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Florentine und der Künstler

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23.10.2004
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Florentine und der Künstler

Florentine und der Künstler


Seit ihr Bruder vor etwa drei Jahren bei einem Badeunfall beinahe ums Leben gekommen ist, engagiert sich die achtzehnjährige Schülerin Florentine sehr aktiv in der deutschen Lebensrettungsgesellschaft. In solchen Situationen, so sagte sie damals, wolle sie in Zukunft da sein, um zu helfen. Auch wenn sie inzwischen Gefallen an ihrer Rolle als Lebensretterin gefunden hat ,hofft sie natürlich, dass nie wieder ein derartiges Unglück geschieht.
Zusammen mit anderen aus ihrer Helfergruppe ist sie auch heute am Strand von Glücksburg , um bei der jährlich stattfindenden Triathlonveranstaltung in Notsituationen geratene Menschen zu versorgen. Die äußeren Verhältnisse für diese Extremsportart sind an diesem Tag optimal. Das Meer ist relativ ruhig, die Sonne strahlt am Himmel, zu warm ist es aber nicht. Unter den sich bereitmachenden einhundertneunundzwanzig Teilnehmern erkennt Florentine plötzlich einen guten Bekannten. Verwundert blickt sie auf seinen guttrainierten Körper. Niemals hätte sie gedacht, dass Michael, als freischaffender Maler und Bildhauer, Zeit findet, um noch soviel Sport zu treiben.
Zum ersten Mal begegneten sie sich vor zehn Monaten im britischen Museum zu London. Eine Studienfahrt führte Florentine in Englands Hauptstadt, und an jenem Tag sah das Programm ein Besuch des riesigen Ausstellungsgebäudes vor. Da sie seit ihrer Kindheit eine große Leidenschaft für frühe Hochkulturen hegt, galt ihr Interesse vornehmlich dem Ausstellungsraum des alten Ägyptens , in dem auch wirkliche Mumien präsentiert werden. Auch Michael betrachtete gespannt die Exponate. Schon eine lange Zeit hatte er für die ersehnte Reise nach Britannien , die er nutzen wollte, um sich zu neuen Werken inspirieren zu lassen, gespart. Nach einigen Augenblicken, in denen Michael die hübsche junge Frau mehrmals beobachtete , überwand sich der schüchterne Künstler und sprach sie an. Die Tatsache, dass Florentine einen Pullover mit dem Schriftzug „DLRG- Glücksburg“ trug ersparte ihm quälende Bemühungen, sich auf Englisch zu verständigen.
„ Bist du sehr interessiert am alten Ägypten ?“- „Oh, ja , mich fasziniert es einfach, dass die Menschen damals in diesem Gebiet der Erde schon so weit fortgeschritten waren. Und, bist du selbst auch ein Ägyptenfan?“ „So sehr eigentlich nicht . Es ist natürlich spannend zu sehen, welche Dinge zu der damaligen Zeit bereits möglich waren. Ich setze mich aber lieber mit der Gegenwart auseinander und versuche sie für mich zu verarbeiten.“ „Klingt aufregend. Wie machst du das genau ?“
„Ich versuche mich als freiberuflicher Künstler ,als Maler und Bildhauer .“ „Wirklich? Das ist ja spannend. Für die Malerei interessiere ich mich auch sehr.“
Das durchweg positive Bild , welches Michael aus den ersten Worten, die er von Florentine vernahm , von ihr gewonnen hatte , verblasste im Verlauf der Unterhaltung immer mehr. Er erkannte bei ihr zwar ein durchaus reges Interesse an der Kunst , doch basierte dieses fast ausschließlich auf theoretischen , analytischen Aspekten. Sie war jemand , der Kunst nicht produktiv gestaltet , sondern lediglich das Ergebnis, eventuell auch noch den Entstehungsprozess eines Kunstwerkes betrachtet. In Michaels Augen glich sie in gewisser Weise einigen seiner früheren Kunstlehrerinnen , die seine neuen Wege immer strikt abgelehnt hatten. Er behielt trotzdem eine sympathisierende Grundhaltung zu Florentine bei, so dass sie sich für ein Treffen am nächsten Morgen im St. James Park verabredeten. Bis zum Abend dachte der Maler über die Ägyptenfanatikerin nach und entschied sich , ihre Sichtweise der Kunst zu akzeptieren. Er freute sich sehr auf die Zusammenkunft nahe dem Buckingham Palace , wo er schon einige Male saß, um über sich und die Welt nachzudenken. Er hatte das Gefühl , nach langer Suche endlich eine Gleichgesinnte gefunden zu haben und dass die Tage der Einsamkeit ab diesem Zeitpunkt vorbei seien. Da ihre Rückreise nach Deutschland bevorstand hatte Florentine jedoch wenig Zeit. Eine Weile lagen sie auf dem grünen Rasen und schwärmten von der Schönheit der Natur. Michael spürte, dass vielleicht doch eine Künstlerseele in der schönen Frau war. Beim Abschied tauschten sie ihre Adressen und es stellte sich heraus, dass nur einige Kilometer zwischen ihren Wohnorten liegen.
Während die ersten Triathleten das Wasser wieder verlassen, und sich zur Bewältigung der zweiten Disziplin aufs Rad setzen, um Zeit zu sparen ohne die Kleidung gewechselt zu haben, denkt Florentine über die Briefe nach , die ihr Michael nach Beendigung seiner Reise schrieb. In ihnen offenbarte sich sein ganzer Künstlergeist. Sie waren voller Gefühle, wie die Briefe eines Poeten. Er schrieb ihr, wie wundervoll es sei sich ihr mitzuteilen und dass er sich freue über jeden Gedankenaustausch mit seiner Seelenverwandten, so nannte er Florentine. Irgendwann beantwortete Florentine die Briefe nicht mehr. Es wurde für sie immer schwerer, und schließlich sogar unmöglich die Gedanken des Künstlers nachzuvollziehen. Hinzu kam, dass Michael mehr und mehr in einer derart symbolischen Sprache schrieb, so dass Florentine sich eingestehen musste , dass diese Ausdrucksweise zu hoch für sie war. Michael wurde trotz , oder gerade wegen des Ausbleibens von Antworttexten in seinen eigenen Briefen immer aufdringlicher. Schließlich erreichte Florentine ein Schreiben mit einer beigelegten Rose. In diesem gestand ihr der Künstler seine Liebe und schrieb, er wisse, auch sie empfinde dieses Gefühl für ihn . Da dieses allerdings nicht der Fall gewesen ist, war der Moment, um einen letzten Brief an Michael zu schreiben und so die Bekanntschaft vorläufig zu beenden, für Florentine gekommen.

Lieber Michael,

Leider muss ich dich enttäuschen. Zwar warst du mir anfangs sehr sympathisch, ich liebe dich jedoch nicht. Wie du auf diese Idee gekommen bist ist mir nicht klar, etwas derartiges habe ich doch nie angedeutet.
Ich muss außerdem zugeben, nicht so viel von Kunst zu verstehen, wie ich vorgebe. Natürlich mag ich schöne Bilder, ein tieferes Verständnis für solche Dinge fehlt mir aber. Wenn ich älter bin habe ich es vielleicht. Dein Bild von mir ist in dieser Hinsicht völlig falsch. Eigentlich bin ich eine ganz normale Frau , die sich nicht anders als die Meisten in ihrem Alter verhält.
Lass dich jedoch nicht durch diese Enttäuschung von deinem Weg abbringen, denn dass du berühmt wirst könnte ich mir durchaus vorstellen. Aber du musst einsehen, dass ich nicht deine Seelenverwandte bin. Unseren Briefkontakt werde ich hiermit beenden, damit du dich in diese Sache nicht noch weiter hineinsteigerst. Ich bitte dich mir nicht mehr zu schreiben.
Hoffentlich findest du eine Gleichgesinnte, mit der du deine Gedanken besser austauschen kannst. Dafür bin ich nicht die Richtige.
Viel Glück und frohes Schaffen wünscht dir trotzdem

Florentine.

Für Michael ist durch das Lesen dieses Briefes eine ganze Welt zusammengebrochen. Um die Wahrheit, dass Florentine ihn nicht liebte , zu verarbeiten, um zu begreifen, dass er nicht seine Seelenverwandte gefunden hatte und nun wieder völlig allein war ,benötigte er eine lange Zeit.
Als Ausdruck seiner Seelenverfassung wurden seine Werke während dieser Zeit immer düsterer. Eines Tages jedoch erhielt er Antworten auf die ihn quälenden Fragen. Er dachte darüber nach, warum es niemanden auf der Welt gab, der so wie er dachte. Der Verlust von Florentines Freundschaft zeigte ihm auf , die Einsamkeit würde sein Schicksal, seine Bestimmung für das ganze Leben sein. Beeinflusst durch die Lektüre von Hölderlins „Hyperion“ , die ihm half, seine Situation zu akzeptieren , machte er es sich zu seiner Lebensaufgabe , die von ihm ob der Ungerechtigkeit und des Elends auf der Welt oft bemitleidete Menschheit zu ihrem ursprünglichen Ideal zu führen. Er, als Künstler, wollte nun die Welt verändern. Gestärkt durch die überwundene Krise wuchs er künstlerisch über sich hinaus und erzielte auf dem Kunstmarkt erste große Erfolge . Anders als zu früheren Zeiten, in denen er sehr zurückgezogen lebte, suchte er nun den Kontakt zu den Menschen.
Bei einem Spaziergang traf er auf Florentine, die ihm wegen einer neuen Liebe zu einem Mitschüler wieder viel freundlicher begegnete . Michael erzählte ihr aufgeregt von seinen großen Plänen.
„Ich möchte die Menschen glücklich machen, indem ich ihnen ein völlig neues Lebensgefühl gebe ,ein wunderbares Leben werde ich ihnen zeigen, voller Musik, Poesie, Kunst, Frieden und Harmonie. Mir ist wohl bewusst, dass ich nicht alle Menschen zu diesem höheren Leben führen kann ,aber dass ich die Fähigkeiten besitze, um etwas zu verändern, glaube ich durchaus. Meine Kunst soll die Menschheit wieder an ihre Ideale erinnern.“ „Ich weiß nicht, weshalb du etwas verändern willst. Aus meiner Sicht sind alle Menschen von Natur aus bereits perfekt.“ „Das kannst du doch nicht ernst meinen. Zumindest muss du doch zugeben, dass die meisten Menschen alles andere als glücklich sind.“ „Ja, wahrscheinlich. Auch ich will deshalb die Menschen glücklich machen, und zwar indem ich nett zu ihnen bin. Für furchtbar halte ich es zum Beispiel , wenn jemand in der Schule als Außenseiter behandelt wird. Ich rede dann mit ihm , spende ihm Trost, gebe ihm Mut und Zuversicht.“ „Sicherlich ist das lobenswert. Was ist aber mit dir? Ist es nicht so, dass du wegen deinen guten schulischen Leistungen von vielen nicht gemocht wirst? Wenn du auch einige Freunde hast, wirklich glücklich bist du nicht mit deiner Situation. Und wenn ich mir deinen Freund ansehe, bezweifle ich, dass er dich glücklich machen kann.“ „Was bitte soll denn das heißen?“ „Nun ja, er sieht nicht gerade so aus, als wenn er ein gutes Durchstehvermögen besitzt.“ „Bedeutet das, mich würdest du mit Sex glücklich machen wollen? Wahres Glück kann das niemals sein. Weißt du Michael, wieder beginnst du, bei mir sehr viel Sympathie zu verspielen. Ich habe gedacht, als Künstler bist du nicht so wie andere Männer. Selbst du aber denkst nur an eine Sache.“ „Das ist ganz einfach nicht wahr. Ich möchte mich mit dir aber nicht streiten. Nun muss ich gehen, um weiter zu arbeiten. Sagen kann ich nur, du hast Unrecht mit deiner Sichtweise . Ich hoffe, irgendwann erkennst du die Wahrheit. Auf Wiedersehen.“
Nachdem sich Florentine mehrmals in ihren Gedanken verloren hatte bemühte sie sich , die Veranstaltung wieder aufmerksam zu verfolgen. Fast alle Teilnehmer sind inzwischen von der Radstrecke zurückgekehrt und haben sich auf den Weg gemacht, um die letzte große Anstrengung, das Laufen, zu überwinden. In der großen Menge der Sportler hat Florentine Michael nicht noch einmal erblickt , so dass ihr ein weiterer, bereits befürchteter Tagtraum erspart geblieben ist. Wegen ihrer geistigen Abwesenheit hatte es von ihren Mithelfern schon einige negative Bemerkungen gegeben. Florentine ist deshalb nun hochkonzentriert, um in einem Notfall so rasch wie möglich helfen zu können und die notwendigen Handgriffe schnell und richtig zu tun. Doch als der Starter mit der Nummer 0123 an ihr vorbeiläuft, fühlt sie sich wieder an den Maler erinnert.
Bei weiteren Begegnungen versuchte Michael ständig, Florentine von seinem Erziehungsprogramm zu überzeugen. Dieses war das Einzige, über das sich Michael mit ihr unterhalten wollte. Damals machte Florentine dem Künstler deutlich, unter derartigen Unständen wünsche sie keine engeren Kontakte zu ihm . Da Michael dieses allerdings so ohne weiteres nicht akzeptieren wollte, versuchte sie , ihm die Situation so verständlich wie möglich zu erklären. „Weißt du, die verschiedenen Arten von Verhältnissen , welche ich zu den Menschen habe, lassen sich in drei Gruppen zusammenfassen. Da gibt es die Stufe drei. Zu dieser gehören Menschen, zu denen ich fast gar keinen Kontakt habe. Über diese Personen weiß ich nichts und sie sind mir auch völlig egal. In der Stufe zwei gibt es Menschen, mit denen ich mich relativ gut verstehe, die ich eigentlich auch sehr nett finde. Auch du gehörst dazu. Sehr am Herzen liegen mir schließlich die Menschen in der Stufe eins. Sie sind mir sehr wichtig und für diese Menschen würde ich alles tun. Da fällt mir ein, eine Stufe null könnte man noch hinzufügen, in der die Menschen erfasst sind, die ich wirklich liebe. Übrigens weiß ich schon nach den ersten Begegnungen mit einem Menschen, wo ich ihn einzuordnen habe.“ „Das kannst du doch aber auf keinen Fall immer richtig beurteilen. Angenommen, jemand verstellt sich und spielt dir seine Freundlichkeit nur vor. Wie willst du ihn dann korrekt zuordnen?“ „Ich würde das sofort bemerken.“ „Das bezweifle ich zwar, aber gut. Eine andere Frage: Was hat ein Mensch denn zu tun, um in dieser Klassifizierung eine Stufe höher zu gelangen?“ „Das ist nicht möglich. Für mich bleibt das Verhältnis zu einem Menschen immer gleich, egal ob mir jemand viele Geschenke macht oder sonst irgendetwas unternimmt ,um mir zu imponieren .“ „Und was wäre, wenn dir jemand aus der Stufe eins ernsthaft schaden würde?“„Selbst dann würde sich nichts an der Beziehung zu diesem Menschen ändern ,denn es bliebe immer noch der selbe Mensch.“ „Florentine, du bist so starrköpfig. Ich kann für dich nur hoffen, dass du niemals durch jemanden seelisch verletzt wirst. Dann nämlich müsstest du einsehen, dass sich das Verhältnis zu einem Menschen sehr wohl ändern kann. Wüsste ich doch nur, wie ich deine volle Sympathie gewinnen kann. Glaube mir, ich will doch nur das Beste für dich. So etwas kann ich einfach nicht verstehen.“
Diese Unterhaltung war der letzte Kontakt, den Florentine zu Michael hatte. Über einen Monat ist seitdem vergangen. In dieser Zeit spürte sie , dass der Maler durch seine exzentrische Art im Begriff war, ihr starres Gefüge der Menschen zu durchbrechen. Nun wollte sie zu ihm durchaus ein engeres Verhältnis, befürchtete jedoch, er könnte seine Gefühle nicht kontrollieren und sich wieder in sie verlieben.
In einer Diskothek hatte Florentine vor kurzem einen Mann namens Georg kennen gelernt. Anfangs war er ihr gegenüber sehr freundlich, doch es stellte sich bald heraus, diese Freundlichkeit nur war ein Mittel, um in der Nacht mit Florentine das Bett zu teilen. Da sie darauf nicht einging bedrängte sie der so in seinem Stolz verletzte Georg immer wieder.
So auch heute.
„Na, kleine?“ Mit diesen Worten sowie einem Griff an ihr Knie begrüßte Georg die junge Schönheit.
„ Was soll das? Nimm sofort deine Hand da weg.“ „Was ist denn? Gefällt dir das etwa nicht?“ „Nein! Und jetzt verschwinde.“ „Von dir kann ich niemals weggehen, du siehst dafür einfach zu gut aus.“ „Jetzt reicht es aber.“ „Aber warum denn? Du musst der Wahrheit doch ins Auge sehen: Wir sind das perfekte Paar.“ „Du spinnst doch.“ „Nein, ich bin nur verrückt nach dir. Komm schon, küss mich. Nur ein einziges Mal.“ „Dich werde ich niemals küssen. Küsse lieber den Spiegel, du findest dich doch selbst so toll.“ „Das bin ich ja auch.“ „Nicht zu fassen, wie narzisstisch du bist.“
„Wie bitte, ich soll was sein?“ „Oh Gott Georg. Dein Wortschatz ist wirklich klein.“ „Dafür habe ich an mir etwas anderes, das sehr groß ist. Wenn du nachher zu mir kommst könnte ich es dir zeigen,.“ „Das genügt. Stefan! Stefan komm doch mal bitte. Der Kerl hier belästigt mich seit geraumer Zeit.“
„Hey du! Lass Florentine gefälligst in Ruhe. Verschwinde ,oder du bekommst es mit mir zu tun.“ „ Bleib ruhig, es ist doch nichts passiert. Ich gehe ja schon.“
Als Georg seine Sonnenbrille aufsetzt und bei lauter Musik aus dem Autoradio davonfährt, verspürt Florentine ein Gefühl, welches sie zunächst nicht beschreiben , und schon gar nicht identifizieren kann.
„Diese extrovertierten Menschen sind schrecklich. Können sie sich nicht um sich selbst ,anstatt um die Meinung anderer über sie kümmern ? Ich glaube , denen wäre dann sehr geholfen“
Michael hat nun noch knappe eintausendzweihundert Meter zu absolvieren, und während er in seiner drittletzten Stadionrunde an Florentine vorbeiläuft, beginnt sie langsam, seine Wahrheit zu verstehen. Durch ihre Abneigung gegenüber nach Außen gerichteten Menschen erkennt sie, dass keineswegs alle Menschen perfekt sind.
„Vielleicht sollte man solchen Menschen zeigen , wie sie ohne eine zu starke Beachtung von anderen Meinungen leben können, damit sie nicht nach einer eingebildeten Erwartung an sie handeln, sondern das tun, was sie selbst wollen. In gewisser Hinsicht hat Michael also Recht. Einige Menschen müssen in einer bestimmten Weise erzogen werden. Zu ihrem eigenen Vorteil. War ich vielleicht wirklich zu wohlwollend bei meiner Beurteilung der Menschen? Stimmt Michaels Sichtweise auf die gesamte Menschheit tatsächlich?“
Florentine wird von lange zurückgehaltenen Gefühlen überwältigt. Jetzt , da sie Michaels Ansichten als richtig betrachtet, muss sie sich eingestehen, dass sie doch das edelste aller Gefühle für ihn empfindet. Sie beginnt, den in der Umgebung mittlerweile sehr bekannten Maler regelrecht anzuhimmeln, ihn zu verehren und hofft , er kann ihr die frühere abweisende Haltung verzeihen. Innerlich will Florentine den Namen des Künstlers rufen, wagt es aber nicht. Die sich unter dem T-Shirt abzeichnenden Muskeln des Triathleten erregen Florentine plötzlich so sehr, das sie wünscht, so nahe wie möglich bei ihm zu sein.
„Wenn er stolpern und hinfallen würde, könnte ich ihn versorgen. Aber, was denke ich denn da, er soll sich doch nicht weh tun.“
Nachdem Michael auf einem hervorragenden dreiundzwanzigsten Platz das Ziel erreicht hat, geht Florentine zögernd auf ihn zu.
„Hallo, Michael.“ „Florentine. Grüß dich, was machst du denn hier?“
„Eigentlich war ich hier, um mit meiner Gruppe verletzte Sportler zu versorgen. Doch zum Glück ist es dazu nicht gekommen.“
Der Anblick Michaels vom Schweiß glänzender Haut lässt Florentine fast alle Sinne verlieren, so dass sie ihn plötzlich küsst.
„Was machst du denn da, Florentine ?“ „Weißt du Michael, mit dem, was du über die Menschen sagtest hattest du Recht. Man muss sie verbessern. Warum ich es jetzt erst verstehe kann ich dir nicht so einfach sagen. Ganz andere Dinge sind nun wichtig. Empfindest du eigentlich für mich noch etwas ,Michael?“ „Wenn ich ehrlich sein soll , habe ich nie ganz aufgehört dich zu lieben. Aber warum stellst du mir diese Frage?“
„Weil ich mich in dich verliebt habe. Wahrscheinlich liebte ich dich die ganze Zeit über, habe diese Gefühle aber verdrängt.“ „Ist dir bewusst , was du gerade gesagt hast?“ „Ganz bestimmt ja.“ „Also, ich muss zugeben, du hast mich sehr überrascht. Um diese neue Situation zu verarbeiten, brauche ich erst ein wenig Zeit. Wäre es dir recht, wenn ich heute abend zu dir kommen würde, um alles zu bereden.?“ „Natürlich, sehr gern, Michael.“
„Zunächst einmal werde ich mich umziehen. Machs gut, Florentine. Ich freue mich auf heute abend.“ „Ich noch viel mehr, glaube mir .“
In diesem Moment sind für Florentine ihr Freund und all die anderen Menschen nicht beachtenswert. Sie blickt Michael hinterher. „Mein Seelenverwandter ,du hast mich gefunden. Ich will dich niemals verlieren.“
Langsam versinkt die Sonne im Meer. Und während es für viele zwar ein anstrengender, aber dennoch normaler Tag war, ist es für Florentine und Michael ein Tag gewesen, der ihr Leben für immer verändern wird, und , bald vielleicht auch die gesamte Menschheit.

 

Hallo Mike,

wenn ich ganz ehrlich sein soll: Mir hat deine Geschichte überhaupt nicht gefallen.

Die Idee, dass Florentine einen Mann kennen lernt, der ihre Einstellung zum Leben verändert, fand ich gar nicht schlecht. So etwas kann es sicherlich oft geben, gerade, wenn einem an dem anderen Menschen sehr viel liegt.

Ansonsten fand ich die Geschichte total unrealistisch. Einiges habe ich dir schon unten in den Textanmerkungen erklärt, aber um es nochmal zusammenzufassen:
Deine Charaktere wirken auf mich absolut unecht. Sie zeigen keinerlei Emotionen und so wirkt deine ganze Geschichte emotionslos und das ist ja sicherlich nicht, was du wolltest.
Sie sprechen komisch und die Gespräche wirken auf mich total aufgesetzt. Ich kenne niemanden, der so redet wie die beiden in deiner Geschichte.

Deine Geschichte hatte ein Happy- End - aber ehrlich gesagt war´s mir wurscht. Wenn es mit einem Beinbruch Michaels geendet hätte, wär´s mir auch egal gewesen, da es mir während der ganzen Geschichte nicht möglich gewesen ist, mich in deine Charaktere zu verstetzen.

Niemals hätte sie gedacht, dass Michael, als freischaffender Maler und Bildhauer, Zeit findet, um noch soviel Sport zu treiben.

Woher weiß Florentine, dass er "soviel" Sport treibt.

Eine Studienfahrt führte Florentine in Englands Hauptstadt, und an jenem Tag sah das Programm ein Besuch des riesigen Ausstellungsgebäudes vor.

einen

Da sie seit ihrer Kindheit eine große Leidenschaft für frühe Hochkulturen hegt, galt ihr Interesse vornehmlich dem Ausstellungsraum des alten Ägyptens , in dem auch wirkliche Mumien präsentiert werden.

Ich kann mich mit deinem Stil nicht ganz anfreunden. Der Satz hier ist ein gutes Beispiel dafür. Alles liest sich so distanziert. Ist das deine Absicht? Es klingt verkrampft und ein bißchen nach Schulaufsatz.

„ Bist du sehr interessiert am alten Ägypten ?“-

Für mich ein etwas seltsamer Satz für ein Einstiegsgespräch.

Ich setze mich aber lieber mit der Gegenwart auseinander und versuche sie für mich zu verarbeiten.“

Wenn das ein Typ zu mir sagen würde, denn ich vor ungefähr einer Minute kennen gelernt habe, dann würde ich ihn komisch finden. Zu dem Zeitpunkt wusste sie ja noch nicht, dass er Künstler ist - und insofern MUSS es sich doch auch für sie seltsam anhören.

Während die ersten Triathleten das Wasser wieder verlassen, und sich zur Bewältigung der zweiten Disziplin aufs Rad setzen, um Zeit zu sparen ohne die Kleidung gewechselt zu haben, denkt Florentine über die Briefe nach , die ihr Michael nach Beendigung seiner Reise schrieb.

Oh je... Ein ganz schön langer Monstersatz. ;)

In diesem gestand ihr der Künstler seine Liebe und schrieb, er wisse, auch sie empfinde dieses Gefühl für ihn

Der Prozess des Verliebens ist für mich überhaupt nicht klar geworden. Anfangs hat er Florenine noch wegen ihrer Einstellung gegenüber Kunst "verachtet" und plötzlich liebt er sie so sehr.

Da dieses allerdings nicht der Fall gewesen ist, war der Moment, um einen letzten Brief an Michael zu schreiben und so die Bekanntschaft vorläufig zu beenden, für Florentine gekommen.

Eigentlich bin ich eine ganz normale Frau , die sich nicht anders als die Meisten in ihrem Alter verhält.

ihres Alters

Für Michael ist durch das Lesen dieses Briefes eine ganze Welt zusammengebrochen.

Welt zusammengebrochen ist abgedroschen.
Was genau hat er gefühlt? Wie hat er sich verhalten? Hat er geweint? Konnte er vorrübergehend nicht malen? Dachte er an Seltstmord?

Um die Wahrheit, dass Florentine ihn nicht liebte , zu verarbeiten, um zu begreifen, dass er nicht seine Seelenverwandte gefunden hatte und nun wieder völlig allein war ,benötigte er eine lange Zeit.

Und was hat er während diese langen Zeit getan.
Deine Charaktere besitzen für mich zu wenig tiefe. Es ist mir egal, was mit ihnen passiert, weil ich nicht mit ihnen mitfühlen oder sie verstehen kann. Sie wirken wie Marionetten, denen du ein paar Worte in den Mund legst.

Weißt du Michael, wieder beginnst du, bei mir sehr viel Sympathie zu verspielen.

Ich kenne keine Menschen im realen Leben, die so sprechen. Zugegebenermaßen verkehre ich auch nicht in Künstlerkreisen, aber ich halte die Ausdrucksweise deiner Prots. denoch für unrealistisch.

„Das genügt. Stefan! Stefan komm doch mal bitte. Der Kerl hier belästigt mich seit geraumer Zeit.“

Im obigen Absatz spricht Florentine relativ normal - aber dieses "geraumer Zeit"....

Empfindest du eigentlich für mich noch etwas ,Michael?“ „Wenn ich ehrlich sein soll , habe ich nie ganz aufgehört dich zu lieben. Aber warum stellst du mir diese Frage?“
„Weil ich mich in dich verliebt habe. Wahrscheinlich liebte ich dich die ganze Zeit über, habe diese Gefühle aber verdrängt.“

Sie reagieren so wenig emotional, als würden sie sich über das Wetter oder einen Film unterhalten.

LG
Bella

 

Erinnert mich von der Sprache her ein wenig oder auch ein wenig mehr an den Stil, den man in kleinen Dorfpostillen und Regionalbeilagen pflegt. Nichts für eine Geschichte. Leblos, ohne jede Tiefe, schlicht uninteressant.

 
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Hallo,

wieso sollen Intellektuelle oder Künstler sich nicht so unterhalten wie die beiden?
Es gibt Menschen, die sind so analytisch, dass die, wenn die sich unterhalten, im Schnitt nur so reden wie Michael und Florentine.
Ja sicher, dieser "Beamtendeutsch"-Stil durchzieht die Story wie einen roten Faden, aber ich denke, dass das dazu dient, gerade dieses Analytische und dieses Intellektuelle der beiden Protas hervorzuheben.


Gruß
Nadine

 

Die Geschichte hat einen sehr eigenen, sehr verschrobenen Stil, der mich sehr gefesselt hat. Ich wartete zu Beginn auch nur auf das billige Happy End sich anzudeuten, auf dass ich die Lektüre, wie meistens abbrechen konnte, jedoch wurde ich durch einen nichtlinearen Handlungsverlauf und viele kreative Wendungen überrascht und würde sie gerne ein zweites Mal lesen, um sie ausführlicher zu kritisieren, jedoch störe ich mich ungemein an der Absatzaufteilung, die die Geschichte eine Menge an Lesbarkeit einbüßen macht. Wenn der Autor sie daraufhin noch einmal überarbeiten könnte...

Ansonsten danke ich für das Lesevergnügen und gratuliere zu dieser Geschichte.

 

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