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Freizeitgestaltung
Du kannst das nicht mehr. Und wollen, oh wollen tust du es schon lange nicht mehr. Überhaupt nicht. Nicht ein kleines bisschen. Bisher hast du es gemacht, weil du musstest. Aber jetzt, jetzt kannst du nicht mehr. Jetzt liegst du schniefend und schnaubend und schwitzend am Boden und er schreit und schreit und schreit dich an. Hüpft um dich herum, wie ein giftiger Zwerg in schlechter Stimmung. Ganz schlechter Stimmung.
“Come on! Do it! Come on!”
Dir ist nicht nach “Come on!”. Du möchtest schlafen. Auf dem nassen, kalten, glitschigen Boden, auf dem du soeben ausgerutscht bist.
Er springt immer noch, schreit weniger und sieht dich an. Oh soll er doch implodieren. Weg sein. Soll er rennen von München nach Hamburg mit kleinen Kreuztrippelschritten, ein Springseil zwischen seinen Fingern, mit Gewichten an den Beinen Räder schlagend. Und soll er doch so leicht werden, dass er fortschwebt damit. Langsam gen Sonne schwebt und einfach so verpufft.
Und er soll sie alle mitnehmen. Alle die Verrückten, alle die sich verkaufen der Industrie zur Freude und sich selbst zum Leid an Fernsehsternchen und Modelmacher, an Unterwäscheplakate, an LKW-Aufkleber, an Fotografen und an den Rest der Welt um mir und dir und allen ein gefaktes Vorbild zu sein.
Dann, ja dann könntest du in diesem wundervollen Ascheregen zur Bäckerei gehen und dir drei Streuselschnecken kaufen, mit einem großen Cappuccino und extra viel Sahne. Ach du kannst es förmlich spüren, wie sie alle in ihren Partikelchen vom gescheiterten Sonnenflug auf dich herabrieseln. Oh du schüttelst dich vor Freude dieses wohligen Gefühls.
Du machst die Augen wieder auf und realisierst, dass dein Ascheregen Schneeregen ist. Wenn du weiterhin liegen bleibst wirst du in den nächsten Stunden erfrieren, die Welt an sich ein wenig leichter sein und dein Personal Trainer arbeitslos. Also raffst du dich auf mit schweren, wuchtigen Bewegungen. Du bist gegen sozialverträgliches Frühableben, so wie du gegen Kalorien bist, gegen Dicke im Freibad und gegen den Tod im Schneematsch. Du bist ein dicker Kämpfer und so joggst du weiter. Er sieht dich wütend an. Es scheint, als gäbe es heute keine weiteren Pausen.