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Für einen kurzen Moment
Für einen kurzen Moment
Nun stehst Du vor mir. Du siehst mich an. Mir ist kalt.
Du redest und redest, doch ich höre schon längst nicht mehr zu. Ich will nicht mehr zuhören.
Für einen kurzen Moment schließe ich meine Augen
Ich sehe Dich vor mir, wie Du lachst. Sehe uns beide, wie wir Hand in Hand durch den Park spazieren. Du schaust zu der Frau dort drüben auf der Decke, welche mit ihrem Mann Picknick macht. Sie essen Brote. Dein Blick geht weiter zu dem Kind, das sich neben der Decke gerade Abenteuer mit seinem Stoffhund ausdenkt. Und Du schaust mich an, mit einem viel sagenden Lächeln und mir wird wärmer.
Ich sehe Dich vor mir, wie Du schläfst. Deine Augen sind geschlossen und nur Dein weicher zarter Mund bewegt sich leicht. Vermutlich träumst Du gerade. Ich bleibe noch lange Zeit wach, nur um Dich anzuschauen…um zu fühlen, wie mir warm wird.
Wir sitzen am Tisch. Du, wie immer mit Deinem Marmeladenbrot und dem Glas Milch, ich mit meinem Kaffee und den Cornflakes. Wir schauen aus dem Fenster. Gegenüber von unserem Haus der alte Nachbar, der dort mit seiner Frau sitzt. Sie sind beide bestimmt über achtzig Jahre und könnten ausschlafen. Aber sie sitzen genau wie wir beide schon früh morgens am Tisch und frühstücken. Wahrscheinlich wissen sie nicht einmal, dass wir sie manchmal morgens durch das Fenster beobachten. Aber irgendwie gehören sie zu uns, weil sie mit uns zusammen frühstücken.
Und so sitzen wir hier, ohne Fernseher, ohne Zeitung. Nur wir beide, wie wir über alles reden was uns so bewegt.
Vor mir Dein Bild auf meinem Schreibtisch. Es zeigt uns beide bei unserem letzten Urlaub am Strand. Kurz nach der Aufnahme wurden wir beide von einer Welle umgeworfen. Was haben wir gelacht. Ich bin bei der Arbeit, mach gerade Pause und denke an Dich, vermisse Dich…
Dann der Moment wo ich Dich zuhause wieder sehe und wir einen weiteren wunderbaren Tag verbringen. Du in meinem Arm und wir lachen vor Glück….
Ich öffne meine Augen wieder. Nur kurz waren sie geschlossen, doch es erschien mir eine Ewigkeit.
Du stehst immer noch vor mir. Doch Du redest nicht mehr, Du schreist mich an. Ganz anders ist Dein Blick und ich sehe darin, dass auch Du nicht weisst, wie es mit uns weiter gehen soll. Mir ist so kalt.
Dann schweigst Du. Tränen laufen über Deine Wangen. Und für einen kurzen Moment schließt Du Deine Augen und ich frage mich, ob Du das Gleiche siehst, wie ich….