Was ist neu

Gedeih

Seniors
Beitritt
20.09.2007
Beiträge
689
Zuletzt bearbeitet:

Gedeih

Anna isst ihren Apfel zügig und mit Genuss, sie beißt große Stücke von ihm ab, dass es nur so knackt. Dann, wenn ein Stück zu groß ist und im Mund sperrig wird, gluckst sie und ihre Augen blitzen vergnügt. Das Gehäuse nagt sie gründlich ab, damit ihr auch nichts entgeht.
Lars dagegen isst so langsam, dass der Apfel da, wo die Schale schon fehlt, bereits braun wird. Kleine Mäusebisse macht er, knabbert herum, ich frage mich, ob er überhaupt weiß, wie der Apfel schmeckt, den er in der Hand hält. Er wirkt auch so abwesend, dass ich bezweifle, ob er sich des Apfels in seiner Hand bewusst ist.
Jarah schält ihren. Als Kind hat sie die Schale abgenagt, bis nur noch ein kahler Apfel übrig war, um sich dann über diesen herzumachen, da bin ich mir ziemlich sicher.

"Wohin damit?" Das ist Anna, und sie meint das Apfelhaus, das Gehäuse, den Krips, das Ding, das keinen gescheiten Namen hat.
Ich schaue mich im viel zu engen Zimmer, in dem wir zu viert sitzen, und das für vier Leute, wie schon gesagt, einfach viel zu eng ist, um, und finde keinen Mülleimer. Er steht sonst immer dort, zwischen dem Schreibtischbein und der Heizung, nur jetzt nicht.
"Leg's einfach da hin", sage ich, und mache eine vage Bewegung in Richtung Schreibtisch, "ich räum' das dann später weg." Innerhalb von sechs Minuten liegen vier Apfelhäuschen da, hübsch nebeneinander, und sechs Minuten sind es nur deshalb, weil Lars so langsam ist.

Eine halbe Stunde später gehe ich aus dem Haus, um einzukaufen.

Als ich wieder nach Hause komme, wächst ein kleiner Apfelbaum auf meinem Schreibtisch. Der Baum, es ist vielmehr ein Spross, ist noch klein, vermittelt aber schon jetzt einen Eindruck davon, wie groß er zu werden verspricht. Vier dünne Sprosse, gesäumt von zarten Erstlingsblättern, verschlingen sich zu einem einzigen, wie ein lockerer Zopf. Ich lasse die Einkaufstaschen im Türrahmen stehen und gehe in das kleine Zimmer, das für eine Person wiederum vollkommen ausreichend ist, um mir das Ganze genauer anzusehen.

Ich erinnere mich an Tage, ich muss etwa fünf, sechs oder sieben Jahre alt gewesen sein, als ich Hühnereier aus dem Kühlschrank stahl und sie unter Bergen von Kissen verstaute, um kleine Küken auszubrüten. Mehrere Versuche scheiterten, und meine Mutter, die sich über verschwindende Eier wunderte und die Ursache dessen schließlich entdeckte, versuchte mir zu erklären, weshalb Eiern aus dem Kühlschrank keine Hühnchen entschlüpfen würden. Außerdem die Kissen. "So ein Ei braucht Körperwärme", sagte sie, "dann musst du dich schon selbst drauf setzen." Und: "Nein!", fügte sie rasch hinzu und hielt mich am Arm fest, als ich Anstalten machte, mich auf ein Ei zu setzen.

Meine Nasenspitze berührt fast die jungen Blätter und ich kann die Blattadern sehen. Die grünen Stängel drängen sich aus vier Fenstern von vier antrocknenden Apfelhäusern. Ich luge in ein Fenster und sehe den braunen Kern, der halb aufgebrochen ist. Hauchdünne weiße Wurzeln sind schon erkennbar.
Ich kann es nicht leugnen, ich bin maßlos erstaunt über ein solches Wachstum. Ganz ohne mein Zutun, ganz ohne Körperwärme. Kopfschüttelnd gehe ich aus dem kleinen Zimmer, denn ich muss auspacken und nachdenken.

Das einzig Vernünftige wäre natürlich, den jungen Apfelbaum auszureißen und die schrumpeligen Apfelreste in den Müll zu werfen, wo sie hingehören. Aber angesichts der Tatsache, dass es sich hierbei um etwas sehr Ungewöhnliches, ja Einzigartiges handelt, ist der Gedanke daran vielleicht doch nicht so vernünftig. Wie ich es auch drehe und wende, es kommt nichts Kluges dabei heraus. Ich stelle mir vor, wie ich im Schatten eines Apfelbaums Papiere sortiere, schreibe, arbeite, nachdenke, einen Apfel pflücke, mich im Chefsessel drehe, mich mit einem Fuß ständig an der Schreibtischkante abstoße und dabei das Blätterdachmuster bewundere.

Sieben Tage später gibt es einen Rohrbruch. Ich erwache von Geräuschen, einem Knacken und Brechen, Zweige und kleine und größere Deckenstücke rieseln auf den Fußboden, ich habe Staub im Gesicht und Staub auf dem Bettlaken. Es ist dunkel, ich knipse das Licht an und sehe: Der Haupttrieb, der Stamm des einst so zarten Apfelbäumchens, bohrt sich seinen Weg durch die Decke. Während sich die umgebenden Zweige und schwächeren Äste nur an die Zimmerdecke schmiegen und sie wohl bald vollkommen verbergen werden, ist der Stamm stark genug, um durch jedes Material zu brechen. Ich setze mich in den Chefsessel, drücke meine Zehen gegen die Schreibtischkante, stoße mich ab, lege den Kopf in den Nacken und staune über das Muster, das Spiel der Blätter und Zweige, weiche herabfallenden Brocken aus. Dann fängt es an zu regnen. Sintflutartig ergießt sich Wasser über mich, den Schreibtisch, den Boden, das Bett; alles wird nass, alles ist nass, der Apfelbaum hat die Wasserleitung getroffen. Nach einer Weile höre ich Geschrei im Zimmer über mir, die Nachbarn müssen das Loch in ihrem Fußboden bemerkt haben, und die Pflanze, die sich unbeirrt, ja vom Wasser noch mehr Kraft schöpfend, ihren Weg gen Himmel bahnt. Nicht zu verachten das ganze Wasser. Ich habe den Baum zu keiner Zeit gegossen. Angesichts des außergewöhnlichen Wachstums fand ich Bewässerung völlig überflüssig. Und jetzt kennt der Baum kein Halten mehr.
Schreie und Rufe, Poltern, hastige Schritte. Dann lugt das Gesicht, oder zumindest ein Ausschnitt davon, der Nachbarin über mir hervor. Ich drehe mich jetzt nicht mehr im Sessel. "Was tun Sie da? Was ist das für ein Baum? Wächst der bei Ihnen?"
Und dann hat der Stamm das nächste Stockwerk erreicht.
"Meine Güte! Wir müssen hier raus! Womöglich stürzt das Haus noch ein!" Eilig entfernt sie sich, dann nähern sich die trippelnden Schritte der Nachbarin ein weiteres Mal, ihr wütendes Gesicht erscheint. "Sie Wahnsinnige!"
"Es tut mir Leid!", rufe ich ihr hinterher. Ich setze zu einer Erklärung an, aber da ist sie schon fort.

Ich höre zu, wie das Haus erwacht und sich das Gemurmel, Gewusel und Geschnatter auf die Straße verlegt. Meine weißen Vorhänge leuchten vom Blaulicht der Feuerwehr im Halbsekundentakt auf. Mittlerweile hat der Stamm das letzte Stockwerk durchbohrt und entfaltet sich in der Nachtluft. Ich kann ein paar Sterne glitzern sehen. Das Laub in meinem Zimmer bebt erwartungsvoll. Ich stehe auf, meine Hände suchen Halt am verflochtenen Stamm, ich stelle meinen Fuß auf eine Wurzel, den anderen auf eine Windung des Stamms, ziehe mich hoch, klettere von Ast zu Ast, von Stockwerk zu Stockwerk, durch die Löcher, die mein Apfelbaum in den Zimmerdecken des Hauses verursacht hat, bis aufs Dach. Die nächtliche Brise weht Stimmengewirr zu mir herauf, das sich mit Laubrauschen verwebt.

Es ist schön hier oben.

Die Nachtluft ist mild, fast kühl, aber mich friert nicht. Ich lehne mich an den mittlerweile auch in dieser Höhe gut gewachsenen Stamm, spüre die raue Borke durch den Stoff meines Pyjamas und wie sie an den Schulterblättern angenehm pikst. Von hier aus sehe ich bis zum Rand des Dachs, dahinter ist Abgrund und blaues Licht, dann schwarz. Menschen sehe ich keine, aber ich könnte sie mir vorstellen, wie sie sich auf dem Bordstein versammelt haben in Morgenmänteln und Nachthemden und besorgt das Haus betrachten, wie es von innen aufgebrochen wird. Ich bin weit weg von ihnen.

Der Baum wächst weiter. Wo ich lehne, bleibt er unverändert, aber neben meiner Schulter sprießt ein junger Ast und bietet mir einen Apfel an. Ich schaue zu, wie er wächst und reift, lache, pflücke ihn und esse ihn auf, bis nur noch das Gehäuse übrig ist, das ich Apfelhaus nenne, hole weit aus und werfe es über den Rand des Dachs in die murmelnde Menge.

 

Merkwürdig, Deine Geschichte bracht' ich beim ersten Lesen,

liebe apfelstrudel,

zunächst mit dem letzten Auftritt der Beatles auf dem Dach des Apple(!)house' hoch über London, unangemeldet, kostenlos und daher mit einem sanften Verkehrschaos verknüpft. Da zum ersten Mal Billy Preston die Keyboards bediente, konnte der Gedanke aufkommen, dass es nicht das Ende der Beatles wäre, dass sie sich verjüngten und damit ihre Geschichte fortschrieben, da summt's nun bei mir Mother Nature's Son und Blackbird in mir. Tatsächlich erinner ich mich der Grimmschen Märchen, in denen diverse Gewächse gen Himmel wuchsen (bis hin zum Rübsamen im Dreschflegel vom Himmel).

Es ist schön, mal wieder was von Dir zu lesen und - es gefällt. Ein Märchen in moderne Zeit mit uraltem Mittel (siehe Brüder Grimm) und guter Beobachtung (schon die unterschiedlichen Essgewohnheiten von schnell bis langsam, dass man's lahmsam nennen könnte). Dank dem fehlenden Mülleimer!

Einig Anmerkungen:

Ist >Jarah< ein Vorname? Kenne wohl die Schreibweise Jara für'n Hausnamen (z. B. Victor Jara, chilenischer Musiker).

>Eine halbe Stunde später gehe ich aus dem HausKOMMA um einzukaufen.<
Und weiter unten: > ... Stamm stark genugKOMMA um durch jedes Material zu brechen.<
Nach den neuen Regeln kann man i. d. R. beim Infinitivsatz das Komma setzen, muss es aber nicht. Wird er jedoch mit "um" ein geleitet, ist ein Komma zu setzen.

> ..., weshalb aus Eiern aus dem Kühlschrank keine Hühnchen schlüpfen würden.<
Konjunktiv doch eigentlich überflüssig, oder? Die Hühnchen werden nicht schlüpfen, gar nicht erst gebildet.

>Sintflutartig ergießt sich Wasser über mir, ...<, also eine Etage höher? Besser "über mich".
>Die Nachtluft ist mild, fast kühl, aber mir friert nicht.< ... mjich friert nicht.

>Menschen sehe ich keine, aber ich könnte sie mir vorstellen, wie sie sich auf dem Bordstein ...< Wäre "kann sie mir vorstellen" nicht schon Möglichkeit genug (Muss ausgerechnet der sagen!).

> ... Wächst der bei ihnen?" Anrede: Ihnen (vorher geht's doch.)

>Ich kann es nicht leugnen, ich bin maßlos erstaunt über ein solches Wachstum<,

und wir alle mit Dir!

Gruß

Friedel

 

Hallo Apfelstrudel,

Vorweg: Die Geschichte gefiel mir ausgezeichnet.

Bei der ersten Szene dachte ich, was für eine super Idee, die Figuren durch ihre Art einen Apfel zu essen, zu charakterisieren. Ich erwartete mir, danach mehr über Anna, Lars und Jarah zu erfahren. Die verbleiben hier irgendwie wie ein Mittel zum Zweck.

Der Rest über den Wuchs des Apfelbaumes scheint wie ein Traum – vielleicht war es so gedacht, wird sehr surrealistisch und wirkt besonders durch den Ton der Geschichte. Wie soll ich diesen Ton nennen? Irgendwie so nüchtern, dass es abartig klingt. Die Erzählerin beschreibt mit einer direkt apathischen Gelassenheit, wie ein Baum in ihrer Wohnung gedeiht, schwindelerregend schnell wächst und das ganze Haus zerstört. Sie lässt mit Vergnügen von ihm hinaufheben, wo alles unwichtig ist, sie über der Wirklichkeit steht und die Menschen nicht einmal mehr sieht. In keinem Moment scheint sie sich Sorgen zu machen. Sie genießt die Szene, so wie der Leser. Sie reagiert bei diesen Vorgängen auf unerwartete Weise, wie man eben im Traum auf Dinge anders reagiert, vielleicht weil man sie distanzierter sieht. Das Präsens verstärkt diesen Ton noch, doch hauptsächlich ist es wohl die Wortwahl, die ihn ausmacht.

Hab´die Geschichte nochmal gelesen, und verstanden, dass sie sich nicht vom Wachstum des Baumes in die Höhe tragen lässt, sondern auf das Dach klettert. Die Szene, in der sie hochklettert hat mich wohl etwas verwirrt – die Beschreibung ihrer Bewegungen zu kompliziert – kann sein, dass ich hier beim ersten Mal lesen überflogen habe.

z. B. "greife dann vorsichtig nach den Rändern des Lochs, das mein Apfelbaum in der Zimmerdecke verursacht hat, und komme auf die Füße"

Hier fehlt ein Schritt – muss sich ja erst noch hochziehen. Glaub, das war mir alles zu lang, um es aufmerksam zu lesen und tut auch nicht viel zur Geschichte. M. E. wäre es genug zu sagen, dass sie am Stamm hoch von Stock zu Stock bis aufs Dach klettert.

Der Ausflug in die Kindheit der Erzählerin hat eine Verbindung mit dem Traum, die Vergangenheit der Protagonistin mit ihrem Unterbewusstsein. Empfinde ihn nicht unbedingt als notwendig für die Geschichte, obwohl er andererseits nicht schlecht reinpasst. Es ist das Einzige, was Du - abgesehen von dem Traum und seiner Verbindung mit der Gegenwart (vier Menschen essen Äpfel und lassen das Gehäuse auf dem Tisch liegen) - lieferst. Irgendwie kommt mir vor, wenn Du diesen Ausflug in die Vergangenheit erzählst, könnte auch etwas mehr drumherum in der Gegenwart serviert werden.

Schön finde ich auch das Ende – rundet die Geschichte ab, dass sie mit dem Apfelessen beginnt und endet.

Ich frage mich gerade, wie ich darauf komme, dass es sich bei der Erzählerin um eine Frau handelt (lese nach und finde als einzigen Hinweis: „Sie Wahnsinnige“) irgendwie hat der Ton auch etwas weibliches, finde ich, man scheint eine Frau sprechen zu hören und ein gewisser Zynismus in ihrer Erzählung gibt ihr Charakter. Man weiß eigentlich nichts von ihrem Leben, außer dass sie mit drei anderen (Kollegen, Freunde, ?) Äpfel isst und als Kind interessiert an der Fortpflanzung, an der Entstehung des Lebens war, doch man kann so einiges in sie hineininterpretieren. Ich empfinde sie als Frau um die 40, die in ihrem Leben schon einiges erlebt, vielleicht mitgemacht hat, eine gewisse Ruhe ausstrahlt, und ihr Leben auf ihre eigene Weise meistert, sich nicht an vorgeschriebene Muster hält. Woher ich das jetzt habe, weiß ich nicht so genau – jedenfalls ist sie lebendig geworden.

Die Sprache finde ich einfach toll, stimmig und melodisch erzählt. Malt schöne Bilder von dieser fantastischen Szene. Da könnte ich viele Sätze zitieren, als Beispiel einmal diesen hier:

"Ich höre zu, wie das Haus erwacht und sich das Gemurmel, Gewusel und Geschnatter auf die Straße verlegt. Meine weißen Vorhänge leuchten vom Blaulicht der Feuerwehr im Halbsekundentakt auf. Mittlerweile hat der Stamm das letzte Stockwerk durchbohrt und entfaltet sich in der Nacht."

Wie gesagt, hätte für mich noch etwas Handlung Platz gehabt, das den vier Apfelessern ein Leben jenseits ihrer Gewohnheit bei diesem Vorhaben einhaucht. Hat aber mehr mit erweckten Erwartungen im ersten Absatz zu tun. Die Story ist mir so eigentlich rund genug.

Ansonsten ist die Geschichte schön schräg, entführt einen in die Traumwelt der Protagonistin und versetzt einen letztendlich hoch auf das Dach, wo einem alles so ziemlich egal ist. Sehr gern gelesen.

Liebe Grüße

Elisabeth

 

Hallo Friedrichard!

Mit verschiedenen Kommentaren rechnet man ja schon irgendwie, bevor man eine Geschichte postet, z. B. dieser

Tatsächlich erinner ich mich der Grimmschen Märchen, in denen diverse Gewächse gen Himmel wuchsen (bis hin zum Rübsamen im Dreschflegel vom Himmel).
hat mich nicht überrascht. Es ist eigentlich komisch, das Märchen hat mich nicht im Mindesten zu der Geschichte inspiriert, mir fiel der Zusammenhang erst mitten beim Schreiben ein. Auch wenn ich finde, dass die Geschichten nicht so viel miteinander zu tun haben, mit dem Vergleich werd ich wohl leben müssen. Dass man die Kg mit den Beatles in Verbindung bringen könnte, hätte ich nicht vermutet, aber gut, ich hab auch keinen Bezug zu den Beatles.
Ist >Jarah< ein Vorname?
Jo. :) Aber ich häng nu nicht so doll dran, ist halt ein Name, ich könnte den auch ändern ...

Mach mich auch gleich an die Fehlerkorrektur, nur eine Sache möchte ich beibehalten:

Wäre "kann sie mir vorstellen" nicht schon Möglichkeit genug (Muss ausgerechnet der sagen!).
"kann sie mir vorstellen" impliziert, dass sie es sich tatsächlich vorstellt. Klar, indem die Erzählerin erwähnt, dass sie sich etwas vorstellen könnte, stellt sie es sich automatisch vor, ist halt ne Spielerei, so ein äh, wie hieß das doch ... habs vergessen. Einst war ich gut in sprachlichen Mitteln. :) Jedenfalls soll es irgendwie anzeigen, dass sie an den Leuten da unten kein Interesse hat, wenn das verständlich ist.

Vielen Dank für deine Kritik! Freut mich sehr, dass es dir gefallen hat.


Hallo Elisabeth Wilhelm!

Vorweg: Die Geschichte gefiel mir ausgezeichnet.
Puh. :)
Ich erwartete mir, danach mehr über Anna, Lars und Jarah zu erfahren. Die verbleiben hier irgendwie wie ein Mittel zum Zweck.
Das ist auch so ein Kommentar ... Ich kann nicht leugnen, dass ich damit gerechnet habe. Ich hatte auch erst das Gefühl, ich müsste unbedingt den ersten Absatz nochmal aufgreifen und die Freunde da mehr ins Spiel bringen. Aber so finde ich die Geschichte ehrlicher, weil es geht nicht um die Freunde, es geht ja überhaupt nicht um irgendwelche anderen Personen als die Erzählerin, und es stimmt auch, dass die drei am Anfang nur ein Mittel zum Zweck sind, den beobachtenden Charakter der Protagonistin zu unterstreichen und zweitens einen Baum zu pflanzen. :)
Wie soll ich diesen Ton nennen? Irgendwie so nüchtern, dass es abartig klingt.
Ja, ich wollte die Erzählerin mal bewusst isoliert und nur beobachten lassen und jegliche Wertung und lauter so emotionalen Kram so gut es geht rauslassen.
Hab´die Geschichte nochmal gelesen, und verstanden, dass sie sich nicht vom Wachstum des Baumes in die Höhe tragen lässt, sondern auf das Dach klettert.
Aber ich finde das ist auch eine coole Idee. Du hast recht, die Beschreibungen können etwas verwirrend wirken, ich habs schon versucht so präzise wie möglich zu schreiben. S hat wohl nicht so ganz geklappt,
Hier fehlt ein Schritt – muss sich ja erst noch hochziehen.
das ist mir selbst nach 100 Mal lesen nicht aufgefallen. Werd mal sehen, wie ich den ganzen Teil noch umschreibe.

Mit dem Hühnereier-Abschnitt: Da hab ich auch schon überlegt, ob ich ihn streiche, aber ich fand ihn dann doch immer zu wenig unpassend, als dass ich mich so einfach von ihm hätte trennen können. Zumal es mit dem Anfangsabsatz das erste war, was ich von der Geschichte hatte.

Schön finde ich auch das Ende – rundet die Geschichte ab, dass sie mit dem Apfelessen beginnt und endet.
Das freut mich mehr als ich dir sagen kann, weil ich lange dachte, am Ende würde die Geschichte noch scheitern.

Woher ich das jetzt habe, weiß ich nicht so genau – jedenfalls ist sie lebendig geworden.
Das ist ja die Hauptsache. Für mich wiederum ist sie nicht mal in der Nähe der 40. :) Aber ist eine gute Sache, wenn die Erzählerin mehrere Gestalten annehmen kann, ohne irgendwie blass zu sein.

Auch dir vielen Dank für deinen Kommentar!

Viele Grüße an euch beide,
strudel

 

Soll so sein,

strudel.

Aber der verlorene Begriff fällt mir auch nicht ein nach der anstrengenden andern Baustelle. Vielleicht beim nächsten Mal ...

Die Beatles stehn halt in einer Reihe mit den altvorderen Liedermachern (z. B. Heideröslein, Text/Musik Schubert/Goethe, ohne dass die jemals Lennonm/McCartney erreicht hätten).

Bis bald

Friedel

 

Hallo Apfelstrudel

Ich mag Texte, in denen eine surreale Situation beschrieben wird. Deine Geschichte hat mir gut gefallen, die Idee finde ich originell. Du erfindest schöne Bilder, ebenso gefällt mir dann die Steigerung, bis zum Ende hin.
Lediglich den Einstieg finde ich irgendwie etwas … vielleicht zu umständlich erzählt. Vier Leute sitzen an einem Schreibtisch und essen Äpfel. Wer da sitzt, wie sie heißen und das das Zimmer viel zu eng ist – das sind m. M. nach nur aufgeblasene Nebensächlichkeiten. Eventuell wolltest du den Leser erstmal in eine andere Richtung lenken, aber dafür ist das dann nicht interessant genug, zumal die genannten (wahrscheinlich Kinder/Jugendliche) Personen später nicht mehr auftauchen.
Eine Sache noch: Da heißt es bei der kurzen Rückblende „Ich erinnere mich an Tage“. Eigentlich erinnert sie sich ja nicht an die Tage, sondern an die nachfolgend beschriebene Situation. Ich finde hier würde ein „ich erinnere mich“ ausreichen.

Aber diese Mäkelei soll nicht den positiven Eindruck, den ich von deinem Text habe, schmälern.
Viele Grüsse

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Apfelstrudel!

Der Stil hat überhaupt nichts Märchenhaftes, er ist vielmehr großteils sehr sachlich. Und auf den ersten Blick wirkt die Geschichte auch heiterer, als sie eigentlich ist: Da begibt sich jemand in Isolation, will nur noch für sich leben, sie braucht ebensowenig Wärme wie der Baum auch.

Ich habe die Geschichte gerne gelesen, aber sie ist halt schon ein bisschen eingleisig und spannungslos. Ab da, wo sie den ersten Trieb entdeckt, kann man sich schon ausrechnen, wie es weitergeht. Der erste Absatz scheint wie ein überflüssiges Anhängsel, etwas weiter unten versuche ich, ihn interpretatorisch einzubauen.

Anna isst ihren Apfel zügig und mit Genuss, sie beißt große Stücke von ihm ab, dass es nur so knackt. Dann, wenn ein Stück so groß ist, dass es im Mund sperrig wird, gluckst sie und ihre Augen blitzen vergnügt. Das Gehäuse nagt sie gründlich ab, damit ihr auch nichts entgeht.
Lars dagegen isst so langsam, dass der Apfel da, wo die Schale schon fehlt, bereits braun wird. Kleine Mäusebisse macht er, knabbert herum, ich frage mich, ob er überhaupt weiß, wie der Apfel schmeckt, den er in der Hand hält. Er wirkt auch so abwesend, dass ich bezweifle, ob er sich selbst des Apfels in seiner Hand bewusst ist.
Ich finde den ganzen ersten Absatz inhaltlich gut, aber da sind zuviele Dass-Sätze. Und am Ende zweimal "Hand" - das: "den er in der Hand hält" würd ich streichen, erstens womit sollte er ihn sonst halten? und zweitens wird dann ja noch einmal gesagt, dass er ihn in der Hand hält. Der letzte Satz klingt überhaupt holprig: auf jeden Fall würde ich "selbst" streichen.
Ich schaue mich im viel zu engen Zimmer, in dem wir zu viert sitzen, und das für vier Leute, wie schon gesagt, einfach viel zu eng ist
auch kein guter Satz, wozu das doppelte "eng"? wozu die Sperrung bei "umschauen"?
vermittelt aber schon jetzt einen Eindruck davon, wie groß er zu werden verspricht
"vermittelt den Eindruck" und "verspricht" erscheint mir zuviel, wieso nicht einfach: wie groß er werden wird
und gehe in das kleine Zimmer, das für eine Person wiederum vollkommen ausreichend ist
ein Schlüsselsatz - man fragt sich ja, wozu dieser einleitende Absatz, die dort auftretenden Personen kommen nicht mehr vor, wozu werden sie so genau charakterisiert? Hier will sich die Protagonistin von allen Menschen befreien, das Zimmer ist zu eng, sie will aus sich selbst heraus leben, wie dieser Apfelbaum, der sich quasi selbst schafft: Er erwächst zwar aus einem Kern (oder vieren), aber anscheinend braucht er keine Erde, keinen Dünger, kein Wasser, um zu gedeihen (schöner Titel übrigens).
Mehrere Versuche scheiterten, und meine Mutter, die sich über verschwindende Eier wunderte und die Ursache dessen schließlich entdeckte, versuchte mir zu erklären, weshalb aus Eiern aus dem Kühlschrank keine Hühnchen schlüpfen werden.
kein schöner Satz: doppelt: Versuch, "aus Eiern aus" - auch nicht gut. Du neigst zu langen Sätzen, aber manchmal wären kurze eleganter. und entweder "werden" streichen oder "würden" - entsprechend der Zeitenfolge
schmiegen und sie wohl bald vollkommen verbergen würden
hier "werden" statt "würden"
Sintflutartig ergießt sich Wasser über mich, dem Schreibtisch, dem Boden, dem Bett
Fall einhalten: mich, den Schreibtisch, den Boden, das Bett
und die Pflanze, die sich unbeirrt, ja vom Wasser noch mehr Kraft schöpfend, ihren Weg gen Himmel bahnt
gefällt mir auch nicht - vom Wasser Kraft schöpfen??
Dann lugt das Gesicht, oder zumindest ein Ausschnitt davon, der Nachbarin über mir hervor.
Vorschlag: Dann lugt ein Gesicht, oder zumindest ein Ausschnitt davon, durch das Loch, es ist die Nachbarin von oben.
Ich höre zu, wie das Haus erwacht und sich das Gemurmel, Gewusel und Geschnatter auf die Straße verlegt. Meine weißen Vorhänge leuchten vom Blaulicht der Feuerwehr im Halbsekundentakt auf. Mittlerweile hat der Stamm das letzte Stockwerk durchbohrt und entfaltet sich in der Nachtluft. Ich kann ein paar Sterne glitzern sehen. Das Laub in meinem Zimmer bebt erwartungsvoll. Ich stehe auf, meine Hände suchen Halt am verflochtenen Stamm, ich stelle meinen Fuß auf eine Wurzel, den anderen auf eine Windung des Stamms, ziehe mich hoch, klettere von Ast zu Ast, von Stockwerk zu Stockwerk, durch die Löcher, die mein Apfelbaum in den Zimmerdecken des Hauses verursacht hat, bis aufs Dach. Die nächtliche Brise weht Stimmengewirr zu mir herauf, das sich mit Laubrauschen verwebt.
Schöner Abschnitt, hier bist du viel sicherer im Stil.
Die anderen Menschen sind nur noch "Gemurmel und Geschnatter", die Protagonistin ist eins mit der Natur, weit ÜBER allen anderen Menschen. Sie kümmert sich nicht um die Zerstörung des Zivilisierten und Gesicherten, wie es das Haus symbolisiert. Und auch nicht mehr um die anderen Menschen.
Ich bin weit weg von ihnen.
Sie ist vor allem allein, eins mit dem Baum, der als Symbol des sich aus sich selbst Erschaffenden steht. Sie will die Enge nicht mehr, die Nähe zu anderen Menschen. Sie will sie nicht mehr brauchen. Sie kann nur wachsen, wenn sie die anderen nicht mehr braucht.

So kommt dieses Märchen nur scheinbar als Rückkehr ins Paradiesische der Natur daher, denn in diesem Paradies gibt es nur einen Menschen: die Protagonistin. Da ist eine Lücke zwischen dem ersten Absatz und dem drauffolgenden - übergangslos geht sie einfach einkaufen. Gab es Streit? Hat sie jemand der vier enttäuscht? Irgendwas muss da vorgefallen sein, etwas, das sie nicht sagen will, sie lässt diesen Baum sich entwickeln, den Baum, der sie aus all dem heraushebt.

Wie fügt sich die Eier-Szene in diese Interpretation? Die Protagonistin ist nicht in der Lage, die Eier auszubrüten, sie gibt keine Körperwärme und als sie die geben will, hält sie die Mutter zurück, weil sie weiß, dass das kleine Mädchen die Eier zerbrechen wird. Dass die Eier sowieso schon tot sind, spielt dabei vielleicht keine allzu große Rolle. Jedenfalls hat die Protagonistin versagt: Sie gibt weder Nähe (Körperwärme), noch ist sie zu der richtigen Distanz (Vorsicht, ein anderes Lebewesen nicht zu beschädigen) in der Lage.

Hier regnet es gerade, deswegen hab ich grad viel Zeit für verstiegene Interpretationen! :D

Konichi-wa!
Andrea

 

Also man muss hier erstmal sagen, dass der Text wunderschön ist. Der ist sprachlich eine Eins mit Sternchen, das sieht man hier - jedenfalls nach meinem ästhetischen Empfinden - einmal im halben Jahr so einen wunderschön geschriebenen Text.

Allein die Dynamik in dem Absatz hier:

Schreie und Rufe, Poltern, hastige Schritte. Dann lugt das Gesicht, oder zumindest ein Ausschnitt davon, der Nachbarin über mir hervor. Ich drehe mich jetzt nicht mehr im Sessel. "Was tun Sie da? Was ist das für ein Baum? Wächst der bei Ihnen?"
Und dann hat der Stamm das nächste Stockwerk erreicht.
"Meine Güte! Wir müssen hier raus! Womöglich stürzt das Haus noch ein!" Eilig entfernt sie sich, dann nähern sich die trippelnden Schritte der Nachbarin ein weiteres Mal, ihr wütendes Gesicht erscheint. "Sie Wahnsinnige!"
"Es tut mir Leid!", rufe ich ihr hinterher. Ich setze zu einer Erklärung an, aber da ist sie schon fort.
Ich finde allein für die Dynamik in den Übergängen zwischen wörtlicher Rede und Erzähltext hätte die Geschichte schon eine Empfehlung verdient. Das ist wirklich vorbildlich gearbeitet auch.

Das ist eine moderne, frische Erzählweise, die nicht geschwätzig wirkt, sondern warm und sympathisch.

Die Mythologie in der Geschichte - ja, das Motiv des in den Himmel wachsenden Baums kenn ich aus Hans und die Zauberbohnen Für mich ist die Bildersprache hier die einer Revolution, im persönlichem Rahmen. Ein Ausbruch, ein Wachstum. Das Haus als Symbol für die Zivilisation, es ist ja ein Mietshaus, das die Leute dort auch an einen engen Platz verweist. Und dann bricht der Baum aus und der Kern wird unter das Volk geworfen, wenn man so will. Also es natürlich, wie fast jede Geschichte dieser Stilart, im magischen Realismus, das Bedürfnis zu erkennen, die Welt zu verstehen, sie zu erhöhen und sie zu verändern.

Ich find den Text wirklich rundum extrem gut.
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Salü apfelstrudel,

in meiner Lesart eine perfekt wundersame und liebenswerte Geschichte. Zauberhaft entwickeln sich diese vier Apfelbütschgi zu einem Baum, der alles ausser Kraft setzt, was man so von einem Baum erwartet. Er braucht keine Erde, kein artgerechtes Plätzchen, keinen Dünger, kein Wasser. Als er es dann aus der berstenden Leitung bekommt, jagt er durch die Zimmerdecken und der/die Protagonistin kann an ihm bis fast zum Himmel hinaufsteigen. Wunderbar einfach und vollkommen logisch in der Sprache Deines Schreibstils. Es käme mir nicht in den Sinn, sie als:

Zitat von Andrea H.:
sie ist halt schon ein bisschen eingleisig und spannungslos.
zu bezeichnen.

Ansonsten schliesse ich mich Quinn an, der mir richtig aus dem Herzen kommentiert hat. Möchte nur noch hinzufügen, dass ich den Titel toll finde!!

Ich wünsche Dir noch viele Apfelhäuschen, aus denen Deine Phantasien zu Bäumen und Geschichten werden. Und Biber, die sich auf Sofas räkeln und sprechen können. :lol:

Lieben Gruss,
Gisanne

 

Hallo Hawowi!

Vielen Dank für deine positive Kritik, sie ist bei mir durchaus so angekommen, das muss ich vorweg sagen, weil meine Antwort hauptsächlich aus Widerspruch bestehen wird, nicht dass du denkst ich wär ein undankbares Balg oder so. :p

Eventuell wolltest du den Leser erstmal in eine andere Richtung lenken, aber dafür ist das dann nicht interessant genug
Näh, ich mags nicht, wenn man mir unterstellt, ich hätte irgendeine Wirkung beim Leser erzielen wollen oder sonst irgendwas geplant, das ist überhaupt nicht meine Art. Das heißt nicht, dass mir im Endeffekt nicht bewusst gewesen wäre, wie der Leser das möglicherweise empfinden könnte, ich hab ja vorher schon erwähnt, dass die Kritik für mich nicht wie aus dem Nichts kommt. Und Andrea kritisiert es ja auch. Als ich angefangen habe, die Geschichte zu schreiben, kam mir das intuitiv richtig vor, ich hatte vielleicht ursprünglich andere Vorstellungen vom groben Verlauf der Geschichte und hab später auch überlegt, den Anfang nochmal aufzugreifen, hab mich aber dagegen entschieden. Ich finde auch, dass der Abschnitt noch durchaus seine Berechtigung hat.

Da heißt es bei der kurzen Rückblende „Ich erinnere mich an Tage“. Eigentlich erinnert sie sich ja nicht an die Tage, sondern an die nachfolgend beschriebene Situation. Ich finde hier würde ein „ich erinnere mich“ ausreichen.
Nuja, aber es deutet ja an, dass das Ganze kein Einzelfall war und nichts, was sich nach der Belehrung der Mutter irgendwie gegessen hätte.

Aber ich danke dir fürs originell & surreal finden, hat mich gefreut!

Hello Andrea! (Wollte meine Antwort auch mehrsprachig gestalten und mein hervorragendes Englisch demonstrieren :p)

Der Stil hat überhaupt nichts Märchenhaftes, er ist vielmehr großteils sehr sachlich.
Interessanter Punkt! Ich stimme ihm zu, zumindest teilweise. Das Märchenhafte ist für mich schon vorhanden, aber es entsteht mehr aus den Bildern, die Sprache ist eher sachlich.
Eingleisig und spannungslos klingt schon etwas hart, obwohl es wohl schon irgendwie zutrifft. Klar hat die Geschichte keine großen Drehungen und Wendungen oder parallele Handlungsstränge oder sonst irgendwelche Verzweigungen, aber naja, so war das Ganze auch nicht angelegt.

Erstmal zu den formalen Sachen: Über den ersten Absatz werd ich nachdenken. Drei mal "dass", okay, da könnte man was drehen. Die doppelte Verwendung von "Hand" am Ende würde ich aber in Kauf nehmen, weil ich finde, dass es nicht übermäßig stört und beides seine Berechtigung hat. Weil ich meine: Es ist doch oft so, dass man gewisse Formulierungen nicht bräuchte zum Verständnis, aber ohne würde der Satz gewissermaßen verstümmelt klingen. Das "selbst" werd ich aber streichen, fällt mir auch jetzt erst auf, nachdem du das erwähnst.

auch kein guter Satz, wozu das doppelte "eng"? wozu die Sperrung bei "umschauen"?
Ich mag den Satz - Punkt. :) Auch das nächste: "vermittelt den Eindruck" und "verspricht" passen für mich super zusammen, sorry, also jedenfalls sehe ich keinen Grund, Sätze dieser Art unnötigerweise zu Brei zu verarbeiten.
kein schöner Satz: doppelt: Versuch, "aus Eiern aus" - auch nicht gut. Du neigst zu langen Sätzen, aber manchmal wären kurze eleganter. und entweder "werden" streichen oder "würden" - entsprechend der Zeitenfolge
Hm, ja, haste Recht, muss ich mal sehen wie ich das umformuliere. Und ohne Scheiß ey, da stand vorher "würden"! Was stimmt denn jetzt und warum?
hier "werden" statt "würden"
OK :) Das nächste auch.
gefällt mir auch nicht - vom Wasser Kraft schöpfen??
Na klar. :cool:
Vorschlag: Dann lugt ein Gesicht, oder zumindest ein Ausschnitt davon, durch das Loch, es ist die Nachbarin von oben.
Nee ... ich hab jetzt auch nicht sone riesen Allergie gegen etwas sperrige Sätze, echt.

Und zur Interpretation: Ist natürlich durchaus möglich das Ganze so zu betrachten (klingt wieder so blöd diplomatisch), aber ich persönlich seh das nicht so hart. Ich stimme zu, dass die Protagonistin eine einsame Person ist, trotz der Leute am Anfang, die für sie eher Beobachtungsgegenstand sind als Freunde. Aber ich würde sie nicht als menschenfeindlich oder irgendwas in der Richtung sehen, sie urteilt ja über niemanden direkt oder wertet im Allgemeinen die Menschheit ab. Eher ist sie distanziert und vielleicht auch überfordert von der Gesellschaft die sie umgibt, wie auch immer man das sehen mag, sie passt da nicht so ganz rein. Aber im Gegensatz zu dir seh ich die Erzählerin wahrscheinlich eher passiv als aktiv, sie lässt den Ereignissen ihren Lauf, sie hat sich das nicht herbeigewünscht, aber es passt ihr ganz gut in den Kram, sozusagen.
Auch die Eierszene und den Abschnitt, als sie unvermittelt einfach einkaufen geht, würd ich nicht so arg hart sehen, aber ist okay wenn du das tust. Ich will keinem verbieten sich interpretatorisch auszutoben, aber ich muss ja nicht allem zustimmen. :D

schöner Titel übrigens
Merci beaucoup, madame.

Vielen Dank für deine Kritik und vor allem deine ausführlichen Gedanken zur Geschichte. Ist immer spannend zu lesen, wie Texte wahrgenommen werden.

Grüß dich, Quinn!

Ich find den Text wirklich rundum extrem gut.
Jear!

Mensch, watn enthusiastischer Kommentar. Macht mich direkt verlegen. Stimmt schon, an der Geschichte hab ich (zwangsläufig) lange gefeilt, ich hab vor ca. nem Jahr angefangen, sie zu schreiben und es ewig nicht geschafft, sie zu Ende zu bringen. Ganz oft wollte ich mich aufraffen und sie zu Ende schreiben, und natürlich korrigiert und schleift man immer hier und da, wenn man einen Text wieder und wieder liest. Jetzt ist das Ende relativ simpel, aber gut, dass du es so auffasst, wie ich es mir auch vorgestellt habe.
Du lobst viele Sachen, die mir ziemlich wichtig waren beim Schreiben, vielen Dank dafür!

Und last but not least, hallo Gisanne!

"Apfelbütschgi" hab ich auch schon gelesen, als ich mal geschaut habe, was es eigentlich alles für regionale Bezeichnungen für dieses Dingens gibt. :p Aber ich wollt dann doch nur Sachen verwenden, die mir auch selber bekannt sind.

Möchte nur noch hinzufügen, dass ich den Titel toll finde!!
Du glaubst gar nicht, wie mich Titellobe freuen! Ich dachte erst: Boah, jetzt hast du ein halbwegs ordentliches Ende, aber keinen Titel, und du kannst das Teil doch nicht unter "Apfelgeschichte" hier posten!
Ich wünsche Dir noch viele Apfelhäuschen, aus denen Deine Phantasien zu Bäumen und Geschichten werden. Und Biber, die sich auf Sofas räkeln und sprechen können.
:gelb:

Danke auch dir fürs Lesen und Gutfinden!

Liebe Grüße an alle,
strudel

 

Hey Apfel!

Also, das Tolle an deinen Geschichten ist halt diese Leichtigkeit, ich könnte die Geschichte zehn Mal lesen und hätte nicht genug - das kann man nun positiv oder negativ sehen, einerseits wird man nicht satt, andererseits man wird wirklich nicht satt - also befriedigt.

Ich finde den Anfang toll, der passt in meine Interpretation. :P
Ich lese die Geschichte so, dass diese Ich-Erzählerin noch ihren Weg sucht, noch nicht weiß, wie sie leben soll oder vielleicht sogar wie sie sein soll. Alle anderen haben ja eine Art zu leben: Anna, die Abenteuerlustige, die andere ist super vorsichtig, schält ihren Apfel, und dann dieser von Gefühlen taube Kerl, der den Apfel nicht einmal schmeckt, weil er zu langsam ist, weil er alles verpasst und das Leben nicht mitbekommt - ich spinne das ganze einfach weiter.
Man weiß aber nicht, wie die Erzählerin ihren Apfel isst, weil sie so auf die anderen fixiert ist, sie bleibt mit ihrem Charakter im Verborgenen bis sie endlich aus ihrem Kern sprießt. Und ohne irgendwelchen Widerstand wächst die über sich hinaus, sie braucht nur ihren Raum und keine Mutter, die sie an etwas hindert. (Das ist dann aber wieder zu viel Interpretation :D)
Nein, mir hat dieser ganze Gedanke wirklich gut gefallen.

Mir fehlt aber etwas Wesentliches, was Geschichten ausmachen: Konflikt. Ich seh keinen, es gibt keinen Antagonisten, keinen Widerstand von außen und auch keinen inneren. Alles läuft so problemlos ab, es flutscht so dahin und schon ist die Geschichte zu Ende.
Natürlich ist die Geschichte schön, aber die Schönheit kann auch nicht über die mangelnde Tiefe hinwegtäuschen. Klingt jetzt zu hart, ist nicht so gemeint. Die Geschichte ermutigt einen sich gut zu fühlen (klingt jetzt blöd, ist aber so).
Schöner Titel!

JoBlack

 

Hallo Jo!

Also, das Tolle an deinen Geschichten ist halt diese Leichtigkeit, ich könnte die Geschichte zehn Mal lesen und hätte nicht genug - das kann man nun positiv oder negativ sehen,
Ich klammere mich an die positive Sichtweise! Das ist auch gesünder.
Nee ganz im Ernst. Deine Kritik ist völlig berechtigt. Das ist es auch, was mich selbst an meinen Geschichten stört, zu wenig Interaktion und Konflikt. Ich will endlich mal was mit echter Handlung schreiben ... Mit der Story hier war ich auch nie so hundertprozentig zufrieden. Wobei ich mich auch gerne mit dir streiten würde, was den Zusammenhang Konflikt-Tiefe betrifft. :p Das eine bedingt nicht unbedingt das andere! Eine Geschichte mit Konflikt kann platt und oberflächlich sein, während eine Geschichte ohne Konflikt durchaus Tiefe aufweisen kann. Aber abgesehen davon ist die Kritik verstanden und angenommen, Recht du hast, amen.
Ich finde den Anfang toll, der passt in meine Interpretation.
Yeah. :) Danke auch für deine Deutung, wobei das mit der Mutter wahrscheinlich echt ... naja. Biste da nicht ein bissl vorbelastet? :p In der Entwicklung findet eigentlich keine Loslösung vom Elternhaus in dem Sinne statt, das war weder so gedacht noch würde ich die Geschichte im Nachhinein so lesen. Der eine Abschnitt auf den du anspielst macht noch keine Coming-of-age-Geschichte, also gegen den Gedanken muss ich mich wehren. :P
Danke fürs Loben und Kritisieren, hat mich gefreut!

strudel

 

Hallo apfelstrudel,

was für eine tolle Geschichte, die ganze Apfelbaum-Atmosphäre gefällt mir richtig gut. Ich finde die Geschichte vor allem sprachlich sehr gelungen.

Du arbeitest gerne mit langen Sätzen? Das ist mir immer wieder aufgefallen. Ich scheue in meinen Texten eher davor zurück, Sätze mit zuvielen Informationen zu bestücken, die durch Kommas voneinander getrennt sind.
Bei dieser Geschichte hat mich das gar nicht gestört, im Gegenteil: Es passt zum Gesamteindruck. Vielleicht muss ich das demnächst auch mal probieren.

Mir hat trotz des Fehlens eines wirklichen Konflikts die Tiefe nicht gefehlt. Ich habe während des Lesens nicht auf einen Konflikt gewartet, jedenfalls nicht bewusst. Schließlich ist die Auseinandersetzung mit der Nachbarin mE schon genug Konflikt, sonst müsste die Ich-Erzählerin nicht "Es tut mir Leid" sagen.

Mir gefällt, wie die Ich-Erzählerin sich so selbstverständlich über alles "Normale" hinwegsetzt, mit einer stoischen Gelassenheit. Ich spürte keine Angst oder Panik, die einen Menschen in ausweglosen Situationen ereilen könnte. Sie nimmt es hin, weil es so ist, basta.

Mein Lieblingssatz:

Ich stelle mir vor, wie ich im Schatten eines Apfelbaums Papiere sortiere, schreibe, arbeite, nachdenke, einen Apfel pflücke, mich im Chefsessel drehe, mich mit einem Fuß ständig an der Schreibtischkante abstoße und dabei das Blätterdachmuster bewundere.

Herrlich! Das möchte ich auch.

Sehr gerne gelesen und liebe Grüße
Giraffe :)

 

Hallo Giraffe!

Du arbeitest gerne mit langen Sätzen?
Öh ... weiß ich gar nicht. Wenn du das sagst. :) Ich setze Punkte und Kommata eher nach Gefühl. Ich mag das Stakkatoartige, das bei mehreren kurzen Sätzen nacheinander oft entsteht, einfach nicht, bzw. ich würde dieses Stilmittel nicht bevorzugterweise verwenden. Wie gut, dass du wiederum meine langen Satzgebilde mochtest. :)
Mir hat trotz des Fehlens eines wirklichen Konflikts die Tiefe nicht gefehlt.
Puh!
Schließlich ist die Auseinandersetzung mit der Nachbarin mE schon genug Konflikt, sonst müsste die Ich-Erzählerin nicht "Es tut mir Leid" sagen.
Hehe, so kann man es natürlich auch betrachten. Trotzdem glaube ich, dass Jo eine andere Art von Konflikt meinte. :P
Sehr gerne gelesen
Dito. :gelb: Danke dir fürs Lesen und Kommentieren!

strudel

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom