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Familienerbstück

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24.04.2003
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Familienerbstück

Wissen Sie, es war ganz einfach an der Zeit, sie zu öffnen.
Meine eigene kleine Büchse der Pandora; der große Kasten aus Tropenholz, der mir als Kind so viel Angst bereitet hat.
Susanne hat nie verstanden, weshalb ich nicht gleich nach Großmutters Tod einen Blick hinein geworfen habe, schließlich kennt sie aber auch nicht die unheilvollen Geschichten, die ich damals erzählt bekommen habe.
Woher der zwei Meter lange Kasten stammt, das weiß in dieser Familie niemand mehr, und ich bin mir sicher: Selbst Großmutter hatte keine Ahnung, wenn sie auch stets so tat, als hätte sie die eben doch.
Nun jedoch ist der Kasten endlich geöffnet. Den Kopf habe ich dabei abgewandt, die Augen zugekniffen, und selbst jetzt, zwei Stunden später, wage ich noch immer nicht, hineinzusehen.
Kein Geruch dringt aus dem inneren. Das Ding steht da wie seit Jahrzehnten, mitten im Wohnsaal der Villa, die ich geerbt habe. Die Kette mit dem seltsamen Schlüssel daran habe ich wieder dort versteckt, wo sie all die Jahre lang verborgen lag, gut geschützt vor Susannes neugierigen Zugriffen. Obwohl ... das ist ja nun eigentlich überflüssig.
Sie wird bald nach Hause kommen. Ich will, dass sie den ersten Blick auf den Inhalt wirft. Vollkommen überrascht wird sie sein, dass ich das Ding endlich geöffnet habe.
Lächerlich, ich weiß, doch meine Furcht ist stärker als jemals zuvor. Diese Geschichten von Großmutter ...
Vor der Tür zur Küche verharre ich, betrachte die Kiste von hier aus. Den massiven Deckel habe ich auf den Teppich gelegt. Keine Scharniere, trotz Schloss.
Nur ein paar Schritte müsste ich nach vorne machen, und ich könnte hinein schauen.
Aber nein, wie gelähmt bin ich. Wer A sagt, der muss auch B sagen, nur geht es einfach nicht.
Genügt es nicht, dass ich diesen ersten Schritt getan habe, der mich schon Überwindung genug gekostet hat; Großmutter, was spielst du da für ein grausames Spiel mit mir?

Ein Geräusch! Meine Beine beginnen zu zittern, der Atem geht stoßweise.

Nur die Katze, die von oben über die Wendeltreppe kommt. Was hast du mich erschreckt, Mistvieh.
Ja, jetzt guckst du mich blöd an und ... geh da weg. Nicht zu der Kiste.
Verdammt, ich hätte sie vorher wegsperren sollen.
Lass gefälligst das Schnüffeln, hau da ab.
Sie ist in die Kiste gesprungen! Oh nein ... hörst du Großmutter: Den Inhalt, den du all die Jahre verborgen hast, wurde entdeckt, und zwar von einem schwarzen Kater namens Max.

Wanderer waren wir früher mein Junge, hörst du. Ferne Länder, von denen keiner weiß. Hörst du mein Junge? Da fanden deine Vorfahren diesen Kasten.

"Max?"
Wieso gibt das Tier kein Miauen zur Antwort? Das tut es sonst immer.
Ich muss hier weg, alles läuft aus dem Ruder. Nie hätte ich den Kasten öffnen dürfen. Es tut mir Leid.
Aber ich kann nicht weg, nur starr dastehen. Ich kann dem Kasten unmöglich den Rücken zukehren.
Wann wird Susanne endlich kommen; ich halte es einfach nicht mehr aus.

Max springt aus dem Kasten und läuft auf mich zu. Er kaut auf etwas.
Mein hohles, dumpfes Inneres registriert, was es ist.
Geistesabwesend nehme ich es ihm ab.
"Hey, was stehst du denn hier wie angewurzelt?"
Ich stoße einen Schrei aus und wirbel herum. Susanne.
Der Kater flüchtet vor Schreck.
"Was ist los, du bist total bleich."
"Max hat da was gehabt. Ich habs ihm aus dem Maul genommen."
"Was ist es", will Susanne wissen.

Wortlos reiche ich ihr die Hand mit den sieben Fingern.

 

Hallo Cerberus!

Woher der zwei Meter lange Kasten stammt, das weiß in dieser Familie niemand mehr, und ich bin mir sicher ...
Würd ich streichen, weil es sich dann mMn flüssiger liest.

Kein Geruch dringt aus dem inneren.
aus dem Inneren

Wanderer waren wir früher mein Junge, hörst du. Ferne Länder, von denen keiner weiß. Hörst du mein Junge? Da fanden deine Vorfahren diesen Kasten.
Wanderer waren wir früher KOMMA mein Junge, hörst du? Beim dritten: Hörst du KOMMA mein Junge?

Ja was ist denn nun in dieser Kiste? Eine Mumie? Zwei Meter würde für einen Sarkophag passen, naja jedenfalls irgendwas. Mit sieben Finger. Ich hoffe, du hast die Antwort nicht in den Zeilen versteckt, denn dann hab ich sie übersehen. Bisschen kurz ;)

Gruß,
One

 

Hey cerberus,

öhm, nen bisschen unbefriedigend -also inhaltlich. Den Ansatz find ich spannend: Kindheitserinnerungen, ein Tabu, der Kampf mit irrationalen Ängsten. Nu öffne die Kiste doch.
Ist ein bisschen wie diese Nummern-in-den-Computer-Hack-Geschichte bei Lost gerade. Also da hätte der Plot wirklich viel hergegeben, weil wir alle diese irrationalen Kindheitsängste, denen wir als erwachsene Menschen wiederbegenen, nachvollziehen können.

Aber die Auflösung ist dann schon so ein bisschen ... na ja, entweder mysteriös oder lustlos. Sieben Finger? Also irgendein Außerirdischer, vielleicht? Mit dem Wanderer, und so? Keine Ahnung, aber eigentlich ist das auch nicht wichtig.

Kleines Problem hab ich mit der Perspektive, durch die Idee, nur Gedankenrede wiederzugeben, wird die Szene in der Handlung beschrieben wird (die Katze springt in die Kaste) ganz seltsam.
Ansonsten, keine Ahnung: Sehr spannende Prämisse (die Kiste, die man nicht öffnen darf) mit zu kurzem Plot und unauffälligem Stil.

Gruß
Quinn

 

Hey, alter Kollege ...

Also, ich fand sie spannend (gut, irgendwie kein Wunder bei dem Plot), aber trotzdem. Hab sie gern gelesen und war wirklich auf die Auflösung gespannt.

Und die kam nicht mit dem Holzhammer, sonder in typischer Cerberus-Manier ganz sanft.

Hat mir wirklich gefallen, bis auf:

der Atem geht stoßweise
Eine Floskel, die (ich glaube) auch in fast jede meiner Geschichten vorkommt. Und in Millionen anderen auch.
Und wenn meine Finger genau diese Buchstabenkombination auf der Tastatur noch einmal tippen, hacke ich sie ab, das habe ich ihnen geschworen ...

Gruß! Salem

 

Halle Cerberus,

deine Geschichte hat mir leider überhaupt nicht gefallen. Inhaltlich bietet sie so wenig, dass nur ein gelungener, besonderer Stil sie noch raus gehauen hätte, aber den finde ich hier nicht. Im Gegenteil, die Sätze lesen sich holprig und die PErspektive, aus der du erzählst, wirkt zu aufgesetzt und umständlich, um wirklich rein zu finden.

Zum Inhalt: Altbewährtes Gruselstoryszenario: Alte Kiste, um die sich düstere Legenden drehen (von denen du leider keine einzige erwähnst, was zur Spannung beigetragen hätte), und den unwiderstehliche Drang, sie schließlich doch zu öffnen. Und dann erfährt der Leser nicht einmal, was sich darin befindet. Hintergründe wären angebracht... Woher stammt sie, gab es zuvor schon Versuche sie zu öffnen. Und details auch: Vielleicht ist sie mit seltsamen Ornamenten verziert, zeigt Darstellungen anderer Rassen, etc.

Das Ende ist dann auch unbefriedigend. Jedenfalls gibst du zuvor keine Hinweise darauf, was eine siebenfingrige Hand dort zu suchen hat.

Das war leider überhaupt nichts, tut mir leid.

 

Hallo Cerberus,

ich würde mir ja gern eine eigene Kritik einfallen lassen, aber ich kann mich dem Tenor hier eigentlich nur anschließen (mit Ausnahme von Anterons Kritik, die ich unangemessen hart finde): Eine nette Idee, aus der man viel mehr hätte machen können.

Deine Sachen sind immer so kurz, bist du schreibfaul oder in Zeitnot? :)

Vielleicht denkst du dir bei dieser Geschichte, dass du Spannung erzeugst, indem du das Meiste dem Leser überlässt („Was hat es bloß mit den sieben Fingern auf sich?“), aber ich denke, hier wäre mehr mehr gewesen.

Viele Grüße,

Jan-Christoph

 

Hallo Cerberus.

Tja auch ich kann mich den Kritikern vor mir nur anschleißen. Der Anfang ist klasse, die Neugier wird geweckt und an der Stelle, als die Katze die Hand mit en sieben Fingern bringt, da könnte es für meinen Geschmack so richtig losgehen.

Denn: es ist klar, dass sich in der geheimnis vollen Kiste sich ein mysteriöser Gegenstand befindet, nämlich die siebenfingrige Hand. Aber mich würde brennend interessieren, was es damit auf sich hat?!

:)

beste grüße von der m

 

Hallo zusammen.

Okay, ich bin ehrlich: Ehrlich gesagt würde ich diese Geschichte hier ganz schnell wieder vergessen :D
Es war eine Fingerübung. Etwas Ähnliches habe ich vor ein paar Jahren schonmal geschrieben, und dachte, vielleicht kommts ja ganz gut an.
Ist natürlich sehr klischeehaft und alles andere als neu, aber ich bin halt ein Freund von offenen Enden.
Trotzdem muss ich euch zustimmen: Bei der Ausarbeitung bin ich wirklich zu faul gewesen, sorry.

@Proof

Oh, sogar von mir gibts die eine oder andere lange Geschichte, aber okay: Die meisten sind eher kurz, hasse Recht :D

Grüße

Cerberus

 

Tach Cerberus!

Cool ... Außerirdische.

Bis denne!

War noch was? - Ach so, ja ... Die Geschichte. Die war nett. Wenn Stephen Kings Literatur das Equivalent eines Hamburgers mit Fritten ist, dann ist das "Familienerbstück" das Equivalent einer einzelnen Fritte. Na, sagen wir zwei Fritten ... mit Salz. Durchaus lecker. Happs und weg. Nichts bereut. Gern gelesen. Der Nächste bitte. :)

Jetzt aber: Bis denne!

 
Zuletzt bearbeitet:

@Fischstaebchen

, dann ist das "Familienerbstück" das Equivalent einer einzelnen Fritte. Na, sagen wir zwei Fritten ... mit Salz. Durchaus lecker. Happs und weg.

He he ...
Danke dir für deinen Kommentar.

@ch.gruber

auch wenn du sagst, dass es nur eine Fingerübung war (auch Fingerübungen sollten ausgearbeitet sein, meiner Meinung nach, nur eben kürzer, was deine ja auch ist).

Sagen wir es so: Ich habe mich darum bemüht, alle Fehler aus dem Text auszubügeln. Nur inhaltlich habe ich ihn nicht richtig ausgearbeitet, gebe ich wie gesagt zu, und widerspreche dir da nicht.
Nur nicht, dass nachher der Verdacht aufkommt, ich hätte das Ganze einfach bloß runtergeschlampt und gleich gepostet (okay, ich habs runtergeschlampt, aber ich hab vorm posten noch die Fehler ausgebügelt :D ).
Wie gesagt: Besonders stolz bin ich auf den Text nicht gerade, aber nach so vielen Kommentaren fände ich es unfair den Kritikern gegenüber, ihn jetzt wieder zu löschen.

Das doch, doch ist schwierig zu lesen.

Oh oh ... böse Wortdopplung. Ist mir gar nicht aufgefallen.

Sorry, aber eine Katze wäre nicht in der Lage eine ganze Hand im Maul zu haben, außer sie ist klein.

*räusper*
Das ist eine mordsmäßig gewaltige Katze und eine winzig kleine Hand :D

Danke auch dir für deinen Kommentar.

 

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