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Eure Stimmen

Seniors
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09.05.2004
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Eure Stimmen

Er sitzt am Rand des Lichtkegels und denkt darüber nach, zu welchem Porno er sich heute Nacht einen runterholen soll. Er denkt an auftoupierte Blondinen und Männer mit Intimrasuren und als er sich räuspert, zucke ich kurz zusammen.
Ich habe keine Ahnung, woher ich weiß, dass Holger gerade genau daran denkt, aber ich weiß es. Hundertprozentig.
Wenn er einatmet, fallen Schatten über sein Gesicht, wenn er die Luft durch seine Nase wieder ausbläst, ist es, als würde er ins Licht auftauchen. Es ist spät und seine Augen sind nur noch Schlitze. Er gähnt und hält sich den linken Handrücken vor den Mund, um gleichzeitig auf seine Armbanduhr sehen zu können. Dreiundzwanzig Uhr elf. So eine Scheiße.
Er sieht mich an und erst jetzt bemerke ich, dass mein Mund offen steht. Ich drehe mich zur Seite und kneife meine Lippen fest aufeinander. Und plötzlich ist alles anders.
Als würde jemand den Radiosender wechseln, schwappen zwei Stimmen ineinander. Dann ist Holger weg, doch stattdessen höre ich jetzt Miriam. Nicht die Stimme, mit der sie uns versucht klarzumachen, wie wichtig der Zusammenschluss der beiden Firmen ist, nein, sondern ein leises Flüstern, das mehr Wind ist als Wort. Ich kann es kaum verstehen, immer nur einzelne Wörter, doch als ich mich auf ihre Augen konzentriere, die viel zu grün sind, verstehe ich alles. Ihr ist warm und mir fallen die dunklen Flecken unter ihren Achseln auf. Immer wieder denkt sie, dass wir ihr nicht zuhören. Dass kein Schwein ihr zuhört, wie es immer ist, dass sie nur für sich selbst redet, nicht, weil es schon zu spät ist, sondern weil es niemanden je interessiert, was sie zu sagen hat. Ich möchte ihr zustimmen, doch kann es nicht.
»Wir sollten für heute aufhören«, höre ich und erst als Holger aufsteht wird mir bewusst, dass sie es nicht gedacht, sondern gesagt hat.
»Ja«, nicke ich, seufze und wühle mich durch den tiefen Sessel. »Bis Morgen.«

Es ist sieben Uhr achtundfünfzig. In zwei Minuten wird der Wecker klingeln. Das Laken liegt zusammengerollt auf dem Boden am Fußende des Bettes und das Kissen steckt unter meinem Rücken und biegt mich ins Hohlkreuz. Wenn man stundenlang wach ist, wird selbst bequemstes Liegen irgendwann zur Qual.
Ich denke jetzt bereits so lange über den gestrigen Abend nach, dass ich mir nicht mehr sicher bin, ihn überhaupt je erlebt zu haben. Geschweige denn, die Gedanken anderer Menschen gehört zu haben. Draußen ist es bereits hell und die Sonne scheint und ich höre auf, an gewisse Dinge zu glauben.
Ich rolle mich aus dem Bett, strecke mich gähnend und bevor der Wecker das erste Mal klingelt, schalte ich ihn aus. Ich trage noch die Bluse von gestern Abend. Sonst nichts. Ich rieche an ihr, an mir und das erste, was mir einfällt, ist eine Dusche. Langsam schleife ich mich ins Bad gegenüber, beuge mich in die Kabine, drehe den Kopf der Brause gegen die Wand und öffne den Wasserhahn. Das Geräusch schmerzt in meinen Ohren. Jeder Wassertropfen fällt auf mein Trommelfell und als ich mich auf den kleinen weißen Hocker setze, sägt sich das Quietschen der Schrauben bis in mein Gehirn. Meine Haare schmerzen, wenn ich sie berühre. Als hätte ich getrunken. Viel getrunken. Ich habe nicht gewusst, dass Schlafmangel einem Kater so ähnlich ist.
Ich schließe meine Augen und jetzt höre ich wieder jedes Wort, jeden Gedanken von Holger, sehe die nackten Frauen vor mir, sehe Miriam, wie sie zuhause vor dem Spiegel steht und zitternd Farbe auf ihre vollen Lippen pinselt. Ich sehe ihre tränenden Augen und das Taschentuch, mit dem sie Mascara von ihren Wangen wischt.
Als ich die Augen wieder öffne, ist der Spiegel beschlagen.
Ich schäle mich aus meiner Bluse, werfe sie in Richtung der Wäschetruhe, verfehle sie und steige unter die Dusche. Nur wenig Wasser berührt mich, aber selbst diese Menge will mich verbrühen. Ich stelle den Hahn kälter, drehe den Duschkopf in meine Richtung, atme scharf ein und stelle den Hahn noch kälter.
Das Wasser tut weh und die Schmerzen ziehen kurz die komplette Aufmerksamkeit auf sich.

Sonnenstrahlen zerstechen die Frühlingswolken und kalte Luft steht wie Hochwasser auf den Straßen. Männer und Frauen in Anzügen und mit toten Aktentaschen unter den Armen eilen über die Bürgersteige, während Taxis mit höchstens zwei Menschen besetzt hupend und viel zu schnell in Kurven fahren.
Von der Markise des Kiosks baumeln Zeitungen, Zigarrenschachteln liegen unter Glas und dahinter steht ein Mann, der auf einem Brötchen herumkaut, das nach Pappmachee schmeckt.
Ich muss ihr eins verpassen, höre ich und sehe ihm dabei zu, wie er einen faustgroßen Adamsapfel schluckt.
»Wie bitte?«
Er schüttelt den Kopf. »Wollen Sie was?«
Ich nicke, kratze mich an der Stirn und deute auf eine Stange Marlboro. Ich rauche nicht.
Er sagt: »Gute Wahl«, stopft sich den Rest des Brötchens in den Mund, greift erst nach meinem Geld und dann nach der Stange.
Mach dich vom Acker, und ich bin durcheinander, drehe mich um und eile über den Gehweg in irgendeine Richtung.

Ein Dutzend Leute versammelt sich um eine Bushaltestelle, die Platz für fünf hat und starrt schweigend auf Handys, Zeitschriften und Reklametafeln.
Ich höre Werbejingles, drehe mich einmal um mich selbst, sehe dann einem Teenager in die Augen, die von Pickeln eingekreist sind. Er verzieht den Mund, fragt, was ich hier will und mir wird klar, dass er nicht mich das fragt.
Ich stelle meine Tasche zwischen meinen Beinen ab, reiße dann die Stange Marlboro auf, nehme eine Schachtel und drücke den Rest dem Teenager in die Hand, der sich erst wundert, dann schweigend dafür bedankt. Ich ignoriere die Blicke der Rentner, die hinter mir stehen, aber das Gezeter kann ich nicht überhören. Die Schimpfwörter.
Wer hätte gedacht, dass alte Leute solche Worte kennen.

Ich sitze in einem Taxi. Den Bus konnte ich nicht nehmen. Die Stimmen, sie hätten mich in den Wahnsinn getrieben.
Der Taxifahrer redet. Er redet und er denkt und ich hätte nie gedacht, dass Menschen zwei Dinge gleichzeitig so unterschiedlich tun können. Er redet vom Wetter, dann von seinen Söhnen und schließlich von den Frauen seiner Söhne und er denkt über seine Frau nach, dass sie so fett geworden ist und er mustert meine Brüste im Spiegel, in dem ich seine hellen, fast grauen Augen erkennen kann. Er denkt, dass seine Frau auch mal so aussah wie ich, dass sie hübscher war als ich, weil ich nichts Besonderes bin und als ich seufze, halten wir endlich an. Ich bezahle ihm viel zu viel, ich will mich von seinen Gedanken freikaufen, die sich wie Ketten um mich gelegt haben. Ich will sie nicht hören, bin aber nicht stark genug, das Ganze zu ignorieren.
Ich stehe vor einem frisch gestrichenen weißen Gebäude, das drei Stockwerke in die Höhe ragt. Warum ich hier bin, weiß ich nicht. Habe ich dem Taxifahrer gesagt, er soll mich hierher bringen? Müsste ich nicht die Gedanken der anderen hören, könnte ich mich an meine eigenen erinnern.
Ich drehe mich um, laufe über die Straße, ignoriere das Hupen eines jungen Mannes in einem grünen Polo und ignoriere sein verfickte Schlampe, das er erst denkt, dann sagt, als ich schon auf dem Bürgersteig balanciere. Vor mir ein Park, vielleicht fünfzig Bäume auf geringem Platz zusammengepfercht, als wären sie Legehennen, die nur Schatten an heißen Tagen liefern sollen.
Die Temperatur sinkt um einige Grad, als ich den Park betrete und wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb es so still ist. Hier ist niemand.
Ich lehne mich an einen Baum und lasse mich zitternd zu Boden rutschen. Nur kurz … Ruhe …
Ich muss eingeschlafen sein. Jemand zieht an meinem Pullover und als ich die Augen öffne, springe ich gleichzeitig auf.
»Alles in Ordnung?«
Ich sehe einem Mann Ende fünfzig in die Augen, frage mich kurz, was er von mir will und nicke dann. Als ich mich umdrehe und davon gehe, sticht ein kurzes nicht ganz dicht in meinen Rücken, dann bin ich weg, ist er weg, sind seine Gedanken weg.

Ein anderes Taxi, ein anderer Fahrer. Gedanken, die zwar neu, aber nicht besser oder angenehmer sind, begleiten mich zu meinem Arbeitsplatz, an dem bereits Holger hinter seinem Schreibtisch auf den Capuccino wartet, den ich ihm jeden Morgen mitbringe, den er aber heute nicht bekommt, was ich erst bemerke, als ich bereits auf meinem Bürostuhl sitze. Ich schiebe es auf den Wachmann, der meinen Hintern kneten wollte.
»Tut mir leid«, sage ich, ohne es wirklich so zu meinen.
»Müde«, sagt er.
»Kein Schlaf«, sage ich.
Seine Stimmbänder schweigen und in seinem Kopf purzeln Zahlen durcheinander, Worte, die kaum zueinander gehören und ich bin überrascht, wie schwer es ist, jemandes Gedanken zu folgen. Zehn Minuten lang, dann arbeitet er nicht mehr. Klickt Pornoseiten an, die bei jedem erdenklichen Suchwort auf der ersten Seite erscheinen.
Wenn der wüsste.
»Entschuldige mich«, und schiebe gleichzeitig den Stuhl mit den Kniekehlen nach hinten.
»Barbara?«
Ich will ihn nicht hören.

Ich stoße die Toilettentür auf, weiß, dass in Kabine zwei eine Frau auf dem Deckel hockt, deren Mann mit ihrer Schwester vögelt und beuge mich über ein Waschbecken. Kaltes Wasser läuft in meinen Kragen und kurz ist es still.
Dann wieder, ein Jammern hinter und in mir und ich räuspere mich.
Die Spülung geht, die Tür öffnet sich und Miriam tritt heraus.
»Barbara, hi«, sagt sie, wäscht sich dann gezwungenermaßen die Hände, hasst mich für meine großen Augen und verschwindet.
Stille.
Ich lehne mich gegen die Wand, ignoriere die Kälte in meinem Rücken und wünsche mir, dass nie wieder jemand hierher kommt.
Nie mehr.

Ich melde mich krank.
Ich höre das innerliche Seufzen meines Chefs, Miriams stechende Blicke und Holger, der sich fragt, ob ich dann heute nicht mit ihm ins Bett gehe.
»Nein«, sage ich ihm und er sieht mich verwirrt an. »Frag mich am Ende der Woche noch mal, ob ich mit dir vögeln will.«
Er wird blass, greift nach einem Stift, schreibt wahllos Wörter auf die Schreibunterlage um beschäftigt zu wirken und sieht mir nicht nach, als ich das Büro verlasse.
Ich muss nach Hause.

Taxi Taxi Taxi. Nach minutenlangem Gedenke halte ich mir die Ohren zu, schreie irgendetwas, das mir gerade in den Sinn kommt oder das der Fahrer gerade gedacht hat und der Wagen hält.
Raus, ich muss auch nichts dafür bezahlen.
Ich stürme über die Straßen, vergrabe das Kinn in meiner Brust und strenge mich so an, nichts zu hören, dass ich beinah zum Schlag ausgeholt hätte, als eine Hand sich um meinen Ellbogen schließt und mich festhält.
Ich drehe mich um, sehe in die Augen eines älteren Mannes und versuche seine Gedanken zu lesen. Da ist nichts. Ich sehe, wie seine Lippen sich bewegen, aber ich verstehe es nicht.
Über mir leuchtet ein rotes Männchen und neben mir peitscht Fahrtwind.
Ich entspanne mich.
»Was ist denn los? Sie wären beinah auf eine befahrene Straße gelaufen!«
Ich höre, wie er sich fragt, ob ich vollkommen bescheuert bin und verfluche ihn dafür, dass er mich festgehalten hat.

Ich höre sie jetzt schon durch die Wände, durch die Decke, in der Wohnung unter mir. Überall sind Menschen, überall denken sie und ich wünsche ihnen allen den Tod. Dafür, dass sie selbst im Schlaf nicht aufhören können zu denken, dafür, dass sie so laut denken, dafür, dass ich es mir anhören muss, diese ewige Litanei uninteressanter Monologe.
Ich setze meine Brille ab, massiere meinen Nasenrücken und schlage mit der anderen Faust gegen die Wand. Haltet die Klappe, haltet eure verfluchte Klappe!
Mir ist kurz nicht klar, dass sie mich nicht hören können.
Ich gehe nur in Socken vor meine Wohnung und klopfe, hämmere gegen die Tür gegenüber.
Egal, wer darin wohnt.
Niemand öffnet.
Ich poche erneut, immer fester, schlage dann mit beiden Fäusten dagegen, und noch immer geht die Tür nicht auf.
Scheiße Scheiße Scheiße.

Ich habe keinen Wagen, reiße also die Beifahrertür eines vor einer roten Ampel wartenden BMWs auf und sage dem Fahrer, wenn er sein Leben liebt, soll er lieber keinen Gedanken daran verschwenden, was ich hier will.
Und der Idiot hält die Klappe und fragt sich nur, was hier eigentlich passiert.
Ich ziehe ihm mein Küchenmesser über den rechten Arm, stoße ihn dann gegen die Fahrertür und merke, dass er eine Lederjacke trägt. Er fängt an zu zittern, innerlich völlig auszurasten und ich hole erneut mit dem Messer aus. Das Blut, das aus der Wunde an seiner Wange sickert, übertönt seine Gedanken und dann denkt er nichts mehr. Ich greife über ihn, öffne die Tür, schubse ihn hinaus und gebe Gas. Der Wagen stirbt ab, ich trete auf die Kupplung, starte erneut und schaffe es jetzt, zitternd los zu fahren. Das Messer liegt auf meinem Schoß und das Blut fängt an kalt zu werden, als ich um die erste Kurve biege.

Ich trete gegen Holgers Wohnungstür, färbe sie rot und höre, wie er seine Gedanken näher trägt. Bevor er öffnet, sage ich: »Du dreckiger kleiner Scheißkerl, irgendwas hast du mit mir gemacht.«
Er steht vor mir, barfuss, in Jeans und T-Shirt, sieht darin so anders aus, ist irritiert und fragt sich, was ich hier will.
»Hi«, sagt er, dann entsetzt, was ist jetzt los?
Ich fuchtle mit dem Messer, schneide damit das getrocknete Blut von meinen Oberschenkeln, die jetzt selbst anfangen zu bluten, und sage ihm, dass er der erste gewesen ist. Und dass er irgendwas mit mir gemacht haben muss.
»Was ist passiert?«, fragt er, denkt aber nur an das Blut, das meine Strümpfe rot färbt und das Messer, das schon rot ist.
Ich schüttle nur den Kopf und hole aus.

Fäuste in meinem Rücken, meine Handgelenke in Handschellen. Laute Stimmen und noch lautere Sirenen vor dem Haus und Holgers Nachbarn, die über uniformierte Schultern blicken. Und Schreie. Holgers Schreie in meinen Erinnerungen gepaart mit denen im Jetzt. Sanitäter, die ihn ruhig stellen, und Schnittwunden, die dagegen arbeiten.
Und trotzdem.
Stille. Wie sie im Himmel sein muss.
Polizisten treten mir auf dem Hof in die Hacken und Männer in offenen Bademänteln spucken aus, auf einen Boden, übersät mit Zigarettenkippen und Glasscherben.
Alle sehen mich an und ich ahne was sie denken.
Aber ich weiß es nicht.

© Tamira Samir

 

Heyho Tamira!

Als wäre jemand dabei, den Radiosender zu wechseln, schwappen zwei Stimmen ineinander.
Kürzer: "Als würde jemand den Radiosender wechseln ..." Aber tolles - äh- akustisches Bild. :thumbsup:

Sonnenstrahlen zerstechen die Frühlingswolken und kalte Luft steht wie Hochwasser auf den Straßen.
Die stechenden Sonnenstrahlen find ich gut, das Hochwasser nicht so.

Ich stelle meine Tasche zwischen meinen Beinen ab, reiße dann die Stange Marlboro auf, nehme eine Schachtel und drücke den Rest dem Teenager in die Hand, der sich schweigend dafür bedankt.
Hm, einfach so? Vielleicht sollte sie vorher noch gedankenlesen, dass er Raucher ist. Und ich würde mich an Stelle des Jungen ganz schön wundern. :D

»Tut mir Leid«, sage ich, es nicht wirklich so meinend.
Vorschlag: "... ich, ohne es so zu meinen."

wäscht sich dann gezwungenermaßen die Hände,
:D

Ich lehne mich gegen die Wand, ignoriere die Kälte in meinem Rücken, die mit Sicherheit Flecken bildet und wünsche mir, dass nie wieder jemand hierher kommt.
Das habe ich nicht verstanden.

Ich ziehe ihm das Messer über den rechten Arm, stoße ihn dann gegen die Fahrertür und merke, dass er eine Lederjacke trägt
Wo kommt das Messer her? :schiel:

Das Blut, das aus der Wunde an seiner Wange sickert, übertönt seine Gedanken und dann denkt er nichts mehr.
Das habe ich auch nur ungefähr verstanden.

Sanitäter, die ihn ruhig stellen, und Schnittwunden, die dagegen arbeiten.
Find ich nicht so glücklich formuliert.

Alle sehen mich an und ich ahne was sie denken.
Aber ich weiß es nicht.
Gefällt mir. :thumbsup:

Ich fand es ein bisschen schwierig, der Handlung zu folgen. Ich vermute, dass du mit dem "zerstückelten" Aufbau den Wahnsinn der Protagonistin unterstützen wolltest, leider leidet da meiner Meinung auch die Übersichtlichkeit drunter. War insgesamt leider nicht so mein Fall. Da hast du schon wesentlich bessere Geschichte geschrieben, meine Liebe. :D Aber ein Experiment muss ja auch mal sein ...

Mal schauen, was die anderen sagen. ;)

Viele Grüße,
Seaman

 

Oh, böser Seaman! Schäm dich! :D
Dabei find ich die Story irgendwie cool. *g*
Hehe, ne, ist schon in Ordnung, dass es nicht dein Ding ist. Meins normalerweise auch nicht, aber ich probier halt gern mal was aus. ;)
Mit der Form hast du Recht. Sicherlich anstrengend, aber es hat Spaß gemacht. Mal was anderes, ich wollte halt, dass der Leser sich ein wenig schwerer tut, ihren Gedanken zu folgen. Sie hat ja auch Probleme damit, denen der anderen zu folgen.


Dank dir, Seaman, trotzdem fürs Lesen, die Anmerkungen hab ich größtenteils schon umgesetzt. :D

Liebe Grüße
Tamira

 

Abend!

Meine Haare schmerzen, wenn ich sie berühre.
Ihre Haare? Wenn was schmerzt, wenn sie ihre Haare anfässt, dann ihre Kopfhaut, aber ihre Haare können nicht schmerzen.:confused:

wie sie zuhause vor dem Spiegel steht
...zu Hause...

toten Aktentaschen
toten? Eigenartiges Adjektiv für eine Aktentasche...:)

Mach dich vom Acker, und ich bin durcheinander,
Vielleicht solltest du Gedanken und Gedanken von anderen irgendwie von ihrer Erzählung gekennzeichnet hervorheben.

Nassenrücken
Heißt das nicht Nasenrücken?

Das Messer liegt auf meinen Schoß
...meinem...

Also mir hat die Geschichte supergut gefallen, hat mich an meinen Schreibtischstuhl gefesselt. :D Das du die Geschichte im Presens geschrieben und nicht so viel wörtliche Rede verwendet hast, hat mir gut gefallen, so kam die Verrücktheit besser rüber.
Allerdings frage ich mich, warum die Gedankenleserei einfach aufgehört hat, nachdem sie ihren "Entjungferer" geschlitzt und die Polizei sie festgenommen hat?
Wieso hat das alles angefangen?
Wieso wusste sie plötzlich nicht mehr, wo sie mit dem Taxi hinwollte?
Naja, an sich hat mir die Art der Geschichte supergut gefallen und der Schreibstil sowieso. Aber die Geschichte hätte durchaus kürzer sein können, zum Beispiel könnte man den ersten Absatz streichen, aber ansonsten super.

MFG
Torsten

 

Hallo Tamara

Ich schreibe jetzt mal das mir die Geschichte gefallen hat, hoffentlich hörst du nicht, was ich in Wirklichkeit denke :D

Zugegeben, es war stellenweise wirklich etwas schwer, dem Verlauf zu folgen, aber das Wirrwarr hat gut das Chaos in deiner Prota widergespiegelt und dadurch die Glaubwürdigkeit des Ganzen unterstützt.

Den steigenden Wahn hast du schön dargestellt, allerdingsfehlt mir für das Ende noch der gewisse Kick. Irgendwie kommt es mir zu plötzlich, dass sie Holger verantwortlich macht und ihn dafür richten möchte. Ein gefdachter Satz deiner Prota könnte diese Ungereimtheit auflösen. Denn bis auf das Ende finde ich den Plot auf seltsame Art nachempfindbar. Vielleicht liegt es an den "alltäglichen" Situationen, die deine Prota "zu Ohren bekommt". In jedem Fall ist es gut geschrieben, du lieferst viele starke Bilder.

Die meisten Fehlerleins wurden schoon angemerkt, eines habe ich noch:

Pappmache
entweder mit ee oder é

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Tamira,

ich schließe mich weltenläufers Kommentar komplett an.

Grüße,
Sometimes

 

Hallo Tama!

Meine Meinung kennst du ja größtenteils schon.
Ich brauche nicht immer zu wiederholen, dass mir der nüchterne Stil gefällt. Dass du immer wieder tolle, nicht erzwungen wirkende Wortspielereien drinnen hast. Dass ich die Geschichte auch ohne Handlung lesen würde.
Ok, jetzt hab ich's gesagt :Pfeif:

Im Ernst: Wenn es deine Intuition war, Verwirrung zu schaffen, ist dir das blendend gelungen, jedenfalls ist es schwer den Gedanken deines Prots zu folgen. UNd das ist gut so. Kopfmäßig begleitet man ihn durch die Welt, und versteht sie, so wie dein Prot selbst, nicht.
Ach, das Ende find ich toll ;)

Gruß,
One

 

Heyo Tamira!

Na, das war doch wieder mal eine lohnende Lektüre. Eigentlich dachte ich, dass sich mein Geisteszustand in den letzten Monaten wieder normalisiert hätte - dem ist anscheinend nicht so: denn wirr fand ich die Geschichte gar nicht mal. ;)

Wie immer bei Deinen Geschichten will ich mich wieder kurzfassen. Ich will mir die schöne Wirkung nicht versauen, indem ich jetzt auf Fehlersuche gehe und überlege, was ich denn wohl anders formuliert hätte. Teufel auch, ich fand die Geschichte hervorragend, so wie sie ist. Ich hab sie drei Mal gelesen und war drei Mal vor den Schirm gebannt. Stil und Handlung arbeiten super zusammen. Mir hat's ausnehmend gut gefallen. Punkt. :D

Eins nur:

Als ich mich umdrehe und davon gehe, sticht ein kurzes nicht ganz dicht in meinen Rücken ...
Spätestens hier empfehle ich auch, Gedankenfetzen kursiv hervorzuheben. Den Satz hab ich erst verstanden, als ich ihn hier reinkopiert hatte und gerade hatte sagen wollen, dass ich ihn nicht verstanden habe.

Ach so - Weltenläufers Versionen möchte ich noch eine hinzufügen: "Pappmachée"

Danke und bis denne,
Fisch

Und nu, genieß die Ruhe ...

 

Hey Tamira,

Als ich die Augen wieder öffne ist der Spiegel beschlagen.
Öffne,

Den Bus konnte ich nicht nehmen, die Stimmen, sie hätten mich in den Wahnsinn getrieben.
Die Interpunktion stört den Rhythmus. Vielleicht: Den Bus konnte ich nicht nehmen. Die Stimmen – sie hätten mich in den Wahnsinn getrieben.

und lasse mich zittern zu Boden rutschen.
Zitternd

Er wird blass, greift nach einem Stift, schreibt wahllos Wörter auf die Schreibunterlage um beschäftigt zu wirken
„um … zu“ muss mit Kommata abgetrennt werden.

Ich fand’s überhaupt nicht schwer, der Handlung zu folgen. Ich kannte nur das Motiv schon. Das ist so ein Comic-Motiv. Ein Mutant entwickelt die Fähigkeit der Telepathie und tickt aus. Ehm, in der Mainstream-Popkultur taucht das abgewandelt in „Was Frauen wollen“ auf, zum Beispiel.
Wenn man hier „überspannt kritisierend“ herangehen würde, fällt natürlich der Kontrast auf. Barbara ist einsam, die Stadt ist ein Moloch, ihre Kollegen egoistisch und oberflächlich, im Prinzip lebt sie auf einer Insel, ohne jeden sozialen Kontakt, der über Oberflächlichkeiten hinausgeht. Und dann wird sie mit allen „vernetzt“, kommt ohne Umwege in die Tiefen der Seelen und da ist nur Schmutz. Das ist auffällig: Es ist ein Strudel aus Sex und Scheiße, der in den Köpfen ihrer Mitmenschen vorgeht.
Es ist in dieser Vereinfachung schon recht plakativ, glaube ich. Also die Geschichte setzt sich die Latte zu niedrig und springt dann mit Leichtigkeit drüber. Du beschreibst nur das Abgleiten in den Wahnsinn (diese Mutanten-Geschichte) mit dieser pessimistischen „Stadt als Moloch“-Weltsicht, wie sie in „Sieben“ oder „Fight Club“ vorgestellt wird.

Innerhalb dieser engen Absperrung funktioniert die Geschichte auch wunderbar (ich könnte die Geschichte empfehlen, ohne dass ich Bauchschmerzen dabei hätte, so gut ist sie innerhalb ihrer eng gesteckten Grenzen).
Dass du das kannst, hast du oft genug bewiesen. Es wäre vielleicht jetzt an der Zeit, einen Schritt weiterzugehen und abseits dieser „Die Stadt will mich auffressen, die Menschen wollen mich nur ficken oder quälen“-Panik noch neue Wege zu bestreiten.

Du hast mittlerweile deine Welt gebastelt, deine Lego-Burg sozusagen, aber jetzt solltest du auch mal ein paar Figuren reinschmeißen und sie richtig in dieser Welt leben lassen. Spiel mal mit den Figuren. :)

Gruß
Quinn

 

Hey Tamira,
ich kann das zwar nicht so cool formulieren wie der Quinn, aber auch mir hat die Geschichte ausgezeichnet gefallen.
Zum Teil echt grandiose Formulierungen. Erstaunlich deine Stilentwicklung weg von unnatürlichen Vergleichen zu tollen Beschreibungen von Handlung, Wut oder hier natürlich dem Wahnsinn (indem alle Menschen schlecht zu sein scheinen) und auch hin zu diesen angedeuteten Gesprächen, in denen aber stets alles gesagt wird.

E.

 

Abend Leute. Schön, dass die Story doch noch recht positiven Anklang gefunden hat.
Der Reihe nach.


Torsten:
An dieser Stelle noch ein herzliches Willkommen auf der besten Internetseite Deutschlands!

Ihre Haare? Wenn was schmerzt, wenn sie ihre Haare anfässt, dann ihre Kopfhaut, aber ihre Haare können nicht schmerzen
Hattest du schon mal nen richtigen Kater? Ich meine, am Tag zuvor so viel gesoffen, dass du kurz davor warst, dich zu übergeben? Dann tun dir am nächsten Tag die Haare weh. Fühlt sich widerlich an. Wahrscheinlich ist es aber eher die Kopfhaut, die schmerzt.
Achte mal darauf, wenn du dich das nächste Mal betrinkst. Was nicht heißt, dass ich Saufen hier anpreisen will. Ich trinke selbst kaum. *g*

toten? Eigenartiges Adjektiv für eine Aktentasche.
Die Aktentaschen sind aus Leder. Deshalb tot. Hat mir gefallen.

Allerdings frage ich mich, warum die Gedankenleserei einfach aufgehört hat, nachdem sie ihren "Entjungferer" geschlitzt und die Polizei sie festgenommen hat?
Wieso hat das alles angefangen?
Ganz ehrlich? Keine Ahnung. Ich finde es auch nicht wirklich wichtig. Vielleicht hat sich "Barbara" (*g*) das alles auch nur eingebildet. Vielleicht hat der Alltagstrott (jeden Tag ein Capuccino für Holger) sie irgendwann durchdrehen lassen. Sie gibt die Schuld den anderen. Die anderen machen sie wahnsinnig, sie wurde es nicht von selbst.

Wieso wusste sie plötzlich nicht mehr, wo sie mit dem Taxi hinwollte?
Die Gedanken des Taxifahrers haben sie durcheinander gebracht.

Aber die Geschichte hätte durchaus kürzer sein können, zum Beispiel könnte man den ersten Absatz streichen, aber ansonsten super.
Findest du? Da beginnt doch alles.
Ich hab mich eh schon kurz gefasst. :D

weltenläufer, Sometimes (da du dich ihm ja anschließt ;) ):

Ich schreibe jetzt mal das mir die Geschichte gefallen hat, hoffentlich hörst du nicht, was ich in Wirklichkeit denke
Ach, niemals! (Memo an mich: weltenläufer beobachten ...)

Zugegeben, es war stellenweise wirklich etwas schwer, dem Verlauf zu folgen, aber das Wirrwarr hat gut das Chaos in deiner Prota widergespiegelt und dadurch die Glaubwürdigkeit des Ganzen unterstützt.
Das freut mich sehr, da ich ausnahmsweise genau das beabsichtigt hatte. Diesmal steckt stilistisch wirklich etwas dahinter. Normalerweise mache ich mir da keine sonderlichen Gedanken.

Den steigenden Wahn hast du schön dargestellt, allerdingsfehlt mir für das Ende noch der gewisse Kick.
Vielleicht hast du Recht. Das Ende ist wirklich nichts besonderes. Aber das hatte ich auch gar nicht im Sinn. Hilft ein Gedanke der Prot, dass Holger daran schuld sein muss? Nur kurz angeschnitten?
Das bau ich vielleicht noch ein.


one weak:

Ich brauche nicht immer zu wiederholen, dass mir der nüchterne Stil gefällt. Dass du immer wieder tolle, nicht erzwungen wirkende Wortspielereien drinnen hast. Dass ich die Geschichte auch ohne Handlung lesen würde.
:)

Im Ernst: Wenn es deine Intuition war, Verwirrung zu schaffen, ist dir das blendend gelungen, jedenfalls ist es schwer den Gedanken deines Prots zu folgen. UNd das ist gut so. Kopfmäßig begleitet man ihn durch die Welt, und versteht sie, so wie dein Prot selbst, nicht.
Ach, das Ende find ich toll
Hehe, ich finde das einfache Ende ehrlich gesagt gut. Weiß nicht, mE muss es hier keine Auflösung geben. Warum das passiert. Sie wird einfach wahnsinnig. Und nimmt alles in Kauf, dass dieser Wahnsinn aufhört.


Fischstäbchen:

Ich freue mich ja immer sehr über deine Kommentare, denn sie bauen mich meist richtig auf und feuern mich an. :)

Eigentlich dachte ich, dass sich mein Geisteszustand in den letzten Monaten wieder normalisiert hätte - dem ist anscheinend nicht so: denn wirr fand ich die Geschichte gar nicht mal.
Hehe, vielleicht sind wir Seelenverwandte. :D

Wie immer bei Deinen Geschichten will ich mich wieder kurzfassen. Ich will mir die schöne Wirkung nicht versauen, indem ich jetzt auf Fehlersuche gehe und überlege, was ich denn wohl anders formuliert hätte. Teufel auch, ich fand die Geschichte hervorragend, so wie sie ist. Ich hab sie drei Mal gelesen und war drei Mal vor den Schirm gebannt. Stil und Handlung arbeiten super zusammen. Mir hat's ausnehmend gut gefallen. Punkt.
Das freut mich riesig, so bedingungsloses Lob. Vielleicht muss ich meinen Traum, Schrifstellerin zu werden, doch nicht einstampfen. :D

Spätestens hier empfehle ich auch, Gedankenfetzen kursiv hervorzuheben. Den Satz hab ich erst verstanden, als ich ihn hier reinkopiert hatte und gerade hatte sagen wollen, dass ich ihn nicht verstanden habe.
Ich werde darüber nachdenken, aber eigentlich bin ich dagegen. Ich wollte es schön fließend, schnell und flott. Der Leser sollte kaum Zeit zum Nachdenken haben, sondern einfach nur mit der Prot mitlaufen, sozusagen.


Quinn:

Ach, ich finde es schön, dass manche Autoren hier immer wieder meine Geschichten lesen und kommentieren. Da bekommt man direkt das Gefühl, dass man gar nicht so schlecht sein kann. :D

Ein Mutant entwickelt die Fähigkeit der Telepathie und tickt aus. Ehm, in der Mainstream-Popkultur taucht das abgewandelt in „Was Frauen wollen“ auf, zum Beispiel.
Hehe, ich war nie Comic-Fan.
Ja, das Thema an sich ist nicht neu, ich glaube nur, dass man mit Gedankenlesen wirklich ausflippen kann, wenn man es nicht kontrollieren kann. Ich meine, stell dir vor, nie ist es still. Und es sind nicht nur deine eigenen unkontrollierten Gedanken, die einen ja manchmal schon furchtbar nerven, sondern die aller anderen Menschen.
Ich glaube, das wäre schrecklich.
Zudem würde ich gar nicht wissen wollen, was die Leute wirklich über mich denken. *g*

Es ist in dieser Vereinfachung schon recht plakativ, glaube ich. Also die Geschichte setzt sich die Latte zu niedrig und springt dann mit Leichtigkeit drüber. Du beschreibst nur das Abgleiten in den Wahnsinn (diese Mutanten-Geschichte) mit dieser pessimistischen „Stadt als Moloch“-Weltsicht, wie sie in „Sieben“ oder „Fight Club“ vorgestellt wird.
Also ... bitte ... hier ist ja mal nix Fight Club. Und nur, weil Palahniuk bekannt ist, heißt das nicht, dass nicht andere Leute die Welt schlecht finden dürfen.
Zudem hat Palahniuk immer noch Romantik in seinen Texten. mE wundervolle Romantik. *g*

Du hast mittlerweile deine Welt gebastelt, deine Lego-Burg sozusagen, aber jetzt solltest du auch mal ein paar Figuren reinschmeißen und sie richtig in dieser Welt leben lassen. Spiel mal mit den Figuren.
Das fällt mir nur sehr schwer, da ich selten gute Ideen habe. Die meisten Geschichten werden von vorhergegangen Geschichten inspiriert. Es fällt mir schwer, etwas Neues zu schaffen.
Aber immerhin: Eine weibliche Prot. Das ist für mich nicht sehr gewöhnlich. Ich lobe mich deshalb selbst etwas. ;)
Da hattest du schon Einfluss auf mich.


Eike:
Schön, dass du dich mal wieder zu einer von meinen Geschichten verirrt hast. Dass dir die Story gut gefallen hat ... umso schöner!

Zum Teil echt grandiose Formulierungen. Erstaunlich deine Stilentwicklung weg von unnatürlichen Vergleichen zu tollen Beschreibungen von Handlung, Wut oder hier natürlich dem Wahnsinn (indem alle Menschen schlecht zu sein scheinen) und auch hin zu diesen angedeuteten Gesprächen, in denen aber stets alles gesagt wird.
Cool, ich hab mich verbessert! *g*

Danke euch allen!
Die Anmerkungen habe ich größten Teils bereits umgesetzt.


Liebe Grüße
Tamira

 

Hi Tamira,

ein verwirrender Stil, der zu deiner verwirrten Prot passt.
Einige Sätze habe ich zweimal lesen müssen. Macht aber nix ;)

Ich denke mal, deine Prot führt ein stressiges Leben und plötzlich sind ihre "Sicherungen" durchgebrannt. Bei extremer Überbelastung, können Ventile geöffnet werden. Bei ihr war es die Hellhörigkeit. Nur setzte sie das noch mehr unter Stress. Sie sucht das Übel nicht bei sich, sondern macht Holger verantwortlich. Sie glaubt, er hat ihr das angetan. Nun muss sie ihm etwas antun, damit sie wieder normal wird. Es funktioniert, weil sie davon überzeugt ist.
Genausogut hätte sie Geschirr zerschlagen können.
Nun hört sie keine Stimmen mehr, doch was kommt als nächstes?

Ich finde, deine Geschichte funktioniert gerade durch den ungewöhnlichen Stil.:)

ganz lieben Gruß, coleratio

 

Ich denke jetzt bereits so lange über den gestrigen Abend nach, dass ich mir nicht mehr sicher bin, überhaupt je dort gewesen zu sein.
so formuliert bezieht sich "dort" auf "Abend"
Draußen ist es bereits hell und die Sonne scheint und ich höre auf an gewisse Dinge zu glauben.
aufKOMMA; das erste und würde ich auch durch ein Komma ersetzen
während Taxis mit höchstens zwei Menschen besetzt hupend und viel zu schnell um Kurven fahren.
man fährt in einer Kurve um eine Ecke ;)
Er denkt, dass seine Frau auch mal so aussah wie ich, dass sie hübscher war als ich, weil ich nichts besonderes bin
Besonderes
»Tut mir Leid«, sage ich, ohne es wirklich so zu meinen.
leid

Hi Tamira,

hab ich mich doch noch von mir überreden lassen, die Geschichte hier zu lesen. Da zeigt sich aber wieder, was für ein schlauer Fuchs ich bin: Der Tipp war Gold wert!
Vor allem der letzte Satz ist superbowitsch :thumbsup: :thumbsup:
Den Stil fand ich auch nicht verwirrend, bis auf ein, zwei Stellen, wo es beim ersten Lesen nicht sofort klar wird, dass es ein Gedanke des Gegenübers ist.

Um es auf schwäbisch (in leicht abgewandelter Form der Kulinarik) zu sagen: Man hats lese könne.

Tserk

 

Hallo Tamira,

ich glaube so etwas wie eine schlechte Geschichte gibt es von dir gar nicht. Insofern hat mir auch diese gefallen, wenn ich auch der Meinung bin, dass du schon besseres geschrieben hast.
Die Idee finde ich ganz nett und du hast sie, wenn sie auch nicht neu ist, so doch gut umgesetzt.
Gestört hat mich, dass alle nur schlechte Gedanken haben. Es muss doch auch irgendwenn geben, der sich etwas nettes denkt. Vielleicht bin ich da mal wieder naiv, aber ich halte das für unrealistisch.
Andererseits würden Blümchengedanken auch die düstere Stimmung zerstören, die du aufbaust. Eventuell findest du ja einen Mittelweg, wie du beides miteinander verbinden willst.

Übrigens hatte ich auch Fight Club im Kopf (beim Lesen), wenn du auch keines der Filmmotive aufgreifst, so erinnert das Setting und das ganze Drumherum schon an FC.

Ich fand es auch nicht schwierig dem Aufbau zu folgen - klar, es erfordert Konzentration, aber er ist nicht so wirr, dass man alles zehn Mal lesen muss, ehe man irgendetwas kapiert. Außerdem unterstützt dieser Aubau auch das "wahnsinnig werden" deiner Protagonistin.

Gern gelesen.

Lieben Gruß, Bella

 

Hi! Vielen Dank fürs Lesen und, wie immer, Kommentieren. Freut mich sehr. :)

coleratio:
Besser, als du es gesagt hast, hätte ich es nicht sagen können. Niemand weiß, ob sie wirklich Gedanken lesen könnte. Vielleicht hat sie sich das alles nur eingebildet, weil es zu viel wurde. :)


Tserk:

hab ich mich doch noch von mir überreden lassen, die Geschichte hier zu lesen. Da zeigt sich aber wieder, was für ein schlauer Fuchs ich bin: Der Tipp war Gold wert!
Vor allem der letzte Satz ist superbowitsch
Hehe, ich alte Bayerin wollte ja fast schreiben: Aber wissen tue ich es nicht. :D
*schweiß wegwisch*

Die Anmerkungen werd ich berücksichtigen. Daneksehr.


Bella:

ich glaube so etwas wie eine schlechte Geschichte gibt es von dir gar nicht.
*rotwerd*
Gestört hat mich, dass alle nur schlechte Gedanken haben.
Aber das ist doch Horror. Und ich bin die pessimistischste Person auf der Welt. Da gehts doch gar nicht anders. :D
Ne, versteh schon, aber es soll sie ja in den Wahnsinn treiben. Und je schlechter da die Gedanken sind, umso besser.

So, vielen Dank nochmal. Schön, dass es euch gefallen hat. Freut mich riesig. :)


Liebe Grüße
Tamira

 

Hi Tamira!

Ich habe die anderen Kommentare jetzt nur mal überflogen.
Der Einstieg, das Meeting, die Beschreibung der Teilnehmer, das hast du sehr gut gemacht. Ich liebe diese tranceartigen Szenen.
Dann allerdings wird es meiner Meinung nach im Verlauf der Geschichte nach und nach zuviel des Guten. Deine Prot. verfällt dem Wahnsinn eindeutig zu schnell. Wo du anfangs sanfte Töne lieferst, folgen später Pauken und Trompeten. Auch ihren Ausraster finde ich nicht wirklich nachvollziehbar.
Was dich nun aber wundern wird: Vor allem aufgrund des verwendeten Stils hat mir die Geschichte trotzdem gefallen, allem voran der Anfang.

Textkram:

Jeder Wassertropfen fällt auf mein Trommelfell und als ich mich auf den kleinen weißen Hocker setze, sägt sich das Quietschen der Schrauben bis in mein Gehirn. Meine Haare schmerzen, wenn ich sie berühre.

Einzelne Tropfen, die aufs Trommelfell fallen, schmerzende Haare ... das Bild hängt völlig schief.

Das Wasser tut weh und die Schmerzen ziehen kurz die komplette Aufmerksamkeit auf sich.

Da ich selbst oft kalt dusche, kann ich dir versichern: Kaltes Wasser ist unangenehm, aber nicht schmerzhaft.

Männer und Frauen in Anzügen und mit toten Aktentaschen unter den Armen eilen über die Bürgersteige, während Taxis mit höchstens zwei Menschen besetzt hupend und viel zu schnell in Kurven fahren.

Hier trägst du zu dick auf. Es dürften auch ruhig nur Aktentaschen sein, keine Toten :D
Und wer muss wissen, dass in den Taxis maximal zwei Fahrgäste sitzen?

Vor mir ein Park, vielleicht fünfzig Bäume auf geringem Platz zusammengepfercht, als wären sie Legehennen, die nur Schatten an heißen Tagen liefern sollen.

Sehr schön.


Also, wie gesagt, dein Stil mag zu gefallen, wenn auch gelegentlich etwas zu übertrieben, der Inhalt ist gerade anfangs fesselnd, lässt dann aber leider nach, da zu hektisch erzählt. Ich hätte es ohne Splatterende besser gefunden.
Aber das ist Ansichtssache und denke dran: Man kanns eh nie allen recht machen :)

Viele Grüße

Cerberus

 

Tag, Tamira!
Da ist dir eine sehr starke Geschichte mit unaufdringlicher Schlusspointe gelungen. Sie atmet ein bisschen den Geist von Philip K. Dick. bei dessen Geschichten man auch oft nicht wusste, ob er Protagonist tatsächlich zB mit Tieren sprechen kann, oder ob er einfach verrückt geworden ist.
Stilistisch finde ich den Text auch sehr ansprechend: Nüchtern und meist präzise, wie es ein Mensch in dieser Situation wohl tatsächlich ausdrücken würde.
Was die kritisierte rasche Wandlung zur Wahnsinnigen anbelangt: Ja, vielleicht hätte man noch einen kleinen Zwischenfall einflechten können, der sie ausrasten lässt. Aber ich finde trotzdem, dass es auch so passt und eine runde, schöne Geschichte ergibt.
Ich habe nichts zu meckern. Kompliment!

 

Hallo Tamira!

Grundsätzlich mag ich Geschichten, die Wahnsinn thematisieren (in welcher Form auch immer), und deine ist da auch keine Ausnahme. Sprachlich gut, wenn auch eher "seicht" (besseres Wort fällt mir grad nicht ein), gute Charakterdarstellung. Besonders verwirrend fand ich den Ablauf nicht, auch wenn die Gedanken der Prot nicht anders formatiert wurden. Und den plötzlichen Gewaltausbruch am Ende fand ich auch nicht unangebracht. Hier allemal glaubhafter als ein langsames Zunehmen der Gewalt - und meines Erachtens auch realistischer.
Was ich weniger gut fand ist zunächst der Titel der Geschichte. Kann nicht genau sagen, was mich daran stört, ist für mich aber nicht unbedingt Lesermagnet (obwohl die vielen Kommentare das Gegenteil zeigen. Macht meine Kritik irgendwie hinfällig ;) ). Einige Vergleiche (Kater und Schlafmangel, Luft und Hochwasser, z.B.) halte ich für weniger gelungen.
Zwischendrin flacht die Geschichte auch ein wenig ab. Vielleicht zu wenig abwechselnde Situationen, mir fährt die gute Frau ein wenig viel mit dem Taxi in der Gegend rum. Vielleicht ein bisschen straffen? Etwas andere "Gedankenlesesituationen" schaffen?

Wie so immer, alles natürlich meine Meinung.

Beste Grüße

Nothlia

 

Hi Cerb


Da ich selbst oft kalt dusche, kann ich dir versichern: Kaltes Wasser ist unangenehm, aber nicht schmerzhaft.
Ich finde es schmerzhaft. ;)

Schön, wenn es dir trotz einiger Schwächen gefallen hat. Die etwas zu schiefen Bilder kann ich wohl noch immer nicht komplett ausmerzen, aber ich gebe mein bestes. ;)
Ganz sicher.


Hi Rainer

Ich muss wohl doch endlich mal ein paar KGs von Dick lesen, bisher kenn ich nur Ubik und Blade Runner (beide sehr geil).
Aber: Schön, dass es dir gefallen hat! Freut mich riesig. :)

Stilistisch finde ich den Text auch sehr ansprechend: Nüchtern und meist präzise, wie es ein Mensch in dieser Situation wohl tatsächlich ausdrücken würde.
Das find ich gut, hab ich nämlich versucht. Ich versetz mich gern extrem in die Prots rein. :D

Hi Nothlia

Sprachlich eher seicht? Das klingt wie ne Hammerbeleidigung. :D
Den Titel muss ich leider so belassen. ;) Ist sozusagen eher ein "Insider" für mich selbst. Ich weiß, unfair dem Leser gegenüber, aber auf gewisse Dinge will ich in meinen Storys nicht verzichten.
Und den Vergleich mit Luft und Hochwasser find ich gut. ;)
Und Schlafmangel kann sich wirklich wie ein Kater anfühlen, aber vielleicht lösch ich das raus.

Das Taxifahren war eigentlich gedacht, dass sie völlig durcheinander ist, und Menschenmengen nicht mehr erträgt. Deshalb kann sie ja auch nicht Bus fahren.
Aber okay, sie fährt wirklich ein wenig oft. Vielleicht änder ich das.

Vielen Dank, Jungs, fürs Lesen und Kommentieren. Hat mich gefreut, wenn ich euch wenigstens etwas unterhalten konnte. :)

Liebe Grüße
Tamira


P.S.: Entschuldigt die Kürze.

 

Hallo Tamira,

Er sitzt am Rand des Lichtkegels und denkt darüber nach, zu welchem Porno er sich heute Nacht einen runterholen soll.

Vielleicht der beste Einstieg seit "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde". :D

Die Geschichte hat mich an Der Mann mit den Röntgenaugen erinnert. Da entdeckt Ray Milland, dass er einen Superman-mäßigen Röntgenblick hat. Am Anfang findet er’s witzig, guckt den Frauen durch den Rock und so, aber dann sieht er langsam immer mehr ... durch Leute, Gebäude und seine Augenlider hindurch, kann nicht mehr schlafen, und wird ähnlich wie deine Protagonistin schließlich wahnsinnig.
Am Ende reißt er sich die Augen aus. Hätte deine Erzählerin sich die Ohren verstümmelt und wäre der Anfang etwas unbeschwerter und humorvoller, würde deine Geschichte als 1a-Hommage durchgehen.

Aber so ist es auch o.k. Nein, eigentlich sogar mehr als das. Der Fokus liegt auf den Stimmen im Kopf und nicht auf der Bluttat. Dadurch hebt sich die Geschichte angenehm von der Dutzendware ab, bei der es sich ja für gewöhnlich umgekehrt verhält.

Die letzten beiden Sätze sind ein Hit!

Grüße

JC

PS: Richtig eiskaltes Wasser schmerzt, kann ich aus eigener Erfahrung betätigen. Ist ein Gefühl, als wenn der Kopf erst zusammenschrumpelt und dann platzt.

 

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