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Grünes Leuchten

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04.08.2001
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Grünes Leuchten

Ein steril wirkendes Zimmer, in einem matt abgetönten Gelb gehalten; spärlich möbliert mit einem funktionalen Schreibtisch, jeweils einem Stuhl auf beiden gegenüberliegenden Seiten, an einer Wand ein hoher geschlossener Aktenschrank und gleich neben der Tür ein Kleiderständer, der die Unpersönlichkeit des gesamten Raumes unterstreicht. Auf dem Tisch eine Schreibtischlampe, darunter ein Block mit weißem Papier, auf dem ein Stift liegt.
Zwei Männer sitzen an dem Tisch, beide scheinbar unbeteiligt. Einer, er ist der Ältere von beiden, trägt einen weißen Kittel. Er starrt auf das unberührte Papier. Der andere wirkt gelangweilt, lehnt lässig in seinem Stuhl. Er scheint zu Hause zu sein.

Wie soll ich Sie anreden? Ich meine, irgendwie muss ich Sie ja nennen, wenn ich mit Ihnen rede. Soll ich Sie Frankenstein nennen? Victor Frankenstein, der Herr über das Monster? Hah, Ihre Augen... die Augen von Ihnen! Man könnte meinen, Sie wären Ihr eigener Patient. Aber vergessen Sie nicht, der gute Frankenstein hat am Ende alles verloren, was er liebte.
Warum bin ich hier? Warum sind Sie hier? Dieses Zimmer, es erinnert mich an irgendetwas.
Sie sagen gar nichts, starren mich nur an mit diesen kleinen Augen. Ihnen kann nichts entgehen, meinen Sie. Meinen Sie?
Ich weiß, warum wir beide hier sind, warum Sie mich anstarren und mit dem Kugelschreiber auf dem Zettel herumhämmern. Ich weiß es und Sie wissen es auch. Wir können uns also die Vorreden sparen, wir können gleich zum Hauptteil kommen. Kein Vorspiel, wir machen uns sofort über das Hauptmenü her.

Warum sind Sie gestern so abrupt gegangen? Einfach aufgestanden und ohne ein Wort hinausgerannt. Und das in dem Moment, in dem ich reden wollte. Ist das irgendeine Taktik von Ihnen, irgend so ein beschissenes Spiel, um die Wahrheit aus mir herauszubekommen? Keine Angst, ich hätte sie Ihnen auch ohne diesen Zauber erzählt, auch wenn Sie sie mir nicht glauben werden.
Eigentlich müsste ich beleidigt sein über die Art, mit der Sie mich behandeln. Ich bin nämlich nicht irgend so ein Idiot aus Ihrer Sammlung. Darüber sollten wir uns ganz schnell einig werden: Ich bin kein gottverdammter Idiot, auch wenn die Sachen, die ich erlebt habe, danach aussehen.
Der Grund, warum ich nicht beleidigt bin, ist der, dass ich es bis jetzt andauernd mit Idioten zu tun hatte. Niemand glaubte mir, alle schüttelten den Kopf. Und dann dieses Funkeln in den Augen, dieses Blitzen. Ich sage es noch einmal und dann nie wieder: Ich bin kein Idiot.
Also, gut, ich soll ihnen meine Geschichte erzählen, also hören Sie zu.
Ich kam mit meiner Familie in diese Stadt vor... warten Sie, ja ich weiß nicht. Auf jeden Fall lebten wir ungefähr ein halbes Jahr hier, bis man mich abholte.
Wie lange bin ich jetzt hier drinnen? Ich habe die meiste Zeit unter Drogen gestanden, glaube ich. Wenn Sie mich fragen, ich wüsste nicht einmal mehr zu sagen, wer diesen Staat regiert. Aber das ist ja sowieso egal. Ach ja, Sie sprechen ja nicht, hatte ich vergessen, Sie sind ja der große Schweiger hier.
Also, der Grund für unseren Umzug in diese Stadt war meine Frau. Vielmehr die Arbeit meiner Frau. Jedes Mal, wenn wir umziehen, dann ist das wegen der Arbeit meiner Frau, na ja, in Zukunft wohl weniger.
Was soll’s.
Am Beginn unserer Beziehung war meine Frau einfach nur schön. Sie war kein Dummchen oder so. Sie kennen vielleicht die Sorte Frauen, deren hervorstechendstes Merkmal ihre Schönheit ist, man will sie einfach nur ansehen. Anitas Vater war Mongole, und diese Abstammung machte den Reiz ihrer Schönheit aus. Sie war rassig, und jeder drehte sich nach ihr um, wenn wir ausgingen. Natürlich war ich stolz, dass eine Frau wie Anita mich zu ihrem Lebensgefährten auserkoren hatte und mir obendrein noch eine Tochter schenkte. Womit allerdings ich dieses Glück verdient hatte, weiß ich bis heute nicht zu sagen.
Irgendwann, nachdem unsere Tochter geboren war, reichte ihr diese Aufgabe nicht mehr, schön zu sein. Man hätte glauben sollen, sie hätte mit dem Kind genug zu tun, aber plötzlich erinnerte Anita sich, dass sie ein abgeschlossenes Studium vorzuweisen hatte. Sie war abgegangen von der Uni mit einem glänzenden Diplom in Germanistik. Und nun plötzlich war sie der Meinung, das Diplom würde im Schrank verschimmeln, wenn sie es nicht nutzte. Sie ging in die Verlagsbranche, und trallala, die ganzen Jahre des Aufstiegs auf der Karriereleiter meiner Frau will ich Ihnen ersparen, sie gehören in eine andere Geschichte. Jedenfalls arbeitete sie sich langsam hoch in diesem Verlag, und heute ist sie für das Wohlergehen einiger Top-Autoren verantwortlich. Diese Autoren sind die Zugpferde für die Verlage, sie bringen die dicke Kohle rein, so ein Bestsellerautor kommt für den Lebensunterhalt so einiger Verlagsangestellter auf. Und für einige dieser Leute war Anita verantwortlich. Sie betreute sie, war der Vermittler zwischen Verlag und Autor, und wenn der Verlag eine Lesereise veranstaltete, war Anita mit von der Partie. Was ich damit sagen will, ist, dass sie ziemlich eingebunden war, ihre Arbeit nahm sie sehr in Anspruch und unsere Tochter musste im Endeffekt ich versorgen. Nicht dass ich das nicht gerne gemacht hätte, niemand war stolzer auf sie als ich. Aber auch ich hatte einiges vor.
Sei es drum, nicht zu ändern.
Wir zogen also in diese Stadt und wie immer gaben wir uns besonders große Mühe mit unserer Wohnung. Wir suchten schon im Vorfeld ganz besonders genau, und es dauerte eine Weile, bis uns eine zusagte. Diese eine entsprach dann allerdings auch unseren Vorstellungen. Wir konnten es uns ja leisten.
Wir zogen ein und vor allem, wir lebten uns ein. Unsere Tochter ging auf eine neue Schule, meine Frau hatte alle Hände voll zu tun mit ihren Schriftstellern, nur ich hatte keine Aufgabe.
Wissen Sie, diese Gesellschaft ist immer noch so angelegt, dass beim Aufziehen von Kindern mindestens ein Elternteil seinem Beruf nicht nachgehen kann. Wenn die Frau zu Hause bleibt, ihre Karriere für die Familie aufgibt, so spricht man von alten überkommenen Wertevorstellungen. Doch verzichtet der Mann, dann gilt die Familie als fortschrittlich und vorbildhaft. Dass bei allen diesen Planspielen das Leben eines Partners auf der Strecke bleibt, sieht man als Unbeteiligter nicht. Gehen beide Eltern einer Tätigkeit nach, leiden natürlich die Kinder, das ist klar.Tja, ich fand keine Arbeit hier in der Stadt. War ja nicht weiter schlimm, wir hatten unser Auskommen.
Ich gab mir Mühe, einen selbst gesteckten Tagesablauf einzuhalten, morgens um sechs aufstehen, das Kind begleiten, Wohnung aufräumen, Bewerbungen, die Mahlzeiten einhalten. Es muss in geordneten Bahnen ablaufen, sicher. Aber es ist Willen notwendig, morgens aufzustehen und sich nicht gehen zu lassen. Der Plan ist Gesetz.
Es gibt viele Formen der Selbstverwirklichung, meine Frau hat ihre gefunden. Manch einem ist es Pläsier, im Garten zu arbeiten, zuzusehen, wie alles aufgeht und wächst, was er in den Boden gesteckt hat. Wie gesagt, jeder Mensch ist da anders.
Obwohl ich das Alter dazu hatte, habe ich meinen Lebensinhalt noch nicht so recht gefunden. Ich habe es mit der Malerei versucht, aber nicht wirklich ernsthaft. Einige Freunde meinten, dass ich ganz passable Bilder fertig bekomme. An dem einen oder anderen Gedicht versuchte ich mich ebenfalls, doch die Erfüllung fand ich auch hier nicht. Na ja, Gedichte!
Was sollte ich tun? Ich räumte die Wohnung um, ich richtete neu ein und zwischendurch sandte ich einige Bewerbungen ab.
Als es anfing, war meine Frau wieder einmal auf Dienstreise. Sie war für drei Tage zu einem Autor gefahren, um ihn für ihren Verlag zu gewinnen. Horror, wenn Sie verstehen. Irgend so ein komischer Vogel.
Also war ich wieder einmal allein. Wir waren es gewohnt, meine Tochter und ich. Sie ging in die Schule, ich verbrachte die Zeit. Dann kam sie nach Hause, wir aßen zu Mittag und der Tag ging so weiter. Abends dann dasselbe, ich versuchte so viel Zeit mit meiner Tochter zu verbringen wie möglich. Als sie dann im Bett war, war ich wieder allein.
Ich hatte mir gerade einen Whisky eingeschenkt, nur einen kleinen, zur Belohnung des Tages sozusagen. Dann ging ich in mein Arbeitszimmer. Dieser Name war natürlich ein Witz, weil ich gar keine Arbeit hatte, aber wir nannten es so, weil ein Schreibtisch drinstand, der Computer und der Großteil unserer Bibliothek. Ich nahm mir ein Buch und versuchte zu lesen.
Der Whisky schmeckte, doch auf das Buch vermochte ich mich nicht zu konzentrieren. Poe, wissen Sie. Für Poe braucht man Konzentration, sonst bringt einem die Lektüre nichts. Ich hatte begonnen, die Erzählungen von dem alten Säufer noch einmal zu lesen und im Allgemeinen brachten sie mir auch erheblichen Genuss, doch heute Abend war ich unruhig. Nur die kleine Leselampe erleuchtete mühsam den Raum, ich goss mir einen zweiten Drink ein; also die Atmosphäre stimmte. Allein, ich war nervös. Es lag etwas in der Luft, der ganze Tag war angespannt gewesen, und dieses Gefühl setzte sich jetzt fort.
Als ich in meinem Sessel saß und angestrengt auf ein Geräusch lauschte, das ich zu hören geglaubt hatte, da sah ich es an der offenen Türe vorbeihuschen. Wenn ich „es“ sage, dann habe ich ihm schon ein Bild gegeben, das ist aber nicht wahr. Ich ahnte mehr als ich sah, dass da etwas war. Ein Schatten, vielleicht groß wie der einer Ratte. Und das Bild einer Ratte hatte ich auch sofort vor Augen. Die Glocken klingelten in meinem Kopf – Ungeziefer, mitten in der großen Stadt, das kann doch nicht sein! Ich sprang auf und hastete dem... Ding hinterher. Es war den Flur entlang gelaufen, das hatte ich gesehen, doch wohin? Ich lief hinaus, konnte aber nichts mehr entdecken. Da stand ich nun - ich zitterte am ganzen Körper - und schaute mich um.
Die einzige Türe, die in der Richtung lag, die die Ratte genommen hatte, war die zu unserem Gästezimmer, sie war geschlossen und der Raum war dunkel. Wenn man logische Gesichtspunkte anlegte, konnte sich dieses Tier also nur im Flur befinden. Ich knipste das Licht an. Im Gegensatz zu meinem Gemütszustand war hier alles ruhig. Das Gästezimmer lag dunkel im Hintergrund.
Kein Geräusch, keine Bewegung – auch nicht von mir. Nur mein Herz war zu hören, das mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit schlug.
Ich ging vorsichtig und auf alles gefasst zu der Tür und öffnete sie mit spitzen Fingern. Weiß der Teufel, was ich erwartete, aber natürlich war da nichts. Das Gästezimmer, das wir bis dahin noch überhaupt nicht, außer für eine Familienfeier genutzt hatten, lag unberührt und finster da. Mich fröstelte.
In dieser Nacht schlief ich schlecht, Albträume plagten und Krämpfe schüttelten mich. Als ich am frühen Morgen erwachte, hatte ich den Inhalt der Träume vergessen, doch sie mussten schauerlich gewesen sein, denn mein ganzer Körper klebte von kaltem Schweiß.
Ich hätte mir einreden können, dass ich mich mit meinem Eindruck geirrt hatte, eine Täuschung der überreizten Sinne. Ich hätte mir sagen können, da wäre nichts gewesen, mit Ausnahme eines Schattens in meinem Gehirn, einem Trugbild, einer Fata-Morgana in meiner Wohnung. Doch mit diesem Gedanken konnte ich mich nicht anfreunden, er war für mich noch schrecklicher, als der, ein Tier könne unerkannt in meinem Heim hausen. Ich hatte keine Halluzinationen, im Übrigen wusste ich, dass das Bild, das ich empfangen hatte, real gewesen war. Ich wusste es einfach. Da war etwas vorbeigelaufen, auch wenn es keine Ratte gewesen war.
Die folgenden Tage grübelte ich über das Geschehene nach. Meiner Frau und meiner Tochter erzählte ich davon nichts, ich hätte mir ja selbst nicht geglaubt.
Doch was war es gewesen, das da an meinem Arbeitszimmer vorbeigehuscht war und sich dann offensichtlich in Luft aufgelöst hatte? Ich stellte die wildesten Vermutungen an, begonnen bei Ratten oder anderem Ungeziefer bis hin zu einer Wolke Dreck oder Dampf, die vorbeigezogen war. Ja sogar meine Tochter hatte ich kurze Zeit in Verdacht, mir einen Streich gespielt zu haben. Doch ich kam zu keinem Ergebnis.
Der Alltag zog auch bei uns wieder ein. Meine Frau ging früh aus dem Haus und kam erst spät wieder heim, meist abgekämpft und müde, so dass wir uns nicht allzu viel zu sagen hatten. Wenn sie doch mal einen Tag frei hatte, dann hatte sie sich garantiert Arbeit mitgebracht und schloss sich eine halbe Ewigkeit im Arbeitszimmer ein.
Unsere Tochter lebte sich auch in dieser Stadt gut ein. Sie besuchte jetzt neben der Schule am Vormittag eine Laienspielgruppe einmal die Woche, einen Geigenkurs zweimal und einen Karatekurs alle vierzehn Tage. Sie war heimisch geworden hier, hatte Freunde gefunden und am Nachmittag, wenn sie eigentlich hätte zu Hause sein sollen, war es entweder gespenstisch still in unserer Wohnung oder es herrschte ein ausgemachtes Tohuwabohu, weil sie ihre Freundinnen mitgebracht hatte und zusammen mit ihnen den Alltag auf den Kopf stellte. Waren sie fort, wurde es wieder still.
Anita hatte Erfolg mit dem Horrorautor – ein weiteres Zugpferd für den Verlag, ein neuer Künstler für meine Frau. Sie war richtig glücklich als sie nach Hause kam, ein wenig verändert.
Und sie hatte so umso mehr zu tun und umso weniger Zeit für ihre Familie.
Ich entdeckte meine alte Halbleidenschaft, das Malen, wieder. So verbrachte ich, neben Bewerbungsschreiben abzufassen, die sinnlos waren (niemand schien einen Maschinenbauingenieur haben zu wollen), kurzen familiären Verpflichtungen, die schnell erledigt waren, den Großteil des Tages damit, mir provisorisch ein Atelier herzurichten und die ersten Entwürfe zu fertigen für ein neues Projekt.
Das Gästezimmer lag günstig über Eck mit großen Fenstern über zwei Außenwände, so dass ich des Lichtes wegen beschloss, mein Atelier hierher zu verlegen. Meine Frau hatte nichts dagegen, wie gesagt, das letzte Mal, als wir dieses Zimmer genutzt hatten, lag schon einige Zeit zurück.
Ich schob also die Möbel zur Seite und überdeckte sie mit weißem Tuch, baute meine Staffelei auf und postierte die Farben. So nahm ich Platz an einem Tisch und versuchte mich an einigen Skizzen. Doch meine Gedanken schweiften ab.
In diese Richtung war das ominöse Tier gelaufen, das ich zu sehen gemeint hatte. Ich hätte meinen Kopf darauf gewettet, dass da etwas gewesen war, irgendetwas, das, und das hatte ich mit einigem Abstand begriffen, doch erheblich größer gewesen war, als ich zunächst angenommen hatte. Es war größer gewesen als eine Ratte, eindeutig. Ich war mir in diesem Moment auch sicherer denn je, dass ein Ding...ein Wesen in unserer Wohnung gewesen war.
Ich hing den Überlegungen nach und starrte auf ein kleines Büschel Haare, das unter den Tisch mit den Farben geweht war. Gedankenverloren ging ich hinüber, noch ohne zu ahnen was ich da im Auge hatte. Ich bückte mich langsam und sah das grünliche Leuchten, das das Bündel umgab.
Ich ging in die Hocke und beugte mich hinunter.
Ein kleines, vielleicht taubeneigroßes Büschel aus kurzen, bräunlichen, flaumigen Haaren lag in der hinteren Ecke und zitterte in einem leisen Windstoß, als fürchte es sich. Über der Oberfläche, wie eine phosphoreszierende Hülle, lag diese grünlich schimmernde Aura, die mir jetzt auffiel und die langsam schwächer wurde. Ich schaute zu wie das Leuchten ein Glimmen wurde und schließlich ganz erlosch, dann war das Haarbündel einfach nur ein Büschel Haare.
Vorsichtig nahm ich es auf und hielt es in der hohlen Hand. Ich konnte tatsächlich nichts ungewöhnliches erkennen – eine Kugel aus braunem Flaum. Doch woher kam sie? Von welchem Tier stammte dieses ungewöhnliche Stück Fell.
Ich war wach geworden, an Malerei mochte ich nicht mehr denken.
Ich verwahrte meinen Fund gut, obwohl er keine Besonderheiten oder Anomalien mehr aufwies. Ich zeigte es niemandem und hütete es wie einen Schatz.
In der folgenden Zeit begann ich zu trinken. Oh, nicht exzessiv, ich war kein ordinärer Säufer, das nicht. Aber ich begann regelmäßig zu trinken und in immer größeren Mengen.
Im Rückblick muss ich mich wundern, dass ich nicht schon viel früher damit angefangen habe. Es begann mit dem harmlosen Feierabendwhisky, wie man ihn sich gönnt, wenn man Ruhe hat und Muße. Doch es wurde mehr. Abend für Abend ließ ich mich gehen und gab mich, wenn meine Tochter schlafen gegangen war, dem Alkohol hin. Meine Frau war beruflich angespannt, so dass sie kaum zu Hause war. War sie einen Abend da, trank ich nicht, sondern genoss das Zusammensein mit ihr.
Wie bei jedem Säufer, kam auch bei mir am Morgen regelmäßig die Reue – die Reue und das Gelöbnis zur Besserung. Mir kam zu Bewusstsein, dass ich auf dem besten Wege war, mein Leben gründlich zu versauen, mich gehen zu lassen und womöglich noch Mitleid dafür zu fordern. Doch am Abend dann war der Katzenjammer wieder vorbei, ich trank weiter... und ich jagte.
Denn das war die zweite große Leidenschaft, die mich in dieser Zeit gefangen hielt – die Jagd nach dem Tier oder Wesen, das in meiner Wohnung hauste. Dass es solch ein Wesen gab, davon war ich mittlerweile felsenfest überzeugt. Ich hatte nicht viel in der Hand, wenn man es richtig sah, war es sogar gar nichts, doch ich war meiner Sache immer sicherer. Dass ich mich irren könnte, dass ich einem Trugbild, einer Fata Morgana aufgesessen sein könnte, das kam mir zu keinem Augenblick in den Sinn. Ich hatte Recht.
Viel wusste ich nicht von dem Wesen; es war größer als eine Ratte, aber weitaus kleiner als ein Mensch. Die dazwischenliegende Spanne war ziemlich groß, doch genauer konnte ich es nicht fassen, zu flüchtig war unsere Begegnung gewesen.
Weiterhin wusste ich ziemlich sicher, dass es ganz oder teilweise behaart war und dass das Fell, solange es am Körper war , warm war sozusagen, grünlich phosphoreszierend leuchtete. Sollte ich solch einem Ding in meiner Wohnung begegnen, so wusste ich, ich hatte meine Jagdbeute gefunden.
Herrje, jetzt wo es spannend wird, da müssen Sie gehen!

Grüße Sie, da sind Sie ja wieder. Ich sage Ihnen, Sie sind vielleicht ein echt schwieriger Zuhörer. Wie soll ich meine Geschichte vernünftig rüberbringen, wenn Sie an den entscheidenden Stellen aufstehen und rausrennen?
Ist schon einige Tage her, seit wir uns das letzte Mal sahen. Die sagen alle hier drinnen, auf Sie kommt es an, was Sie sagen ist wichtig für mich. Ihre Meinung ist entscheidend für mein weiteres Leben. Da kann ich dann wohl erwarten, das Sie mir zuhören.
Übrigens sehen Sie scheiße aus, noch schlechter als letztes Mal. Sie scheinen die Nächte ja nur zu arbeiten. Na gut, geht mich ja nichts an.
Ich wollte Ihnen von meiner Jagd erzählen, der Jagd nach dem Wesen in meinem Heim. Ich durchsuchte nächtelang meine Wohnung. Ich suchte jeden Winkel durch, leuchtete in jeden Schrank, schob die Kleider beiseite, zog Schubladen auf und rückte Bücher beiseite. Alle Räume durchstöberte ich, bis auf das Zimmer meiner Tochter. Ich fand keine Spur von dem Tier.
Ich legte mich auf die Lauer, um das Wesen vielleicht noch einmal zu Gesicht zu bekommen. Stundenlang hockte ich vor der Tür, die zum Keller führte oder aber vor der zum Gästezimmer. Oft genug schlief ich ein und erwachte mit starren Gliedern in den frühen Morgenstunden. Wie gesagt, die Jagd konnte ich nur ausführen, wenn meine Frau auswärts war und meine Tochter schlief. Waren sie anwesend, oder auch nur eine von ihnen, dann tat ich unbeteiligt, keine Geste, keine Miene durfte mich verraten. Denn diese geheime Jagd war meine Welt, mein ganz eigenes Leben, das ich verwalten konnte und über das ich selbst bestimmte.
Da saß ich also manche Nacht im Halbdunkel des Flures in eine Ecke gedrängt, blinzelte mit tränenden Augen in die Finsternis und goss mir dann und wann einen Whisky nach.
Doch ich hatte wenig Glück, das Wesen zeigte sich nicht. Ich gelangte zu der Überzeugung, dass ich es mit einem ziemlich gerissenen Tier zu tun hatte; vielleicht war es sogar schlauer als ich, vielleicht saß es hier irgendwo in der Nähe und beobachtete mich. Ich konnte nicht sicher sein, dass ich unbeobachtet war.
Ich glaube, ich hatte schon gesagt, dass meine Tochter sich gut eingelebt hatte in der Stadt. Es dauerte auch gar nicht lange, da schleppte sie ihren ersten Freund an, einen pickeligen, hochaufgeschossenen Jungen, mit dem ich kaum mehr als drei Worte wechseln konnte. Ich sah auch gar keine Veranlassung dazu, sie brachte ihn auch nicht öfter mit nach Hause. Natürlich hatte sie das Alter dazu, sie war immerhin fast 16, und ich hatte schon lange damit gerechnet. Ihre Mutter schien es nicht zu stören, sie zuckte mit den Achseln und lächelte, als ich ihr davon erzählte.
Ungefähr um dieselbe Zeit kam ich endlich darauf, mich über die Vorfälle in meiner Wohnung zu informieren. Genaugenommen war es ja nur ein Vorfall gewesen, von dem man reden konnte. Da ich meine Gewohnheiten dahingehend geändert hatte, dass ich möglichst überhaupt nicht das Haus verlassen musste und somit den Großteil meines Lebens des Nachts führen konnte, musste ich damit wieder brechen, wollte ich eine Bibliothek aufsuchen. Ich hatte meine Recherche per Internet begonnen, doch diesem Medium vertraue ich nicht. Jeder kann seinen Mist hier abladen, und es ist nicht sicher, ob es die Wahrheit ist. Bei Büchern ist es selbstverständlich ebenso, man muss sich jemandem anvertrauen, will man Informationen bekommen. Doch Bücher kann man anfassen, man wird ihrer habhaft. Ich weiß, das ist eine Illusion, doch neige ich eher, Büchern und Zeitungen mein Vertrauen zu schenken, als virtuellen Nachrichten.
Ich ging also in die Bibliothek der Stadt und trug Unmengen Bücher nach Hause und baute sie zu Stapeln auf. Nachts in der Dunkelheit saß ich dann dazwischen und recherchierte. Was konnte es sein, das da meine Wohnung in Beschlag genommen hatte und mich derart belauerte, und dessen Fell grün leuchtete?
Sie kennen sicher einen der Protagonisten aus dem Werk Poes mit Namen Dupin, Auguste Dupin. Der war ich, die Vorliebe für die Dunkelheit, das Dämmrige teilten wir. Und mit Lovecraft, dem alten Schwätzer – Verwandte im Geiste, das waren wir, und ich fühlte mich sauwohl, wenn ich da hockte inmitten meiner Bücher und jede Menge interessanter Dinge erfuhr.
Wussten Sie zum Beispiel, dass bei den alten Römern die Geister des Hauses Laren hießen und Penaten? Schauen Sie nicht so skeptisch, schlagen Sie nach und überzeugen Sie sich selbst. Laren sind bei den Römern das, was wir Kobolde nennen würden und die Slawen Domoviye oder Skrate.
Wissen Sie, Kobolde sind bösartige Burschen, das ist allgemein bekannt. In der einschlägigen Literatur finden Sie zwar häufig das Gegenteil behauptet, doch ich weiß es besser! Sie sind verschlagen und hinterhältig, hinterlistig und boshaft. Es sind Hausgeister, über deren Existenz man früher, vor langen Jahren, besser Bescheid wusste als heute.
Ich glaubte natürlich nicht ernsthaft an diese Möglichkeit, schauen Sie mich nicht so skeptisch an! Ich spielte sie nur hypothetisch durch. Doch was würden Sie von folgenden Begebenheiten halten:
Als ich meine Jagd auf den Tag ausdehnte, begannen die Vorfälle. Ich bereitete meiner Tochter das Frühstück (meine Frau hatte für längere Zeit im Ausland zu tun – Promotionstour mit dem Horrorschriftsteller, ich merkte es kaum). Die Kleine verließ das Haus, und ich machte mich sofort auf die Suche. Ohne schlechtes Gewissen durchstöberte ich ihr Zimmer nach einem Hinweis auf das Wesen. Ich war noch nicht lange am Werke, als ich plötzlich das helle Lachen meiner Tochter hörte. Ich erstarrte. Wie versteinert schaute ich vom Schreibtisch hoch und hoffte, mich verhört zu haben. Ich hatte es nicht.
Nochmals ertönte das Lachen, als mache sie sich über mich lustig.
Hastig schob ich die Schublade zu und legte die Sachen auf der Arbeitsplatte wieder einigermaßen zurecht. Ich verließ das Zimmer auf Zehenspitzen und war bestrebt, nicht das kleinste Geräusch zu verursachen.
Das Lachen erscholl wieder.
Ich versuchte herauszufinden, woher es kam, angestrengt lauschte ich.
Wieder das Lachen.
Doch woher, woher!? Aus dem Schlafraum, der zur Zeit nur von mir allein genutzt wurde? Aus dem Arbeitszimmer? Die Türe stand offen, doch keine Bewegung, kein Geräusch als nur dieses.
Kinderlachen!
Aus dem Keller, ganz deutlich hatte ich es gehört, es kam aus dem Keller.
Ich stürzte hinunter, kaum schaffte ich es, das Licht anzumachen. Doch da war nichts, nichts auffälliges, gar nichts! Doch da, schon wieder:
Lachen!
Aber aus einer ganz anderen Richtung! Es kam wieder von oben, aus einem der Zimmer. Ich hetzte hoch, wie ein Tier stand ich auf dem Flur und blickte mich um und wartete auf dieses Geräusch.
Lachen.
Es klang verändert, nicht mehr wie das eines Teenagers, eher wie von einer alten Frau. Das hämische, meckernde Lachen einer alten Hexe.
Und es kam aus dem Gästezimmer. Das Gästezimmer!
Für einen kurzen Moment war ich wirklich unsicher, ob ich es wagen sollte, die Tür des Raumes zu öffnen. Doch ich schalt mich einen Narren, fasste all meinen Mut zusammen und stieß die Tür auf.
Nichts fand ich, nicht den kleinsten Hinweis auf den Urheber des Lachens. Das Gelächter selbst war ebenfalls verstummt, es herrschte wieder eisiges Schweigen. Weil mich fröstelte, beschloss ich, mir einen Whisky zu genehmigen.
Ich darf Sie erinnern, Kobolde sind bekannt dafür, bösartig zu sein und heimtückisch. Sie lieben es, anderen Streiche zu spielen.
Die Sache mit dem Buch sollte ich vielleicht noch erzählen.
Ich hatte begonnen, ich erwähnte es, Edgar Allen Poe noch einmal genauestens durchzulesen. Ich war in diesen Tagen erstens in der passenden Stimmung dazu, außerdem war es schon ziemlich lange her, dass ich etwas von dem ollen Genie in der Hand gehabt hatte.
Es war eine ältere Ausgabe, die ich las, und sie war beileibe nicht vollständig. In den Nächten, wenn ich nicht gerade jagte, las ich an meinem Schreibtisch im Schein der kleinen Leselampe. „Der Mann der Menge“, eine seiner besten Erzählungen, hatte ich beendet und jetzt legte ich den Band fort, denn ich war müde. Für morgen freute ich mich auf „Cabs“, eine bösartige kurze Skizze über die damals in New York etablierten Droschken und deren Kutscher. Nichts weltbewegendes, doch mir gefiel es, wie es Poe gelang, mit einem einzigen Satz die Art des Droschkenkutschers zu umreißen.
Ich wollte sie am nächsten Abend lesen, doch das Buch war fort. Wie gesagt, ich trank ziemlich viel und hatte wohl auch an besagtem Abend reichlich intus, so dass es durchaus sein konnte, dass ich das Buch in meinem Suff verlegt hatte. Ich suchte alles ab, allein, das Buch blieb verschwunden. So sehr ich auch suchte, es war nicht da.
Ich machte mir nicht allzu große Sorgen, ich hatte andere. Nach drei Tagen lag das Buch allerdings auf seinem Platz – auf dem Schreibtisch, dort wo ich es abgelegt hatte. Und so setzte ich mich am Abend, als alles ruhig war, in mein Arbeitszimmer und machte mich daran, „Cabs“ zu lesen. Doch Sie können sich meine Verwunderung vorstellen, als ich merkte, die Erzählung gab es gar nicht in diesem Buch. Sie stand nicht nach „Der Mann der Menge“, noch sonst in diesem Buch, im Inhaltsverzeichnis fand ich keinen Hinweis auf die Geschichte, noch irgendwo sonst. Hatte Poe überhaupt jemals diese Erzählung geschrieben? Ich war mir nicht sicher.
Ich konnte nicht recht unterscheiden, trank ich, weil mir diese seltsamen Sachen passierten oder aber passierten mir diese Sachen, weil ich trank?
Ich aß nicht mehr viel, im Gegenteil, ich wartete ab, dass meine Tochter (ob sie etwas bemerkte?) in die Schule ging, und dann begann ich zu trinken. Es würde eine ganze Weile dauern, bis meine Frau von ihrer Reise zurückkehrte.
Meine Tochter kam nicht nach Hause.
Zunächst fiel es mir nicht auf, ich hatte anderes im Kopf. Doch irgendwann bemerkte ich ihr Fehlen und ich machte mir Gedanken. Ich war nicht sicher, ob sie eine Andeutung gemacht hatte, dass sie einige Nächte wegbleiben würde, bei ihrem Freund vielleicht. Ich hatte es wohl nicht mitbekommen, als sie davon gesprochen hatte. Es kam mir jedenfalls zupass, dass sie auswärts schlief.
Ich ließ die Rollos auch am Tag geschlossen, denn nur in der Dunkelheit fühlte ich mich sicher.
Ich tigerte ruhelos durch die Wohnung, von einem Raum zum anderen, immer hin und her. Nur das Gästezimmer und den Keller ließ ich aus. Ich verließ das Haus nur noch, um die dringendsten Besorgungen zu erledigen, einige notwendige Nahrungsmittel zu besorgen, etwas zu trinken, neue Bücher auszuleihen über die Macht, die mich quälte. Doch ich kam nicht weiter, ich fand keine Lösung für mein Problem. Die Variante, dass ein Kobold in meinem Heim hauste, erschien mir dann doch zu fantastisch. Obwohl in früheren Kulturen der Glaube an einen Geist des Hauses, der zuständig für eine ganze Familie war, weit verbreitet war und kein bisschen irreal erschien. Immer schon unterschied man zwischen guten und bösen Geistern, wobei die hinterlistigen, die eigennützigen Kobolde für jede Menge Unglück haftbar gemacht wurden.
Aber haben Sie jemals davon gehört, dass kleine Gnome dafür verantwortlich gemacht wurden, dass Leute aus der Verwandtschaft ums Leben kamen? Mord, Totschlag, Bluttaten verübt von Lemuren? Ich frage Sie, kann man das glauben?
Ach, da verschwinden Sie wieder, Sie wissen keine Antwort. Sie stehen auf und nehmen Ihre klugen Aufschreibungen mit.

Ich war wohl betrunken; ganz sicher war ich ziemlich betrunken. Meine Frau betrat völlig abrupt meinen Gesichtskreis, übergangslos tauchte sie auf und machte mir sofort eine mörderische Szene, ohne mich auch nur begrüßt zu haben.
Ich war über Poe eingenickt, die Jalousien waren heruntergelassen und ich wusste ums Verrecken nicht zu sagen, ob wir Tag oder Nacht hatten.
Sie schrie und meckerte und nervte und deutete in einem fort auf die leeren Flaschen und die vielen Bücher und Papiere, die auf dem Boden ausgebreitet waren. Ich verstand kein Wort von dem, was sie sagte.
Nach einer Weile hatte sie sich wieder beruhigt, legte ihren Mantel ab und setzte sich mir gegenüber auf einen Stuhl. Sie war zurückgekehrt von ihrer Reise mit dem Horrorautor. Sie legte eine mitleidige Miene auf und faselte etwas von Hilfe, die ich benötigte. Sie wusste nicht, wie Recht sie hatte.
Es konnte schon seit einiger Zeit nicht mehr so weitergehen, fuhr sie fort, es sei vorbei. Ich begriff nicht recht, was sie meinte und glotzte sie wohl an, wie ein Schwachsinniger, denn sie schluckte und sagte, es wäre ihr fester Wille, und nichts könne sie umstimmen.
Sie hatte seit ihrer ersten Begegnung eine Affäre mit dem Horrorautor – es überraschte mich nicht. Nun saß sie da im schwachen Schein der Leselampe und wirkte nervös und fahrig. Der Poe war mir von den Knien gerutscht und lag nun inmitten der Lexika und Nachschlagewerke griechischer, römischer und slawisch-germanischer Mythologie.
Mir standen Tränen in den Augen, und als meine Frau erzählte, wie leid es ihr tue und sie keinen anderen Ausweg mehr sähe, dass dies alles nicht ihr Leben sei und sie sich entfalten wolle, dass wir uns auseinandergelebt hätten und noch jede Menge anderer Sachen von sich gab, da sah ich es durch meine Tränen hindurch, zuerst ganz vage und schwach. Als ich mir mit der Hand über die Augen gewischt hatte, da erkannte ich es deutlicher – das grüne Leuchten, das meine Frau umgab wie eine Aura.
Sie sagte, sie müsse schlafen, morgen müsste sie früh raus (demnach war es ja wohl später Abend). Natürlich wolle sie nicht mehr in unserem gemeinsamen Schlafzimmer bei mir liegen, deshalb würde sie diese eine Nacht im Gästezimmer verbringen.
Ich goss mir noch einen Whisky ein und beschloss, im Arbeitszimmer auf dem Sofa zu schlafen.
Wie erwartet war es ein unruhiger Schlaf, der mich schließlich übermannte. Ich war nicht von den Ausführungen meiner Frau überrascht gewesen, eher von der Heftigkeit des Ausbruchs. Sie hatte unserer Tochter geheißen, für einige Tage bei einer Freundin zu übernachten, nur solange, bis sie selbst nach Hause käme.
Ich war aufgewühlt und unruhig, und ich spürte, dass ich mich würde entscheiden müssen. Ich fühlte, dass ich bald gefordert war.
Dieses Leuchten, dieses grünliche Schimmern der Aura meiner Frau, das ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich hatte es vergessen, verdrängt, ich hatte es so gut wie aus meinem Bewusstsein gestrichen; und da, wie um sich wieder in Erinnerung zu bringen, tauchte es wieder auf. Und umgab meine künftige Ex-Frau. Was hatte das zu bedeuten? Hatte es überhaupt etwas zu bedeuten?
Schlummer kam über mich und Träume. Ich träumte von dem Kobold, der über meine Wohnung herrschte wie ein jähzorniger Tyrann. Er erschien mir, weil er es so wollte. Bei den Römern kamen die Lemuren als Jünglinge vor, die bedeckt waren mit einem Hundefell. Die Slawen hatten ihre Schrate von kleinem Wuchs mit riesiger Nase. Doch welch Unterschied, was für ein Irrtum der Generationen. Der Geist in meinem Haus, der heimliche Herrscher über meine Wohnung war ein zwar kleinwüchsiger, doch umso eleganterer älterer Herr, dessen einzige übernatürlichen Male seine grünlich phosphoreszierenden Augen und sein braunes Kopfhaar, das einen grünen Schein hatte, waren. Er trug einen Smoking und war trotz seiner geringen Größe eine ehrfurchtheischende Persönlichkeit. Er stand vor meinem Sofa und starrte mich an. Ich war unfähig, auch nur ein Glied zu bewegen.
So reglos verharrten wir beide wohl eine Ewigkeit, er, weil er mich interessiert musterte und ich, weil ich erstarrt war, nicht fähig, mich zu bewegen, gleich einem Kaninchen, oder einem Urtierchen auf der Petrischale.
Dann verzog er den Mund zu einem höhnischen Grinsen und entblößte dabei einige schwarze Zähne und ein paar wirklich böse Lücken. Die Augen loderten noch einmal in tiefstem Grün und er löste sich auf vor meinen Augen. Buchstäblich, ein Teil nach dem anderen verschwand vor meinem Gesicht, bis nur noch ein grünes Schimmern übrig blieb, das auch immer weiter verblasste. Ich war fassungslos.
Langsam und nur sehr mühevoll erwachte ich.
Das Zimmer lag dunkel und ruhig. Nach und nach fielen mir die Ereignisse des vorigen Abends ein und nun wurde ich unruhig.. Ich stand auf, um mir etwas zu trinken zu holen. Als ich aus der Küche zurückkehrte, bemerkte ich einen grünen Schein, der unter der Tür des Gästezimmers hervorfiel. Ein feines, dumpfes Summen war zu hören.
Ich ging zu der Tür und horchte verstohlen, kein weiteres Geräusch war zu hören, außer dieses Surren.
Verschämt öffnete ich die Türe und warf einen Blick hinein.
Da sah ich ihn, den Lemuren, bei meiner Frau und das Blut.
Es gab ihn also doch, kein Trugbild, ich hatte mich nicht getäuscht. Ich war keinem Phantom hinterhergejagt und ich hatte auch nicht geträumt. Mit eigenen Augen konnte ich den Kobold sehen.
Er saß auf meiner Frau , blutverschmiert.
Anita lag ausgestreckt auf dem Rücken auf dem Gästebett. Die Decke hatte sie weit von sich geschleudert, sie hatte wohl, ebenso wie ich, unruhige Träume gehabt.
Der Lemur, der garstige kleine Kobold saß auf ihrer Brust und schaute mit gleichgültiger Miene zu mir herüber. Sein Gesicht troff von Blut, aus seinem Mund hing ein bluttriefender Fetzen. Er hatte den erhabenen Ausdruck eines Raubtieres bei der Jagd.
Meine Frau regte sich unter ihm, sie stöhnte und mir zeitlupenhafter Langsamkeit bewegte sich ihr Kopf. Mit unglaublicher Mühe hob sie ihn und schaute mich mit blicklosen Augen an. Ihre Kehle war eine einzige rote Wunde.
Mit triumphierender Lässigkeit beugte der Kobold sein Haupt zum Hals seines Opfers hinunter. Ich konnte es nicht sehen, wie er nochmals in die Kehle hinein biss und ein Stück herausriss, aber ich hörte es Knirschen und Schmatzen.
Die Glieder meiner Frau erschlafften, und das einzige, das sich in dieser grausigen Szenerie noch bewegte, waren die Kiefer des Kobolds.
Aus voller Kehle brüllte ich, ich schrie mir den Schrecken aus dem Leib, die Angst, die abgrundtiefe Furcht. Und mein Kopf füllte sich mit Leere und Schwärze. Das furchtbare Bild verschwand vor meinem Blick und seit diesem Augenblick erinnere ich mich an nichts.
Man hat mir gesagt, dass es, als man mich fand, in meiner Wohnung wüst ausgesehen hat. Das Mobiliar war zerschlagen, die Einrichtung demoliert und meine Frau war tot. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wer dafür verantwortlich war.
Meine Tochter...
Entschuldigen Sie...
Meine Tochter fand man im Keller, ebenfalls mit zerfetzter Kehle. Ich.. hingeschmissen wie ein Ding!
Dieses Vieh, dieser Kobold oder was immer er auch war, hat mir alles genommen, was ich besaß. Es trat in mein Leben und hat sich seiner bemächtigt. Ich würde es töten, wenn es in meine Hände fallen würde.
Stattdessen schaut man mich hier mit scheelem Blick an, man tuschelt über mich. Und, ich spüre es, man glaubt mir nicht.

Sie haben wieder die Nacht durchgearbeitet, man sieht es Ihnen an. Sie sollten sich schonen, sonst leben Sie nicht mehr lange, Sie sehen von Mal zu Mal schlechter aus.
Nun, ich war in den letzten Stunden ziemlich aufgeregt, steht ja viel auf dem Spiel für mich. Aber das wissen Sie ja selbst am besten.
Ich habe versucht, Ihnen meine Geschichte so genau und so wahrheitsgetreu zu erzählen, wie nur möglich. Ich weiß, die Story hört sich hanebüchen an, aber sie ist die reine Wahrheit.
Und, glauben Sie mir? Worauf werden Sie plädieren, was werden Sie den hohen Herren mitteilen, habe ich Hoffnung?
Nein, sagen Sie nichts! Ich kann es an Ihrem Blick erkennen. Sie schauen mich an, wie all die anderen Ignoranten, sie haben nichts begriffen.
Was ist das? Über Ihrem Kopf und dort auch, an Ihrer Schulter? Überall; Ihr ganzer Körper scheint zu leuchten, grünlich zu leuchten.

Dasselbe klinische Zimmer.
Der Tisch, der Aktenschrank, die Stühle.
Der Stuhl des Mannes mit dem Kittel liegt am Boden, der Mann selbst liegt daneben, die Arme weit von sich gestreckt. Die Augen aufgerissen, aber erloschen. Der Hals des Mannes ist blutverkrustet und zerrissen.
Der andere Mann sitzt auf seinem Platz auf der anderen Seite des Tisches. Er hat die Arme verschränkt, sein Blick ist gehetzt und verängstigt, wie der eines eingeschüchterten Kindes.
Sein Mund und auch der übrige Teil seines Gesichtes ist blutverschmiert. Aus seinem Mundwinkel hängt ein Fetzen, mit einer geschickten Bewegung zieht er ihn in den Rachen hinein und schluckt ihn herunter.

25.04.02

 

Hallo Hannibal!
Eine solide Horrorstory hast Du hier abgeliefert. Gefällt mir ganz gut, aber trotzdem fehlt mir auch etwas. Kann aber leider nicht genau beschreiben, was das ist.

Was mich etwas genervt hat, waren die vielen Floskeln wie "naja", "also", "auf jeden Fall", etc. Stört in meinen Augen den Lesefluss.
Auch schweifst Du öfters etwas ab, wodurch bei mir nicht wirklich Spannung aufkam.

Was mich auch irritiert hat, war dass der Protagonist sofort von dem Wesen so fixiert war. Ich meine, er sieht einmal einen Schatten und gleich packt ihn diese Jagdlust?

Und auch die Irreführung des Lesers stört mich ein wenig. Eigentlich mag ich es, wenn man nach der Auflösung auf einmal die ganzen versteckten Hinweise entdeckt oder einige Sachen plötzlich unter einem ganz anderen Licht sieht. Aber irgendwie passt das bei dieser Geschichte nicht so ganz. Einige Sachen erscheinen mir jetzt sogar unlogisch. Zum Beispiel das mit der Tochter.
Seine Frau sagt ihm, dass sie ihr angewiesen hat bei einer Freundin zu schlafen - und eigentlich liegt sie tot im Keller?
Überzeugt mich nicht wirklich.

Trotzdem gefällt mir die Geschichte. Den aufkommenden Wahnsinn des Mannes hast Du gut beschrieben. Und die wiederkehrende Beschreibung der Anfangssituation im Schluss hat mir besonders gut gefallen.

Ugh

 

Hallo Bibliothekar!

Vielen Dank erst einmal für die prompte Reaktion auf diese Story und für die positive? Kritik.
Hat sie dir gefallen oder nicht?

Zu deinen Kritikpunkten:
Ich kann mir vorstellen, was dir fehlt an der Story. In meinen Unterlagen steht eine andere Version, in der ich den Kobold mit einer umfangreichen Vita ausgestattet habe. Das ging soweit, dass ich ein Volk erfand, das in Symbiose mit den Menschen lebt und diese gleichzeitig ausnutzt. Hat Spaß gemacht, das zu erfinden, hat aber nicht funktioniert in der Geschichte.
Außerdem sehe ich den Kobold als Symbol für das eigene Leben des Protagonisten, seine Eigenverantwortlichkeit, seine Individualität. Das bedarf keiner Begründung.
Deshalb ist er auch sofort auf das Wesen fixiert, es packt ihn die Jagdlust wie du sagst.

Die vielen Floskeln die du ansprichst, habe ich mit Absicht eingebaut, um deutlich zu machen, dass es sich immer noch um eine wörtliche Rede handelt, die Hauptfigur erzählt die Geschichte. Dass dies den Lesefluss stören könnte, ist mir noch gar nicht in den Sinn gekommen, muss ich mal darauf hin lesen und eventuell ändern.

Dass der Protagonist erzählt, seine Frau hätte gesagt, sie hätte die Tochter weggeschickt, im Nachhinein stellt es sich aber als ganz anders heraus unterstreicht meiner Meinung nach den Realitätsverlust des Erzählers. Er ging tatsächlich davon aus, dass sie dem Kobold zum Opfer fiel, was ja im Endeffekt auch falsch war.

Wenn man Horror schreibt (und liest), ist man immer auf der Suche nach der ultimativen Horrorstory. Hat man sie wieder nicht gefunden, entweder als Autor oder als Rezipient, zuckt man mit den Achseln und macht sich halt erneut auf die Suche.

Ich bin schon froh über dein Lob, dass dies eine „solide Horrorstory“ ist. Zeigt mir doch, dass noch nicht alles verloren ist.

Viele Grüße!

 

Hey Hanniball,

Kompliment, "Grünes Leuchten" gehört zu den besten Horrorstorys, die ich bisher in diesem Forum gelesen habe.
Wirklich gestört, bzw. irritiert hat mich nur die Sache mit der Tochter, die angeblich bei ihrer Freundin übernachtet, dann aber später tot im Keller aufgefunden wird. Aber darauf hat Bib ja schon hingewiesen und deine Erklärung, dass du damit den Realitätsverlust des Erzählers unterstreichen wolltest, kann ich akzeptieren.
Deshalb noch einmal: Klasse Geschichte, hat mir sehr gut gefallen. :king:

Gruß

Günter

 

Vielen Dank für die Mühe, natürlich,und für die positive Kritik. Ich freue mich, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Die Sache mit der Tochter, na ja, vielleicht stört es zumindest den Lesefluss und ist zumindest ein wenig holperig. Ich hatte es anfangs für eine gute Idee gehalten, weil es den Wahnsinn des Protagonisten unterstreichen sollte.
War ja wohl nicht :(

Viele Grüße!

 

Hallo Hanniball,

bin beim Stöbern in älteren Stories im Horror-Forum auf deine Geschichte gestoßen. Sie hat mir insgesamt recht gut gefallen. Der Erzählstil passt, wenngleich diese "direkte Ansprache" an den Leser bei einem längeren Text auch Probleme mitbringt.

Bibliothekars Kritik an den "Erzählfloskeln" ("na ja" etc.) kann ich teilweise nachvollziehen. Vielleicht wäre es empfehlenswert, einige von den Floskeln im Mittelteil zu streichen und sie hauptsächlich am Anfang und am Ende stehen zu lassen. Zwischendurch haben sie mich auch manchmal gestört, weil ich mich gerade so schön in die Geschichte "reingelesen" hatte und mich diese Floskeln wieder "rausgerissen" haben (z.B. "Herrje, jetzt wo es spannend wird, da müssen Sie gehen! – Grüße Sie, da sind Sie ja wieder."). Das ist sicherlich Geschmackssache und auch eine gewisse Gratwanderung.

Die Sache mit dem Realitätsverlust des Protagonisten konnte ich eigentlich ganz gut nachvollziehen. Seine Verwirrung kommt ganz gut rüber. Ich konnte nicht alles im Text nachvollziehen, aber das erschien mir realistisch. Wenn ein Durchgeknallter etwas erzählt, dann ist ein "gewisses Chaos" mE normal.

Für die Spannung wäre es vielleicht förderlich, wenn du einige "Nebenschauplätze" kürzen würdest, z.B. die Ausführungen zu Römern, Slawen etc. bzw. die Details zu Poe. Diese Stellen bremsen mE die Spannung etwas aus.

Dass der Protagonist seine Story vermutlich in der Zelle einer Nervenheilanstalt oder eines Gefängniskrankenhauses erzählt ist mir schon klar. Was ich aber gar nicht verstanden habe, ist der letzte Absatz. Einer der "Verhörenden" ist tot, der andere ist verängstigt, hat aber gleichzeitig auch einen Fleischbrocken im Mund, den er offensichtlich aus dem Getöteten herausgerissen hat. Wie erklärt sich das? Bildet sich das der Protagonist nur ein – hält er ihn für den Kobold?

Ein paar sprachliche Sachen sind mir noch aufgefallen. Ich führ sie einfach mal der Reihe nach an:

Die einzige Türe, die in der Richtung lag, die die Ratte ? genommen hatte
evtl. "welche die Ratte", um das doppelte "die" zu vermeiden; das mit dem "?" gefällt mir nicht so gut, ich fände es besser, wenn du das ausformulieren würdest. Der Protagonist erzählt ja die Geschichte: Wie kann er dieses Fragezeichen erzählen?

die Auslegware konnte wieder mal den Staubsauger gebrauchen
der Teppich könnte den Staubsauger mal wieder "vertragen", nicht "gebrauchen", oder?

Kein Geräusch, keine Bewegung – auch nicht von mir. Außer mein Herz war zu hören
"Nur" mein Herz war...

Ich konnte tatsächlich nichts ungewöhnliches erkennen – eine Kugel aus braunem Flaum. Doch woher kam er?
Ungewöhnliches; "woher kam sie", oder? (sie – die Kugel)

Ich verwahrte meinen Fund gut, obwohl es keine Besonderheiten oder Anomalien aufwies.
"obwohl er" (der Fund)

Ich stürzte hinunter, kaum schaffte ich es, das Licht anzumachen.
Satzbau?

Sind nur eine paar Anregungen. Vielleicht sind sie hilfreich.

Viele Grüße

Christian

 

Hallo Criss!

Feine Sache, dass du eine ältere Geschichte von mir ausgekramt hast. So alt ist sie ja auch nicht, aber ich hatte sie eigentlich abgehakt. Totgesagte leben länger.:cool:

Ich habe den Großteil deiner Vorschläge eingearbeitet, vor allen Dingen die Floskeln zwischendurch, ganz einfach weil ich das Argument, der Lesefluss würde unterbrochen, ziemlich einleuchtend finde. Obwohl ich mir dadurch die Chance, eine zweite Geschichte, quasi zwischen der eigentlichen, verbaut habe. Aber hat sowieso nicht so funktioniert, wie ich es mir gedacht hatte.

Dass der letzte Absatz missverständlich ist, enttäuscht mich einigermaßen, das sollte gerade der Knalleffekt sein.
Der Zweite, der Überlebende, ist der Erzähler, der Protagonist, derjenige, der den Troll gesehen hat. Vom Verhörenden hängt es ab, ob ihm geglaubt wird oder nicht, ob die Story vom Kobold durchgeht. Und als der Erzähler bemerkt, dass ihm sein Pfleger nicht glaubt (ich denke mal, dass der Verhörende ein Gutachter vom Gericht ist), und dementsprechend die Verhandlungen ausgehen wird, da erscheint das grüne Leuchten. Er wird also sterben. Der Troll wird kommen.

Die Szene, in der der Gutachter tot ist und der Erzähler den blutigen Fetzen im Mund hat, schließt die Geschichte ab. Der Protagonist hat alle, die ihm in seinem Wahn gefährlich erschienen, umgebracht, zum Schluss den Mann, der ihn verhört hat.

Ich fand die Pointe eigentlich recht nett, der Leser wird zuvor auf eine übersinnliche Fährte geschickt, und dann in eine Psycho-Geschichte gelockt. Na ja, vielleicht werden dadurch auch zu sehr Erwartungen geweckt, die nicht erfüllt werden können.

Trotzdem
Schöne Grüße!

 

Hallo Hanniball,

ich hab deine Geschichte gerade noch mal überflogen und denke, dass sie sich jetzt (für mich) durch die Herausnahme einiger dieser "Floskeln" besser liest - obwohl's ja vorher im Prinzip nicht "schlecht" war.

Du hast zwar noch so eine "Unterbrechung" drin (Herrje, jetzt wo es spannend wird, da müssen Sie gehen!Grüße Sie, da sind Sie ja wieder. Ich sage Ihnen, Sie sind vielleicht ein echt schwieriger Zuhörer."), aber das stört nicht so, denke ich.

Dass ich den letzten Absatz missverstanden hab, liegt übrigens an mir. Da hab ich nicht aufmerksam genug gelesen. Sorry! :dozey:

Du hast zu Beginn der Geschichte von zwei Leuten berichtet (Vom "Verhörenden" und vom "Spinner", der "zu Hause zu sein scheint"). Durch die Ansprache ("Wie soll ich Sie anreden") war ich der irrigen Meinung, dass es zwei "Verhörende" sind - weiß auch nicht mehr, warum. Und davon bin ich dann am Schluss natürlich auch wieder ausgegangen. Deshalb war ich da ein bisserl konfus. :D

Also - das kannst du lassen.

Viele Grüße

Christian

 

Hi!

Ganz schnell nur, habe wenig Zeit.

Diesen einen Absatz habe ich mit Absicht nicht herausgenommen, weil dann dieser Charakter eines Berichtes wegwäre. Und ich brauche den Quasi-Dialog, um die Schlusspointe zu setzen.

Weiterhin vielen Dank für die konstruktive Zusammenarbeit und

Viele Grüße!

P.S. Muss jetzt zur Nachtschicht und habe mir einige Geschichten zum Mitnehmen ausgedruckt. Mal sehen, vielleicht finde ich ja Zeit!;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hidiho Hanniball!

Auf dem Tisch eine Schreibtischlampe, darunter ein Block mit weißem Papier
Direkt unter der Lampe?

Einer, er ist der Ältere von beiden
Einer, der Ältere von beiden

nd mit dem Kugelschreiber auf dem Zettel herumhämmern.
Hämmern finde ich unangebracht

Sie war rassig, und jeder drehte sich nach ihr um
Eines der schlimmsten Worte - nein, das schlimmste Wort eine Frau zu charakterisieren ist: rassig. Das ist jetzt hochsubjektiv, aber ich finde es wirklich widerlich. Nie würde ich es schreiben. Deshalb muss ich es hier einfach erwähnen.

Na ja, Gedichte!
Hehe

Für Poe braucht man Konzentration, sonst bringt einem die Lektüre nichts.
Tatsächlich.

Die einzige Türe, die in der Richtung lag, die die Ratte genommen hatte
Vorher hieß es, ein konkretes Bild wäre zu viel für die Beschreibung dieser Erscheinung. Jetzt ist es aber plötzlich eine Ratte.
In zwei Zeilen.

Als ich am frühen Morgen erwachte, hatte ich den Inhalt der Träume vergessen, doch sie mussten schauerlich gewesen sein, denn mein ganzer Körper klebte von kaltem Schweiß.
Liest sich fast wie ne Lovecraft'sche Referenz...

Ich hätte mir einreden können, dass ich mich mit meinem Eindruck geirrt hatte, eine Täuschung der überreizten Sinne. Ich hätte mir sagen können, da wäre nichts gewesen, mit Ausnahme eines Schattens in meinem Gehirn, einem Trugbild, einer Fata-Morgana in meiner Wohnung. Doch mit diesem Gedanken konnte ich mich nicht anfreunden, er war für mich noch schrecklicher, als der, ein Tier könne unerkannt in meinem Heim hausen. Ich hatte keine Halluzinationen, im Übrigen wusste ich, dass das Bild, das ich empfangen hatte, real gewesen war. Ich wusste es einfach. Da war etwas vorbeigelaufen, auch wenn es keine Ratte gewesen war.
Guck dir mal den Absatz an. So viele Kommas. Sind ja ne nützliche Sache, aber ein bisschen weniger ist hier mehr... finde ich.

Zudem: er ist ja richtig in Panik, verschweigt es seiner Frau und das alles wegen einer Ratte?
Ist es nicht realistischer, dass er einfach sagt, wenn die Frau heimkommt: "Du, Schatzi, wir brauchen den Kammerjäger."

Ich hätte meinen Kopf darauf gewettet, dass da etwas gewesen war, irgendetwas, das, und das hatte ich mit einigem Abstand begriffen, doch erheblich größer gewesen war, als ich zunächst angenommen hatte.
Sind mir schon wieder zu viele Kommas.

ch war wach geworden, an Malerei mochte ich nicht mehr denken.
Ich war wach geworden - will mir nicht gefallen.

einer Fata Morgana aufgesessen sein könnte
Das ist ein Begriff, den ich zu sehr mit Wüste assoziiere, als dass er hier für mich passen könnte

Viel wusste ich nicht von dem Wesen; es war größer als eine Ratte, aber weitaus kleiner als ein Mensch. Die dazwischenliegende Spanne war ziemlich groß, doch genauer konnte ich es nicht fassen, zu flüchtig war unsere Begegnung gewesen.
Wollen wir mal bei den Fakten bleiben, eigentlich hat er es gar nicht gesehen.

Herrje, jetzt wo es spannend wird, da müssen Sie gehen!
Was ist das nur für ein merkwürdiger Therapeut? Und nach welcher Schule unterrichtet er? Würde mich interessieren.

Da kann ich dann wohl erwarten, das Sie mir zuhören.
dass

Übrigens sehen Sie scheiße aus, noch schlechter als letztes Mal.
Ich finde Scheiße zu extrem in diesem Zusammenhang.

bis auf das Zimmer meiner Tochter.
Ist das eine Vorausdeutung? Wenn nein, warum untersucht er es nicht?

Ich weiß, das ist eine Illusion, doch neige ich eher, Büchern und Zeitungen mein Vertrauen zu schenken, als virtuellen Nachrichten.
Ja, ist wirklich so.

Sie kennen sicher einen der Protagonisten aus dem Werk Poes mit Namen Dupin, Auguste Dupin
Kennen? Lieben, ist das treffende Wort.

Und mit Lovecraft, dem alten Schwätzer
Ja, ich entdecke ihn auch gerade für mich - Blackwood sei Dank.

Der Mann der Menge
Kenne ich nicht. Sollte ich?

Ich konnte nicht recht unterscheiden, trank ich, weil mir diese seltsamen Sachen passierten oder aber passierten mir diese Sachen, weil ich trank?
Seht gut, hat mir bisher gefehlt.

ein zwar kleinwüchsiger, doch umso eleganterer älterer Herr, dessen einzige übernatürlichen Male seine grünlich phosphoreszierenden Augen und sein braunes Kopfhaar, das einen grünen Schein hatte, waren. Er trug einen Smoking und war trotz seiner geringen Größe eine ehrfurchtheischende Persönlichkeit.
Ich finde ja, dass er durch die detailierte Beschreibung an Schrecken verliert.

troff von Blut, aus seinem Mund hing ein bluttriefender Fetzen.
trooff vor Blut ... bluttriefender... ist ja eigentlich das selbe...

Dasselbe klinische Zimmer.
Urg!
Dieser letzte Absatz hätte wirklich nicht sein müssen?
Du wolltest einen Klammerschluss - der perfekt zum Anfang passt, dann bitte, bitte, lass das Ende offen.

Hab noch ein bisschen umgeschrieben:

Zur Geschichte: Schön, sehr schön.
Warum?
Stil toll und lesenswert, ein leichtes Plaudern, dem man gerne folgt. Auch der Erzähler gefällt mir ganz gut.
Inhaltlich ist deine Geschichte sowohl Psychogramm als auch echte Horrorstory. Nur am Ende finde ich es viel zu wenig offen. Hab ich ja schon angemerkt. Hier würde ich dazu tendieren, den Doc am Leben zu lassen.
Zudem kommt mir dessen Therapie sehr fragwürdig vor, hat das einen realen Bezug? Gibt es diese Therapieform wirklich? Ich frage auch aus Interesse.

Du hast ja gesagt, dass du sie überarbeiten willst, wenn es soweit ist, hätte ich gerne ne PN, damit ich vergleichen kann.
Aber wie gesagt: hat mir seht gut gefallen.

In diesem Sinne
c

 

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