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Gute Zeiten, schlechte Zeiten

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14.12.2009
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Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Ich schaute zum Fenster herein und sah einige Gestalten umherlaufen. Die Kälte war kaum auszuhalten und mein Magen knurrte. Ich hatte schon oft daran gedacht, mich bemerkbar zu machen, liess es aber immer bleiben. Das rieten mir auch meine Nachbarn. Vor allem der weise Alte mit seinen schwarz-weissen Haaren erklärte mir immer wieder, dass es schlauer wäre, sich anständig aufzuführen. Das Licht im Innern ging aus, und ich setzte mich zitternd auf den kalten Boden.
Ich überlegte gerade, warum wir bei uns zu Hause eigentlich nichts zu fressen bekommen, als ich sah, wie sich die Schwarze lautlos näherte. Ich roch sie schon von weitem. Sie trippelte um die Ecke. Das konnte doch nicht wahr sein. Gerade jetzt, wo es so friedlich war. Um das Unheil perfekt zu machen, lief die Nervöse der Schwarzen hinterher. Bald waren sie bei mir angelangt und ich versuchte, sie zu ignorieren. Ich hatte einen grossen Respekt und unheimlich viel Angst vor den beiden. Vor allem die Schwarze war sehr unberechenbar. Unberechenbar und auch irgendwie verwandelbar. Manchmal konnten wir sie aus grosser Entfernung nicht erkennen, weil sie immer ein wenig anders aussah. Wir sahen ihr ihre Gemütslage immer an. Sogar der Grosse hatte Angst vor der Schwarzen, weshalb er sie wahrscheinlich auch heute nicht berühren wird.
Die Schwarze war schon immer ein bisschen speziell und auch komisch gewesen. Sie erschien uns sehr ungepflegt und hatte eine ungewöhnliche Gangart. Wenn sie sich fürchtete, kam es auch vor, dass sie rückwärts lief.
Die Nervöse suchte eifrig herum, während sich die Schwarze darauf vorbereitete, sich in ihrer fiesen Art zu präsentieren.
Wie es vorauszusehen war, ging das Licht im Innern bald wieder an und ich konnte Stimmen hören. Hinter der Glasscheibe der Türe erschien der Grosse mit den kurzen Haaren, zeigte sein breites Grinsen und öffnete geräuschvoll die Türe, sodass ich erschrak. Ich rannte zwei Meter nach hinten, um mich ihm gleich darauf zu nähern. Er berührte meine Haare mit seiner rauhen Hand, was ich über mich geschehen liess, aber ich zeigte ihm deutlich, dass ich das hasste. Er roch unangenehm und deutlich nach Mensch. Ich hoffte, bald etwas in meinen knurrenden Magen zu bekommen. Vielleicht wäre dann die beissende Kälte ein bisschen besser auszuhalten. Eigentlich kann ich froh sein, so oft etwas zwischen die Zähne zu bekommen, denn ich gehöre nicht zu ihnen. Wir sind sonst nirgends willkommen. Überall gibt es die verwöhnten Anderen, die bevorzugt werden.
Jetzt musste die Schwarze eingreifen, das war ja klar. Sie kam auf mich zu und ich merkte ihr sofort an, dass sie gereizt war. Auch sie hatte wahrscheinlich grossen Hunger. Ich duckte mich und wartete, bis es vorbei war.
In meiner Angst erinnerte ich mich plötzlich an einen wunderschönen Sommertag, als die Schwarze noch nicht da gewesen war. Damals hatte ich keine wirkliche Konkurrenz gehabt. Ich konnte ungestört essen, ohne dieses Pochen im Magen lange aushalten zu müssen. Ausserdem hatte ich nicht ständig an der Nase und an den Ohren gefroren, denn es war sehr warm gewesen. Wir konnten den ganzen Tag an der Sonne liegen und unser Leben geniessen. Abends hatten wir lange im Garten spielen können. Die beiden Grossen waren damals noch kleiner und sehr nett zu uns gewesen. Eigentlich waren sie heute noch sehr freundlich, denn sie gaben uns jeden Tag zu Fressen.
Mein heftiges Zittern brachte mich in die Realität zurück. Nun war ich auf alles gefasst. Ich bekam gerade mit, wie die kleine Nervöse vor der Schwarzen durch lief. In einer furchtbar brutalen Weise schlug die Schwarze der Nervösen ohne Vorwarnung auf den Kopf. Beide erschraken unheimlich und sträubten ihre Haare dabei.
Puh. Ich hatte noch einmal Glück gehabt. Dank dem nervösen kleinen Ding konnte ich meinen Kopf aus der Schlinge ziehen. Sie wusste wahrscheinlich gar nicht, was sie angestellt hatte und die Schwarze war von ihrer Tat genau so überrascht wie die Nervöse. Ich hatte gar keine Zeit, mich von dieser Aufregung zu erholen, als der Grosse seufzte, die Türe hinter sich zufallen liess und im Innern verschwand. Jetzt gab es endlich etwas zu fressen, dachte ich mit rasendem Puls.
Tatsächlich folgte darauf unser Abendessen, denn die Grosse mit den langen Haaren gab uns etwas Gutes. Endlich wagte ich es einmal, mich gegen die Schwarze durchzusetzen. Ich drängte sie weg und genoss mein Fressen.
In diesem Moment wusste ich, es würden wieder gute Zeiten folgen.

 

Hallo Selina,

bin seit ein paar Tagen erst im Forum und wage mich nun an meine erste Rezession. :D

Schön geschriebene Geschichte, in die ich mich als Katzen"besitzer" recht gut reinfühlen kann. Du hast meiner Meinung nach in dieser doch recht kurzen Geschichtedas Wesen der Katzen sehr gut beschrieben: Nervös, vorsichtig, ängstlich, doch neugierig und wissend was sie wollen.

2 kleine Fehler glaube ich entdeckt zu haben:

(...)Vor allem der weise Alte mit seinen schwarz-weissen Haaren (...)

Hier soll es doch eine Katze sein, oder? Wenn ja, dann muß es anstatt "Haare" "Fell" heißen oder "der schwarz-weiße Alte. Du hast es wahrscheinlich gemacht um uns zu verwirren und an dieser Stelle der Geschichte im unklaren zu lassen, dass es sich um Katzen handelt.

Und hier:

(...) Er berührte meine Haare mit seiner rauhen Hand,

Auch hier wieder "Fell".

Selbst wenn man davon ausgeht, dass ein Katze ihr Fell in Gedanken vermenschlicht "Haere" nennt, klingt das nicht gut.

Ansonsten gibt es nichts von mir zu kritisieren. Nette Geschichte, flott erzählt.

Gruß, Buddy

 

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