Gute Freunde
„Los, ruf sie an!“
„Und was soll ich ihr deiner Meinung nach sagen?“
„Na ja, du könntest ihr sagen, dass du sie liebst und dass so was nie wieder vorkommt, oder so ähnlich.“
„Du bist mir echt eine große Hilfe. Ich hab mit ihrer besten Freundin geschlafen. Das wird die mir nie verzeihen.“
„Glaubst du echt? Aber, du hast doch schon öfter mal Mist gebaut.“
„Sag mal, kapierst du eigentlich gar nichts. Ich hab mit Lisa geschlafen, ihrer besten Freundin.“
„Marie war auch mal ihre beste Freundin, bis dus mit der getrieben hast.“
„Also, pass auf! Mir ist im Moment echt nicht zum Lachen zumute. Es wäre also sehr zuvorkommend, wenn du dir deine absolut dämlichen Einwürfe sparen könntest.“
„Ja aber war doch so!“
„Ja aber war doch so! Verdammt noch mal, das tut doch jetzt gar nichts zur Sache“
„Is ja schon gut. Ich wollt ja bloß helfen.“
„Aber nicht, indem du nur dumme Kommentare von dir gibst!“
„Was soll ich denn machen?“
„Keine Ahnung!“
„Warum schreibst du ihr nicht?“
„Und was soll ich ihr bitte schreiben?“
„Na das Gleiche, das du ihr am Telefon erzählen würdest, nur halt schöner.“
„Du müsstest dich mal reden hören. „Das Gleiche, das du ihr am Telefon erzählen würdest, nur halt schöner.““
„Ja, was denn?“
„Ja, was denn?“ „ Ja, ich frag dich, Helge!“
„Kapier ich jetzt nicht.“
„Ist egal. O.K., Ich schreib ihr! Aber, womit fang ich an?“
„Na, Hallo Meike!“
„Danke sehr, wenn ich dich nicht hätte!“
„Gern geschehen. So fang ich auch immer an, wenn ich Sabine nen Brief schreibe, nur halt anstatt Meike…“
„Ist O.K., Tommy! Ich hab es verstanden. Pass auf, wir müssen das Ganze jetzt etwas professioneller aufziehen. Zunächst schreib ich ihr, dass ich eigentlich gar nicht so richtig weiß, warum ich ihr überhaupt schreibe. Das ist gut, oder?“
„Hmmm.“
„Nee, das ist völliger Blödsinn. Ich bin schließlich fremd gegangen und natürlich weiß ich, warum ich ihr schreibe.“
„Das stimmt.“
O.K., also:
Hallo, Meike!
Als ich heute Morgen vor meinem Rechner saß, da habe ich mir unsere Urlaubsphotos aus Frankreich angesehen. Weißt du noch, wie wir damals mit unserem alten Bullie die Côte d`Azur entlang gefahren sind. Von Nizza runter nach Fréjus und dann weiter nach St. Tropez. Und wie wir uns am Lac de Saint-Croiz ….
„Wann wartn ihr da?“
„Tut das jetzt irgendwas zur Sache?“
„Eigentlich nich!“
„Richtig! Eigentlich, kein bisschen! Jetzt bin ich raus. Also, noch mal.“
Und wie wir uns am Lac de Saint-Croiz eines von diesen kleinen, gelben Kanus gemietet haben und dann zwischen den weißen Klippen hindurch, gemeinsam auf dem türkisfarbenen Wasser trieben.
Oder 98 in Dublin. Wo wir die erste Nacht in diesem Acht-Betten-Zimmer schlafen mussten, weil dein Vater bei der Buchung die falsche Kreditkartennummer angegeben hatte. Wie wir uns gemeinsam in dieses kleine Einzelbett gekuschelt haben. Das mit dem Rahmen drumherum, damit man nicht raus gefallen ist. Der eine Typ, in dem Bett rechts unten, hat die ganze Nacht geschnarcht, aber wir haben uns einfach in die Arme genommen, uns geküsst und alles um uns herum vergessen.
Meike, du fehlst mir! Erst jetzt, wo du nicht mehr da bist, da weiß ich, was ich an dir hatte und wie sehr ich die Zeit mit dir genossen habe. Wenn ich nur irgendwie könnte, würde ich versuchen das Geschehene ungeschehen zu machen.
Auch wenn mir klar ist, dass ich mich jetzt nicht in der Position befinde, in der man Forderungen stellt, so bitte ich dich nur um eines:
Verzeih mir!
In Liebe,
Dein Engel
„Na, Junge! Was sagst du? Also ich nenn das ein Meisterwerk!“
„Hmmm. Klingt gut.“
„Alles, klar. Dann muss ich den Scheiß jetzt nur noch kopieren und in die E-Mail einfügen und…“
„Halt! Stopp! Warte!“
„Verdammte Kacke! Bist du total behämmert! Mich so zu erschrecken! Was zur Hölle ist dir denn jetzt schon wieder eingefallen! Die ganze Zeit laberst du nur Blödsinn, gibst dumme Kommentare von dir oder sagst einfach nur Hmmm oder stimmt oder irgend so ein belangloses Zeug. Also, was ist los!“
„Schuldigung. Ich wollt nur fragen, ob man Meike mit ei oder ai schreibt.“
„Weißt du was?“
„Nee.“
„Lass uns ein Bier trinken gehen!“
„Wie jetzt? Sofort?“
„Ja klar. Jetzt sofort. Nur wir beide, wie früher.“
„Und was wird aus Meike?“
„Drauf geschissen! Die kann warten!“