Gast bei Fliege
Gast bei Fliege.
Nun liebe Zuschauer, wir haben heute einen Gast zu uns eingeladen, der sechs Jahre im Gefängnis saß.
Er hat seine Schuld gesühnt und ist nun seit einer Woche zur Bewährung auf freiem Fuß.
Der arme Mann sollte jetzt nicht mehr unter seinen einstigen Verfehlungen zu leiden haben. Schon in der Bibel steht ja: "Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein".
Wir haben ihn eingeladen, weil seine Frau ihn verlassen hat, und er nun eine Familie sucht, die bereit ist ihn aufzunehmen.
Herr Meier, ich nenne Sie einfach mal so, was hat man Ihnen denn damals zur Last gelegt?
Ich weiß nicht Herr Fliege, kann ich das hier so einfach sagen?
Aber natürlich Herr Meier, wir sind doch hier unter uns.
Also, ich habe Kinder mißbraucht!
Ja und..., haben Sie es zugegeben?
Ja, alles!
Ich sehe schon, Herr Meier, Sie sind ein offener und aufrichtiger Mensch.
Nun sagen Sie mal, so im Vertrauen: Hatten Sie denn keine Bedenken? Ich meine, es waren doch kleine Kinder!?
Na ja, man hat ja immer wieder Selbstzweifel. Aber es hat mir einfach Spaß gemacht, und es macht mir immer noch Spaß.
Liebe Zuschauer, Sie merken schon, Herr Meier hat keine Vorurteile gegen Kinder, wie man sie sonst so oft in unserer Gesellschaft findet.
Wieviele Kinder haben Sie denn mißbraucht?
Jeden Tag nicht mehr als ein Stück. Danach war ich befriedigt.
Sie haben sich also selbst beschränkt, und so vielen Kindern großes Leid erspart!
Und haben sich die Kleinen denn gar nicht gewehrt?
Ja doch, ein paar sind mir auch entwischt.
Und was haben Sie dann gemacht?
Ich hab' sie einfach laufen lassen.
Es ist schön zu wissen, daß Sie sich nicht verbissen an den geliebten Menschen klammern sondern auch loslassen können.
Sie haben aber niemand von Haus aus abgelehnt?
Nein, mir waren alle recht.
Sie sind also eine Person, die auf die Menschen mit offenen Armen zugeht.
Waren es nur Buben, oder Buben und Mädchen?
Es waren Dunkle und Helle, Mädchen und Jungen, alles was so gekommen ist.
Er liebt also Mädchen genauso wie Jungen. Da ist nichts zu spüren von einer Ablehnung des anderen Geschlechts. Und was das Wichtigste ist, er ist vor allem kein Rassist. Gerade in der heutigen Zeit muß man Ihnen das hoch anrechnen.
Wie sind Sie denn im Gefängnis seelisch mit Ihrer Schuld zurechtgekommen ?
Also am Anfang war es schon schlimm, so ganz ohne Kinder. Aber ich habe mir gedacht, irgendwann komme ich ja wieder raus.
Liebe Zuschauer, hier sehen wir, Herr Meier hat sehr gelitten unter seiner Einsamkeit, aber die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nie aufgegeben.
Wie stellen Sie sich denn ihre Zukunft nun so vor?
Also, ich schau halt mal, was sich auf der Straße so tut.
Liebe Zuschauer, Herr Meier ist also bereit, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Man sollte ihm deshalb umsomehr helfen, sich wieder in die Gesellschaft eingliedern zu können.
Herr Meier, wir haben gesucht und tatsächlich eine Familie gefunden, die sie aufnehmen würde.
Aha, aber eine Frage habe ich da: Gibt's in der Familie Kinder?
Nein, das Ehepaar ist schon etwas älter und die Kinder sind bereits aus dem Haus.
Herr Fliege, es ist mir richtig peinlich, das zu sagen, aber in so eine Familie mag ich nicht!
Ach, ich sehe gerade, eine meiner Zuschauerinnen ist ohnmächtig geworden. Nun, auch das kommt bei uns vor.
Herr Meier, vielen Dank für Ihren Besuch, wir werden uns aber weiter um eine Familie für Sie bemühen.
... So, das wär's für heute, liebe Zuschauer. Man sieht, wenn man Menschen in ihrer Not beistehen will, damit sie wieder auf den rechten Weg kommen, ist dies oft gar nicht so einfach.
Liebe Zuschauer, liebe Gäste, liebe Kinder, passen Sie gut auf sich auf. Bis zum nächsten Mal...