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Für alle kommt die Zeit

Team-Bossy a.D.
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23.02.2005
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Für alle kommt die Zeit

Die Sonne knallte auf unsere Köpfe und die drei Rosen in meiner Hand schienen zu kapitulieren. Es waren die ersten dieses Jahr aus dem Garten und sie dufteten schon aus ihrer kompakten Kapsel nach Marzipan und Sommer, so dass man am liebsten die Nase darin vergraben hätte, wenn es denn nur möglich gewesen wäre.
Vor mir standen meine Söhne und beobachteten sehr interessiert die Szenerie.
„Mann, ist das tief“, flüsterte André seinem größeren Bruder Maurice erfurchtsvoll zu. „Schschschttt“, zischte der mit einem strengen Blick zu ihm hin.
Die Dorfkapelle spielte das Lied vom alten Kameraden und ein Fahnenträger schwenkte dabei die große, schwere Vereinsfahne über dem Grab von Onkel Toni.
André spielte Bagger, indem er seine Zehen in der linken Sandale zurückzog und Kieselsteine auflud, um sie einige Zentimeter weiter rechts kickend abzuladen.
Die Trauer war nicht bestürzend, da mein Onkel neunzig Jahre alt geworden war und alle schon vorher in der Predigt vom Pfarrer bestätigend erfahren haben, dass man froh sein kann, wenn so ein erfülltes Leben sein verdientes Ende findet.

Meine Gedanken wanderten zurück zu den Momenten, als ich etwa so alt war wie meine Jungs und ich meine Zeit oft in Onkel Tonis Kuhstall verbrachte. Damals stand die Milchkanne mit einem Sieb obenauf noch vor der Stalltür, und die Katzen freuten sich auf das Melkende.
Die Melkmaschine dröhnte durch den ganzen Hof, aber es war ein Geräusch der Gemütlichkeit.
Ich durfte das Heu aus dem Boden in den Futtergang hinabbdrücken und als Krönung plumpste ich dann aus dem oberen Stock auf den großen Heuberg und purzelte mit Schwung oft bis an den harten Steinboden.

„Bella“, sagte er mir eines Tages, „ich brauch die Wärmelampe. Rat mal wofür?“
Ich raste in den Saustall. Dort lagen zwölf kleine Ferkel im Stroh und malträtierten ihre Mutter im Ringen um die besten Saugplätze, die das mit einer stoischen Gelassenheit über sich ergehen ließ.
Geburten gehörten auf dem Bauernhof dazu wie das Schlachten; es war ein alltägliches Geschehen. Die kleinen, anfangs tollpatschigen Wesen waren für mich als Kind stundenlang Anschauungsobjekte.

„Toni! Die Lisl ist bald soweit!“, schrie wenige Tage darauf meine Tante durch den Hof und ich wusste, dass ich an jenem Tag solange im Stall bleiben würde, bis das Kalb da sein würde, komme, was wolle.
Lisl war meine Lieblingskuh. Sie war geduldig genung, mich auf ihrem Rücken zu tragen. Dafür streichelte ich sie auch immer sehr ausgiebig und gab ihr die größten Rüben.
Als die Katzen den Melkfilter abgeschlotzt hatten und bei Lisl immer noch nichts voran ging, wurde zu Abend gegessen. Es gab frisches Bauernbrot und hausgemachte Wurst. Schnell zog es mich danach wieder in den Stall.
Lisl schlug ihren Kopf unruhig hin und her, während sie immer wieder röhrende Laute von sich gab und auch meine liebgemeinten Worte konnten sie nicht beruhigen.
Kurz danach kamen Onkel Toni und mein älterer Cousin Freddy in den Stall und es wurde beratschlagt, wie es denn weitergehen solle. Ich merkte, dass irgendwas nicht in Ordnung war, fragte aber nicht nach.
Nach einiger Zeit, in der Lisl sehr kämpfte, sah man zwei kleine Hufe aus ihrer gedehnten Geschlechtsöffnung herausragen und ich dachte, dass nun alles gut sei. Aber es ging nicht weiter und den Schweißperlen auf Onkel Tonis Stirn nach zu urteilen war nichts gut. Ich hatte Angst um Lisl und das Kälbchen.
Ich strich ihr immer wieder beruhigend über die Stelle zwischen ihren Augen in Richtung Maul. Mein Onkel nahm einen Strick, band die Hufe zusammen und steckte dahinter einen Holzprügel, an dem er mit Hilfe von Freddy im Rhythmus von Lisls Pressen zog.
Sie schafften es und auf einen Ruck platschte das Kalb in das Stroh. Es war ein Kuhkalb und wir nannten es - entgegen der „L“-Tradition - Bella.
Bella war nicht allzulange auf dem Hof, aber die Zeit, die wir hatten, war schön. Sie saugte immer an meiner Hand und ich streichelte sie oft.

Die Dorfmusik hatte ihr Rührstück beendet und der Pfarrer sprach einige abschließende Worte.
Als Familienangehörige steht man am Grab, bis sich alle von dem Verstorbenen verabschiedet haben. Die Trauergemeinde war groß und es dauerte.
Ich nahm meine Jungs wahr und meine Gedanken schweiften wieder ab.

Wir sind nach einem Besuch bei einer Freundin über die Dörfer nach Hause gefahren. Bei einem Gehöft wurde ich langsamer, weil ich auf der Weide etwas beobachtete, das mein Interesse geweckt hatte.
Ich parkte den Wagen.
„Jungs, kommt, da drüben kalbert eine Kuh. Das schauen wir uns mal an.“
„Au, ja, das haben wir ja noch nie gesehen, Mama“, rief André und so stapften wir durch das Feld.
Ich freute mich darauf, dass meine Kinder eine Geburt eines Kalbes miterleben konnten.
Vielleicht würden sie auch noch sehen, wie es staksig versuchte, aufzustehen.

In gebührendem Abstand blieben wir stehen, um den Tierarzt zu beobachten, dessen rechter Arm in dem Geburtskanal der Kuh verschwand. Der Bauer hielt die Kuh mit einem Strick und strich ihr beruhigend über den Kopf. Irgendwas war hier nicht in Ordnung, dachte ich, während ich den Veterinär beobachtete.
Er zog den Arm wieder zurück und sprach mit dem Bauern.
Zu uns rief er: „Vielleicht kommen sie ein anderes Mal wieder. Wir haben hier eine Zwillings-Totgeburt. Das wird nicht schön.“
Ich nahm meine Jungs in die Arme und sagte: „Die Kälber im Bauch sind leider schon tot. Wenn die aus der Kuh draussen sind, wird das für alle traurig. Ich denke, es ist besser, wenn wir die zwei mit der Kuh alleine lassen.“
„Mama, wieso sind die tot?“ fragte mich der Kleine. Ich sah ihn schulterzuckend an. „Ich kann es dir leider nicht sagen, weil ich es nicht weiß. Vielleicht war irgendwas nicht in Ordnung, so dass sie auch nicht hier draußen auf der Welt hätten überleben können.“
„Das ist ganz schön traurig“, sagte mein Großer und ich fragte mich, wieso ich gerade an so eine Szenerie heranfahren musste.

Der Friedhof leerte sich. Die Verwandtschaft stand noch um das Grab herum und verabschiedete sich nun auch. Die duftenden Rosen flogen tief auf den Sarg hinunter und wurden mit eingegraben.
Auf dem Heimweg fragte mich André, der Kleine: „Mama, weißt du noch, die Kuh mit den toten Kälbchen im Bauch?“
„Ja, ich weiß noch“, erwiderte ich.
„Mama, was ist mit denen passiert?“
„Die haben keinen so schönen Abschied erlebt wie Onkel Toni. Die werden in eine Abdeckerei gebracht worden sein, da kommen alle toten großen Tiere hin. Dort werden sie zu Tierfutter weiterverarbeitet.“
„Muss da unser Kater auch hin?“ fragte Maurice.
„Nein, den vergraben wir im Garten“, sagte ich bestimmend.
„Ich spiel dann auch ein Stück auf dem Tenorhorn“, versprach er „nachdem ich ein Kreuz gezimmert habe“.

Ich dachte an Bella und daran, wie traurig ich damals war, als sie wegkam. Aber es gehörte dazu.

 

Hallo Bernadette,

du hast einen sehr schönen Erzählstil. Obwohl das Thema einen Leser nicht fesselt, deine Art und Weise zu erzählen, die tut es!
Du schreibst eine Parallele von dem Tod von Onkel Toni und dem Tod der Kälber. Eine interessante Art für die Erzählerin, sich mit diesem Thema (Tod)auseinander zu setzen. Sie versucht einen Balanceakt zwischen dem Behüten der Kinder vor Traurigkeit und ihnen Nahebringen der Realität ohne Beschönigungen. Sie misst den Vergleich des erfüllten Lebens von Onkel Toni und Bella dem Kalb, das nach der Geburt keine lange Lebenserwartung hatte, weswegen es wohl auch den Namen ihres Schutzengels bekommen hatte.
Leider sind die Erinnerungsblöcke nicht ganz so gut geworden. Bella möchte sich an etwas erinnern, als sie am Grab steht. Es geht ihr um die Szene mit der Geburt von Bella dem Kalb. Statt dieser Focussierung beschreibst du einen Tagesablauf. Das Zusammenpacken von beiden ist möglich, wenn du es so schreibst: "Ich erinnere mich gerne an meine Tage in meiner Kindheit, die ich auf Onkel Tonis Bauernhof verbracht hatte. Ich sehe mich noch bei den zwölf Ferkeln, die putzig Milch saugten von ihrer Mutter, die das geduldig über sich ergehen ließ. Auch denke ich gerne an die Morgende, an denen die Kühe gemolken wurden. Die Katzen versammelten sich immer und warteten begierig auf die Milchreste. Frühstücken bei Onkel Toni und Tante Klara war jedesmal ein großes Schmausen. Frisches Bauernbrot, frisch gemolkene Milch und die Wurst aus eigener Herrstellung! Niergendswo sonst hatte ich jemals so lecker gegessen.
An jenem Tag am Grab aber erinnerte ich mich nur an einen Moment. Onkel Toni rief mir zu ..."

Verstehst du? Du aber lässt Bella sich punktuell und detailiert erinnern.
Ich würde es auch gerne sehen, wenn diese Erinnerungen einen beschwingteren Erzählstil bekommen. Immerhin war Bella damals ein Kind.

Gleich der erste Satz als Beispiel: "Die Melkmaschine dröhnte durch den ganzen Hof, aber es war ein Geräusch der Gemütlichkeit"

"aber es war ein Geräusch der Gemütlichkeit" >> "Aber ich fühlte mich pudelwohl"
Das geht durch die ganzen Erinnerungen. Der Erzählstil ist zu sachlich.
Lass Bella doch mal hinter die Hühner jagen, mit dem Hund tanzen. Lass sie einfach mal etwas erleben und erzähle es beschwingt.

Ich habe noch einige stilistische Punkte:

„Die Sonne knallte auf unsere Köpfe und die drei Rosen in meiner Hand schienen zu kapitulieren, da die äußeren Blätter der Knopsen wellig und kraftlos wurden.“

„Knopsen“ >> „Knospen“

Den ersten Teil des Satzes finde ich ganz toll! Er hat mir genau das gesagt, was du im zweiten Teil dann beschrieben hast. Der zweite Teil ist also nicht nur überflüssig, er stört sogar!

„Die Trauer war nicht bestürzend, da er 90 Jahre alt wurde“

Da er schon tot ist und so nicht zu erwarten ist, dass er älter werden wird, ist die Zeit nicht gut gewählt. Besser: „… da er neunzig Jahre alt geworden war.“

Schreibe Zahlen weit möglichst aus.

„Meine Gedanken gingen zurück zu der Zeit, als ich etwa so alt wie meine Jungs war und ich meine Zeit oft in Onkel Tonis Kuhstall verbrachte.“

„Zeit“ ist doppelt. Du kannst das leicht ersetzen. Z.B. „der Zeit“ >> „die Momente“ oder „Zeit oft“ >> „meine halbe Kindheit“

„Damals stand die Milchkanne mit einem Sieb obenauf noch vor der Stalltür und die Katzen freuten sich auf das Melkende.“

„Hier kommst du nicht drum herum, vor dem „und“ ein Komma zu setzen, da die Personen gewechselt haben.

„und ich wusste, dass ich heute solange im Stall bleiben würde, bis das Kalb da sein würde,“

„heute“ >> „an jenem Tag“ – die Erzählerin erinnert sich…

„Es gab frisches Bauernbrot und eigene Wurst und ich schmierte mir zwei große Brote. Danach zog es mich wieder in den Stall.“

Für eine Kindheitserinnerung ist das zu genau. Besser wenn du es zeitlich verallgemeinerst. „Meistens gab es leckeres, frisches Bauernbrot“. Das ist nur eine Stelle von vielen zu detailierten Erinnerungsteilen.

„Bei einem Gehöft machte ich langsam, weil ich auf der Weide etwas beobachtete, was mein Interesse erweckte.“

Bei den Erinnerungssätzen kann ich verstehen, dass du gerne auch vollendete Gegenwart verzichtest. Das klingt nicht gut, wenn ein ganzer Block so geschrieben werden würde. Aber bei einzelnen Sätzen wird es zum Stolperstein.

„erweckte“ > „geweckt hatte“ Vergangenheit in der Vergangenheit

„„Jungs, kommt, da drüben kalbert eine Kuh. Das schauen wir uns mal an.““

„kalbert“ bis du aus Österreich *smile*?

„„Auja, das haben wir ja noch nie gesehen, Mama“,“

„Auja“ >> „Au, ja“

„Vielleicht würden sie auch noch sehen, wie es staksig versuchen würde, aufzustehen“

Zweimal „würde“. Lasse das 2. „würde“ bitte weg. Das Wort vielleicht drückt das schon genug aus.

„In gebührendem Abstand blieben wir stehen, um den Tierarzt zu beobachten, dessen rechter Arm in dem Geburtskanal der Kuh verschwand. Der Bauer hielt die Kuh mit einem Strick und strich ihr beruhigend über den Kopf. Irgendwas war hier nicht in Ordnung, dachte ich, während ich den Arzt beobachtete.
Der Arzt zog den Arm wieder zurück und sprach mit dem Bauern.“

Zuviel „Arzt“, du könntest auch einmal Mediziner und ein anderes Mal Veterinär schreiben.

„Vielleicht kommen sie ein anderes mal wieder.“

„mal“ >> „Mal“

„Nach und nach kamen Onkel Toni, seine Frau und ihr Sohn in den Stall und es wurde beratschlagt,“

Nein, das klingt sehr schlecht.

Besser: „Nach und nach kamen Onkel Toni, Tante Klare und mein älterer Cousin Moritz…“

Fazit: Eine schöne Geschichte, bei der ich es gerne sehen würde, dass sie abgerundet wird.

Bis dann

Barde

Lieblingssatz: "André spielte Bagger, indem er seine Zehen der linken Sandale zurückzog und Kieselsteine auflud, um sie einige Zentimeter weiter rechts kickend abzuladen.

Sehr schön *smile*

 

Hallo Barde,

du hast einen sehr schönen Erzählstil.
Danke :).

"Ich erinnere mich gerne an meine Tage in meiner Kindheit, die ich auf Onkel Tonis Bauernhof verbracht hatte. Ich sehe mich noch bei den zwölf Ferkeln, die putzig Milch saugten von ihrer Mutter, die das geduldig über sich ergehen ließ. Auch denke ich gerne an die Morgende, an denen die Kühe gemolken wurden. Die Katzen versammelten sich immer und warteten begierig auf die Milchreste. Frühstücken bei Onkel Toni und Tante Klara war jedesmal ein großes Schmausen. Frisches Bauernbrot, frisch gemolkene Milch und die Wurst aus eigener Herrstellung! Niergendswo sonst hatte ich jemals so lecker gegessen.

Verstehst du? Du aber lässt Bella sich punktuell und detailiert erinnern.

Ich weiss, was du meinst. Dein Vorschlag ist sicher im literarischen Sinne runder, geht mir in dem Zusammenhang aber zu sehr in die Richtung Wir Kinder von Bullerbü. Es soll nicht der Eindruck erweckt werden, dass die Prot auf dem Hof Friede-Freude-Eierkuchen erlebt hat und mit Zöpfchen und Röckchen durch den Hof gehüpft ist.
Dies würde ich mit putzig, Schmausen assoziieren und das wäre mir zu lieblich geschildert.

Wieso sollen den Bella nicht solche Gedankenfetzen einfallen? Ich kann mich auch noch an kleine Details in meiner Kinderzeit erinnern, wenn es um wichtige Dinge ging.

Ich würde es auch gerne sehen, wenn diese Erinnerungen einen beschwingteren Erzählstil bekommen. Immerhin war Bella damals ein Kind.
Gleich der erste Satz als Beispiel: "Die Melkmaschine dröhnte durch den ganzen Hof, aber es war ein Geräusch der Gemütlichkeit"

"aber es war ein Geräusch der Gemütlichkeit" >> "Aber ich fühlte mich pudelwohl"
Das geht durch die ganzen Erinnerungen. Der Erzählstil ist zu sachlich.


Das ist von mir beabsichtigt, da es aus der Sicht eines Erwachsenen erzählt wird. Dieser empfindet im Nachhinein das Melkmaschinengeräusch als gemütlich.

„Die Sonne knallte auf unsere Köpfe und die drei Rosen in meiner Hand schienen zu kapitulieren, da die äußeren Blätter der Knopsen wellig und kraftlos wurden.“

Den ersten Teil des Satzes finde ich ganz toll! Er hat mir genau das gesagt, was du im zweiten Teil dann beschrieben hast. Der zweite Teil ist also nicht nur überflüssig, er stört sogar!


Da stimme ich dir zu.

Da er schon tot ist und so nicht zu erwarten ist, dass er älter werden wird, ist die Zeit nicht gut gewählt. Besser: „… da er neunzig Jahre alt geworden war.“

Nochmals Zustimmung.

Bei den Erinnerungssätzen kann ich verstehen, dass du gerne auch vollendete Gegenwart verzichtest. Das klingt nicht gut, wenn ein ganzer Block so geschrieben werden würde. Aber bei einzelnen Sätzen wird es zum Stolperstein.

Mit den richtigen Zeiten bin ich nicht so dick befreundet, da bin ich immer um Tipps froh.

„kalbert“ bis du aus Österreich *smile*?
Süddeutschland

Vielen Dank für deine Verbesserungen bzw. Vorschläge.
Ich werde auch die von mir nicht noch einmal aufgegriffenen ansehen und ggfs. verbessern.
Du machst dir - auch was ich bisher von dir in anderen Kritiken las - Mühe mit deinen Kritiken und das finde ich lobenswert :).

Lieber Gruß
ber

 

Hi Crazy Janey,

dank' dir für den ergiebigen Kommentar :).
Es freut mich, wenn du die Geschichte gerne gelesen hast.
Bei manchen deiner Verbesserungsvorschlägen merke ich, dass mein herber Dialekt bei meinen Texten immer wieder durchschlägt und bei anderen aufstößt - und ich dir bei einigen Ausdrücken recht gebe und sie ändern werde.

Lieber Gruß
ber

 

Ich schließe mich an. Das Thema fesselt nicht gerade und bietet auch irgendwie keine ungewohnten Einsichten. Trotzdem habe ich deine Geschichte gerne gelesen und mag sie und das liegt einzig und allein an deinem angenehmen Erzählstil, den ich hier, in jeder Hinsicht ausgewogen finde.
Zum Gruß,
Devika.

 

Hallo Devika,

danke für deinen lieben Worte. Stimmt, Einsichten gibt es keine besonderen, aber immer, wenn ich an diese Geschichte denke, tut es mir ein wenig leid, dass die heutige Kindergeneration nicht mehr so alltäglich nah am Leben und Sterben ist.

Lieber Gruß
ber

 

Hallo bernadette,

die Kontraste und Gemeinsamkeiten der Tode hast du in eine schöne Geschichte eingebunden. Die Selbstverständlichkeit, mit der der Tod zum Leben dazugehört ist gerade uns Stadtmenschen oft nicht so bewusst. Deine Protagonistin ist durch die Geburten aber auch die Schlachtungen damit aufgewachsen und kann beides ohne Sentimentalitäten hinnehmen.
Und trotzdem lässt sie ihre Kinder nicht hinsehen, als die beiden Kälber sterben. Ich hatte dabei das Gefühl, dass es nicht nur um den Schutz der Kinder ging, sondern auch darum, den Tieren in dieser Situation mit Respekt zu begegnen und deren Trauer nicht anzugaffen.

Hat mir wirklich sehr gut gefallen.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo bernadette,

ich habe deine Geschichte auch sehr gerne gelesen. Da ich selber auch auf dem flachen Land wohne und mit vielen Kindern aus der Landwirtschaft zusammenkomme, weiß ich, wie unbefangen diese Kinder von gestorbenen Tieren sprechen. Für sie ist das ganz normal. Wenn ein Lieblingstier gestorben ist, dann gibt es bald darauf wieder ein neues Tier von dem man begeistert ist. Das hat aber nichts mit Oberflächlichkeit zu tun, sondern mit einer gewissen Natürlichkeit im Umgang mit dem Tod.
Dein Erzählstil hat mir auch gut gefallen. Du beschreibst die einzelnen Situationen mit viel Liebe zum Detail, aber eben nicht zu lang!

Gruß,
Theo

 

Hallo sim & teo,

dank' euch für die lieben Worte :).

Die Details @teo konnte ich so beschreiben, da ich das meiste tatsächlich so erlebte. Meine Idealvorstellung wäre, das nun auch mit fiktiven Geschichten so hinzubekommen :D.

Die Totgeburt den Kindern vorzuenthalten @sim soll ein Rücksichtnehmen auf alle sein, wie du richtig erkannt hast.
Nicht zuletzt würde der Tierarzt auch als Hilfloser dargestellt werden, der doch eigentlich nichts dafür kann.

Liebe Grüße euch zwei
bernadette

 

Hallo bernadette!

So, endlich komme ich dazu, eine deiner Geschichten zu kritisieren.

Ich fange mit dem Negativen an: Diese Geschichte ist total unspektakulär und ruhig, gar nichts für einen Fantasy-Leser wie mich :D. Aber gerade darin liegt der Reiz, weil es so alltäglich ist, eigentlich fast alltäglicher als alltäglich, denn du sprichst ein Thema an, das wir gerne verdrängen. Mir gefällt die einfühlsame Art deiner Protagonistin und der Stil, in dem du die Geschichte schilderst. Ich finde, das ganze ist sehr stimmig.
Ausserdem hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass der Text gewisse autobiografische Elemente enthält. Täusche ich mich da? Wenn ja, dann hast du es geschafft, die Personen sehr realistisch darzustellen.

Ach, ich war wieder einmal sehr unkonstruktiv, aber das darfst du gerne als Lob auffassen ;).

Liebe Grüsse
sirwen

 

Hallo ber,

Abschied nehmen gehört zum Leben. Echt anschaulich zeigst du das in deiner Geschichte einmal an dem Tod eines geliebten Menschens und dem Weggeben einer Kuh. Ich persönlich bin Stadtmensch und habe (ja, bin mir recht sicher) noch nie eine Kuh auch nur angefasst. :D Trotzdem konnte ich mich gut in das Geschehen hineinversetzen. Die Erinnerungen waren greifbar.

Schön geschrieben mit dem Schuss Melancholie, den eine solche Geschichte braucht um zu funktionieren.

Eike

 

Hi Eike,

Ich persönlich bin Stadtmensch und habe (ja, bin mir recht sicher) noch nie eine Kuh auch nur angefasst

Du weißt aber schon, dass sie nicht lila sind, oder?

Deine Worte haben mich gefreut. Komm mich doch mal in der Pampa besuchen, dann gehen wir mal zusammen in einen Kuhstall :).

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo Bernadette,

Dies ist die erste der vier Geschichten, welche du mir nahegelegt hast zu lesen, die ich gelesen habe.
Anfangs war ich skeptisch, da ich Geschichten, die aus der Ego-Perspektive erzählt werden, nicht sonderlich schätze.
Doch im Laufe der Erzählung fühlte ich mich immer mehr erinnert an die Zeit als mir noch Geschichten vorgelesen wurden.
Ich sah dich die ganze Zeit vor mir in einem gemütlichen Sessel sitzen und in ruhigem, sanftem Ton eine Geschichte aus deiner Kindheit am Bauernhof erzählen.
Ich finde den Erzählstil, den du für diese Geschichte gewählt hast wunderbar und hoffe, dass du ihn in deinen weiteren Erzählungen beibehalten hast und wirst.

MfG

Miller

 

Hi Miller,

huch, du bist mir mit deinem Kommentar entwischt. Danke für deinen Kommentar, der in mir zwar kurz die Vorstellung aufkommen ließ, ich sei schon Oma :D, aber da ich keinen sanften Ton an mir habe, kann es sich nur um eine andere Person handeln ;).

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo Bernadette,

gerade habe ich bemerkt, dass ich diese Geschichte vor einiger Zeit zwar gelesen, aber nicht kommentiert habe. Das kommt sicherlich daher, dass ich finde, dass sie nicht an deine anderen heranreicht.

Mich hat die Geschichte mit einem unbefriedigten Gefühl zurückgelassen. Klar ist, was du ausdrücken willst, aber irgendwie spüre ich etwas Unausgedrücktes, was ungreifbar bleibt. Als wenn noch etwas Unverarbeitetes dahinterläge. Bist du denn ganz zufrieden mit dem Geschriebenen?

Gruß, Elisha

 

Bist du denn ganz zufrieden mit dem Geschriebenen?

:D Elisha , das ist ja fast eine Stolperfrage.

Ja, für mich ist sie rund. Von der Aussage her nichts Tiefschürfendes, aber eine Hommage an Menschen, die in meiner Kindheit eine Rolle gespielt haben. Bei einer fiktiven Geschichte könntest du mich mit dieser Frage wahrscheinlich eher packen, wenn jedoch autobiographische Züge zu finden sind, hat der Autor oft Scheuklappen an ;), aber dazu stehe ich (wenn ich es auch nicht allzu gerne im Thread offenlege, da ja die Geschichte zählen soll und nicht, wieso es sie überhaupt gibt).

Manches fesselt einem auch nicht, weil man keinen Bezug dazu hat. Mir geht es jedenfalls immer so, wenn ich mich frage: Wieso gefällt mir diese Geschichte jetzt (vom technischen Schreiben abgesehen) gut oder eben nicht?

Danke für deine kritische Anmerkung, die dann doch zu denken gibt :).

Lieber Gruß
bernadette

 

Einen schönen guten Tag, Morphin,

Ja, liebenswert ist gut getroffen. Ich mag sie auch gerne, diese Geschichte :).
Danke für das Lob :).

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo bernadette,

jetzt habe ich mich mal als Archäologe betätigt, um einen Schatz aus der Tiefe der Zeit zu heben …
Deine Geschichte ist ruhig und – trotz ihrer emotionalen Komponente – sachlich geschrieben. Mit einer gewissen Abgeklärtheit lässt die Mutter ihre Gedanken schweifen und beobachtet die Szenerie am Grab, so entsteht eine besondere Atmosphäre, die zum Reiz der Geschichte beiträgt.
Die Schilderung von Todesereignissen aus der Vergangenheit und die Beerdigung von Onkel Toni sehe ich als Hintergrund für die eigentliche Problematik, der Frage ‚wie gehe ich mit dem Tod um?’ Zu ihren Kindern ist die Mutter bewundernswert offen, schützt sie aber gleichzeitig vor einer allzu unangenehmen Erfahrung und ‚entschärft’ taktvoll die Situation. Das ist gelungen beschrieben und lesenswert. Du hättest durchaus noch einen Schritt weiter gehen können und die Personen deiner fiktiven Realität die Todesproblematik auf sich selbst beziehen lassen können (würde zum Titel passen: „Für alle kommt …“). So bleibt doch ein gewisser Abstand bewahrt, der die Thematik einschränkt. Ich denke, du hast bewusst nicht so viel Philosophie in den Text gepackt, um den jetzt zu erkennenden Rahmen nicht zu sprengen.

Noch einige Kleinigkeiten:

„sie dufteten schon aus ihrer kompakten Kapsel nach Marzipan und Sommer“

Ich bezweifle, dass dies sachlich richtig ist, zumindest meine Rosen (gleich welche Sorte) duften nicht aus der Knospe.


„André spielte Bagger, indem er seine Zehen der linken Sandale zurückzog und Kieselsteine auflud, um sie einige Zentimeter weiter rechts kickend abzuladen.

Die Trauer war nicht bestürzend, da er neunzig Jahre alt geworden war und alle schon vorher in der Predigt vom Pfarrer bestätigend erfahren haben, dass man froh sein kann, wenn so ein erfülltes Leben sein verdientes Ende findet.“

Hier ging es mir ähnlich wie dir bei der Aloha-Stelle, trotz Absatz: wer wurde neunzig, André?

„seine Zehen der linken Sandale“ – in der linken


„Bella“, sagte er mir eines Tages, „ich brauch’ die Wärmelampe. Rat mal wofür?“

brauch (ohne Apostroph)


„Geburten gehörten auf dem Bauernhof dazu wie das Schlachten; es war ein alltägliches Geschehen. Die kleinen, anfangs tollpatschigen Wesen waren für mich als Kind stundenlang Anschauungsobjekte.“

„„Toni! Die Lisl ist bald soweit!“, schrie meine Tante durch den Hof und ich wusste, dass ich an jenem Tag solange im Stall bleiben würde, bis das Kalb da sein würde, komme, was wolle.“


Der Übergang ist mir etwas zu abrupt, durch den Zeilenabsatz schien das Thema ‚Geburt’ erst einmal abgeschlossen (vielleicht: Eines Tages schrie … oder: Kurz darauf …).


„Sie war geduldig, mich auf ihrem Rücken zu tragen“

Sie war geduldig genug, mich auf ihrem Rücken zu tragen (mit dem 'genug' klingt es für mich 'flüssiger').

Alles Gute,

Woltochinon

 
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Hallo Bernadette,

ich habe deine Geschichte mit Interesse gelesen. Du beschreibst die Szenen sehr authentisch, besonders die Beerdigung am Anfang. Man hat das Bild genau vor sich, wie die Kinder gelangweilt mit den Füßen auf dem Boden herumscharren und sich nicht wirklich etwas aus der Trauerveranstaltung machen.

Die Trauer war nicht bestürzend, da er neunzig Jahre alt geworden war und alle schon vorher in der Predigt vom Pfarrer bestätigend erfahren haben, dass man froh sein kann, wenn so ein erfülltes Leben sein verdientes Ende findet.

Dieser Satz erklärt die Sachlage ganz genau und gibt dem Leser die Möglichkeit, das Geschehen am Grab und die Gefühle der Trauernden richtig einzuordnen.

Auch die Verknüpfung zwischen der Fehlgeburt der Kälber und dem Tod des Onkels finde ich passend.
Der Rückblick auf die Kindheitserinnerung mit der Geburt des Kalbes lässt einen etwas mehr in den Prot hineinfühlen. Es verdeutlicht, dass er (du?) eine Verbindung zu dem Verstorbenen hat und hier nicht nur ein bedeutungsloser, entfernter Verwandter gegangen ist. Der klare Erzählstil, der sich durch die gesamte Geschichte zieht, passt sehr gut zu der vernünftigen Mutter, die den Tod des Onkels zwar betrauert, ihn jedoch mit gesundem Menschenverstand hinnimmt und akzeptiert. Vielleicht nimmt diese Tatsache ein wenig die Spannung aus der Geschichte. Andererseits liest man in solchen Erzählungen sonst immer die pathetischsten Trauerszenen - deine Geschichte bietet hier eine angenehme Abwechslung. Und es ist ja auch eine Aussage der Erzählung, dass Menschen, wie dein Prot, die auf dem Bauernhof aufwuchsen und immer schon mit Geburt und Tod von Tieren zu tun hatten, eine sachlichere Einstellung zum Sterben haben.

Einige Dinge möchte ich noch anmerken:

Die Sonne knallte auf unsere Köpfe und die drei Rosen in meiner Hand schienen zu kapitulieren. Es waren die ersten dieses Jahr aus dem Garten und sie dufteten schon aus ihrer kompakten Kapsel nach Marzipan und Sommer, so dass man am liebsten die Nase darin vergraben hätte, wenn es denn nur möglich gewesen wäre.

würde "wenn es denn nur möglich gewesen wäre" in einen zweiten Satz packen oder den vorhergehenden Satz umbauen. Ich finde, die Sache flutscht nicht richtig.

„Toni! Die Lisl ist bald soweit!“, schrie meine Tante durch den Hof und ich wusste, dass ich an jenem Tag solange im Stall bleiben würde, bis das Kalb da sein würde, komme, was wolle

Ich weiß keinen grammatikalischen Begriff, aber dieses doppelte "würde" erscheint mir auch etwas umständlich.

Ansonsten. Mir hats gefallen

Gruß
Markus

 

Hallo Wolto,

vielen Dank für das Hervorholen dieser Geschichte. Ich habe alle Verbesserungsvorschläge angenommen und auch aus dem irritierenden er den Onkel gemacht, wenn ich mich dadurch auch wiederhole.

Lediglich bei dem Duft aus der Knospe lasse ich mich nicht beirren: Meine Eltern haben einen großen Rosengarten und wenn ich bei intensivem Sonnenschein - auch an den Knospen - rieche, duften sie. Bei Regenwetter dafür weniger ;).

Wolto schrieb:
Du hättest durchaus noch einen Schritt weiter gehen können und die Personen deiner fiktiven Realität die Todesproblematik auf sich selbst beziehen lassen können (würde zum Titel passen: „Für alle kommt …“)

Interessanter Ansatz, aber ich denke fast, dass das den Rahmen der KG gesprengt hätte, zumal die Erzählerin als junge Mutter voll für ihre Kinder da sein soll und sich (solange diese klein sind) wenig um solche Fragen Gedanken machen kann/darf/sollte. Zehn Jahre später sieht das sicher ganz anders aus.

Hallo DonDaumen,

Don schrieb:
Andererseits liest man in solchen Erzählungen sonst immer die pathetischsten Trauerszenen - deine Geschichte bietet hier eine angenehme Abwechslung.

Das zu lesen hat mich gefreut. Ich möchte dem Thema auch das Pathetische nehmen, da gibts auch noch Madagaskar als KG, die in die Richtung zielt, den Tod als Stück Alltag anzunehmen.

Mit dem doppelten würde hast du Recht, das ist keine Satzperle, aber momentan fällt mir nichts sinnvolleres ein, sonst müsste ich den ganzen Satz zerpfücken.

Deine erste Anmerkung, aus einem zwei Sätze zu machen, kann ich so nicht teilen. Mir gefällt der Satz und ich finde, manche Sätze müssen auch nicht flutschen ;).


Euch Zwei vielen Dank für die Anmerkungen und die investierte Zeit, entschuldigt bitte auch, dass ich etwas länger zur Antwort gebraucht habe.

Viele Grüße
bernadette

 

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