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Frost und Kälte

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07.07.2005
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Frost und Kälte

"Er ist wie eine Flasche Sprudel!",denkt sie, als Elias verstört auf den kleinen Möhrenhaufen am Rand seines Tellers starrt. "Nach außen hin verschloßen, doch innerlich mit so viel gefüllt, was ihm entfliehen will, das in ihm ein Vakuum entsteht." und im nächsten Augenblick wirkt es, als bricht sein Blick durch die Möhren, den Teller und das dicke Fichtenholz bis hinein ins Innere der Welt. Seine Augen nehmen öfters diese merkwürdige Form an. Dann beginnen seine Pupillen leicht zu glänzen, die Iris scheint samt ihren ihren Farben zu verschwimmen und sein Gesicht verliert jeglichen emotionalen Ausdruck. In jenen Momenten wird er kalt; sein Herz steigert sich in Wut und jene Eigenschaften, welche wir als gut abstempeln, scheinen zu gefrieren. "Sprich ihn nicht an!Sprich ihn nicht an!", sagt sie sich immer wieder. Elias zeigt keine Regung. Etwas bedrückt ihn. "Nicht ansprechen! Es hat keinen Sinn!" Langsam löst sich Elias Auge von dem kleinen ärmlichen Gemüse auf seinem Teller und er starrt mit jener gleichen Emotionslosigkeit in das fremde verlorene Gesicht dieser Frau, als sei sie an Bedeutung den Möhren gleich. "Wenn dein kleiner Schädel nur im Stande wäre zu verstehen, was Liebe ist, dein Auge im Stande zu erkennen, wann sie vorüber ist! Ich liebe eine andere!" Ein Augenblick Stille; hatte er das gerade gesagt oder gedacht; keine Regung in ihrem Gesicht. Die kleine Wanduhr tickt, über den Pavillon streift ein schwacher Wind und leise tönt aus den zwei Lautsprechern links und rechts vom Tisch klassische Musik. Die Frau atmet leise, die zarten Nasenflügel flattern leicht und breiten sich aus; bei jedem Atemgang erhebt sich ihre Brust sanft, wie eine schwache Welle, welche auf dem Meer der Brandung entgegen strömt. Er hatte es nicht gesagt!
"Hast du keinen Hunger mehr?", fragt die Frau, während die schwach glühenden Katzenaugen des Mannes über ein kleines Familienportrait auf einer Kommode wandern. In dem Bild steht er mit seiner Frau Arm in Arm vor einer braunen Blockhütte, welche am Ufer eines großen ovalen Sees errichtet ist. Der See schimmerte im Sonnenlicht immer wie ein schwach phosphoreszierender Aufkleber; glänzend und an manchen Stellen wurde er so klar, das die Reflektionen fast unwirklich schienen. Er erinnert sich noch dran,wie sie des Abends immer auf Liegestühlen am See saßen und still die unzähligen Sterne am klaren Nachthimmel zählten. Das war ihr letzter Sommerurlaub gewesen. Er schien ihm jetzt auch unwirklich; als sei die Erinnerung zwar vorhanden, aber weniger mit der Sonne selbst zu vergleichen, als mehr mit ihrem Schein.
Er antwortet klar; ohne ihr einen Blick zu gewähren: "Nein, keinen Hunger mehr!"
Noch immer tönt schwach eine tragische Melodie durch die Lautsprecher; das Geäst eines Baumes raschelt an der Scheibe, beginnt zu sprechen; sie schluckt den letzten Rest Gemüse, er starrt weiter auf die ärmlich klägliche Momentaufnahme und allmählich wie das schwarze Autoabgas, welches sich aus dem Auspuff drückt und auf der Straße senkt, verteilt sich in dem Raum eine Stille. Er schluckt. Man hört es. Sie atmet lauter; schneller. Die Musik im Hintergrund nimmt ihren Höhepunkt im schnellsten letzten Satz, welcher mit einem pompösen Motiv einsetzt. Noch einmal starrt sie ihn an,bis sie aufsteht und ins Schlafzimmer geht. Er bleibt noch kurz sitzen, starrt durchs Fenster in den leicht bedeckten Nachthimmel. Der sichelförmige Mond pulsiert glühend. Einige Äste bewegen sich. Zwei Blätter fallen vom Baum und lassen die kahlen Äste an der Krone zurück.Dann geht er schlafen.

 

Hallo,

eine Momentaufnahme: ein Paar beim Essen, banale Sätze. Die Frau macht sich Gedanken über ihren Mann, er bleibt verschlossen.

Die Situation ist natürlich nicht neu und in der Literatur schon öfter beschrieben, aber ich finde diese kleine Geschichte ganz schön, besonders

Ich liebe eine andere!" Ein Augenblick Stille; hatte er das gerade gesagt oder gedacht;...Er hatte es nicht gesagt!

Dann geht er schlafen.
Am nächsten Morgen findet die Frau auf dem Kopfkissen neben ihr nur noch einen Brief.
Das finde ich unlogisch - und auch überflüssig. Der letzte Satz löst die aufgebaute Stimmung grundlos auf; besser fände ich, aber das ist nur meine Meinung, wenn der Schluss in der Schwebe gehalten würde.

´ne Kleinigkeit:

die Iris scheint samt ihren Regenbogenfarben
die Augen sind mir unklar: regenbogenfarbene kenn ich nicht, Katzen haben grüne oder gelbe, oder?

Noch etwas: mehr Abschnitte fände ich sinnvoll und leichter lesbar.

Gruß, Elisha

 

Thx!!!
Beim letzten Satz hast du natürlich Recht, hab ihn rausgenommen und an manchen Stellen noch etwas bearbeitet. Bei der Iris war das natürlich ein Aussetzer; die Iris wird Regenbogenhaut genannt, aber die Farben sind nicht wie die eines Regenbogens. Nochmal danke!

 

Hi d.T.,

es ist nicht wirklich eine Geschichte die du hier geschrieben hast.
Eher eine Szene.
Wieder erzeugst du eine melancholische Stimmung. Toter kann eine Liebe nicht sein.
Es fehlt der Abschluss. Was wird er tun? Hat er schon eine Entscheidung getroffen?
Du musst sie nicht eindeutig beschreiben, aber ich würde den Leser ahnen lassen, was er vorhat.

Einige Äste bewegen sich. Zwei Blätter fallen vom Baum und lassen die kahlen Äste an der Krone zurück.Dann geht er schlafen.
Diesen letzten Satz könnte man als Symbol sehen.
Die fallenden Blätter: das Ehepaar, die nur noch Leere zurücklassen.
Dann geht er schlafen.
Das vermittelt mir den Eindruck, als hätte er nicht vor, seine Situation zu ändern. Als würden die gefallenen Blätter gemeinsam vertrocknen.
Was ist mit seiner neuen Liebe? Hat sie Zukunft, oder ist sie Hoffnungslos?

Auch hier gefällt mir dein Stil, doch fehlt mir das Leben.

Iris scheint samt ihren ihren Farben
was mir noch aufgefallen ist:
du schreibst zuerst aus der Sicht der Frau, dann aus der des Mannes.
Bei KGs immer nur aus einer Sicht.
Ausserdem sollte man den Prots Namen geben. ;)

lieben Gruß, coleratio

 
Zuletzt bearbeitet:

^^ stimmt natürlich...hab mich auch versucht bei der nächsten geschichte da mehr ranzuarbeiten, wie du wahrhscheinlich gemerkt hast. Muss zugeben, das dies hier mehr eine Momentaufnahme war, da mir nix dolles einfiel. Spontan geschrieben; wenig durchdacht. Sicherlich wenig interessant. Fehlt ein wenig die bei Geschichten sehr wichtige Handlung, der Moment, der den leser fesselt. Finde es schön, das du dennoch diese geschichte auch gelesen hast ;D.

lieben gruß vom tod

 

Hallo,

Die zweite Geschichte, die ich von dir lese und wieder beeindruckt mich dein Schreibstil.
Diese Geschichte ist zwar keine, wie bereits von jemand anderem angemerkt, sondern eher eine Momentaufnahme einer gescheiterten Beziehung, dennoch gefällt mir.

Zwei Fehler sind mir aufgefallen:

Dann beginnen seine Pupillen leicht zu glänzen, die Iris scheint samt ihren ihren Farben zu verschwimmen und sein Gesicht verliert jeglichen emotionalen Ausdruck.

Zweimal "ihren" hintereinander ist einmal zu viel.

In jenen Momenten wird er kalt; sein Herz steigert sich in Wut und jene Eigenschaften, welche wir als gut abstempeln, scheinen zu gefrieren.

Ich weiß nicht, ob es wirklich eine schlechte Wortwahl ist, aber ich finde die Phrase "Eigenschaften . . . gefrieren" etwas unpassend, da nur etwas das physisch ist, auch gefrieren kann und es als Bild, für mich, nicht funktioniert.

Außerdem ist die Wut eine derart starke Emotion, dass dadurch die anderen Gefühle in dem Moment sehr abgeschwächt und in den Hintergrund gedrängt werden, weswegen ein herausheben eben dieser "Schwächung" eigentlich nicht notwendig wäre.

Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen.

PS: Ich entdecke eine Neigung deinerseits für klassische Musik und Sprudel.

 

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