Große Fische - Privatdetektiv Luis Gomez
Langsam ging die Sonne unter, als Privatdetektiv Luis Gomez seine Detektei verließ. Er stieg in seinen roten Porsche und fuhr drei Blocks weiter, zum Anwesen eines Schülers des städtischen Gymnasiums, der des Drogenkonsums beschuldigt wurde. Dessen Eltern, die von den Vorwürfen vollkommen überrascht gewesen waren, hatten Gomez engagiert, um herauszufinden, ob ihr Sohn wirklich Drogen konsumierte.
Wie vorher abgesprochen, waren die Eltern an diesem Abend nicht zu Hause und der Schüler Philipp Schmitz somit an diesem Abend alleine.
Die erste Kleinigkeit, die Gomez auffiel, als er auf der anderen Straßenseite parkte, war, dass ein grüner VW in der Einfahrt der Familie Schmitz parkte. Philipp selber hatte kein Auto und die Eltern waren mit ihrem schwarzen Golf weggefahren. Somit hatte Philipp anscheinend Besuch. Die Lampen brannten in beiden Stockwerken des Einfamilienhauses und Gomez gab sich Mühe, im Schatten der umliegenden Sträucher möglichst geräuschlos fortzubewegen. Im Esszimmer entdeckte Gomez schließlich Philipp im Beisein eines anderen Jungen, der blonde, kurzgeschnittene Haare hatte und Philipp damit sehr ähnlich sah.
Während die Beiden sich belanglos unterhielten, schlich sich Gomez mit einem Schlüssel, den ihm die Eltern gegeben hatten, ins Haus und ging so leise wie möglich zu Philipps Zimmer. Schritte im Esszimmer ließen den Privatdetektiv in einem Wandschrank Zuflucht suchen, der für eine solche Gelegenheit von den Eltern empfohlen worden war. Philipp und der fremde Junge gingen in Philipps Zimmer und der fremde Junge schloss die Türe ab. Gomez verließ den Wandschrank und kniete sich zum Schlüsselloch, um zu sehen, was die beiden Jungen drinnen machten. Philipp startete seine PlayStation und der fremde Junge saß entspannt auf Philipps Bett. Gomez stellte sich auf einen langen Abend ein. Gegen 23.00 Uhr fielen ihm fast die Augen zu und so wäre es ihm fast ergangen, dass Philipp das Zimmer zwecks Klogang verlassen wollte, doch gerade noch rechtzeitig begab sich der Privatdetektiv in den Wandschrank.
Gomez war bis einschließlich Mitternacht damit betraut worden, Philipp zu beschatten bzw. in seinem Zimmer nach Drogen zu suchen. Selber hatten die Eltern in Philipps Zimmer nichts gefunden. Gegen 23.30 Uhr kam auf einmal der fremde Junge mit lauten Schritten zur Tür. Wieder verschwand Gomez im Wandschrank. Zu seinem Schrecken musste der Detektiv erkennen, dass der Fremde ebenfalls zum Wandschrank ging und die Tür öffnete. Beim Anblick des Privatdetektivs schrie der Junge wie wild los und Gomez nutzte die Gelegenheit, zu verschwinden. Doch Philipp versuchte ihm durch andere Zimmer rennend, den Weg abzuschneiden. Deshalb war Gomez gezwungen, sich innerhalb des Hauses zu bewegen und zu versuchen, durch ein Fenster oder ähnlichem zu fliehen. Gomez hörte den fremden Jungen reden und der Detektiv glaubte, dass er mit der Polizei telefonierte. Sachte lies er sich in einen Sessel fallen, der wohl im Wohnzimmer des Hauses stand. Dabei bemerkte er ein Kissen, dessen Federn rings um das Kissen herausquollen. Tüten mit pulverähnlichem Inhalt kamen zum Vorschein. War Philipp gar nicht auf die Toilette gegangen? Plötzlich ging das Licht an. Der fremde Junge stand in der Tür. In seiner Hand hatte er einen Baseballschläger. Gomez zog seine Pistole. Der Junge kam näher. Gomez schoss. Der Baseballschläger brach entzwei. ,,Erschießen Sie mich doch!“, brüllte der Junge. Gomez konnte nicht erkennen, ob er aus Wut oder aus Verzweiflung schrie. ,,Nun schießen Sie schon!“, schrie der Junge erneut. Philipp stand plötzlich in der Tür.
,,Wer sind Sie?“, fragte er den Detektiv. Gomez zog es vor, nicht zu antworten. ,,Was machen Sie hier? Wollten Sie hier einbrechen?“ Gomez unterdrückte ein Husten.
Der fremde Junge schleuderte ihm den kaputten Baseballschläger mit solcher Wucht entgegen, dass Gomez tödlich an der Stirn getroffen wurde. Langsam fiel der Privatdetektiv weich auf aufgequollene Kissen.
,,Große Fische!“, dachte er im Sterben, ,,schon in diesem Alter!“