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Geschichte über zwei "helle" Vögel

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10.08.2003
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Geschichte über zwei "helle" Vögel

„Ach Achim! Ach Achim! Was machst denn nu wieder für`n Stress?“, fragte der betrunkene Vogel Klaus seinen Freund Achim.
„Stress sagst du? Ich mach nie keinen Stress nich, aber Schlafenszeit is trotzdem!“, antwortet ihm dieser mehr oder weniger entnervt, mehr oder weniger verständlich.
Da sitzen die beiden bei ihren Lieblingsbeeren zu ihrer Lieblingsjahreszeit.
Ohne Regen, ohne Schnee und überhaupt ohne alles was „abnervt“ wie Achims Alte zu sagen und zu tun pflegt.
Eine Frage des Standpunktes, sage ich.
Achim und Klaus, zwei Vögel in guter Stimmung, angeheitert, könnte man sagen, von Zauberbeeren, die nebenbei auch noch vitaminreich und schmackhaft sind.
Diese fragwürdige Unterhaltung spielt sich abends, am Rande einer Lichtung ab, wo die beiden eine wunderbare Aussicht auf die bunt leuchtende Stadt genießen.
„Drecksloch da unten, kaum geht die Sonne unter, machen se ihr eigenes Licht an, wo soll des noch hinführen? Schlafen kennen die wohl nicht…“, zetert Achim noch , bevor er sich jedoch in sein Nest verziehen kann, wird er vom nimmermüden Klaus aufgehalten:
„Wie meinst ’n des jetzt genau? Ich hätt’ auch gern immer Licht. Des is doch nichts schlechtes, schließlich könnten wir dann immer weiter sitzen und vertilgen, vertilgen und sitzen.
Mal ganz abgesehen von dem Stress nach Süden zu fliegen, wenn die Tage kürzer werden, des wär dann alles nicht mehr.
Einfach sitzen und vertilgen. Was meinste? Und deiner Alten sagen wir einfach, das bald Zeit wär, die Tage kürzer und so, und ab die Kirsche mit ihr…
Nur ihre Schwester könnt se doch dalassen, oder? Ich wär ja gar net so abgeneigt, wie ich nüchtern immer tu, der Horaz hat schließlich in seinen Episteln gewusst:
„-Was zeigt Betrunkenheit an? Sie deckt Verborgenes auf! -“,
aber des überlass ich ganz dir, jetzt wo meine Olivia nicht mehr ist, könnt ich schon ´n bisschen Abwechslung aus diesem grauen Alltag vertragen.
Versteh mich nich falsch Alter, mit dir is auch schön, aber manchmal, da will man doch auch zusammen etwas gemeinsame heteroe Privatsphäre miteinander, nix gegen deine Schenkel, des weißt ja, aber um aufs wesentliche zurück zu kommen, wie Single ist denn die Annette noch mal genau?
Achim?
Wo bist ´n du?“
Der Achim, der hat’s so gemacht, wie er’s immer macht wenn ihn der Klaus nervt, er hat sich doch nicht aufhalten lassen und ist zurück in sein Nest geflogen.
Zurück zu Lasse ,was durchaus ein Frauenname sein kann, auch wenn’s sonst keiner glauben will.
Eines hat er aber dennoch aufgeschnappt, und das fuhrwerkt jetzt in seinem Kopf und arbeitet und schafft und drängt und fragt.
Was wäre denn, wenn das Licht nicht mehr ausgehen würde?
Immer Licht, wie wäre denn das?
Nie mehr dunkel.
Kein lästiges nach Süden ziehen und zurück und Nest hin und Nest her, einfach ruhig, einfach entspannen.
RELAXEN quasi….
Leise vor sich hintschilpend liegt er keine Viertelstunde später unter dem Flügel seiner Liebsten, fern von diesen Fragen, fern von Klaus, der sich mittlerweile auch einen Schlafplatz sucht, wenn auch etwas weniger leise tschilpend und etwas weniger umarmt.
So weit weg diese Gedanken gewesen sein mögen, so beharrlich tauchen sie am nächsten Morgen wieder auf. Das Sonnenlicht bricht durch die Äste seines Heimatbaumes und erzeugt ein einzigartiges Spiel der Lichter und Schatten, erschafft eine fantastisch unbeschreibliche Schönheit, wie nur die Natur sie, hier in Form eines verkaterten Vogels, gleichsam kreieren wie ignorieren kann.
Achim ist mehr geblendet als begeistert, Klaus eher begeistert als schläfrig, wohl auch schon um einiges länger wach und daher kaum zu bremsen, als er gut gelaunt auf dem Nest seines Freundes landet und sofort zu erzählen anfängt:
„Ja du Achim, des mit deiner Schwägerin gestern, des hab ich net so gemeint, vergiss des lieber schnell mal, weil ich will net, dass du ihr da irgendwie falsche Hoffnungen machst, des is ja irgendwo auch klar oder, kannst ihr meinetwegen auch was vorfaseln von wegen Nummer zu groß für mich, auch wenn wir beide wissen, dass sie da...“
Dem üblichen Geschwätz kein Gehör schenkend und sich kurz irritiert nach seiner Lebensabschnittsgefährtin umsehend, unterbricht Achim ihn barsch und sagt stattdessen bedeutungsschwanger:
„Klaus, hol etwas Luft und wenn du´s schaffst, hörst du mir auch danach noch ´n Stück zu:
Gestern diese Andeutung mit dem Licht und so. Ich mein so viel wie de auch laberst, es findet auch ein blindes Huhn schließlich mal ein Korn und deswegen da glaube ich du hattest ziemlich brauchbare Idee. Vögel brauchen Dunkel nich, können da gut und gern drauf verzichten.
Nachtaktiv ist ein verdammtes Oxymeron.
Genau wie: lustiger Uhu!
Ich entscheide, wann ich müde bin. Ich sag, wann ich schlafen geh und dafür gibt’s auch genug Schatten. Und nutzloses nach Süden ziehen, des könnten wir uns dann auch sparen. Eins noch zum Schluss, hast du vielleicht letztens Mal nen beschissenen Mitternachtsimbiss verdrückt?
Wie auch wir sehen ja nix!“
„Recht hast du, recht hast du“, applaudiert Klaus und platzt dabei fast vor Enthusiasmus, „aber wie machen wir das, wie sollen wir das nur machen, Achim?“
Gütig und sich der Unterstützung seines Freundes sicher antwortet Achim in väterlichem Ton: „Lasse hat mir heute Nacht was von ’ner Prophezeiung gemeint. Da steht irgendwie, wie das Licht und so nich mehr ausgeht, an bleibt und so, also in etwa sozusagen genau unser Ding quasi.
Sie ist eingeritzt im ehrenwerten Garok, dem Größten und Ältesten im Wald.“
Achim hat kaum den letzten Satz beendet, da ist der Klaus schon mit ungestümen Flügelschlägen unterwegs, nicht ohne sich laut vor sich hin zu freuen:
„Endlich immer Helle, helle, helle, helle!“
Dort da, beginnen sie die Suche nach der Prophezeiung und erst als die Sonne ihren Zenit erreicht hat, merken sie, dass die Lösung des Rätsels sich auf der nach Norden gewandten Seite des Baumes, auf der mit Moos bewachsenen Seite zu finden sein muss.
Hastig kratzen und picken sie die Inschrift frei, bis sie gänzlich zu erkennen ist:


An Sucher der Quelle der Lichter:


Ihr, die ihr das Licht, das Ewige, sucht
Ihr, die ihr das ständige Dunkel müde seid
Hoffe euer Ansinnen Grund ist nicht verrucht
Ich hoffe, ihr seid bedingungslos bereit


All dies liegt nicht in meiner Macht
Euer Hoffnung, euer Wunsch ist mir Befehl
Die Sonne ist der Dunkelheit Wacht
Aus ihrer Kraft mache ich keinen Hehl


Geht, fragt freundlich bei ihr nach
Macht euch auf, sie zu bitten
Sagt’s außer mir keinem Dritten
Empor mit euch aufs Himmelsdach

So sage ich euch gern
Haltet euch brav dran
Auf in die Fern’
##############


Die letzte Zeile war absichtlich unleserlich gemacht worden.
Was dort einst geschrieben stand, war für immer in Vergessenheit geraten, verloren.
„Was ist mit der letzten Zeile Achim? Was reimt sich auf #dran# ?“, fragt Klaus aufgeregt.
Der entgegnet gelassen:
„Das wird nicht weiter wichtig sein, des letzte ist so was wie ne Glückwünschstrophe, verstehst du? Motivation ist oft die halbe Miete!“
Voller Tatendrang erheben sie sich in die Lüfte, bereit der Prophezeiung Folge zu leisten, bereit alles zu tun, was nötig sein wird, um ihr Ziel zu erreichen.
Immer höher treibt sie der Ehrgeiz, immer höher ihr ehrenhaftes Streben.
Als sie bis zur Erschöpfung, der nun am Untergehen begriffenen Sonne gefolgt sind, kommen erste Zweifel, vom immer größer werdenden Hunger bestärkt, in ihnen auf.
Sie halten an und nach der bisherigen stundenlangen Stille, ist es Achim der das Schweigen bricht: „Ich glaub’ wir sind auf ´nem guten Weg, aber im Dunkeln die Sonne suchen…
Da könn´ wir ja gleich noch ´nen lustigen Uhu finden und den zum Lachen bringen.
Jetzt erstmal rasten und schlafen.“
Etwas enttäuscht reagiert Klaus auf diese Anweisung:
„Ach Achim, deine Schwägerin hätt´ ja mitkommen können, da wär’ des viele Fliegen net immer so eintönig und langweilig fad und außerdem öde und trist…“
„Lass Annette doch endlich in Ruhe, Klaus…
und gib mir gefälligst was von diesen Beeren ab.“


Am nächsten Morgen sind Klaus und Achim schon abgehoben, kaum, dass die Sonne aufgegangen ist.
Klaus wird klar, was Achim ebenfalls schon ahnt, es wird wohl kein Zurück geben. So überlegt er und denkt und macht sich so seine Gedanken, während er so vor sich hin sinniert.
Scheiße, was war des wieder für ein Heldenplan? Ich hätte nie auf Achim hören dürfen. Wenn die Prophezeiung wahr sein soll, warum hat sie nicht jemand vor uns befolgt? Ich will nach Hause. Aber was ist mit Achim? Dieses Glitzern in seinen Augen. Das hier, des ist, was er sich immer gewünscht hat, er will was bewirken in der Welt hier, was verändern, sie ein kleines Stück besser machen.
Weiß er das mit Annette?
Scheiß drauf! Wir stehen das durch!
Diese märtyrerhafte Sachlage lässt ihn in sich hineingrinsen.
Für einen guten Zweck werden sie ihre Heimat verlassen haben, die stillen Helden der Gegenwart, der Zukunft.
Außerdem wär`s ziemlich dämlich sich einzugestehen, dass sie nicht mehr wirklich, real in echt die Wahl haben.

In der zurückgelassenen Heimat wacht Lasse gerade erst auf
Bequem liegt sie angenehm in den angenehmen und bequemen Armen ihres Paolo.
Sie kuschelt sich noch etwas tiefer hinein, schmiegt und schmeichelt sich an die Wärme seiner Federn und lässt sich lächelnd die letzte Strophe ihrer Prophezeiung auf der Zunge zergehen:

So sage ich euch gern
Haltet euch brav dran
Auf in die Fern
In der Irrungen Bann

„Paolo du bist ein Poet.“, flüstert sie behutsam, fast stolz, „ trotzdem hätte ich lieber Todes Bann geschrieben.


Sie ahnt nicht, wie nahe sich ihr Liebster plötzlich dem Ziel fühlt.
Auf ihrem ewigen Weg der Sonne nach sind sie ans Meer gelangt. Wissen aber nicht so recht wie damit umgehen.
Die ihnen bekannten Flüsse und Tümpel sind nichts im Vergleich zu diesen Wassermassen.
„Achim wir fliegen weiter, soviel Wasser gibt’s nicht, dass wir es nicht überfliegen können.“, so vernünftig diese Worte klingen, so müde klingt derjenige die sie ausspricht.
Achim ist da anderer Meinung, will sich seine Angst jedoch nicht anmerken lassen und antwortet deswegen betont gelassen: „Klaus, ich weiß gar nich, warum du überhaupt anhältst, bist etwa müde? Aber weißt was? Wir schlafen jetzt und morgen geht’s ab in Richtung Sonne. Ich hab da so’n Gefühl.“
Das mit dem Gefühl ist gar nicht mal gelogen, aber es ist beileibe kein gutes, nicht mal ein mittleres und als plötzlich eine Möwe neben ihnen landet, da erschreckt er sich nicht nur, sondern er fühlt sich auf merkwürdige Art und Weise regelrecht ertappt, ertappt dabei, wie er sich und seinen Freund ins Unheil stürzen will.
„Was seid ihr denn für zwei?“, fragt die Möwe spöttisch, „so was hab ich hier ja noch nie gesehen. Was sucht ihr denn hier?“
„Die Sonne!“, lautet die Antwort der beiden, fast einstimmig, einstimmig zuversichtlich, einstimmig verstellt.
Doch diese Antwort sorgt dafür, dass sie etwas sehen, was nicht jeder sieht:
Eine Möwe, die lacht.
Als sie sich wieder beruhigt hat, spricht sie erneut:
„Also so was hab ich ja noch nie erlebt, die Sonne also? Nun denn, was wollt ihr denn bei der Sonne? Habt ihr da einen festen Plan, eine ungefähre Vorstellung oder wollt ihr da eher spontan vorgehen?“
Sie sehen ihr das Lachen an, welches nur darauf wartete ein zweites Mal auszubrechen, aber in ihrer Verzweiflung wechseln Achim und Klaus einen Blick und Achim entgegnet mit fester, ernster Stimme:
„Wir wollen sie einholen, wir wollen sie bitten der Prophezeiung nach unserer Heimat ewiges Licht zu schenken.“
Trotz dieses eindeutig diplomatischen Tonfalls, ist die Folge noch schlimmer als nach ihrer ersten Antwort:
Die Möwe lacht nun nicht nur.
Die Möwe lacht sogar Tränen.
Das gesehen zu haben, kann nun erst recht nicht jeder von sich behaupten.
Da keiner sich gerne auslachen lässt, wenden die beiden sich von ihr ab und wollen gerade einen ruhigeren Ort aufsuchen, als die Möwe sie mit erstickter Stimme bittet:
„Entschuldigung, es tut mir leid, ihr meint das ernst! Ihr könnt nicht über das Meer fliegen, das ist zu weit, ihr fliegt in euer sicheres Unheil, ich warne euch.“
Damit war sie auch schon wieder weg, so schnell wie sie gekommen war.

In der Nacht, wacht Klaus von einem Alptraum auf, in welchem Annette mit diesem Paolo, diesem Dichter, Schriftsteller, komischem Kauz jedenfalls, Eier verüben wollte, ungestüm fliegen, wild lachend hatten sie sich gerade in seinem Nest ausgeruht, als Paolo plötzlich eines seiner schmalzigen Gedicht vorlesen…
Langsam verblasst der Traum und Klaus kommt wieder zu sich. Warum hatte er von Annette geträumt? Was war nur mit ihm los? Und warum sieht er nichts? Er hält sich einen Flügel vor das Gesicht, aber er sieht ihn nicht. Kein Stern, kein Mond ist da, um ihm Licht zu spenden, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen.
In heller Aufregung weckt er Achim: „Achim, Achim aufwachen, ich seh nichts, ich hab die Augen auf, aber es bringt nichts, Achim!“
Entsetzt wacht Achim auf und stellt fest, dass sein Freund Recht hat, er sieht wirklich nichts mehr. Wie sollen sie nur feststellen, ob es an der dunklen Nacht liegt oder ob ihre Augen vom vielen Fliegen zugrunde gerichtet wurden? In seiner Panik vergisst er völlig, dass die Wahrscheinlichkeit, das Augen einfach so von jetzt auf nachher nicht mehr funktionieren, mehr als nur gering ist.
„Und außerdem Achim,“ fügt Klaus mittlerweile völlig aufgelöst und zitternd hinzu, „hat´ ich ´n Traum, ich glaub ein Alptraum, ich weiß es nich genau und ehrlich gesagt will ich dir des irgendwie gar net genauer…“
„Halt den Schnabel und schau nach oben,“, motzt Achim, wenn auch hörbar erleichtert, „das war ’ne Wolkendecke und die verzieht sich grade, deine Augen sind verdammt in Ordnung und O.K, also lass mich jetzt schlafen und tu’s selbe!“

Nachdem die Möwe sie am Vorabend so verspottet hatte, war keiner von beiden sich sicher gewesen, ob sie es tatsächlich wagen sollten, aber die Erlebnisse der Nacht, waren genug gewesen, um ihnen die Ausweglosigkeit der Situation klarzumachen.
Entweder sie würden diesen Versuch unternehmen, oder sich auf ewig fragen, wie knapp es letzten Endes tatsächlich gewesen sein mag und ob die unverschämte Möwe sie nicht doch nur einfach belogen hat.
All diese Gedanken wurden nicht ausgesprochen, zu männlich waren die beiden und zu eindeutig die Sachlage.
Mit einem vollen Magen und einem flauen Gefühl darin, brechen die zwei auf, völlig hypnotisiert angesichts des Ausmaßes, welches ein Erfolg ihrer Mission hätte.
Kaum haben sie die Küste hinter sich gelassen, fliegen lästernde Möwen um sie herum.
Eine jedoch gesellt sich zu ihnen und fragt ob sie mitfliegen darf.
„Wisst ihr, ihr habt ganz recht, ich glaube, wir haben sowieso keine andere Wahl, mein Name ist übrigens Juliio“, traurig klingt sie, lebensmüde, aber was will sie ihnen damit sagen?
Ratlos blickt Achim zu Klaus, doch ein ebenso fragender Blick erwartet ihn.
Als nach einiger Zeit das Festland hinter ihnen endgültig verblasst, wird die Juliio plötzlich langsamer.
Die Sonne hat ihren Zenit noch nicht erreicht, als sie ihnen fast trotzig und wütend zuruft:
„Das hier ist genug. Ihr müsst nicht weiter rausfliegen, um in Ruhe zu sterben.“
Vor Überraschung können sie ihr nicht mehr antworten und sehen ihr stattdessen völlig verständnislos zu, wie Juliio langsam in Richtung des Wassers segelt und aus dem bis dahin
kontrollierten Fliegen ein haltloses Trudeln wird.
Als sie sehen wie ihr ehemaliger Begleiter auf dem Wasser aufschlägt, fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen.
Sie würden hier keine Sonne, höchstens den Tod finden. Ein Blickkontakt genügt und sie kehren sofort um, in der blinden Hoffnung, die Küste zu finden bevor ihnen die Kraft ausgeht, nur haben sie keinerlei Anhaltspunkt. Sie fliegen auf gut Glück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
Klaus wirft noch einen letzten Blick auf die, auf dem Wasser treibende Möwe, um dann in plötzlicher Todesangst schnellstmöglich in Richtung Land zu fliegen.
„Spar deine Kraft!“, keucht ihm Achim zu, „sonst haben wir keine Chance!“
Doch Klaus nimmt ihn gar nicht wahr, er fliegt einfach weiter ohne auf Achim zu reagieren.
Achim verliert Meter um Meter auf den völlig verwirrten Klaus, bis er aus purer Verzweiflung schreit:
„Was soll ich der Annette sagen, wenn ich ohne dich zurückkehre? Was soll ich ihr sagen? WAS?“
Klaus fliegt ungerührt weiter, weiter seinem Unglück entgegen, bis…
„Achim, ich pack das nicht! Wir müssen doch…
…meinst du das ernst? Redet ihr zwei über mich? Hab ich Chancen?“
Er ist endlich wieder der Alte, sichtlich erleichtert antwortet Achim ihm:
„Klaro und jetzt schalt ´nen Gang runter, wir schaffen’s nur heil und unbeschadet nach Hause, wenn wir segeln. Ganz lange Schläge und dafür weniger, verstanden?!“
Klaus hat verstanden…
Der Erschöpfung widerstehend kämpfen sie sich in Richtung Küste, in dem Moment als Achim glaubt. er schaffe keinen weiteren Flügelschlag, taucht die Küste vor ihnen auf und er mobilisiert noch einmal seine letzten Kräfte.

„Die Suche aufgeben und den anderen was erzählen von wegen, dass die Sonne unsere Bitte nach einem “aufreibenden Disput“ schließlich abgelehnt hat? Meinst das ernst, Klaus? So machen wir´s!“, noch ziemlich geschafft vom Flug, finden die beiden sich bereits damit ab, versagt zu haben.
Die Tatsache, dass sie keine Woche fort waren und die Rückkehr daher nicht allzu dramatisch verlaufen würde, ist in ihren Augen nicht weiter von Wichtigkeit.
Umso größer war der Stolz über das fesche Zitat, das sie sich ausgedacht haben:
- Meine Lichter sind allen! –
„Wenn se des net glauben, dann hätten se die richtige Wahrheit au nich abgekauft.“, meint Klaus zuversichtlich, wohl auch wegen des Umstandes, dass er die Idee für das Zitat hatte.
Die Reiseroute ist einfach: Nachdem sie zuvor immer der Sonne nach geflogen waren, wird das genaue Gegenteil sie zurück führen, dorthin, wo die Sonne nie scheint.
Als sie diese einige Zeit befolgt und langsam Gefallen an den vielen verschiedenen Ländern unter ihnen gewonnen haben, gelangen sie in ein finnisches Dorf.
Sie halten erschöpft an, gönnen sich eine Rast und sind gerade am Überlegen, ob sie sich langsam Schlafen legen sollen, da fliegt ein schwarzer großer Vogel an ihnen vorbei, den Achim unbeholfen grüßt und zu sich bittet:
„Hey sie da, wir sind net von da, kannst du uns möglicherweise irgendwie helfen, weil wir würden gerne wissen, wann die Sonne unter…“
Ein hämisches Gelächter unterbricht ihn.
„Ihr seid zwei komische Vögel, hier geht die Sonne nicht unter, wenigstens vorerst nicht.“
Da war er auch schon weitergeflogen, ahnungslos ob der Wirkung seiner Worte.
Dass zwei Vögel sich in den Armen liegen, ist an sich schon selten, dieser Anlass jedoch sehr wohl.
Von der Öffentlichkeit weniger beachtet, weint sich ein dritter höchst unglücklicher Vogel in den Schlaf.
Ihr Name ist Annette und sie kann die Sonne nicht finden, sondern lediglich bunte Vögel mit komischen Schnäbeln.

 

Hallo Maniac,

So etwa ab dem Ende des "Reim dich oder ich fress dich"-Gedichts bin ich ausgestiegen. Die Geschichte scheint mir in Betracht des vermittelten Inhalts viel zu lang. Ohne zu wissen, wie es ausgeht, stelle ich mir vor, dass es sich wohl um die Schilderung einer "netten Begebenheit" handelt. Die Dialoge sind zum Teil erfrischend

Ja du Achim, des mit deiner Schwägerin gestern, des hab ich net so gemeint, vergiss des lieber schnell mal, weil ich will net, dass du ihr da irgendwie falsche Hoffnungen machst, des is ja irgendwo auch klar oder, kannst ihr meinetwegen auch was vorfaseln von wegen Nummer zu groß für mich, auch wenn wir beide wissen, dass sie da...

zum Teil aber auch weniger genial

Eins noch zum Schluss, hast du vielleicht letztens Mal nen beschissenen Mitternachtsimbiss verdrückt?
Wie auch wir sehen ja nix!

Die Sprache des Texts ist stark dialektdurchtränkt, wenn auch nicht so sehr, dass man die Geschichte in "Mundart" verschieben müsste. Es haben sich eine ganze Menge Fehler verschiedenster Art eingeschlichen (aber ich muss zugeben: bin im Moment zu faul, um alle herauszusuchen).

Ich hätte mir bei der Länge etwas Spannung gewünscht. Im aktuellen Zustand plätschert die Handlung mal mehr, mal weniger, so dahin und kann mich nicht begeistern.
Wenn du in Experimentierstimmung bist, kannst du den Text ja mal auf das Wesentliche zusammenkürzen und schauen, ob es einen Unterschied macht.

Gruß,
HienTau

 

Hallo HienTau

Schade, dass du´s nicht durchgeschafft hast, hätte sich vielleicht ja doch gelohnt, wenigstens wird die Qualität des Gedichtes erklärt und je nach Auge des Betrachters auch ein wenig Spannung aufgebaut.

Trotzdem Danke für deine Analyse

VG Maniac

 

Hallo Maniac,

ich saß nun schon ein paar Tage an deiner Geschichte. Sie wird zum Schluss schon spannender, allerdings gab es auch einige Dinge, die mich eher nervten, als das ich sie komisch fand.
Die andauernden teilweise bis zu fünffachen Tautologien zum Beispiel.

Auch steckt die Geschichte noch selbst für deine Verhältnisse voller Fehler.
Die und einige kommentierte Änderungen kannst du dir in diesem Worddokument anschauen.
Leider muss ich dazu schreiben, wenn ich das als Lektor bearbeiten würde, wäre das erst der erste Durchlauf, in einem zweiten könnte ich mich dann um inhaltliche und weitere stilistische Aspekte kümmern.
Klingt böse, ich weiß, aber ich finde es toll, dass du immer noch schreibst, auch wenn du nicht mehr so viel hier bist.

Von der Handlung her mag ich die Geschicht, vor allem dann, wenn du dir die Ausflüge in Albernheiten verkneifst. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim

Erstmal ein riesiges Dankeschön, dass du dir so viel Zeit genommen hast, um diese unglaublich ausführliche Kritik zu schreiben.
Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich das überhaupt verdient habe...
Ich hab sie mir lange und genau durchgelesen und stimme dir in vielen Fällen zu.
Die Tautologien beispielsweise sind mir selbst nicht ganz klar...
Die Orthographischen Mängel lassen sich mit etwas Arbeit sich ebenfalls beheben.
Ich will nur, dass du weißt dass du mir hier wirklich weitergeholfen hast und mich durch die Vielzahl an Mängeln eher motiviert(!) als erschreckt hast.

Vielen Dank
dein
Maniac

 

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