Was ist neu

Grabwahlen

Seniors
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09.05.2004
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Grabwahlen

Es ist so heiß, dass die Schmetterlinge zu schwach sind, ihr eigenes Gewicht zu tragen. Dass Hunde unter der Last der Fliegen zusammenbrechen.
Ich lehne an einer Hauswand, damit sich die Kälte von meinen Nieren aus verbreiten kann, um meinen Körper mit Kühle zu verwöhnen.
Wenn ich meine Augen schließe sehe ich Punkte, irgendwo in der Dunkelheit. Als würden sie nicht zu mir gehören, pulsieren sie entgegen meines Herzschlages; üben ihren eigenen Takt aus, verursacht von Hitze und Kopfschmerzen.
»Willst du mir nicht helfen?«, ruft Einer. Bis zu den Hüften ist er bereits in den Keller durch das Fenster eingedrungen und es sieht aus, als würde er nun ganz verschluckt werden; jeder Widerstand seiner Arme ist zwecklos, er rutscht in den hungrigen Gaumen.

»Henry!«, schreit er und ich gehe zu ihm.
Die Mauer des Hauses ist rissig und spröde und der nasse Geruch, der aus dem Keller steigt, lässt mich vermuten, dass der Schimmel bereits wie Krebs wütet. Im Innern ist es dunkel; stockfinster; und der Gedanke an einen alles verschlingenden Mund breitet sich parasitär in meinem Gehirn aus.
Ich rutsche hinein.
»Wie lange wirds wohl noch dauern?«, stelle ich die unangenehme Frage.
Es ist schummrig und in den ersten Augenblicken bin ich so gut wie blind. Alles, was ich sehe, sind Silhouetten, die es mit den Schatten treiben.
»Allzu lange wohl nicht mehr«, sagt Einer; seinen richtigen Namen kenne ich bis heute nicht.
Mit dem Erweitern meiner Pupillen löst sich auch die Illusion eines Liebesaktes auf. Eine Silhouette gehört Einer, die kleinere dem Mann.
»Es stinkt wie eine dreckige Fotze«, sagt Einer, während er seinen Rundgang durch den Keller macht, der nur aus diesem großen sterbenden Raum besteht. »Merkt das denn keiner?«
»Bald wirds noch penetranter riechen«, sage ich ihm und kicke die Luft. Ich will eigentlich nie solange hier bleiben, bis sie verrecken. »Meinst du, die riechen das dann echt?«
»Weiß nicht«, sagt Einer und bleibt vor der Kellertür stehen. »Die ist abgeschlossen.«
»Wegen der Einbrecher.«
»Was?«
»Naja«, räuspere ich mich, der Geruch erzeugt in meinem Mund den Geschmack von Teichwasser, »meine Eltern sperren ihren Dachboden ab, damit jemand, der da einsteigen will, nicht weiter kommt.«
Er legt seine Stirn in Falten. »Wer sollte bei deinen Eltern schon einsteigen wollen?«
»Darum gehts doch gar nicht.«
»Sondern?«
Ich antworte nicht.
Einer tastet die Tür fachmännisch wie ein Arzt der nach einem Knoten sucht ab.
»Was machst du da?«
»Das Holz ist schon ganz morsch«, sagt er, während er Splitter aus der Tür wie Fussel von seiner Kleidung zupft.
»Das ist ne tickende Zeitbombe. Das Haus wird ihnen unterm Arsch zusammenbrechen.«
»Höchste Zeit, dass wir eingreifen«, sage ich.
Das Zimmer ist kahl, besteht nur aus Estrich und an Wände gedübelte Bretter, auf denen alte und staubige Erinnerungsstücke stehen, die nie Sammlerwert besessen und den sentimentalen längst verloren haben. Die Ballerina einer Spieluhr trägt einen Bart aus Spinnweben. Von Schönheit zur Vettel.
»Dem, der diesen Keller entworfen hat, würd ich eine reinhauen.«
Ich sehe mir weiter die kleinen Schätze an. Fast automatische rasiere ich die Ballerina.
»Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht immer alles anfassen. Wegen der Fingerabdrücke und so.«
Schuldbewusst nehme ich meine Hände von dem Mädchen.
»Schon gut, okay.«
»Mmmmhhh«, höre ich und drehe mich zu dem Mann um.
»Unsere Schlafmütze ist aufgewacht. Na, Prinzessin?« Einer geht vor dem geknebelten Kerl auf die Knie und sieht ihn an, als würde er eine Prognose stellen wollen, »Wie gehts?«
»Mmmmhhh.« Jedes Wort wird durch den Knebel zu einem unverständlichen Stöhnen gefiltert. Mir wäre es lieber, er könnte nicht mehr sprechen. Dann wäre dieses Gefühl von morden nicht halb so intensiv. Schon seltsam, aber ich fühle mich noch immer unwohl dabei.
»Meinst du, er ist schon soweit?«
»Ich weiß nicht.« - »Mmmmhhh« - »Ich hoffe es. Ich mag diesen ganzen Blutscheiß nicht.«
Ich lasse mich sanft auf den Boden fallen und der Staub vollführt Pirouetten um meinen Hintern.

So kühl es auch in diesem Keller ist; ich würde die Hitze jedem Laut vorziehen, das der Kerl von sich gibt. Einen Finger ohne zu zögern als Pfand für ein paar Ohrstöpsel geben.
»Ich glaub irgendwie nicht, dass er jetzt schon draufgeht«, sage ich und berühre das Loch im Schädel des Mannes, das von einem Brecheisen herrührt. Beide zucken wir bei der Berührung zusammen.
»Scheiße«, sage ich und spreche damit aus, was wir alle drei denken. Sofern der Kerl noch denken kann; sein Gedächtnis erinnert sich vergeblich an seine Funktion, während es an irgendeinem Stück Metall klebt. Ich stehe auf, um es zu beenden.
»Willst du?«, frage ich Einer noch mal hoffnungsvoll.
»Ne, lass mal.«
»Mmmmhhh«
Ich bücke mich nach dem Golfschläger. »Machs schnell.«
Ich würde lieber die Tracht Prügel meines Lebens einstecken, als das hier zu tun.
»Stell dir einfach vor, dass er einen Golfball auf der Nase hat.«
»Ich kann aber nicht gut zielen.«
»Deshalb sollst du dir das ja vorstellen.«
Ich hole aus; der Schläger verweilt hinter meinem Rücken.
»Mach schon. Ich will hier raus.«
»Jedes Mal ich«, sage ich zu mir selbst.
Es fühlt sich nicht an wie Golf.

*

Gestern fanden sie eine Tote, irgendwo zwischen Kartoffelsäcken, in einem Haus, dessen Bewohner keine Ahnung haben, wie sie dort hingekommen ist.
Kein Einbruch war gemeldet worden.
Die Leiche verweste schon Tage vor sich hin; der Geruch machte auf sie aufmerksam. Erst die Gerichtsmediziner könnten etwas Genaueres sagen.
Die Hausbesitzer werden als Täter ausgeschlossen.

»Du sollst das nicht immer lesen«, sagt Einer, während er sich im Spiegel wie ein Zauberkünstler beobachtet, der prüft, ob auch keiner seiner Tricks durch einen vorstehenden Draht zerstört wird. »Sonst kriegst du noch ein schlechtes Gewissen.«
Wie lange muss ein Körper bereits tot sein, bis er anfängt richtig zu stinken?
»Das ist wie Salz in die Wunde streuen.«
»Ich hör ja schon auf«, sage ich und lese, dass es bereits die dritte Leiche in dieser Gegend ist, die auf dieselbe Weise gefunden wurde. Wir müssen bald wieder die Stadt wechseln. »Ich mach ja schon.«
Trotz größter Anstrengungen kann ich mich nicht daran erinnern, wann wir das Mädchen in das Haus geschleppt haben. Oder welches. Oder wohin.
Unser Auftrag schwemmt uns aus der Wohnung, auf die Straße, mal mehr, mal weniger zielstrebig auf eine Diskothek zu.

»Ganz schön voll hier«, nuschelt man zusammen mit einem »Rigo«.
»Scheiß Kinder«, kriegt man als Antwort, gemeinsam mit dem süßlichen Gebräu, das nur der Quantität halber angeboten wird.

Einer legt sich mit dem Oberkörper auf den winzigen Tisch. »Hm?«
»Was?«
»Wer?«
»Weiß ich doch jetzt noch nicht. Es ist erst halb elf.«
Wir stehen eine Stunde abwechselnd hier und auf dem Klo, bis wir unseren Auftrag wieder aufnehmen.
»Schau mal«, sagt Einer und nickt in die Richtung meiner rechten Schulter. »Ärger.«
Ich drehe mich so unauffällig um, wie es meine Bewegungsfreiheit zulässt. Ich sehe ein paar Jungs.
»Cool«, atme ich aus, als einer der Typen anfängt, einen anderen zu schubsen.
»Der hat ihn eine Schwuchtel genannt«, lacht Einer mir entgegen.
»Woher weißt?«
Schulterzucken. »Nur so ein Gefühl.«
Als das Geschubse sich in Prügel verwandelt, sieht sich einer der Bartender dazu gezwungen, einzugreifen und wirft die fünf raus. Wäre er nicht einen Kopf größer als alle anderen, hätte er es sich sicherlich noch mal überlegt.

Zu viert machen sie den Jungen fertig. Einer übernimmt die Leisten, der nächste den Oberkörper, einer püriert seine Nase. Und der letzte gibt überflüssige Anweisungen.
»Tritt dem Wichser in die Eier«, sagt er. Seine Lakaien würden auch von sich aus handeln. Sie haben sichtlich Spaß daran.
»Sollen wir was machen?«, frage ich Einer.
»Noch nicht.« Einer leckt sich über seine Zähne. »Der schreit noch.«
Wie er das allerdings schafft, weiß ich nicht. Es müsste anatomisch unmöglich sein, er ertrinkt fast in seinem Blut.
»Was sind das für Wichser?«, frage ich, entsetzt über das Blutbad, das allein sechs Fäuste anrichten können.
Einer lugt weiterhin um die Ecke, beobachtet die fünf in der Seitengasse voyeurgleich. Ich hoffe, dass er sich nicht wirklich daran aufgeilt.
Der Anführer lehnt an einem Müllcontainer, stöhnt weiterhin Anweisungen wie ein Pornoproduzent zwischen Zähnen hindurch, die auf einer Zigarette kauen.
»Komm schon«, sage ich, »die bringen ihn noch um.«
»Dann haben sie doch denselben Plan wie wir.«
»Mann, aber dann wärs umsonst.«
Einer sieht nicht mich an, sondern das B-Movie vor ihm. »Ja, schon.«
Als er noch immer keine Anstalten macht, schreie ich: »He! Ihr da!«

*

Mein Bruder erzählte mir seltsame Dinge, kurz bevor er starb.
»Henry«, sagte er, »meine Ohren bluten.« Er fummelte mit den Fingernägeln an seinen Ohrläppchen herum. »Henry, hol mir Ohrstöpsel bitte.«
Ich brachte ihm die kleinen gelben Pfropfen, die er in einem Spender, keine zwei Meter von seiner Couch entfernt, aufbewahrte.
»Deine Ohren sind normal. Nur ein bisschen rot, weil du immer dran rum fingerst.«
»Da ist Blut.«
»Nein.« Jeder andere hätte mich mit dieser Sturheit in den Wahnsinn getrieben. »Da ist gar nichts.«
»Doch«, sagte er, »du siehst es bloß nicht. Aber das ist nicht schlimm.«
»Wieso sollte da Blut sein, das ich nicht sehen kann?« Mein Bruder starrte weiter auf den Fernseher, der auf stumm gestellt war. Das tat er in letzter Zeit öfters.
»Weil du normal sterben wirst.«
Ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte. Solche Antworten brachten mich immer aus dem Konzept.
»Und jetzt gib mir die Stöpsel.« Ich warf sie ihm zu. Er schob sie so zärtlich wie bei einer Entjungferung in die Ohren.
»Endlich Stille.«

*

»Ist er tot?«, frage ich Einer mit der Hoffnung auf ein Nein. Die Augen des Jungen werden von einer Decke aus Blut und Rotz bedeckt und alles, was ein Lebenszeichen sein könnte, sind die platzenden Blutblasen auf seinen Lippen.
»Ich glaube nicht.« Einer bückt sich wie ein Archäologe, der seinen Fund begutachten möchte und legt seine Hand auf den Hals des Toten; auch wenn diese Aussage im Moment vielleicht noch nicht zutreffend ist, in ein paar Stunden wird sie es sein.
»Und?« Die Hitze liegt schwerer auf uns als Stille und Dunkelheit zusammen. Schweiß bahnt sich einen Weg über meinem Rücken zu meinem Hintern.
»Der lebt noch.« Er wischt sich das ganze Blut geistesabwesend an den Hosenboden. »Die wollten ihn gar nicht umbringen.«
Die letzten zwanzig Minuten hätten meine unschuldige Jugend zerstört, wäre sie das nicht längst gewesen. Die vier Jungs schlugen das Opfer nicht nur, es fehlte nicht viel, dass es starb. Seine Kieferknochen haben sich der Form ihrer Fäuste angepasst.
»Hör auf damit«, sage ich zu Einer, als er an der gebrochenen Nase des Jungen herumdrückt wie an einem Schiebpuzzle. Es ist seltsam, aber Einer fasst niemals lebende Menschen an. Als ich ihn nach dem Grund fragte, antwortete er nur: »Ich will keine Beziehung zum nächsten Toten aufbauen. Es könnte schließlich jeden treffen.«
»Du musst ihm nicht noch mehr wehtun.«
»Das merkt er doch gar nicht.«
Nachdem Einer endlich damit aufhört hat, die neue Anordnung des Knochenbaus zu überprüfen, schleife ich das Opfer zu unserem Wagen. Zumindest tragen lässt er sich bereits wie eine Leiche.
Wir verstauen ihn im Fond und ich frage: »Denkst du, der wacht während der Fahrt auf? Oder verreckt er uns gleich hier? Der sieht echt nicht mehr gut aus.«
Wenn wir um Kurven fahren, quietscht er hinten. Seine Haut reibt an dem mit Frischhaltefolie überzogenen Rücksitz.
»Weiß nicht. Ich schätze aber, er hält solange durch.«
Wir fahren nicht länger als zwanzig Minuten durch die tote Nacht. Einer sagt nichts zu mir, bis auf den Weg, ich frage nichts.
Wir halten vor einem alten Haus, dessen Fassade sich vom Himmel nur als Schatten abhebt. Es steht auf einem winzigen Hügel. Im Mondlicht wirkt es beinahe anmutig.
»Wem gehört das Haus?«, frage ich Einer, während ich den noch immer ohnmächtigen Jungen aus dem Fond wie einen Mehlsack zerre. Und wie ein solcher schlägt er auf dem Boden auf.
»Ganz allein dir«, sagt er und grinst an. Ich grinse zurück.

*

Jedes anständige Gebäude braucht einen Geist. Das sagte mein Bruder Mike so oft, dass ich irgendwann selbst davon überzeugt war, es sogar für meine eigene Idee hielt. Ein Hausgeist verwandelt eine bröckelnde Fassade in ein Kunstwerk, wucherndes Unkraut in Wildheit. Rost ist nur eine versäumte Wartung, tote Ratten, die die Abflüsse verstopfen, nur ein Teil des Charmes.
Findest du einen Schädelknochen in deiner Abstellkammer, kannst du dich glücklich schätzen.
Früher, als Mord noch keine Gewissenfrage gewesen war, sondern eine des Glaubens, mauerte man Frauen, Dienstmädchen oder andere unwichtige Geschöpfe, in Kellern ein. Dämmte ihre Schreie mit einer fünfzig Zentimeter dicken Steinschicht, trank eine Tasse Tee und legte die Füße auf die Rücken dutzender Hermeline.
Eine Leiche ist ein Zeichen von Macht. Du hast den Tod im Haus, aber es selbst überlebt.

Es war ein Tag im Juli, doch nicht annähernd so heiß wie heute.
Wir, Mike und ich, standen vor dem alten Schwarzweißkino, dessen Besucherzahl nicht einmal der Retrokult in die Höhe pushen hatte können, und waren beeindruckt. Mike von dem für unsere Stadt majestätischen Gebäude, dessen braunrote Farbe einen rosa Ton im Sonnenuntergang angenommen hatte, ich von Mike.
Seine Augen waren von einer schwarzen Sonnenbrille ersetzt worden. Seine Ohren waren gestopft, ebenso seine Nasenlöcher, und er atmete rasselnd durch einen schmutzigen Mundschutz.
Die schwarzweißen Filmplakate klebten wie Pflaster über dem rissigen Putz. Neonlicht war von einer Zeitschaltuhr aktiviert worden und leuchtete jede noch so kleine Ritze aus.
»Welchen Film?«, fragte ich überflüssigerweise; Mike hörte mich nicht und war schon dabei, auf die Kasse zuzugehen.
Die Frau schien genau für dieses Gebäude ausgewählt worden zu sein: Ihre beste Zeit war vorüber. Das Haar trug sie zu einer altmodischen Frisur getürmt, in Locken, so unbeweglich wie in Granit gemeißelt. Der Mascara hatte ihre Wimpern zu langen Fächern verklebt, die sie erst bewegte, als Mike gegen die Scheibe klopfte.
»Ja?«
Mike konnte sie nicht gehört haben, reagierte aber auf die Bewegung der gummiähnlichen Lippen. »Psycho.«
Die verstaubte Madonna drehte sich um und hackte mit einer Hand auf die Tastatur ein. War sie von Mikes Aussehen erstaunt, ließ sie sich nichts anmerken. »Wo wollt ihr sitzen?«
Mike antwortete nicht, starrte der Frau nur auf die Wimpern. Ich stieß ihn meinen Ellbogen in die Seite. Als er mich ansah, formte ich mit den Lippen: Wo?
»In der Mitte.«
»Hm.« Die Frau blickte in den Bildschirm. »Sechste Reihe, Mitte. Nicht viel los, heute.«
Ich nickte. »Okay.«
»Kleiner«, sagte sie, als wir schon dabei waren, die ersten Stufen zu den Sälen hinaufzusteigen. »Der hat doch nichts Ansteckendes, oder? Falls ja, weiß ich nicht, ob ich ihn reinlassen darf.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Aber er hat Angst, sich etwas zu holen.«
Als sie mich weiterhin anstarrte, fuhr ich fort: »Bloß eine Macke. Die hat er schon immer.«

Durch den Schwarzweißfilm verwandelte sich das Publikum in ein Wachsfigurenkabinett. Das Mädchen neben mir verlor im farblosen Schatten seine Hässlichkeit und Mike seine Abnormalität.
»Ein schönes Gebäude«, sagte er.
Ich sah ihn an. Ohrstöpsel hatte er herausgezogen, seine Nase jedoch wurde weiterhin von Pfropfen ausgebeult, die einen nichtvorhandenen Geruch fern halten sollten. »Naja, ziemlich groß für ne Vorstadt.«
»Majestätisch.«
»Oder so.« Ich legte meine Beine auf die Lehne des Vordersitzes. »Die Farbe blättert überall ab.« Selbst im Innern löste sie sich wie abgestorbene Haut.
»Es ist alt und prachtvoll, es war vor dir da, es wird ...«
»... wird mich überleben. Ich weiß.«
Sein Lächeln war alles, was von seinem Gesicht zu sehen war. »Das ist schön.« Die sinnlosen Gespräche nahmen langsam überhand. Irgendwann musste ich etwas dagegen unternehmen.
»Wie viele Leute sind im Saal?«
»Hm. Neun.«
»Ohne uns?«
»Nein, mit.«
Er drehte seinen Kopf in meine Richtung. »Sich selbst darf man nie mitzählen, Henry. Das hab ich dir schon sooft gesagt.«

Zwischen einem schlecht synchronisierten Schrei und dem Lachen einiger Teenager, sagte Mike: »Ich möchte, dass du mir was holst, Bruder.
Ich möchte, dass du in den Supermarkt gehst.
Ich möchte ne Packung M&Ms.« Seine Stimmung verlor sich in einer gleich bleibenden Tonlange.
»Die gibts hier doch auch«, sagte ich, »am Kiosk.«
»Nein, ich will, dass du sie vom Supermarkt holst.«
»Das ist absolut dämlich.« Obwohl ich wusste, dass es sinnlos war, zu versuchen, ihn zu überzeugen. Eine weitere Macke. »Dann hol sie eben selbst.«
»Mir gehts nicht gut.« Das war eindeutig eine Lüge. »Übel und so.«
Ich rutschte genervt auf dem Stuhl herum. »Dann verpass ich alles.«
»Du weißt, wie es weiter geht.«

Dreißig Sekunden stand ich in der Schlange im Kino.
Dreißig Sekunden dauerte meine Rebellion an, dann zog ich den Schwanz ein, verließ das Cinematik und ging die paar Meter zum Supermarkt.
Fünf Minuten später stand ich wieder in einer Schlange, wippte ungeduldig auf meinen Fußballen und starrte auf die Uhr über einem Regal voller alter Zeitschriften. Sechzig Sekunden benötigte der Verkäufer im Rentenalter dazu, mir mein Wechselgeld auszuzählen; zehn ich, um den Laden zu verlassen.
Weitere sechzig beanspruchte mein Gehirn, um den Knall zu registrieren. Die Rauchwolke am Himmel sehen zu können. Zu merken, dass meine Beine nachgegeben und mich mit auf den Boden gerissen hatten, um eine meiner Hände in einen Haufen Glasscherben zu tauchen.
Und nach zwei Minuten stand ich auf, lief Richtung Kino und als ich es sah, war ich mir sicher, dass der Knall nichts Schlimmes zu bedeuten hatte.
So richtig wirkte alles jetzt.

*

»Wie kommen wir rein?«, frage ich Einer, während ich unseren Typen an den Beinen wie eine Rikscha hinter mir her ziehe. »Nicht durch ein Fenster, soviel steht fest.« Ich deute auf die von Efeu umschlungenen Gitterstäbe an den Fenstern im Erdgeschoss, die nicht nur abschrecken sollen, sondern tatsächlich hilfreich gegen Einbrecher sind, und lasse ein Bein des Kerls auf den Boden fallen. Der Eisenverschlag ist fingerdick.
»Keine Sorge«, atmet Einer aus, »da oben.«
Ich kann nichts besonderes entdecken. »Was denn?«
»Das Fenster ist offen. Und da ist kein Gitter.«
Die Frage, wie wir da hinauf kommen sollen, erübrigt sich, als Einer anfängt, sich abwechselnd an der Regenrinne und dem dicken Efeu hinauf zu ziehen.
»Ganz einfach, siehst du?« Er sieht aus wie ein Schimpanse auf Speed. Es dauert keine zwei Minuten und er hängt am Fensterbrett.
»Und jetzt?«, rufe ich so laut ich es wage nach oben.
»Warte doch mal!« Einer schiebt seinen Arm durch den Spalt zwischen Fenster und Rahmen und ich denke an eine mit Gift bestückte Rattenfalle.
»Pass auf!«, schreie ich nach oben, die geräuschtragende Nacht außer Acht lassend.
»Was ist denn?«
»Pass einfach auf!« Irgendeinen Grund muss es ja haben, dass dieses Fenster geöffnet ist.

*

Die Polizei stellte mir tausend Fragen, die ich nur einsilbig zu beantworten wusste. Angefangen von: »Wissen Sie, woher er den Sprengstoff hatte?« über »Hat Ihr Bruder des öfteren über den Tod gesprochen?« bis »Hatte Michael einen aktiven Umgang mit anderen Männern?«
»Nein. Ja. Was?« Ich konnte ihnen nicht sagen, weshalb er das Kino in die Luft gesprengt hatte, genauso wenig wie ich wusste, wieso er mich nicht mitgenommen hatte. Wenn er einen so großen Abgang geplant hatte, warum hatte er mich ausgeschlossen?
Einen Monat war ich der Mittelpunkt der Gesellschaft. Nur lausige dreißig Tage, bis alle, außer die gesprengten Mauern des Kinos, vergessen hatten, was passiert war.

Ich durchsuchte Mikes Sachen nach Marihuana, irgendwo hier musste es sein. In der Wohnung war es schließlich nicht gefunden worden; weder von mir noch von der Polizei.
Ein Freund oder Dealer von Mike hatte die Schachtel heute Morgen vor meine Tür gestellt, mit den Worten: »Mike sagte mir, ich soll dir das geben, wenn Gras über die ganze Scheiße gewachsen ist.«
Ich trug es in Mikes Wohnung, warf es auf Mikes Tisch und setzte mich auf Mikes Sofa. Eines von Mikes Sinatra Alben lief in dem CD-Player.
Noch immer hatte ich nichts von ihm weggeräumt; nicht, weil es mich schmerzte, sondern weil sonst nichts mehr hier wäre. Die komplette Wohnung, die ich mir nur noch einen Monat lang leisten konnte, war voll mit seinem Zeug. Manchmal hatte ich das Gefühl, überhaupt nichts zu besitzen. Wäre ich ein Einzelkind gewesen, wäre mir das Schicksal eines Rucksackdeutschen nicht erspart geblieben.
Ich fand das Tütchen unter einigen SM-Zeitschriften, deren Covermädchen mittlerweile schon die Fünfzigergrenze überschritten haben durften. Es enthielt nicht nur Marihuana.
Ich öffnete den Zettel vorsichtig, um nichts von dem Gras in der Wohnung zu verteilen, wo es schließlich niemandem nützte. Die Schrift war schwer zu lesen, die Zeilen waren ineinander verschoben; Mikes Zittern hatte zu dem Zeitpunkt des Schreibens bereits überhand genommen.

Wenn Richard auch nur annähernd so zuverlässig ist, wie ich glaube, wirst du ein paar Wochen nach meinem Tod das hier lesen.
Ich will dir eigentlich nur eines mitteilen: Die Zeit arbeitet gegen meinen Plan.
Du wirst Probleme damit haben, das hier zu lesen. Ich schreibe es mit verbundenen Augen. Frag nicht: Wieso? Du würdest es nicht verstehen.
Ich habe noch ungefähr drei Tage und acht Stunden zu leben; genau weiß ich es nicht, ich habe schon lange nicht mehr auf die Uhr gesehen.
Warum ich mich selbst mit in die Luft sprengen muss? Weil ich sonst nie damit aufhören würde. Es ist eine gute Arbeit, eine ehrliche Arbeit, aber nicht so. Samuel übertreibt es, er verfolgt vollkommen andere Absichten als ich.
Das Cinematik wird mein letztes großes Werk sein, danach ist Schluss. Und ist das nicht ein wirklich filmtauglicher Abgang? Der Held, vergraben unter altem Geröll, in die Unterwelt begleitet von einem dutzend nostalgischer Schweine und toter Schauspieler gebannt auf Zelluloid? Mir gefällt es, und ich weiß, dir würde es ebenso gefallen.
Allerdings, ich hätte mir mehr gewünscht, ein echtes Vermächtnis.

Was folgte, waren einige vollkommen unleserliche Zeilen, ein Gemisch aus Buchstaben und irgendeiner getrockneten Substanz, die aufgrund Mikes verbundener Augen keine Tränen sein konnten.

Es wird mir einfach zuviel. Ich denke, das beschreibt es am besten.
Aber Samuel ... ihm wird es nicht reichen. Du bist ein gewöhnlicher Mensch, Henry, das weiß ich. Ich hoffe nur, dass ihm das ebenso bewusst ist.
Die Bullen werden zu dir kommen, in Scharen, die Presse, sie alle werde ich in unser winziges Nest locken. Dafür entschuldige ich mich bei dir. Ich hoffe nur, dass sie dir tatsächlich nichts anhängen können.
Letzten Monat dachte ich noch, alles unter Kontrolle zu haben. Samuel einen Schritt voraus zu sein. Aber in dreißig Tagen kann so viel passieren.
Doch ich schweife ab.
Ich bin mir sicher, dass er das lesen wird; er verschwindet in letzter Zeit überhaupt nicht mehr. Aber das macht nichts. Soll er ruhig wissen, was ich denke.

Vor vier Wochen sagte er zu mir: Ich habe wieder eins gefunden. Es wartet seit achtundsechzig Jahren darauf, von uns deaktiviert zu werden.
Ich folgte ihm und das Gebäude ... es war wundervoll. Groß und mächtig, der Garten von Unkraut überwuchert, die Fenster beschlagen, rote Backsteine unter der Farbe zu sehen. Ein Prachtstück könnte man sagen. Ein Wunder, dass wir rechtzeitig kommen, dachte ich noch. Seit achtundsechzig Jahren aktiv, und noch immer keine Toten, keine Presse, keine mit Blut gestrichenen Wände.
Dass man niemandem vertrauen soll, weißt du ja. Ich dachte auch, es selbst zu wissen.

*

Einer stößt das Fenster auf und klettert elegant wie ein Zirkusartist ins Innere. Ich warte auf einen Schrei, der nicht kommt.
»Einer?«, rufe ich nach oben, mir plötzlich der Dunkelheit, der Stille, des Halbtoten hinter mir bewusst werdend. Ich drehe mich zu dem Jungen um, sehe in sein verunstaltetes Gesicht, das eher dem Innern einer vertrockneten Wassermelone denn menschlichen Zügen gleicht. So wie der aussieht, kann er sich glücklich schätzen zu verrecken. Kein Chirurg würde ihn wieder annähernd so hinkriegen, wie er vorher war.
»Ja?« Ich sehe, wie er aus dem Fenster lugt. »Was?«
»Wie kriegen wir unsere Prinzessin rauf?«
»Mit einem Seil.«
»Einem Seil?«, frage ich. »Wo krieg ich bitte ein Seil her?«
»Im Wagen.«
»Im Wagen?«
»Du hast es selbst hinein gelegt. Irgendwo im Kofferraum.«

»Willst du ihn alleine da hoch ziehen?« Ich spreche viel zu laut, glaube aber trotzdem, dass uns niemand hört.
»Nein. Bind ihn fest und kletter dann rauf.« Ich verknote das Seil erst um die Brust des Jungen, verweile dann kurz bei seinen Beinen, bis mir klar wird, dass es wohl egal ist, ob ich seine Eier quetsche.
»Fest?«
»Ich hoffe.«
Mit geschlossenen Augen und einem neuner Eisen wie ein Profi in meinem Gürtel, mache ich mich daran, die Fassade hinauf zu klettern.

*

Samuel sagte: Ist es nicht ein schönes Gebäude?
Wir standen in der Mitte des Dachbodens, als ich ihn fragte, wo das Opfer sei.
Er antwortete mir nicht.
Ich fragte ihn: Warst du heute schon mal hier?
Er antwortete mir nicht.
Weißt du, was ich dann getan habe? Nichts. Ich fragte ihn solange, wen wir heute einsperren würden, bis er mit dem Brecheisen auf mich losging. Er überraschte mich und traf mich am Hals. Das tat weh, kann ich dir sagen. Und so bescheuert es klingt: Mehr war ich innerlich verletzt als körperlich.
Es ist dein Haus!, schrie er immer wieder, während er mit dem Eisen auf mich eindrosch, als würde er Fleisch weich klopfen wollen. Anfangs konnte ich nichts tun, lag einfach nur da. Kannst du dir das vorstellen, Henry? Einfach nur dazuliegen und sich verprügeln zu lassen? Es ist mir noch immer peinlich.
Nachdem ich registriert hatte, dass Samuel wirklich vorhatte mich umzubringen, fing ich an, mich zu wehren. Ich schaffte es, ihm das Brecheisen aus den Händen zu reißen.
Was ich dann tat, kannst du dir sicher vorstellen.
Ich weiß nicht, ob er sich mit dir in Verbindung setzen wird. Oder ob er überhaupt kann. Aber wenn, dann vertrau ihm nicht.
Ich war einer der Auserwählten. Du nicht, Henry. Du stirbst wie ein normaler Mensch.

*

»Mein Gott!«, stoße ich aus. Es gilt der Erleichterung wieder festen Boden unter den Füßen zu haben genauso, wie dem Gestank von vergammelten Kartoffeln, der so penetrant ist, dass ich das Gefühl habe, ihn über mein Gesicht streicheln spüren zu können.
»So riechts in allen alten Häusern«, antwortet er mir, obwohl ich es besser weiß. Das ist kein gewöhnlicher Geruch von Alter: das hier ist Schimmel; ein verrecktes Tier, zum Sterben hinter eine Mauer gekrochen. Ich ziehe den Schläger aus meiner Hose und werfe ihn in eine Ecke.
»Wo sollen wir das Seil festmachen?«, frage ich Einer, die Kordel durch meine Finger wie Samt gleiten lassend.
»Wirfs da über den Querbalken.«

Wir benutzen nie Taschenlampen. Irgendwann gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit, jede noch so kleine Flamme könnte unser Vorhaben verhindern.
Zwischen den Schlitzen meiner zusammengekniffenen Lider kann ich kaum etwas sehen. Meine komplette Konzentration richtet sich auf den Balken über mir und dem Fenstersims unter meinen Füßen, dessen Holz zehn Meter über nassem Rasen erschreckend knarrt. Diesmal ist es nicht nur ein Drahtseilakt des Versteckens.
Irgendwo poltert es, aber ich weiß nicht wo. »Hast du das gehört?«
»Nein.«
»Ist jemand im Haus?«
»Nein.«
»Aber ...«
»Mach einfach weiter.«
Wenn ich eins in all den Monaten gelernt habe, dann ist es, sich bei dem Job nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Ein offenes Fenster und zehn Meter Abstand zum Boden mache einem das nur wahnsinnig schwer.
Nach dem fünften Versuch, schaffe ich es endlich, das Seil über den Balken zu werfen.

Die zukünftige Leiche schwebt ungefähr auf der Hälfte zwischen Dachboden und Garten, als Einer durch die Tür zum Wohnraum geht. Ich hoffe zumindest, dass ich sie bereits soweit habe.
»Du solltest mir lieber helfen, anstatt zu schnüffeln«, sage ich und unterbreche mich zugunsten eines Ächzen, »das geht dich nichts an.« Ich bin dafür, beim nächsten Mal wieder ein Mädchen zu nehmen. Meine Hände sind so gefühllos wie Topflappen.
Ich höre Einer seufzen und ziehe weiter. Wenn es nicht unmöglich wäre, würde ich meinen, der Kerl hätte auf halbem Weg zugenommen.
»Scheiße, Mann«, sage ich, als Einer seinen Geräuschpegel weiter aufdreht. »Hilf mir mal.«

»Da bist du ja«, höre ich Einer.
»Jetzt mach schon.« Das Seil schneidet tief in meine Hände und jedes Mal, wenn ich ein weiteres Stück daran ziehe, höre ich ein saftiges Schmatzen und schiebe alle dadurch erzeugten Gedanken beiseite.
»Du siehst beschissen aus.« Ich ignoriere Einers Beleidigung, es gibt wichtigeres: Der Junge verkeilt sich gerade im Fenstersims.
Eine Wolke schiebt sich vor den ohnehin bereits kleinen Mond; in der Dunkelheit wird es schwer, überhaupt noch etwas zu erkennen. Und plötzlich ist es vollkommen still.
»Einer?« Ich lehne mich weit zurück, um den Jungen nicht fallen zu lassen. »Hey, Ma ...«
Das Seil rutscht mehrere Meter durch meine Hände, brennt sich tief in das Fleisch und lässt mich aufschreien.
Ich höre ein Geräusch, das erinnert mich an Schwarzweißwestern; daran, wie ein grauer Mehlsack geworfen wird. Ich höre ein Stöhnen, das zu entfernt klingt, um von mir stammen zu können. Ich sehe eine Schwärze, die man künstlich nie erzeugen könnte. Aber das ist nichts gegen das, was ich fühle. Ich sollte froh sein, nicht wie er zehn Meter tief gefallen zu sein. Ich sollte froh sein, mir nur die Kniescheiben geprellt, die Hände verletzt zu haben. Aber ich bin es nicht. Für mehr als einen Augenblick wünsche ich mir, auf dem Boden zu liegen, mit dem Jungen zu tauschen und dafür selig dem Tod entgegenzuschlummern. Aber das kann ich nicht.
Ich lasse mich umfallen und laut schlägt mein Kopf auf dem Boden auf.
Als dann irgendetwas auf meinen Kopf schlägt, merke ich gar nichts mehr.

Mir leuchtet jemand in die Augen und ich möchte sofort schreien: Aus! Weg damit! Sie werden uns noch sehen, du verdammter Vollidiot!
Dass ich es nicht tue, liegt vor allem daran, dass meine linke Gesichtshälfte eiskalt ist, fast taub, und mein Mund sich anfühlt, als würde er von Angelhaken in verschiedene Richtungen gezogen werden. Meine Lippen lassen sich nur schwer voneinander lösen und zwischen meinen Zähnen klebt Blut wie Brokkolireste. Ich schmecke und spüre es mit einer geschwollenen Zunge, die wie ein geschossenes Tier in meinem Mund liegt.
»Du bist ja noch immer nicht tot«, sagt jemand, mit einer Stimme, die mir entfernt bekannt vorkommt. Ich liege auf dem Rücken. Mein rechter Arm lässt sich nicht bewegen und nachdem ich mir sicher bin, dass er von einem Stiefel und nicht von Lähmung am Boden gehalten wird, schlägt mein Herz weiter.
»Ich hab ihn fallen lassen«, flüstere ich dem Licht zu. »Oh Gott, hoffentlich ist er nicht tot.« Wenn er tot ist, haben wir niemanden. Wenn er tot ist, wird dieses Haus weiter aktiv bleiben. Wenn er tot ist, hat es noch immer die Chance zu morden.
»Keine Sorge«, wird mir zugeflüstert, »es bleibt deaktiviert.«
Ich atme schwer; die Luft um mich herum ist voll vom Alter und drückt gegen meine Lungen und der Gestank gammeligen Gemüses kitzelt in meinem Hals.
Als das Licht plötzlich vollkommener Dunkelheit weicht und mein rechter Arm losgelassen wird, fange ich an, mich tatsächlich richtig unwohl zu fühlen. »Einer?«, rufe ich. »Was ist eigentlich los hier?«
Als Antwort bekomme ich ein Schleifen und ein Zischen. Als etwas auf dem Holzboden über meinem Kopf aufschlägt und ein Windhauch mein Haar aufbläst, lässt die Lähmung von mir ab und ich springe auf. Der Dachboden ist an diesem Ende zu niedrig und ich stoße mir den Kopf an einem Balken.

*

Ich saß auf der Parkbank gegenüber dem Wohnkomplex und blickte auf das Fenster, das ich für das meiner Wohnung hielt. Genau wusste ich es nicht. Das dritte oder vierte sollte es sein.
Heute musste ich raus. Musste mein ganzes Zeug packen und irgendwo einziehen, wo ich mir das Wohnen leisten konnte. Bei meinem Budget wäre das wohl eine Unterführung. Doch statt zu packen saß ich auf einer klebrigen Parkbank, deren Farbe unter einem Dutzend Kritzeleien nicht mehr zu erkennen war und las in Mikes Tagebuch. Nicht einmal einem Toten ließ ich seine Privatsphäre.
Ich konnte es kaum glauben: Einunddreißig Morde hatte Mike seinem Tagebuch gestanden. Zehn weitere Menschen waren im Kino umgekommen.
»Dein Bruder war ein großer Mann.« Ich hatte nicht gemerkt, dass sich jemand neben mich gesetzt hatte. »Ich denke oft an ihn.«
Der Mann neben mir war höchstens fünfundzwanzig. Über seine Oberlippe trug er einen raupenähnlichen Schnurrbart, dafür waren seine Augenbrauen zu umso winzigeren Strichen gezupft. Das Haar trug er streng zurückgekämmt. Auf seiner Nase hatte er Brillenabdrücke. Zum ersten Mal stellte ich mir die Frage, ob Mike vielleicht tatsächlich schwul gewesen war.
»Kannten Sie meinen Bruder?«
»Ja. Sehr gut sogar.« Er blickte auf das Wohnhaus vor uns und seufzte theatralisch. »Und unser nächstes Projekt wäre euer Haus gewesen.«
Zu der Zeit dachte ich noch, alles für Mike zu tun. So gut es ging seinen Platz einzunehmen.

*

Es ist schwer, Schlägen im Dunkeln auszuweichen. Auch wenn sich meine Pupillen bereits geweitet haben, sehe ich nur den Schemen meines Angreifers.
»Komm schon her«, glaube ich zu verstehen, kurz bevor wieder etwas auf den Boden kracht. »Mistkerl.«
Als ich mit dem Rücken gegen die Wand stoße, weiß ich, dass ich in der Falle sitze. »Scheiße, Mann, was ist los? Bist du vollkommen durchgeknallt?« Als Antwort bekomme ich ein Zischen, ein Krachen.
Endlich verschwindet die Wolke vor dem Mond und etwas Licht erhellt den Dachboden. Licht, auf das ich im Nachhinein hätte verzichten können.
»Einer?« Ich stelle die Frage nur, um sicher zu gehen: »Bist du das?«
»Wer sonst?«, sagt diese Stimme, die mehr einem Abflussgurgeln denn menschlichen Lauten gleicht und im leeren Dachgewölbe gottesähnlich hallt. Sie kommt aus einem Loch, eingerahmt von einem zahnfleischlosen Kieferknochen, der bei jedem Atemzug wie ein Pendel hin und her schwingt.
»Mein Gott.« Jedes einzelne Haar ist ihm ausgefallen, nur noch eine pergamentähnliche Hautschicht schützt den Schädel vor Staub und Luft. Auf seiner Nase hängt eine Brille; beide Gläser sind zerbrochen und in ihnen spiegeln sich seine Augen zu je einem Dutzend.
»Das war dein verdammter Bruder!« Ich weiß nicht, ob das Mondlicht ihn jetzt in seiner wahren Gestalt zeigt oder ob es ihm dieses Kostüm überhaupt anlegt.
»Was war mein Bruder?« Ich weiche einem weiteren Schlag aus, stolpere dabei über meine eigenen Füße und knalle auf den Boden.
»Hör auf zu kriechen! Bleib stehen!« Jedes Mal lässt er den Schläger auf den Boden knallen, inzwischen müsste er einer Gewächsstange gleichen.
»Moment«, sage ich, keuche fast, und halte Einer meine Hand entgegen. Er steht mit dem Schläger über seinem zerfallenen Kopf vor mir und starrt mich an. »Was ist los?«
Wieder lässt er den Golfschläger nieder krachen. Diesmal verfehlt er mich absichtlich.
»Mike hat mich verrecken lassen«, sagt dieses Ding, das einmal Einer war.
»Ich verstehe nicht ...«
»Er hat mich umgebracht. Vollkommen grundlos.«
Ich erinnere mich an Mikes Brief. Nicht direkt ein Abschiedsbrief, eher eine Vorwarnung. »Grundlos?« Meine Stimme klingt weniger aggressiv, als ich mir wünsche. »Vollkommen grundlos?«
Einer steht weiterhin bloß vor mir; der Mond erzeugt hinter seinem Kopf die Illusion eines Heiligenscheins.
»Es war sein Haus, nicht meins.«
»Weshalb?«, frage ich, während Einer sich mit dem Unterarm einen Hautlappen so einfach wie Schweiß von der Stirn wischt. Die Situation erfordert es, von mir ignoriert zu werden.
»Sieh es dir an!« Er macht eine weite Handbewegung. »Es ist er. Alles erinnert an Mike, nichts an mich. Es wäre das perfekte Grab für ihn geworden. Nicht das Cinematik.«
Er flüstert: »Das Cinematik hätte mir gehören sollen.«
Ist es Eifersucht, die Einer zu dem macht, was er ist?
»Gräber?«, frage ich ihn. Seine jetzigen Worte widersprechen sich mit seiner vorherigen Konfession. »Sind es für dich nichts als Gräber?« Das schwammige Fleisch seiner Stirn bewegt sich; längst geronnenes Blut staubt wie alter Putz von einer Fassade. Sein geplantes Stirnrunzeln ist keine Mimik, nur der Versuch von etwas nicht menschlichem, menschlich zu wirken.
»Im Grunde«, beginnt Einer, »sind die Häuser nichts anderes.«
Während ich aufstehe beobachtet er mich weiter mit seinen Facettenaugen. »Anhand welcher Kriterien wählst du die Opfer aus, Einer?«
»Was meinst du?«
»Hast du sie alle gekannt?« Ich spucke einmal demonstrativ aus; einen Klumpen aus Rotz und Blut. »Wenn es Gräber sind, musst du auch die Menschen ausgewählt haben.«
»Glaub mir, ich habe immer die richtige Wahl getroffen.« Er atmet schwer.
»Was ist mit ihm? Dem Kerl draußen? Warum wolltest du ihn für dieses Haus?« Ich denke an den armen Jungen, dem nur ein falscher Blick genügt hatte ihm alle Knochen zu brechen.
»Ich wollte ihn gar nicht für dieses Haus. Er war nur so etwas wie das Gift in einer Rattenfalle.«
Ich wusste es.
»Zuerst wollte ich Mike, jetzt will ich dich.«
»Wieso erst jetzt? Warum habe ich so viele Menschen töten müssen?«
»Du musstest dich erst als würdig erweisen.«
»Was?«
»Was glaubst du denn?«, und er kommt mir mit jedem Wort etwas näher, »Denkst du, ich würde mich durch irgendeinen dahergelaufenen Spinner ersetzen lassen?«
Erneut holt er mit dem Schlageisen aus, doch statt mich zu ducken, wehre ich ihn mit meinem linken Unterarm ab. Es fühlt sich an, als wolle ich einen Güterzug mit einem Gartenzaun stoppen. Ich weiß nicht, ob ich erst schreie und dann falle, oder umgekehrt.
»Du bleibst hier, am Arsch der Welt, Henry. Und ich verschwinde.«
Bevor er den vermutlich letzten Schlag auf meinen Schädel nieder krachen lassen kann, trete ich ihm zwischen die Beine. Der verzweifelte Gedanke, dass alles, was sich dort befindet, geleeartiges taubes Gewebe ist, nistet in meinem Hinterkopf solange, bis ich den gutturalen Schrei Einers höre, der klingt, als würde man einem Storch den Hals umdrehen. Ob die Effizienz meines Schlages in meiner Kraft oder der Tatsache liegt, dass Einers Fleisch sich so leicht wie das eines gebratenen Hünchens von den Knochen schälen lässt, weiß ich nicht und ist mir ebenso egal.
Mit zermatschtem Unterarm, Bleigeschmack im Mund und der Freiheit in den Augen, laufe ich auf das Fenster zu. Mit einer Hand hangele ich mich halb hinunter, halb lasse ich mich fallen. Mein Blick ist auf das Gewächs vor mir gerichtet, das die braune, verdreckte Fassade vor dem bloßen Auge schützen soll. Aus der Nähe sieht es aus, als wäre das Haus mit Dreck überzogen: Eine Mischung aus getrocknetem Blut und Morast, der aus den Ecken dutzender Tierkäfige gekratzt wurde.
Wie lange es dauert, bis meine Beine festen Boden berühren, kann ich nicht sagen. Nur eines weiß ich: Dass ich noch nie so froh gewesen bin, meine Füße vom Tau des Grases durchweichen zu lassen.

*

Vor kurzem las ich Zeitung. Mal wieder. Ein Mann mit dreiundfünfzig Jahren tötete seine Frau und seine beiden Kindern, die die Jahreszeit zu einer vorweihnachtlichen Feier zusammen gebracht hatte.
Sie wurden am Esstisch umgebracht, ihre Teller halb mit Suppe, halb mit Blut gefüllt. Der Mann verwendete ein Jagdgewehr, mit dem das letzte Mal vor fünf Jahren Wild geschossen worden war. Aber ob diese Beute auch als Jagdtrophäe gedacht war, weiß keiner.
Auch wenn die Presse den Fund verschwieg: Es war Einers Haus. Er war mir gefolgt, hatte sich aus dem Fenster gestürzt, war mir wenige Meter als ein Haufen verwesten menschlichen Fleisches nachgerobbt.

Sie konnten mir nur zwölf Morde anhängen. Bei den anderen neunundzwanzig genügten die Beweise nicht. Aber ein Dutzend ist ja eigentlich auch genug.
Der Typ unter mir wichst. Dass er unter mir ist, ist ein Segen. Andernfalls würde ich nur die sich in Ekstase biegenden Federn in meinem Blickfeld haben; würde ungewollt in seinen Liebesakt miteinbezogen werden.
Ich kann kaum schlafen, schon seit einer Weile nicht. Der Mond ist von einem Gefängnis aus enorm groß, gibt der Nacht wenn man eingesperrt ist das Licht, das man sich ansonsten in mondloser Dunkelheit wünscht. Der Mond hat schließlich seine Freiheit, ich habe sie nicht.
Während dieser Stunden, zwischen dem Wichsen und der Morgendämmerung, denke ich oft an Mike. An seine Worte: Du wirst als normaler Mensch sterben.
Sei dir da mal nicht so sicher. Ich glaube, mein Bruder, Samuel steht auf meinem Konto. Ich habe dich um einen geschlagen.
Und, wie du schon als Kind zu mir sagtest: Sich selbst darf man nicht mitzählen.

© Tamira Samir

 

FEUERWERK!!!
Endlich ist sie da, lang ersehnt und schon nicht mehr dran geglaubt. Tama hat ihre Schreibblockarde überwunden!!! :bounce:

Sei gegrüßt, liebe Tamira!!!!!!!!!!!

Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Eigentlich wollte ich deine Geschichte nur kurz anlesen (ist ja arg lang), und verdammt, ich konnte nicht aufhören.
War das spannend? Ja, und wie!

Was mir am Besten gefallen hat, kann ich noch nicht einmal sagen. War es die, wieder für dich typisch kranke, Idee?
War es die dichte Atmosphäre, die du in den Häusern erzeugst?
War es spannungsgeladene Aufbau, die gekonnt eingesetzten Cliffhanger?
Egal, auf jeden Fall war es erfrischend, kurzweilig und ... einfach alles!

Winziges Manko: Die Beschreibung im Haus mit dem Balken und dem Fenstersims habe ich nicht verstanden. Da konntest du bei mir kein Bild erzeugen; werde es später aber noch mal lesen, vielleicht war ich einfach nur zu schnell, von wegen Spannung und so ... :D

Fazit: absolut lesenswert. Genialer Plot, der mich persönlich sehr überrascht hat. Ich werde mir einen Text für eine Empfehlung ausdenken.

Super! Super! Super!
Ein paar Rechtschreibfehlerchen sind drin, hab aber keine Lust, sie nochmal zu suchen.

Gruß! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Salem!!!!!!!

Ich kann dir gar nicht sagen, welche Größe der Stein hatte, der gerade von meinem Herzen gefallen ist! Ich glaube, seit ... ach, was red ich, überhaupt noch nie war ich bei einer Geschichte so unsicher, wie bei dieser.
Ich brauchte Wochen, sie reinzustellen (Ja, ein paar Leute könnten dir dies sogar bezeugen ;) )
Deshalb möchte ich gleich mal noch ein großes Dankeschön an: Ike, One und Don richten! Habt mir riesig geholfen, Jungs, obwohl ich euch wahrscheinlich gewaltig auf den Keks gegangen bin. ;)

Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Eigentlich wollte ich deine Geschichte nur kurz anlesen (ist ja arg lang), und verdammt, ich konnte nicht aufhören.
War das spannend? Ja, und wie!
Das freut mich riesig, ganz ehrlich. Vor allem, weil ich fast davon überzeugt war, keine Spannung zu erzeugen, nur dahin zu dümpeln. Schließlich spritzt nicht viel Blut, ist ja nicht unbedingt Bestandteil meines Stils.

Winziges Manko: Die Beschreibung im Haus mit dem Balken und dem Fenstersims habe ich nicht verstanden. Da konntest du bei mir kein Bild erzeugen;
Da werde ich auf alle Fälle nochmal drüber sehen, allerdings sicherlich nicht gleich (kannst du dir vorstellen, wie sehr mich diese Story bereits nervt? ;) )

Auf jeden Fall: Danke Salem, für deinen netten und aufbauenden Kommentar! Ich freu mich echt wahnsinnig.


Fazit: absolut lesenswert. Genialer Plot, der mich persönlich sehr überrascht hat. Ich werde mir einen Text für eine Empfehlung ausdenken.
*räusper, hüstel* was bleibt, außer: Danke!


Liebe Grüße
Tama

 

hi lukas!

gleich mal danke, dass du meine Story gelesen hast. Die Kritik ist sehr hilfreich, vor allem deshalb, da mir schon des öfteren "falsche Metapher vorgeworfen" wurden und ich mir nicht sicher war, dieses Problem beseitigt oder wenigstens verbessert zu haben... ;)

sondern wie Fremdkörper wirken und die Stimmung, die sie erzeugen sollen
du bist nicht der erste, der das bei diesem Text so beurteilt.

Ich habe schon immer das Problem, nicht zu wissen, wann es zuviel wird. Ja, manchmal merk ich es sogar selbst, nur ist es dann so verdammt schwer, wieder etwas zu streichen. ;)

Ich werde auf alle Fälle in ein paar Tagen noch einmal darüber gehen und sofern dir schon mal Teile der Geschichte gefallen haben, freu ich mich. Vor allem, da die Kinoszene zu meinen Liebsten gehört. :)

Danke und liebe Grüße
Tama

 
Zuletzt bearbeitet:

Guck an, die Kleene! :D
Ich kannte dich, da warst du noch so lütt! Damals habe ich versucht, dir Ratschläge zu geben und heute - Scheiße nochmal - heute muss ich nach oben gucken, wenn ich mit dir rede!

Hi Tamira!

Im Grunde ist der Text eine konsequente Weiterentwicklung deiner Fähigkeiten und Vorlieben. Das was du früher schon gut konntest - einen dünnen Plot geschmackvoll und intelligent rüberbringen - hast du hier ausgebaut (auch mir hat der Aufbau sehr gut gefallen, gut durchdacht und so, obwohl ich die Überschriften der einzelnen Abschnitte (damals, jetzt usw.) für überflüssig und auch störend halte), und du hast deine Beschreibungen intensiviert und hast dich konzentriert. Auch wenn ich Kollege Lukas Recht geben muss, dass du vielleicht hie und da aus der gewählten Form ausbrichst (Beispiele später), so haben diese Fehler doch eher etwas mit der fast krankhaften Suche des Kritikers nach Unstimmigkeiten zu tun.

Hat mir gut gefallen, ehrlich. Obwohl ich noch nicht ganz durchgestiegen bin. Aber das ging mir ja fast immer so bei den Stücken von dir.

Es ist so heiß, dass die Schmetterlinge zu schwach sind, ihr eigenes Gewicht zu tragen.

Dass Hunde unter der Last der Fliegen zusammenbrechen, zu je einem Häufchen Elend im Schatten durstender Bäume.


Zwei Beispiel von einigen, die m.M. nach den Text noch besser machen würden. Du kannst die leidigen Nachsätze weglassen, das Bild wirkt viel stärker ohne.

ebenso

Alles, was ich sehe, sind Silhouetten, die es mit den Schatten treiben, um zu riesigen Monstern zu verschmelzen.

Kill your darlings, darling!
Es macht manchmal den Eindruck, als speizest du den kleinen Finger ab beim Schreiben. Nicht zu maniriert bitte!

Einige Stellen gekürzt würden dem Text wahrscheinlich auch guttun, wobei ich hier nochmal anmerken möchte, dass das Stück einen soliden und ordentlichen, fast fehlerfreien Eindruck auf mich macht!

in meinem Mund den Geschmack von geschlucktem Teichwasser

Eine Flut von Blut hat seinen Mund in einen faustgroßen Schrei verwandelt

Das würde ich rausnehmen!

und alles, was ein Lebenszeichen sein könnte, sind die platzenden Luftblasen auf seinen Lippen.

Blutblasen?

Cinematik kenne ich nicht, vielleicht Cinemathek?

Mehr habe ich mir nicht angestrichen, was nicht heißt, dass es nicht mehr gab, aber es wurde einfach zu spannend. :cool:
Einzig die Szene im Kino habe ich mir notiert, tatsächlich. Die hat mir nämlich auch gut gefallen - eine Reminiszenz an Amarican Werewolf?

Ansonsten: dolle, dolle, dolle. Mach man weiter so!

Grüße von dem Ufer!

 

Moin Tam!

Endlich hast Du Dich dazu durchgerungen, die Geschichte zu posten. War ja wirklich eine schwere Geburt. :D

So, Schluss mit lustig:

Ich arbeite mich einfach mal von vorne bis hinten durch, ok?

Am Anfang hat mich Einer ziemlich aus dem Konzept gebracht. Die Aufklärung folgt zwar relativ schnell, doch trotzdem musste ich manche Dialoge doppelt lesen, um mich zu vergewissern, wer gerade spricht. Liegt vielleicht auch an mir.
Nach der ersten Szene hat man sich jedoch daran gewöhnt.

Dass Hunde unter der Last der Fliegen zusammenbrechen, zu je einem Häufchen Elend im Schatten durstender Bäume.
Dieses zu je stört mich irgendwie.
Ich muss fast zu ihm gehen.
Meinst Du damit, dass der Drang bzw. die Verpflichtung, zu ihm zu gehen so stark ist, dass man fast von müssen sprechen kann? Liest sich etwas ungelenk.
Ein bisschen schuldbewusst bin ich schon, als ich meine Hände von dem Mädchen nehme.
Zu lapidar, meiner Meinung nach.
Einen Finger ohne zu zögern als Pfand für ein paar Ohrstöpsel geben.
Gefällt mir sehr gut.
»Stell dir einfach vor, dass er einen Golfball auf der Nase hat.«
»Ich kann aber nicht gut zielen.«
»Deshalb sollst du dir das ja vorstellen.«
Der auch...

Die Discoszene gefällt mir ebenfalls, vor allem aufgrund der Einleitung.

»Ganz schön voll hier«, nuschelt man zusammen mit einem »Rigo«.
»Scheiß Kinder«, kriegt man als Antwort, gemeinsam mit dem süßlichen Gebräu, das nur der Quantität halber angeboten wird.
Ich hoffe nur, dass er sich nicht wirklich daran aufgeilt.
Nur würde ich streichen.
Solche Antworten brachten mich eigentlich immer aus dem Konzept.
Auch streichen, Weichmacher raus!
Er schob sie so zärtlich wie bei einer Entjungferung in die Ohren..
Ein Punkt zu viel oder zu wenig.
Die vier Jungs hatten das heutige Opfer härter geschlagen, als es in jedem 18er-Film der Fall gewesen wäre.
Nee, also das Bild sitzt nicht.
Seine Kieferknochen scheinen sich der Form von Fäusten angepasst zu haben.
Und gleich darauf folgt so ein Juwel. :thumbsup:
Seine Haut reibt an dem mit Frischhaltefolie überzogenen Rücksitz.
Also, ich habe auch noch nicht so viele Schwerverletzte entführt, aber ich würde ihn in den Kofferraum packen. Ersticken kann er da kaum während der kurzen Fahrt und es ist einfach praktischer, wenn man doch mal angehalten wird. Die Rücksitzvariante könnte auch an Ampeln problematisch werden.
Mike von dem für unsere Stadt majestätischen Gebäude, dessen braunrote Oxidfarbe den rosa Ton ausgewaschener T-Shirts im Sonnenuntergang angenommen hatte, ich von Mike.
Entschuldige bitte, aber welche Farbe hat das Kino?
Die Frau schien genau für dieses Gebäude ausgewählt worden zu sein: Ihre beste Zeit war vorüber.
Wow, richtig gut. Ein Satz zum neidisch werden.
»Die Farbe blättert überall ab.« Selbst im Innern löste sie sich wie abgestorbene Haut.
Auch ein tolles Bild!
Als ich nach oben sehe, ist da nichts Besonderes.
Unschön, vielleicht einfach: Ich kann nichts Besonderes entdecken oder so?
Ich verknote das Seil erst um die Brust des Jungen, verweile dann kurz bei seinen Beinen, bis mir klar wird, dass es wohl egal ist, ob ich seine Eier quetsche.
Auch beim zweiten Mal lesen, kann ich mir ein Lachen nicht verkneifen. :D
Zwischen den Schlitzen meiner zur Hilfe der Treffgenauigkeit zusammengekniffenen Lider sehe ich kaum etwas.
Brrrr, was ist das denn für eine Konstruktion? Da rollen sich ja einem die Zehennägel auf!
Die folgende Szene auf dem Fenstersims ist etwas verwirrend. Wenn ich es richtig verstanden habe, steht Henry auf dem Sims und zieht die Baldleiche mit einem Seil nach oben, welches wiederum über einen Balken im Dachboden führt, oder? Ich verstehe das irgendwie nicht, warum steht er denn immer noch auf dem Fensterrahmen, während er die Leiche hochzieht? :confused:
Warum ist keine Kamera da, wenn so etwas passiert? Ich könnte mir einen goldenen Schwanz daran verdienen.
Diese "humoristische Einlage" wirkt auf mich wie ein Stimmungskiller. Würde ich streichen.
Ich weiß nicht, ob das Mondlicht ihn jetzt in seiner wahren Gestalt zeigt oder ob es es ist, das ihm dieses Kostüm anlegt.
Ich weiß nicht, ob das Mondlicht ihn jetzt in seiner wahren Gestalt zeigt oder ob es ihm dieses Kostüm erst anlegt. Alternative ohne "es es"?
»Hör auf zu kriechen!« Peng! »Bleib stehen!« Plang!
Sorry, aber solche Geräusche sollten, meiner Meinung nach, nur in Comics verwendet werden.
Zwischen den Wörtern saugt er rasselnd Atem in seine zersetzten Lungen.
Vorher hat Einer doch relativ normal gesprochen oder komme ich da jetzt total durcheinander?
»Wieso erst jetzt? Warum habe ich so viele Menschen töten müssen?«
»Ich habe mich erst gestern wieder gefunden.«
Tut mir Leid, aber diesen Dialog finde ich schrecklich. Ich würde Henry die Frage einfach nicht stellen lassen oder mir eine bessere Antwort überlegen. So wirkt es sehr platt. Ich denke auch, dass es sehr schwer ist "sich zu verlieren", zu vergessen, wenn man solche "bleibenden Erinnerungen" hat.
Es fühlt sich an, als wolle ich einen Güterzug mit einem Gartenzaun stoppen.
Und noch ein tolles Bild zum Abschluss.


So, meine Notizen sind abgearbeitet. War's schlimm?

Als Ganzes betrachtet, gefällt mir die Atmosphäre sehr gut, die Du auch über die ganze Länge der Geschichte hältst. Vor allem Deine Detailverliebtheit, die vielen tollen Bilder und die geschickt gesetzten Rückblicke (übrigens eine gute Idee mit den Überschriften "Damals", "Jetzt" und "Für immer" :thumbsup: ), tragen die Geschichte. Allerdings kannst Du, meiner Meinung nach, ein paar Bilder und Vergleiche rausstreichen. Manche sitzen einfach nicht, andere wirken zu engagiert, wie z.B. die 18-Filme und die Kamera und der goldene Schwanz.
Mit der "Rückkehr" Samuels kann ich mich nicht so wirklich anfreunden, es wirkt ein wenig vorhersehbar und konstruiert.
Die Rückblicke mit Henry und seinem Bruder gefallen mir hingegen sehr gut. Auch die zwei Erzählstränge fügen sich sehr schön zu einem homogenen Ganzen.

Was ich persönlich etwas Schade finde, ist dass die Hintergründe, die Motivation der Taten nicht so wirklich offen gelegt werden (vor allem, da ich Deine Grundidee sehr interessant finde). Alles bleibt ein wenig im Ungewissen. Der kurze Absatz mit dem Hausgeist bringt auch keine Klarheit und die eigentliche Idee bleibt, für mich zumindest, zu weit verborgen, als dass sie ihr Potential entfalten könnte.

Auch wenn ich villeicht mehr kritisiert als gelobt habe, gefällt mir Deine Geschichte doch sehr, Tama. Dein ganz eigener Stil, die Atmosphäre und vor allem Deine Art zu Erzählen tragen die Geschichte.

Ich hoffe, dass Dir meine Kritik weiterhilft und dass Du Dir angewöhnst, häufiger zu posten. Du brauchst Deine Sachen wirklich nicht in der Schublade vergammeln zu lassen, schau Dir mal an, was andere hier so reinstellen (wer sich jetzt angesprochen fühlt, ist selber Schuld :D ).

Jorgo

 

Grüße!

Diese Story habe ich verschlungen, nach der ersten Seite (wieviele waren das jetzt eigentlich?!) habe ich einfach nicht mehr aufhören können. Die Charaktere gefallen mir unglaublich gut, besonders der Psychobruder hat was echt faszinierendes an sich. Spannungsaufbau ist auch erstklassig. Toll! :thumbsup:

Ich muss allerdings zugeben, dass ich das mit dem Fenstersims (wo er 5 Meter runterfällt) auch nicht richtig verstanden habe, und inwiefern die Häuser jetzt was mit den Morden zu tun haben. Ich vermute, dass "Einer" genausoein "Psycho" ist wie der Bruder, und der Icherzähler sich ihm deshalb fügt, ihn quasi als "Bruderersatz" annimmt, richtig? In dem Zusammenhang fand ich die Kinoszene ebenfalls ganz toll!

Allerdings noch etwas Textkram:

Ich hole aus; der Schläger verweilt hinter meinem Rücken und wenn es etwas gibt, das unheilschwanger aussieht, dann ist es das.
Der "unheilsschwanger"-Nebensatz gefällt mir nicht, weil er eigentlich nichts neues enthält - man kann sich als Leser nix drunter vorstellen und neue Information kommt auch nicht vor.
»Noch nicht.« Einer leckt sich über seine Zähne. »Der schreit noch.«
Wie er das allerdings schafft, weiß ich nicht. Es müsste anatomisch unmöglich sein. Eine Flut von Blut hat seinen Mund in einen faustgroßen Schrei verwandelt; er ist kurz davor, sich selbst zu ertränken.
Hier hinkt die Metapher mit dem faustgroßen Schrei irgendwie, erst schreit er und dann ist es wieder unmöglich, weil der Mund in einen Schrei verwandelt wurde - ?.

So, mehr Kritisches hab ich nicht zu bieten, also fülle ich den teuren Platz noch mit einigen (bei weitem nicht allen) meinen Lieblingsstellen:

»Unsere Schlafmütze ist aufgewacht. Na, Prinzessin?«
Bööööse. :D
»Cool«, atme ich aus, als einer der Typen anfängt, einen anderen zu schubsen.
»Der hat ihn eine Schwuchtel genannt«, lacht Einer mir entgegen.
»Woher weißt?«
Schulterzucken. »Nur so ein Gefühl.«
Psycho! :thumbsup:
»Hör auf damit«, sage ich zu Einer, als er an der gebrochenen Nase des Jungen herumdrückt wie an einem Schiebpuzzle.
*schüttel*
Wenn wir um Kurven fahren, quietscht er hinten. Seine Haut reibt an dem mit Frischhaltefolie überzogenen Rücksitz.
Hohoho!
Eine Leiche ist ein Zeichen von Macht. Du hast den Tod im Haus, aber es selbst überlebt.
Japp! :thumbsup:
Und natürlich die Kinoszene(ALLES)! Und das Ende (bittere Nachgeschmack)!

Also, toll! Schade, dass Salem mir mit der Empfehlung (oder Ankündigung selbiger) zuvorgekommen ist. Danke für ein gutes Stück Freitag-Abend-Unterhaltung!
Bin schon gespannt auf deine nächste Story... :naughty:

Ciao
MrS

 

Hi Tami,

klasse, endlich !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Habe deine KG zwar noch nicht gelesen :D (ist mir jetzt zu spät), wollte dir aber schon mal sagen, dass ich mich sehr darauf freue.
Wirst am Wochenende von mir hören.

lieben Gruß, coleratio

 

Hallöchen alle!

Erstmal: Danke fürs lesen und kommentieren.


Hanniball:

Ich kannte dich, da warst du noch so lütt!
Na, welchen Ton schlagen wir denn an? Also, wirklich... (wenn ich jetzt noch wüsste, was »lütt« bedeutet ...) ;)

Hab ich schon mal erwähnt, dass ich mich immer sehr über deine Kommentare freue? Wenn nicht, hiermit hole ich es nach!

Im Grunde ist der Text eine konsequente Weiterentwicklung deiner Fähigkeiten und Vorlieben.
Das freut mich enorm, schließlich will ich nicht immer auf gleich (niedrigem) Niveau dahindümpeln.

Auch wenn ich Kollege Lukas Recht geben muss, dass du vielleicht hie und da aus der gewählten Form ausbrichst (Beispiele später)
Ja, ja, die leidigen Metapher, von denen ich mich immer nich trennen mag, die allerdings nur störend sind. Ich werde dran arbeiten, versprochen!

Es macht manchmal den Eindruck, als speizest du den kleinen Finger ab beim Schreiben. Nicht zu maniriert bitte!
Hehe, ich werde einen Versuch starten...

Cinematik kenne ich nicht, vielleicht Cinemathek?
Naja, das war eigentlich eher ein Eigenname. Unser "Stammkino" besitzt ebenfalls einen ähnlichen Eigennamen, ich fands irgendwie passend.

Mehr habe ich mir nicht angestrichen, was nicht heißt, dass es nicht mehr gab, aber es wurde einfach zu spannend.
Juhu!

Einzig die Szene im Kino habe ich mir notiert, tatsächlich. Die hat mir nämlich auch gut gefallen - eine Reminiszenz an Amarican Werewolf?
Wirklich toll, dass euch die Kinoszene so gut gefallen hat, wie gesagt, ist auch meine Lieblingsstelle.
Aber: Kommts jetzt blöd, wenn ich sage, American Werewolf nie gesehen zu haben? Doch, wahrscheinlich schon mal gesehen... allerdings vor Jahren.... mein Gedächtnis, verstehst du, ich werde halt auch schon alt... ;)


Nun, Donnie:

Mensch, welch eine Kritik. Ich sags dir, puh, da muss ich wohl nochmal richtig drübergehen, dankeschön (klingt jetzt sarkastisch, ist allerdings nicht so gemeint)

Am Anfang hat mich Einer ziemlich aus dem Konzept gebracht. Die Aufklärung folgt zwar relativ schnell, doch trotzdem musste ich manche Dialoge doppelt lesen, um mich zu vergewissern, wer gerade spricht.
Da warst du nicht der einzige, allerdings muss ich zugeben, dass ich anfangs überhaupt nicht wusste, weshalb er Einer hieß. Ganz ehrlich, ich hatte null Plan. Erst zum Schluss wurde es mir klar... deshalb, naja, bin ich ein bisschen »verliebt« in diesen Namen...


Zitat:
Mike von dem für unsere Stadt majestätischen Gebäude, dessen braunrote Oxidfarbe den rosa Ton ausgewaschener T-Shirts im Sonnenuntergang angenommen hatte, ich von Mike.

Entschuldige bitte, aber welche Farbe hat das Kino?
hehe, braunrot, und die Farbe ist Oxidfarbe. Ach, ich lösch das Oxid einfach, ok? ;)

Zitat:
Ich verknote das Seil erst um die Brust des Jungen, verweile dann kurz bei seinen Beinen, bis mir klar wird, dass es wohl egal ist, ob ich seine Eier quetsche.

Auch beim zweiten Mal lesen, kann ich mir ein Lachen nicht verkneifen.
hehe, ist einer meiner Lieblingssätze.
Mit der "Rückkehr" Samuels kann ich mich nicht so wirklich anfreunden, es wirkt ein wenig vorhersehbar und konstruiert.
Meinst du die komplette Dachbodenszene? Also Samuels Rückkehr in seinen Körper?

Was ich persönlich etwas Schade finde, ist dass die Hintergründe, die Motivation der Taten nicht so wirklich offen gelegt werden (vor allem, da ich Deine Grundidee sehr interessant finde). Alles bleibt ein wenig im Ungewissen. Der kurze Absatz mit dem Hausgeist bringt auch keine Klarheit und die eigentliche Idee bleibt, für mich zumindest, zu weit verborgen, als dass sie ihr Potential entfalten könnte.
Ich wollte wirklich mehr von der eigentlichen Idee, der Häuserbeseelung, wenn man es so nennen will, hineinquetschen. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie ich das ohne Tell mache, wenn du verstehst. Naja, werde in einiger Zeit die Story nochmal richtig überarbeiten, mal sehen, mit etwas Abstand... ;)

Auch wenn ich villeicht mehr kritisiert als gelobt habe, gefällt mir Deine Geschichte doch sehr, Tama. Dein ganz eigener Stil, die Atmosphäre und vor allem Deine Art zu Erzählen tragen die Geschichte.
Das freut mich riesig!

ch hoffe, dass Dir meine Kritik weiterhilft und dass Du Dir angewöhnst, häufiger zu posten. Du brauchst Deine Sachen wirklich nicht in der Schublade vergammeln zu lassen, schau Dir mal an, was andere hier so reinstellen (wer sich jetzt angesprochen fühlt, ist selber Schuld ).
Ja, genau, und wenn ich jetzt jeden Schund von mir reinstelle... wer wird wohl zuerst jammern? ;)


Seaman:

Diese Story habe ich verschlungen, nach der ersten Seite (wieviele waren das jetzt eigentlich?!) habe ich einfach nicht mehr aufhören können. Die Charaktere gefallen mir unglaublich gut, besonders der Psychobruder hat was echt faszinierendes an sich. Spannungsaufbau ist auch erstklassig. Toll!
Wow! Das ist mal ein Kompliment!

Ich muss allerdings zugeben, dass ich das mit dem Fenstersims (wo er 5 Meter runterfällt) auch nicht richtig verstanden habe, und inwiefern die Häuser jetzt was mit den Morden zu tun haben. Ich vermute, dass "Einer" genausoein "Psycho" ist wie der Bruder, und der Icherzähler sich ihm deshalb fügt, ihn quasi als "Bruderersatz" annimmt, richtig? In dem Zusammenhang fand ich die Kinoszene ebenfalls ganz toll!
Fenstersimsszene wird gestrichen, ersatzlos wahrscheinlich.
Naja, es ist ja immer in Geschichten von »Geisterhäusern« die Rede. Irgendwo hab ich außerdem mal gelesen, dass man früher Menschen, Katzen etc. in ein großes Haus, schlossähnlich oder so, einmauerte. Sozusagen als Tribut für den Tod, dass er sich nicht als erstes mal jemanden der Bewohner holt. Aber, wie bereits erwähnt, bau ich das noch aus... irgendwann... *hüstel*

Also, toll! Schade, dass Salem mir mit der Empfehlung (oder Ankündigung selbiger) zuvorgekommen ist. Danke für ein gutes Stück Freitag-Abend-Unterhaltung!
Also, ich hoffe, du kannst damit leben, dass ich heute wohl vollkommen bescheuert grinsen muss und so... *g*


coleratio:
schonmal bis später! Ich hoffe, die Freude ändert sich nicht in Ärger....

Lieben Dank an alle Kritisierenden, für die echt verdammt hilfreichen Kommentare etc. Werd die Story nochmal auf die Dinge hin überarbeiten, die ihr angemerkt habt.

Und, wenn ich wieder mal einen alten Spruch einbringen darf: Ich freu mich echt wie ein Schnitzel! ;)

Liebe Grüße
Tama

 

Hi Tami,

was für eine Geschichte!
Spannend, düster und sooo brutal.
Klasse geschrieben. Manchmal ein wenig zu lange Sätze, aber das weißt du ja schon. (Obwohl deine Metaphern schön ausgefallen sind :shy:)

Ob ich deinen Plot wirklich verstanden habe. :hmm:

Also, deine Prots bringen ihre Opfer in Häuser (immer nur alte?) und erschlagen sie dort. Warum? Was haben sie selber davon?
Sie wählen Gräber, okay, wenn sie es für sich selber tun, kann ich es nachvollziehen. Aber warum für Fremde? Nur aus Mordgier?

Warum geht Einer in das Haus, indem Samuel von Mike erschlagen wurde.
Wußte er von Samuel? Oder ist Samuel von Anfang an in seinem Körper?
Muß er ja, wenn er deinen Prot dort hingeführt hat, und der schon fast tote Junge nur ein Vorwand war.

Vor vier Wochen sagte er zu mir: Ich habe wieder eins gefunden. Es wartet seit achtundsechzig Jahren darauf, von uns deaktiviert zu werden.
Ich folgte ihm und das Gebäude ... es war wundervoll. Groß und mächtig, der Garten von Unkraut überwuchert, die Fenster beschlagen, rote Backsteine unter der Farbe zu sehen. Ein Prachtstück könnte man sagen. Ein Wunder, dass wir rechtzeitig kommen, dachte ich noch. Seit achtundsechzig Jahren aktiv, und noch immer keine Toten, keine Presse, keine mit Blut gestrichenen Wände.
Wie aktiv? Was oder wer ist in dem Haus aktiv? Geister?
Inwiefern wird durch ein Menschenopfer das Haus deaktiviert? Verlassen die Geister danach das Haus? ( dann wärs ja schon fast eine gute Tat :D )
Obwohl, es könnte auch sein, dass ein Geist den anderen ablöst. Doch dann würde es nicht deaktiviert. (schwierig, schwierig)

Und wieso sagt der verweesende Samuel später zu Henry, dass alles in dem Haus an Mike erinnert, wenn Mike nur kurz drin war?

Wie kommt es, dass Henry verhaftet wurde?

Warum hat der Mann in dem Haus, seine Familie getötet?
War es Samuels Geist, der in den Mann gegangen ist?
Wenn ja, so müsste der Familienvater, genau wie Einer, ziemlich schnell verweest sein. Davon war in dem Zeitungsbericht aber nicht die Rede.

Versteh mich bitte nicht falsch. Ich finde deine KG wirklich Klasse geschrieben.
Doch fehlt mir der Sinn deines Plots.
Oder hab ich ein Brett vorm Kopf :schiel: (ist eigentlich selten bei mir :D )

Würde mich freuen, wenn du mich aufklären würdest. :)

ganz lieben Gruß, coleratio

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo ihr beiden und gleich mal einen Riesendank für die ausführlichen Kritiken!

coleratio:

Spannend, düster und sooo brutal.
brutal? wirklich? Mir wurde ans Herz gelegt die 1. Golfschlägerszene auszubauen... also echt? brutal? :)

Also, deine Prots bringen ihre Opfer in Häuser (immer nur alte?) und erschlagen sie dort. Warum? Was haben sie selber davon?
Sie wählen Gräber, okay, wenn sie es für sich selber tun, kann ich es nachvollziehen. Aber warum für Fremde? Nur aus Mordgier?

Warum geht Einer in das Haus, indem Samuel von Mike erschlagen wurde.
Wußte er von Samuel? Oder ist Samuel von Anfang an in seinem Körper?
Muß er ja, wenn er deinen Prot dort hingeführt hat, und der schon fast tote Junge nur ein Vorwand war.

Okay, ich versuch mich an einer Selbstinterpretation:
Mike und Samuel (damals noch ein vollkommen intakter Mensch, zumindest körperlich) brachten Sterbende in Häuser, die alt waren. Alt deshalb, weil ein altes Haus, ein zerfallenes Haus, ein Haus mit Geschichte beginnt, seine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Geisterhäuser und -schlösser im Fernsehen sind ja auch immer besondere Häuser, mit Vorgeschichte etc.
Nicht die Menschen die morden sind böse, sondern das Gebäude, das die Menschen dazu bringt, zu morden. So stellte ich mir das vor.
Früher (Mittelalterzeit etc.) gab es den Brauch, dass man Geschöpfe, egal ob Mensch oder Tier (obwohl wahrscheinlich ein Mensch höher gewertet wurde) in Häuser einmauerte. Das leisteten sich natürlich nur Reiche. Man opferte einen Menschen, um die eigene Familie zu schützen. Der Tod kommt ins Haus und holt sich seine Opfergaben.
Mike und Samuel führten diesen Brauch fort, indem sie diese Menschen in Häuser verfrachteten, die ihrer Meinung nach bereits zu lange "aktiv" sind, die vermutlich bald "wüten" werden.
Deshalb:
Ein Wunder, dass wir rechtzeitig kommen, dachte ich noch. Seit achtundsechzig Jahren aktiv, und noch immer keine Toten, keine Presse, keine mit Blut gestrichenen Wände.

Inwiefern wird durch ein Menschenopfer das Haus deaktiviert? Verlassen die Geister danach das Haus? ( dann wärs ja schon fast eine gute Tat )
Naja, für Mike und Samuel (und später auch Henry) ist es tatsächlich eine gute Tat. Ein Haus erreicht ein gewisses Alter, ist verstaub und modrig, und durch eine Tragödie, einen echten "Knall" macht es wieder auf sich aufmerksam, etc. Naja, nicht ganz so ;), ich sah das eben mehr aus der Sicht des "Todes".

Und wieso sagt der verweesende Samuel später zu Henry, dass alles in dem Haus an Mike erinnert, wenn Mike nur kurz drin war?
Nunja, das Haus ist abgelegen, unbekannt. Samuel sagte das nur, weil er das Cinematik wollte, einen echt "filmtauglichen" Abgang. Samuel wollte Mike auf diesem Dachboden loswerden und sich selbst das Cinematik krallen. Damit er in die Geschichte eingeht, nicht Mike.
Wie kommt es, dass Henry verhaftet wurde?
Auf dem Golfschläger waren seine Fingerabdrücke genauso wie die (verrotteten) Samuels. Man fand die beiden Leichen im Garten, den Golfschläger auf dem Dachboden und da Henrys Bruder bei einem öffentlichen Attentat umgekommen ist, bzw. es selbst verursacht habt, dachte ich, die Polizei haben sicherlich auch seine Fingerabdrücke.
Naja, das wär zumindest meine Erklärung! :D

Warum hat der Mann in dem Haus, seine Familie getötet?
War es Samuels Geist, der in den Mann gegangen ist?
Wenn ja, so müsste der Familienvater, genau wie Einer, ziemlich schnell verweest sein. Davon war in dem Zeitungsbericht aber nicht die Rede.
Nein nein, Einer/Samuel ist weg. Der Familenvater ist einfach so durchgetickt. Schließlich wurde das Haus ja nicht deaktiviert, Einer sowie der Junge starben letztendlich außerhalb des Gebäudes.

Naja, wie Donnie schon erwähnte muss ich die Hintergrundgedanken noch ausbauen, was nur so verdammt schwierig mit "Show-Don't-Tell" ist. Aber ich werds noch machen!


Blackwood:

So liebe und nette Worte! Mensch, wie lieb das von dir ist!

Weiter mit einem dicken Lob: Du hast Deinen Stil, und das bleibt für Dein Alter bemerkenswert. Sicher muss und wird er noch reifen, aber die Basis hast Du, und darauf kannst Du vertrauen. Was macht den Reiz Deiner Geschichten aus? Die abgedrehten Inhalte, die unheimliche und abstruse Logik, nach denen Deine Prots agieren; letztlich immer wieder Dein Hang zu einer seltsamen Analyse von Gerechtigkeit. Und das in einer oft experimentellen Form und in zumeist flüssiger Erzählform präsentiert. Wo man in Deiner Erzählweise oft Kings überfrachtete Laberschnauze als Vorbild erkennt, sehe ich in dieser Geschichte nur noch Dich. Sehr schön.
Wow. Wo mir doch der Stil immer am meisten zu schaffen macht. Das streichen, hier mehr, da weniger, du verstehst? Freut mich, wenn ich es tatsächlich schaffen würde, meinen eigenen Stil zu finden.
und die seltsame Analyse von Gerechtigkeit: Du hast vollkommen Recht. Ich weiß auch nicht weshalb ich immer wieder darauf zurück komme, aber irgendwie kann ich es nicht vermeiden!

Er hat ja irgendwie die Möglichkeit gefunden, in anderer Form Kontakt zu Henry aufzunehmen.
Kennst du das, wenn man z.B. vorm Fernseher sitzt oder ein Buch liest, plötzlich fällt einem ein, dass man vor drei Stunden aus seinem Auto ausgestiegen ist und vergessen hat, abzusperren? Das hatte ich bei dieser Stelle.
Ich las und las, plötzlich! Fällt mir ein, dass ich überhaupt nicht erklärt habe (und noch immer nicht, das gebe ich zu ;) ), weshalb Einer Henry überhaupt soviele Menschen töten lässt.
Ich werd da noch ausbauen, mit Sicherheit.

Formal hat mir nur eines nicht so ganz gefallen, und das ist Mikes Brief. Du könntest ihn authentischer machen, wenn es z.B. mehrere unentzifferbare Passagen gäbe und wenn der Grundton etwas alltäglicher, vor allem aber weniger effektreißerisch wäre.
Mir kam es genauso vor, er ist eckig. Einfach kein richtiger Brief. So würde niemand schreiben und das war und ist mir auch klar, nur wusste ich nicht, wie ihn hätte besser machen können. Vielleicht fehlte mir allerdings nur der Abstand zur Story.

Die Stärken sind Deine Erzählweise, die immer neuen inhaltlichen Überraschungen und ganz besonders die glaubwürdigen Charaktere, bis hin zu Mike, der ja nicht mal direkt auftritt. Sehr schön, da will ich von Dir lernen.
Das freut mich ganz besonders, da ich (seit meiner früheren King-Fanatik) Fan glaubhafter und irgendwie liebenswerter Charaktere bin (Henry z.B. mag ich selbst wahnsinnig gern :shy: )
Versuche nie, perfekte Geschichten zu präsentieren. Präsentiere, um an perfekten Geschichten zu arbeiten!
Ich nehm mir deinen Rat zu Herzen! :)


Nochmal an alle:

Vielen Dank fürs Lesen und für die wahnsinnig ausführlichen und hilfreichen Kritiken, die ich erst im Laufe nächster Woche bzw. Wochenende auszuführen komme.

Wahnsinn, echt.


Liebe Grüße
Tama

 

Ja, alles klar.
Wenn es das Haus ist, das Menschen zum morden bringt, dann verstehe ich auch die Zusammenhänge.
habe es halt nur nicht so verstanden, weil in meinem Kopf gleich Geister in den Häusern gefangen waren. :shy:

Wann kommt deine Nächste? :)

 

Hi Tama!

*hektisch auf das Datum guck* *räusper*
Da bin ich also! :D

Textzeuchs:

Es ist so heiß, dass die Schmetterlinge zu schwach sind, ihr eigenes Gewicht zu tragen. Dass Hunde unter der Last der Fliegen zusammenbrechen, zu je einem Häufchen Elend im Schatten durstender Bäume.
Den Einsteiger finde ich schon etwas , mhm, verrenkt.
Wäre es nicht einfacher und schöner einfach nur zu schreiben:
Es ist so heiß, dass die Schmetterlinge zu schwach sind, ihr eigenes Gewicht zu tragen.
Ich finde schon, was aber nichts heißen muss.

damit sich die Nässe von meinen Nieren aus verbreiten kann
Da bin ich wieder gestockt. Ist die Hauswand nun nass oder nur kalt??

dass der Schimmel bereits wie Krebs wütet.
Fand ich sehr schön die Formulierung.

die nie Sammlerwert besessen und den sentimentalen längst verloren haben.
Nie Sammlerwert besessen? Und was ist mit dem sentimentalen Sammlerwert?

Die Ballerina einer Spieluhr trägt einen Bart aus Spinnweben. Von Schönheit zur Vettel.
Huch, unglaublich gut formuliert.

ich würde die Hitze jedem Mmmmhhh vorziehen
Schöner fände ich: ... jedem Laut vorziehen...

gemeinsam mit dem süßlichen Gebräu, das nur der Quantität halber angeboten wird.
Den Satz verstehe ich nicht richtig.

"Woher weißt?"
Woher weißt du das? - So viel Zeit muss sein.

Seine Lakaien würden auch von selbst handeln.
... von selbst darauf kommen.

Eine Leiche ist ein Zeichen von Macht. Du hast den Tod im Haus, aber es selbst überlebt.
Gefällt mir auch sehr gut.

Weil wenn, weiß ich nicht, ob ich ihn reinlassen darf.
Falls, weiß ich nicht... - aber ich denke, der Satz wird ohnehin nicht gebraucht.

"Hatte Michael einen aktiven Umgang mit anderen Männern?"
Wieso Männer? Nicht Menschen?

das eher dem Innern einer vertrockneten Wassermelone denn menschlichen Zügen gleicht.

Unter mir bricht der Fensterrahmen.
Vielleicht: Unter meinen Füßen??

oder ob es es ist, das ihm dieses Kostüm anlegt.
?

Das Meiste ist ja schon gesagt worden, da komme ich nun leider viel zu spät.
Gefallen hat es mir auch, wobei es schon stimmt, dass ich manche Metaphern und Vergleiche nicht so ganz passend fand - da dies aber eine hochsubjektive Sache ist, will ich da nicht unbedingt weiter drauf eingehen. Waren nämlich auch mindestens genauso viele sehr gelungene dabei.

Der Einstieg, also die ersten paar Sätze, fand ich etwas zäh, allzu bemüht um eine knackige neue Formulierung, die dann aber irgendwie nicht gepasst hat.
Dann ging es aber sehr schön weiter: spannend und fesselnd.
Mir ist dabei aufgefallen, dass du wirklich schon lange nix mehr gepostet hast. Lass uns nicht wieder so lange warten, ja?

Inhaltlich hatte ich anfangs meine Probleme, dann habe ich das Ganze aber irgendiwe geschnallt. Das ist nicht tragisch, man kann seinen Lesern schon ein bisschen Denkarbeit abverlangen.

Schöne Geschichte - sagte ich das schon? Nein. Gut, hiermit ist es nachgeholt.

In diesem Sinne
c

 

Hallo Tama

Tut mir leid, aber deine Story hat mir nicht so sehr gefallen. Ich meine, gerade die Spannung hat mir gefehlt. Mit keinen deiner Figuren konnte ich mich identifizieren oder mitfühlen. Es sind ja total kranke Psychopaten. Wenn denen was passiert. Wen juckts?

Es gibt Szenen, die sind dir einfach zu lang geraten. Etwa wie diese hier

»Weiß nicht«, sagt Einer und bleibt vor der Kellertür stehen. »Die ist abgeschlossen.«
»Wegen der Einbrecher.«
»Was?«
»Naja [Na ja]«, räuspere ich mich, der Geruch erzeugt in meinem Mund den Geschmack von geschlucktem Teichwasser, »meine Eltern sperren ihren Dachboden ab, damit jemand, der da einsteigen will, nicht weiter kommt.«
Er legt seine Stirn in Falten. »Wer sollte bei deinen Eltern schon einsteigen wollen?«
»Darum gehts [geht's] doch gar nicht.«
»Sondern?«
Ich antworte nicht.
Sie schließen die Türen wegen Einbrechern ab. Das reicht doch wohl. Wozu das noch weiter ausbreiten.

Das mit der Prinzessin ist ganz nett. Auch das mit der Ballerina ist sehr schön. Aber andererseits verlieren deine Prots in dieser Situation jegliche Sympathie des Lesers. und damit wird das Lesen zäh...

Du hattest ja noch die Idee mit den Häusern, die die Einwohner verschlingen. Eine gute Idee, aber hier so am Rande, dass man glauben muss, es ist nur irgendeine kranke Fantasie/Ausrede der Psychopaten.

Die Szene mit dem Kino war noch die beste, weil die Geschichte da an Fahrt aufgenommen hat, die sie dann aber auch wieder verliert.

Der Kampf am End ist deswegen bedeutungslos, weil sich 2 Psychopaten prügeln, denen der Leser eher mit Abscheu gegenübersteht und wo es eigentlich egal ist, wer gewinnt.

So wie die story jetzt ist, agieren die Prots ohne großartige Motivation. An diesem Punkt solltest du ansetzen und Häuser mehr in den Mittelpunkt setzen.

»Darum gehts doch gar nicht.«
geht's - sollte schon richtig geschrieben sein (gibt noch viel mehr davon)
»Dem«, fängt er an, »der diesen Keller entworfen hat, würd ich eine reinhauen.«
würd' - Hier hatte ich den Eindruck, der weiß was über Häuser und damit gäb es eine Verbindung zu den verschlingenden Häusern. Aber leider kam dann nichts mehr.
»Du sollst das nicht immer lesen«, sagt Einer während er sich im Spiegel wie ein Zauberkünstler beobachtet
Komma nach Einer
»Mann, aber dann wärs umsonst.«
weißt schon

»Ganz schön voll hier«, nuschelt man zusammen mit einem »Rigo«.
Komischer Satz. Wer ist 'man'? Punkt in die Unführungszeichen
»Scheiß Kinder«, kriegt man als Antwort, gemeinsam mit dem süßlichen Gebräu, das nur der Quantität halber angeboten wird.
Kapier ich nicht

»Sieh es dir an!« Er macht eine weite Handbewegegung.
Handbewegung

Mir sind noch so einige Sachen aufgefallen, aber das würde ewig dauern, die alle herauszusuchen. Alles in allem fand ich die Story leider zu durchwachsen um mir zu gefallen. Aber brauchst ja nicht traurig sein. den anderen hats ja gefallen.

Grüße
Texter

 

Hallöchen ihr beiden!

Gleichmal wieder zuerst: Danke fürs Lesen und ausführliche Kritisieren!

@ chazar:

jaja, der Einstieg. Ach, und dabei gefiel (gefällt) er mir so gut! Hach, aber ich werde mich Hanniball und dir beugen... :D

Nie Sammlerwert besessen? Und was ist mit dem sentimentalen Sammlerwert?
ähhh.. ein klassischer Fall von: Jetzt fällt mir auch auf, dass dieses Wort eigentlich falsch ist...


Zitat:
gemeinsam mit dem süßlichen Gebräu, das nur der Quantität halber angeboten wird.

Den Satz verstehe ich nicht richtig.
Nun ja, in Diskos gibt es dutzende verschiedener Getränke, die im Grunde genommen sowieso alle gleich schmecken. Es werden diese Getränke nur angeboten, damit VIEL angeboten wird. so dachte ich mir das.

Woher weißt du das? - So viel Zeit muss sein.
Hehe. Sorry, aber in der wörtlichen Rede find ich das okay. Dieses "Woher Weißt" gefällt mir einfach...

Zitat:
"Hatte Michael einen aktiven Umgang mit anderen Männern?"

Wieso Männer? Nicht Menschen?
Männer ist schon richtig. Die Polizisten umfragen somit, ob Michael schwul war. ;)

Jo, ich weiß, die Metapher. Mein leidigstes (?) Problem, das mich jetzt doch schon eine Ewigkeit zu verfolgen scheint. Glaubt eigentlich irgendjemand daran, dass ich diesen Fluch noch Mal los werde?! Ich nicht!

Freut mich, dass es dir gefallen hat. Ich muss sagen, ich saß hier mit zitternden Händen, Schweiß auf der Stirn, als ich die Story postete. Oh mann, und ich weiß bis jetzt nicht mal, wieso!

Mir ist dabei aufgefallen, dass du wirklich schon lange nix mehr gepostet hast. Lass uns nicht wieder so lange warten, ja?
Ähm.... äh.. oh... ähh... Naja, so die Muse es will!

Also, hoffentlich bis demnächst!

@ Texter:

Freut mich, dass du wieder mal zu mir gefunden hast!

Tut mir leid, aber deine Story hat mir nicht so sehr gefallen. Ich meine, gerade die Spannung hat mir gefehlt. Mit keinen deiner Figuren konnte ich mich identifizieren oder mitfühlen. Es sind ja total kranke Psychopaten. Wenn denen was passiert. Wen juckts?
Eine Entschuldigung ist nun wirklich nicht angebracht oder gar nötig!

Nun ja, wenn ich so zurück denke, fällt mir auf, dass in so gut wie keiner meiner Geschichten, ein Prot zu finden ist, der als normal gilt. Der ein Held werden könnte. Eine Person, die dabei hilft, die Welt aufrecht zu erhalten. Und weißt du, wieso? Weil ich keinen einzigen Menschen kenne, auf den das zutreffen würde. Ich kenne niemanden, von dem man behaupten könne, er wäre nicht egoistisch oder hätte nicht irgendeine Art eines psychischen Problems.
Ich weiß nicht, aber ich will meine Prots so gestalten, dass man sie tatsächlich für Psychopaten hält.
Außerdem: Ich denke, Henry ist auf eine Art ein Held. Er tut nichts unrechtes, zumindest ist er selbst davon überzeugt, dies nicht zu tun. Irgendwie hilft er, die Welt aufrecht zu erhalten....
(Und, wenn ich ehrlich sein will: Ich persönlich liebe Henry... :shy: )

Das mit der Prinzessin ist ganz nett. Auch das mit der Ballerina ist sehr schön. Aber andererseits verlieren deine Prots in dieser Situation jegliche Sympathie des Lesers. und damit wird das Lesen zäh...
Bei der Ballerina verliert der Leser die Symphatie des Prots? Ich dachte, diese *hüstel* romantische Szene würde die Symphatie wenn schon, verstärken (oder überhaupt erst hervorrufen ;) )

Der Kampf am End ist deswegen bedeutungslos, weil sich 2 Psychopaten prügeln, denen der Leser eher mit Abscheu gegenübersteht und wo es eigentlich egal ist, wer gewinnt.
Naja, ich lege eigentlich immer hohen Wert auf die Charakterisierung der Prots, überhaupt die Symphatie erst. Wenn das nicht funktioniert hat, muss ich wohl einen verdammten Fehler gemacht haben!

geht's - sollte schon richtig geschrieben sein (gibt noch viel mehr davon)
Da es sich um einen Dialog handelt, ist das ok. Ebenso das Naja, er spricht es in einem Wort, deshalb lass ich das. (s.o. bie chazars "Woher Weißt?")
Außerdem finde ich, ließt es sich schöner. Ein Dialog ist ein Dialog, man spricht keine ", oder `. :D

Zitat:
»Ganz schön voll hier«, nuschelt man zusammen mit einem »Rigo«.
Komischer Satz. Wer ist 'man'? Punkt in die Unführungszeichen
hehe, wohl einer der Sätze, die nur mir gefallen. Glaub mir, ich hab einen Haufen solcher rausgeworfen. Aber der hier... hach....

Mir sind noch so einige Sachen aufgefallen, aber das würde ewig dauern, die alle herauszusuchen. Alles in allem fand ich die Story leider zu durchwachsen um mir zu gefallen.
Ist natürlich schade, schließlich ist sie ziemlich lang und wenn du dich hindurchquälen musstest.. naja... das war sicherlich nicht meine Absicht.

Zum Ende: Ich bin froh, ÜBERHAUPT mal wieder etwas geschrieben zu haben. Ich bin ein wenig (ein ganz winzig kelines bisschen) mit der Story zufrieden. Ich mag sie. Klar, ich werd sie überarbeiten (Ja, ich weiß, das wollte ich vor ner Woche schon, aber ich kommt derzeitig einfach wegen meiner Arbeit nicht dazu), allerdings wird das Grundgerüst bleiben.

Auf alle Fälle: Die überarbeitete Version (die nur noch Jahre auf sich warten lassen kann ;) ), wird alle von euch angemerkten Dingen berücksichtigt haben. (Außer denen, von denen ich mich nicht trennen kann... Verzeiht mir! :D)


Ganz liebe Grüße
Tama

 

Es wurde Zeit...

Hallo Tama!

Wie soll ich es sagen? Bewundernswert. Dass eine Geschichte, die etwas hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt, trotzdem schon so gut ist. Ich wage gar nicht daran zu denken, wie deine Geschichten an dem Tag sein werden, an dem du perfekt schreibst.

Okay, "perfekt" ist so ein Wort...

Ab ins Gerippe.

Was den Stil betrifft, habe ich dir bereits zugeflüstert, dass du ein gewisses Niveau erreicht hast. Viele deiner Sätze beweisen Einfallsreichtum und sprachliches Geschick. Andere wiederum Humor, wobei ich da meist nur den schwarzen passend fand. Schimpansen auf Speed gehören in entsprechende Texte, nicht hierher. Es sei denn du gönnst uns die (be)drückende Atmosphäre nicht.
Trotzdem merkt man, dass du dich stilistisch noch in der Such-Phase befindest. Du spielst mit den Wörtern, probierst an Sätzen rum und hast - das Gefühl beschleicht einem zumindest beim Lesen - Spass daran. Das ist schön. Auch ich befinde mich in dieser Such-Phase.
Allerdings muss man beim Überfluss an Einfällen auch daran denken, zur Sache zu kommen. Deine Liebe am Beschreiben, Nochmalsbeschreiben und Abermalsbeschreiben bremst stellenweise die Handlung. Wichtiger als die Frage Wie sieht etwas aus? ist die Frage Was geschieht mit diesem etwas? Geschieht nichts, würde ich dieses etwas nur sehr sparsam beschreiben, wenn überhaupt. Sonst fokussierst du die Aufmerksamkeit des Lesers auf eine Unwichtigkeit und er muss dann - unter Tempoverlust - wieder zurück zur eigentlichen Handlung finden.
Ein anderes Problem der Such-Phase ist es, dass man von den verschiedenen im Kopf spukenden Formulationen diejenige zu wählen geneigt ist, die für sich alleine stehend am attraktivsten ist. So entstehen goldige Schwänze, eingebettet in einer Stimmung, die alles andere als "goldig" ist. Wenn du weisst, was ich meine.
Allgemein würde ich zudem sagen, dass du den Garten deines Stils zum Blühen gebracht hast. So sehr, dass die Blüten sich gegenseitig die Aufmerksamkeit streitig machen und einander verdrängen. Reiss die eine oder andere aus, damit die Sehenswertesten umso besser gesehen werden können - und damit die Geschichte schneller vorangeht.
(Einen besseren Vergleich hatte ich nicht auf Lager, sorry...)

Punkto Aufbau möchte ich fast sagen, dass du dabei bist, eine deiner "natürlichen" Stärken glänzig zu polieren. Da sollte ich vielleicht mal ein Weilchen mit dir plaudern und dir das Geheimrezept entwenden.
Eine Frage vorerst: Hast du Jetzt und Damals mehr oder weniger an einem Stück geschrieben und dann erst getrennt? Oder bist du so nach Gefühl hin- und hergesprungen?
Und wo wir grad von Jetzt, Damals etc. sprechen: Da bin ich der Meinung eines meiner Vorredner. Überflüssig. Störend. Es platzt aus dem Erzählfluss heraus. Du machst damit dem Leser klar, dass er nicht zuhört oder gar zusieht, sondern nur liest. "Und jetzt, liebe Freunde, reisen wir in die Vergangenheit. Schnallt bitte eure Gurte!" Übertrieben ausgedrückt.
Natürlich wird ohne diese Regieanweisungen die Geschichte noch schwieriger zu verstehen, doch diesem Problem sollte auf andere Weise - schlimmstenfalls mit einem Dialog-Tell - entgegengeschritten werden können.

Und damit habe ich schon den Sprung zum Inhaltlichen gemacht. Es hat mich irgendwie beruhigt, zu lesen, dass auch die anderen Kritiker nicht auf Anhieb drauskamen. Ich fühlte mich während dem Lesen nämlich streckenweise dumm. Man liest da und dort eine Andeutung, den Bruchteil des Schlüssels, realisiert, dass es eine wichtige Stelle ist und versucht krampfhaft zur Erleuchtung zu gelangen, die einem jedoch verwehrt bleibt. Dein Versuch, diese Hinweise auf subtile Art unterzubringen ist natürlich zu schätzen, doch es ist schade, wenn der Leser bis zum Schluss nur ahnt aber nicht genau begreift, warum sich diese Story von den üblichen "Psychos bringen Menschen um"-Geschichten abhebt.
Die Häuser und was es mit ihnen auf sich hat, müssen noch mehr ins Zentrum der Geschichte rücken. Vielleicht die Prots mal dabei begleiten, wie sie ein Haus inspizieren und über dessen Vergangenheit nachforschen? Oder die Überzeugung Henrys oder Mikes, Menschenleben zu retten stärker zur Schau stellen? - Vielleicht könnte jemand sie dabei erwischen, wie sie ein Haus verlassen und fragen: "Was habt ihr da drin gemacht?" - "Wir mussten jemanden retten."
Oder so.
Ein leserfreundliches Tell könntest du mMn auch als Prolog und/oder Epilog einbauen. Uns die Protagonisten noch nicht vorstellen, sondern eins der von ihnen angepeilten Häuser und wie dort drin lauter Gefahren nur darauf warten, ein Opfer zu finden.

Ansonsten ist die Idee zu "Grabwahlen" gewohnt originell. Dementsprechend macht es auch Spass, sich mit der Geschichte zu beschäftigen (als Leser/Kritiker, mein ich jetzt).

Aus Einer/Samuel werd ich noch nicht ganz schlau. Du zeigst an mehreren Stellen, dass die Tätigkeit ihm Spass macht. Er tötet gerne. Er ist überhaupt nicht der Typ, von dem ich erwarten würde, dass es ihm ums deaktivieren irgendwelcher Bomben geht.
Aber das muss es ihm ja irgendwie, denn schliesslich gibt es keinen anderen Grund, der Grabwahlen-Gmbh angehören zu wollen.
Oder geht es ihm nur um Ordnung im Tod? Die Leute an einem netten Ort zu begraben, ob dabei nun ein Haus entschärft wird oder nicht, sei dahingestellt?
Oder ist er Denkmalschützer? *g*

Auch entging mir - selbst beim zweiten Lesen - der Zusammenhang zwischen dem mordenden Vater am Schluss und Samuel/Einer. Solltest du dies schon näher erläutert hast, sorry. Ich habe die Kommentare nur schnell durchgelesen.

Achja, noch ein inhaltliches Detail zum Schluss: Während ich den Begriff "deaktivieren" durchaus passend finde, wirkte die Bezeichnung eines Hauses als "aktiv" höchst seltsam. Aktiv ist ein Wort so voller Bewegung und ein Haus, trotz Geist, ist relativ still. Vielleicht so etwas wie "lauernd", "wartend"?

Und jetzt pick ich mir ein paar Stellen raus. Ich hab ja so lange kaum Kritiken geschrieben - jetzt will ich mit kritisieren nicht aufhören. *g*
Zum Schluss werden auch noch ein paar Sätze hochgelobt, um den Eindruck vom bösen Van, der nur rummotzt und Besserwisserei treibt, zu relativieren.

Doppelte Aussagen
z.B:

Ich lehne an einer Hauswand, damit sich die Nässe von meinen Nieren aus verbreiten kann, um meinen Körper mit Kälte zu verwöhnen. Eine Blasenentzündung wäre ein geringer Preis für etwas Kühle.
Diese beiden Sätze sagen eigentlich beide aus: Es ist heiss, Kühle wäre nett. Da ein bisschen Schwung nicht schadet, würde ich den zweiten streichen, ist auch nicht ausserordentlich attraktiv, dafür dass Attraktivität sein einziger Existenzzweck zu sein scheint.
Fast automatische rasiere ich die Ballerina und befreie sie von den Zeichen des Alters.
Der Teil nach dem "und" ist mMn entbehrlich.

Sonstiges Kürzungspotential, zugunsten des Tempos

Ein bisschen schuldbewusst bin ich schon, als ich meine Hände von dem Mädchen nehme.
--> Schuldbewusst nehme ich meine Hände von dem Mädchen.
Alle wissen, was passieren wird.
Ja. Sogar der Leser, also lass es weg.
So sehr ich mich auch anstrenge; ich kann mich nicht erinnern, wann wir das Mädchen in das Haus geschleppt haben. Oder welches. Oder wohin.
Wie begründest du die Existenz dieser Aussage? Zumindest das "So sehr ich mich auch anstrenge" würde ich weglassen. Oder eleganter integrieren: Ich kann mich trotz grösster Anstrengung nicht daran erinnern...
Und der letzte gibt die Anweisungen.
»Tritt dem Wichser in die Eier«, sagt er überflüssigerweise. Seine Lakaien würden auch von selbst handeln. Sie haben sichtlich Spaß daran.
Vorschlag: Und der letzte gibt überflüssige Anweisungen: "..." Seine Lakaien...
Wir fahren nicht länger als zwanzig Minuten durch die tote Nacht, die nur durch Eulen und uns hin und wieder zum Leben erweckt wird.
Mir persönlich ist es absolut egal, ob die Nacht wieder zum Leben erweckt wird und durch wen. Sie nimmt nämlich nicht wirklich am Lauf der Geschichte teil, diese Nacht. Schlecht ist der Satz nicht, aber so grosszügig wie du mit Beschreibungen umgehst, könntest du den... naja, opfern.
Mike von dem für unsere Stadt majestätischen Gebäude, dessen braunrote Oxidfarbe den rosa Ton ausgewaschener T-Shirts im Sonnenuntergang angenommen hatte,...
Wurde schon mal zitiert, wenn ich mich recht erinnere. Ist eindeutig zuviel des Guten. Vor allem das "rosa Ton ausgewaschener T-Shirts im Sonnenuntergang" ist, so treffend es auch sein mag, sehr träge. "Oxidfarbe" ist kaum von Belang.
Er drehte wie eine Marionette seinen Kopf in meine Richtung.
Wie dreht denn eine Marionette den Kopf? Ich kann mir darunter nichts besonderes vorstellen.
Es gilt der Erleichterung wieder festen Boden unter den Füßen zu haben genauso, wie dem widerlichen Gestank von vergammelten Kartoffeln, der so penetrant ist, dass ich das Gefühl habe, ihn über mein Gesicht streicheln spüren zu können.
'widerlich' wird schon durch Gestank ausgedrück, also würde ich die Beschreibung auf einen "penetranten Gestank vergammelter Kartoffeln" reduzieren und das Streichelgefühl weglassen. So weh es auch tut.
Das Seil schneidet tief in meine Hände und jedes Mal, wenn ich ein weiteres Stück daran ziehe, höre ich ein saftiges Schmatzen. Ich drücke den Gedanken an ein Hyänengebiss, faseriges Fleisch und Blut beiseite.
Das Schmatzen ist stark genug. Der Hyänensatz setzt keinen drauf und ist daher bedeutungslos und streichbar.
Meine Knochen klingen morsch, als ich aufstehe, um es zu beenden.
Können Knochen morsch klingen? Abgesehen davon: völlig unwichtige Aussage, wenn überhaupt eine Aussage. Würde die klingenden Knochen ganz weglassen.

Ein bisschen weniger "sagen und co."...

»Weiß nicht«, sagt Einer und bleibt vor der Kellertür stehen. »Die ist abgeschlossen.«
"Weiss nicht." Einer bleibt vor der Kellertür stehen. "..."
»Dem«, fängt er an, »der diesen Keller entworfen hat, würd ich eine reinhauen.«
Wieso "fängt er an"? Was tut er denn so Wichtiges dazwischen, dass sein Satz unterbrochen werden muss? Nach einem unbedeutenden "dem"...

Zu den Hinweisen...

-->»Das ist ne tickende Zeitbombe. Das Haus wird ihnen unterm Arsch zusammenbrechen.«
»Deshalb sind wir doch hier«, sage ich.
Passender als "Deshalb sind wir doch hier" fände ich z.B.: "Höchste Zeit, dass wir intervenieren." Wäre auch deutlicher.
Eine Leiche ist ein Zeichen von Macht. Du hast den Tod im Haus, aber es selbst überlebt.
Irgendwie irritiert mich der Satz mit der Macht. Es geht ja nicht um Macht, sondern eher um eine Art Opfer, damit man selbst einer Macht - der des Hauses - entkommt.
»Ich habe mich erst gestern wieder gefunden.«
Beschränkt sich das Finden auf das Geistige? Ich meine, hat Einer sozusagen den Grund und die Absicht, Henry zu töten, wiedergefunden? Oder im Dachboden den Körper Samuels aufgenommen, zusätzlich zum Geist, den er bereits hatte?
Oder...?

Achja: Ich finde es leicht unglaubwürdig, dass Henry sich damit abfindet, mit einem Typen zu schaffen, der ihm seinen Namen nicht gibt. Viel logischer fände ich es, wenn einer ihm einen beliebigen anderen Namen gäbe: Freut mich, ich bin Graham Vrieslander. Oder: Peter Bauer.
So kann er seinen wahren Namen besser verstecken.

Kleinlogik

In seinen von Angst und Dunkelheit geweiteten Pupillen spiegelt sich meine Silhouette.
Doch nicht im Ernst? Hast du schon mal versucht, dein Spiegelbild auf einem Nagelkopf zu erhaschen? Wenn ja, verstehst du was ich meine...
Mir wäre es lieber, er könnte nicht mehr sprechen. Dann würde er schneller sterben.
Der Zusammenhang zwischen "nicht sprechen" und "schneller sterben" ist mir nicht ganz klaro.
»Ich will keine Beziehung zum nächsten Toten aufbauen. Und du solltest das auch nicht wollen.«
Klingt ein wenig so, als ob jeder erdenkliche Mensch irgendwann von ihnen umgebracht werden müsste. Dabei sind es doch nur ein paar ausgewählte wenige, die zu den Häusern passen, oder?
Wenn er einen so großen Abgang geplant hatte, warum hatte er mich ausgeschlossen?
Das fragt er sich im Ernst? Aus Bruderliebe, würd ich sagen.
Was folgte, waren einige vollkommen unleserliche Zeilen, ein Gemisch aus Buchstaben und irgendeiner getrockneten Substanz, die aufgrund Mikes verbundener Augen keine Tränen sein konnten.
Was folgt, sind erstaunlich leserliche Zeilen. Ich hätte da mindestens einen Lückentext erwartet...

Sonstiges

Einer tastet die Tür fachmännisch wie ein Arzt, der nach einem Knoten sucht, ab.
Warum suchen Ärzte Knoten?
Ich lasse mich sanft auf den Boden fallen und der Staub vollführt seine Pirouetten um meinen Hintern.
Kleineres Detail: dass es "seine" Pirouetten sind, ergibt sich wohl von selbst.
»Ich weiß nicht.« - »Mmmmhhh« - »Ich hoffe es. Du weißt, dass ich den ganzen Blutscheiß nicht mag.«
Da wird zweimal etwas gewusst - und beim zweiten Mal halte ich's für unnötig. "Ich mag den ganzen Blutscheiss nicht.", sollte reichen.
»Du?«, frage ich Einer noch mal hoffnungsvoll.
Deutlicher wär mir lieber: "Willst nicht du?", frage ich...
der Schläger verweilt hinter meinem Rücken und wenn es etwas gibt, das unheilschwanger aussieht, dann ist es das.
Wurde schon mal angekratzt, oder? Weg mit dem doofen unheilschwanger-Tempofresser!
Es fühlt sich nicht an wie Golf. Vielleicht würde ein Basketball es eher treffen.
Der erste Satz ist stark. Stark genug. Ich würde den zweiten weglassen, zumal jeder Schlaue weiss, dass ein Kopf sich eher wie ein Basketball anfühlt.
Kein Einbruch war gemeldet worden.
Die Zeitungen interessieren sich mMn höchst selten, für Dinge, die nicht geschehen sind.
Eine Flut von Blut hat seinen Mund in einen faustgroßen Schrei verwandelt; er ist kurz davor, sich selbst zu ertränken.
"Schrei" bezeichnet eher den Lärm, als die Form, daher mE unpassend.

Und jetzt der Dessert:
Bei all den folgenden Sätzen kannst du dir ein thumbsup vorstellen, manche werd ich auch einzeln kommentieren.

»Das Holz ist schon ganz morsch«, sagt er, während er Splitter aus der Tür wie Fussel von seiner Kleidung zupft.
..., auf denen alte und staubige Erinnerungsstücke stehen, die nie Sammlerwert besessen und den sentimentalen längst verloren haben.
Sowas nennt man Schreibkunst.
Einen Finger ohne zu zögern als Pfand für ein paar Ohrstöpsel geben.
»Der hat ihn eine Schwuchtel genannt«, lacht Einer mir entgegen.
»Woher weißt?«
Schulterzucken. »Nur so ein Gefühl.«
Der gehört eindeutig zu den netten Auflockerungen! Sehr nett sogar.
Einer lugt weiterhin um die Ecke, beobachtet die fünf in der Seitengasse voyeurgleich. Ich hoffe nur, dass er sich nicht wirklich daran aufgeilt.
Einer bückt sich wie ein Archäologe, der seinen Fund begutachten möchte und legt seine Hand auf den Hals des Toten; auch wenn diese Aussage im Moment vielleicht noch nicht zutreffend ist, in ein paar Stunden wird sie es sein.
Fand ich cool den Satz. Zumindest den zweiten Teil, den Archäologen könnte man vielleicht sogar weglassen.
Seine Kieferknochen scheinen sich der Form von Fäusten angepasst zu haben.
»Hör auf damit«, sage ich zu Einer, als er an der gebrochenen Nase des Jungen herumdrückt wie an einem Schiebpuzzle.
Als Mann kann ich auf folgende männertypische Bemerkung natürlich nicht verzichten: Hoho, ich hätte nicht gedacht, dass Frauen sowas schreiben können.
Super Sätze, Frau Samir!
Die Frau schien genau für dieses Gebäude ausgewählt worden zu sein: Ihre beste Zeit war vorüber.
Wunderbar, Tama, wunderbar. Solche Sätze "bleiben".
Das Mädchen neben mir verlor im farblosen Schatten seine Hässlichkeit und Mike seine Abnormalität.
Abgesehen davon, dass ich noch nie farbige Schatten gesehen habe, auch ein toller Satz.
Ich trug es in Mikes Wohnung, warf es auf Mikes Tisch und setzte mich auf Mikes Sofa. Eines von Mikes Sinatra Alben lief in dem CD-Player.
Der Beweis, dass Wortwiederholungen manchmal ganz nett und passend sein können. Übrigens: Bei der Beliebtheit des Typen Sinatra hier auf kg.de werde ich es niemals wagen zuzugeben, dass ich keine Ahnung habe, wer er ist.
Das tat weh, kann ich dir sagen. Und so bescheuert es klingt: Mehr war ich innerlich verletzt als körperlich.
Es klingt nicht bescheuert, sondern perfekt.
Sei dir da mal nicht so sicher. Ich glaube, mein Bruder, Samuel steht auf meinem Konto. Ich habe dich um einen geschlagen.
Und, wie du schon als Kind zu mir sagtest: Sich selbst darf man nicht mitzählen.
Gelungender Schluss. Die direkte Anrede des Bruders trägt natürlich dazu bei.

Das wär's. Viel Erfolg bei deinen weiteren Machwerken. Und: Fühl dich durch die Ausführlichkeit meiner Kritik nicht zum sofortigen Überarbeiten gezwungen. Mach das wenn und wann du willst. ;)

mfg,

Van

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Van!

Wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass du in letzter Zeit doch ein recht seltener Gast hier bist, erschrecke ich erst recht, wenn ich deine Kritik betrachte.

Wow! Erstmal vielen Dank dafür.


Dann mal eben:

Wie soll ich es sagen? Bewundernswert. Dass eine Geschichte, die etwas hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt, trotzdem schon so gut ist. Ich wage gar nicht daran zu denken, wie deine Geschichten an dem Tag sein werden, an dem du perfekt schreibst.
Dieses Lob freut mich wahnsinnig, zeigt es mir doch, dass ich tatsächlich in der Lage bin, mich zu verbessern. :)

Was den Stil betrifft, habe ich dir bereits zugeflüstert, dass du ein gewisses Niveau erreicht hast. Viele deiner Sätze beweisen Einfallsreichtum und sprachliches Geschick. Andere wiederum Humor, wobei ich da meist nur den schwarzen passend fand. Schimpansen auf Speed gehören in entsprechende Texte, nicht hierher. Es sei denn du gönnst uns die (be)drückende Atmosphäre nicht.
Das freut mich sogar noch mehr! Obwohl ich dir natürlich zustimme, genauso wie den anderen Kritikern: Ja, meine Metapher wollen nicht recht sitzen, entweder ist der Schlips zu eng oder zu schlampig. Aber (!) irgendwann!!! Da schaff ich es! ;)

Ein anderes Problem der Such-Phase ist es, dass man von den verschiedenen im Kopf spukenden Formulationen diejenige zu wählen geneigt ist, die für sich alleine stehend am attraktivsten ist. So entstehen goldige Schwänze, eingebettet in einer Stimmung, die alles andere als "goldig" ist. Wenn du weisst, was ich meine.
Das weiß ich leider zu gut. Ich neige einfach dazu, immer mehr Metapher in meine Texte zu packen. Wenn mir einer einfällt, nur rein damit. Hier fällt es mir einfach noch ein wenig schwer, die guten und die schlechten voneinander zu trennen. Vielleicht kennst du dieses Phänomen: Anfangs hält man alle seine Lieblinge für großartig, übertrieben ausgedrückt.

Allgemein würde ich zudem sagen, dass du den Garten deines Stils zum Blühen gebracht hast. So sehr, dass die Blüten sich gegenseitig die Aufmerksamkeit streitig machen und einander verdrängen. Reiss die eine oder andere aus, damit die Sehenswertesten umso besser gesehen werden können - und damit die Geschichte schneller vorangeht.
(Einen besseren Vergleich hatte ich nicht auf Lager, sorry...)
Wie gesagt: Ich bin dabei, es zu versuchen! (Außerdem ist der Vergleich für eine Kritik mehr als gut ;) ).

Punkto Aufbau möchte ich fast sagen, dass du dabei bist, eine deiner "natürlichen" Stärken glänzig zu polieren. Da sollte ich vielleicht mal ein Weilchen mit dir plaudern und dir das Geheimrezept entwenden.
Eine Frage vorerst: Hast du Jetzt und Damals mehr oder weniger an einem Stück geschrieben und dann erst getrennt? Oder bist du so nach Gefühl hin- und hergesprungen?
:D. Naja, natürlich füge ich im Nachhinein hin und wieder einen Absatz ein, oder schreibe ihn bereits im Voraus (der "erklärende" Absatz über den Tod und die Häuser war zum Beispiel einer der ersten, den ich schrieb). Allerdings sind der Rest alle nacheinander entstanden, also ich meine, ich hab die Geschichte direkt in einem Stück geschrieben.
Ergo: Jetzt - Damals - Jetzt - Damals, bin also gesprungen.

Was das Geheimrezept betrifft: Wenn ich ehrlich sein soll, achte ich kein bisschen auf den Aufbau. Ein Absatz ist für mich zu Ende, wenn ich nicht mehr weiter weiß, er einfach nicht mehr weiter geht und es nichts mehr zu sagen gibt für diesen Moment.
Ich freu mich wirklich mordsmäßig (gestattet das), allerdings werden meine Tipps eher spärlich gesäht sein, da ich ja selbst eigentlich keine Ahnung davon habe! :shy:

Natürlich wird ohne diese Regieanweisungen die Geschichte noch schwieriger zu verstehen, doch diesem Problem sollte auf andere Weise - schlimmstenfalls mit einem Dialog-Tell - entgegengeschritten werden können.
hehe

Die Häuser und was es mit ihnen auf sich hat, müssen noch mehr ins Zentrum der Geschichte rücken. Vielleicht die Prots mal dabei begleiten, wie sie ein Haus inspizieren und über dessen Vergangenheit nachforschen?
Das ist eine verdammt gute Idee!

Anfangs kreisten meine Gedanken sowieso nur um die Häuser, das bedeutet, ich wollte die Häuser wirklich mehr in den Mittelpunkt stellen. Allerdings... ich konnte es einfach nicht umsetzen, mir fiel kein Ende ein, ich hatte "null Plan", um ehrlich zu sein.
Deine Ideen haben mir allerdings gefallen, und wenn ich mal wieder Kopf für die Story habe, werd ich diese berücksichtigen

Okay, zu Einer/Samuel: Er sieht die ganze Aktion als Wettstreit. Er lag bereits im Clinch (?) mit Mike und da dieser ihn getötet hat und mit seinem eigenen "Anschlag" den Wettstreit zu Mikes Gunsten entschieden hat, ist es eigentlich zu Ende.
Ich las irgendwo einst über die Seelen toter Menschen, die einfach nicht damit klar kommen zu sterben. Sie fahren in ungeborene Kinder, usw. (Nicht, dass ich daran glaube, ich habs nur gelesen).
Samuel kann nicht sterben, solange er weiß, dass er verloren hat. Seine Seele geht nicht in die Ewigkeit über, sie bleibt hier und nur Mike, der eine besonderes Beziehung zu Samuel hatte, konnte ihn sehen (Deshalb die Augenbinde, etc.). Als Mike stirbt, versucht Samuel, Henrys Vertrauen zu gewinnen, ihn irgendwie in das Haus zu schaffen. Und wenn Henry Samuel soweit vertraut, will er mit seinem toten Körper Henry töten, das Haus verlassen (was er dann ja kann, sobald ein anderer Toter das Haus "belegt") und sein Konto soweit auffüllen, dass er der GEwinner ist, nicht Mike.
Außerdem möchte Samuel nicht in einem Haus sterben, ganz allein, niemand weiß von ihm. Er wollte das Kino, er wollte in der Zeitung stehen, er wollte eine Legende werden. Und das war ihm nicht vergönnt.

Ich hoffe hiermit einiges geklärt zu haben, wenn nicht: :(

Auch entging mir - selbst beim zweiten Lesen - der Zusammenhang zwischen dem mordenden Vater am Schluss und Samuel/Einer. Solltest du dies schon näher erläutert hast, sorry. Ich habe die Kommentare nur schnell durchgelesen.
Nun ja: Sobald ein Toter ein Haus belegt, ist die Gefahr einer Tragödie gebannt.
Das Haus, in dem Einer Monate lang lag, war eines der "aktiven" (ja, ich denke über das Wort noch einmal gründlich nach!) Häuser und sobald er darin starb, wurde es deaktiviert. Allerdings robbte Einer aus dem Haus und so wurde das Haus erneut aktiv. Der Besitzer ermordete daraufhin seine Familie, grundlos, (um jetzt ein bescheuertes Wort zu verwenden): Weil das Haus böse war. ;)


Deine Kritikpunkte werde ich alle nochmal prüfen, die anderen Kritiker hatten ja schon meistens die ähnlichen Stellen als nicht rund betrachtet, bzw. unpassend. Ihr habt recht, ganz ehrlich.


Und natürlich freu ich mich, dass dir doch einige Stellen sehr gut gefallen haben! Da kann man doch drauf aufbauen! :D

Zum Schluss: Ein riesengroßes Dankeschön für deine wirklich wahnsinnig hilfreiche Kritik. hab mich echt gefreut!


Liebe Grüße,
Tama


P.S.: Lass gerne wieder öfter was von dir hören!


edit:

Übrigens: Bei der Beliebtheit des Typen Sinatra hier auf kg.de werde ich es niemals wagen zuzugeben, dass ich keine Ahnung habe, wer er ist.
Och! Hier besteht dringender Nachholbedarf!!! Sinatra ist die Swing-Legende!

 

Hallo Tamira,

da wollte ich nur mal schnell in eine deiner Geschichten reinschauen und habe mich dann gleich festgebissen. Und das obwohl ich in einer halben Stunde los muss. Naja, falls ich zu spät komme, weiß ich jedenfalls, dass es sich gelohnt hat.

Ich habe die vorherigen Kritiken nur überflogen, so dass ich nur von wenigen Dingen weiß, dass ich sie hier doppelt anführe. Sie es einfach als kleinen Hinweis darauf, dass die entsprechenden Stellen wirklich holperig sind.

Dein Stil ist klasse, auch wenn ich ein paar Abschnitte gebraucht habe, um mich hineinzulesen, was vor allem an den sehr detaillierten Beschreibungen und der ausgeschmückten Sprache lag. Gefallan hat er mir letztlich trotzdem sehr gut.

Die Idee zu der Geschichte ist ungewöhnlich und gerade deshalb so klasse, trotzdem muss ich zugeben ein paar Dinge nicht so recht verstanden zu haben. Ich resümiere einfach mal ein wenig vor mich hin und du kannst mir ja letztlich sagen, was davon richtig und was unzutreffend ist, ok? :)
Mike ist der Bruder des Prots und gehörte zusammen mit Samuell entweder zu einer Grupierung von Leuten (bzw. die beiden bildeten zusammen die Gruppe), die sich selbst für "Auserwählt" halten. Diese Auserwähltheit besteht woraus? Daraus, dass sie "schlechte" Häuser erkennen können? Häuser, die Morde verursachen und nur dadurch "entmachtet" werden können, wenn in ihnen ein Mensch stirbt, der eine Bindung zu dem betreffenden Ort hat? Woran erkennen sie solche Häuser? Oder ist jedes Haus von Grund auf schlecht?
Der Hauptprot wird erst nach Mikes Tod auf dessen seltsamen Lebensweg aufmerksam und beginnt ihm nachzueifern. Er handelt also aus Überzeugung etwas gutes zu tun (du deutest oft genug an, dass er die Menschen eigentlich nicht töten will, und sie ihm leid tun). Es geht also nur um die Orte? Richtig?
Letzter Punkt: Das mit Samuel/Einer habe ich nicht ganz verstanden. Mike hatte Samuel doch zurückgeschlagen, wenn nicht sogar getötet. Ist dieser dann solange als "Einer" durch die Gegend gelaufen, bis sein Geist ihn wiedergefunden hat und ihm dadurch bewusst wurde, dass er tot ist?
Ich komme mir grade ein wenig dämlich vor. Vermutlich habe ich nur etwas überlesen, aber verstehen tue ich es nicht. Sorry. :shy:

Ein paar kleinere Textstellen habe ich noch anzukreiden, aber nichts großartiges und zum Teil ist schon darauf hingewiesen worden.

Dass Hunde unter der Last der Fliegen zusammenbrechen, zu je einem Häufchen Elend im Schatten durstender Bäume.
Auch mich hat dieses "zu je" gestört. Wenn du einfach nur das "je" streichst, klänge es mE schon besser.
; jeder Widerstand seiner Arme ist zwecklos, er rutscht in den hungrigen Gaumen.
Ist der Gaumen nicht dieser Zipfel hinten im Rachen? Wäre "Rachen" da nicht eh besser?
»Henry!«, schreit er. Ich muss fast zu ihm gehen.
Das hört sich ziemlich paradox an. Entweder muss er doch, oder nur fast. :)
So richtig wirkte alles jetzt.
Vllt besser "So richtig, wie jetzt alles wirkte".
Zu der Zeit dachte ich noch, alles für Mike zutun.
zu tun
Ich weiß nicht, ob das Mondlicht ihn jetzt in seiner wahren Gestalt zeigt oder ob es es ist, das ihm dieses Kostüm anlegt.
Würde hier hier das "es ist, das" komplett rausstrichen.
»Hör auf zu kriechen!« Peng! »Bleib stehen!« Plang!
Bin ebenfalls der Meinung, dass diese Worte raus sollten.
nur der Versuch (von) etwas nicht menschlichem menschlich zu wirken.
Hört sich so mE besser an.
Mit zermatschtem Unterarm, Bleigeschmack im Mund und der Freiheit in den Augen, laufe ich auf das Fenster zu.
Nichts dran auszusetzen, aber vergleicht man Blutgeschmack nicht häufig mit Kupfer? Blei bringe ich eher mit Kugeln, also Munition, in Verbindung.

Das wars auch schon von meiner Seite. Kann abschließend nur noch einmal betonen, dass mir diese Geschichte sehr gut gefallen hat und ich sie gerne gelesen habe.
Gruß, Zens

 

Hi Zensur!


Freut mich, dass du die Zeit gefunden hast, diese doch etwas längere Geschichte zu lesen. Und noch mehr freut mich natürlich, dass sie dir gefallen hat! :)
Ich hoffe natürlich, dass du nicht meinetwegen irgendwelche Termine nicht einhalten konntest. ;)

Die Idee zu der Geschichte ist ungewöhnlich und gerade deshalb so klasse, trotzdem muss ich zugeben ein paar Dinge nicht so recht verstanden zu haben.
hehe, naja, du wärest nicht der einzige! Ich versuch mich dahingehend zu bessern, ich schwöre!

Mike ist der Bruder des Prots und gehörte zusammen mit Samuell entweder zu einer Grupierung von Leuten (bzw. die beiden bildeten zusammen die Gruppe), die sich selbst für "Auserwählt" halten. Diese Auserwähltheit besteht woraus? Daraus, dass sie "schlechte" Häuser erkennen können? Häuser, die Morde verursachen und nur dadurch "entmachtet" werden können, wenn in ihnen ein Mensch stirbt, der eine Bindung zu dem betreffenden Ort hat? Woran erkennen sie solche Häuser? Oder ist jedes Haus von Grund auf schlecht?
Absolut korrekt! Genauso habe ich es mir vorgestellt! Schön, wenn es ebenfalls so rüberkam.
Der Hauptprot wird erst nach Mikes Tod auf dessen seltsamen Lebensweg aufmerksam und beginnt ihm nachzueifern. Er handelt also aus Überzeugung etwas gutes zu tun (du deutest oft genug an, dass er die Menschen eigentlich nicht töten will, und sie ihm leid tun). Es geht also nur um die Orte? Richtig?
Ebenfalls richtig. Henry sieht sich dafür verantwortlich, Mikes Lebenswerk zu vollenden - oder weiter zu führen, kann man sehen wie man will.
Letzter Punkt: Das mit Samuel/Einer habe ich nicht ganz verstanden. Mike hatte Samuel doch zurückgeschlagen, wenn nicht sogar getötet. Ist dieser dann solange als "Einer" durch die Gegend gelaufen, bis sein Geist ihn wiedergefunden hat und ihm dadurch bewusst wurde, dass er tot ist?
Nun ja. Wie bereits gestern erwähnt (;) ), stellte ich mir das so vor:
Samuel wird getötet, doch kann sein Geist, seine Seele sich nicht damit abfinden, "verloren" (in Samuels Augen war es ja eher ein Spiel als eine Erfüllung) zu haben und möchte um alles in der Welt mit seinem Körper (der mittlerweile zwar verfallen und modrig ist, aber in seinen Augen immer noch nützlich) aus dem Haus zu verschwinden, das eigentlich als Mikes Grab gedacht war.
Er wollte noch soviele Menschen in Häusern sterben lassen (nicht töten, ihm geht es nicht um Mord sondern ums Gewinnen), dass auf seinem Konto eine höhere Zahl steht als auf Mikes. Erst dann hätte er sich sein Grab ausgewählt.
Einer ist sozusagen die Seele Samuels. Deshalb Mikes verbundene Augen, als er den Brief schreibt. Deshalb Mikes gestopfte Ohren. Deshalb die Brillenabdrücke auf der Nase Einers. Deshalb die Tatsache, dass Einer nie lebende oder wache Menschen berührt, nur Tote oder Sterbende.

Nun ja, aber wie gesagt: Eine Überarbeitung ist fällig und dieser werde ich mich in meinem Urlaub widmen. Deine Vorschläge werde ich natürlich mit einbeziehen, du hast eigentlich immer Recht. ;)


Also, vielen Dank fürs Lesen, Kommentieren und gut befinden! :D


Liebe Grüße
Tama

 

Hallo Tamira,

eine dunkle und morbide Atmosphäre hast du mit diesem Text geschaffen und darin liegt auch seine größte Stärke. Guter Stil. Gut umgesetzt. Spannend. Man will immer wissen wie es weitergeht. Der einzige negative Aspekt liegt in der etwas verworrenen Spannung. Damit meine ich nicht den Plot an sich, sondern die Tatsache, dass die Idee, die hinter all dem steht, etwas schwer zu erkennen ist. Gerade zu beginn ist deine kg eher verwirrend und erst später nimmt sie einen durch die eben erwähnte Atmo gefangen. Man weiß nie so ganz, wo man eigentlich dran ist, was aber auch daran liegen kann, dass ich 1. die kg über drei Tage gelesen haben und 2. es meistens spät war.

Hier noch ein wenig Textkram:

Einer tastet die Tür fachmännisch wie ein Arzt, der nach einem Knoten sucht, ab.
- ich glaub, hier kannst du sämtliche Kommata streichen

die nie Sammlerwert besessen und den sentimentalen längst verloren haben
- du beziehst dich auf Wert, aber trotzdem hat man das Gefühl, das da ein Wort fehlt

dessen Besucherzahl nicht einmal der Retrokult in die Höhe pushen hatte können
- der Satz holpert ein wenig

Mike von dem für unsere Stadt majestätischen Gebäude, dessen braunrote Oxidfarbe den rosa Ton ausgewaschener T-Shirts im Sonnenuntergang angenommen hatte, ich von Mike.
- ???

sein umgestaltetes Gesicht
- das klingt, als wäre es gewollt; verunstaltet

alles für Mike zutun
- zu tun

Er macht eine weite Handbewegegung
- Handbewegung

nur der Versuch etwas nicht menschlichem menschlich zu wirken.
- den Satz würde ich umstellen

Bleigeschmack im Mund
- ist vielleicht der falsche Vergleich; Eisen ist treffender, aber das ist eher Haarspalterei


Gern gelesen! Einen ganz lieben Gruß...
morti

 

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