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Gesenkter Blick

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12.05.2005
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Gesenkter Blick

Manchmal, wenn ich in aller Frühe an der einsamen Bushaltestelle stehe male ich mir in Gedanken die ganze Schwärze an die mich umgibt. Greife dann tief in den Farbentopf und ziehe sanfte Linien für den Horizont, der leicht zitternd eingefärbt ist von der roten Sonne.
Setze gelbe Striche in Kreisform, die für Freunde stehen, ruhend auf grüner Wiese in einer Runde. Langsam fließe ich weit hinein, wie gewollt durch einen Strudel gezogen, spüre es nach das Bild in jedem Halm, jedem Strahl und jedem Lächeln auf lieben Gesichtern.
Meist ist es in eben diesem Moment der stillen Versunkenheit, in dem mich das reizend grelle Licht des länglichen Busses unaufhaltsam in die wirkliche Welt zurückholt.
Nehme darauf Abschied von Farben und Phantasie, den gegen die Sonne schwarzen Gesichtern und steige die erste Stufe hinauf.
Allzu bekannt ist mir das müde Lächeln des Fahrers, bekannt all die gleichen Körper in derselben Haltung wie jeden Tag, bekannt sogar all die ein Geräusch bildenden Töne.
Balanciere so den schwarzen Gang entlang, mich wie ein Seiltänzer fühlend, schlängle mich vorbei an grausig gewöhnlichen Gesichtern, simplen Posen und all dem dummen Getue.
Enttäuscht sinke ich in den Sitz, packe den Rucksack zwischen meine Beine und drücke mir den Stöpsel tief in die kalten Ohren. Leicht das Display berührt entferne ich mich wieder dieser Welt und schließe die Augen:


Schallend lachend trägt ein Ton mich fort
Und wiegt mich warm im Regenbogen.
Tausend Töne tanzen dort wie toll
Um mich herum- bis auch ich mit ihnen summ
Und werd erst stumm
Als sich zwischen die bekannten
Andre Töne mischen

………..Tatapamtapampampamtapatapapampam……………

Unablässig lassen meine Augen ein mir sonderbares Bild zu:

In impulsiver Bewegung, sein langes Haar dabei leicht über das Gesicht und den gespitzten Mund schwingend, lehnt dieser Kerl falsch im Sitz herum und trommelt wild auf seinen Beinen.
Der irre Blick wirkt wie flammend Katzenaugen, geht ein so eine seltsam hypnotische Symbiose mit Schwingung der Haare und der Musik.
Doch vorbei an mir driftet dieser gebündelte Strahl der Provokation auf zwei von mir links zusammengekauerte Jugendliche, die wohl dem Typ Skater zugeordnet werden wollen.
Was macht der da eigentlich und warum hab ich den noch nie gesehen?
Verwirrt allerdings nicht ohne Faszination gebe ich mich diesem Schauspiel hin, bietet es mir doch ein ungewohntes Moment in dem sonst so bekannten Leben.
Die fesselnden Bewegungen des Trommlers auf der einen Seite, die steifen Körper auf der anderen- Es wirkt wie ein wunderbar ungleiches Wechselspiel.
Was denkt der sich dabei schießts mir abermals durch den Kopf.
Vielleicht aber ist es gerade das, was ihn ausmacht, dass er sich nichts dabei denkt, nichts geplant, sich nicht geängstigt oder gehofft hat. Das er einfach wie er es will sich hingibt in Situationen die sich ergeben.
Er unverwandt trommelnd, die Skater unverwandt verängstigt, eine Szene die scheinbar für die Ewigkeit so bleiben könnte, stehe ich leicht lächelnd auf, drücke den Halteknopf und balanciere mich wieder zurück entlang der Linie.
Ich halte die Augen offen.

 

Hallo Kaspar Johm,

Du beschreibt einen Menschen, der im Alltagsleben, auf den Weg zur Arbeit (?), einem anderem Menschen begegnet, der ihn durch sein nicht konformes Verhalten fasziniert. Zwei Jugendliche die diese sonderbare Person beobachten sind sogar verängstigt.
Mir ist allerdings nicht klar, warum du soviel Zeit darauf verwendest, zu beschreiben, wie dein Protagonist sich fühlt bevor er in den Bus steigt und was das mit dem weitern Verlauf der Handlung zu tun hat.
Auch die Figuren denen deine Protagonist begegnet sind mir zu blass:
Warum sind die Jugendlich überhaupt verängstigt? Weil der Typ falsch herum sitzt und trommelt? Das ist meiner Meinung nach unwahrscheinlich. Was ist mit den anderen Fahrgästen?

Gruß
Thomas O.

 

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