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Fische fangen

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18.09.2005
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Fische fangen

Zwei Elemente schienen sich zärtlich zu berühren. Der laue Sommerwind strich sachte über den kleinen Teich und die Abendsonne ließ die Wasseroberfläche glitzern und funkeln. Rote Lilien säumten das Ufer und verströmten einen köstlich süßen Duft.

Da fiel wie aus dem Nichts ein kaum merklicher Schatten auf das satte, dunkle Moos am Teichesrand, welches sich über grauen Stein ergoss. Zwei nackte Füße schmeckten so gleich den Untergrund und ließen ihre honiggelben Beine auf dem warmen Fels niederknien. Als schließlich auch die Hände ihren Halt gefunden hatten, offenbarte das Wasser das Spiegelbild eines Mädchens, so fanden die einen. Die anderen sahen eine junge Frau, und beides war sie wohl. Doch sie erblickte nur die goldenen Fische, die lautlos durch eine andere Welt glitten. Dieses goldene Geschmeide glänzte in ihren tiefen Augen und steigerte die Faszination des Mädchens bis zum kaum mehr erträglichen Verlangen. Eine Hand tauchte in das kühle Nass, um eines dieser bezaubernden Geschöpfe zu ergreifen. Doch kaum hatten ihre Finger die kalten Schuppen umschlossen, war das Tier auch schon wieder entwischt. Sie versuchte es noch ein zweites und drittes Mal, doch umso fester ihr Griff wurde, umso schneller entwand sich der Fisch aus ihrer Hand. Enttäuschung erfüllte ihr Herz und strömte in dicken Tränen über ihre Wangen.

Wie sie so da saß und um Fassung rang, bemerkte ein Fisch, es war ein besonders schönes Exemplar, die Gestalt am Ufer sitzen und hielt inne. Er betrachtete sie einige Zeit, und weil Luft und Wasser zwei so unterschiedliche Elemente sind, erkannte er nur undeutlich die junge Frau. Trotzdem ließ ihn ihre Erscheinung nicht mehr los, und er wollte mehr von ihr sehen.
So reckte er seinen Kopf aus dem Wasser, und sofort formten sich seine wulztigen Lippen zu einem zart geschwungenen rosa Mund. Ein markantes Kinn stützte diesen, und es bildete sich weiter ein hübsches Gesicht. Dichtes Haar fiel in seine eisblaue Augen, die neugierig und unablässig die junge Frau betrachteten. Auch die seidenen Flossen waren nun kräftige Hände, die, an dem grauen Fels sich festhaltend, einen sehr wohlgeratenen Jüngling aus dem Teich zogen.
Das Mädchen hatte unterdessen diese seltsame Verwandlung mit großem Erstaunen verfolgt und darüber ihre anderen Sorgen vergessen. Doch schnell erinnerte sie sich mit Beschämung an ihre Tränen und so überlegte sie hastig, was sie nun machen sollte. Wenn sie ihm näher trat, würde er nicht wieder sofort entgleiten? - Denn er war ja ein Fisch, das hatte sie gesehen!

Da geschah plötzlich das Unausweichliche. Ein Gedanke der jungen Frau reihte sich an den anderen, und schon bald bestand sie fast nur noch aus diesen. Wie man weiß, sind Gedanken gewöhnlich unsichtbar, und so begann ihre Erscheinung ganz langsam zu verblassen. Ihre honiggelbe Haut verlor ihre Farbe, ihr weiches Haar war kaum mehr zu erkennen, und letztlich blieben nur noch Konturen zurück.
Der schöne Jüngling verstand nicht, was vor sich ging, und als er die junge Frau aus den Augen verloren hatte, beschloss er, in seinen Tümpel zurückzukehren, um wieder ein Fisch zu werden.

Auf dem Wasser war das Funkeln und Glitzern der Abendsonne derweilen verloschen, und sie malte nur noch ein tiefes Rosa und Gelb an den Horizont. Der süße Duft der bunten Blumen legte sich schwer über die Welt, und von dem Mädchen war nichts mehr zu sehen.

 

Hallo und herzlich willkommen auf kg.de, MafiaLilly.
Soll ich dir mal was sagen? Ich bin aus der Geschichte nicht schlau geworden :D Es kommt zwar ein Fantasy-Element darin vor, aber ich bin mir unschlüssig, ob der Text jetzt eine tiefere Botschaft transportiert und wenn ja welche. Ich verstehe die Geschichte nicht, und ich frage mich, woran das liegen mag.
Den Anfang solltest du noch mal überarbeiten. Da hängt jede zweite Metapher schief. Generell wirkte die Sprache am Anfang auf mich wie gewollt und nicht gekonnt, aber je weiter die Geschichte voranschritt, desto besser wurde es. :)
Tut mir Leid, dass ich dich hier mit so einem Verriss Willkommen heißen muss, aber vielleicht hast du dir für deinen Einstand die falsche Rubrik ausgesucht. Ich als Leserin und Liebhaberin klassischer Fantasy kann mit deinem Text nicht viel anfangen. Was hältst du davon, wenn wir ihn nach Seltsam verschieben?

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo auch von mir, Frau Lilly,

ich fand Deine Geschichte sehr schön. Die Frau wünscht sich einen Fisch und ihr zuliebe kommt der Fisch an Land. Doch wo sie ihn zum Greifen nahe hat, wird sie von ihren Minderwertigkeitskomplexen überwältigt und entzieht sich ihm. Das ist eine anrührende Parabel über das Wesen der Liebe, besonders bei jungen Leuten (ja, ich bin aaalt ;) ).

Deine Sprache gefällt mir sehr gut, besonders der Anfang fängt ein schönes Bild. Allerdings trägst Du manchmal noch ein bisschen dick auf, nimm hier und da ein wenig zurück, dann ist es perfekt.
Das Bild eines honiggelben Mädchens erschloss sich mir nicht, die Mädchen die ich kenne sind alles zwischen milchweiß über rosa und oliv bis holzbraun. Gelbe sah ich noch nicht, da denke ich eher an Blumenelfen.

Hier noch eine Kleinigkeit:

Dichtes Haar fiel in dessen[besser: seine] eisblaue Augen

Insgesamt ein sehr schönes Märchen (nicht Fantasy) über die Liebe.

Grüße,
Naut

 

Hallo Vita,

danke für deine Kritik. Ich hatte mich eigentlich für dir Rubrik Märchen entschieden und nicht für die Rubrik Fantasy. Eigentlich gehörte die Geschichte unter die Rubrik Parabeln, da sie symbolisch eine Botschaft vermitteln soll. Es geht darum, dass wenn man etwas zu sehr möchte und es zu sehr festhält, man es deshalb schnell wieder verliert (zumindest, wenn es um Menschen (und um Katzen ;) ) und im anderen Sinne um Fische geht). Doch manchmal kommt es von selbst zu einem, und dann können Selbstzweifel das wahre Ich verklären und man ist dann so wie man ist für den anderen nicht mehr sichtbar. Ich weiß nicht, ob "Seltsam" die richtige Rubrik wäre. Vielleicht "Sonstige"?
Und ja, der Text gehört noch einmal überarbeitet. Aber frühsestens nach meinem ersten Kaffee.

 

Hallo Naut,

ich freue mich, dass du die Botschaft erkannt hast. Ich war mir nicht sicher, ob meine Gehirngespinnste nicht doch zu undurchsichtig für andere sind. Du hast vollkommen Recht, die Geschichte ist zu überladen und daran arbeite ich noch - was die Geschichte anbetrifft und auch meinen Stil im Allgemeinen.
Die Beschreibung der Haut als honiggelb entstand aus einer Beobachtung heraus: und zwar wenn kanadische Augustsonne gegen 17.00 Uhr im Staat Ontario in Wassernähe auf gebräune Haut trifft. (Vielleicht nur unter diesen Umständen sichtbar ;) ?) Mir erschien die Beschreibung in diesem Moment als passend. Vielleicht wäre honigfarben oder eine allgemein gebräuchlichere Beschreibung besser. Ich schaue mal, was ich in meinem Kopf noch finde.
Die Geschichte hat übrigens inzwischen auch schon einige Jahre auf dem Buckel. Schönen Tag noch. :)

 

Aha! Wenn ich das nächste Mal im August in Kanada bin, werde ich mich um 17.00 Uhr bei Ontario an einen See begeben und dort versuchen, Deine Beobachtung zu überprüfen. Möglicherweise reicht es auch, eine andere Honigsorte zu kaufen :D

Das Problem, dass niemand deine Texte versteht kennt wohl jeder Autor. Meiner Erfahrung nach ist aber hier unter den 6000 Lesern mit ihren ca. 200 Aktiven immer zumindest einer, der es durchschaut. Daher ist es so schön hier.

Viel Spaß noch,
Naut

 

Hallo Mafia Lilly!

Beim ersten Lesen wirkt deine Geschichte idyllisch: "Lauer Sommerwind strich sachte" über den Teich und Blumen duften. Aber bei genauerem Hinsehen bemerkt man in dieser Idylle, die einen Fisch verführen könnte, sein Element zu verlassen, etwas Gieriges, Brutales, Gefährliches:

Dieses goldene Geschmeide glänzte in ihren tiefen Augen und steigerte die Faszination des Mädchens bis zum kaum mehr erträglichen Verlangen.
Dieser Satz ist nicht mehr idyllisch - in ihm herrscht unromantische triebhafte Gier. Und die Fische werden zum Geschmeide, also zu etwas, das man sich kaufen kann, um es dann zu besitzen: Geschöpfe als Ding, als Besitz - da kommt Unfreiheit ins Spiel, wozu auch gut der Titel passt: "Fische fangen". Das erinnert mich an ein Gedicht von Christian Friedrich Daniel Schubart: "Die Forelle", das bekannt geworden ist, weil Franz Schubert es vertont hat:

In einem Bächlein helle
Da schoß in froher Eil
Die launische Forelle
Vorüber wie ein Pfeil.
Ich stand an dem Gestade
Und sah in süßer Ruh
Des muntern Fisches Bade
Im klaren Bächlein zu.

Ein Fischer mit der Rute
Wohl an dem Ufer stand
Und sah´s mit kaltem Blute,
Wie sich das Fischlein wand.
So lang dem Wasser Helle,
So dacht ich, nicht gebricht,
So fängt er die Forelle
Mit seiner Angel nicht.

Doch plötzlich ward dem Diebe
Die Zeit zu lang. Er macht
Das Bächlein tückisch trübe,
Und eh ich es gedacht,
So zuckte seine Rute,
Das Fischlein zappelt dran,
Und ich mit regem Blute
Sah die Betrogne an.

Das ihr am goldnen Quelle
Der sichern Jugend weilt,
Denkt doch an die Forelle;
Seht ihr Gefahr, so eilt!
Meist fehlt ihr nur aus Mangel
Der Klugheit. Mädchen, seht
Verführer mit der Angel!
Sonst blutet ihr zu spät.


Die Forellen, die davor gewarnt werden, sich fangen zu lasen, stehen für Mädchen, die sich davor hüten sollen, einem Verführer auf den Leim zu gehen. Dann werden sie nämlich unfrei, müssen heiraten, wenn sie entjungfert sind, und ihre Kindheit ist vorbei. Das Wasser steht nämlich symbolisch für das Kindheitsparadies, das die Forellen-Mädchen nicht verlassen wollen. Und ähnlich ist auch die Symbolik in deiner Geschichte. Ein Geschöpf des Wassers soll herausgelockt werden - doch Unsicherheit der Verführerin vereitelt es im letzten Moment.

Grüße gerthans

 

Hallo Gerthans,

es stimmt, einige Parallelen sind durchaus zu erkennen, wobei das meiner Meinung nach nur die Verwendung von Fisch und Wasser als symbolische Elemente betrifft. Das Wasser soll hier lediglich eine andere Welt darstellen, in dem es durchaus Leben gibt, das das Mädchen bisher noch nicht kennengelernt hat. Die Fische als "Geschmeide" zu bezeichnen, bedeutet einfach nur, dass diese Tiere für das Mädchen so fremd und unnahbar sind, dass sie für einen Moment als Sache betrachtet werden, einfach, weil sie noch keinen persönlichen Bezug zu diesen Lebewesen hat und lediglich ihre äußere Schönheit erkennt und nicht ihr inneres Wesen (das jedoch erahnt). Und Sinnn und Zweck der Geschichte ist ja zu vermitteln, dass man Lebewesen nicht besitzen kann, sondern dass sie freiwillig zu einem kommen und bleiben müssen. Das ist der wesentliche Unterschied zwischen der Forelle und meiner Geschichte. Eine Verblendung und ein Zwang führen eben nicht zu dem, was sich das Mädchen eigentlich wünscht. Deshalb ist hier auch nichts Gefährliches. Der junge Mann konnte sich entscheiden, ob er in seiner Welt bleibt oder sich in die Welt des Mädchens begibt. Und schließlich ist er ja auch wieder in seinem Tümpel verschwunden. Aber ein sehr interessanter Interpretationsansatz von dir!

 

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