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Freitagsmigräne

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26.05.2008
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Freitagsmigräne

Immer wieder diese Kopfschmerzen. Er spürte dieses dumpfe Pochen und das heiße Stechen nun schon wieder seid es angefangen hatte zu dämmern. Mit den Händen die Schläfen massierend, sah er in Richtung der Wanduhr und versuchte sich auf das Ziffernblatt zu konzentrieren. Zwei Uhr in der Nacht und er war noch immer nicht fertig. Er überlegte wie viel Zeit er verlieren würde, wenn er sein Glas noch einmal füllte. Er fragte sich kurz warum ihn diese Kopfschmerzen immer freitags überfielen, doch eigentlich war ihm der Grund hierfür hinreichend bekannt. Jetzt bloß nicht wieder abschweifen. Bis zum nächsten Morgen wollte er mit diesen verdammten Listen durch sein. Zwar handelte es sich lediglich um eine Routinearbeit, dennoch war es ihm heute einfach nicht möglich diese zu erledigen. Im Büro war bereits aufgefallen, dass er in den letzten Wochen unaufmerksamer und unkonzentrierter arbeitete als sonst üblich. Die Fehler, die er gemacht hatte, konnte auch nur noch ein Blinder übersehen. Entweder ein Blinder, oder eben Markus. Sein Chef hatte ihm heute schon zum zweiten Mal eine schriftliche Abmahnung deswegen erteilt. Beim nächsten Mal… Er wusste wenn er sich nicht endlich auf seine Arbeit konzentrieren würde ohne ständig mit den Gedanken abzuschweifen, könnte er es nicht mehr bis zum nächsten Tag schaffen. Er hörte wie es leise am Fenster seines Arbeitszimmers zu Klopfen begann, es hatte zu regnen angefangen. Er zwang sich dazu weiter zu arbeiten, doch die Kopfschmerzen wurden immer stärker. Er unterbrach seine Arbeit ein weiteres Mal um sich eine weitere Kopfschmerztablette zu holen. Es war bereits seine fünfte an diesem Abend, aber seine Beschwerden schienen sich zu verschlimmern statt gelindert zu werden.

Es hatte vor sechs Wochen begonnen, am Freitag vor sechs Wochen. Er war mal wieder der Letzte gewesen, der das Büro verließ. Schließlich hatte man ihm gute Aufstiegschancen zugesichert. In seiner Branche war dies keineswegs üblich und so machten ihm die paar Überstunden und die Wochenendarbeit nichts aus. Völlig überarbeitet und übermüdet war er in seinen Wagen gestiegen. Er fuhr die Landstraße entlang, die ihn nach Hause führen sollte und versuchte die Augen aufzuhalten. Statt sich auf den Verkehr zu konzentrieren waren seine Gedanken immer wieder zu seinem vollen Büroschreibtisch geschweift und auf einmal sah er die beiden Lichter auf sich zu rasen. Er trat auf die Bremse und schaffte es gerade noch dem Lastwagen auszuweichen. Dann hörte er es scheppern und einen markerschütternden Schrei. Wie in Trance stieg er aus seinem Wagen. Er lief zum LKW hinüber, der Fahrer schien bewusstlos zu sein, aber keine schwerwiegenden Verletzungen zu haben. Markus war beruhigt. Dann drehte er sich um, er wollte zu seinem Wagen zurück. Sein Blick fiel genau in ihre vor Schreck aufgerissenen Augen. Sie waren grün. Sie brannten sich in seinem Gehirn fest. Er blieb wie angewurzelt stehen. Es war ein so grauenvoller Anblick, der sich ihm dort bot, dass er sich nicht abwenden konnte. Angeekelt, aber gebannt sah er genauer hin. Sie lag zusammengerollt auf der Seite im Dreck. Blut und Schlamm bedeckten ihren Körper fast vollständig. Ihre Mähne war lang und Schokobraun. Wäre sie ihm in einem Park begegnet, er hätte sie für ihre Schönheit bewundert.
Plötzlich wurde ihm klar was gerade um ihn herum passiert war. Er musste sich entscheiden. Entweder er würde sich der Verantwortung stellen oder er stieg ins Auto und träte die Flucht an.

Er fuhr nach Hause, ließ sich voll laufen und meldete sich am nächsten morgen krank. Die ersten Tage waren die Hölle. Er war von Schuldgefühlen geplagt worden und hatte Dauermigräne. Schnell hatte er gemerkt, dass er sich mit seiner Arbeit ablenken konnte. Er verdoppelte seine Extrastunden und eine Zeit lang ging es ihm besser. Er schlief wieder durch und er konnte wieder Nahrung zu sich nehmen, ohne dass ihm übel wurde.
Dann kam der nächste Freitag und die Kopfschmerzen und auch sein restliches Leiden waren wieder in vollem Ausmaß existent. Aber was hatte er auch erwartet? Schließlich hatte er jemandem das Leben genommen und dann Fahrerflucht begannen.
Wie erhofft konnte sich der Kraftfahrer an nichts erinnern und hatte auch außer einer leichten Gehirnerschütterung keine Verletzungen davon getragen. Die Polizei war noch auf Spurensuche. Markus war sich sicher, dass man schon bald die Ermittlungen einstellen würde.

Ein weiterer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass schon wieder zwei ein halb Stunden vergangen waren. Es hatte keinen Sinn mehr heute weiter zu arbeiten. Er räumte die Listen in die Schublade seines Sekretärs, schloss das Fenster und löschte das Licht. Inzwischen regnete es in strömen. Das hatte er gar nicht bemerkt. Er stieg in seinen Wagen und machte sich auf den Weg nach Hause. Er brachte es noch immer nicht fertig mit der selben Ruhe zu fahren wie früher. Sein Blick wanderte gehetzt von einer Richtung in die andere und der Schweiß brach ihm aus. Klatsch nass und heilfroh über die ereignislose Fahrt, kam er in seinem Haus an.

Nachdem er sich aus dem Badezimmer noch eine Schlaftablette genommen hatte, legte er sich ins Bett. Er wusste, dass es bei der hohen Dosierung, die er bereits einnahm nicht lange dauern würde, bis er einschlief. Aber er wusste auch, dass ihn das nicht retten konnte, denn sobald er eingeschlafen war, würde er es im Traum wieder sehen. Er würde das Bild sehen, das er gesehen hatte als er vor seinem Wagen stand, das Bild, das er seit dem jeden Freitag sah, das Bild das ihm den Schlaf raubte und ihm bald den Job kosten würde, das Bild einer angefahrenen, toten, wunderschönen Perserkatze.

 

Hi Jasmin!
Ich finde deine Geschichte wirklich gelungen. Es sind zwar viele Komma- und einige Rechtschreibfehler enthalten, aber das stört ja eigentlich nicht. ;) Als ich anfing, die Geschichte zu lesen, dachte ich, es geht nur um einen Mann mit Problemen mit der vielen Arbeit. Dann wollte ich wissen, warum er immer freitags Migräne hat und dachte, auch das resultiere aus der vielen Arbeit. Das mit dem Unfall hat mich dann überrascht. Das Einzige, was ich hier vielleicht noch hinzufügen würde, ist, warum er Fahrerflucht begeht. Denn er überlegt ja erst noch, aber man erfährt nicht, warum er nicht helfen will oder so. Am besten hat mir das Ende gefallen. Kurz vor dem letzten Satz dachte ich "ach so, das wars jetzt", und beim Lesen des letzten Satzes musste ich dann schmunzeln. Tolle Idee, finde ich gut gelungen!
lg

 

Hallo Jasmin,

leider kann ich mich dem Lob nicht anschließen. Sprachlich solltest Du noch etwas an deiner Geschichte feilen. Ich habe mal ein paar Beispiele aus dem ersten Absatz heraus gesucht.

Zum Thema deiner Geschichte: nicht uninteressant, aber die Gefühle deines Protagonisten kamen nicht richtig bei mir an. Die Entscheidung zur Fahrerflucht wird mir nicht ausreichend vermittelt, die Gewissensbisse werden deutlich, letztendlich aber in einer für mich zu moralischen Form verarbeitet. So nach dem Motto "Begeht keine Fahrerflucht, sonst werdet ihr eures Lebens nicht mehr froh." Ich bin kein Fan von Überraschungen im letzten Satz, aber das ist Geschmackssache.

So, nun zu den Details:

Er spürte dieses dumpfe Pochen und das heiße Stechen nun schon wieder seit es angefangen hatte zu dämmern.
Die Fehler, die er gemacht hatte, konnte auch nur noch ein Blinder übersehen. Entweder ein Blinder, oder eben Markus.
Verstehe ich nicht. Ich schätze, Markus ist sein Chef, und der übersieht seine Fehler doch gar nicht.
Er hörte wie es leise am Fenster seines Arbeitszimmers zu Klopfen begann, es hatte zu regnen angefangen.
Stilistisch nicht schön. Eine Formulierung wie z.B. "Er hörte ein leises Klopfen am Fenster seines Arbeitszimmers, es begann zu regnen." fände ich passender und einfacher ausgedrückt.
Er zwang sich dazu weiter zu arbeiten, doch die Kopfschmerzen wurden immer stärker. Er unterbrach seine Arbeit ein weiteres Mal um sich eine weitere Kopfschmerztablette zu holen.
Dreimal das Wort "weiter(e)" in zwei Sätzen.

Außerdem solltest Du die Kommasetzung noch mal überarbeiten. Aber vielleicht hast Du ja Lust, noch mal an die Geschichte zu gehen?

Viele Grüße und noch viel Spaß hier,
Juschi

 

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