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28.06.2010
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Es ist Winter und der Wald erscheint in seiner weißen Pracht romantisch und wild zugleich. Die Spuren im Schnee lassen erahnen, dass hier in Abwesenheit des Menschen ein betriebsames Leben der Tiere herrscht.
Gestern Abend habe ich mich zeitig zur Ruhe begeben, denn ich weiß, ich werde heute sehr früh aufstehen. Und tatsächlich, im schönsten Traum spüre ich plötzlich einen warmen Atem und etwas Nasses im Gesicht. Ich wache auf, senkrecht über mir steht, mit den Vorderpfoten auf die Bettkante gestützt, mein Freund, der Collie namens Xushu, und begehrt mittels Nasestupsen um fünf Uhr in der Frühe einen Waldspaziergang! Ich bin allein mit dem Hund in unserer Hütte, wir haben uns eine Auszeit genommen und sind beide sehr glücklich, mal richtig Zeit füreinander zu haben. Die braucht der Hund auch, er ist noch jung und recht verspielt. Hat aber schon eine gute Grunderziehung genossen und ich weiß, ich kann mich auf ihn verlassen. Also ziehe ich mich warm an und bewaffnet mit Taschenlampe und Hundeleine geht es raus in die Dunkelheit. Allerdings so dunkel ist es gar nicht, denn der Schnee reflektiert jedes Licht, das durch die aufreißenden Wolken von den Sternen in den Wald gelangt. Die Luft ist klar und kalt, der Hund ist munter und ich werde es gerade. Schuschel, wie ich den Collie gern nenne, rennt voraus, die Nase eingetaucht im Schnee. Immer wieder schaut er sich nach mir um, ob ich denn auch endlich herankomme und ob ich das wohl auch so toll finde, was da an Düften im Wald zu riechen ist. Für Schuschel ist das wie Zeitung lesen: Das Neueste ist da zu erfahren. Wer war in meinem Revier? Etwa noch ein Hund? Und wenn ja, dann schnell meine Markierung darüber setzen. Und dieser Duft, was mag das wohl sein? Ein Hase, ein Reh oder ein Wildschwein? Oder hat nur ein Igel den Winterschlaf verpasst? Xushu wird das noch herausfinden, die Erfahrung kommt mit den Jahren. Unser Weg führt uns runter an den See. Wir nähern uns ihm langsam, denn manchmal kann man Wild auf ihm beobachten.
Am Waldrand bleiben wir beide stehen. Xushus Ohren spielen und die Nase versucht Witterung aufzunehmen. Ein leichter Wind, vom See aufkommend, streicht durch sein dichtes Fell. Der See ist zugefroren und es gibt Tiere, die gern auch mal eine Abkürzung nehmen. Der Fuchs, dieser schlaue Bursche, versucht so an das Wassergeflügel heran zu kommen. Der auf dem See liegende Schnee verrät, wer sonst noch hier war. Ich betrete das Eis, es trägt und wir könnten mühelos den See überqueren. Das ist Schuschel aber nicht ganz geheuer, fiepend rennt er am Rande auf und ab. Die Enten da hinten in der kleinen noch offenen Stelle im Wasser, die scheinen interessant zu sein. Sie sind wohl wach geworden und aus ihrem Versteck im Röhricht vorsichtshalber in das Wasser gewatschelt. Ich ermahne den Hund, hier zu bleiben. Das erinnert mich an eine Begebenheit, die ich vor vielen Jahren erlebt habe:
Damals war mein treuer Begleiter ein Cockerspaniel namens Cocki. Diese liebe und wunderbare Hündin war ebenfalls gut erzogen, allerdings war sie in einer Sache nicht zu halten: Wildgänse! So kam es, als ich einmal nicht richtig aufgepasst hatte, dass sie mir in den spätherbstlichen, von Wasser flach überfluteten Neißewiesen ausgebüchst ist. Ehe ich mich versah, rannte sie so schnell durch das Wasser, dass dieses hoch aufspritzte und ihre langen Ohren waagerecht in der Luft standen. Ihr Ziel waren die Gänse. Nicht verwunderlich, denn der Cockerspaniel wurde einst als Stöberhund gezüchtet. Jedoch, bei solchem Getöse stiegen die Wildgänse auf und meine Cocki flog mit einem langen Satz ins Wasser der Neiße. Sie hatte wohl im Eifer die Uferzone übersehen. Da das Ufer der Neiße an dieser Stelle abschüssig ist, kam die Hündin nicht allein wieder heraus. Mit beiden Vorderläufen versuchte sie an Land zu kommen, jedoch das Wasser trieb sie immer weiter flussabwärts. Also bin ich gerannt was das Zeug hielt, habe mich am Uferrand in den nassen Dreck geworfen und konnte so die mir entgegen kommende Cocki herausziehen. Sie schüttelte sich das Wasser aus dem Fell, wackelte freudig mit dem gesamten Hinterteil, schaute mich mit ihren treuen Augen an, als ob nichts gewesen wäre, und ich war patschnass und völlig verdreckt aber glücklich, dass alles noch so glimpflich abgelaufen war.

Zurück aus meinen Gedanken registriere ich, der Collie an meiner Seite gehorcht, ihm fällt es leichter, die Enten zu vergessen. Dafür bekommt er ein großes Lob.
So sind wir beide etwa eine halbe Stunde unterwegs, bis ich dem Hund erkläre, dass wir nun in die warme Hütte zurückgehen und eigentlich noch ein Stündchen schlafen könnten. Schließlich haben wir ja frei, es ist immer noch dunkel und nichts kann uns hetzen. Das scheint auch dem Hund recht zu sein und bevor wir uns niederlegen, gibt’s noch ein kleines Leckerli. Schuschel ist auf seinem Lager schnell eingeschlafen. Er träumt wohl vom baldigen Frühstück oder von ausgedehnten Wanderungen durch den Wald, die uns in den nächsten Tagen erwarten. Später sitze ich dann bei einem duftenden Kaffee in der Hütte, schaue auf den Hund und denke mir, unter diesen Umständen stehe ich gern so zeitig auf.

 

Hallo Naturfreund!

Herzlichst willkommen hier!
Viel Spaß und Vergnügen.

Gutes Debut hast du abgelegt, wenngleich viel tiefer als unter die Schneedecke geht es nicht. Muss auch nicht, wolltest du auch nicht.

Dir gelingt es gut, die Ruhe, die Stimmung des winterlichen Reviers zu schildern.

Ein wenig verwirrend die Zeitangaben:

Vor einigen Jahren: Es ist Winter und der Wald erscheint in seiner weißen Pracht romantisch und wild zugleich
Gestern Abend habe
an eine Begebenheit, die ich vor vielen Jahren erlebt habe

Es liest sich für mich so: die Geschichte spielt vor einigen Jahren, bei der Gelegenheit erinnerst dein Prot sich an eine Geschichte, die ihrerseits vor vielen Jahren gespielt hat.
So wichtig fand ich die Eingangserwähnung "Vor einigen Jahren" nicht, vllt kannst du sie weglassen.

Gefallen hat es mir dennoch.

Gruß

Adem

 

Hallo Adem,
vielen Dank für Dein Willkommen und Deine Hinweise. Eine Korrektur habe ich bereits gesetzt. Die Eingangsbemerkung ist in der Tat verwirrend. So kommt es, wenn man mitten im Sommer eine Wintergeschichte vom Stapel läßt ;-) Was den Tiefgang dieser Geschichte betrifft, nun ja, Du sagst es selbst... Es ist nur eine kleine Begebenheit, die für mich das Leben schrieb, allerdings eine schöne.
Herzlichen Gruß
Naturfreund

 

Hallo Naturfreund!

Der fehlende Tiefgang war hier weniger als Kritik gemeint - im Gegenteil, ich finde es gut, wenn etwas weniger Besonderes für einen Menschen etwas Besonderes wird oder wenn man vom Alltäglichem für sich einen Schatz gewinnen kann. Das schaffe ich leider nicht so oft und bewundere es an anderen.

Gruß

Adem

 

Hallo Naturfreund,
auch von mir willkommen auf kg.de! :)

Ich muss gestehen, dass mich deine Kurzgeschichte unbefriedigt zurückließ. Dein Protagonist läuft mit seinem Hund durch den Wald und denkt an vergangene Tage mit seinem Cockerspaniel - und das war's dann auch schon.

Gut, so ein Morgenspaziergang hat schon etwas. Wenn die Welt noch schläft, und eine majestätische Stille über dem Land liegt. Zumindest die Atmosphäre hast du für mich befriedigend eingefangen.
Die Szene mit dem Cockerspaniel, der Wildgänse hinterher jagt und der dann in die Neiße fällt, ließ mich allerdings eher, wie auch der Rest der Story, unberührt.

Ich gehe davon aus, dass sich die Begebenheit real ereignet hat? Dann kann ich gut nachvollziehen, dass es für dich eine schöne, wenn auch kleine Begebenheit war, die für dich das Leben schrieb. Mir als Leser fehlte hingegen so etwas wie Spannung oder Unterhaltung, die ich beim Lesen einer Kurzgeschichte prinzipiell erwarte.

Ein paar orthographische Anmerkungen:

jedes Licht, dass durch die aufreißenden Wolken
das
Xushu's Ohren
Xushus
Der, auf dem See liegende Schnee
ohne Komma
So sind wir beide etwa eine halbe Stunde unterwegs bis ich dem Hund erkläre
unterwegs, bis

Der Titel ist treffend gewählt, passt allerdings auf sehr viele Kurzgeschichten.

Hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen ein bisschen was anfangen.

Viele Grüße
Michael

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Michael,
danke Dir für Deine Hinweise, die Fehler sind korrigiert.
Bezüglich Deiner Frage: die Begebenheit ereignete sich real. Spannenderes gab es da leider nicht zu erzählen - ist halt so eine Sache mit Stimmungslagen ;)
Gruß
Naturfreund

 

Hallo Naturfreund,

und auch von mir ein Willkommensgruß.

Ich kann mich Michael nur anschließen. Die Morgenstimmung hast Du gut eingefangen. Leider war es das dann auch schon, was mich als Leser befriedigt.
Mir fehlt ein Thema, eine Prämisse und Spannung. All das erwarte ich von Geschichten. Niedergeschriebene Erlebnisse privater Natur wirken leider oft wie Tagebucheinträge.

Um Alltag einzufangen, nutze die Stimmung doch aus, zeigen den Spaziergang der beiden, der dann im Haus wieder endet, die Vögel erwachen, der Tag beginnt, die Ruhe wird aufgehoben und durch "Hektik" ersetzt. Zum Beispiel durch die Nachrichten aus dem Radio. Diese kleinen Stillen Momente, die so viel Befriedigung verschaffen, damit kann man sich Leser identifizieren. Von mir aus auch das kurze aufflackern der Erinnerung. Diese aber eben nicht als Bericht einer Begebenheit, sondern literarisch verarbeitet. Dann wäre mir die Geschichte richtig ins Herz gewachsen.

Viel Freude Dir hier, an Deinen Geschichten und denen von Anderen.
In diesem Sinne Fliege

 

Hallo Fliege,
auch Dir mein Dank, gern nehme ich Hinweise auf. Allerdings sei mir gestattet zu bemerken, in meinem Alter ist man froh wenn nicht Hektik den Alltag bestimmt ;) Beschaulichkeit war mein Ziel, jedoch, ich vergaß, dass dies in anderer Augen durchaus langweilig sein kann. Ich werde mich erstmal hier im Forum in aller Ruhe umschauen, um eine Orientierung zu finden.
Gruß
Naturfreund

 

Tag!

Es ist Winter und der Wald erscheint in seiner weißen Pracht romantisch und wild zugleich. Die Spuren im Schnee lassen erahnen, dass hier in Abwesenheit des Menschen ein betriebsames Leben der Tiere herrscht.
Gestern Abend habe ich mich zeitig zur Ruhe begeben, denn ich weiß, ich werde heute sehr früh aufstehen.

Das ist schräg, weil er ja zuerst den Wald beschreibt (also draußen ist) und dann davon redet, dass er jetzt dann gleich aufwachen wird ... also praktisch schläft, in dem Moment, in dem er es erzählt.

Hmm ... wenn du den Wald beschreiben willst, ohne dass ihn gerade jemand sieht, dann musst du dem Leser nahebringen, dass du jetzt dann (als Erzähler) in die Hütte (oder was auch immer) gehst und dort den schlafenden Menschen findest.

Und in der Ich-Perspektive, wie du sie ja hast, könnte er evtl. von dem Wald träumen. Oder er könnte aufwachen und sich auf den Wald freuen, sich die schneebedeckten Tannen ausmalen und sich vorstellen, wie sein Hund durch den Tiefschnee pfügt.

So, ja ... schöne Wintermorgen-und-Apfeltee-mit-Zimtgeschmack-Stimmung, ganz passend jetzt im Sommer. Aber die Geschichte selbst ist mir zu dürftig. Es ist eher eine Anekdote, etwas, das du nacherzählst, das kann noch so schön gewesen sein, aber es taugt nicht als Geschichte.

Man kann das lesen, keine Frage, und sich von der Stimmung einfangen lassen. Aber es fehlt die Veränderung ... der Weg. Der Hund und der Erzähler, die sind am Ende der Geschichte genau wie am Anfang.

Bis bald!

yours

 

Hallo yours truly,
auch Dir mein Dank!

Man kann das lesen, keine Frage, und sich von der Stimmung einfangen lassen. Aber es fehlt die Veränderung ... der Weg. Der Hund und der Erzähler, die sind am Ende der Geschichte genau wie am Anfang.
Das ist Ansichtssache meine ich. Für den Hund und den Menschen (ich selbst) war ja schon das Erlebte eine Bereicherung, über die es zu erzählen galt. Deshalb habe ich auch im Bereich "Alltag" gepostet ;-)

Gruß Naturfreund

 

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