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Glück im Unglück
Glück im verdammten Unglück
Es geschah am hellichten Tag. Der Mörder und Hobby-Fischer Fritz Lehmen verliess aufgebracht sein Haus. Während er sich hastig seine schwarze Lederjacke anzog, klingelte plötzlich von drinnen das Telefon.
"Verdammt, das ist die Polizei! Die Bullen!", dachte er. "Ich nehme besser nicht ab sondern mach mich jetzt aus dem verdammten Staub!"
Um diese verwirrende Situation besser zu verstehen, sollte man vielleicht wissen was vor wenigen Tagen geschah. Es hat mit Fritz Lehmen und einem Mord zu tun. Es war schlicht und ergreifend grauenhaft, grauenhafter als die Grauenhaftigkeit an sich.
Fritz war damals gerade am See um zu fischen. Er schuldete einem Arbeitskollegen noch Geld. Da er keines hatte, der Kollege ihn aber in den letzten Tagen mehrmals ziemlich deutlich darauf hingewiesen hatte dass er sein Geld wieder will, wollte er es nun durch einige Fische wieder gut machen. Es war keine grosse Summe, und so dachte sich Fritz "Ich schenk ihm einfach ein paar Fische."
Plötzlich, ein Hai. Er sprang über Wasser und erdrückte Fritz am Ufer. Fritz schlitzte den Hai auf, worauf auf Aufmerksamkeit sehr geachtet werden musste, denn das Aufschlitzen eines Hais erforderte grosse Präzision und Konzentration Seitens Schlitzer.
Aus dem Bauch des Hais kamen verschiedene Sachen: Eine Fotokamera, ein Arm, ein Bierdeckel und viertens, ein grosser weisser Blazer.
Der Blazer war trotz des starken Fischgeruchs ein sehr schönes Stück, immer noch gut in Form usw. Da kam Fritz die Idee.
"Dieser Blazer..,", dachte er, "würde bestimmt einige hundert Dollar einbringen wenn ich ihn verkaufen würde. Und ich schulde ja meinem Kollegen noch etwa dreissig Einheiten von derselben Währung, und wenn ich ihm die nicht zurückgebe wird er bestimmt rechtliche Schritte einleiten. Warum also den Blazer nicht verkaufen und mit dem Geld flüchten und ein neues Leben anfangen?"
Doch das Justizministerium machte Fritz einen grossen Strich durch die verdammte Rechnung. Das war so:
Fritz ging sofort nach seinem sensationellen Fund zum Second-Hand Shop.
"Kann ich helfen?", fragte der Verkäufer, als Fritz mit einem Plastiksack, in dem der weisse Blazer steckte, den Laden betrat.
"Danke, es geht schon. Inzwischen ist er etwas getrocknet, als er noch nass war war er einiges schwerer.", antwortete Fritz schnaufend.
"Wovon sprechen Sie?", fragte der Verkäufer verwirrt.
"Von...", holte Fritz aus, während er mit der Hand in den Sack glitt, um dann schwungvoll den Blazer herauszuziehen. "...dem Prachtsexemplar hier!", schrie er, und zog mit voller Kraft den Blazer aus dem Sack. Dummerweise hatte er, weil er mit der anderen Hand den Plastiksack an der Unterseite so fest hielt, gleichzeitig den Blazer durch den Plastik in der Hand, sozusagen. Es machte laut "RATSCH!", und der verfluchte Blazer war entzwei gerissen.
"Wow, was für ein Prachtsexemplar!", erwiderte der Verkäufer. Fritz merkte sofort, dass er es ironisch gemeint hatte, da der Blazer ja nun völlig zerfetzt vor ihnen lag. Fritz war von Geburt an jähzornig und rastete sogleich aus.
"Sie verdammter Schweinehund! Mir zerreisst dieser verdammte Blazer und Sie Hundesohn machen sich auch noch lustig über mich! Na warte..!", brüllte er. Sofort sprang er wie ein Hund auf den Verkäufer und warf diesen zu Boden. Er schlug den Verkäufer mehrmals ins Gesicht, und auch, als dem Verkäufer das Blut schon aus dem Mund spritzte, hörte er nicht auf. Der Verkäufer schrie wie am Spiess und versuchte, Fritz von sich runter zu drücken, doch dieser gab nicht auf und schlug weiter auf ihn ein.
"So warten Sie doch.. AHH!!", kreischte der Verkäufer. "Ich habe es doch ERNST gemeint! Au! Aarrrgh!"
"Wa..", stotterte Fritz und hörte sofort auf. "Sie meinen, es ist wirklich ein Prachtsexemplar?"
"Natürlich, Sie Hund!", rief der blutverschmierte Verkäufer. "Das ist ein original Bugatti-Blazer! Und zwar der von Elvis höchstpersönlich! Sehen Sie? Auf der Etikette hatte Elvis mit einem Füller unterschrieben, das ist der Beweis!"
"Oh mein Gott, dann.. dann ist er noch mehr wert als ich dachte!", stellte Fritz fest, während er vom Verkäufer herunter stieg.
"Für wieviel wollten Sie ihn denn verkaufen?", fragte der Verkäufer, während er sich mit einem Taschentuch das Blut vom Gesicht abwischte.
"Ich dachte da ursprünglich an etwa 300 Dollar.. Aber jetzt, da er zerrissen ist, ist er kaum noch soviel wert..."
"Wissen’se was?"
"Was?"
"Ja. Was."
"Nein. Was?"
"Ich gebe Ihnen sogar 400 Dollar!", erwiderte der Verkäufer grosszügig.
"Was.., im Ernst?", freute sich Fritz.
"Ja!", der Verkäufer.
"Supi!", so Fritz.
"Gell?", Verkäufer.
"Ja!", Fritz.
"Ui.", der Verkäufer.
"Piep!", kicherte Fritz.
"Mampf!", der Verkäufer lächelnd.
Und so verkaufte Fritz den Elvis-Blazer für satte 400 Dollar, und kaufte sich mit dem Erlös eine 2 x 2 Quadratmeter grosse Insel neben Thailand.
Ende