Frühlingsgefühle
Frühlingsgefühle sind trügerisch. Sie vermitteln dir ein schnelles Bild der Liebe und wenn sie dich gefangen hat, zerreißt sie dir das Trugbild vor deinen Augen, noch bevor du halten kannst. Du stürzt in ein tiefes schwarzes Loch, wirst merken dass du wieder einmal voreilig gehandelt hast.
Auch ich werde eines Tages dich finden. Ich brauch dafür keine fiktiv erfundenen Frühlingsgefühle, Liebesfontänen oder sonstige halbverruchten Schwindlereien, Hasenpfoten oder Dreifüße. Du wirst dich an meinen Worten schneiden, ich werde die Wunde verpflegen und wir werden gemeinsam dem kalten Wind der Erde trotzen. Ich werde deine Hand greifen, nehme sie fest in die meine und drück dich nah an mich.
Dann sag ich dir dass ich dich glücklich machen werde und wir werden romantisch sein. Wir werden glücklich sein, so glücklich, das jeder Moment unserer gegenseitigen Abwesenheit zu einem traurigen Moment der Sehnsucht wird. Wir fahren durch Berg und Tal, lassen niemals den grauen Staub des Alltags herein und küssen uns bei Feuerschein in ewigen Sandwüsten.
Wir finden gemeinsam was wir suchen, schreiben uns herrliche Sätze, fotografieren unsere Beine in der Blumenwiese.
Wir träumen gemeinsam bei hochexplosivem Orchestralem und dumpfem Klavier von Zuckerwatte und Herbstkastanien.
Aber Frühlingsgefühle, nein, dieses Wort existiert nicht.
Es wurde erfunden von Leichfüßigen und Abergläubischen,
von, mit einem Schuss Sadismus geträufelten bösen Seelen, die Glückgeweihte in die Falle locken wollen.