Moin @Morphin, @Sturek @lakita @Friedrichard @deserted-monkey,
vielen Dank Euch allen!
Und falls jemand Ideen zum Titel hat, gerne her damit. Ich krieche da gerade auf dem Holzweg.
Moin @Morphin,
danke für Dein Engagement bei den Johannitern! Deinen Erfahrungsschatz und deine Erlebnisse besitze ich diesbezüglich definitiv nicht und kann auch nicht erfassen, was die Zeitgenossen täglich durchleben und fühlen. Schlussendlich wollte ich den Leser daran erinnern, dass neben der sehr wohl schönen Weihnachtszeit, die Menschen, deren Leben und Schicksale, große wie kleine, nicht vergessen werden sollten. Seien es nun Obdachlose, Alleinstehende, Gemobbte,... jeder Mensch trägt ein Schicksal. Und vielleicht bringt es den einen oder anderen Leser zum Nachdenken.
Das Obdachlosensetting wählte ich, weil ich wie auch vermutlich die meisten Leser damit in irgendeiner Form einen Bezug haben, den man nicht einfach verneinen kann (Bettler vor dem Supermarkt... ). Beim Schreiben entwickelte ich die zwei Figuren anhand meiner Beobachtungen, Erfahrungen und den Meldungen, rausposaunt von den verschiedenen grellen Online Medien. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Korrektheit aber soweit formuliert, dass man es sich vorstellen könnte. Ja, der Deckel wurde nur angehoben und ich befürchtete durch den kurzen Text, dass die beiden Jungs zu monoton und gleichartig empfunden werden.
Deine Gedanken und Zeilen nehme ich sehr gerne mit. Ironischerweise war der Erzähler in den ersten Versionen sehr wortkarg unterwegs. Empfand dann aber, dass es beim Leser nicht gut ankommen würde. Ein paar gute Gedanken für mich, danke!
Beste Grüße
Kroko
Moin @Sturek,
Gefallen hat mir, dass die Handlung, die Gedanken des Ich-Erzählers und die Beschreibung der beiden Schicksale auf mich glaubwürdig wirken. Gerade zur Weihnachtszeit wird sich sicher so mancher, der auf der Straße lebt, fragen, ob es noch sowas wie Nächstenliebe gibt. Jedenfalls macht dein Text nachdenklich.
Danke, ich freue mich, dass die Schicksale in dir ein glaubwürdiges Bild erzeugten. Und besonders auch, dass die Geschichte einen nachdenklich stimmt. Nicht gleich weitergewischt wird wie bei Tiktok.
Nicht gefallen hat mir leider stellenweise die wörtliche Rede, vor allem, wenn sie von ihrem Leben erzählen. So redet doch keiner, schon gar nicht in der Kneipe. Kein Schriftdeutsch mit langen Sätzen. Vielleicht magst du daran noch feilen.
In der Tat war ich mich da auch nicht sicher, wie diese "Monologe" wirken werden, besonders dem vom Erzähler. Danke für deine Kommentar dazu. Die Situation entspring aus folgender Erfahrung: Zu meiner Auslandszeit war ich an Weihnachten (25.12.) öfters in meiner Stammkneipe. Normallerweise war die Kneipe brechend voll mit allen Gesellschaftsschichten. Zu Weihnachten waren wir zu viert und wir haben uns stundenlang bis frühmorgens amüsiert. Kneipensprache hielt sich in der Situation im Hintergrund . Erlebte ich so aber auch nur an Weihnachten.
Gerade mit dem Kommentar von Morphin gehe ich die wörtliche Rede aber nochmals durch!
Der alte Mann zitterte am Leib, nur eine Lachnummer.
am ganzen Leib.
Der Leib bezeichnet ja ein ganzes. Daher würde ich es weglassen. Ganz sicher bin ich mir aber auch nicht.
Nach den vergangenen Tagen suchte ich meine versiffte Kneipe auf.
Hier war ich verwirrt. Ist es ein paar Tage nach dem ersten Zusammentreffen?
Korrekt. Den zeitlichen Bezugspunkt muss ich klarer aufzeigen.
Ein junger Mann gesellte sich an die Bar, Gin Tonic.
gesellte sich zu uns an die Bar.
Danke! In meinem Kopfkino setzte er sich an die Bar. Nicht zu nah an die Jungs, aber auch nicht zu weit weg. Setzen verwendete ich aber oft, daher schrieb ich gesellte. Aber man gesellt sich zu jemanden und die Vorstellung, dass er bisschen provokativ sich dazu gesellte gefällt mir. Er nickte ja auch gleich mit im nächsten Abschnitt.
Danke Dir!
Beste Grüße
Kroko
Moin @lakita,
eine mal nicht süssliche Obdachlosengeschichte ist dir da gelungen.
Vielen Dank

!
Die Situation des auf der Straße dem strengen Winter ausgesetzten Menschen, der hoffnungslos ist und auf die Hilfe anderer angewiesen ist und das alles natürlich in die Weihnachtszeit versetzt, damit man auch ja als Christ und Gläubiger sich mit dem eigenen schlechten Gewissen rumplagen muss, dass man selbst fett und feist vor dem Gänsebraten hockt, der sich mit Tannenduft des hübsch geschmückten Tannenbaums vermischt. Genau das lese ich zu meinem (und deinem) Glück hier nicht und das ist gut so.
Klasse beschrieben!
Trotzdem war ich schon wegen des Titels in Habachtstellung beim Lesen. Am Ende finde ich nicht so recht die Frage beantwortet, was es mit der Nächstenliebe so auf sich hat. Aber da das Wort nur im Titel vorkommt, stört es mich auch wiederum nicht.
Ich hätte lieber nochmals eine Nacht drüber geschlafen. Die Nächstenliebe schwirrt überall mit, aber sie sollte nicht dominieren und sie ist auch nicht der Ausgangspunkt meiner Geschichte. Am Ende des Schreibens war sie aber in meinem Kopf stark präsent. In meinem Tunnelblick bog ich einen Titel hin (inspiriert durch ein herumliegendes Buch von Julia Engelmann) obwohl es mich selbst nicht ganz überzeugte. Der Titel prägt die Geschichte zu stark vor und suggeriert eine Frage. Durch eure Kommentare neige ich inzwischen zum Titel: Zwischentöne... aber auch da, ich muss drüber schlafen.
platziere ich meinen Becher beim Kaufhaus.
Mein Sprachgefühl würde hier "vor" dem Kaufhaus wählen.
Gute Frage, vor ist besser.
Die Bäckerin nebenan schenkte mir einen Kaffee.
Diesen und den nächsten Satz hab ich rauszitiert, weil du die Zeiten wechselst und ich das störend fand.
korrigiert. Der erste war ein Fehler, beim zweiten Folge ich dir und Morphin. Danke.
Die Menschenwalze stockte und drängte auf die Straße.
Ich fragte mich, warum?
Der Erzähler und der Clown versperren den Gehsteig. Die Fußgänger sehen den Streit und weichen aus. Und da viele unterwegs sind, müssen ein paar auf die Straße ausweichen. So war meine Überlegung.
Nach den vergangenen Tagen suchte ich meine versiffte Kneipe auf.
Nach den vergangenen Tagen ist nicht so glücklich formuliert, weil ich den Bezugspunkt nicht habe, den zeitlichen meine ich. Nach welchen vergangenen Tagen?
Seit dem Streit. Ich muss die Beschreibung klarer formulieren, danke.
Ich zögerte, doch ich reichte ihm sein für mich bezahltes Bier weiter.
Finde diesen Satz unglücklich formuliert. Er ist inhaltlich korrekt, aber wie wäre es denn mit: Ich zögerte, doch dann reichte ich ihm das mir spendierte Bier zurück.
Spendieren! Das Wort suchte ich. Danke für den Satz!
Die ältere Dame prostete uns zu.
Die? Du bringst sie hier zum ersten Mal in den Plot. Für mich ist sie eine totale Unbekannte. Also würde ich immer zunächst "Eine" wählen.
Du hast recht!
Wer weiß, ob meine Enkel mich überhaupt kennen.“
Wenn er zuvor nicht mal weiß, wieviele Enkel er hat, kann er ja kaum davon ausgehen, dass sie ihn kennen. Das ist also nicht die richtige Frage
Der Clown und seine Söhne haben den Kontakt miteinander abgebrochen. In meinem Kopfkino fragt sich der Clown, ob die Söhne ihren Kindern über ihn erzählen oder erwähnen, oder ob er ein Tabuthema ist und mit "lebt nicht mehr" das Thema beenden. Was allerdings nur in meinem Kopf drin war, ist, dass vor dem finalen Kontaktabbruch die Söhne schon Kinder hatten. Daher wusste er, dass er Enkel hat, aber ob im Verlauf der Zeit weitere dazukommen, wusste er nicht. Muss ich mir nochmals überlegen.
Wir saßen an der Bar und lauschten unseren Schicksalen:
Der Satz gefällt mir sehr gut.
Danke Dir 😄! Und auch vielen Dank für Deine Kommentare

.
Beste Grüße
Kroko
Moin @Friedrichard
bin immer wieder gespannt, was für ein interessantes Wissen du mit einbringst
. Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Ich habe all Deine Punkte eingearbeitet!
Beste Grüße
Kroko
Moin @deserted-monkey
Ich bin gut durch den Text gekommen und habe das soweit auch gerne gelesen.
Danke Dir

!
Den Bezug des Titels zum Text verstehe ich nicht wirklich, der hat für mich nicht viel mit der Geschichte zu tun, aber Du hast Dir bestimmt etwas dabei überlegt.
Da war ich ein bisschen im Tunnelblick gefangen. Anbei meine Antwort an Lakita zu dem Titel.
Ich hätte lieber nochmals eine Nacht drüber geschlafen. Die Nächstenliebe schwirrt überall mit, aber sie sollte nicht dominieren und sie ist auch nicht der Ausgangspunkt meiner Geschichte. Am Ende des Schreibens war sie aber in meinem Kopf stark präsent. In meinem Tunnelblick bog ich einen Titel hin (inspiriert durch ein herumliegendes Buch von Julia Engelmann) obwohl es mich selbst nicht ganz überzeugte. Der Titel prägt die Geschichte zu stark vor und suggeriert eine Frage. Durch eure Kommentare neige ich inzwischen zum Titel: Zwischentöne... aber auch da, ich muss drüber schlafen.
Das Kneipensetting überarbeite ich nach Euren Kommentaren nochmals. Ursprünglich orientierte ich mich an eine meiner alten Stammkneipe aus vergangenen Tagen, wo sich viele Gesellschaftsschichten trafen und es öfters voll war. Es war aber keine Spelunke und versifft trifft es auch nur bedingt. Aber vielleicht sollte ich es zu einer Spelunke umschreiben und die Obdachlosen dann auch in der Sprache anpassen. Oder, ich wandle die Obdachlosen zu Menschen um, die noch zu einem gewissen Grad in der Gesellschaft verankert sind. Danke für deine Punkte!
Hier, in der Nähe des Kaufhauses, wälzt sich der Menschenstrom nahe an mir vorbei.
Könntest Du ein wenig kürzen, ich finde es immer etwas unglücklich, wenn der Erzähler so Wörter wie 'Hier' oder 'Da drüben' etc. braucht, um eine Ortsangabe zu machen. Das brauchst Du doch gar nicht.
In der Nähe des Kaufhauses wälzte sich der Menschenstrom an mir vorbei. Dann auch die Zeitform beachten, Du erzählst das ja in der Vergangenheitsform. Hier bist Du kurz rausgefallen. Auch 'Nähe' und 'nahe' versuchen zu meiden im selben Satz. Das wären meine Anmerkungen hierzu.
Gut gesehen: hier, Nähe und nahe in einem Satz. Das hier sollte die Situation unterstreichen Es braucht aber nur eines.
Die Bäckerin nebenan schenkte mir einen Kaffee. Aber ich blieb.
Das mit dem 'Aber ich blieb' habe ich nicht ganz verstanden. Wieso sollte er wegen eines Kaffees weggehen? Weil die ihm kein Geld gegeben hat, sondern nur dieser olle Kaffeebecher? Es macht für mich keinen rechten Sinn oder ich verstehe was falsch.
Die Bäckerin wollte ihn wegen ihrer Kundschaft weghaben und bot ihm einen Kaffee an, das er weggeht. Den Kaffee nahm er dankend an, aber er blieb an seinem Ort.
„Dieb, du Dieb, bleib hier!“
Klingt mir viel zu harmlos. Der Clown will ihm ja sein Geld stehlen! Der müsste ihm doch Zeter und Mordio an den Kopf werfen.
Gute Frage, ich bin mir da uneins. Hat sich der Mensch aufgegeben, so verhalten sie sich eher passiv und lassen es geschehen. Die Frage wäre dann für mich, wo steht der Erzähler und wie ist sein Charakter. Daraus leitet sich seine Reaktion ab. Den Punkt nehme ich mit.
„Geil, Mann!“, hörte ich es schreien.
'hörte ich es schreien', wer ist denn 'es'? Schreib vielleicht besser:
hörte ich jemanden schreien oder sowas. Das klingt sonst sehr seltsam.
passt!
Der Wirt toleriert mich, solange bezahlt wird.
Das ist zu weit entfernt vom Charakter:
Der Wirt tolerierte mich, solange ich bezahlte.
passt, danke.
Schminke und rote Nase gegen Platzwunde getauscht.
Das untere Zitat gefällt mir gut!
danke

!
Ein junger Mann gesellte sich an die Bar, Gin Tonic.
Das ist ein wenig zu verkürzt, auch wenn ich es natürlich verstehe. Aber würde da vielleicht ein
gesellte sich an die Bar, bestellte Gin Tonic draus machen, sonst liest es sich ein wenig so, als wäre der junge Mann selbst Gin Tonic
Hmmmm einerseits mag ich es so, andererseits könnte ein weiteres Wort nicht schaden. Ich bastle daran herum.
„Weiße Weihnacht war gestern“, seufzte er.
Dieser Challenge-Satz wirkt mir bisschen aufs Auge gedrückt, passt auch nicht so recht in den Kontext des vorher gesagten. Würde ich mir überlegen. Das für die Leute in dieser Absteige 'Weihnachten gestern' war, kommt für mich auch ohne diese Aussage gut zur Geltung.
Ein guter Punkt. Ich fragte mich auch, ob dieses Unterstreichen zu viel ist, oder ob es für den Leser nochmals einen Mehrwert bringt. Der Satz kam auch erst in der finalen Version rein. Beim Durchlesen empfand ich die Geschichte damit bisschen runder. Allerdings ist ja man meistens im Tunnelblick gefangen. Vielleicht kann ein weiterer Leser seine Meinung dazu äußern. Würde mich interessieren.
Geschichte ist mit Deinen Vorschlägen aktualisiert!
Danke!
Beste Grüße und einen schönen Wochenstart
Kroko