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26.01.2006
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Du kannst das nicht mehr. Und wollen, oh wollen tust du es schon lange nicht mehr. Überhaupt nicht. Nicht ein kleines bisschen. Bisher hast du es gemacht, weil du musstest. Aber jetzt, jetzt kannst du nicht mehr. Jetzt liegst du schniefend und schnaubend und schwitzend am Boden und er schreit und schreit und schreit dich an. Hüpft um dich herum, wie ein giftiger Zwerg in schlechter Stimmung. Ganz schlechter Stimmung.
“Come on! Do it! Come on!”
Dir ist nicht nach “Come on!”. Du möchtest schlafen. Auf dem nassen, kalten, glitschigen Boden, auf dem du soeben ausgerutscht bist.
Er springt immer noch, schreit weniger und sieht dich an. Oh soll er doch implodieren. Weg sein. Soll er rennen von München nach Hamburg mit kleinen Kreuztrippelschritten, ein Springseil zwischen seinen Fingern, mit Gewichten an den Beinen Räder schlagend. Und soll er doch so leicht werden, dass er fortschwebt damit. Langsam gen Sonne schwebt und einfach so verpufft.
Und er soll sie alle mitnehmen. Alle die Verrückten, alle die sich verkaufen der Industrie zur Freude und sich selbst zum Leid an Fernsehsternchen und Modelmacher, an Unterwäscheplakate, an LKW-Aufkleber, an Fotografen und an den Rest der Welt um mir und dir und allen ein gefaktes Vorbild zu sein.
Dann, ja dann könntest du in diesem wundervollen Ascheregen zur Bäckerei gehen und dir drei Streuselschnecken kaufen, mit einem großen Cappuccino und extra viel Sahne. Ach du kannst es förmlich spüren, wie sie alle in ihren Partikelchen vom gescheiterten Sonnenflug auf dich herabrieseln. Oh du schüttelst dich vor Freude dieses wohligen Gefühls.
Du machst die Augen wieder auf und realisierst, dass dein Ascheregen Schneeregen ist. Wenn du weiterhin liegen bleibst wirst du in den nächsten Stunden erfrieren, die Welt an sich ein wenig leichter sein und dein Personal Trainer arbeitslos. Also raffst du dich auf mit schweren, wuchtigen Bewegungen. Du bist gegen sozialverträgliches Frühableben, so wie du gegen Kalorien bist, gegen Dicke im Freibad und gegen den Tod im Schneematsch. Du bist ein dicker Kämpfer und so joggst du weiter. Er sieht dich wütend an. Es scheint, als gäbe es heute keine weiteren Pausen.

 

Hallo RosaEngels,

die Geschichte hat mir ziemlich gut gefallen; mit wenigen Worten schaffst Du es, den Leser in den Bann zu ziehen. Zumindest hast Du das bei mir geschafft. ;)

Du schilderst einen Leistungssportler oder eine Leistungssportlerin (ich bleib jetzt einfach bei letzterem...), die nicht mehr kann, am liebsten beim Training aufhören und alles hinschmeißen möchte. Die aber nicht darf. Der Druck der Gesellschaft ist zu groß, der Druck ihres Trainers - und so wird ihr Wille aufzugeben, gebrochen und sie rappelt sich erneut auf, reißt sich wieder zusammen. Obwohl sie das eigentlich nicht will.
Sie fühlt sich den Erwartungen ihrer Umwelt nicht mehr gewachsen, aber die Umwelt gibt sie nicht frei.

Hat mir wirklich ziemlich gut gefallen! :)

Gruß,
stephy

 

Juhu... Jetzt fühlt sich Rosa toll mal so direkt ne positive Kritik zum Einstieg zu kriegen. Vorallem freu ich mich, dass ich so super verstanden werd, weil ich machte mir da bissl Sorge. Vielen Dank und alles Liebe.

 

Hallo Rosa,

ich liebe Interpretiergeschichten. :D Wobei es bei dieser ja gar nicht so viel zu Interpretieren gab. :)
Dafür, daß Du erst siebzehn Jahre jung bist, muß ich echt sagen: Alle Achtung! Du hast eine sehr schöne bildhafte Sprache. :)

Gruß,
stephy

 

Hi RosaEngels,

mir hat deine Geschichte auch sehr gut gefallen. Der Anfang reisst einen sofort mit, man versteht nicht direkt worum es geht, aber du schaffst es, neugierig zu machen.
Die Bilder sind klasse und nicht nur in Anbetracht der Tatsache, dass die doofe Heidi im Fernsehen schon wieder sucht und ganz Deutschland ihr Einschaltquoten bringt, ein aktuelles Thema!

Well done

Katinka

 

Hallo Rosa,

Hat mir auch gefallen. Vor allem, weil ich mal wieder nicht die Pointe geschnüffelt habe, dein Ende mich also überraschen konnte.
Bei deinem Schreibstil bin ich mir nicht so sicher. Einerseits finde ich ihn schon irgendwie gelungen, andererseits fehlt mir da auch irgendwo die Tiefe. Du benutzt ein sehr simples Vokabular, aber reihst die Worte zu interessanten Sätzen aneinander.
Solch ein Satz ist zum Beispiel ziemlich gewagt:

Jetzt liegst du schniefend und schnaubend und schwitzend am Boden und er schreit und schreit und schreit dich an
da du hier mit heftigen Wiederholungen und Verstärkungen arbeitest. Dicht aufeinander.
Es fällt mir auf, doch es passt in deinen Rhythmus, da du die ganze Zeit über mit diesen nachgeschobenen Verstärkungen arbeitest.
Bin nach wie vor etwas gespalten, was mich aber genau da stört weiß ich nicht, im "gesamtgefüge" ist irgendetwas in meinen Augen noch nicht 100%ig stimmig. Hmm...
Fazit bleibt aber: gerne gelesen

grüßlichst
weltenläufer

 

Ich freue mich so sehr über diese Kritiken... In der Klasse gab's heute 15 Punkte drauf. Sehr zufriedenstellend. Solltest du, Weltenläufer noch einen Verbesserungspunkt finden, dann schick ihn mir doch bitte. Danke an euch alle... *Fröhlich guck*

 

Hej RosaEngels,

ich kann mich nur anschließen: hat mir sehr gut gefallen. Ich mag Geschichten, die mich einfach mitziehen, zwischendurch lächeln lassen, obwohl ich noch gar nicht genau begriffen habe, worum es geht,

Soll er rennen von München nach Hamburg mit kleinen Kreuztrippelschritten, ein Springseil zwischen seinen Fingern, mit Gewichten an den Beinen Räder schlagend.

bis kurz vor Schluß noch etwas offen lassen, und dann ohne bleischwere Erklärungen enden.

LG
Ane

 

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