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Fußspuren

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29.08.2006
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Fußspuren

Fußspuren

Ich springe über die Wiesen. Die Bäume am Waldrand faszinieren mich. Ihre Wipfel scheinen in die unendliche Weite des Himmels zu ragen. Im Schatten der Blätter ist es angenehm kühl, und wenn das Sonnenlicht hin und wieder hierher durchdringt, lässt es alles freundlicher erscheinen.
Laut pfeifend schreite ich in den Wald. Ich folge mit meinen Augen einem Igel, der aus dem Laub kriecht und den Weg überquert. Dabei bemerke ich Fußspuren. Neugierig folge ich ihnen. Nach kurzer Zeit führen sie vom Weg ab, aber auf der weichen Erde kann ich sie klar erkennen. Hier müssen viele Leute gelaufen sein, aber nur in eine Richtung. Ich laufe den Spuren nach und versuche das Pfeifen der Vögel nachzuahmen. Es macht mir Spaß und ich bin glücklich.
Je weiter ich gehe, desto dunkler wird es. Plötzlich steht vor einem seltsamen Hügel ein Mann. Er grinst zwar, doch seine grausame Erscheinung kann er nicht verbergen.
„Wer bist du?“, frage ich ihn freundlich, „was machst du denn hier im Wald?“
Sein Grinsen verwandelt sich zu einem zornigen Blick. Er zieht ein langes Messer und sticht zu.
Ich renne verstört davon. Ich blute. Voller Angst stolpere ich durch das Gestrüpp.
Was ist geschehen?
In einem nicht enden wollenden Strom fließt das Blut aus meiner Schulter.
Wie kann der Mann so etwas tun?
Die Tränen kullern mir an den Wangen herunter. Ich höre die Vögel nicht mehr. Laut pocht meine Wunde. Ich laufe immer weiter, ich kann meine Schulter nicht sehen.
Um mich herum wird es immer dunkler. Ich versinke in meinen Gedanken, doch sie befriedigen mich nicht.
Warum hat er das getan?
Ich irre ziellos im Wald umher. Das Gebüsch streift mein Gesicht und kleine Dornen zerreißen meine Kleider. Die Vögel scheinen mit ihrem Gesang über mich zu spotten.
Ich will fort von hier.
Ein Eichhörnchen sitzt auf dem Weg, und ich jage es fort. Ich gehe weiter, doch weiß ich nicht, wohin mich meine Schritte führen sollen. Ich habe Angst vor der Zukunft, aber ich hasse die Gegenwart.
Die Wunde ist über die Jahre hinweg verheilt. Ich laufe immer noch und achte nur darauf, dass sie nicht wieder aufbricht.
Dann sehe ich einen alten Mann auf dem gleichen Hügel sitzen wie in meiner Kindheit. Ich sehe sein Messer und in meiner Wunde entfacht der alte Schmerz. Ich hasse ihn. Meine Finger zittern. Dann greife ich zu einem Stein. Jetzt wird mir erst klar, daß ich ihn mehr hasse als alles andere. Ich schreie auf und erschlage den alten Mann.
Ich erkenne, was der Hügel wirklich ist: eine Anhäufung von Skeletten.
Ich nehme das Messer und richte mich auf.
Ich kann die Vögel nicht mehr hören. Alles was ich höre, ist ein fröhliches Pfeifen.

Ein kleiner Junge kommt auf mich zu...

geschrieben von Jadawin und Gilk

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Jadawin! Willkommen im Forum und in der Horror-Rubrik! :thumbsup:
Hau dich ans Feuer, aber schmor uns nicht an, das lockt immer die Zombies aus den Gräbern. :D

Da du und Gilk eure hier veröffentlichten Geschichten ja anscheinend zusammen schreibt, mache ich gleich da weiter, wo ich bei "Die Katze" aufgehört habe. Die Idee mit der "unendlichen Schleife" ist hier ganz nett. Eigentlich ist der Text aber nur eine Ideenskizze.

Die Geschichte an sich ist dürftig, da auch hier der Leser kein "Gefühl" für die Figuren bekommt, nichts wirklich interessantes über sie erfährt. Wieso flammt die Wut des Jungen nach so vielen Jahren wieder auf? Der Zeitsprung ist nicht deutlich gekennzeichnet, deshalb kommt die Sache mit der großen Menge Zeit, die vergangen ist (muss er in den Wäldern nichts trinken oder essen?) absolut überraschend im negativen Sinn. Da wird so eine wichtige Information praktisch plötzlich aus dem Hut gezaubert, ohne dass sie vorher auch nur angedeutet wurde. Man muss nicht alle Fragen beantworten, aber wenn man es nicht tut, ist es oft gut, den Leser davon abzulenken - z.B. dadurch, dass die Story gerade so spannend und packend ist, dass keine Gehirnkapazität für Fragen frei ist.
Überhaupt verschenkt der Text viel, was ihn für den Leser interessant machen könnte: Die Atmosphäre im Wald (Das Rauschen der Blätter, das Sonnenlicht, das vor der Lichtung nur selten durch das dichte Blattwerk bricht), die Gefühle des Protagonisten (abseits von abstrakten "Ich hasste ihn"-Beschreibungen), Bilder und Metaphern, um etwas zu veranschaulichen (z.B. "Wie eine stählerne Flamme fuhr das Messer in meine Schulter", naja, so ähnlich).

Also, auch diese Story hat mich nicht überzeugen können.
Eine genauere, viel ausführlichere Ausarbeitung könnte da aber sicher noch was reißen. :)

Viele Grüße,
Seaman

 

Tach Jadawin!

Wir hatten ja auch schon das Vergnügen. Eigentlich bräuchte ich gar nichts zu sagen, da ich MisterSeaman absolut nichts hinzuzufügen habe. Aber ich bin gerade beim dritten Bier und in Plauderstimmung. Also, lies Dir einfach noch mal durch, was mein Vorredner schrieb, und denk Dir meine Stimme dazu. ;)

Ich kann wirklich nicht mehr sagen als: Ausschmücken! Du stellst einen Weihnachstbaum ohne Glitterkram ins Forum. Nur kennen wir den Baum schon zur Genüge. Es ist der Glitterkram, der die Verwandten aufschluchzen und sagen läßt: "Also dieses Jahr ist es wirklich der schönste Baum von allen."

Also: Nicht verzagen! Weiterschreiben! Ausschmücken! Leben einhauchen!

Wir lesen uns. :)

Bis denne!

 

Jadawin schrieb:
Fußspuren

Nur so als Anmerkung, weil es in letzter Zeit in Mode gekommen ist, dass der Geschichtentitel nochmal im Thread erwähnt wird: Habt ihr eigentlich Angst, dass die meisten hier den Titel in der Zeitspanne zwischen auswählen und anklicken wieder vergessen haben könnten?

Ich springe über die Wiesen.

Ach, wie süß! Wird das jetzt eine Bauernhof-Geschichte mit Ricky, dem kleinen Kitzlein?

Ich folge mit meinen Augen einem Igel

Nur mit den Augen???
Der Horror, der Horror!

der aus dem Laub kriecht und den Weg überquert.

Ich hoffe, es war grün!

Dabei bemerke ich Fußspuren.

Vom Igel?

Neugierig folge ich ihnen.

Mein Herz rast! Die Spannung ist unerträglich!

Nach kurzer Zeit führen sie vom Weg ab

Erscheinen die Spuren einfach so? Für kurze Zeit?

aber auf der weichen Erde kann ich sie klar erkennen.

Ja, Klein-Adlerauge ist ein gewiefter Fährtenleser.

Hier müssen viele Leute gelaufen sein, aber nur in eine Richtung.

Fort vom Erzähler, um dieses Geseiere nicht mehr ertragen zu müssen?

Es macht mir Spaß und ich bin glücklich.

Du musst ja auch nicht diesen Text lesen...

Plötzlich steht vor einem seltsamen Hügel ein Mann. Er grinst zwar, doch seine grausame Erscheinung kann er nicht verbergen.

"Wolle kaufe Rose?"

Sein Grinsen verwandelt sich zu einem zornigen Blick. Er zieht ein langes Messer und sticht zu.

Und wieder gab es bei den Proben zur Bühnenversion von "Psycho" ein schreckliches Missverständnis.

Ich blute.

Weichei!

Was ist geschehen?

Frage ich mich schön langsam auch: Was ist nur geschehen, dass ich mich durch so einen grausam langweiligen Text wühlen muss?

Ich höre die Vögel nicht mehr.

"Also gut, Jungs: Zehn Minuten Pause!"

Ich laufe immer weiter, ich kann meine Schulter nicht sehen.

Na, davongelaufen wird sie ja wohl nicht sein...

Ich versinke in meinen Gedanken, doch sie befriedigen mich nicht.

"Wolle kaufe Porno?"

Warum hat er das getan?

Und vor allem: Kommt da noch was oder war das schon der Höhepunkt der Geschichte?

Das Gebüsch streift mein Gesicht

"Hallo, Süßer!"

Die Vögel scheinen mit ihrem Gesang über mich zu spotten.

"Gleich wird es Nacht, ihm ist so kalt,
er wurde abgemurkst im Wald..." DJ Woodpecker

Ein Eichhörnchen sitzt auf dem Weg, und ich jage es fort.

"Kusch! Stör mich nicht bei meinem pathetischen Sterben!"

Dann sehe ich einen alten Mann auf dem gleichen Hügel sitzen wie in meiner Kindheit.

"Ah! Du endlich bezahle Rose, wo gekauft von mich vor Jahre!"

Ich schreie auf und erschlage den alten Mann.

"Das ist dafür, dass du mich jahrelang gezwungen hast, Heintje zu hören! Und das ist für -"

Ich erkenne, was der Hügel wirklich ist:

Der Bierbauch meines schlafenden Vaters.

Ich kann die Vögel nicht mehr hören.

Argh! Ist jetzt bald mal Schluss mit der Vögelei??? Gibt es in diesem Wald denn keine anderen Viecher außer Vögel???

Ein kleiner Junge kommt auf mich zu...

geschrieben von Jadawin und Gilk


Armer Junge! Da wird ihm nicht gerade zum Lachen zumute sein.


Fazit: Soll wohl eine Art hochliterarisches Rätselraten sein, langweilt aber von Norden nach Süden. Tut mir Leid: Wenn ich Herumraten möchte was gemeint ist, kann ich mir auch ein Interview mit einem Politiker anschauen oder eine englischsprachige Pressekonferenz mit Loddar Matthäus. Das gleiche gilt für deine/eure andere Geschichte. Für wen schreibt ihr diese Geschichten eigentlich, die niemand versteht? Für euch? Für den Bachmann-Wettbewerb? Für "9Live"?

Übrigens wäre es nett, wenn ihr auch mal auf Kommentare antworten würdet.

 

Hallo
die Geschichte ist im Jahre 1989 entstanden. Also vor sehr langer Zeit, in unserer Jugend...
zu rainer: Wie wäre es einfach mit einer konstruktiven Kritik? Ich habe schon gemerkt, daß du die Geschichte nicht verstanden hast. Schade!
zu lea victoria: zu prätentiös finde ich im Duden: anspruchsvoll, anmaßend und selbstgefällig. Ich wähle das Erste. Danke!

Zur Geschichte selbst: Der ganze Text ist symbolisch gemeint. Natürlich rennt der kleine Junge nicht jahrelang im Wald umher ohne etwas zu Essen oder zu Trinken. Die Begegung mit dem alten Mann ist eine besondere Situation die ihn verändert. Seine jugendliche Leichtigkeit ist plötzlich dahin. Es ist ein bißchen wie Schwarz Weiß. "Es macht mir Spaß und ich bin glücklich." später ist alles schlecht:"Die Vögel scheinen mit ihrem Gesang über mich zu spotten." oder "Ich höre die Vögel nicht mehr." Got it??
gruß jadawin

 

Hallo, liebe Schreiberinnen und Schreiber,
da ich zur Zeit wenig Zeit habe, antworte ich mal auf verschiedene Kritiken in einem Kommentar:

Ja, ich fand die Kritik von Rainer auch überzogen, so wie Jadawin das schon gesagt hat. Alles andere, was die vielen Leute geschrieben haben, fand ich hilfreich (mehr ausschmücken, genauer beschreiben), aber ich finde, dass unsere Texte auch etwas haben, gerade weil sie knapp und kühl geschrieben sind, an Bachmann denke ich da absolut nicht.

Wir werden also an unseren Geschichten arbeiten, vielleicht auch neue schreiben (weil diese hier schon älter sind), wenn es die Zeit erlaubt.

Gilk:read:

 

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