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Gelbe Tulpen zeichnen Lächeln

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01.04.2006
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Gelbe Tulpen zeichnen Lächeln

Mit 16 fiel es mir nicht besonders leicht glücklich zu sein, und als ich es von Moment zu Moment doch war, war es eine meiner größten Herausforderungen dies zu verstecken. Ich wollte nicht, dass Leute das Lächeln auf meinem Gesicht bemerkten. Obwohl meine Gefühle endlich wieder durch alle vier Winde aufgewirbelt wurden und ich es auch endlich wieder fühlen konnte, war es noch zu früh für mich, es so wie es war zu akzeptieren. Der Schmerz saß noch zu tief und ich wollte niemandem Unrecht tun. Also vergrub ich mich in ein tiefes, schwarzes Loch, in dem kein Wind mehr so leicht an mich ran kommen konnte. Mir hatte es geholfen, meiner Umwelt weniger. Vor allem nicht meinen Eltern.
Und so fand ich mich in New York wieder. New York war die Antwort meiner Eltern auf meine Abkapslung von der Welt. Sie waren der Meinung, dass es in New York unmöglich wäre, sich aus der Welt raus zu halten. Sie hatten Recht, und heute bin ich ihnen sehr dankbar dafür.
Als ich also vor ein paar Jahren meine 17m² Wohnung in Manhattan bewohnte, gab es nicht einen Garten in der gesamten Nachbarschaft. Es gab Nutten und Imbisse, die 24 Stunden am Tag auf hatten, aber kein Anzeichen von wahrem, absolut grünem Leben. Außer vielleicht ein kleiner Fleck von abgenutztem Gras, das praktisch in Hundepisse schwamm. Es befand sich genau neben einer Telefonzelle auf der Ecke der Straße in der ich lebte. Es war nichts Überragendes und es war bestimmt nichts, worauf die Leute besonders viel achteten. Aber eines Tages, mitten im März, wenn es immer noch absolut zusammenhangslos anfangen würde zu schneien, verwandelte sich das kleine Bisschen Gras in ein anderes Grün und kleine, weiße Blumen, Schneeglöckchen heißen sie glaube ich, streckten ihre Hälse durch den grobkörnigen, deprimierenden und grauen Schnee, der nicht anders aussehen wollte, sobald er in New York den Boden berührte.
Ich war auf dem Weg von einer Stelle zur Nächsten und mit mehr Gedanken in meinem Kopf herumtragend, als man einer 16 Jährigen zumuten könnte, als ich sie bemerkte. Eine einzige gelbe Tulpe auf dem kleinen Stück Gras, umgeben von unzähligen kleinen, weißen Schneeglöckchen. Diese kleine ein-mal-ein Meter große Fläche zeichnete die Gegend mit mehr Farbe als es Leuchtreklamen jemals tun könnten.
Ich weiß nicht warum gerade dieses kleine, unbedeutende Geschehen so sehr und schon so lange in meinen Erinnerungen fest hängt, aber es tut es einfach. Ich denke heute noch oft daran und jedes Mal macht sich ein Lächeln auf meinem Gesicht breit.
Ich war seit der Ereneuerung dieses Stadtteils durch den neuen Bürgermeister nicht mehr in New York. Das angenehme Gefühl würde jetzt wohl nicht mehr an der Oberfläche schwimmen. Für einige Zeit war es mein zu Hause, aber jetzt will ich den kommerziellen Schnick-Schnack drum rum einfach nicht mitkriegen. Doch ich hoffe das sture Stück Gras ist immer noch da und noch mehr hoffe ich, oder besser gesagt der idealistische Teil von mir hofft, dass noch jemand außer mir es bemerkt. Dass es dort ist und dass ab und zu immer noch eine wunderschöne gelbe Tulpe es schafft dort zu erblühen.
Es ist irgendwie wie eine Art Testament für die „oh fuck, ich kann alles überleben“ Generation geworden und wenn man es generell anspricht, und du es schaffst in Hundepisse zu sitzen, metaphorisch und wörtlich gemeint, umgeben von dem Rest von Manhattan und du denkst, schlimmer könnte es nicht mehr werden, dann erst Recht. Dann kannst du wirklich alles überleben.
Ich nehme also an, dass es immer einen guten Grund dafür gibt wenn meine Gedanken davon schwirren und ich mich wieder an der Ecke auf dem kleinen Bisschen Gras mit einem Bleistift und einem Stück Papier sitzen sehe; und wenn ich dann aus meinem Tagtraum erwache bin ich mehr als dankbar dafür, dass ich die gelbe, wunderschöne Tulpe mitgenommen habe und sie vor mir stehen sehe, die mir zuhört, mir gut zuspricht und endlich den kleinem Mann in meinem Ohr ersetzt, der mir sowieso mit jedem seiner Sätze ein Stück klaren Verstand zu rauben schien.

 

Hallo anna.helena,

deine Geschichte fängt ganz nett an,
aber es fehlt eine Pointe, eine Auflösung. Auch ist es weniger eine Geschichte, als ein Gedanke über einen grünen Fleck mitten in NY. Zu Beginn der Geschichte schreibst du von Problemen, die die Ich-Erzählerin hatte und warum die Eltern sie nach NY schickten. Sie ist ihren Eltern dafür dankbar und daher bin ich davon ausgegangen, die Probleme seien gelöst. Zum Schluß der Geschichte hat es aber den Anschein, dass sie immer noch in ihren Problemen verstrickt ist. Die Bedeutung der Tulpe wird mir auch nicht klar, aber der Prot auch nicht:

Ich weiß nicht warum gerade dieses kleine, unbedeutende Geschehen so sehr und schon so lange in meinen Erinnerungen fest hängt, aber es tut es einfach. Ich denke heute noch oft daran und jedes Mal macht sich ein Lächeln auf meinem Gesicht breit.

diesen Absatz habe ich überhaupt nicht verstanden:

Es ist irgendwie wie eine Art Testament für die „oh fuck, ich kann alles überleben“ Generation geworden und wenn man es generell anspricht, und du es schaffst in Hundepisse zu sitzen, metaphorisch und wörtlich gemeint, umgeben von dem Rest von Manhattan und du denkst, schlimmer könnte es nicht mehr werden, dann erst Recht. Dann kannst du wirklich alles überleben.


Mein Eindruck von der Geschichte ist, dass du dich nicht traust, das auszusprechen, was die Ich-Erzählerin wirklich bewegt und was es vielleicht zu einer Geschichte hätte werden lassen können.

Liebe Grüße
Katinka

 

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