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FFF FrisurenFernFlat

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25.01.2008
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FFF FrisurenFernFlat

Neulich machte mir meine Friseurin („die Chefin“) ein seltsames Angebot.
Erst fragte sie mich, ob ich nach dem Aufstehen mit meiner Frisur zufrieden sei. Worauf ich („Naja“) stotterte und ihren Augen auswich. Frisur wollte mein Haar erst noch werden. Nach dem Aufstehen flog es eher wirr herum.
Dann nämlich, fuhr sie fort, hätte sie da was für mich. Das biete sie nur ihren Stammkunden an. Kostet auch ein bisschen was, aber der Erfolg sei phänomenal. FFF heiße das Wunderteil.

„FFF?“, buchstabierte ich. „Was bedeutet FFF?“
„FFF bedeutet, dass Sie sich nie wieder über ihre Frisur am Morgen ärgern, dass Sie immer aussehen, als sei ihr Haar gerade von mir gelegt worden und dass Ihnen jeder Style gelingt, egal wie...“, sie suchte nach Worten:
„….dämlich und ungeschickt ich mich anstelle“, vollendete ich den Satz.
Sie lächelte nachsichtig: „Ich weiß, dass Sie als Französischlehrerin mit Worten geschickter sind als mit den Händen. Man ist nun mal nicht überall gleich begabt.“
Da hatte die Frau auch wieder recht.
„Und“, wollte ich wissen, „wofür steht die Abkürzung?“
„Nun, also FFF ist die Abkürzung für FrisurenFernFlat.“
„Was soll das denn sein?“
„Das habe ich ihnen doch gerade erklärt.“
„Ach so, ja. Und wie funktioniert eine Frisurenfernflat?“
„Das ist ein Geschäftsgeheimnis. Das kann ich ihnen leider nicht verraten.“
Ich versprach, mir ihren Vorschlag durch den Kopf gehen zu lassen.

In der folgenden Zeit achtete ich auf die Frisuren der Frauen aus meiner Umgebung. Frau F. sah wirklich immer bezaubernd aus. Tatsächlich schien die eine Gruppe von Frauen immer direkt vom Friseur zu kommen, die andere hingegen zu kämpfen, um ordentlich auszusehen. Ich gehörte in die zweite Gruppe.
So eine Frisurenfernflat war da sicher praktisch? Zeitsparend, vor allem, aber auch ein seelischer Halt. Vielleicht hatten sogar all diese Pikobellobienchen eine Flat. Ich traute mich nicht Frau F. zu fragen. Das häßliche Entlein („Frau R. hat als Französischlehrerin reichlich ungepflegte Fingernägel“) traut sich nicht den Schwan zu fragen, wie er es schafft, so gut auszusehen. („Das ist mir in die Wiege gelegt.“)

Die Friseurin hat ihr Geschäft in meiner Straße, schräg gegenüber. Wenn ich von der Straßenbahnhaltestelle nach Hause laufe, komme ich an ihrem Geschäft vorbei. Ich schaute immer durch die Schaufenster, um etwas zu erhaschen, dass mir enträtselt, wie diese FFF funktioniert und ob es FFF wirklich gibt. Aber ich kam dem Geheimnis nicht auf die Spur bis zu jenem Tag.

Zwei Beobachtungen machte ich, eine auf dem Weg hin zur Arbeit und eine auf dem Heimweg, nicht ganz zufällig. Ich ging gerade zur Haltestelle, im Kopf schon bei meinem alltäglichen „Bonjour les enfants“, da rollte leise ein Lieferwagen an mir vorbei mit der Aufschrift: Elfenhaar Pracht. Er hielt vor dem Salon und öffnete die Türen hinten. Ich erhaschte von weitem einen Blick ins Innere. An Stangen hingen lange Haarsträhnen, alle blond, unterschiedlich abgestuft, von goldblondem Sonnenlicht bis silberblondem Mondscheinhaar. Es war sicher die Aufschrift des Lieferwagens, die mich zu solchem Vergleich inspirierte. Meine Friseurin eilte heraus(„Guten Morgen Frau R.“) und machte das Hoftor auf, („Herr Pracht, wir laden im Innenhof aus.") damit der Lieferant in den Innenhof fahren konnte. Schnell warf der Lieferant die Türen wieder zu und stieg ein.

Pourquoi? Wozu kauft meine Friseurin Haar ein, fragte ich mich. Vor allem so langes und war das nur ein Gag mit dem Elfenhaar oder sollte es das wirklich Händler geben, die das Haar von Elfen verkaufen?

Auf dem Rückweg von der Arbeit stand das Hoftor immer noch (schon wieder?) offen. Da packte mich die Neugier und ich ging hindurch auf den Innenhof. Er war klein und links und rechts von einer hohen Mauer begrenzt. Im hinteren Hofteil stand ein alter Schuppen mit mehreren Türen. Eine Tür stand offen. Ich hörte leises Geklapper und Geplauder. Geduckt lief ich über den Hof zu der offenen Tür. Vorsichtig schaut ich hinein. Ich war verblüfft. Schaute ich da in eine Perückenwerkstatt?

An den Wänden standen Regale auf denen Frauenköpfe mit Haaren befanden und in der Mitte frisierten („schnippel schnippel“)die Mitarbeiterinnen meiner Friseurin die Haare von solchen Köpfen. Wenn sie mit einem fertig waren, stellten sie ihn zurück und nahmen den nächsten herunter. Das ging recht zügig, wie da die Scheren und die Kämmer klapperten und auch freizügig, denn nebenbei rauchte die eine ohne Rücksicht auf das eventuell empfindliche Material.

„Geile Scheiße diese Haare“, sagte die eine, die gerade einen Pony schnitt.
„Stimmt, mit der Spülung aus der Werbung alleine kriegt man die nie so hin“, antwortete die mit der Zigarette.
„Wie macht das die Chefin, dass die Haare bei den Kundinnen genauso liegen, wie wir sie zurecht machen?“
„Ich glaube, sie ist so was wie 'ne Hexe, geht mit Weihwasser durch den Raum, spricht Beschwörungen und nennt Namen und so.“
„Du warst schon mal dabei?“
„Klar“, gab die mit der Zigarett im Mund großspurig an. Hab sie mal beobachtet nachdem ich den Salon noch gefegt habe und den Müll rausbrachte.“

Leider konnte ich nicht weiter lauschen. Ich hörte wie aus dem Salon jemand rief und die, die gerade noch den Ponny schnitt, die Schere fallen ließ und loseilte („Wenn die Chefin ruft...“). Ich flitzte zurück durch das Tor auf die Straße und ging mit Herzklopfen nach Hause.

Ich schlief unruhig. Und? Dann? Dann kam das große Ereignis, das mich endgültig davon abhielt, auch mir eine Frisurenfernflat zu leisten. Ich wachte auf vom Geheul der Feuerwehrsirene. Ich ging zum Fenster. Drei rote Wagen bogen in unsere Straße ein. Sie hielten vor dem Salon und rannten mit ihren Schläuchen in den Innenhof. Da sah ich im Schein der Lampe Rauch aus der Toreinfahrt quellen. Die Scheune mit den Frisurenköpfen brannte!
Das Feuer griff nicht weiter um sich und am nächsten Morgen war von dem nächtlichen Einsatz nichts mehr zu sehen.
Doch als ich zur Arbeit kam und zahlreiche Frauen und Mädchen mit Tüchern und Turban auf dem Kopf sah, wurde mir das katastrophale Ausmaß dieses Feuers klar. Alle Frauen mit einer FFF hatten über Nacht ihre Haarpracht verloren.

 

Hallo Claudio Naso,

alles in allem hat mir die Geschichte gefallen. Ich wusste bis zum Schluss nicht, wie die Protagonistin, was es mit der "FrisurenFernFlat" auf sich hatte. Insofern kam das Ende für mich überraschend.

Was mir nicht so gefallen hat:

  • das etwas häufig benutzte "ich". Mehr Varianz würde den Sätzen gut tun.
  • die Klammerbemerkungen. Manche kannst du verlustlos streichen, manche ganz normal in den Text integrieren.

Im Detail:

Neulich machte mir meine Friseurin („die Chefin“) ein seltsames Angebot.
  • Warum nicht Cheffriseuse, Friseurchefin oder notfalls die Chefin des Friseursalons?
  • Statt "Angebot machen" vielleicht auch >> Neulich unterbreitete mir ...

„Das ist ein Geschäftsgeheimnis. Das kann ich ihnen leider nicht verraten.“
  • Groß schreiben >> Das kann ich Ihnen

Frau F. sah wirklich immer bezaubernd aus.
  • Verstehe durchaus den Reiz von abgekürzten Namen, es spricht aber nichts dagegen, sie auszuschreiben: Fischer, Fabian, Fiemer ... natürlich nur Namen, die man nicht schon im Bekanntenkreis vorfindet.

So eine Frisurenfernflat war da sicher praktisch?
  • Warum setzt du hier ein Fragezeichen? Hier kann einfach ein Punkt hin.

Ich hörte leises Geklapper und Geplauder. Geduckt lief ich über den Hof zu der offenen Tür. Vorsichtig schaut ich hinein. Ich war verblüfft. Schaute ich da in eine Perückenwerkstatt?
  • Zu viele mal "ich" und andere Wiederholungen, zu wenig Variationen des Ausdrucks. Vorschlag >> Leises Geklapper und Geplauder war zu hören. Ich tappte geduckt über den Hof und lugte vorsichtig durch die offene Tür. War das eine Perückenwerkstatt?!

„Geile Scheiße diese Haare“, sagte die eine, die gerade einen Pony schnitt.
  • Zu vulgär, ein grober Stilbruch finde ich.

„Klar“, gab die mit der Zigarett im Mund großspurig an. Hab sie mal beobachtet nachdem ich den Salon noch gefegt habe und den Müll rausbrachte.“
  • Zigarette, neues Anführungszeichen bei 'Hab' und Komma vor 'nachdem'. Nicht die einzigen Patzer in diesem Text. Bitte lies ihn noch mal auf Distanz, um sie alle auszumerzen

Ich schlief unruhig. Und? Dann? Dann kam das große Ereignis, das mich endgültig davon abhielt, auch mir eine Frisurenfernflat zu leisten. Ich wachte auf vom Geheul der Feuerwehrsirene. Ich ging zum Fenster. Drei rote Wagen bogen in unsere Straße ein. Sie hielten vor dem Salon und rannten mit ihren Schläuchen in den Innenhof.
  • "Und? Dann?" - was soll das, ist doch überflüssige Ornamentik
  • Wieder "Ich... Ich... Ich"; Idee >> Das Geheul der Feuerwehrsirene begrub jegliche Hoffnung auf Schlaf. Ans Fenster geschlurft, sah ich drei rote Wagen in unsere Straße einbiegen. Sie hielten vor dem Salon und die Männer [nicht die Wagen] rannten mit ihren Schläuchen in den Innenhof.

Als Ende genügt durchaus sowas wie >> Auf meinem Weg zur Schule trugen zahlreiche Frauen und Mädchen Tücher um den Kopf. [Ende]
Der Leser (ich) kann sich selbst einen Reim auf das ganze bilden ;).


-- floritiv.

 

Hallo floritiv,

vielen Dank für das gründliche Lesen und den Hinweis zu den vielen Ichs. Ist mir jetzt auch aufgefallen. Das kommt heraus bei dem Wunsch, die Sätze möglichst einfach und klar zu halten.
Ich werde mich erstmal an die sehr hilfreichen Hinweise machen.

Viele Grüße
Claudio Naso

 

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