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Fuck!
Fuck, 5:56 schreit ihn der Wecker, mit den roten Digitalziffern, an. Shit, routiniert finden seine Finger die Off Taste und das Piepen erlischt. Kacke, wieviel hab ich gestern getrunken, er sieht sich um, eine leere Flasche Wodka, zwei Bierflaschen liegend auf dem Boden. Verdammt, da war doch gestern was. Er schaut aus dem Fenster hinunter auf den Innenhof, eine Pfütze Erbrochenes liegt dort, drei Etagen tiefer auf dem Kopfsteinpflaster. Scheiße, auf dem Fensterbrett auch, allerdings nicht auf seinem, wenigstens hat die Wand nichts abbekommen. Verflucht, alles nur wegen dieser tollen Frau, in die er sich so unsterblich verliebt hat und die ihn verlassen hatte.
„Trink bitte nicht soviel“ waren ihre letzten Worte bevor sie in den Zug, weit weg ins Nichts, einstieg. Sich daran zu halten fällt ihm denkbar schwer, er ist ein Mann den solche Sachen an die Nieren gehen. Vollgepumt mit Alkohol war er gestern komplett in Klamotten eingeschlafen – zehn Minuten gespart. Er stellt seinen Wecker eine Stunde vor, dann sind es wenigstens fünf Stunden Schlaf, denkt er sich und sein mit Drogen durchflutetes Gehirn schaltet wieder ab.
Geweint hat er gestern, viel geweint.
7:13 du dummer Wixer – halts Maul du arschgefickter Wecker.
Schnell einen Kaffee mit viel Zucker.
Ein Blick auf das Bild neben dem Bett, schwarz weiß, aus besseren Zeiten, wir sehen uns gleich, sagt er und wirft dem Glasrahmen einen Kuss zu.
Sein mit Alkoholgetränktes Blut macht ihm das Laufen schwer, die kalte frisch nach Diesel stinkende Oktoberluft in der Großstadt bringt ihn ins straucheln. Er schließt die Augen und hält die Luft an.
„Ich vermisse dich“
„Ich liebe dich“
„Verlass mich nicht“
„Warum bist du gegangen“
„Trink bitte nicht soviel“
„Scheiße - bin ich besoffen und müde“
Er atmet aus. Die Schlüssel gleiten ihm aus den Fingern. Er bückt sich.
Dort unten ist die Luft auch nicht besser.
Warum passierte ihm, dass immer wieder?
Ihm ist kalt. Er sitzt in seinem Auto, schaut verträumt auf das Bild das im Lüftungsschlitz steckt – Ich liebe dich, er lächelt ihr zu.
Die Kolben des alten Motors quälen sich hinauf, entlang an den Zylinderwänden und immer wenn sie denken sie haben es geschafft geht es wieder abwärts, aber wenigsten waren sie nie allein, einer von den vieren war immer ganz oben.
Er parkt aus und fährt los, hinaus auf die Schnellstraße.
Wo eine Buche ihm endlich seinen Schlaf schenkt, für immer.
Aber es war doch nicht seine Schuld.