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Frühlingsbeginn
Er ging durch die Straßen, atmete kühle Luft ein und warme aus.
Er ging den nassen Gehsteig entlang und ärgerte sich über den Streusplit, den man noch nicht entfernt hatte und der im Profil seiner Schuhe steckenblieb.
Er stieg die wenigen Stufen, die zum Eingang führten, hinauf und betrat das Gebäude.
Das Haus war nach dem Krieg gebaut worden, die Leute brauchten ein Dach über dem Kopf.
Es war aus Ziegeln gebaut, die Räume klein, niedrig, windschief.
Schnell musste es gehen, billig musste es sein.
Der Verputz bestand aus körnigem Gestein.
Man konnte ihn mit bloßen Händen abtragen.
Die Wände waren durchlässig, der Keller feucht.
Die Asseln kolonialisierten ihn.
Der Mann stieg die morschen Stufen hinauf.
Erster Stock, erste Tür links.
Er betrat die Wohnung, die Schuhe in der Hand.
Er ging in die Küche, trocknete Leder und Sohlen und stellte die Schuhe auf den Boden auf einige Blätter der Küchenrolle.
Er zog die Jacke aus, hängte sie auf und begab sich wieder in die Küche.
Er nahm ein Messer, setzte sich auf einen Stuhl und begann die Steine aus dem Schuhprofil zu stemmen.
Neun, zehn, elf Stück fielen in den Mistkübel.
Er wusch die Sohlen der Schuhe mit warmem Wasser ab, trocknete sie und brachte dann das trüb gewordene Schwarz des Leders wieder zum glänzen.
Er stellte die Schuhe auf ein frisches Blatt Küchenrolle, ließ das Wachs einziehen.
Er zog sich aus, warf die Kleidung in den Wäschekorb, duschte.
Die Welt war grau geworden.
Gestern noch verlieh der erwachende Frühling der Welt Farbe, ein Blau, ein Grün, ein Rot, doch heute Morgen gab die Nacht die Farben nicht zurück, die sie am Abend zuvor genommen hatte.
Die Welt war grau geworden, die Wohnung licht.
Er sitzt vor dem Fernseher.
Der Wecker läutet.
Er steht auf.
Geht ins Bad.
Morgentoilette.
Er zieht sich an.
Verlässt die Wohnung, das Gebäude.
Das Auto ist nicht da, er muss gehen.
Zu spät.
Er ist zu spät.
Er entschuldigt sich.
Die Kollegen starren ihn an.
Sein Gesicht.
Er hängt die Jacke auf.
Sie fragen.
Er setzt sich.
Sie berührt ihn.
An der Schulter.
Er beginnt zu arbeiten.
Sie beobachten ihn.
Er arbeitet.
Zeit vergeht.
Er kommt.
Ist da.
Der Alte.
Er grüßt, der Mann.
Er erwidert, der Alte.
Fragt ihn, den Mann.
Er arbeitet, der Mann.
Gehen Sie nach Hause, Mann.
Er geht, der Mann.
Zu Hause.
Einer, zwei, drei.
Er sitzt.
Vier, fünf, sechs.
Das Messer in Hand.
Sieben, acht, neun.
Einen Schuh in der anderen.
Zehn, elf, zwölf.
Die Steine fallen in den Kübel.
Dreizehn, vierzehn.
Mehrere Nachrichten.
Er löscht sie.
Die Ansage.
Er hört sie.
Er hört sie.
Er hört sie.
Er hört sie.
Tränen.
Ansage.
Tränen.