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Goldy
Goldy
Ein monotones Brummen, es riss ihn aus seinen Gedanken, wobei er sich nicht mehr entsinnen konnte, worüber er gerade nachgedacht hatte. Also konzentrierte er sich darauf den Störfaktor ausfindig zu machen: Er sah sich um und bemerkte, nicht weit von sich, einen schwarzes, eckiges Wesen, das zirka dreimal so groß wie er war und von dem die seltsamen Geräusche und Schwingungen ausgingen.
Er machte eine starke aber kontrollierte Seitwärtsbewegung mit seiner Schwanzflosse und trieb auf das weiterhin monoton brummende Wesen zu, es schien keine Anstalten zu machen ihn anzugreifen oder ihn überhaupt wahrzunehmen, doch auf einmal beschleunigte sich Goldys Tempo, obwohl er seine Flossen ganz Still hielt, bis auf die Steuerflossen, mit denen er jedoch lediglich ein wenig ruderte um die Richtung beizubehalten. Und trotzdem bewegte er sich immer schneller auf das, nun bedrohlich laut brummende, Wesen zu, also schlug er heftig mit seiner Heckflosse, ruderte stark mit der linken Steuerflosse und stellte seine Rückenflosse auf und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Strömung, nachdem er sich um 63 Grad gedreht hatte begann er heftig mit seiner Heckflosse hin- und her zu schlagen, bis er den Sog überwunden hatte, er beschloss ein wenig weiter in diese Richtung zu schwimmen, denn er hatte keine Veranlassung seine Richtung zu ändern.
Es kam ihm ein Goldfisch entgegen, er war ungewöhnlicherweise schneeweiß und durch teile seiner dünnen haut schimmerten Greten oder Organe, auch den Schädel konnte man teilweise erkennen. Goldy freute sich über die Gesellschaft und grüßte den Fisch mit einem fröhlichen „Blubb“ doch der Goldfisch hatte gleichzeitig mit einem „Blubb“ in der gleichen Tonlage geantwortet und lächelte ihn dabei mit einer erwartungsvollen Miene an die Goldy aus der Seele sprach.
„Blubb blubb blubber Blups blubber?”, erkundigten sie sich warum der jeweils gegenüber sie nachäffe. Und so setzte sich die Begegnung auch fort, egal was Goldy sagte oder tat, der Goldfisch tat das gleiche und zwar exakt synchron.
Goldy beschloss ihn zu ignorieren und wollte an ihm vorbeischwimmen, doch als er nach rechts ausscherte, schnitt ihm sein Gegenüber den Weg ab und als Goldy ihm auswich, wich der Goldfisch gleichzeitig mit, auch als er es abermals versuchte.
Nach unzähligen Versuchen und mit dem Gefühl, die ganze Zeit eine Wand entlang geschwommen zu sein, änderte er schließlich wieder seinen Kurs und drehte nach links ab, da ihn irgendein Gefühl sagte er hätte es mit dieser Richtung lange genug versucht.
Er kam an einem Blauen Stein vorbei, da wurde auf einmal die gesamte Umgebung von einem Grellen Licht geflutet. Noch verwirrt und geblendet bemerkte er, wie er instinktiv in Richtung Oberfläche schwamm, doch bevor er sich darüber wundern konnte, hatte er schon gierig nach zwei von den Futterbrocken geschnappt, die nun plötzlich in unregelmäßigen Abständen am Ende der Oberfläche auftauchten und langsam absanken.
Stimmt, da war doch was, diese Situation kannte er doch: Immer wenn es so hell wird, bedeutet das Futter.
Auf einmal fiel ihm ein wie oft er dies schon erlebt hatte, doch diesmal war es irgendwie anders und auch das fiel ihm zum ersten Mal auf. Sonst hatte er immer eine Art wärme in diesen Situationen gespürt, ein unbeschreibliches Glücksgefühl wie es sonst nirgendwo auftrat. Und langsam wurde seine verschwommene Erinnerung immer Schärfer, da war noch Jemand, er hatte einen Freund der immer mit ihm Zusammen nach den Brocken schnappte und mit ihm um die Wette nach den dicksten Brocken schwamm. Und plötzlich kamen die ganzen Bilder wieder: Die plötzliche Erschütterung, Steine fielen vom Himmel und begruben seinen Freund unter sich, die endlose Verzweiflung, der immer schwächer werdende Atem seines Freundes und schließlich das Ungeheuer, dass aus heiterem Himmel, oder besser Wasserspiegel, auftauchte, sich seinen Freund schnappte und genauso plötzlich wieder verschwand.
Jetzt erst fiel es ihm wieder ein, er vergaß ja auch ständig alles, und warum war ihm das noch nicht aufgefallen? Weil er auch das immer vergaß.
Es war so als fiele es ihm jetzt erst auf, er war ja alleine, all diese Erinnerungen und Erkenntnisse, es war als würde er aus einem Langen schlaf wieder aufwachen oder als hätte sich sein kleines Gehirn mal eben so dazu entschlossen auf einmal zu denken.
Noch in Gedanken versunken bemerkte er, dass er in einer Sackgasse angekommen war, er hatte das Gefühl, dass ihm so was öfter passiere. Schwamm er denn SO schlecht? Während er der wand auswich und somit seine Umwelt wieder wahrnahm bemerkte er ein monotones Brummen, dass ihn nun vollends aus seinen Gedanken riss.
Er fuhr herum und starrte auf das große schwarze Wesen, dass ihn monoton anbrummte, woran er eben noch gedacht hatte wusste er nicht mehr…