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Feierabend
Gewidmet dem besten Stehschlagzeuger wo gibbet. Bela B.
Leichter Nieselregen hatte eingesetzt, als Samuel die Tür öffnete und aus dem verrauchten Haus in die kühle Nachtluft trat. Er schlug den Kragen seines Mantels hoch und ging zügig die nur spärlich beleuchtete Straße entlang.
Seine gepflegten, schwarzen Schuhe hinterließen nur leise Geräusche auf dem Asphalt, als er sich daran machte, nach Hause zu kommen. Er war sehr müde, es war eine anstrengende Nacht gewesen. Sieben Wochen hatte er jede Nacht durch gearbeitet.
Er ging immer zu Fuß nach Hause, auch wenn sich Überfälle in dieser Gegend in letzter Zeit gehäuft hatten legte er Wert auf das bisschen frische Luft auf seinem Heimweg.
Er atmete die feuchte Luft tief ein, als sich plötzlich ein Arm von hinten um seinen Hals legte und ihn in eine Seitenstrasse zog.
„Hey…“, entfuhr es ihm erschrocken.
„Halt die Klappe Kumpel. Wenn du schön brav bist passiert dir nichts, klar?“, raunte ihm eine Stimme in sein linkes Ohr, die einen unangenehmen Geruch von Alkohol und fauligem Fleisch mit sich brachte. Samuel spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Zu dem einen Arm gesellte sich auch nun der zweite, und er spürte eine kühle Klinge an seinem Hals.
„Dieser Mantel war ziemlich teuer, also wäre ich dir sehr verbunden, wenn du ihn nicht beschmutzen würdest“, sagte Samuel so ruhig wie möglich zu der Person, die ihn unliebsam rücklings umarmte. Einige Sekunden herrschte Stille, dann lachte der offenbar stark angetrunkene Mann irre los.
„Mit deinem Mantel werde ich mir den Arsch abwischen, Mann. Und jetzt her mit der Kohle“
Um seine Forderung zu untermauern drückte er die Klinge noch etwas fester an Samuels Kehle.“ Ich habe kein Geld bei mir“, sagte Samuel und log damit nicht.
„Willst du mich verarschen Mann? Du bescheuerter Schnösel, gib die scheiß Kohle her oder ich leg dich um“. Der Mann hechelte in sein Ohr. Offenbar war er nervös, oder auf Entzug.
„Ich werde jetzt gehen, ich bin müde“, sagte Samuel und machte einen energischen Schritt nach vorn. Damit hatte der Betrunkene offenbar nicht gerechnet, zunächst verwirrt ließ er Samuel los. Doch nach einigen Sekunden stürzte er mit einem „Ich hab dich gewarnt Mann“ nach vorn und rammte Samuel sein rostiges Messer in die Seite. Fassungslos starrte Samuel auf das Messer, das aus seinem Körper ragte. Der Penner wollte das Messer hinaus ziehen um erneut zuzustoßen, aber Samuel war schneller und packte ihn am Handgelenk, nachdem er die Klinge aus ihm gezogen hatte. Er drehte sich zu dem Angreifer um, ließ seine Hand los und packte ihn am Kragen. Rot unterlaufene Augen blickten ihn fassungslos an. Der Kerl roch nicht nur unangenehm, er sah auch ziemlich ungepflegt aus. Sein Gesicht war unrasiert und schmutzig, seine Kleidung löcherig. Nach einigen Sekunden der Stille raunte er“ Lass mich los du Arschloch“, und wand sich um freizukommen. Samuel hatte vergessen, dass der Mann noch immer das Messer in seinen Händen hielt. Jetzt stieß er zu, immer wieder. In seine Brust, seinen Bauch. Samuel stöhnte, dann stieß er den Typen mit aller Kraft von sich. Dieser taumelte einige Meter rückwärts und prallte dann an eine wand hinter ihm, wo er benommen auf seinen Hintern sackte. Samuel schaute entgeistert an sich hinunter. Dann schaute er hinüber zu dem Angreifer der gerade wieder zur Besinnung kam und ging langsam auf ihn zu.
„Ich habe dich doch lediglich gebeten, meinen Mantel nicht zu verschmutzen, und jetzt schau ihn dir an, er ist voller Löcher. Was zum Teufel hast du daran nicht kapiert? Weißt du wie lange ich dafür arbeiten musste?“, fragte er den Penner ruhig und blieb vor ihm stehen.
Dieser hob den Kopf und blickte ihn entsetzt an. Samuel lachte. „Was ist, wo ist deine große Klappe jetzt? Hat deine Mutter dir nicht beigebracht, dass es unhöflich ist eine Frage nicht zu beantworten?“. Er beugte sich zu dem Mann herunter und grinste ihm ins Gesicht. Dieser starrte angstvoll auf seine langen, spitzten Eckzähne. Als Samuel ihn erneut am Kragen packte und auf die Beine stellte winselte dieser laut auf.
„Bitte, beiß mich nicht Mann, ich bin nur ein armer Hund“, flehte er Samuel an.
Samuel verzog angewidert das Gesicht. „Bevor ich dein Blut trinke, sauge ich lieber die nächsten zehn Jahre Mücken aus. Schau dich an, jetzt hast du dir auch noch in die Hose gepinkelt. Widerlich“. Eine Funke Hoffnung flammte in den Augen des Penners auf.
„Danke Mann, das ist echt nett von dir, ich wird auch bestimmt keinem erzählen das du, na ja du weißt schon.“. Er versuchte sich aus dem Griff von Samuel zu lösen, aber dieser packte noch fester zu. „Moment mal. Du vergisst da eine Kleinigkeit“, sagte er und deutete auf seinen Mantel. „Der ist hinüber. Ruiniert. Und hast du vergessen, dass du mich umbringen wolltest? Nun ja, eigentlich bin ich ja nicht nachtragend, aber diesen Mantel habe ich echt gemocht und hart erarbeitet. Und dann kommt so ein Typ wie du…Ach was reg ich mich auf.“ Sagte er und noch bevor der zitternde Besoffene etwas erwidern konnte packte Samuel mit der freien Hand seinen Kopf und drehte ihn bis ein lautes Knacken zu hören war.
Der Mann sackte tot zu Boden. Samuel wischte sich angeekelt die Hände an seinem geliebten, zerstörten Mantel ab und zog ihn dann aus. Er warf ihm dem Toten hin und sagte „Hier, wisch dir damit den Arsch ab, jetzt hast du dich auch noch zugeschissen“. Dann drehte er sich um und ging seinen Weg nach Hause. Morgen Nacht musste er wieder arbeiten. Um sich einen neuen Mantel zu kaufen. Er sog die kühle Luft in seine Lungen und sagte leise: „Ruhige Gegend hier.“