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Geschichte einer Süchtigen

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19.06.2007
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Geschichte einer Süchtigen

Seit einigen Monaten schon lebt eine neue Person in unserer künstlichen Familie C3. Eine adlige, blonde Exgermanistin, die gerade auf Tourismusfachfrau umschult. Tadelloser Lebenslauf - gepaart mit weiblichen Reizen - dazu ein leichter Hang zu Dramatik, Kitsch und notorischer Unordentlichkeit. Eigentlich ganz normal würde der durchschnittlich vorurteilende Mensch jetzt annehmen und auch ich schließe, oder besser, schloss mich dem an. Doch diese Person hat einen geheimen Fetisch, in dessen Genuss ich erst Monate nach dem feierlichen Einzug und fröhlichem Ikeamöbel kauf, zusammenschraub, aufstell und immer wieder (bis zum heutigen Tage) kreativ umstell, gekommen bin.

Meine neue Mitbewohnerin ist schokoladensüchtig. Na na na... sagen jetzt einige von euch. Mein Bruder ist ein notorischer Vieltrinker, Mama rauchte sogar während ihrer Schwangerschaft und Oma Mette aus dem vierten Stock drückt seit über vierzig Jahren Bert. Das ist Sucht! Aber an dieser Stelle warne ich euch. Schokoladensucht ist nicht zu verharmlosen! All diese armen Seelen, deren ganze Lebensfreude sich in einem einzigen ranzigen Stück Kakaobutter manifestiert. Nein, meine Mitbewohnerin ist krank, sie benötigt professionelle Hilfe und zwar schnell. Gibt es denn noch kein südbayrisches Kurhotel, dass sich auf Schokosucht spezialisiert hat? Diese Krankheit der Wohlstandsgesellschaft. So was mit Kneippbädern, Radtouren in den Bergen, Diätwurstsalat und pädagogischem Sitzkreis?

Ich, als zurückhaltender Party-Schokoladenesser, ich sage dies bewusst, da ich darauf hinweisen möchte, dass ich mich in diesem Bezug vollkommen unter Kontrolle habe und nur gelegentlich und nie allein und wenn dann überhaupt nur zum Genuss mal eine Praline koste oder ein Überraschungsei breche oder einen Schokoweihnachtsmann am Stiel lutsche. Ja ich möchte ausschreien: Helft uns! Meine Mitbewohnerin ist bereits so weit, dass es zu suchtbedingten Delikten in unserer Wohnung kommt. Neulich stahl sie mir klammheimlich eine frostig funkelnde lila Milka aus dem Kühlschrank. Sozusagen den absoluten Lamborghini unter den Schokoladenriegeln! Zwar hatte ich sie strategisch günstig unter dem bereits regenbogenfarbenen original Fürstenwalder Maasdammerkäse platziert, doch sie schritt wie im Fieber nachts in die Küche und durchwühlte einem jungen Hund ähnelnd jeden Winkel der wirklich sehr verschachtelten und gesundheitlich anzüglich verwüsteten Küche.

Noch heute stelle ich mir mit einem gewissen Schaudern diese arme Kranke vor, wie sie sich durch die dunklen Gänge unserer weit verzweigten Wohnung schleicht mit dem gerade Erlegten. Wie sie einer Hyäne gleich grunzend zurück in ihr Zimmer kriecht, betäubt vom Duft der schmelzenden Masse. Wie sie sich auf ihr Bett wirft, trunken vom Bedürfnis nach Süßem, leise kichernd, taumelnd. Einem Bett das dem Nest einer Elster gleicht. Erbaut aus zerrissenen Packfolien, Leibniz Schokokeks Hüllen, Softcacke Plastikeinlagen, goldenen Tofifee Schälchen und Harry Potter Büchern. Wie sie mit zerzausten Haaren und irrem Blick die Tafel hält, leise stöhnend das Ersehnte entkleidet. An ihm leckt und knabbert, sich in lustvollen erotischen Posen an dem wehrlosen Ding vergeht. So wird es sich zugetragen haben. Ja, so gottlos und befleckt. Das denke ich mir auf jeden Fall, wenn ich hier so nachts an meinem Computer sitze und überlege und natürlich warte bis die Smarties, die ich sorgfältig auf meiner Heizung aufgereiht habe, schön geschmolzen sind, sodass sie ihre ganze Pracht mit einem Male in meinem Mund entfalten und sich der braune Saft so wunderbar über meinem Gaumen verteilen kann und ich aufschreie vor Glück...

 

Hallo kokspilot,

Mein erster Wunsch an diesem neuen Tag: Absätze. So liest sich deine Geschichte nicht gut. Danach lese ich gerne den ganzen Text.

Lieber Gruß
bernadette

 

*einen Latte Macchiato - Schokoriegel lutsch*

Hallo kokspilot,

unterhaltend, deine kleine Geschichte, sehr nett. Und triggernd :lol:

fröhlichem Ikeamöbel kauf, zusammenschraub, aufstell und immer wieder (bis zum heutigen Tage) kreativ umstell,
Diesen Satz finde ich etwas seltsam. Überhaupt ist der erste Absatz mE entbehrlich.

Ansonsten gern gelesen, nichts zu meckern, nettes Stückchen für zwischendurch.

Achso, abgesehen davon, dass Schoko nicht in den Kühlschrank gehört, die niedrigen Temperaturen töten das halbe Geschmackserlebnis! Banause!!! :lol:

Viee Grüße
Julia

 

Hallo kokspilotS,

Eigentlich ganz normal würde der durchschnittlich vorurteilende Mensch jetzt annehmen und auch ich schließe, oder besser, schloss mich dem an.
normal KOMMA

Doch diese Person hat einen geheimen Fetisch, in dessen Genuss ich erst Monate nach dem feierlichen Einzug und fröhlichem Ikeamöbel kauf, zusammenschraub, aufstell und immer wieder (bis zum heutigen Tage) kreativ umstell, gekommen bin.
Dieser Satz holpert sehr und würde, korrekt geschrieben, sehr umständlich wirken.

Oma Mette aus dem vierten Stock drückt seit über vierzig Jahren Bert.
:D
Zwar hatte ich sie strategisch günstig unter dem bereits regenbogenfarbenen original Fürstenwalder Maasdammerkäse platziert, doch sie schritt wie im Fieber nachts in die Küche und durchwühlte einem jungen Hund ähnelnd jeden Winkel der wirklich sehr verschachtelten und gesundheitlich anzüglich verwüsteten Küche.
Wiederholung

Die Geschichte ist flüssig und teilweise originell geschrieben. Trotzdem fehlt mir etwas. Man ahnt als Leser recht früh, dass in dem Text eine lange Zeit das Schokoladeessen eine Hauptrolle spielen wird. Das interessiert mich aber nicht so brennend (obwohl ich auch zu der Gattung gehöre ;) ).

Interessanter hätte ich einen Dialog zwischen ihr und dem Prot gefunden und nicht nur die Beschreibung, wie sie ihre Sucht genießt.

Smarties auf der Heizung schmelzen zu lassen, habe ich bisher auch noch nie gehört - aber ich kann es mir gut vorstellen :).

Lieber Gruß
bernadette

 

Servus Kokspilot,

und herzlich Willkommen auf KG.de.

Bei Deinem Nick hatte ich zunächst andere Assoziationen bzgl. der Sucht; daß es dann Schoki ist, ist eine sympatische Wendung, muss ja nicht immer das große Drogenkino sein.
Sie liest sich fluffig, Deinen Spaß beim (be)schreiben ist erlesbar, ein netter Riegel für Zwischendurch.

Allerdings finde ich ebenfalls den literarischen Einsatz von Erikativen (wissenschaftlicher: Inflektiv) nicht angezeigt, das kann in Comics sein, im Chat oder in flappsigen Formulierungen in Foren o.ä., doch nicht im Kontext einer Kurzgeschichte *genausomein*

Und daß Milka für Dich der wahre Lamborghini der Schokoriegel ist lässt mich als Verehrer der Bohnenprodukte schaudern. Milka ist max. sowas wie ein 1980er Golf, wirklich gute Schoki kommt nicht lila daher (überhaupt, lila...).

Grüße,
Chokoladenladen Seltsem

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke erstmal, dass ihr meine Geschichte überhaupt gelesen habt.

Und ihr habt recht, da sind Wiederholungsfehler drin, der Ikea Satz flutscht nicht wirklich.

Ich musste beim schreiben immer an die Max Gold Lesungen denken, auch wenns bei ihm noch ein stückchen bsser war.

2 Sachen:
@Bernadette: Ich verstehe nicht ganz was du mit Dialog zwischen dem Prod und der Süchtigen meinst. Passt meiner Meinung nach überhaupt nicht in die Geschichte. Es ist einfach eine kurze Beschreibung über meine Mitbewohnerin die ich dem Leser auftische. So als säßen wir beide in einer Kneipe und ich erzähle von ihr, oder besser: Ich schreibe dir einen Brief in dem ich von ihr erzähle. Verstehe deshalb überhaupt nicht warum du das schreibst. Ein Dialog würde da eine Ebene rein bringen die meiner Meinung nach gar nicht passt. Auch, dass es dabei um Schokloade geht darf der Leser gerne Erfahren. Find ich nicht unbedingt hinterlich, soll ja kein spannender Krimi sein, sondern die Beschreibung einer Person. Aber das ist eine Geschmacksache. Danke trotzdem für den Tip.

@C. Seltsem:
Danke auch für deine Kritik, ich werde sie mir zu herzen nehmen. Erst konnte ich garnicht verstehen was du damit meinst. Ich kann in meinem Text gar keine Erikativen feststellen. Wahrscheinlich meinst du den Satz "Ikeamöbel kauf, zusammenschraub, aufstell und immer wieder (bis zum heutigen Tage) kreativ umstell, gekommen". Ich glaub nicht, dass man hier bereits von Erikativen spricht aber ich kann mich auch irren.

 

So als säßen wir beide in einer Kneipe und ich erzähle von ihr, oder besser: Ich schreibe dir einen Brief in dem ich von ihr erzähle.
Genau darum geht es mir: Wie wird eine Geschichte spannender, attraktiver, lebendiger?
Es gibt zwei Möglichkeiten.
1. Du erzählst mir von ihr.
2. Du beschreibst ihre Lust und Sucht direkter. In einer Handlung mit Gesprächen. Du musst dadurch natürlich die Ebene wechseln und von deinem Beobachterposten in den Regisseurposten wechseln. Natürlich ist das eine etwas anderer Text, aber einer, der eben keine Erzählung, sondern eine Geschichte werden könnte.

Verstehst du, was ich meine?
Aber: Das ist Geschmackssache, wie du selber schreibst.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo Kokspilot,

ich fand deine Kg. auch ganz nett zu lesen.
Allerdings verstehe ich das Ende nciht so recht. Erst outet sich dein Prot als zurückhaltender Party-Schokoladenesser und dann entpuppt er sich als Smarties-fan? Will er damit der Mitbewohnerin, die er ja ganz attraktiv zu finden scheint, näher kommen? Ode habe ich etwas überlesen?
Auch verstehe ich nicht, warum dein Prot überhaupt Schokolade im Kühlschrank aufbewahrt, wenn er doch nur auf Parties...

Doch diese Person hat einen geheimen Fetisch, in dessen Genuss ich erst Monate nach dem feierlichen Einzug und fröhlichem Ikeamöbel kauf, zusammenschraub, aufstell und immer wieder (bis zum heutigen Tage) kreativ umstell, gekommen bin.
dies hier finde ich sehr umständlich formuliert. da kommt man aus dem Lesefluss.
doch sie schritt wie im Fieber nachts in die Küche und durchwühlte einem jungen Hund ähnelnd jeden Winkel der wirklich sehr verschachtelten und gesundheitlich anzüglich verwüsteten Küche.
in Kommata einbinden

Bis auf die logischen Lücken hat mir dein Einstieg gefallen. Liest sich cremig leicht und macht Appetit auf mehr. ;)

grüßlichst
weltenläufer

 

Lieber Weltenläufer:

Danke für deine Kritik. Ich hoffe man versteht was ich mit dem Ende meine.

In 2 Sätzen:

Der Prot. ist am Ende kein Stück besser als sie. Kein Süchtiger gibt zu süchtig zu sein.

Grüsse,

KP

 

Iche nochma'

Ich hoffe man versteht was ich mit dem Ende meine.
ja, aber du fakest hier um der Pointe willen, und das spricht leider gegen den Text.
Der Prot. ist am Ende kein Stück besser als sie.
das kommt an
Kein Süchtiger gibt zu süchtig zu sein.
das ist nicht korrekt - aber spielt nebenbei bemerkt für die Kg keine Rolle ;)

grüßlichst
weltenläufer

 

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