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Fortuna Düsseldorf Hooligan erhält Pulitzerpreis

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23.09.2004
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Fortuna Düsseldorf Hooligan erhält Pulitzerpreis

Die Frankfurter Buchmesse! Endlich mal die Chance, mein literarisches Wunderwerk Katzen-Blues einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Darauf habe ich schon verdammt lange gewartet.

Ich, Stefan Hoffmann, ewiger Single, Fortuna Düsseldorf Fan und selbst ernannter Literaturpunk mit Hang zur Schizophrenie, dessen Veröffentlichungen immer gerne wieder ein gefundenes Fressen für jeden verklemmten Bücher-Nörgli sind - gell? Solche Leute bezeichen Jennifer Lopez als Hollywood-Zicke. Aber kriegen einen Ständer, wenn sie ihren Hinter sehen und spritzen ab, bevor J.Lo. dreimal mit dem Teil gewackelt hat.
Wer Fortuna-Fan ist, braucht das Leben nicht zu fürchten und hat zudem eine Menge Erfahrung im Abstiegskampf. Und wer sich als Literaturpunk bezeichnet, braucht die Kritiker nicht zu fürchten. Eher würde ich meine Seele an den 1. FC Köln verkaufen, als das ich aufhören würde, das Pack von Kritikern mit meinen Werken zu quälen. Kritiker sind meistens Menschen, die aufgrund unglücklicher Vergangenheitsereignissen nun ein gesteigertes Interesse haben, über Leistungen anderer zu urteilen. Meistens negativ.
Angenommen, es sollte mit meiner Schriftstellerkarriere nix werden (wonach es stark aussieht), werde ich wohl versuchen, drei Akkorde auf der Gitarre hinzukriegen. Dann stelle ich eine Band zusammen, die sich aus drogenabhängigen Kriminellen zusammensetzt, deren Vorstrafenregister zusammengerechnet biblischen Ausmaßes ist. Ich habe schon ganz genaue Vorstellungen von den Musikern. Dunkle sprießende Bartstoppeln werden dem sich auf Hafturlaub befindlichen Bassisten das Aussehen eines kubanischen Freiheitskämpfers verleihen. Der Schlagzeuger sollte herzkrank sein, damit der Schrittmacher den Takt vorgeben kann. Der Sänger soll auf keinen Fall singen können - sondern nur krächzen. Um ein erfolgreicher Punkrockgitarrist zu werden, muss man sich die Haare kurz und stoppelig schneiden lassen. Den Anspruch eines anständigen Schlagersängers, der sich wünscht, dass 7 % der weiblichen Weltbevölkerung sich von ihm ein Kind wünschen, hat man nicht. Zwar wird in meinen Texten der Geschlechtsakt verherrlicht, aber von Blagen in die Welt setzen wird keine Rede sein. Das rechtfertigt dann auch die Tatsache nach dem Konzert, wo ich zunächst zwei Zugaben runtergeleiert habe, und zum drittenmal in der ausverkauften Halle dem Publikum versichere, dass ich sie alle tierisch liebhabe - obwohl sich darunter auch einige rechtsradikale Skinheads befinden, die sich gewaltsam Zugang zum Konzert mittels Baseballschlägern verschafft haben - in den Innenraum der Arena zu flüchten und dort den Whirlpool aufzusuchen, um kräftig zu entspannen. Sollte mir aber ein halbes Dutzend lüsterner, meist vollbusiger Groupies im Pool Gesellschaft leisten, werde ich wohl oder übel zu einer sportlichen Höchstleistung herausgefordert. Ich werde dann versuchen, nachts im Hotelzimmer jede von ihnen mehrmals hintereinander genüsslich zu vernaschen.

9.03 Uhr
Ich betrete die Messehalle. Dabei wie immer mein bester Freund Meisen. Mit dem war ich übrigens mal in der Schweiz am Vierwaldstätter-See gewesen. In Küssnacht genau gesagt. Über dem Eingang unseres historischen Gasthauses stand geschrieben. „Hier kehrte einst der berühmte Dichter und Denker Johann Wolfgang von Goethe ein.“ Ich meinte nur dazu: „Pass mal auf, eines Tages steht dort: Hier kehrte einst der berühmte nicht ganz dichte Trinker Stefan Michael von Hoffmann ein.“ Ich schwör euch Leute, irgendwann wird das wirklich dort stehen. Hier für alle Skeptiker eine Kostprobe mit meinem Gedicht über Kritiker.

Die Wörter hier, die können so nicht stehn, das musst du anders drehn. Meint er kritisch zu mir. Mensch, wie danke ich dir. Grübel, grübel, grübel - ich find das aber gar nicht übel. Einmal sagt er, dein Stil gefällt. Ein anderes mal meint er, das ist entstellt. Und diese Worte, von der ganz besonders schlimmen Sorte, gehören hier nicht hin. Ich bin perplex, dabei geht es nur um Sex. Hat er denn keinen, mit der seinen? Hat er eine böse Frau, oder eine voll aus Gummi, die Sau? Diesen Text finde ich so klasse, auch wenn´s nicht gefällt der Masse. Drum lasse ich ihn so stehn, und ihr Kritiker könnt ihn verdrehn. Also alles Gute und tschüs, und viel Spaß bei eurem Verriss.

Der Vierwaldstätter-See übrigens wurde von dem Dummschwätzer von Kumpel zu meiner größten Belustigung mal eben stümperhaft als „Lago Quattro Stagione“ bezeichnet. Dem Sandkasten des Kinderspielplatzes gab er den Namen „Wüste Nevada“. Den mit sternförmigen Förmchen spielenden Knaben taufte er „Lars Vegas“ und die Oberweite der vollbusigen Mutter bezeichnete er mit „Sierra Madre“, die er gerne mit der Operation „Desert Storm“ erobert hätte. Und den einsamen Angler im Ruderboot auf dem See nannte er den „Fischer von St. Tropez.“ Ich meinte nur dazu: „Komm Meisen, wir angeln uns den Schweizer Gletscherwal und schmuggeln ihn über die Grenze und lassen ihn im Dormagener Baggersee aus. Das sorgt nämlich endlich mal wieder für Gesprächsstoff bei uns in der Region.“
Wir hatten uns dazu entschlossen, mit dem Zug von Düsseldorf nach Frankfurt zu reisen, um uns im Handyterror des Speisewagens die Mikrowellen durch den Kopf schießen zu lassen. Müsst ihr mal ausprobiern, ist besser als jeder Joint.
Wir hätten auch die Vorzüge von Meisens Ersatzpenis auf vier Rädern, einen überdimensionalen Geländewagen, in Anspruch nehmen können - nämlich bei einem Stau eventuell die Autobahn über Feld und Flur tuckernd zu verlassen. Wären wir nicht in den Genuss einer verkehrstechnischer Stagnation gekommen, hätten wir uns immerhin bei Tempo 130 von niederländischen LKWs überholen lassen können. Meisen und ich haben ungelogen mal Holländisch gelernt. Damals bei Sylvester Bauer, dem Niederländisch-Lehrer der VHS, mussten wir alle sagen, weshalb wir die Sprache erlernen möchten. Mein Freund meinte dann: „Ik leer nederlands, omdat ik kann better flirten met de nederlandse meisjes in Spanje.“ Ich hatte eigentlich den gleichen Grund, gab aber an, das Niederländische Fernsehen besser verstehen zu wollen. Trotz dieses Spruches lag Meisen aber diese Sprache nicht besonders. Als Fachmann von Holländisch konnte man ihn nach Abschluss des Kurses sicher nicht bezeichnen. Worin er allerdings immer ein Experte gewesen war, ist das Auspacken diverser Hifi-Geräte aus Originalverpackungen. Besonders derer, die vom Laster gefallen sind.
Aber zurück zu kommen auf unsere Anreise. Wir spielten sogar kurz mit dem Gedanken, den Beginn unserer Mission zur Buchmesse mit der Lufthansa zu beginnen. Meisens tierische Flugangst verhinderte jedoch dieses Unterfangen. Ja ja, die Lufthansa; dieses anständige deutsche Unternehmen, wo alleine schon das delikate Bordessen den Flugpreis von Düsseldorf nach Frankfurt wert gewesen wäre. Leben und Wohnen tuen Meisen und ich eigentlich genau in Dormagen, einer Stadt am Rhein, wo sich triumphale Siege der Handballmannschaft und Störfälle eines großen Chemieunternehmens in etwa die Waage halten. Beides gleichzeitig kommt zum Glück aber selten vor ...

9.34 Uhr
Die obligatorischen Werbezettel haben wieder mal ihren Platz an unserem Ausstellungsstand gefunden. Ich schlendere los, um mal zu gucken, was die heutige Elite der Literatur ihren Lesern so zum Fraße vorwirft. Freund Meisen hat Bock auf ein klassisches Frühschoppen und begibt sich ins Restaurant. Dort gibt es nur helles Bier. Das ist für einen konservativen Altbiertrinker zunächst ein Problem.
Die meisten Probleme habe ich mit den Schöpfungen angeblich moderner zeitgenössischer Lyriker. „Rhythmische Trommelschläge ertönen und verstärken die eifersüchtige Stille. Plötzlich blitzt die Finsternis - grell wie schwarzes Licht...“ steht dann dort gedruckt. Geistiger Dünnschiß. Würde ich solche Zoten meinem Seelenklempner erzählen, wäre das ein Freibrief für die sichere Einweisung in eine psychiatrische Klinik. An der modernen Dichtkunst toben sich seelisch Erkrankte aus - waschechte Schizos halt.

10.45 Uhr
Während ich fröhlich meine literarische Expedition fortsetze, bestellt Meisen an der Theke sein viertes kühles Blondes und lernt etwas blondes Kühles aus Oldenburg kennen. Er spricht sie an. Die Tatsache, dass Meisen eine Freundin hat, die treu zu Hause sitzt und auf ihn wartet und nebenbei den ganzen Tag eine ganz gefährliche Spezie von Zwergkaninchen hütet, juckt ihn nicht im geringsten. Meisen und seine Freundin fahren kurz bemerkt nie zusammen in Urlaub, denn einer muss ja die hungrigen Tiere versorgen. Und die lassen sich nun mal nur von Herrchen und Frauchen füttern. Die Vieher können sehr schnell extrem bissig werden, wenn man denen als Fremder zu nahe kommt.
Das blonde Schnuffel aus dem hohen Norden ist recht mollig und hässlich. Aber egal, denkt Meisen, der mittlerweile leicht unter dem Bann des Brauereiklans steht. Blond kocht gut, geht ihm so durch den Kopf. Denn Spiralnudeln mit No-Name-Tomaten-Ketchup sind bei seiner Freundin schon mehr als eine kulinarische Offenbarung.
Sie setzen sich auf eine gepolsterte Sitzbank, um die Konversation fortzuführen.
„Ich mag dich“. Mit diesen Worten lügt Meisen die Braut an und macht sich auf die Suche nach ihrem G-Punkt, indem er seine Zunge tief in ihr linkes Ohr steckt. Er wird aber nicht fündig. Jedoch fängt das dicke Luder nun überraschenderweise an, sich verführerisch zu wälzen.
Dicke Wälzer. Wer liest das heute noch? Die Leute haben doch alle keine Zeit mehr, behaupten sie zumindest. Oder liegt das gerade nur daran, dass sie sich mit solchen epischen Werken befassen? Ich weiß es nicht genau. Da tauchen wie aus dem Nichts längst verschollene Personen wieder auf, wo man sich dann gezwungen sieht, die entsprechenden Stellen nachzuschlagen, wo von denen die Rede war, damit man auch der Handlung wieder folgen kann. Das kann aber echt ätzend werden. Gerade ich, bei meinem geringen Erinnerungsvermögen, komme bei dieser Lektüre an meine Grenzen. Schon als der Anrufbeantworter Einzug in meine Künstlerbude machte, musste ich immer das Band mehrmals zurückspulen, damit ich mir die komplette phonetisch hinterlassende Rückrufnummer notieren konnte. Das Ganze erinnert mich auch stark daran, wenn unerwartet der Handwerker vor der Tür steht, den man vor Ewigkeiten bestellt hatte, und nun gar nicht mehr weiß, warum eigentlich.

11.03 Uhr
Freund Meisen stellt die Expedition zum G-Punkt erstmal ein und zwingt der fetten Schnecke immer neue Gespräche auf. Erzählt vom hohen Niveau der Hansestadt Hamburg und gleichzeitig, wie schlecht doch der Weg zur Herbertstraße beschildert ist, dieser touristischen Sehenswürdigkeit ganz anderer Art. Er verschweigt ihr jedoch, dass er Anfang der 80er Jahre dort mal das Vergnügen mit der Russin Olga gehabt hatte, damals noch die beste Bläserin vom Warschauer Pakt. Ich persönlich war immer der Ansicht, dass Deutschland sich nie einem militärischen Verteidigungsbündnis hätte anschließen sollen, denn seit der Geburt Hella von Sinnens können wir mit dieser Lesbe jeden noch so starken Gegner locker in die Flucht schlagen. „Wenn Politiker korrupt sind, dann darf ich auch kriminell sein“, philosophiert Meisen dem norddeutschen Ferkelchen ins rosa Schweineöhrchen.

Probleme, die ich mit Krimis habe, sind folgende: Meist ist die Handlung so kompliziert und verstrickt, dass extra dafür ein Staatsexamen eingeführt werden sollte, damit man das auch alles richtig versteht. Oft ist es am Schluss so, dass ein Mitglied des Ermittlungsteams selbst der Täter ist. Meistens irgend so ein FBI-Fritze, der aufgrund traumatischer Kindheitserlebnisse die kriminalistische Ausbildung nur dazu benutzt hat, sein Repertoire an perversen Tötungsmöglichkeiten zu erweitern. Habe mir fest vorgenommen, auch mal einen Krimi zu schreiben - aber einen Schrägen, damit der Krimi-Schwindel mal entlarvt wird. Möchte aber noch nicht zuviel verraten, nur der Titel steht bereits fest - „Die versteckte Leiche im Wasserbett.“
Oh, da fällt mir gerade eine gute Idee für eine ganz besondere Geschichte ein. Nachdem ER, der arbeitslose Schwager einer wolllüstigen Kosmetikberaterin und zudem Agathe-Christie-Experte, sich 33mal hintereinander den „Highlander“ auf Video reingezogen hat, fängt er an, Antiquitätenläden zu plündern, bis ihm ein magisches Schwert in die Hände fällt. Um einen gewissen Bezug zum Film herzustellen, sucht er sich einen buddhistischen Thailänder als Opfer, um den perfekten Mord zu begehen. ER bricht also in die Wohnung des Thais ein und rammt dem auf dem Bett rückenliegenden, gerade meditierenden Asiaten das Schwert durch den Bauch, bis es hinten wieder austritt. Dummerweise passiert das alles auf einem Wasserbett, was durch den Schwertstoß aufgeschlitzt wird. Durch das verursachte Leck strömen gewaltige Wassermassen auf den Boden. Wasser fängt an, durch eine poröse Stelle des Fußbodens bei der unterliegenden Wohnung aus der Decke zu tröppeln. Diese Tropfen fallen auf einen geschiedenen Geschäftsführer, der gerade mit seinem Scheidungsgrund, seiner Sekretärin Beate, ein Nümmerchen schiebt. Sicherheitshalber verständigt er sofort Polizei und Feuerwehr, die dann in die Tatwohnung eindringen und den, durch sein Malheur extrem verwirrten Täter noch am Ort des Geschehens widerstandslos festnehmen. So scheitert ein als perfektes Verbrechen gedachter Mord eigentlich schon im Ansatz.

11.33 Uhr
Meisen stellt seiner neuen Bekanntschaft gezielte Fragen, um die Psyche der Frau zu erforschen. Echt nervend für sie und absolut ohne Erfolgsaussichten. Denn wer gibt schon gerne seine Schwächen preis?
Akte X, Matrix und alle Mistery-Schwachsinns-Lektüren können mir gestohlen bleiben. Teenies erkennen darin vielleicht eine tiefere Bedeutung, besonders wenn sie auf Ecstasy sind. Als Kind hatte ich komischerweise ein Faible fürs Okkulte, Ufos und für alles andere auch, was nicht so einfach zu erklären ist. Bei dem Versuch, eine Lösung zu finden, selbst die schlauesten Köpfe, wie meine Eltern, ins Straucheln gerieten. Das ging dann teilweise so weit, dass ich anfing beim Mittagessen in der Buchstabensuppe Orakelsprüche zu lesen. Später legte ich mit Hilfe von Russisch-Brot-Buchstaben Flüche, wie „Diese Nacht wirst du sterben“, als Betthupferl besonderer Art auf das Kopfkissen meiner kleinen Schwester.

12.25 Uhr
Meisen hat es endlich doch noch geschafft - die dicke Kackbratze ist vergrault und hat sich dünne gemacht. Nun beginnt er einen Streifzug durch die Hallen. Zunächst verschwindet, wie jedes Jahr, der neueste Reiseführer über die Costa Brava recht geschickt in Meisens Plastiktüte. Mal eben ein paar Sachen mitgehen lassen, da kennt er kein pardon. Der Gott der günstigen Gelegenheit würde ihn dazu anspornen, erklärt mir der Beutelschneider von Freund immer später. Ich werde übrigens dieses Jahr, wie jedes Jahr, zur Costa Brava düsen. Mit dem Bus. Und nach 18 Stunden Fahrt und wundgesessenen Arschbacken und krummer Wirbelsäule am Urlaubsort angekommen, werde ich im Poolbereich des Hotels mit dem Handtuch bewaffnet, den krebsroten und alkoholisierten Engländer zum Duell um den noch letzten freien Liegestuhl herausfordern ...
Meisen beschließt, den erfolgreichen Beutezug mit Henninger-Bier zu feiern.

Ich hingegen schaue mich weiter um. Es fällt mir auf, dass manche Schriftsteller förmlich vor Intelligenz strotzen. Da gibt es einige Autoren, die unterstreichen gerne ihre akademische Zugehörigkeit, indem sie ihre Texte mit fachspezifischen Begriffen verseuchen, wo der einfache Leser wie ich immer zum Fremdwörterlexikon greifen muss. Ich lese dann die Bedeutung, die ich mir in der Regel nur bis zum nächsten Absatz merken kann. Kommt der Begriff dann nochmals vor, entschließe ich mich meistens, das Buch zuzuklappen als das Fremdwörterbuch wieder auf.
Es wird mal wieder ICH sein, der ein Buch verfasst, dass auch jede Tusse mit noch so hohem Mangel an Intelligenz kapieren kann. „Die Pastorin und der Punk“ soll es heißen und wird ein ganz besonderes Ding. Hier eine paar knappe Angaben dazu: Frau Pastorin, eine keusche christliche Jungfrau, und der dämonisch rebellische Sohn eines heidnischen ostpreußischen Bauerns, ein frecher Punker treffen aufeinander. Gut - nich???
Aus dem Stoff sollte man göttliche Bestseller machen. Shakespeare hätte das zum Beispiel geschafft, würde er heute noch unter uns verweilen. Ich persönlich muss jedoch zugeben, dass ich mit einem verschalten Shakespeare recht wenig anfangen kann - eher mit einem frisch gezapften Becksbier. Zu Romeo und Julia fällt mir immer dieser Song von Dire Straits ein - kennt ihr den? Die tragische Lovestory spielt in Verona. Zu Verona fällt mir immer die Feldbusch zu ein. Mit Feldbusch meine ich die Ex-Frau von Dieter Bohlen. Zur Feldbusch, die zwar jetzt anders heisst, fällt mir immer der Spruch ein: Die Dummheit der Frauen ist beständiger als ihre Gier nach Schuhen. Hamlet halte ich für eine Art Omlett, also irgend so ein dänisches Gericht aus Schinken und Eiern, von einem Mohr zubereitet. Dessen Geschlechtsteil nennt man übrigens Mohrrübe. Aber ich schweife wieder ab...
Diese Geschichte werfe ich dann den arroganten Kritikern zum Fraße vor, damit sie sich daran austoben können. Ich selbst halte mich für ein verrücktes und total durchgeknalltes Genie. Die deutsche Literaturgeschichte beweist ja schließlich, dass nun mal Genie und Wahnsinn dicht beieinanderliegen. Und ich gehör nun mal dazu. Wer hat Lust, das zu ändern?

13.56 Uhr
Ich gehe zu dem Messestand eines bekannten Verlages, um dort zunächst mit den aufgebrezelten, durchgestylten Hostessen zu schäkern, stelle aber dann plötzlich gezielt fachspezifische Fragen, wie: „Wann kommt denn das neue Buch von Ernest Hemingway auf den Markt?“ Das können mir die Mädels nicht beantworten und ich bin stolz, dass ich sie ein wenig von der Rolle gebracht habe. Das tut gut, macht einfach Spaß.

14.45 Uhr
Mein Freund sitzt bereits auf einem Stuhl - wartet auf den Beginn meiner Vorlesung und auf mich. Er erfreut sich zwischenzeitlich an dem Anblick der attraktiven Hostess, um sich wieder optisch von der blonden Dicken zu erholen. Ich befinde mich weit weg von allem und es wird nun höchste Eisenbahn für mich, pünktlich zur Lesung zu erscheinen. Ich drängel gehetzt durch die Menschenmassen. Ein Tölpel von Messebesucher trampelt auf meinen linken Joggingschuh und beschmutzt meinen besten Designer-Schnürsenkel. Das geht doch nicht??? Das Designen von Schnürsenkel ist wie Punkrock hören ein Hobby von mir und gleichzeitig der ruhige Gegenpol für den nötigen Ausgleich zur aggressiven Musik. Nächstes Jahr habe ich mir fest vorgenommen, an einem norditalienischen Institut meine Kenntnisse übers Kreieren von Modeschnürsenkeln zu vertiefen.

15.00 Uhr - Der Höhepunkt
Die Lesung beginnt. Anwesend eine schüchterne Germanistikstudentin mit Kassengestell und ein ca. 40jähriger Woody-Allen-Verschnitt, der Wahrscheinlichkeit nach homosexuell und intellektuell versaut. Dann noch die heiße Messelady mit entblößtem Fahrgestell dank kürzestem Minirock, sowie Meisen, mittlerweile stark alkoholisiert.
Meine besten Fans waren bislang zwei Mädels vom Kinopersonal, weil da mal mein Buch, dass ich für ein großes Bier in Rechnung geben konnte, die Runde machte. Ich träume nun davon, immer wenn ich ins Kinocenter käme, würde ich mit frenetischem Beifall, Glückwünschen und Bravorufen emp*fangen. Es bekäme auch jeder ein Autogramm von mir, der gerne eins haben möchte, und ich gäbe auch denen ein Autogramm, die keins haben wollen. Alles Wunschtraum - dadurch bin ich den Mädels auch nicht näher gekommen. Die denken bestimmt, die Geschichten sind nicht schlecht, aber der Typ, der sie geschrieben hat, ist scheiße. Mal gucken, vielleicht himmelt mich ja die kleine Studentin nach der Lesung an. Bei meinem Glück wird es wahrscheinlich eher der vermutete Homo sein.

15.02 Uhr
„Katzen-Blues von Stefan Hoffmann“, sind meine ersten Worte. Ich atme tief durch. Stille Neugierde schwängert den Raum.
„Der Kater schleicht im Schatten der Großstadt auf seinen preisgünstigen Deichmann-Schuhen durch die dunklen Gassen. Er lacht gern und viel, am liebsten über derbe Witze, aber nie über sich selbst. Er freut sich auf schnellen Sex. Es ärgert ihn, wenn Frauen ihm deshalb dafür eine Abfuhr erteilen. Seine Unfähigkeit, über Gefühle zu sprechen, überspielt er mit Protzerei. Aufgrund seiner Dummheit hält er sich für klug. Er ist stolz auf seine Stärke - möchte Macht ausüben.“
Ich mache eine strategische Pause, um die Spannung langsam zu steigern. Meine Gedanken befassen sich mit meiner Rauchervergangenheit, die meine Memoiren so vorweisen können. Dort passierte immer folgendes bei kreativen Unterbrechungen. Jetzt erstmal ein Denkpäuschen, begleitet vom immer wieder irgendwie beruhigenden Griff zu Zigarettenschachtel und Feuerzeug - zurücklehnen, einen langen nachdenklichen Zug nehmen ... was mich dazu bringt, mich mal wieder zu fragen, wie ich es trotz besserem Wissens schaffe, die Dinger immer noch zu genießen und darauf, wie es kommt, dass ich immer dann, wenn ich der einzige Mensch weit und breit bin, der dem Laster des Rauchens noch nicht entsagt hat, besonders viel rauchen muss.
Ich räuspere mich, um jedem klar zu machen, dass es nun weitergeht.
„Graue Nebelschwaden hüllen die Vorstadt in eine geheimnisvolle Melancholie und begleiten die langbeinige Großkatze auf ihrem Streifzug durch die nächtlichen Straßen. Ihre Wärme, Herzlichkeit und viel Gefühl möchte sie an diesem trüben, feuchten Abend mit einem Kater teilen. Sie lacht gern und viel, oft auch augenzwinkernd über sich selber, wenn ihr der Alltag mal wieder ein Bein gestellt hat. Trotz ihrer Intelligenz ist sie manchmal etwas zu gutgläubig - ihre Spontaneität schließt überlegtes Handeln immer mal wieder aus.“
Ich halte kurz die Luft an, um die Spannung zu intensivieren.
„An einer Häuserecke trifft sie auf den Kater.“
Die Hostess-Mieze fängt leise an zu schnurren, die Studentin korrigiert grinsend ihre Brille, Woody Allen kitzelt nachdenklich sein Kinn und mein Freund Meisen stößt heftig auf.
Ich räusper mich wieder absichtlich, um vorzutäuschen, es wäre mir peinlich, dass die Lesung nun schon zu Ende ist. Erwartungsvolle Blicke dominieren die Atmosphäre.
„Ich bedanke mich für Ihr Interesse und Ihr anständiges Verhalten während der Vorlesung. Wie es weitergeht, steht natürlich alles in meinem Buch Katzen-Blues. Ich möchte aber hier nicht zu viel preisgeben. Deshalb mache ich nun Schluss. Danke nochmals und ein schönen Tag noch.“
Es wird nicht geklatscht. Aber Hasstiraden, Schmähungen und Mittelfinger bleiben aus. Ich werte das als Teilerfolg.
„Nachbars Lumpi pimpert Schmidts Katze bei Hempels unter dem Sofa heißt nebenbei bemerkt zu ihrer Information mein nächstes Buch, welches vorausichtlich im Frühjahr nächsten Jahres heraus kommt. Es handelt sich hierbei keinesfalls um ein neuzeitliches Sittendrama. Danke nochmals für ihre Aufmerksamkeit.“ Meisen meldet sich zu Wort. „Wie ging der Spruch nochmal? In den heutigen Sittendramen, kriegen die Damen oft auf Titten Samen? Oder? - Scheiße, wie ging der noch?“ Ich korrigiere. „Du guckst zu viel Pornos, Meisen. Richtig heißt das - In den modernen Sittendramen, kriegt oft die Frau von Dritten Samen.“ „Der Spruch verdient den Po-Schlitzer-Preis.“ „Das heisst Pulitzerpreis, Meisen. Pu-lit-zer-preis.“

16.09 Uhr
Mein Freund und ich verlassen die Messe. Das heisst, wir werden höflich von einem Terminator aus der Halle geschubst, weil ich kräftig Fortuna-Schlachtrufe gröle, und Meisen versucht, dies mit dem Düsseldorfer Altbierlied musikalisch zu untermalen. Draussen an einer Haltestelle schnappt Meisen ordentlich Wartenden vor deren Nase ein Taxi weg. Ich schlüpfe flink mit in den Wagen und wir kommandieren den Fahrer Richtung Innenstadt, um uns noch in den Kneipen zu amüsieren. Meisen warnt unseren Chauffeur, einen langzeitarbeitslosen Akademiker mit Aussicht auf Hartz 4, mit scharfer Stimme, bloss keine Umwege zu fahren.

22.23 Uhr
Frankfurt Hauptbahnhof. Wir haben noch ein Weilchen Zeit, bis der Nachtzug einfährt, und so sucht Meisen erstmal wieder mal die Toilette auf, um seinen Harndrang zu befriedigen. Bier treibt, und überdies hinaus möchte er dazu beitragen, dass dort die mangelnde Hygiene auch so auffallend ist, wie die in den Örtlichkeiten des Kölner Hauptbahnhofs. Ich beschließe in der Zwischenzeit, Lektüre für die Zugfahrt zu besorgen, damit mich mein Freund nicht so einfach in dumme Gespräche verwickeln kann und mich mit seinen philosophischen Weisheiten voll quatschen kann, die Besoffene so im Allgemeinen von sich geben. Falls dieses ein „In ein Buch vertieft sein“ überhaupt verhindern könnte, frag ich mich beiläufig. Ich betrete aber dennoch die Buchhandlung. Die dürftige Sammlung an klassischer Lektüre in der Bahnhofsbuchhandlung entspricht in etwa dem Niveau der Gäste von der gegenüberliegenden Kneipenwirtschaft. Das gefällt mir. Ich stoße auf Bukowski, den Chronisten des amerikanischen Alptraums. Das ist Stoff, den ich verstehe. Da kann ich mitreden. Beim weiteren Durchstöbern springt meinem Auge plötzlich ein Buch entgegen mit dem Titel *„Josefine Mutzenbacher“ - Untertitel: „Die Lebensgeschichte einer Wiener Hure“. Ich blättere mich neugierig und gespannt von Seite zu Seite und überfliege den Text. Bereits am Anfang und noch im blutjungen Alter scheint Josefine vortrefflich die hohe Kunst des filigranen Fingerspiels zu beherrschen. Auch scheint sie mir die Erfinderin des Rudelbumses zu sein. Gruppendynamisch gesehen besonders wertvoll das Ganze, sag ich nur. Andauernd wird munter gepimpert und gepudert, geschnickselt und geschnackselt, gerieben und gerubbelt. Der Reihenorgasmus zieht sich wie ein klebriger Spermafaden von Kapitel zu Kapitel. Als ich schließlich das Buch zuklappe, drehe ich mich um zu Meisen, der sich mittlerweile torkelnd von hinten angeschlichen hat.
„Schade, warum ist uns dieser literarische Samenerguss eigentlich nicht auf der Buchmesse aufgefallen?“
„Hier der Pulitzerpreis für dich“, lallt er und drückt mir die geklaute WC-Bürste in die Hand.
„Mensch Meisen, das Teil gibt es doch nur für den hessischen Kloputzerpreis!“

 

dessen Veröffentlichungen immer gerne wieder ein gefundenes Fressen
dessen Veröffentlichungen immer wieder gerne ein gefundenes Fressen
bezeichen
bezeichnen
als das ich aufhören würde
dass
Dann stelle ich eine Band zusammen, die sich aus drogenabhängigen Kriminellen zusammensetzt, deren Vorstrafenregister zusammengerechnet biblischen Ausmaßes ist.
Zusammenhang klar?
Dunkle sprießende Bartstoppeln
entweder: Dunkle, sprießende Bartstoppeln; oder: Dunkel sprießende Bartstoppeln
liebhabe
lieb habe
tschüs
(ich glaube) tschüss
ausprobiern
ausprobieren
einer verkehrstechnischer Stagnation
einer verkehrstechnischen Stagnation
Als Fachmann von Holländisch
(ich glaube) Fachmann für Holländisch
Besonders derer, die vom Laster gefallen sind.
:thumsup:
Aber zurück zu kommen auf unsere Anreise.
Aber um auf unsere Anreise zurückzukommen.
Beginn unserer Mission zur Buchmesse mit der Lufthansa zu beginnen.
verdammt, mir fällt kein Wortspiel ein, um diese Wortwiederholung anzukreiden
Ja, ja
Leben und Wohnen tuen Meisen und ich eigentlich genau in Dormagen
Meisen und ich leben und wohnen eigentlich genau in Dormagen
Dünnschiß
Dünnschiss
nebenbei den ganzen Tag eine ganz gefährliche Spezie von Zwergkaninchen hütet, juckt ihn nicht im geringsten.
ganz toll; Spezies; im Geringsten
Vieher
Viecher
erstmal
erst mal
aber einen Schrägen
schrägen
Oh, da fällt mir gerade eine gute Idee für eine ganz besondere Geschichte ein. Nachdem ER, der arbeitslose Schwager einer wolllüstigen Kosmetikberaterin und zudem Agathe-Christie-Experte, sich 33mal hintereinander den "Highlander" auf Video reingezogen hat, fängt er an, Antiquitätenläden zu plündern, bis ihm ein magisches Schwert in die Hände fällt. Um einen gewissen Bezug zum Film herzustellen, sucht er sich einen buddhistischen Thailänder als Opfer, um den perfekten Mord zu begehen. ER bricht also in die Wohnung des Thais ein und rammt dem auf dem Bett rückenliegenden, gerade meditierenden Asiaten das Schwert durch den Bauch, bis es hinten wieder austritt. Dummerweise passiert das alles auf einem Wasserbett, was durch den Schwertstoß aufgeschlitzt wird. Durch das verursachte Leck strömen gewaltige Wassermassen auf den Boden. Wasser fängt an, durch eine poröse Stelle des Fußbodens bei der unterliegenden Wohnung aus der Decke zu tröppeln. Diese Tropfen fallen auf einen geschiedenen Geschäftsführer, der gerade mit seinem Scheidungsgrund, seiner Sekretärin Beate, ein Nümmerchen schiebt. Sicherheitshalber verständigt er sofort Polizei und Feuerwehr, die dann in die Tatwohnung eindringen und den, durch sein Malheur extrem verwirrten Täter noch am Ort des Geschehens widerstandslos festnehmen. So scheitert ein als perfektes Verbrechen gedachter Mord eigentlich schon im Ansatz.
:thumbsup:
Bei dem Versuch, eine Lösung zu finden, selbst die schlauesten Köpfe, wie meine Eltern, ins Straucheln gerieten.
Bei dem Versuch, eine Lösung zu finden, gerieten selbst die schlauesten Köpfe, wie meine Eltern, ins Straucheln.
dass ich anfing beim Mittagessen
anfingKOMMA
Später legte ich mit Hilfe von Russisch-Brot-Buchstaben Flüche, wie "Diese Nacht wirst du sterben", als Betthupferl besonderer Art auf das Kopfkissen meiner kleinen Schwester.
:thumbsup:
Buch zuzuklappen als das Fremdwörterbuch wieder auf
zuzuklappenKOMMA
Es wird mal wieder ICH sein
werde
der ein Buch verfasst, dass
das
Frau Pastorin, eine keusche christliche Jungfrau, und der dämonisch rebellische Sohn eines heidnischen ostpreußischen Bauerns, ein frecher Punker treffen aufeinander.
:thumbsup:
verschalten
was? gekleideten?
heisst

heißt
Dessen Geschlechtsteil nennt man übrigens Mohrrübe
ein geschmakcloser Witz ... aber irgendwie ... ahc, was soll's hier: :thumbsup:
beieinanderliegen
beieinander liegen
drängel
drängele
Das geht doch nicht???
besser und passender als ??? wäre !?
emp*fangen
sternle weg
räusper
räuspere
nebenbei bemerkt zu Ihrer Information
"nebenbei bemerkt" oder "zu Ihrer Information" weg
nochmal
noch mal
nicht so einfach in dumme Gespräche verwickeln kann und mich mit seinen philosophischen Weisheiten voll quatschen kann
das erste "kann" weg
*"Josefine Mutzenbacher"
sternle weg
Hi Literaturpunk,
erst mal die schlechten Sachen:
Das Ende. Total ... was weiß ich. Zu plötzlich; zu offen.
Was war noch schlecht? -... Ach, ja: das Ende
Und die ganzen Nebensätze, die mit "wo" angefangen haben. Grammatikalisch falsch. Vllt sollte das irgendeinen Dialekt widergeben, funktioniert mMn aber nicht.
Der Schreibstil ist mir auch zu dialektlastig, sorry.
Jetzt die guten Sachen:
Ähm ... ja ... also, die Stellen, an denen ich den Daumen hoch gehoben habe, habe ich ja schon angemerkt.
Aber mir gefallen auch die ganzen Sachen mit den Kritikern (vor allem das Gedicht)
Also, alles in allem, schon lesenswert, wenn man etwas Zeit übrig hat.

 

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