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15.06.2008
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Seit Jana am rechten Ringfinger nicht nur ihren eigenen Ehering trug, ging sie kaum noch außer Haus. Stundenlang stand sie am Bürofenster ihres Mannes, angelehnt an der rechten Rahmenhälfte, und starrte Richtung Himmel. Dabei nahm sie diesen gar nicht richtig wahr, weder seine vorbeiziehenden Farben noch seine sonst so unterschiedliche Konsistenz. Nachts schlief sie in der für sie ungewohnten Ehebetthälfte, wühlte die Nase in seinen zuletzt getragenen Pyjamaoberteil. Die dazu gehörige Hose zog sie selber an.

Sie wurde schmal, schmäler, verlor im Gehen eigene Hosen, stand schließlich vor seinem Kleiderschrank und entnahm diesem sanft und vorsichtig eine seiner Hosen. Es war die graue Cordhose, alt, verschlissen, mit Lederflecken, diverse Male vor der Altkleidersammlung errettet, von ihm heiß und innig geliebt.

In der Zeit danach trug sie seine gesamte Wäsche auf. Wusste sich in ihr ihm am nächsten. Als sie bei der vorletzten Hose angelangt war, fand sie einen frankierten Umschlag. Sie stutzte, konnte plötzlich wieder logisch denken. Es war nicht seine Art gewesen, getragene Hosen, vor allem mit Tascheninhalt, in den Schrank zu hängen. Mit zittrigen Händen entnahm sie der Hose einen handgeschriebenen Brief, konnte ihn nicht lesen, die Schrift war zu klein, suchte ihre Brille, fand sie nicht, griff zu seiner. Sie hatten sich oft damit ausgeholfen.

Als sie den Brief endlich entziffert hatte, zerknüllte sie ihn wütend, strich ihn dann auf seinem Nachttisch wieder glatt, kehrte ihm den Rücken, ging an ihren Kleiderschrank und zog eigene Kleider heraus. Ein Rock mit Gummiband im Bund und eine Bluse würden es für den Anfang tun.

 

Hallo cornelanke,

diese Momentaufnahme ist mir leider etwas zu oberflächlich geraten.

Meine Interpretation: Mann gestorben, Frau findet viel später einen Liebesbrief einer Geliebten. Es könnte aber auch ein Abschiedsbrief von ihm mit unangenehmem Inhalt sein, denn es wird nicht klar, wie er gestorben ist.

Falls ersteres zutrifft, frage ich mich, wie Jana denn ihren verstorbenen Mann geliebt haben soll, wenn eine Affäre ihre ganzen Erinnerungen so erschüttert, dass sie ihm nicht verzeihen kann. Vielleicht jedoch ist sie auch nur eine Person, die in Selbstmitleid zerfließt. Da fehlen mir einfach ein paar kleine eingestreute Details, die mir Jana näherbringen, damit ich sie mir besser vorstellen kann.

Falls dieser Brief, egal welchen Inhalts, jedoch einfach nur den Zweck haben soll, sie wieder ins Leben zu bringen, kommt mir diese Stelle nicht stimmig vor:

Sie stutzte, konnte plötzlich wieder logisch denken. Es war nicht seine Art gewesen, getragene Hosen, vor allem mit Tascheninhalt, in den Schrank zu hängen.
Nur weil mal etwas ein wenig anders ist als gewohnt, konnte sie wieder logisch denken!? Diese Veränderung in ihr würde ich ihr eher zuschreiben, nachdem sie den Brief gelesen hat.

Die Idee der Geschichte ist nicht schlecht, aber bei der Kürze sollten auch alle Informationen sitzen. Da sehe ich noch Optimierung.

Noch ein paar konkrete Textanmerkungen:

Seit Jana am rechten Ringfinger nicht nur ihren eigenen Ehering trug, ging sie kaum noch außer Haus
Ich denke, dass einige nicht dahinter kommen, was der Satz bedeuten soll. Zudem sind Männerhände meistens größer. Der Ring meines Mannes paßt mir z.B. am Daumen von daher ist dies zu der indirekten Aussage hin, dass er gestorben ist, auch noch verwirrend, wenn sie beide Ringe am gleichen Finger trägt.


Sie wurde schmal, schmäler, verlor im Gehen eigene Hosen, stand schließlich vor seinem Kleiderschrank und entnahm diesem sanft und vorsichtig eine seiner Hosen.
eigene Hosen? Fremde kann sie wohl nicht verlieren ;)

Es war die graue Cordhose, alt, verschlissen, mit Lederflecken, diverse Male vor der Altkleidersammlung errettet, von ihm heiß und innig geliebt.
Lederflicken

In der Zeit danach trug sie seine gesamte Wäsche auf. Wusste sich in ihr ihm am nächsten.
Auftragen heißt für mich, solange anziehen, bis sie löchrig und kaputt ist.
Das dauert doch, in der Annahme eines normalen Männerkleiderschrankes, viele Jahre!

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo bernadette,
zunächst einmal vielen Dank für Deine schnelle Kritik. Ich bin dafür sehr dankbar. Denn zur Zeit bin ich intensiv dabei, an Aufbau und an Stil meiner Geschichten zu arbeiten.
Deine Zeilen werde ich auf jeden Fall überdenken, um den Text später aktualisiert wieder einbringen zu können.
Bis dahin herzliche Grüße durch die kalte Winternacht
cornelanke

 

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