Mitglied
- Beitritt
- 20.04.2008
- Beiträge
- 2
Große Pläne
Viele Tage saß er schon an seinem Text. Wieder einmal las er ihn komplett durch. Wort für Wort. Keine Fehler. „Endlich“ seufzte er. Viele Wochen der Recherche, des Aussortierens von Informationen und letztendlich des Schreibens seiner Arbeit lagen hinter ihm. Er war zufrieden. Schnell fertigte er eine Sicherheitskopie an, wie es ihm bereits zur Gewohnheit geworden war und ließ seinen Drucker Seite für Seite zu Papier bringen.
Sein Nadeldrucker war nicht mehr der Jüngste und ratterte langsam vor sich hin. Er lehnte sich zurück und versank in seinen Gedanken. Einen Doktortitel, um die Welt reisen. Bücher schreiben und Artikel für Zeitungen. Ja, davon hat er geträumt seit er ein Teenager war. Natürlich würde er seine Popularität nutzen um auch seine Meinung zu äußern. Wenigstens versuchen die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Das Klingeln der Tür riss ihn aus seinen Phantasien. Der Drucker war bereits Fertig und zeigte mit seiner kleinen, grünen Lampe, dass er bereit für weitere Aufträge war. Er ging zur Tür. Sein Bruder stand dort, in einem neuen Anzug. „Frohe Weihnachten, bist du so weit?“ Er nickte. „Ich muss nur noch schnell was abheften“ Er riss die bedruckten Zettel aus dem Drucker, trennte sie voneinander und Heftete sie in einen schwarzen Ordner. „Sag mal, du bist doch hin und wieder an dieser Uni... kennst du Professor Gunhof?“ „Ja, sicher, der ist doch Fachbereichsleiter“ „Es wäre toll wenn er sich das hier mal angucken könnte.“ Sein Bruder nahm die Mappe entgegen und Blätterte sie auf.
„Eine Doktorarbeit? Schlag dir das doch endlich aus dem Kopf... du bist jetzt Rentner und warst vor Jahrzehnten das letzte mal in einer Universität“
„Ich hätte einfach gerne gewusst ob ich es hätte schaffen können“
„Und was würde das ändern?“
Mit einem Stirnrunzeln schmiss sein Bruder die lederne Mappe schwungvoll auf den kleinen Beistelltisch aus Fichtenholz wobei ein Bilderrahmen mit dem Foto seiner Ex-Frau zu Boden fiel.
„Jetzt komm, meine Tochter wartet mit der Weihnachtsgans.“
Er schlüpfte in seine alte Wildlederjacke. „Ist es wirklich in Ordnung das ich mitkomme?“ -“Du gehörst doch zur Familie, aber sei nicht wieder den ganzen Abend so mürrisch.“