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Großstadtliebe

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21.05.2007
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Großstadtliebe

"Ich wünschte ich könnte noch einmal Kind sein", seufzt er und meint Leben zu können im puren Egoismus - ohne sich schuldig zu fühlen.
Er hasst das Gefühl, Gewissensbisse zu haben, wenn er mich betrogen hat. Ich bin keine hässliche Frau. "Du bist schön", sagt er, wenn er neben mir liegt, einen Arm unter seinem Kopf, die Decke bis zu seinem Bauchnabel. Manchmal rieche ich an ihm den Geruch anderer.
Es schmerzt mich nicht. Vielleicht sollte es das. Ich liebe ihn nicht. Er? Ich weiß es nicht. Seine Behauptungen haben keine Bedeutung, denn die Worte skizzieren, wie ein netter Mann eben skizziert.
"Ich hab Dich verdammt lieb," flüstert er beim Einschlafen. "Ich brauch Dich", wenn er von mir gleitet, sein Samen an meinem Schenkel hinabläuft. "Ich denk nur an Dich", wenn er überzeugt ist, dass ich misstrauisch bin, obwohl ich nichts sage.
Vielleicht ist das Liebe. Nachts höre ich ihn atmen. Ich lausche und versuche sein Herz zu hören. Durch mein Fenster fallen bunte, wechselnde Lichtstreifen. Malen Formen an meine alte Wand. Ich hab sie rot gestrichen und das blaue Licht von vorbei eilenden Sirenen macht es abends unheimlich. Autos fahren unten vorbei und schweigen eigentlich nie. Während er in mich eindringt, frage ich mich manchmal warum all diese Menschen immer und immer irgendwo hin wollen - und nicht einfach irgendwo bleiben.
Wenn es doch einmal stiller wird, höre ich den Wasserhahn tropfen. Ich sollte ihn reparieren, oder er sollte. Doch ich denke nur Abends daran, wenn ich im Bett liege. Die bunten, wechselnden Streifen an der Wand betrachte, mit dem Mund leise Windgeräusche nachahme und das Tropfen höre.
Er hat ein schlechtes Gewissen. Schon wieder. Alle spüren Trauer und Angst wegen dieser Flutkatastrophe. Er nicht. Ich auch nicht. Es ist mir egal, sage ich und manche schütteln den Kopf. Er denkt, er sei ein schlechter Mensch. Ich nicht. "Und wenn man das Leben der Moralisten betrachtet, sind sie auch nur Menschen", sage ich und er verzieht das Gesicht. Ist böse, weil ich so bin. Aber eigentlich stört ihn nur er selbst.
Ich denke darüber nach, und über den Wasserhahn und über die Autos und über ihn und uns - und darüber ob ich nun eine Philosophin sei.
Vielleicht sind alle Menschen Philosophen. Vielleicht sind alle Philosophen Menschen. Ich würde über meine Gedanken lächeln, wäre ich nicht so müde.
Komme mir intelligent vor.
Ich habe nicht mal gespendet, denke ich und schlafe ein.
Ein ganz normaler Abend im Bett.

 

Hallo Danjl,

eine herzliche Bitte: Lies doch bitte deine Texte vorher nochmal durch. Kleinschreibung kann ja reizvoll sein, aber doch bitte kein Wechsel mitten im Text. So viel Respekt sollte man vor seinen Lesern schon haben.

Inhalt:
Eine schöne Skizze, aber m. E. eben nur eine Skizze. Sie weckt das Interesse, mehr von dieser Protagonistin zu erfahren, mehr über den Mann zu erfahren, über den sie spricht. Warum ist sie so, wie sie ist? Erzähl das doch. Kurzgeschichte muss ja nicht heißen, dass sie nach 20 Zeilen schon wieder vorbei sein muss - das kann sie, aber muss sie nicht. Im besonderen gilt das, wenn sie kein Ereignis schildert, sondern nur eine Stimmung.

vielleicht sind alle menschen philosophen. vielleicht sind alle philosophen menschen.

Mal abgesehen davon, dass der erste Satz leider nicht stimmt und der zweite Satz rein logisch stimmen muss - Mir persönlich sind jedenfalls keine Tiere bekannt, die man "philosophisch" nennen könnte -, ist das eine platte Antinomie, die schon etwas gewollt daher kommt, das ist Kochbuchphilosophie.

Beste Grüße vom Platoniker

 

Wie bereits auf andere Rezensionen hin angemerkt, muß ich mich zunächst auf ein lesefreudiges, kritisches Publikum umstellen (verstohlen eine Träne aus dem Auge wisch)

Mein bisheriger literarischer Tummelplatz zwang (aufgrund mangelnder Bereitschaft der Leser längere Texte auch nur zu lesen) jeden Autor dazu, sich zu reduzieren.

Die Geschichte wird überarbeitet! Danke!

 

he Danjl,

(verstohlen eine Träne aus dem Auge wisch)

ich will doch sehr hoffen, dass das eine Freudenträne ist! Denn ein kritisches, lesefreudiges Publikum, das auch einmal längere Texte lesen will, ist doch das beste, was man sich als Autor/in wünschen kann, oder? ;)

Im übrigen gibt es auch genug Leute auf kg.de, die nur kurze Texte wollen.

Liebe Grüße vom Platoniker

 
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ja - eine freudenträne.

(siehe auch meine stellungnahme bei DIE ALTE FRAU)

ich sehe mich schon am wochenende stunden am pc verbringen - texte lesen, die hier gepostet wurden (um der wahrheit genüge zu tun: zb. auf textdiebe.de sind 80% aller beiträge schrott, persönliche tagebücher oder verkünsteltes modernes schreiben daß einem den zugang verwehrt)

 

Hallo Danjl,

hat mir ganz gut gefallen, Deine "Großstadtliebe". Der Titel sagt allein schon, daß diese Liebe auf alle möglichen Menschen zutreffen kann ("Großstadt"), völlig wahllos fällt und auch keine Liebe im eigentlichen Sinne darstellt. Du gibst keine Gründe an, warum Deine Protagonistin so fühlt, wie sie fühlt, Du gibst auch nicht an, daß sie sich großartig darüber Gedanken macht - und das ist das, was mir an Deiner kleinen skizzenhaften Geschichte gefallen hat. Den Satz

Ein ganz normaler Abend im Bett.
würde ich weglassen, denn es wird aus dem Kontext bereits deutlich, daß Du einen solchen "ganz normalen Abend" beschreibst.

Gruß
stephy

 

Ich danke euch. Ich versuche meist Stimmungen einzufangen. (Ich habe vor dem Schreiben fotographiert)

Inhaltlich sind es lediglich zwei Menschen, die sich beide einer Art von Geborgenheit hingeben und glauben, sich zu lieben - was für die meist wohl auch ein adäquater ersatz darstellt.

 

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