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Gedanken bei Nacht

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12.08.2003
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Gedanken bei Nacht

In dieser Nacht konnte er nicht einschlafen. Er starrte mit weit geöffneten Augen an die Decke. Er wollte, dass sie trocken blieben, nur nicht weinen!
Nicht etwa wegen seiner Frau. Er hatte Angst, sich zu täuschen, hatte Angst, er würde eher über den Tod seines eigenen Innenlebens weinen als über ihren. Er wusste, wenn er einmal anfangen würde, könnte er nicht mehr aufhören.
Nicht die Schleusentore öffnen, auf gar keinen Fall! Weil er jetzt schon seit Jahren umherstolzierte und schimpfte, wie schwach die Leute waren. Die anderen. Die nicht wussten, was sie wollten und die ihre ganze Mittelmäßigkeit hinter sich herzogen.
So viele Jahre schon, dass er mit dieser verfluchten Zärtlichkeit auf seine eigene Jugendzeit sah. Immer wenn er an sie dachte, versuchte er, sich zu relativieren, so zu tun, als würde er darüber lächeln oder etwas begreifen. Dabei hatte er niemals auch nur das Geringste begriffen.
Er weiß genau, dass er nur sie geliebt hat und nie von einem anderen Menschen als ihr geliebt worden war. Dass sie seine einzige Liebe gewesen war und daran nichts zu ändern ist. Dass sie ihn fallengelassen hatte wie einen lästigen Gegenstand, wie etwas Unnötiges. Dass s ie ihm nie die Hand gereicht oder einen Brief geschrieben hatte, um ihm zu sagen, er solle wieder aufstehen. Um ihm zu gestehen, dass sie so toll nicht war, dass er sich irrte, dass er mehr wert war als sie. Oder aber, dass sie den Fehler ihres Lebens gemacht hatte und es jetzt bereute. Doch er wusste, wie stolz sie war.

* * *​

Sie konnte in dieser Nacht nicht einschlafen, aber sie war daran gewöhnt. Sie schläft fast nicht mehr. Dass liegt daran, dass sie sich am Tag nicht mehr ausreichend verausgabt, so die Theorie ihres Arztes.
Sie weint, weil sie endlich ihre große Liebe angerufen hat. Sie hat immer dafür gesorgt, dass sie seine Telefonnummer hat und es ist mehrmals vorgekommen, dass sie diese 10 Zahlen gewählt hat, die sie von ihm trennten, nur um seine Stimme zu hören und dann schnell wieder aufzulegen. Einmal ist sie ihm sogar einen ganzen Tag lang gefolgt, weil sie wissen wollte, wo er wohnt, wo er arbeitet, wie er sich kleidet und ob er sorgenvoll aussieht. Sie ist auch seiner Frau gefolgt. Sie musste sich eingestehen, dass sie Hübsch und fröhlich aussah und dass sie von ihm Kinder hatte.

Sie weint, weil ihr Herz heute wieder angefangen hat zu schlagen, obwohl sie dies schon nicht mehr für möglich gehalten hatte. Ihr Leben war schwerer gewesen, als sie es sich hätte vorstellen können. Sie hatte vorallem die Einsamkeit kennengelernt. Sie glaubte, es sei jetzt schon zu spät um noch irgendetwas zu empfinden.

Sie weint aus so vielen Gründen, dass sie schon gar keine Lust mehr hat, darüber nachzudenken. Ihr ganzes Leben springt ihr plötzlich ins Gesicht. Um sich ein wenig zu schützen, redet sie sich ein, dass sie aus Freude am Weinen ihre Tränen vergießt, wegen nichts sonst...

 

Hallo MMW!

Bevor drei Jahre um sind, bekommst du einen Kommentar zu deinem Text. (Mann, sind wir hier fix!)

Er will also nicht weinen, da er nicht schwach sein will. Schade, dass "er" keinen Namen hat. Namenlose sind mir zu beliebig.

"Er weiß genau, dass er nur sie geliebt hat" => Das müsste auch in die Vergangenheit, das ist doch deine Erzählebene.

Sie, auch Namenlos, weint aus Freude.

Und dann ist der Text schon aus. Das ist mir viel zu beliebig, um überhaupt eine Geschichte zu sein - naja, eben nur Gedanken von zwei Leuten über die man eigentlich nichts weiß.
(Den Rat, auch deine andere Geschichte zu lesen, befolge ich nicht, denn bei kg.de sollte jeder Text für sich alleine stehen können - ich weiß allerdings nicht, ob das auch 2004 schon so war.)

Grüße
Chris

 

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