dichter, sind wir an unserer Rettung vorbeigefahren.“ Bektos ergriff einen Speer. „Aber ich kann sie zurückholen.“
Er schlang ein Tau um den Spieß und schleuderte ihn in die Felsenöffnung über unserem Heck. Das Seil spannte sich. Der Speer wurde herausgezogen, geknickt wie ein Grashalm unter einem Sandalentritt.
„Keine schlechte Idee, Bruder.“ Arktos langte ebenfalls nach einem Spieß und einer Leine. „Aber das geht besser.“
Das Schiff trieb weiter auf den Wasserfall zu. Die Schlucht wurde enger.
„Noch ist es nicht zu spät.“ Arktos holte aus als wäre er bei den olympischen Spielen.
„Halt!“ Ich fiel ihm in den Arm. „Keine weiteren Speere vergeuden!“
Die Männer sahen mich erstaunt an.
„Jeder nimmt einen Spieß.“ Ich packte selbst einen. „Dann schiebt er ihn durch eine Ruderluke hinaus.“
Das Erstaunen verwandelte sich in Zweifel. Stirnen wurden gerunzelt, Augenbrauen zusammengezogen.
„Wollt ihr in die Tiefe stürzen oder mit eurem Leben davonkommen?“ Ich kniete vor eine Ruderluke und stieß meinen Speer der Felswand entgegen.
Die ersten folgten meinem Beispiel. Bald ragte aus jeder Luke ein Spieß in Fahrtrichtung. Unser Schiff glitt durch die Schlucht wie eine Kriegsgaleere auf Angriffskurs.
„Und nun, großer Entdecker?“ Diopher spähte neben mir an seinem Speer entlang. „Vor wem verteidigen wir uns?“
„Auf mein Zeichen drückt jeder seine Speerspitze gegen den Fels.“ Ich rief, damit alle mich hören konnten. „Drückt so stark es geht.“ Ich schaute mich um. „Aber brecht den Spieß nicht ab.“
Die Männer sahen zu mir her und nickten.
Ich reckte einen Arm in die Höhe. „Jetzt!“
Als sich meine Hand senkte stießen zwei Dutzend Speerspitzen in den Stein. Funken stoben. Manche Spieße splitterten. Aber wir wurden langsamer.
Diophers Gesicht war puterrot. Arktos und Bektos im Heck hielten ihre Speere als wären es Ölbaumzweige. Unser Schiff stoppte. Ein Aufatmen ging durch die beiden Reihen der Männer.
„Und nun, großer Entdecker?“ Wieder Diopher. „Wie bringst du uns aus dieser Lage heraus? Oder sollen wir ausharren bis die Götter vom Olymp herabsteigen?“ Er lachte auf. „Da können wir genausogut dort vorne über die Klippe springen!“
„Jetzt machen wir es wie die Tausendfüßler.“ Ich schrie gegen das Tosen des Wasserfalls an. „Wir setzen ein Bein vor das andere.“ Ich wandte mich zu Arktos und Bektos. „Wir fangen hinten an und arbeiten uns nach vorne durch. Auf beiden Seiten gleichzeitig. Nehmt eure Speere von der Wand und setzt sie weiter hinten auf. Dann drückt ihr das Schiff stromaufwärts.“ Ich blickte in die Runde. „Verstanden?“
Alle nickten.
„Dann los!“ Ich ballte meine Hand zu einer Faust.
Arktos und Bektos schwenkten ihre Spieße und stachen sie erneut in die Felswand. Die anderen taten es ihnen nach. Wir bewegten uns wie eine riesenhafte Raupe den Strom hinauf, weg von dem Wasserfall.
„Unglaublich! Wir kommen aus diesem Hinterhalt der Natur heraus.“ Arktos und Bektos brüllten vom Heck über die fauchenden Wassermassen hinweg. „Die Götter müssen uns lieben, dass sie uns mit Euphron auf die Reise schickten.“
Die Muskeln der beiden waren gespannt zum Zerreißen. Wie Atlas, in doppelter Ausgabe. Ich beugte mich über meinen Spieß und trug meinen Teil zu unserer Rettung bei.
Da legte sich ein Schatten auf das Schiff, und ein Sturm fiel über uns her. Das Segel blähte sich, dass der Mast knackte. Eine Flutwelle spritzte an den Bordwänden entlang, trieb das Schiff zum Abgrund zurück. Unsere Spieße brachen wie Strohhalme. Jeder an Bord fuhr herum zum Heck.
Aus der Höhlenöffnung im Fels ragte ein riesiger Kopf. Die kahle Wölbung seiner zernarbten Schädeldecke stieß fast an die gegenüberliegende Schluchtwand. Von seiner Stirn glühte ein einziges rotgeädertes Auge auf uns herab. Ein Zyklop!
Die Wangen hatte er aufgeblasen wie ein Ringkämpfer. Zwischen seinen rissigen Lippen fegte ein Orkan heraus, der die Enge der Schlucht zu sprengen drohte. Wir warfen uns auf die Planken, um nicht vom Schiff geweht zu werden. Diophers Kopfbedeckung wurde ihm vom Haupt gerissen und weit über den Bug hinaus in Richtung Wasserfall geschleudert.
Dann hörte der Wind auf, und eine Lawine von Donnerschlägen rollte über uns hinweg. Ich schaute zurück. Der Zyklop hatte seinen Mund zu einem Halbmond aufgerissen und den Kopf in den Nacken geworfen. Er lachte uns aus. Er spielte mit uns wie eine gelangweilte Katze mit einer angstgeschüttelten Maus.
Das Donnern ließ nach. Der Zyklop schöpfte Atem für den nächsten Sturm.
„Der Wasserfall kommt immer näher!“ Giliad im Bug deutete nach vorn. „Jetzt ist es um uns geschehen!“
„So ist es wohl, großer Entdecker.“ Diopher sah mich ernst an. „Das Ende unserer Reisen naht. Es war für mich eine Ehre, mit dir zu fahren.“
Ein neuer Windstoß blähte das Segel. Ich reckte meinen Hals, um einen Blick auf den Wasserfall zu werfen. In der Leere dahinter bauschte sich Diophers Kopftuch und schwebte sanft in den Abgrund. Die Erleuchtung traf mich wie Zeus‘ Blitz.
„Das Segel! Schnell!“ Ich blickte umher. „Arktos, Bektos! Wo seid ihr? Löst die Taue des Segels. Aber haltet sie gut fest!“
Die beiden Kolosse stürzten vom Heck heran und banden die Taue an den unteren Ecken des Segels von der Reling los. Die anderen Männer gingen ihnen zur Hand.
Der Wind wuchs zu einem Sturm. Das Segel flatterte und beulte sich. Wir rasten auf das Ende des Stroms zu wie auf den Rand der Welt. Die Männer an den Tauen schrien auf, stolperten vorwärts. Die Wucht des Orkans im Segel machte selbst Arktos und Bektos zu schaffen.
„Nicht loslassen!“ Ich eilte mit Diopher den Kameraden an den Tauen zu Hilfe, packte ein Seilende.
Unser Schiff erreichte die Kante.
„Jetzt!“ Ich lockerte meinen Griff um die Leine. „Gebt den Tauen Spiel.“
Die Männer folgten meinen Weisungen wie aus einem Guss. Das untere Ende des Segels flatterte in die Höhe, bis sich das riesige Tuch gleich einem Baldachin über dem Vorschiff wölbte. Der Bug schoss zwischen stiebendem Schaum ins Leere.
„Stop! Ziehen!“ Ich schloss meine Fäuste um das Tau. Die durchlaufende Leine verbrannte meine Finger. „Bindet die Seile fest.“
Die Muskeln der Männer spannten sich. Die hinteren zurrten die Taue um die Reling. Der Boden unter unseren Füßen kippte nach vorne. Mein Plan ging auf.
Unter dem Segel fing sich die Luft wie unter Diophers fortgewehter Kopfbedeckung, und wir schwebten hinaus ins Nichts und hinab. Zwar nicht so leicht wie ein Schmetterling, aber auch nicht so schwer wie ein Marmorbrocken.
Hinter uns donnerten die Wassermassen ins Bodenlose. Vor uns leuchtete grüner Urwald in einer Tiefebene. Das zornige Brüllen des Zyklopen wurde bald übertönt von den Jubelrufen meiner Gefährten.
Da könnt ihr noch so sehr eure Augenbrauen in die Höhe ziehen und eure Köpfe schütteln, meine Freunde. Genau so ist es geschehen! Wie sonst sollte ich heute vor euch stehen und davon berichten?

Durch die Wildnis unter uns wand sich in weiten Bögen das Band des Stromes Lai nach Osten. Wie eine Kette aus blauen Edelsteinen.
„Zieht links an!“ Ich deutete auf das Tau am Segel. „Aber vorsichtig.“
Wir legten uns in eine Kurve, die dem Lauf des Flusses folgte.
Bald würden wir auf ihm niedergehen, elegant wie ein Seeadler. Der Strom würde uns weitertragen, den Diamantenfeldern an der Ebenholzküste entgegen. Aber das ist ein neues Abenteuer, von dem ich euch morgen erzählen werde.

 

Hallo jflipp!

Das war meiner Meinung nach nichts. Gar nichts. Aber immer schön der Reihe nach:

Der Sultan gab uns ein prächtiges Schiff aus hellem Zedernholz mit hohen Borden und Reihen von Ruderluken zu beiden Seiten des Rumpfes. Der Mast stach in die Höhe stark wie ein Festungsturm.
Der Fluss entspringt aus den Bergen, die sich direkt hinter der Stadt erheben und fließt in Gefilde, aus denen noch nie jemand zurückgekehrt ist ... wofür haben sie dann eigentlich Schiffe dieser Größenordnung?

An ihm bauschte sich das größte Segel, das ihr je gesehen habt, meine Freunde.
Welchen armen Seelen wird diese Geschichte eigentlich erzählt?

Da war Giliad. Dürr wie ein Ziegenbock. Aber er hatte das schärfste Paar Augen, mit dem zusammen ich je von einem Berggipfel Ausschau gehalten habe.
Und sein Freund Shalid erst! Dick wie eine Wildsau. Aber er hatte das durchtrainierteste Paar Beine, mit dem zusammen ich je einen Marathon gelaufen bin.

An den Brustkörben der Brüder Arktos und Bektos
Wer A sagt, muss auch B sagen.

Bären erbleichten bei ihrem Anblick.
Aber es handelt sich dabei schon um menschliche oder zumindest menschenähnliche Wesen?

Wir fuhren wie hinein in einen Hohlweg.
Hohlwege gibt es meines Wissens nach nur auf dem Land. Dass der Prot hin und wieder Probleme hat, die richtigen Worte zu finden, ist betrüblich.

Andere meinten, es wäre die Strömung des Flusses entlang von Algen, die sich unter unserem Kiel angesammelt hätten. Sie schabten mit ihren Speeren an der Bordwand hinab. In dem klaren Wasser kamen jedoch keine grünen Schlieren zum Vorschein.
Seebären, wie es im Buche steht.

Giliad warf die Hände in die Luft. „Das ist ein Wasserfall!“
"Ah, dann wissen wir jetzt, warum nie jemand zurückgekommen ist. Lasst uns umkehren, Jungs."

Dem dröhnenden Geräusch nach musste das Wasser tausend Schritte in die Tiefe stürzen.
Schätzt die Höhe eines Wasserfalls am Geräuschpegel des herabstürzenden Wassers. Toll, so einen fähigen Mann im Team zu haben.

Bald erkannte jeder einzelne, was diese Wendung für uns bedeutete.
Dass sie das Schiff verlassen und zurückschwimmen müssen?

Eine ungestüme Suche nach einem Ausweg begann.
"Unter dem Tisch ist keiner zu finden, aber schau mal im Schrank nach, vielleicht versteckt sich dort einer."

Die Bordwände hatten zwar Ruderluken, aber auf dem ganzen Schiff ließen sich keine Ruder finden.
Langsam beginne ich an der Kompetenz der Mannschaft zu zweifeln.

Sollten wir das Schiff aufgeben und zurückschwimmen?
Nein, wir können auch zurückschwimmen und das Schiff hinterherschleppen.

„Heh, schaut euch das an!“ Giliad zeigte an der Schluchtwand hinauf.
"Da kommt Deus ex machina und rettet uns!"

„Warum klettern wir nicht am Mast hoch?“ Arktos rieb sich den Nacken. „Und dann hangeln wir an der Rahe entlang und schwingen uns in dieses Loch hinein.“
Natürlich, warum einfach, wenn's auch ...

„Halt!“ Ich fiel ihm in den Arm. „Keine weiteren Speere vergeuden!“
"Die brauchen wir noch im Jenseits!"

Als sich meine Hand senkte stießen zwei Dutzend Speerspitzen in den Stein. Funken stoben. Manche Spieße splitterten. Aber wir wurden langsamer.
[...]
„Jetzt machen wir es wie die Tausendfüßler.“ Ich schrie gegen das Tosen des Wasserfalls an. „Wir setzen ein Bein vor das andere.“
Ich glaube, ins Wasser zu springen und gegen die Strömung zu schwimmen wäre doch die einfachere Option gewesen.

Wir bewegten uns wie eine riesenhafte Raupe den Strom hinauf, weg von dem Wasserfall.
Spätestens hier sollte man mit dem Lesen aufhören.

Ich habe dann doch weitergelesen und es bereut. Es ist offensichtlich, dass uns dein Prot hier eine Lügengeschichte auftischt, was auch jedwede Logik entbehrenswert macht. Solange ein gehöriges Maß an Kreativität und Wortwitz vorhanden wäre, würde das kein Problem darstellen. Aber das Ganze wird leider derart fantasielos und holprig abgehandelt, dass das Lesen keine Freude macht. Noch dazu mündet die Story in einem Ende, das mehr wie ein Cliffhanger zu weiteren schlechten Teilen anmutet als ein wirklicher Abschluss (bitte sag jetzt nicht, dass da noch was kommt).
Es gibt gute, unterhaltsame Lügengeschichten. Diese hier ist es nicht.

Viele Grüße
Blaine

 

Hallo Blaine,

hm ok. Vielen Dank für den ausfürlichen Verriss.

Und ich kann dich beruhigen, da kommt nicht noch was nach.

viele Grüße
jflipp

 
Zuletzt bearbeitet:

Aloha, jflipp!

Ich habe mich nach Blaines Kommentar – so ungewohnt es auch ist, dass ich mich seiner Meinung anschließe - dazu entschlossen, keine Korrekturen in der Erzählung selbst vorzunehmen, da ich der Überzeugung bin, dass zunächst einmal eine gründliche inhaltliche Überarbeitung vonnöten wäre. Ich möchte allerdings hinzufügen, dass Euphron der Entdecker mit erfreulich geringer, störender Zahl an Fehlern in der Rechtschreibung daher kam!

Mich stört weniger die von Blaine oft kritisierte inhaltliche Logik, da wir es hier offensichtlich mit Seemannsgarn zu tun haben – oder wie man das im Kreise der Entdecker auch immer nennen mag - sondern das Gesamtkonzept und seine Umsetzung. Das Problem an Märchen klassischen Stils oder – in Deinem Falle – klassischer Aufschneiderei ist, dass es eigentlich für Zuhörerschaft gedacht ist und einer anderen Umsetzung bedarf als gewöhnliche Lektüre, auch wenn ich weit davon entfernt bin, darin Meisterschaft zu erlangen.

Du erzählst … Okay! Zunächst klingt dies so, als wenn uns Euphron oder einer seiner Begleiter an irgendeinem Lagerfeuer oder Kamin von den Abenteuern erzählt. Das finde ich sehr gut, denn hier begibst Du Dich auf interessantes und selten betretenes Terrain. Du wechselst aber immer wieder die Perspektive, denn wir sind dann irgendwie in der Handlung, haben wörtliche Rede und können die Geschichte nicht mehr als Zuhörer wahrnehmen. Das ist ein gravierender Mangel! Entweder entschließt Du Dich dazu, eine Geschichte zu erzählen, wie sie niedergeschrieben wurde … oder aber, wie sie jemand in einer Taverne erzählt. Ich ermutige Dich ausdrücklich zu der letzteren Version, denn der Einstieg in die Erzählung war schon … nun, eine Perspektive. In der Schriftform schlage ich vor, ein Szenario zu schaffen, bei dem ein Erzähler den interessierten Zuhörern diese Geschichte erzählt. Liest Du die Geschichte, kannst Du darauf umsteigen, sie als Erzähler selbst vorzutragen! Wenn Du uns die Hucke volllügen möchtest, dann mach es gut … ;)

Beachte die Logik, die in vielen Bereichen von Blaine bereits angesprochen wurde und auch, dass das Abenteuer vielleicht nicht zu banal sein sollte. Ganz wichtig ist schon der Punkt, wozu man im Sultanat Schiffe hat und Zyklopen entlehnen doch eher der griechischen Mythologie, als der weiter östlichen – ich muss allerdings zugeben, dass dies ganz und gar nicht mein Fachgebiet ist. Gibt der Erzähler die Geschichte in einer griechischen Taverne wieder, dann wäre es vermutlich ein Zyklop, sonst eher ein Dschinn?

Lass Dir was einfallen … aber ich versichere Dir, dass es eine Menge Arbeit erfordert, bis Euphron der Entdecker wirklich gut wird. Und warum sollten wir auf weitere Berichte verzichten?

shade & sweet water
>x<

 

Morgen!

Deine Geschichte hat mich an die griechischen Sagen erinnert (Odysseus, Iason) und ich mag diese sehr.
Es ist zwar Semannsgarn und das muss ja nicht immer logisch sein, denn Märchen uä sind es ja auch nicht immer, also stört mich das nicht. Der Kritik an der Erzählform würde ich mich da schon eher anschließen.

Grüßchen

 

Hallo xadhoom und keeno_saya,

vielen Dank für's Lesen und Kommentieren.

Und xadhoom - wegen der Perspektive muss ich nochmal in mich gehen.
Du schreibst
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Zunächst klingt dies so, als wenn uns Euphron oder einer seiner Begleiter an irgendeinem Lagerfeuer oder Kamin von den Abenteuern erzählt. Du wechselst aber immer wieder die Perspektive, denn wir sind dann irgendwie in der Handlung, haben wörtliche Rede und können die Geschichte nicht mehr als Zuhörer wahrnehmen.
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Die Geschichte ganz ohne wörtliche Rede? Wäre das nicht etwas trocken?
Könntest du mir als Denkanstoß zwei, drei Dinge nennen, die sich in der Erzähler-Perspektive wirklich gut machen, bzw überhaupt nichts darin verloren haben?
Würde mich interessieren.

viele Grüße
jflipp

 

Aloha, jflipp!

Die Geschichte ganz ohne wörtliche Rede? Wäre das nicht etwas trocken? Könntest du mir als Denkanstoß zwei, drei Dinge nennen, die sich in der Erzähler-Perspektive wirklich gut machen, bzw überhaupt nichts darin verloren haben?

Das will ich gerne versuchen … ;) Natürlich kann meine Meinung zu der Sache nicht als universelle Weisheit gelten!

Grundsätzlich richtig, eine Geschichte ganz ohne wörtliche Rede kann durchaus trocken sein. Aus einer anderen Perspektive betrachtet ist sie jedoch lediglich anspruchsvoller und muss anders umgesetzt werden.

Wie ich bereits schrieb, hatte ich zunächst durch den Stil den Gedanken als würde der Entdecker oder einer seiner Begleiter die Geschichte irgendwo erzählen. Wenn Du das beispielsweise konsequent umsetzt, baust Du ein Szenario um den Erzähler herum und hast damit mehr oder weniger ausschließlich wörtliche Rede – nämlich die, des Erzählenden. Schreib eine kurze Einleitung zur Stadt, dem Setting in einer Taverne, in man sich versammelt hat, als Gäste jemanden lautstark (und/oder angesoffen) um eine Geschichte bitten. Jeder Entdecker wird gerne darauf anspringen und die Abenteuer in blumigen Worten wiedergeben und es ist absolut kein Problem, diese Erzählform lebendig werden zu lassen. Versetz Dich in den Erzähler, lebe es aus und schreib es einfach auf! Vergiss aber nicht, ab und an ein Oh! oder Ah! und Ereignisse aus dem Umfeld der Taverne und deren Besucher mit einzuflechten. Ein herunterfallender Krug, der den Erzähler unterbricht und dann Stürme der Entrüstung hervorbringt … Klischeebeladen, aber gut umgesetzt sicher lesenswert.

Ich kann mir auch eine Tagebuchform oder Briefe vorstellen, bei denen sich der Leser dann plötzlich so fühlt, als sei er mitten in der Handlung.

LG … und so. Freut mich, dass Du Dich mit den Kommentaren auseinandersetzt. :) Und ich hoffe, dass sie Dir auch irgendwie was bringen.

>x<

 

Hallo xadhoom,

du hast Recht.
In meiner Geschichte kommt bisher eigentlich nur Euphron zu Wort.
Da ist der Ausbau der Zuhörer - sie johlen und schmeißen Krüge um - eine gute Idee.
Vielen Dank.

jflipp

 

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