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Geheimnisse der Berge

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21.02.2024
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Geheimnisse der Berge

Winter, 1886. Nachts war ein Sturm über das kleine Bergdorf gefegt. Der Schnee türmte sich einen Meter hoch um die Steinhäuser. Es war noch fast dunkel. Dicke, schwarze Wolken hingen über dem Berg. Heute würde ein dunkler Tag werden. Einer nach dem anderen kamen die Dorfbewohner aus ihren Häusern, mit Schaufeln bewaffnet.
Am Rande des Dorfes grub der Schuster gerade seine Holzvorräte aus. Keuchend stieß er seine Schaufel wieder und wieder tief in die weißen Massen.
Plötzlich sah der Schnee merkwürdig aus. Dunkler und ließ sich mit der Schaufel nicht mehr durchbrechen. Ein Pelz war unter der Schneedecke zum Vorschein gekommen. Sebastian runzelte die Stirn und legte mehr davon frei. Unter dem Pelz erkannte er schließlich Beine. Dann Füße in dicken Winterschuhen. Seine Augen weiteten sich. Er machte weiter, bis der Schnee nicht mehr weiß, sondern dunkelrot war. Darunter fand er den Kopf, gehüllt in einen dicken Schal. Er starrte in das Gesicht einer jungen Frau. Blut war darüber gelaufen und dort gefroren. Eine tiefe Wunde klaffte auf ihrer Stirn. Unter dem Blut war ihre Haut weiß wie der Schnee, die Lippen blau. Sebastian stolperte erschrocken zurück.

Barbara legte noch ein Stück Holz ins Feuer. Langsam erwärmte sich die kleine Stube, die ihnen gleichzeitig als Küche diente. Über dem Feuer hing ein großer Topf, in dem Barbara Schnee schmolz. Manchmal vermisste sie die Stadt, wo das Wasser einfach aus einem Hahn floss. Ihr Sohn Friedrich saß am Tisch und frühstückte. Tobias, ihr Mann, war draußen und schaufelte mit den anderen Männern die Wege frei. Plötzlich hörten sie Geschrei.
„Was ist da los?“, fragte Barbara.
Friedrich wollte schon aufspringen und hinauslaufen, doch seine Mutter hielt ihn auf.
„Du bleibst hier“, bestimmte sie. „Iss dein Frühstück auf und such deine Schulsachen zusammen.“
Barbara schlang ihren Wollschal um den Kopf, warf einen Zweiten um ihre Schultern und trat hinaus in die Kälte. Brigitte lief ihr entgegen.
„Hast du gehört?“, sagte sie aufgeregt. „Sebastian hat eine Leiche gefunden.“
Barbara hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund. „Um Gottes willen! Was ist passiert? Wer ist es?“
„Hat er nicht gesagt. Los, komm.“ Brigitte zog Barbara mit, den anderen hinterher. Sie waren die einzigen Frauen, die Sebastian zu seinem Haus am Rande des Dorfes folgten.
Den Anblick der jungen Frau würde Barbara nie wieder vergessen. Die blauen Lippen, das rote Blut auf der weißen Haut. Der Schnee hatte sich mit ihrer Kleidung vermischt und ließ sie fast verschwinden.
„Oh Gott“, entfuhr es ihr. Sie bekreuzigte sich schnell. Viele der Umstehenden taten es ihr gleich.
„Wer ist das?“, wollte Tobias wissen. Er trat näher an sie heran. „Ich habe diese Frau noch nie gesehen.“
Brigitte traute sich ebenfalls näher heran. Ihre Augen weiteten sich. „Um Himmels willen! Ich schon! Erkennt ihr sie denn nicht?“
Sie schaute in die Runde. Auch Barbara sah sich das Gesicht der Frau genauer an. Sie kam ihr tatsächlich bekannt vor.
„Das ist die Frau von gestern! Die den Berg hinauf gegangen ist“, erklärte Brigitte.
Natürlich. Barbara hatte sie auch gesehen.
„Du hast recht, Brigitte“, sagte sie. Die Frau war gestern früh am Morgen durchs Dorf gegangen, den Berg hinauf. Barbara hatte sich noch darüber gewundert. Wer ging schon mitten im Winter den Berg hinauf, noch dazu allein? Alles Mögliche könnte passieren. Und wie es aussah, war es das auch.
„Sie muss in den Schneesturm geraten sein“, meinte der Müller.
„Kann nicht sein! Ich habe doch gesehen, wie sie am Nachmittag wieder ins Tal hinuntergegangen ist“, protestierte Brigitte.
„Ach, du wirst dich geirrt haben, Brigitte.“ Tobias winkte sie ab. „Wenn sie abgestiegen wäre, läge sie jetzt nicht hier.“
Brigitte verschränkte die Arme vor der Brust. Sie war sich sicher.
„Wir sollten sie ins Haus tragen. Oder vielleicht in die Kirche“, schlug Barbara vor.
„Auf keinen Fall!“, rief der Schmied. „Es muss alles so bleiben, wie es ist.“
„Ganz recht, die Polizei muss sich das ansehen“, stimmte Tobias zu.
„Polizei?“, fragte der Müller. „Wie willst du bei all dem Schnee die Polizei hierher bringen? Es wird Tage dauern, bis die Wege ins Tal wieder sicher sind.“
„Wie dem auch sei.“ Tobias blieb bestimmt. „Sie ist keine von uns. Wahrscheinlich aus der Stadt. Also müssen sich auch die Leute aus der Stadt darum kümmern.“
Von den Männern kam zustimmendes Gemurmel.
„Wenn sie aus der Stadt ist, müsste Barbara sie kennen“, meinte Sebastian. „Du bist doch dort aufgewachsen“, fügte er zu ihr gewandt hinzu.
Widerwillig sah sich Barbara das Gesicht der Frau genauer an. „Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung, wer das ist.“
„Damit wäre das erledigt", beschloss Tobias und wandte sich ab. Die anderen taten es ihm gleich.

Auf dem Dorfplatz spielten bereits die Kinder. Sie rodelten einen kleinen Hügel hinunter. Tobias klatschte in die Hände und rief sie in die Schule.
Barbara und Brigitte gingen zum Bäcker. Brigitte erzählte allen lautstark von den schrecklichen Neuigkeiten. „Sebastian hat sie aus dem Schnee ausgegraben. Ihr müsstet sie sehen – furchtbar! Blutüberströmt und zu Eis gefroren!“
Josef, der Bäcker, wurde bleich, als er Brigittes Bericht hörte. Er schaute zur Wand, an der ein Foto von seiner verstorbenen Frau und Tochter hing.
„Ich sage euch, das war kein Unfall. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sie wieder ins Tal hinabstieg! Irgendetwas hat sie zurückgeholt.“
Ohne ein Wort reichte Josef Barbara ihr Brot und nahm das Geld. Brigitte schmückte ihre Geschichte immer weiter aus. Barbara ärgerte sich über ihre Freundin, die immer gleich übertrieb. Aber auch Barbara wurde das Gefühl nicht los, dass mehr hinter der Frau steckte. „Ich frage mich nur, wer sie war und woher sie kam. Und vor allem, was sie mitten im Winter auf dem Berg wollte.“
„Vielleicht werden wir es nie erfahren“, meinte Emma. „Die Berge verschlucken oft die Wahrheit. Nicht wahr, Josef?“ Sie reichte ihm das Geld für einen Laib Schwarzbrot. Er starrte sie nur ausdruckslos an und gab ihr das Brot.
Bevor Emma hinausging, warf sie noch einen traurigen Blick auf das Bild mit Josefs Ehefrau, die auch ihre Schwester gewesen war.
„Jedenfalls sollten wir die Augen offen halten“, sagte Brigitte.

Barbara ging die Frau im Schnee nicht aus dem Kopf. Sie dachte an sie auf dem Weg nach Hause, auch noch, während sie die Hühner und Ziegen fütterte und immer noch, als sie das Essen vorbereitete.
Barbara stellte den Suppentopf gerade auf den Tisch, da kamen Tobias und Friedrich ins Zimmer. Friedrich stürmte auf den Tisch zu. „Hunger!“
Barbara nahm ihm die Ohrenschützer, den Schal und die Handschuhe ab. Dann schöpfte sie jedem etwas Suppe in den Teller.
„Wie war die Schule?“, fragte sie.
„Schrecklich!“, beklagte sich Friedrich. Zum Ärger seines Vaters tat er sich schwer beim Lesenlernen.
„Du müsstest dich nur mehr anstrengen“, sagte Tobias.
Doch Friedrich hörte nicht zu. „Vater hat gesagt, ihr habt eine tote Frau gesehen.“
„Tobias!“ Barbara war entsetzt über ihren Mann. „So etwas kannst du doch nicht vor den Kindern sagen.“
„Besser, als sie beim Spielen darüber stolpern zu lassen“, meinte er nur und aß.
Barbara schüttelte missbilligend den Kopf.
„Ich weiß, wer sie getötet hat“, sagte Friedrich. „Frieda hat ihn gesehen.“
„Wen?“, fragte Barbara.
„Den Geist.“
Tobias lachte. „Es gibt keine Geister, mein Sohn.“
„Aber Frieda hat ihn gesehen. Er ist mitten in der Nacht durchs Dorf geschwebt, hat sie gesagt. Ein schwarzer Schatten und ein Licht“, erzählte Friedrich.
Tobias schüttelte nur den Kopf. „Blödsinn. Das Mädchen hat geträumt.“
„Wer hätte die Frau denn sonst töten sollen?“, fragte Friedrich aufgebracht.
„Niemand hat sie getötet“, sagte Tobias bestimmt. „Sie ist vom Schneesturm überrascht worden. Ein Unfall, sonst nichts.“
„Aber –“.
„Dein Vater hat recht, Friedrich. Geister gibt es nicht. Jetzt iss deine Suppe“, sagte Barbara – aber nur, damit ihr Sohn nicht weiter über die Frau nachdachte. Sie glaubte nämlich, dass die kleine Frieda tatsächlich etwas in der Nacht gesehen haben könnte.

Jetzt, wo die Dorfbewohner die Wege geräumt hatten, türmten sich die Schneemassen um das Dorf herum wie eine Mauer. Dicke Wolken versperrten den Sonnenstrahlen den Weg ins Dorf. Das hielt die Kinder nicht davon ab, hinauszugehen und im Schnee zu spielen. Sie machten eine Schneeballschlacht und bauten einen großen Schneemann. Barbara hatte gerade den Stall ausgemistet und sah ihnen zu. Sie sah, wie Friedrich sich hinter den Schneemann duckte, um einem Schneeball auszuweichen, und dabei lachte. Barbara lächelte. Dann fiel ihr Blick auf die kleine Frieda. Sie saß auf ihrem Schlitten und sah den anderen nur zu. Kurzerhand ging Barbara zu ihr hinüber.
„Darf ich mich zu dir setzen?“
Frieda zuckte mit den Schultern und rückte ein Stück zur Seite. Barbara setzte sich neben sie auf den kleinen Schlitten.
„Magst du nicht mitspielen?“, fragte Barbara.
„Keine Lust“, meinte Frieda.
Eine Weile saßen sie nur da und beobachteten die spielenden Kinder. Keiner schien sie groß zu beachten. Die anderen Kinder tobten über den Platz. Wenn nur die Sonne scheinen würde, dachte Barbara. Eins der kleineren Kinder rutschte aus und fiel mit dem Gesicht voran in den Schnee. Mit schneeweißem Gesicht tauchte es wieder auf. Es wischte sich den Schnee ab, grinste und lief weiter.
„Was passiert, wenn man stirbt?“, fragte Frieda plötzlich.
Barbara stutzte. „Man kommt in den Himmel“, sagte sie schließlich. „Zum lieben Gott.“
„Wird man ein Geist?“ Frieda sah Barbara erwartungsvoll an.
„Ich glaube nicht.“
„Ich schon“, sagte Frieda. Barbara wartete, dass Frieda mehr sagte, aber sie tat es nicht.
„Warum glaubst du das?“, fragte Barbara.
„Die anderen glauben mir nicht“, sagte Frieda leise. „Aber ich habe einen Geist gesehen. Gestern Nacht, bevor ihr diese Frau gefunden habt.“
„Wie hat denn der Geist ausgesehen?“, hakte Barbara nach.
Frieda überlegte. „Da war ein gelbes Licht. Es ist so durch die Luft geschwebt.“ Sie bewegte ihren Arm vor sich auf und nieder. „Und dann ist es verschwunden.“
„Ein Licht“, murmelte Barbara. „Frieda.“ Sie nahm die Hand des Mädchens. „Ich glaube dir. Du hast etwas sehr Merkwürdiges gesehen. Und ich werde versuchen, herauszufinden, was. Aber das bleibt unter uns“, flüsterte sie und lächelte. „Und du gehst jetzt am besten mit den anderen spielen.“ Sie drückte Friedas Hand. Das Mädchen zögerte kurz, dann nickte sie und ging zu den anderen Kindern.
Barbara blieb auf dem Schlitten sitzen und dachte darüber nach, was Frieda erzählt hatte. Sie stellte es sich vor: ein ursprungsloser Schein, der durch die Nacht schwebt. Für ein Kind musste es gespenstisch ausgesehen haben. Aber Geister gab es nicht. Wahrscheinlich hatte sie die Frau selbst gesehen, mit einer Laterne. Nur konnte sich Barbara nicht erinnern, bei der Frau im Schnee eine Laterne gesehen zu haben.
„Emma?!“ Emmas Ehemann Johann kam aus ihrem Haus gehumpelt, gestützt auf einen Stock. „Habt ihr Emma gesehen?“
„Nicht seit heute Morgen. Warum?“, fragte Luise, die Müllersfrau.
Johann ballte die Fäuste. „Jetzt ist diese dumme Frau wirklich da hochgegangen. Dabei habe ich es ihr verboten!“ Wütend schaute er den Berg hinauf.
„Aber, Johann“, sagte Luise vorsichtig. „Weißt du denn nicht, was heute für ein Tag ist? Emma geht doch jedes Jahr am Todestag ihrer Schwester hinauf zu der Stelle, wo sie gestorben ist, und betet.“
„Das kann sie doch auch am Grab machen!“ Wütend wandte er sich ab und stapfte ins Haus. Er murmelte noch etwas über ‚verrückte Weiber‘ und schlug die Tür knarrend hinter sich zu.
„Er hat nicht ganz unrecht, sich Sorgen zu machen“, meinte Barbara und stand auf. „Bei dem vielen Schnee …“. Sie schaute den Berg hinauf, wo die Schneemassen bedrohlich locker auf dem Hang zu liegen schienen.
„Emma weiß schon, was sie tut. Seit 25 Jahren geht sie im Winter da hinauf“, versicherte Luise, schaute aber selbst beunruhigt auf die Schneetürme.

Barbara stapfte durch den Schnee in Richtung Schusterhaus. Dahinter war alles noch so, wie am Morgen. Sie zwang sich, an die Leiche heranzutreten. Auf den ersten Blick konnte sie keine Laterne sehen und auch sonst nichts, das Licht machen könnte. Barbara holte tief Luft. Dann beugte sie sich über die Frau und untersuchte ihre Hände und Kleider. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt und in dünne Handschuhe gepackt. In einer Tasche ihres Rockes fand Barbara eine leere Glasflasche und ein Stück gefrorenes Schwarzbrot. Mehr hatte die Frau nicht bei sich. Barbara kniete sich in den Schnee und runzelte die Stirn. Sehr gut ausgerüstet war die Frau nicht gewesen. Das unterstützte die Vermutung von Tobias, dass die Arme einfach einen Unfall gehabt haben könnte. Allerdings hätte sie ihre Ausrüstung im Sturm ja auch verloren haben können. Barbara sprang auf und fing an, im umliegenden Schnee zu graben. Keine zwei Meter von der Leiche entfernt stieß Barbara auf einen kleinen Gegenstand: eine Kerze, halb abgebrannt, die in einem Eisenhalter steckte. So einen Kerzenhalter hatten sie alle zu Hause. „Die Kerze könnte das Licht erzeugt haben, das Frieda gesehen hat“, überlegte Barbara leise. „Weit wäre sie damit aber nicht gekommen.“ Barbara legte den Kerzenhalter zurück in den Schnee und suchte weiter.
„Barbara?“
Barbara zuckte zusammen.
„Was machst du da?“ Brigitte war hinter ihr aufgetaucht.
Barbara atmete erleichtert auf. „Hier, den habe ich im Schnee gefunden.“ Sie zeigte Brigitte den Kerzenhalter.
Brigitte schaute sie nur verständnislos an. „Ja, und?“
„Schaut das so aus, wie etwas, das eine Bergsteigerin dabei hat? Komm, hilf mir, vielleicht finden wir noch mehr.“ Barbara machte sich wieder ans Graben.
Brigitte war zwar immer noch verwirrt, half ihrer Freundin aber.
Schließlich fanden sie ein Stück Holz. Aber es war kein normales Stück Holz. Es war geschliffen und etwas Metallisches war daran befestigt. Der Gegenstand steckte fest im Schnee, doch zusammen schafften Barbara und Brigitte es, ihn herauszuziehen. Barbara traute ihren Augen nicht. Brigitte entfuhr ein „Gott im Himmel!“ Vor ihnen lag eine Pistole im Schnee. Vorsichtig hob Barbara sie hoch. Die Pistole lag schwer in der Hand. Barbara drehte die Waffe herum, betrachtete sie von allen Seiten. Am Griff klebte dunkelrotes Blut. Sie wollte wissen, ob die Pistole abgefeuert worden war.
„Lass das!“, verlangte Brigitte. „Am Ende geht das Ding noch los. Leg es lieber wieder hin.“
Frustriert, aber vorsichtig, legte Barbara die Pistole wieder ab. „Wo kommt die her?“, fragte Barbara. „Eine Schusswaffe wird sie doch nicht dabei gehabt haben.“ Mit einer Handbewegung zeigte sie auf die tote Frau im Schnee.
„Ich wusste es! Ich wusste, dass es kein Unfall war!“, entfuhr es Brigitte. „Jemand hat sie erschossen“, flüsterte sie.
Barbara runzelte die Stirn. Sie wagte einen Blick zur Leiche und der Wunde auf der Stirn. „Nein. Ich glaube, sie wurde mit der Pistole erschlagen. Schau dir die Wunde an – und da ist Blut am Griff.“
Brigitte verzog das Gesicht. „Ich verlasse mich auf dein Wort“.
„Aber von wem?“, überlegte Barbara weiter. „Niemand im Dorf kennt sie. Das ergibt alles keinen Sinn.“
„Bestimmt wusste sie zu viel“, vermutete Brigitte. Ihre Augen weiteten sich. „Ein Geheimnis!“
„Wir sollten gehen. Sonst denkt noch jemand, wir hätten etwas damit zu tun.“ Damit ging Barbara zu ihrem Haus zurück.

Emma stapfte schnaufend durch den Schnee. Mit einer Hand stützte sie sich auf einen Skistock. Trotz Schneeschuhen versank sie bei jedem Schritt bis zum Knie. Nur noch ein kleines Stück. Emma wusste genau, wo das Kreuz stand. Egal, wie viel Schnee darauf liegen mochte, sie würde es immer finden. Dort, wo die Klippen eine Bucht bildeten. Einige Schritte vom Abgrund entfernt ragte ein Stück Holz aus dem Schnee. Emma ging darauf zu, legte ihren Stock beiseite und schaufelte mit den Händen den Schnee zur Seite. Nach und nach legte sie das kleine Kreuz frei. Auf dem Querbalken war der Name „Anna“ eingeritzt. Emma strich mit den Fingern liebevoll darüber. „Hallo, Anna.“ Sie kniete sich in den Schnee, schloss die Augen und begann zu beten.
Als sie fertig war, räumte sie noch mehr Schnee weg. Sie wollte das Gras darunter sehen. Während sie arbeitete, erzählte sie Anna alles, was geschehen war.
„Ich habe es nicht übers Herz gebracht, hinzusehen. Und sie lassen die arme Frau einfach dort im Schnee liegen! Gottlos, sowas.“
Emma hielt inne. Unter dem Schnee kam ein Stück Papier zum Vorschein. Es war unter einen Stein geklemmt. Emma hob den Stein an und nahm das Papier. Es war ein Brief. Sie runzelte die Stirn. Wie war der hierhergekommen? Sie brach das Siegel und las. Emma schnappte nach Luft. Sie umklammerte den Brief mit einer Hand, schnappte sich den Skistock mit der anderen und stieg so schnell sie konnte wieder ins Dorf hinunter.

Barbara stand in Brigittes Stube. Sie hielt ihre Arme hoch, während Brigitte ihr die neue Bluse anpasste.
„Wie ist das?“, fragte Brigitte.
„Etwas eng unter den Achseln.“
Brigitte nahm die Nadel wieder heraus. Sie startete gerade einen neuen Versuch, da ertönte Geschrei von draußen. Brigitte stach Barbara beinahe mit der Nadel.
„KOMMT ALLE HER!“
Barbara und Brigitte warfen sich fragende Blicke zu.
„SCHNELL!“
Sie liefen aus dem Haus.
Emma lief von Haus zu Haus und scheuchte alle aus ihren Häusern. Schwer atmend und keuchend stolperte sie fast über ihren Rock. „Kommt alle!“ In einer Hand zog sie einen Skistock hinter sich her, mit der anderen drückte sie etwas an ihre Brust.
„Seht doch … was ich gefunden habe!“, rief sie außer Atem.
Sofort ließen alle ihre Arbeit liegen. Sie schauten aus Fensterläden oder Stalltüren. Die Kinder hörten auf, Schneemänner zu bauen.
Emma stützte sich auf ihren Stock ab und schnappte nach Luft.
„Das hier … lag eingeklemmt unter einem Stein … oben bei Annas Kreuz.“ Sie hielt einen Brief in der Hand. Barbara runzelte die Stirn.
„Wer hat den dort gelassen?“, fragte Brigitte.
„Vielleicht Josef?“, schlug Barbara vor und schaute zu Josef, der mit versteinerter Miene in der Tür seines Hauses stand.
Doch Emma schüttelte verächtlich den Kopf. „Der Mann war schon seit über 20 Jahren nicht mehr da oben. Der Brief –“.
„Stimmt“, unterbrach Brigitte. „Er verlässt kaum das Haus.“
„So hört doch! Nur eine Person kann den Brief am Kreuz gelassen haben“, sagte Emma und schaute in Richtung von Sebastians Haus. Die anderen folgten ihrem Blick.
„Du meinst –“ Brigitte stockte. „Die Frau … die Tote hat den Brief zurückgelassen?“
„Sie ist doch gestern den Berg hinauf gegangen. Sie muss es gewesen sein“, sagte Emma bestimmt. „Hört her:

Geliebte Mutter,

es ist so lange her. Ich kann nicht in Worten ausdrücken, wie sehr ich dich all die Jahre vermisst habe. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, habe sogar versucht zu vergessen. Ich war nicht mehr ich. Doch dann habe ich dein Geheimnis entdeckt und jetzt endlich den Mut gefasst, zurückzukommen. Ich verurteile dich nicht. Im Gegenteil, noch heute Nacht werde ich dafür sorgen, dass der, der für deinen Tod verantwortlich ist, bezahlt.
Ich bete, dass wir bald wieder vereint sind.

Deine liebende Tochter, Maria“​


Im Dorf war es totenstill. Kleine Schneeflocken fielen vom Himmel.
„Maria“, brach Barbara das Schweigen. „Die Tochter von Anna und Josef? Ist sie nicht als Kind gestorben?“
„Ja“, erklärte Sebastian. „Sie war gerade sieben Jahre alt. Josef war mit seiner Familie oben am Berg. Aber seine Frau und Tochter sind in eine Lawine geraten. Anna haben wir im Frühling wiedergefunden, aber Maria hat keiner je wieder gesehen.“
„Bis jetzt“, sagte Emma mit Tränen in den Augen. Sie war nicht die Einzige.
Brigitte schluchzte leise.
„Was für ein Geheimnis meint sie im Brief?“, fragte Barbara. Sie schaute in ahnungslose Gesichter. Nur Emma sah eher verlegen aus. „Emma?“
„Ich habe meiner Schwester geschworen, nie jemandem davon zu erzählen“, sagte sie langsam. „Doch ich denke, es muss sein.“
Während sie erzählte, schaute sie niemanden an. Ihr Blick war starr auf den Brief gerichtet.
„Anna war sehr unglücklich. Sie sprach immer davon, wie wenig Josef sie beachtete. Er war herrisch und gab ihr nie die Zuwendung, die sie brauchte. Also suchte Anna sie sich woanders. Sie hatte einen Geliebten in der Stadt.“
Alle schnappten nach Luft.
„Ich glaube, Josef hat ihr Geheimnis herausgefunden. Wisst ihr noch? Er hat irgendwann einfach aufgehört, in der Stadt Geschäfte zu machen. Er hat versucht, Anna von der Stadt fernzuhalten, doch Anna hat Wege gefunden, mit ihrem Geliebten zusammen zu sein.“ Emma seufzte. „Ich habe ihr dabei geholfen.“
Die Dorfbewohner waren schockiert. Vor allem die Männer schüttelten missbilligend die Köpfe.
„Eine Schande“, sagte jemand.
„Maria schreibt in dem Brief, dass sie den Tod ihrer Mutter rächen wollte“, überlegte Barbara leise. „Vielleicht war deren Tod ja doch kein Unfall.“ Sie drehte sich zu Josef um, doch der war verschwunden. Die Tür stand offen. Ohne darüber nachzudenken, ging Barbara ins Haus. Es war dunkel und überall lagen Sachen herum. Stiefel und Mäntel, Töpfe und Stühle lagen umgeworfen auf dem Boden.
Im Hinterzimmer hörte sie Geräusche. Sie stieß die Tür auf.
„Josef!“
Er schreckte auf. Josef war gerade dabei, einen Rucksack zu packen.
„Wo willst du hin?“, wollte Barbara wissen.
Er schaute sie böse an. „Verschwinde aus meinem Haus!“
Barbara bewegte sich nicht von der Stelle. „Hast du gehört, was in dem Brief steht? Deine Tochter hat damals überlebt.“
Josef antwortete nicht.
„Das scheint dich nicht zu freuen“, stellte Barbara fest.
Josef schulterte den Rucksack.
„Sie hat recht, oder? Du bist schuld an Annas Tod.“
„Anna war meine Frau!“ Endlich brach Josef sein Schweigen. „Und sie hat mich verraten, betrogen! Dafür hat sie bezahlt“, knurrte er.
„Was ist damals passiert, Josef?“, hakte Barbara weiter nach.
Josef lachte bitter. „Es war ein Unfall. Das mit Anna. Wir haben uns gestritten. Die Hure wollte mich doch tatsächlich verlassen. Und mir meine Tochter wegnehmen!“ Er hielt inne. „Ich habe sie gestoßen. Sie ist die Klippe hinuntergefallen.“
„Und Maria?“
„Ha! Maria!“, rief Josef. „Meine Tochter! Sie hat gesehen, wie Anna gestürzt ist. Dann ist sie weggelaufen. Ich habe versucht, sie zu finden! Aber sie ist nie wieder aufgetaucht. Bis sie mir gestern eine Nachricht hinterlassen hat. Wollte mich treffen; mitten in der Nacht. Das undankbare Ding hat mich bedroht! Mit einer Pistole! Ich habe mich nur gewehrt!“
„Du hast sie getötet. Beide! Du warst es, den Frieda gesehen hat, mit der Kerze.“ Barbara war entsetzt. „Dafür wirst du in der Hölle brennen! Und den Rest deines Lebens im Gefängnis verbringen!“, rief sie.
Barbara war so auf Josefs Worte fixiert gewesen, dass sie gar nicht gemerkt hatte, wie er langsam näher gekommen war.
„Wohl kaum!“ Josef rannte auf Barbara zu. Bevor sie reagieren konnte, stieß er sie aus dem Weg und sie fiel zu Boden. Sie brauchte einige Sekunden, um sich wieder hochzurappeln. Doch Josef war bereits aus dem Fenster geklettert und in der Dämmerung verschwunden.

Die Dorfbewohner überlegten, Josef zu verfolgen, doch es wurde bereits Nacht. Sie würden nicht weit kommen und beschlossen, dass auch Josef keine guten Chancen hatte.
Tobias und Sebastian machten sich auf und trugen Maria vorsichtig in die Kirche. Emma wusch ihr das Blut aus dem Gesicht und schüttelte den Schnee aus ihren Kleidern. Dann legte sie Maria den Brief auf die Brust und faltete ihre Hände darüber. Am folgenden Tag wollten sie dem Mädchen ihren letzten Wunsch erfüllen und sie neben ihrer Mutter begraben.

 
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Hallo Eva,

danke für das Hochladen deines Kurzkrimis, ein Genre an dem ich sehr interessiert bin.
Hier ein paar Gedanken zu deinem Text:

Das mit dem 3x dunkel, im ersten Absatz ist zwar sicher als Stilmittel gewollt, gefällt mir hier aber gar nicht.

Die anderen taten es ihm nach und nach gleich. Sie hatten auch noch anderes zu tun.
Der erste Satz ist unglücklich formuliert, weil er bereits nach dem ersten nach enden könnte. Ich würde es ganz umschreiben, sodass die Bedeutung gleich bleibt. Den zweiten Satz braucht es meiner Meinung nach nicht unbedingt.

„Was könnte so schlimm sein, dass Franz nicht will, dass jemand davon erfährt?“
„Eben!“, rief Brigitte triumphierend und nahm doch einen Schluck Tee.
„Trotzdem", entgegnete Barbara.
Da fallen mir 100 Dinge ein. Das würde ich streichen - zieht den ohnehin schon langen Text, nur weiter in die Länge. Generell ist die Episode mit Franz nicht sonderlich spannend und ich habe keine Sekunde geglaubt, dass das wirklich der Mörder ist. Der Hinweis war viel zu unkonkret, um die meisten Leser hinters Licht zu führen und echte Spannung zu erzeugen.

„Vielleicht Josef?“, schlug Barbara vor und schaute zu Josef, der mit versteinerter Miene in der Tür seines Hauses stand. „Anna war schließlich seine Frau.“
Doch Emma schüttelte verächtlich den Kopf. „Der Mann war schon seit über 20 Jahre nicht mehr da oben.“
„Stimmt“, sagte Brigitte. „Seit seine Frau und Tochter verunglückt sind, verlässt er kaum noch das Haus.“
Da packst du viel Info in das Gespräch - aber dadurch wirkt es unnatürlich. So unterhält sich niemand.

Emma brach das Siegel und las:
Warum liest sie den Brief nicht gleich am Grab? Das würde doch jeder machen. Anstatt einen riesen Tamtam um etwas zu machen, von dem man gar nicht weiß, ob es das wert ist, wenn es sich doch in 30 Sekunden herausfinden lässt.


Irgendwie musste ich mich etwas zwingen, den Text fertig zu lesen. Die Frage, wer der Mörder ist, ist natürlich grundsätzlich immer interessant - aber danach fühlt sich das Ganze nicht mehr bedrohlich an. Dabei ist der Mörder doch unter ihnen. Dieses Potential solltest du mehr nutzen. Irgendetwas sollte den Leser noch interessieren, außer der Frage nach dem Mörder. Auch die Figuren, gerade weil es so viele sind, bleiben für mich ziemlich blass und mir gelang es kaum, die drei Frauen auseinanderzuhalten, geschweigedenn, eine engere Bindung zu ihnen aufzubauen.

Auch atmosphärisch ist da noch etwas Luft nach oben. Lies vielleicht mal „Am Ende der Flucht". Der wurde vor ein paar Tagen hier hochgeladen, ist kurz und ich fand ihn sehr atmosphärisch. Das Setting hat auf jeden Fall viel Potential und ist es vermutlich wert, noch mal daran zu feilen.

 

Hallo Eva,

eine sehr schöne Geschichte.

Ich möchte mich aber in weiten Teilen der Kritik von @Ogsesl anschließen, der/die die wichtigsten Punkte schon benannt hat: zuviel Infos in Dialogen, die dadurch unnatürlich werden, zuwenig Personenbeschreibung, die dadurch blass bleiben.

Deine Geschichte hat Potenzial: ein eingeschneites Dorf, das erzeugt ja schon Druck von außen, den kann man noch mehr nutzen als nur mit fehlendem Mehl und einem sorgenvollen Blick.

Und es sind sehr viele handelnde Personen in so einer kurzen Geschichte. Ich würde entweder die Personen reduzieren und mich aufs wesentliche konzentrieren. Oder die Geschichte länger machen und Personen und Handlung mehr ausführen. Das Potenzial hat sie.

Ich hoffe, dass mir ein aufmunternder und nicht abtörnender Kommentar gelungen ist, denn deine Geschichte ist sehr schön.

Grüße
Harv

 
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Hallo @Eva Cat ,

als Erstes fiel mir die einfache Sprache auf, die dem ganzen so einen märchenhaften, an Kinder gerichteten Touch gibt. Das ist Absicht vermute ich mal, du ziehst das ja auch durch. Es passt auch zu dieser leicht verträumten Atmosphäre des eingeschneiten Dorfes, in dem dann die Paranoia ausbricht, weil klar wird: Einer von uns war’s. Das hat mir mit seiner simplen (alles wie immer und plötzlich liegt da eine Leiche im Schnee) Idee über zwei Drittel ganz gut gefallen, auch wenn ich hier und da gern gestrafft hätte. Am Ende bin ich ins Schwimmen gekommen wegen Informations- und Figurenflut, zu viele Leute glauben aus zu vielen unterschiedlichen Gründen zu wissen, was passiert ist. Ich stelle mir das sogar ganz reizvoll voll vor, unterschiedliche Perspektiven mit mehreren möglichen Tathergängen innerhalb der Geschichte durchzuspielen, würde mich aber dem direkten Vorkritiker anschließen: Dann müsste sie länger sein. Oder du lässt sie (erst mal) in Kurzgeschichtenform und schneidest ein bisschen erzählerisches Fett weg.

Keuchend stieß er seine Schaufel wieder und wieder tief in den Schnee.
Plötzlich sah der Schnee merkwürdig aus. Dunkler und ließ sich mit der Schaufel nicht mehr durchbrechen. Ein Pelz war unter der Schneedecke zum Vorschein gekommen.
Schnee ist ein wichtiges Motiv, schön anzusehen, aber auch kalt und tödlich. Am Anfang übertreibst du’s.

Nachts war ein Schneesturm über das kleine Bergdorf gefegt. Der Schnee türmte sich einen Meter hoch um die Steinhäuser
mit Schneeschaufeln bewaffnet.
Es kommt noch viel mehr Schnee. Hier könnte man zum Beispiel den im Sturm durch „Winter“ ersetzen und beim zweiten einfach nur „Schaufel“ schreiben, das wird auch so klar, was damit geschaufelt wird.

Am Rande des Dorfes grub der Schuster Sebastian gerade seine Holzvorräte aus
„Der Schuster Sebastian“, da ist mir das zum ersten Mal aufgefallen, dieser Märchensound.

Unter dem Blut war ihre Haut weiß wie Schnee,
Leichen sind eigentlich eher so gelblich.

Es wird Tage dauern, bis die Wege ins Tal wieder sicher sind.
Jedenfalls (kein Komma) sollten wir die Augen offen halten
Sie dachte an sie auf dem Weg nach Hause, auch noch während sie die Hühner und Ziegen fütterte und immer noch, als sie das Mittagessen vorbereitete.
Kommaregeln solltest du dir noch mal anschauen, das sind nur drei Beispiele, der Text ist, was das angeht, gespickt mit Fehlern, das erschwert das Lesen. Da man so was für gewöhnlich nicht von jetzt auf gleich verinnerlicht, kannst du auch erstmal vorab einen von mittlerweile zahlreichen Grammatik-Hilfestellern im Netz zu Rate ziehen.

Als Lehrer des Dorfes war er dafür verantwortlich, dass die Kinder Lesen und Schreiben lernten.
Ich finde den zweiten Teil überflüssig, auch wenn man jetzt sagen könnte, na ja, er könnt ja auch Mathelehrer sein. Was er unterrichtet, spielt ja für die Geschichte keine Rolle.

und lies dann los.
ß

dass die Arme einfach einen Unfall hatte.
gehabt hatte, Plusquamperfekt, weil die Geschichte im Präteritum erzählt

das Ding aufbekam.
„Lass das!“, verlangte Brigitte. „Am Ende geht das Ding
Zwei mal „Das Ding“ sehr nah beieinander. Einmal spricht die Autorin, einmal die Figur. Das reißt raus, weil man merkt, dass es die Figur eigentlich nicht gibt, die Autorin legt ihr Sachen in den Mund.

Frustriert aber vorsichtig legte Barbara die Pistole wieder ab. „Wo kommt die Pistole her?“, wollte Barbara wissen.
Frustriert, … / „Pistole“ ist genau so redundant wie die Tatsache, dass Barbara das „wissen will“. Es ist klar, dass sie spricht.

Falls sich ganze doch als Missverständnis herausstellen sollte,
So was bemerkt man eigentlich, wenn man noch mal in Ruhe rüber liest.

Wir haben eine blutverschmierte Pistole bei der Leiche gefunden.
Warum eigentlich? Also, warum ist vom Erschießen Blut auf der Pistole?

Schon gar keinem spitzelndem Weibsbild.
spitzelnden

Trotz Schneeschuhe versank
Schneeschuhen

erzählte sie Anna alles was geschehen war.
„Eine junge Frau wurde tot im Dorf gefunden. Furchtbar. Angeblich ist sie am Tag zuvor den Berg herauf gegangen. Aber niemand will sie kennen. Ich habe es nicht übers Herz gebracht hinzusehen. Und sie lassen sie einfach dort im Schnee liegen! Gottlos, sowas.
Nach „geschehen war“ sollte es einfach weiter gehen, der Leser weiß ja schon, was passiert ist.


Viele Grüße
JC

 

Hallo @Eva Cat,

du schreibst eine Art 'klassischen' Krimi: Ein abgeschlossener Täterkreis in einem genau umgrenzten Ort. Die einfache Sprache ist wohl dem einfachen Personenkreis geschuldet.

„…wenn das jemand erfährt!“
Nach den drei Punkten eine Leertaste.

Sie hatte sowieso genug gehört.
Woher will sie das wissen? Erinnert mich an K. May, da kommen die Helden auch immer, wenn es etwas Wichtiges zu hören gibt und wissen, wann 'es' vorbei ist.

„Er ist hinten in der Mühle, aber -"
Kein Minuszeichen, sondern einen Gedankenstrich machen.


sagte sie mit Blick auf die neugierigen Zuschauer, die inzwischen mehr geworden waren.
Vielleicht: Das klingt so distanziert. In dem kleinen Ort sind das sicher keine fremden Zuschauer, sondern Bekannte. Vielleicht: ... mit Blick auf die Nachbarn, die inzwischen neugierig stehen geblieben waren.

Aber ich bin dabei etwas vom Eis zu brechen.
Will er sich einen 'Whisky on the Rocks' machen? Da muss mehr Arbeit deutlich werden.

Holz ist genug da, aber unser Dach ist undicht
Oder: ... gibt es genug ...

Das Ablenkungsmanöver 'Franz der Mörder' funktioniert nicht als Spannungsgeber, die Verdächtigung ist zu unbegründet und banal. Bei deiner direkten, chronologischen Erzählweise ist es halt schwierig, durch Andeutungen einen Spannungbogen zu erzeugen.
Fazit: Ein Setting mit Potenzial, ein passabler Plot, zu wenig Emotionalität der Figuren. Ein Text, der Bearbeitung verdient hat!

Grüße,

Woltochinon

 

Ich fand den ersten Tag recht spannend. Das Ende kam mir etwas schnell gelöst vor, aber man muss ja zum Punkt kommen.

Jetzt, wo die Dorfbewohner die Wege geräumt hatten, türmten sich die Schneemassen um das Dorf herum, wie eine Mauer. Dicke Wolken versperrten Sonnenstrahlen den Weg ins Dorf.
Das Wetter spielt eine wichtige Rolle. An der Stelle würde eine schöne Beschreibung passen. Damit meine ich etwas noch bildhafteres.

Aber das bleibt unter uns, okay?“, flüsterte sie und lächelte
Okay passt zeitlich nicht in Deutschland, glaube ich.

Barbara stapfte durch den Schnee in Richtung Schusterhaus. Dahinter war alles noch so, wie am Tag zuvor. Barbara zwang sich an die Leiche heranzutreten. Auf den ersten Blick konnte sie keine Laterne sehen, und auch sonst nichts, das Licht machen könnte. Barbara holte tief Luft.
Es gibt für Barbara kein Ersatz? Der Name kommt auch ständig am Satzanfang.

Die Aussicht auf Tratsch machte sie ganz aufgeregt.
Das hätte ich lieber angedeutet bekommen. So hast du es irgendwie verraten.

Augenblick, wir sind noch nicht fertig!“ Brigitte lief ihm nach.
Hier beginnt allmählich der Part, wo ich mit Brigitte Probleme habe. Sie reagiert ungewohnt, aber in der Zeit einen Mann zu konfrontieren, der weder Ehemann noch Verwandter ist, halte ich für mehr als nur unvorsichtig.
Brigitte packte seinen Arm.
Das ist schon sehr unglaubwürdig. Er hätte ihr eine verpassen können und wäre damit davon gekommen. Woher nimmt sie sich das Recht, so zu handeln?

Ich schwöre dir, Liebling, ich bringe das wieder in Ordnung.
Klingt etwas modern.

„Das werden wir ja sehen!“
Leider etwas wie in einem Cartoon. Das passt nicht zum Rest der Geschichte. Er hätte auch hier due Frauen überwältigen können.

Insgesamt ist die Geschichte super lang. Ich habe dank eines anderen Geräts besser lesen können, aber ich frage mich, wie das vielleicht gekürzt hätte werden können. Da kamen viele Leute vor.


Warum dieses Jahr? Das erschließt sich mir nicht. Es gibt bis auf das List und die Pistole keinen besonderen Bezug zu der Zeit. Das würde theoretisch auch in den 1950ern in Österreich funktionieren.

 

Danke für all eure Kommentare! Ich habe die Geschichte überarbeitet und einiges gestrichen. Ich hoffe, so funktioniert sie besser.

 

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