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Flirt in der Kneipe

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22.03.2005
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Flirt in der Kneipe

„Hey, Süße, na, wie wär’s mit uns beiden, eh?“ Sein fauliger Atem lässt mich meinen sofort anhalten. Was bildet sich dieser schmierige …?
„Wirklich, Baby. Ich würde dich auf Händen über die Schwelle tragen.“
„Ach ja? Und warum sollte ich mich von einem wie dir tragen lassen?“
„Weil ich die Sensibilität in Person bin, geschnallt? Mit mir kannst du träumend zu den Sternen aufschauen und die Romantik genießen. Ehrlich. Für dich, Baby, würde ich den Mond vom Himmel holen.“
Sein Kaugummi wandert im Mund hin und her. Alle Blicke sind auf uns gerichtet.
„Verpiss dich.“
„Whouhuuu, sie hat ‚Verpiss dich’ gesagt. Hey, Jungs, is’ das ’ne Frau oder was?“
Zustimmendes Gegröle erfüllt das Lokal.
„Nee, ehrlich. Das verdien’ ich nicht. Ich bin wirklich der sensibelste Mann, den du dir vorstellen kannst. Ich hab keine Angst, Gefühle zu zeigen, weißt du. Mit mir kannste über alles reden, und ich werde immer auf dich eingehen.“ Johlender Beifall vom Tisch neben der Bar.
„Ist ja ganz was Neues.“
„Ey, Süße, glaubste mir etwa nich’? Ich kann echt Gefühle zeigen. Du musst nur mal sehen, wie ich flenne, wenn wir uns Liebesfilme ansehen. In meinen Tränen kannste ’ne Katze ersäufen.“
„Ich mag Katzen.“
„Ist doch nur so ’ne Redensart, Baby. Ich weiß halt, worauf’s ankommt für einen Kerl.“
„Würdest alles tun, um ’ne Schnitte ins Bett zu kriegen, häh?“
Er versuchte, ehrlich verletzt zu wirken. „Ey, komm, das ist unfair. Ich weiß, was du von deinem Stecher erwartest. Ich werd’ dir morgens das Frühstück ans Bett bringen, immer Rosen schenken, dir jeden Wunsch von den Augen ablesen. Ich spiel dir sogar auf meiner Gitarre vor, wenn du willst.“
„Welchen Teil von ‚Verpiss dich’ hast du jetzt nicht verstanden?“
Er sprang auf den nächstgelegenen Tisch. „Hey Jungs! Wer ist der Sensibelste?“
„Nor-bert! Nor-bert!“, skandierten die Gäste.
„Wer redet über seine Probleme?“
„Nor-bert! Nor-bert!“
„Wer heult, wenn er ‚Casablanca’ sieht?“
„Nor-bert!“
„Wer kriegt von Opern Gänsehaut?“
„Norbeeert!“
„Na siehste. Also Süße, wie wär’s? Ey, und denk nicht, das wären meine einzigen Vorzüge. Ich hab’ außerdem einen unheimlich dicken …“
„Machste auch den Abwasch?“
„Häh?!“
„Ob du auch den Abwasch machst. Und überhaupt, Küche, Haushalt, Putzen und so.“
„Joh, also …“
„Ja?“
„Ja, klar, also ich bin ja … also der richtig moderne Typ, da mach ich alles mit, logisch.“ Seine Stimme wird immer leiser.
„Dann biste ’n jämmerliches Weichei. Geh mir aus den Augen!“
Der Typ schleicht sich wie ein geprügelter Hund davon, begleitet von Johlen und Pfiffen.
„Entschuldigen Sie.“ Eine Brillenschlange mit einem Gesicht wie eingeschlafene Arschbacken macht sich neben mir breit und fängt an, nervös auf der Theke und seinen Knien rumzunesteln.
„Darf ich Ihnen einen Cocktail spendieren? Ich … ähm … ich meine, willste ein Bier?“
Eisiges Schweigen. Das wirkt immer. Er räuspert sich.
„Gestatten Sie, dass ich mich vorst … will sagen, Baby, ich bin, also, ich bin einer von den ganz Harten. Wollen wir eine Nummer schieben?“
Meine Faust ist diesmal schneller als meine guten Manieren. Plötzlich fliegt der Spacken rücklings vom Hocker. Wird wohl Zeit, dass ich mich verziehe.
Dass Männer es heutzutage auch immer so nervig kompliziert machen müssen. Als ich noch einer war, da wussten wir noch, was wir wollten.

 

Oh, stimmt. Und dabei ist mir die Pointe erst ganz am Schluss eingefallen, gar nicht im ursprünglichen Sinne der Geschichte. Gut, dass ich mich doch dazu entschied ... :D

Danke für das Lob. :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Megabjörnie!

Aller Blicke sind auf uns gerichtet.
Aller?

will sagen, Baby, ich bin , also
Das dritte Komma steht so ganz alleine...

Jo, der Schlusssatz ist top. Auch mir hat die Norbert-Szene gefallen. Ansonsten: länger hätt's nicht sein dürfen.
Mehr hab ich nicht.


LG
flash

 

Aller Blicke sind auf uns gerichtet.

Aller?


Doch, aller. Das habe ich in etwas älteren Texten, glaube ich, schon mal gelesen. Das heißt nämlich Die Blicke von allen. :klug:

Ansonsten: länger hätt's nicht sein dürfen
.

Hm, das Gefühl hatte ich auch. Nur bringt es mich immer ins Grübeln, wenn ich so etwas aus Kritikermund, äh, -PC hö... will sagen, lese. :(

 

Hm, das Gefühl hatte ich auch. Nur bringt es mich immer ins Grübeln, wenn ich so etwas aus Kritikermund, äh, -PC hö... will sagen, lese.
Aber nicht doch. Die KG läuft auf den Gag am Schluss hinaus, ist also eine eindeutige Pointengeschichte. Wäre der Plot noch länger, könnte der Leser unter Umständen den Faden zum Anfang, Mittelteil der Geschichte verlieren.

Um nen alten aber passenden Spruch zu bemühen: In der Kürze liegt die Würze. Jedenfalls hierbei.

 

Wie wirkt denn die "Männer, die versuchen, sich zu verstellen"-Thematik auf euch? Das war nämlich die ursprüngliche Absicht der Geschichte. ;)

 

Wie wirkt denn die "Männer, die versuchen, sich zu verstellen"-Thematik auf euch?
Dies fällt ja lediglich beim letzten "Anmacher" auf, der sich gegen sein eigentliches Wesen verstellt.
Dass du damit eine Absicht verfolgtest, gruselt mich ein wenig. :D
Passt schon.

 

Hallo Megabjörnie,

ich muss vorweg sagen, dass ich normalerweise keine dialoglastigen Geschichten mag. Es gibt Ausnahmen. Dieses Geschichte gehört zu den Ausnahmen, weil sie natürlich ihren Anlauf zu der gelungenen Pointe nur auf diese Weise optimal starten kann. Die Dialoge sind gut und besonders natürlich die Norbert-Szene schön überspitzt dargestellt.

Da man aus den anderen Kritiken bereits weiß, dass es eine Pointe geben wird, konnte ich schon erahnen, worauf es hinaus läuft. Wäre ich aber ohne dieses Wissen in die Geschichte gegangen - ganz ehrlich: Ich wäre überrascht worden.

Auch die Länge ist optimal.

Grüße von Rick

 

Danke, Rick und Jynx, für euren seelenbalsamartigen Lobgesang. Das habe ich gar nicht erwartet. Sollte ich in den letzten Monaten wirklich etwas gelernt haben? :shy:

Ich hatte schon die Befürchtung, dass die Szene mit "Wer ist der Sensibelste?" zu albern geraten sein könnte. :D

@flashbak:

Dass du damit eine Absicht verfolgtest, gruselt mich ein wenig.

Hehe. Weiß zwar nicht warum, aber es ist schön, dass ich dich zum Gruseln gebracht habe. Gelingt einem ja nicht oft bei 'ner Humorgeschichte. :D

@Rick:

Da man aus den anderen Kritiken bereits weiß, dass es eine Pointe geben wird, konnte ich schon erahnen, worauf es hinaus läuft.

Ha! Siehste, ick sach ja immer, erst die Jeschichte und dann die Kritik reinziehen. :teach:
Aber schön, dass ich deinen Geschmack treffen konnte, und das, obwohl die Geschichte für dich ein "Formhandicap" hatte. ;)

@Jynx:

Tja, eigentlich sollte das so ein Spacken werden, der glaubt, es reicht, sich ein paar "moderne" Anmachsprüche anzueignen, um sich zu verstellen, und das schön überspitzt. :D Aber so ist er auch okay.

Da bin ich auch drüber gestolpert. Müsste es dann nicht heißen, Die Blicke aller sind auf uns gerichtet. Weil so bezieht es sich doch auf die Blicke, oder?

Deine Variante klingt ein bisschen holprig. Irgendwie. Na ja, mal sehen, was sich machen lässt.

Ach so: Wie schön, dass endlich mal jemand diesen ausdrucksstarken und sehr treffenden Begriff "Spacken" kennt! Ist einfach noch die beste Bezeichnung für diesen Typus Mann.

Äh, dir ist aber aufgefallen, dass sich das auf den zweiten Mann bezieht, oder? :D

Ciao, Megabjörnie

 

Hallo Megabjörnie

Wurde ja Zeit, dass ich mal was von dir lese. Hab es nicht bereut. Hat mich sehr gut unterhalten deine Geschichte und lachen musste ich auch mehrmals ganz laut. Das hier ist der Beweis, dass man nicht viel braucht, um Charaktere treffend darzustellen. Bei dir müssen sie nur den Mund aufmachen und man hat sofort ein Bild vor Augen. Liest sich flüssig, ohne zu holpern und mit der Pointe am Ende hatte ich auch nicht gerechnet.

:thumbsup: gern gelesen

Lieben Gruß, Ph:)enix

 

Hallo Megabjörnie,

dies war nicht nur die erste Geschichte, die ich von dir gelesen habe, sondern zugleich auch noch die erste in Humor, die mich wirklich richtig amüsiert hat.
Sehr geniale Norbert-Szene. Und dann auch noch einen draufgesetzt mit dem Schlusssatz.
Wobei ...

Als ich noch einer war, da wussten wir noch, was wir wollten.
... vielleicht nicht ganz korrekt ist, da dein Prot. ja nun kein Mann mehr ist und sich eigentlich nicht mehr zu dieser "Gruppe" zählt. Aber das ist vielleicht ein wenig pingelig.

Also, gerne gelesen. :thumbsup:

Nina

 

Irgendwann musste sich ja einer über diese Stelle aufregen. :D

Wobei mich eher die Wortwiederholung stören würde. Aber wie ich das ersetzen sollte, da fehlte mir die Idee.
Er, äh, sie zählt sich übrigens zwar nicht mehr zu den Männern, aber sie denkt nostalgisch an eine vergangene Episode ihres Lebens zurück, wo noch "ganz andere Sitten" herrschten.
Na ja, ganz Unrecht hast du nicht. Aber wie ließe sich das sonst griffig formulieren? ;)

Aber danke für das Lob. Das erste Mal, dass ich so ungeteilt positives Feedback bekomme. Da werde ich schon fast wieder misstrauisch. Liege ich vielleicht in Wahrheit in einem Tank mit einer Nährlösung, angeschlossen an einen Rechner, der mir alle meine Träume erfüllt? *Fürcht*
Kann mich bitte einer verreißen? :D

 
Zuletzt bearbeitet:

Kann mich bitte einer verreißen? :D
Naja, wenn ich ein bisschen kleinlich bin finde ich sicher was. Ansonsten könnte ich dir ja mal groper oder dion oder lukas vorbeischicken, die finden bestimmt was. :lol: ;)

Edit: oder den lieben Naut, der wird dir deinen Wunsch auch gern erfüllen. :D

 

Megabjörnie schrieb:
Kann mich bitte einer verreißen? :D
Bitte, gern doch. :D

Also, mir hat's nur so mittel gefallen. Der erste Teil ist richtig gruselig, bis dahin hätte es auch eine Alltags- oder Horrorgeschichte sein können: Eine Frau sitzt in einer Bar und wird von diesem monströsen Ding angebaggert. Der Stoff aus dem Alpträume sind, zumal er ja noch seine Hooligans dabei hat.
Das er dann richtig Luft verliert, fand ich ganz lustig. Das entspannt den Text.
Letztlich bekommt es dann der Buchhalter ab, was irgendwie bedauerlich ist, weil er ja sowieso schon eine laufende Witzfigur ist.
Die Pointe war überflüssig und dient eigentlich nur zur Pseudorechtfertigung des Gewaltausbruchs.

Na ja, aber insgesamt ein typischer MB-Text ( ;) du wolltest ja wissen, was für Dich typisch ist): Locker geschrieben mit einem gewissen Unterhaltungswert, wenn auch ein ungutes Gefühl der Überkonstruktion bei mir zurückbleibt.

:) Naut

 

"Würdest alles tun, um 'ne Schnitte ins Bett zu kriegen, häh?"

das passt nicht
"Welchen Teil von ‚Verpiss dich' hast du jetzt nicht verstanden?"
1. ist der witz so was von abgedroschen
2. kommt er einige zeilen zu spät, sodass er nun wirklich ganz und gar unlustig ist
Ey, und denk nicht, dass wären meine einzigen Vorzüge.
das
Der Typ schleicht sich wie ein geprügelter Hund davon, begleitet von Johlen und Pfiffen.
wie sicher! dadurch würde er sich aus seinem bisherigen verhaltne nicht abschrecken lassen
Meine Faust ist mal wieder schneller als meine guten Manieren.
ah, mal wieder. SO, wie bei Norbert, alles klar.
Hi Megabjörnie,
da dachte ich mir "ach, les ich mal wieder was von mb, er kümmert sich ja so gut um die Neulinge, da sollte ich wieder was von ihm kommentieren,w as lustiges"
Joa. Also lustig fand ich es zu ... Null Prozent.
Bis auf den Schlusssatz kann ich nicht mal eine Stelle erkennen, die witzig gemeint war.
Den letzten Satz finde ich aber auch nicht lustig, und ich darf mal wieder meine Kritik vom unlustigen Witz ablassen.
Sorry.
Bruder Tserk

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke, zu liebenswürdig. :D
Auch wenn das eigentlich nicht sooo wörtlich gemeint war ...

Aber da die meisten Leser den Text gut finden, so wie er ist, sehe ich die Verrisse mit Gelassenheit. :D

Außer der dass-Stelle natürlich. Wie konnte mir dass nur wieder passieren? :fluch:

@Naut: Wenn ich die Pointe nicht eingefügt hätte, würde das Ende lahm wirken. Von wegen überflüssig. :p

Edit: Ach, übrigens: Hast du auch alle Geschichten von mir gelesen? Ich meine, wegen typisch und so ... :shy:

 

Megabjörnie schrieb:
Edit: Ach, übrigens: Hast du auch alle Geschichten von mir gelesen? Ich meine, wegen typisch und so ... :shy:
Na ja, fast alle, also alle bis auf zwei oder drei. :) Ist ja auch nicht so, dass die Story schlecht ist, nur ist sie auch nicht eine Deiner besten.

 

Hm, also wenn ich um so mehr Lob bekomme, je schlechter die Story ist, dann gibt mir das zu denken. Vielleicht sollte ich mal so ein Viertelstundenlimit setzen für das Schreiben meiner nächsten Geschichten ... :D

 

Moin Björn,

Die Idee hinter der Geschichte (Männer, die wo sich am Verstellen sind) fand ich zu Beginn gut umgesetzt. Ohne den Norbert groß zu beschrieben, hast du alleine durch seine Wortwahl gezeigt, daß das, was er da sagt, eigentlich nur Maske ist. Das hat mir gefallen.
Die hier vielfach gelobte Stelle, wo die Kneipe seinen Namen skandiert, fand ich allerdings ziemlich albern und ab hier lässt der Text auch nach.
"Ich hab nen dicken..." fand ich überflüssig. Du hast bis dahin den Typen ausreichend und treffend als notgeilen Bock beschrieben (gerade weil du es nicht explizit hingeschrieben hast), so daß dieser Satz eher kontraproduktiv ist. Holzhammer.

Den Schlußsatz fand ich ehrlich gesagt schlecht und unpassend. Zieht den ganzen Text, der eigentlich so subtil begonnen hat, meiner Meinung nach ins Lächerliche. So als hättest du kurz vor Schluss gedacht, unbedingt auf Teufel komm raus noch irgendeine Pointe bringen zu müssen, damit der Text beim Leser haften bleibt. Und das hat der Text eigentlich nicht nötig.

 

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