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Fortuna

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10.03.2007
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Fortuna

Die Stimmung war bedrückt. Die meisten Leute um mich herum hatten in den letzten Minuten nur verloren. Ich trat in den Saal und obwohl die Tatsache weiter bestand hatte, dass wir alle unser Geld verlieren würden, freute sich doch ein jeder mich in diesem Wettbüro wieder zu sehen. Die Gemeinschaft innerhalb dieser bestehenden Gruppe blieb von den offenen Rechnungen unbeeindruckt, wobei das auch das hervorstechende Element dieser Vereinigung war.

Die Möglichkeit aus seinen Missverhältnissen und Verpflichtungen heraus zu kommen, dabei aber die wirkliche Gewinnchance verachtend, kamen all die verzweifelten Seelen ständig in das Etablissement zurück, in der Hoffnung ihr bereits Tage zuvor verspieltes Geld, wieder zu gewinnen; davon profitierte jedoch nur einer, der Buchmacher.
Auch wenn er gelegentlich nicht zu missachtende Ausgaben hatte, so blieb ihm doch durch die stetige Wiederkehr der Abhängigen somit die entscheidende Tatsache, sie alle kehren zurück und haben neue Ideen, die bei weitem nicht den Gewinn deckten, was klar machen soll, dass in der Regel jeder Zocker mehr einzahlt als das er verdient; wobei der Buchmacher nur von den Einnahmen der Leute lebt, die treudoof der möglichen Chance hinterhechten aus ihren Verhältnissen heraus zu treten, und dabei ihr Glück suchen, ohne wirklich zu wissen, dass die Ausgaben auch hier deutlich höher waren als die Einnahmen.

All diese Leute hatten ein schwieriges Leben und waren natürlich durch ihre Spielsucht ein leichtes Opfer für diese Art der Hinrichtung und obwohl für jeden die eventuelle Chance bestand aus der sinnlosen Befangenheit ihres Lebens heraus zu treten, überlebte nur der Inhaber des Wettbüros. Vielleicht konnte der ein oder andere mit Plus nach hause gehen, aber die Masse der Spieler verlor ihr Geld.

Ich setzte mich gleich an den ersten Tisch, denn hier waren mir die Teilnehmer bekannt und ohne das ich eine Wette tätigte wurde ich auch sofort gefragt, ob ich denn heute genug Geld dabei hätte, zumindest genug Geld um meine Schulden zu begleichen. Ich war jedoch zu dieser Zeit arbeitslos und die Arbeitslosenquote stieg in dieser Zeit enorm an, was mit den wirtschaftlichen und auch mit den globalen Verhältnissen zu tun hatte; in denen wir alle steckten, unter denen wir auch alle litten, vor allem die in wechselnden Berufen tätig waren, denn während der Währungsreform und dem Zusammenschluss Europas, wurde verpasst die nötigen Arbeitsplätze zu schaffen, stattdessen legte man politisch besonderen Wert auf den neuen stabilen Euro, wobei in dem Maastrichter Abkommen, die Neu- bzw. Bruttoverschuldung einen starken Stellenwert der Mitgliedstaaten einnahm und Deutschland gezwungen war die Staatsausgaben auf ein Minimum zu reduzieren. Folglich war ein Anstieg der tatsächlichen Arbeitslosenzahlen auch mit konjunkturell bedingten Wirtschaftswachstum nicht vermeidlich.
Den daraus resultierenden Druck verspürte man in der Bevölkerung deutlich. Viele waren darauf aus den finanziellen Ruin durch geschickte Spekulationen an der Börse abzuwenden, was natürlich nur die Vermögenden betraf, aber selbst diejenigen die in der Hoffnung des wirtschaftlichen Imperium Europas investierten, wurden in Folge des Angriffs auf die USA und ihren gleichbedeutenden Kursabfall an den internationalen Märkten bestraft.

Von alledem waren die Spieler nicht wirklich geschockt, doch zeichnete sich auch an dem Umsatz der Pferderennen und lokalen Spielhallen eine stark sinkende Tendenz ab; immer weniger Menschen beteiligten sich an den Veranstaltungen, bloß eine geringe Anzahl an Zuversichtlichen blieb bestehen.

Die Gesichter der Menschen waren verbraucht und verblasst. Gespräche wurden zwischen den einzelnen Rennen, denn diese Wettannahmestelle nahm praktisch nur Pferdewetten entgegen, eigentlich ausschließlich über die Pferde und deren Fahrer bzw. Reiter geführt. Man saß da trank sein Bier oder manchmal auch Wein und beschränkte sich auf das Ausfüllen von Wettscheinen. Das verlorene Geld gab größtenteils Anlass zum Fluchen und die einzige Erheiterung brachte die ironische, fast schon alles zerfressende Selbstdarstellung des Schicksals.

Es gab auch eine schillernde Figur im Laden, die fortwährend über das eigene, aber auch über andere Leute Leben klagte. Der Zynismus in seiner Stimme und die Art wie er seine Reden gestaltete, machte allein die Stunden amüsant. Dabei schonte er niemals auch nur irgend eine Person, sondern war zu jedem und vor allem zu sich selbst lautstark hart im Gericht. Dieses Schauspiel war zu allen Zeiten ein willkommenes Geschenk, denn die eigene Belastung und der Frust spiegelte sich in uns allen wieder, er nur machte das Ganze sichtbar, ohne nur ein Detail zu vergessen.

Man traf hier Menschen mit verschiedener Herkunft, Asiaten und Afrikaner, Türken und Araber, Polen und Deutsche, Tschechen und Russen, wenn man ein Querschnitt der Berliner Bevölkerung erstellen wollte, so konnte man das am besten im Wettbüro machen. Ähnlich verhielt sich das Ganze auch mit den Berufen der Leute. Es gab Ärzte, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, Gärtner, Maler, Maurer, Scheckbetrüger, Angestellte beim Staat, im Lebensmittelhandel, Obstverkäufer, Drogendealer, Verkäufer, Versicherungsangestellte, Schwarzarbeiter und Sozialarbeiter, eben Lohnabhängige aus allen Spaten und Berufschichten; und alle hatten dasselbe Ziel, sie alle wollten aus ihrer Misere entfliehen, ein bisschen Geld nebenher verdienen, in der Hoffnung dem Alltag zu entrinnen, damit ihr Zustand vielleicht die entscheidende Wendung nimmt und das Leben erträglicher wird.

Ich setzte mich an den Tisch und begann die Rennzeitung zu studieren. In meiner Tasche hatte ich gerade mal einen Fünfer, was exakt für zwei kleine Wetten reichte. Um mich herum schien die Stimmung auf den Nullpunkt gesunken. Die Gespräche über die gute alte Zeit und ihrer Vorteile vor allem hinsichtlich der Kaufkraft des Geldes wütete schon bedächtige Minuten. Ich öffnete mein mitgebrachtes Bier nahm einen kräftigen Schluck und lehnte mich in meinem Stuhl zurück.

Das erste Rennen was mir in Auge stach, war ein Rennen, wo die Amateure im Sulky saßen. Ich hatte seit geraumer Zeit kein Glück mehr mit den Einlaufwetten und hatte daher mein System auf Sieg und Platzwetten umgestellt. Das Pferd „Mystere Hanover“ hatte ein halbes Jahr Pause hinter sich und war durch ein Probelauf empfohlen. Solche Probeläufe sind reine Routinesache und deshalb nicht wirklich aussagekräftig. Aber mir waren die starken Vorstellungen des letzten Jahres noch in Erinnerung gewesen, wo der Hengst 5 von 10 Rennen zu seinen Gunsten entschieden hatte. Er eröffnete am Toto mit 12/1 und pendelte sich kurz vor Beginn des Rennens auf 11/1 ein. Ich überlegte kurz, sah mir mein Barvermögen nochmals an und ließ das Rennen ohne mein zutun abgehen.

„Mystere Hanover“ ging sofort in die Spitzenposition und konnte das Rennen anschließend bei ruhigem Tempo in Führung bestimmen. Eingangs des letzten Bogens kam der Favorit dann aus vorletzter Position immer besser ins Laufen und legte sich neben den führenden Hengst. „Mystere Hanover“ konnte sich trotz langer Pause gegen den Angriffen des Favorits erwehren, löste sich auf den letzten Metern dann um zwei Längen und gewann sehr souverän. Ich schaute zum Toto hoch und erkannte 12/1 für den Gewinner und ärgerte mich ziemlich über meine verpasste Chance.

Direkt im Anschluss wurde eine sehr offene Partie ausgetragen, wobei es keinen eindeutigen Favoriten gab. Nachdem ich dachte, ich hätte eine durchaus ansprechende Form im Erkennen der Sieger, setzte ich mein Geld auf ein Pferd, das vermeidlich eine entscheidende Rolle spielen würde. Doch weit gefehlt. Es war natürlich gleich das erste Pferd, das wegen unsauberer Gangart disqualifiziert wurde.
Tja, da saß ich nun und war frustriert. Das einzige was noch schmeckte, war das Bier, das sehr schnell auszugehen drohte. Meine Wettkameraden hatten jedoch mehr Glück als ich, daher versuchte ich vorhandene Schulden nochmals aufzustocken, was auch glücklicherweise funktionierte. Immer wenn jemand dieser Kameraden eine gewinnbringende Wette durchbrachte, standen auch schon die Leute bei ihm, in der Absicht etwas Geld zu schnorren, was bei den meisten auch nicht abgewiesen wurde. Wenn aber alles bemühen vergebens war, so gab es sich doch häufig, dass eine neue Runde geordert wurde und sich jemand auf den Weg zur Tankstelle machte und neues Bier heran karrte. Durch diese Tatsache konnte man eigentlich nicht recht vorankommen und sich genug Geld beiseite schaffen, ohne dass nicht einer der Jungs das mitbekam. So verteilte sich das Geld ständig, und manche hatten schon eine wirkliche hohe Summe an Schulden zusammen, die sich auf mehrere Leute verteilte, was Grund zum häufigen wegbleiben verursachte.

Meine Außenstände wuchsen in dieser Zeit unermesslich an, dennoch war man hier stets mit neuen Mute dabei. Vielleicht konnte ich dieses Pfund endlich profitabel investieren. Und bevor ich die mir neuerlich gebotenen Möglichkeiten wirklich wahrnehmen konnte, war ich selbst schon unter reichlichen Bittreden auf den Weg zur Tankstelle. Hauptsache es gab frisches Bier, und außerdem erschien mir ein Aufstand als sehr sinnloses Unterfangen, denn ich hatte kurz zuvor ja einen weiteren Kredit bekommen. Der Tankwart kannte uns, speziell mich bereits, gab mir ein zynisches Grinsen mit auf den Weg und wusste genau, wie der weitere Abend wohl sein würde.

Als ich wieder zurück kam, nahm ich zunächst einen kräftigen Schluck aus dem Bier. Die Meute freute sich, und ein jeder bekam ein Bier, war froh, setzte sich, und begann die Wettzeitung in sich auf zu nehmen. Es blieb mir nur noch wenig Zeit um die entsprechende Wette zu tätigen, dennoch sah ich einen Außenseiter, der durch viele Platzierungen glänzte und nun in dieser Klasse erste Chance besaß. Für mich war dieser Wallach mehr als nur die bloßen Quoten, ich sah ihn bereits siegreich auf der Parade, dachte an das Geld und setzte einen Fünfer. Im Zuge des wachsenden Alkoholkonsum wurde das Geld merklich lockerer im Portemonnaie, und während die Pferde dort draußen irgendwo ihre Runden drehten, wurde der Zweckoptimismus und das Vertrauen größer. Meine Auswahl an möglichen Siegern schien dennoch grenzenlos, doch die Realität holte mich ständig am Rennende ein.

Diese leeren Dosen und Flaschen ließen die Papierkörbe überquellen, es schien fast als seinen sie die einzigen Gegenstände, die sich füllten, anstatt die mageren Geldbeutel der Zocker. Auch ich saß mehr oder weniger unbeholfen in diesem Wahnsinn, dass sich Leben schimpfte, war ein Zuschauer in einer verrückt gewordenen Welt, wo nur der reiche und mächtige Mann seine Chance auf ein Stück Paradies wahren konnte, selber war man ein Rädchen in der Maschine, ohne Zukunft, ohne Gewinn und schrecklicher weise auch ohne Hoffnung auf Besserung. Ich erspähte eine angefangene Flasche Wein, trank einen kräftigen Schluck, hob den Kopf, spürte meine Betrunkenheit, kippte den Wein in meinen unendlichen Schlund hinein, und wankte völlig pleite in die dunkle und kalte Nacht hinaus.

 

Hallo!

Auch als jemand, der sich nicht für Pferdewetten begeistern kann, fand ich deine Geschichte anschaulich geschrieben. Ich denke, sie würde auch durchaus in die Kategorie Gesellschaft passen, aber das nur am Rande.

Ein paar Dinge, die mir weniger gefielen:
- Du wiederholst am Anfang mehrfach, dass durch die Wetten nur der Buchmacher/das Wettbüro profitiert. Darauf reitest du ein bisschen zu viel drauf rum, ist nach der ersten Schilderung eigentlich schon klar. ;)
- Den Einschub zur Wirtschaft finde ich gleich mehrfach unglücklich: Viel Phrasendrescherei, schlicht falsche Zusammenhänge (z.B. crashten die Börsenkurse bereits vor dem 11. September mit platzen der "Dot-Com-Blase"), die mit Halbwahrheiten kombiniert werden, und im Ablauf der Geschichte eigentlich deplaziert wirkt. Die angedeutete Unterhaltung (mit dem "früher war alles besser, scheiß Euro") trägt schon die Stimmung zum Thema und reicht meines Erachtens. Aber das ist natürlich meine Ansicht. ;)
- Der weitere Verlauf mit dem Platzieren der Wetten und dem Besäufnis ist vielleicht ein bisschen zu brav.

Insgesamt war sie aber durchaus lesenswert. Einige kleinere Rechtschreib- und Kommafehler sind auch noch drin.

Beste Grüße

Nothlia

 

hallo nothlia

erst einmal danke für die kritik.

der buchmacher soll gerade allgegenwärtig sein, er ist der bösewicht. eigentlich wollen alle spieler, dass genau dieser zur hölle fährt.....

den einschub zur wirtschaft habe ich deshalb gemacht, da dieses halbwissen sehr häufig in den köpfen der protagonisten kursiert, und sie sich ihrer eigenen verantwortung nicht stellen wollen bzw. sich als opfer der verhältnisse sehen, auch wenn sie nur am rande davon betroffen sind.
vielleicht wirkt diese kg sehr pomadig, allerdings kenne ich jemanden, für den ist dies der inhalt seines bescheiden lebens.

 

Hallo, ich nochmal!

den einschub zur wirtschaft habe ich deshalb gemacht, da dieses halbwissen sehr häufig in den köpfen der protagonisten kursiert, und sie sich ihrer eigenen verantwortung nicht stellen wollen bzw. sich als opfer der verhältnisse sehen, auch wenn sie nur am rande davon betroffen sind.
Dann fände ich eine Diskussion trotzdem passender. Problem wäre für dich als Autor allerdings, diese nicht zu 08/15mäßig zu gestalten. Ist auch nur bloße Überlegung.

vielleicht wirkt diese kg sehr pomadig, allerdings kenne ich jemanden, für den ist dies der inhalt seines bescheiden lebens.
Wenn es denjenigen glücklich macht, will ich noch nichtmal etwas dagegen sagen. Es gibt genug Menschen, die irgendeinem Fable verfallen sind (oder sogar einer Sucht). In irgendeiner Form sind wir das wohl alle. Ich persönlich kann Pferdewetten (generell Wetten) nicht viel abgewinnen (weil ich meistens verliere ;) ), aber wer Freude daran hat - bitte. Solange andere nicht in irgendeiner Form reingezogen werden, z.B. die Familie, da unser Zockerkönig sämtliche Kohle verzockt hat. Aber genug rumphilosophiert.

Ich finde übrigens immer noch, dass du über eine Verschiebung in die Kategorie Gesellschaft nachdenken solltest.

Beste Grüße

Nothlia

 

Hallo Germane,
Pferdewetten kenn ich nur aus dem Fernsehen :D,

aber deine Ausdrucksweise find ich wow!!! :thumbsup:
akira.

 

endlich!

danke akira,
auch wenn die geschichte vielleicht nicht den glanz anderer besitzt, so ist es auch mal ganz angenehm etwas positives zu hören.

 

Hallo germane,

ich weiß nicht, welchen Autor du gerade gelesen hast, als du diese Geschichte schriebst, ich habe allerdings das Gefühl, du hast dich stilistisch für diese Geschichte in einer Kopie verrannt, bei der du die Regeln von Grammatik grundsätzlich außer Acht gelassen hast.
Das liest sich böse, ich weiß, aber die Schlinge der Grammatik zieht sich leider häufig um den Hals deiner Sätze und erwürgt diese. Oder deine Sätze erwürgen die Sprache, jedenfalls kann ich mich akira leider beim besten Willen nicht anschließen. Deine Ausdrucksweise ist nicht wow, sie ist über weite Strecken falsch.
Das habe ich dir jetzt nicht für jeden Satz aufgelistet, dazu fehlt mir im Moment die Zeit.
Also beispielhaft:

Die Gemeinschaft innerhalb dieser bestehenden Gruppe blieb von den offenen Rechnungen unbeeindruckt, wobei das auch das hervorstechende Element dieser Vereinigung war.
Ich habe ncihts gegen lange Säze, hier finde ich ihn aber ungünstig, weil er etwas unklar ist und verwischt. Klarer wäre es, nach "unbeeindruckt" einen Punkt zu machen und deutlich zu schreiben: Das war das hervorstechende Element dieser Vereinigung.
Die Möglichkeit aus seinen Missverhältnissen und Verpflichtungen heraus zu kommen, dabei aber die wirkliche Gewinnchance verachtend, kamen all die verzweifelten Seelen ständig in das Etablissement zurück, in der Hoffnung ihr bereits Tage zuvor verspieltes Geld, wieder zu gewinnen; davon profitierte jedoch nur einer, der Buchmacher.
Hier zum Beispiel ist der lange Satz durchaus möglich, der Perspektivwechsel allerdings verwirrend. Du beginnst mit der Perspektive auf Möglichkeit, gehst dann in die Perspektive der Seelen. Bei dem Einstieg in den Satz müsste es statt "kamen" eigentlich "brachte" oder "führte" heißen, denn "Die Möglichkeit, aus seinen Missverhältnissen zu kommen kamen all die verzweifelten ... zurück" geht nicht. Der Satz misachtet also die grammatische Inhärenz. Es müsste lauten: Auf die Möglichkeit spekulierend, aus ...
Auffällig auch dein etwas inflationärer Umgang mit Personalpronomen und der etwas freie Umgang mit Kommata. Dazu schreibe ich den Satz mal einfach, wie er sein müsste:
Auf die Möglichkeit spekulierend, aus seinen Missverhältnissen und Verpflichtungen heraus zu kommen, dabei aber die wirkliche Gewinnchance missachtend, kamen all die verzweifelten Seelen ständig in das Etablissement zurück, in der Hoffnung, das bereits Tage zuvor verspieltes Geld, zurückzugewinnen; davon profitierte jedoch nur einer: der Buchmacher.
Auch wenn er gelegentlich nicht zu missachtende Ausgaben hatte, so blieb ihm doch durch die stetige Wiederkehr der Abhängigen somit die entscheidende Tatsache, sie alle kehren zurück und haben neue Ideen, die bei weitem nicht den Gewinn deckten, was klar machen soll, dass in der Regel jeder Zocker mehr einzahlt als das er verdient; wobei der Buchmacher nur von den Einnahmen der Leute lebt, die treudoof der möglichen Chance hinterhechten aus ihren Verhältnissen heraus zu treten, und dabei ihr Glück suchen, ohne wirklich zu wissen, dass die Ausgaben auch hier deutlich höher waren als die Einnahmen.
Auch dieser Satz wäre in der Länge schon möglich, wenn du dich nicht in seinem Geflecht selbst verlaufen würdest. Auch ist die Hälfte davon schon deshalb unnötig, weil du sie ja schon im vorangehenden Satz gesagt hast.
Auch hier wechselst du mitten im Satz die Perspektive und sorgst so für Verwirrung. Manchmal findest du auch nicht das treffende Wort, "Tatsache" etwa müsste in der Perspektive des Buchmachers eigentlich "Gewissheit" sein. Und einige Wörter sind schlicht schmückendes Beiwerk, das dir das Tempo nimmt, "somit" ist dafür ein Beispiel.
obwohl für jeden die eventuelle Chance bestand aus der sinnlosen Befangenheit ihres Lebens heraus zu treten
hier musst du im Numerus bleiben. Wenn du für jeden eine Chance einräumst, muss "er" aus der Befangenheit seines Lebens heraustreten (drittes Mal dieses heraustreten). Jeder erfordert den Singular.
Vielleicht konnte der ein oder andere mit Plus nach hause gehen
der eine oder andere; nach Hause
denn hier waren mir die Teilnehmer bekannt und ohne das ich eine Wette tätigte wurde ich auch sofort gefragt
bekannt, und ohne dass; tätigte, wurde
zumindest genug Geld um meine Schulden zu begleichen.
Geld, um
Ich war jedoch zu dieser Zeit arbeitslos und die Arbeitslosenquote stieg in dieser Zeit enorm an
Ein Arbeitsplatz nützt einem wirklich Spielsüchtigen auch nichts.
was mit den wirtschaftlichen und auch mit den globalen Verhältnissen zu tun hatte; in denen wir alle steckten, unter denen wir auch alle litten
Semikolon nach "hatte" ist falsch, der Satz geht ja normal weiter. Inhaltlich. Wirtschaftliche Not durch Arbeitslosigkeit kann natürlich in die Hoffnung ener Spielsucht treiben.
vor allem die in wechselnden Berufen tätig waren
entweder: vor allem die in wechselnden Berufen Tätigen
oder: vor allem die, die in wechselnden Berufen ...
An beiden Formulierungen wäre zu kritisieren, dass sie unpräzise sind, denn nicht die Berufe wechseln, sondern die Menschen wechseln ihre Berufe. Das Eigenschaftswort bezieht sich also um Grunde auf das falsche Nomen.
denn während der Währungsreform und dem Zusammenschluss Europas, wurde verpasst die nötigen Arbeitsplätze zu schaffen
bei "während der Währungsreform" nurtz du den Genitiv noch, aber dann muss es natürlich auch heißen: und es Zusammenschlusses Europas (das genitiv S hängst du Europa dann ja auch wieder an, trotz des Dativ m im Artikel.
Folglich war ein Anstieg der tatsächlichen Arbeitslosenzahlen auch mit konjunkturell bedingten Wirtschaftswachstum nicht vermeidlich.
für die Negativierung von "vermeidlich" würde ich sprachbildlich den Infinitiv wählen. Nicht zu vermeiden.
Viele waren darauf aus den finanziellen Ruin durch geschickte Spekulationen an der Börse abzuwenden
Komma nach aus
wurden in Folge des Angriffs auf die USA und ihren gleichbedeutenden Kursabfall an den internationalen Märkten bestraft
wenn es sich auf den Kursabfalls des Dow Jones beziehen soll: und deren.
Auch investierten sie wenn in die Hoffnung, in der Hoffnung wäre die eigene Hoffung.

Inhaltlich geht es um die Spielsucht. Und in der Spielsucht liegt für den Süchtigen eine Art Fieber. Bangen, Hoffen, Jubeln, wieder alles setzen, da wird Adrenalin freigesetzt, der Puls steigt, das Herz rast. Und der Blick ist auf sich selbst gerichtet, nicht so sehr auf die anderen. Zwar kennt man sich, trifft sich immer wieder, redet (meist über nie erlebte Erfolge). Man nimmt sich wahr, aber mir erscheint dein Prot nicht süchtig genug in seiner Wahrnehmung. Er ist zu sehr darauf konzentriert, die anderen zu beschreiben. Das Fieber fehlt mit ein bisschen.
Das Thema ist auf alle Fälle lohnenswert, eine Überarbeitung wäre es auch.

Lieben Gruß, sim

 

hallo sim

danke für deine ausführliche verbesserung. habe diese geschichte zwischen tür und angel geschrieben, was allerdings auch bereits eine weile her ist. als ich sie gepostet habe, dachte ich eigentlich auch eher darüber nach, wie das thema angenommen wird. hätte aber nicht daran gedacht, das sie grammatikalisch solch eine katatrophe darstellt. komme durch meine eingebundenheit in den alltag derzeit nicht zum korrigieren, werde das aber, wenn die zeit vorhanden ist, in angriff nehmen.

germane

 

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