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Freunde

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19.06.2001
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Freunde

FREUNDE

Der Wagen bog von der Hauptstraße in den kleinen Waldweg ab. Zwei Männer saßen in dem Geländewagen. Sie sprachen nicht miteinander, hörten der belanglosen Musik aus dem Radio zu. Nach etwa fünfhundert Metern hielt der Wagen. Wortlos stiegen sie aus und gingen tiefer in den Wald hinein. Nichts war zu hören, nur das Knacken der Äste, das Rascheln des Herbstlaubes, ihr ruhiger Atem. Ansonsten umgab sie nur Stille. Eine unheimliche Stille. Und dann hatten sie den Wald durchquert und befanden sich nun auf einer kleinen Lichtung, in deren Mitte ein schmutziger Teich lag. Sie brachen ihr Schweigen, als sie den Teich erreicht hatten.

„Weiß du was, Kevin?“ fragte der eine und hob einen Stein vom Boden auf.
Kevin sah zu Reynard. „Ja?“
„Es ist lange her, daß wir das letzte Mal hier waren.“ Reynard warf den Stein ins Wasser. „Das müssen so an die zehn Jahre sein, oder?“
„Kann sein.“ sagte Kevin und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß allerdings noch, wie ich dich hier überrascht habe, Rey.“ Er lächelte.
Reynard lachte laut. „Oh, du meinst Scooter.“
„Ja, Scooter. Du hast den armen Köter hier einfach ersoffen.“ Kevin kramte eine Packung Zigaretten aus seiner Jacke hervor. „Rey?“ fragte er und hielt seinem Freund die Schachtel hin.“
Reynard winkte ab. „Nein, hab´s aufgegeben.“
„Hm.“ brummte Kevin und zündete sich eine Zigarette an.
„Oh man.“ sagte Reynard. „Scooter... Mein Vater hat mich dafür richtig... bluten lassen.“
Kevin nickte. „Ja, war kaum zu übersehen.“ Er erinnerte sich, daß Kev eine Woche nicht in der Schule gewesen war. „Oh man.“

Sie hörten ein Geräusch in der Luft und sahen nach oben. Über ihnen flog ein Flugzeug hinweg.
„London?“ fragte Kevin.
Reynard schüttelte den Kopf. „Nein.“ sagte er und deutete hinter sich. „London liegt in der Richtung.“
„Warst du schon mal dort?“
„Natürlich. Du etwa nicht?“
Kevin zog an der Zigarette. „Bis jetzt hatte ich noch nicht die Gelegenheit dazu.“
„Du solltest das nachholen. Eine schöne Stadt. Ja... eine wirklich schöne Stadt.“ Reynard sah zu Boden. „Verdammt.“
„Was ist?“
„Nichts, ich dachte nur eben an Phoebe und Kathy.“
Kevin warf die Zigarette in den Teich. „Was ist mit Phoebe und Kathy?“ Er erhielt keine Antwort. „Rey? Phoebe und Kathy? Was ist mit ihnen?“
„Ach, Kev. Das... Es ist nur so, ich... vergiß es!“
„Wie du meinst.“ Kevin zündete sich eine neue Zigarette an. Nach dem ersten Zug hustete er leicht.
Reynard lächelte und sagte: „Rauchen kann tödlich sein.“
Kevin nickte. „Ja, das kann es durchaus.“
„Hm, ja.“

Reynard hob erneut einen Stein auf und warf ihn ins Wasser. „Weiß du, Kev. Ich habe nie viel über unseren Beruf nachgedacht.“
„Ja, ich weiß was du meinst. Wenn man zuviel nachdenkt, macht man Fehler.“ Kevin hustete. „Scheiße!“ Er warf die Zigarette weg. „Worauf willst du hinaus?“
Reynard sah Kevin an. „Letztendlich habe ich über vieles nachgedacht, Kev. Vielleicht zuviel. Ansonsten würden wir heute nicht hier sein, oder?“
„Rey, ich...“
„Nein, laß gut sein. Wir haben die Regeln nicht gemacht, mein Freund.“ Reynard blickte zum Teich. „Das... haben wir nicht.“
Kevin unterdrückte einen neuerliches Husten. Scheiße, dachte er. Aber nun war wohl der Augenblick gekommen. „Okay, Rey. Bist du soweit?“

Reynard sah nach oben und lachte. „Ob ich soweit bin?“ Dann verdüsterte sich sein Gesicht und mit ruhiger, ernster Stimme fragte er seinen Freund: „Wärst du denn soweit, Kev? Würdest du bereit sein, eines Tages hier mit einem Freund zu stehen? Einem echten Freund, der den Auftrag hat...“
Kevin unterbrach ihn. „Laß gut sei, Rey! Wie du schon sagtest, wir haben die Regeln nicht erschaffen. Wir sind nur dazu da, sie zu befolgen.“ Er holte tief Luft, was zu einem weiteren Hustenanfall führte. „Und wenn es ein Trost für dich sein sollte... du kannst froh sein, daß ich mit dir hier bin.“
„Ah... ein schwacher Trost.“ sagte Reynard.
Kevin ging einige Schritte zurück und streifte sich ein Paar Handschuhe über. „Besser ein schwacher Trost, als gar keiner, nicht wahr?“ sagte er und zog seine Waffe. Er zielte auf Reynard. „Bringen wir es hinter uns.“

Renyard kniete sich auf den nassen Boden. „Wieviel bin ich wert gewesen, Kev?“
„Es geht so.“
„Oh... so wenig? Und ich dachte immer, ich wäre einer der besten.“ Renyard schloß seine Augen. Er dachte noch einmal an den Tag zurück, als er Kevin kennengelernt hatte. An den Tag, als er diesen verlausten Köter hier in diesem Teich ersoffen hatte. Und wie er von Kevin überrascht wurde. „Aber wir hatten schon gute Zeiten zusammen, Kev!“
Kevin hielt die Pistole an Reynard´s Hinterkopf. „Ja, die hatten wir.“ Irgendetwas hinderte ihn, abzudrücken. „Rey?“
„Ja.“
„Du brauchst dir um Phoebe und Kathy keine Sorgen zu machen.“
Reynard lächelte. „Danke... Kev.“
Kevin nickte. Das hatte er noch sagen müssen, auch wenn es eine Lüge war.

Sekunden später durchbrach ein Schuß die unheimliche Stille, welche an diesem kühlen und grauen Morgen vorherrschte.

Er hielt den Wagen an. Vor ihm lag die Hauptstraße. Eigentlich mußte er nach rechts abbiegen. Das Autotelefon läutete. Er nahm den Hörer ab.
„Ja?... Ja. Erledigt.... Wie üblich Überweisung... Ja. Ja. Nein...“ Er blickte in den Rückspiegel. „Nein, in den nächsten vier Tagen bin ich nicht erreichbar... Ja. Dann...“ Er legte auf.
Als er in den Rückspiegel gesehen hatte, war seine Entscheidung gefallen. Kevin bog links ab, Richtung London. Vielleicht würde es sich ja doch lohnen... Aus dem Radion ertönte belanglose Musik. Er schaltete es ab. London, dachte Kevin und lächelte. Warum sollten Phoebe und Kathy nicht noch ein paar Tage mehr bekommen?

ENDE

copyright by Poncher (SV)

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Tja, die Qual der Wahl: Alltag, Gesellschaft, Spannung? Ich denke, hier ist der Beitrag schon richtig aufgehoben... aber richtet selbst!

 

Zaza:

Du hast den ZEILENWECHSEL vergessen!

Ok, dann war das kein Vorwurf und Du bist mir weiterhin treu ergeben. Hurra, damit kann ich leben.

Richtig müßte es SO dastehen:

Ok, dann war das kein Vorwurf und Du bist mir weiterhin treu ergeben.
Hurra, damit kann ich leben.

(Du verstehst?)

Ja gut, aber treu ergeben erst dann, wenn ich die ultimative Antwort von dir bekomme. In der Zwischenzeit schaue ich mal vorbei bei...

 

"auch wenn es eigentlich nicht meine Absicht war"

Also die Absicht des Autors spielt keine Rolle beim Lesen. Da könnte ja jeder kommen. :D

 

@Armelle:

Also ich habe es versucht... und... hm, du hattest wohl Recht! Danke!

Ganz unterkühlt sage ich: Bis bald!

Ponch

Willst du mich nicht wenigstens heiraten, hm?

 

Na, im realen Leben wird er ja wohl auch kaum ein williges Weibchen finden, ehehe!

 

Poncher heiraten kann ich Dich leider nicht, das verstieße gegen meine Prinzipien. Nimmst Du das aber nicht persönlich, oder? <IMG SRC="smilies/eek4.gif" border="0">
Außerdem drängt sich mir der Eindruck auf, als fühlte sich da eben eine gewisse Zaza zurückgesetzt... also Poncher, dranbleiben! <IMG SRC="smilies/cwm37.gif" border="0"> :D

 

Na, dann bleibt uns Dreien wohl nichts weiter übrig als eine... genau! Dreierbeziehung! Ich denke, ihr beiden werdet euch gut verstehen. Also erster gemeinsamer Abend bei Zaza, oder?

<IMG SRC="smilies/cwm37.gif" border="0">Poncher <IMG SRC="smilies/cwm37.gif" border="0">

 

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