Fühle
05:30 Uhr. Der Schmerz sitzt immer noch tief. Zu tief zum Aufstehen. Will heute niemanden sehen. Morgen wird alles besser sein. Die Sonne wird scheinen am Tag, in der Nacht werden die Sterne strahlen. Alles wird bestens sein. Aber nicht heute. Heute muss vorbeigehen. Soll sofort enden. Die Nacht soll kommen. Soll ihren schwarzen Mantel um meinen zitternden Körper legen, den Schmerz aufsaugen und verschwinden. Will nichts mehr fühlen. Will nur hier liegen. Nur noch eine Weile.
24 ½ Stunden später. Will immer noch nicht aufstehen. Will heulen. Will schreien. Will, dass es besser wird. Verdammte Sonne, schein! Meine Augen schmerzen. Mir ist übel. Meine Seele schwarz wie die Nacht. Ersticke an meinem eigenen Atem.
Zeit vergeht. Tut nichts anderes. Heilt keine Wunden. Lässt kein Gras wachsen. Zieht einfach nur vorbei. Nicht wie im Flug. Langsam. Beschwerlich. Schleichend. Quälend.
Der Schmerz ist in meine Seele eingebrannt. Hab’ mich dran gewöhnt. Fühle keinen Schmerz. Fühle keine Angst. Keine Wut. Keine Aggression. Fühle nichts.
Will aufstehen. Kann es nicht. Zu schwer mein Körper. Zu leicht mein Geist. Wie Lidocain in meinem Kopf. Wie tot in meinem Herz. Will aufstehen. Wofür?